Cover



Prolog

Ich hätte mich sicher von ihm ferngehalten, wenn ich es gewusst hätte. Ich hätte mich nie in ihn verliebt, wenn ich mich dadurch in Gefahr gebracht hätte. Ja, so vieles wäre nicht geschehen, wenn ich es gewusst hätte. Aber ich habe es nicht gewusst.

1. Kapitel

 Ich träumte gerade noch als meine Mutter mir die Decke wegriss und zu mir sagte: „ Leyla du musst aufstehen. Du brauchst doch immer so lange um dich fertig zu machen. Also los jetzt!“

Ich stand gequält auf, ging zu meinem begehbaren Kleiderschrank (wohl eher ein Kleiderzimmer) und lief hinein, als es bei mir klick machte.

„Scheiße heute ist doch der erste Schultag und die Neuen kommen! Mama, wie spät ist es?“ „6.30 Uhr.“

„Waas!!! Scheiße! Ok, ich muss hin machen.“, quiekte ich.

Meine Mutter verschwand derweil wieder. Also schaute ich in den Schrank und suchte mir was Hübsches aus, schließlich muss ich ja einen guten Eindruck machen, falls die Neuen heiß aussehen.

Oh, sorry in der ganzen Hektik hab ich mich ja gar nicht vorgestellt. Wie unhöflich von mir. Ich kicherte innerlich. Also höflich bin ich bestimmt nicht. Naja, nun wieder zu mir.

Ich heiße Leyla, bin 16 Jahre alt und gehe in die 10. Klasse des „Phoenix-Gymnasiums“. Wie ihr sicherlich schon erahnt habt, bin ich bzw. sind meine Eltern reich. Wie ihr wahrscheinlich ebenfalls am Kommentar meiner Mutter bemerkt habt, bin ich ein klitzekleines bisschen arrogant. Außerdem kann ich auch mal ziemlich zur Furie werden (Vorsicht bissig XD). Was ja kein Wunder ist, wenn man die Beliebteste der Schule ist. Ich habe blondes, langes Haar mit starken Wellen. Ja, schon fast Locken eigentlich. Meine Freunde sagen, ich sehe ein bisschen wie Taylor Swift aus. Wie schon gesagt bin ich die Beliebteste der Schule und zu meiner Clique gehören Alicia (ihr Spitzname ist Al), Helena (ihr Spitzname ist Hell und ja, ich weiß, dass das Hölle heißt, aber es ist halt so), Aysun (wenn man sie wütend machen will, sagt man Eishuhn zu ihr, aber das würde ich lieber nicht machen, denn dann wird sie zur Furie) und Johanna (ihr Spitzname ist Jojo).

Ich ging in mein Bad (ich hab ein eigenes) und sprang schnell unter die Dusche. Ich mag es, wenn das warme Wasser meinen Körper herunterläuft. Am Ende drehte ich kurz auf kalt, um mich ein wenig wacher zu machen. Ich möchte ja keine Ringe unter den Augen haben. Außerdem fördert das die Durchblutung. Ich ging aus der Dusche und zog mir schnell einen schwarzen Minirock und ein weißes Top an. Dann widmete ich mich dem Spiegel zu. Ich sehe zwar ungeschminkt auch toll aus, aber geschminkt finde ich mich noch viel hübscher. Aber erst mal putzte ich mir die Zähne und cremte mein Gesicht ein. Danach kämmte ich mir die Haare und ließ sie einfach offen. Als ich dann auch fertig geschminkt war, lief ich runter in die Küche und aß mein Frühstück. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, ging ich noch einmal hoch um meine Schultasche zu holen.

„Ich bin fertig, Mama. Wir können los.“, rief ich.

„Bin gleich da, Schätzchen. Du kannst ja schon mal zum Auto gehen.“, antwortete sie auch sogleich.

Also ging ich schon mal zum Auto. Natürlich, wie ihr es sicher erwartet habt, ist es ein Luxusschlitten. Und natürlich ist es nicht unser einziges Auto. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schlug die Autotür zu. Kurze Zeit später kam dann auch meine Mutter, ließ sich elegant und mit einer geschmeidigen Bewegung auf den Fahrersitz sinken und fuhr los.

Wir brauchten nur 5 Minuten als wir auch schon an meiner Schule angekommen waren. Ich stieg aus, nahm meine Tasche und winkte meiner Mutter noch zum Abschied. Gerade als ich schon weiterging ohne mich umzudrehen, schließlich stellten sich alle Schüler die in der Nähe waren immer in zwei Reihen jeweils links und rechts von mir (wie auf dem roten Teppich), wenn sie mich kommen sahen, stieß ich gegen etwas hartes, gleichzeitig weiches und fiel auf meinen Po. Wut stieg in mir hoch und ich blickte wütend auf und fing auch schon an zu schreien: „Was fällt dir eigentlich ein?! Kannst du dich nicht gefälligst in eine der zwei Reihen stellen wie es alle anderen auch machen? Das wirst du mir büßen, mein Freund! Da kannst du drauf wetten.“

Der Junge bzw. junge Mann, der mich umgeschmissen hat, muss circa um die 18 sein und sieht rattenmäßig scharf aus. Aber darum geht es ja gerade nicht. Ich habe ihn noch nie gesehen, also muss er wohl eine der Neuen sein. Er streckte seine Hand aus um mir hoch zu helfen, aber ich stand schon alleine wieder auf und klopfte mir den Dreck von meinen Klamotten. Der Neue nahm seine Hand wieder weg und musterte mich ausgiebig. An meinen Brüsten blieb er hängen, typisch, um dann bei meinen wunderschönen intensiven grünen Augen zu landen, die ihn böse anblickten.

„Wenn du dann endlich mit anschmachten fertig bist, kannste dich ja endlich entschuldigen und dich hinterher schleunigst zu den anderen in die Reihe gesellen.“, sagte ich sauer. „Warum stehen die eigentlich alle in zwei Reihen? Und außerdem warum sollte ich mich entschuldigen, schließlich bist du in mich reingerannt.“ konterte er auch nicht gerade in nettem Tonfall.

„Du da drüben, ja genau du.“

Ich zeigte mit meinem Finger auf irgend so einen Streber aus der 8., schätzte ich. Der schien anscheinend ziemlich verwirrt aber glücklich darüber, dass ich ihn angesprochen hatte, aber ich sprach einfach weiter: „Würdest du dem netten Herrn hier mal sagen, warum ihr in den Reihen steht?“

Das mit dem netten Herrn war natürlich sarkastisch gemeint.

„Oh, oh j-ja natürlich. Wir stellen uns immer in zwei Reihen wenn wir sehen das Leyla kommt.“, antwortete der Streber.

„Und warum tut ihr das?“ fragte der Neue den Streber sichtlich verwirrt.

„Naja, ich denke, weil Leyla die Beliebteste auf der Schule ist und wir das schon immer so machen.“, antwortete der Streber wieder.

„Gut, danke ähm, wie auch immer du heißt, dass du den Neuen aufgeklärt hast (nicht das, was ihr jetzt denkt…schämt euch). Und du denkst nicht nur, dass es so ist, es ist auch so.“

„So und du“, ich wandte mich wieder dem Neuen zu, „du verschwindest jetzt besser aus meinem Blickfeld. Ich kann deine Visage echt nicht mehr sehen.“

Er wandte sich tatsächlich um, aber nicht ohne mir noch zuzuraunen, dass er doch eine ziemlich heiße ’Visage’ hätte, und ging. Ich ging einfach weiter, ohne ihm noch einen Blick zuzuwerfen, zu meinen Freundinnen.

2. Kapitel

Bei meiner Clique angekommen, fing Alicia auch schon gleich an: „Habt ihr DAS gesehen. Leyla, du tust mir so leid, obwohl er ja eigentlich ziemlich gut aussah. Also ich hätte mich wahrscheinlich gern von ihm anrempeln lassen. Auf jeden Fall, Leyla, das schreit förmlich nach Rache. Wir müssen ihn unbedingt für das, was er getan hat, bestrafen. Ich meine, so was hat sich echt noch niemand getraut.“

Da hat sie Recht, so was von Recht. Also entwickelten wir alle gemeinsam einen Racheplan. Der wird sich noch blau und grün ärgern, dass er sich mit mir angelegt hat. Als es dann zur ersten Stunde klingelte, gingen wir alle zusammen zum Unterricht. Englisch. Ich hasse Englisch. Ich bekomme jedes Fach gut hin, außer Englisch. Bei Englisch angekommen setzte ich mich an meinen Tisch und Alicia neben mich. Alicia mag ich aus meiner Clique am meisten. Sie ist also sozusagen meine beste Freundin, doch in unsere Clique unterteilen wir das nicht. Sie hält immer zu mir. Mit ihr kann man Pferde stehlen.

Der Englischunterricht war ziemlich öde. Wie immer eigentlich, es sei denn wir gucken einen Film. Und dann fiel mir ein, dass wir ja gar nicht wissen wie der Neue heißt und das würde mich schon interessieren.

Deshalb schrieb ich Alicia einen Zettel: „Weißt du wie der Neue überhaupt heißt?“

Ich faltete ihn zusammen und schob ihn rüber zu Alicia. Als sie meinen Zettel bemerkte, nahm sie ihn und öffnete ihn. Sie schien zu überlegen und schrieb dann was auf den Zettel. Als sie fertig geschrieben hatte, legte sie ihren Füller weg, faltete ihn wieder zusammen und schob ihn mir rüber.

Ich nahm ihn gespannt und öffnete ihn: „Sorry, ich hab seinen Namen wieder vergessen. Aber lass uns doch in der Pause die anderen Fragen, die wissen ihn bestimmt.“

Etwas enttäuscht aber doch zufrieden steckte ich den Zettel in meine Federmappe und ließ den restlichen Unterricht über mich ergehen. Am Ende der Stunde packte ich schnell meine Sachen in meine Schultasche und zog die anderen mit mir auf den Flur.

Als wir alle in unserer Ecke im Kreis standen fragte ich aufgeregt: „Wisst ihr wie der Neue heißt??“

Da fragte Johanna mich: „Welcher Neue, der der dich umgerannt hat?“

Jetzt war ich total verwirrt: „Was?? Es sind mehrere Neue?!“

Daraufhin antwortete mir Johanna etwas perplex: „Ja, ich glaube es sind 2. Der, der dich umgerannt hat und sein bester Kumpel. Wusstest du das nicht? Wenn ich mich recht erinnere, heißt er Jason und sein Kumpel heißt Aaron. Aaron sieht übrigens auch nicht so schlecht aus.“

Jason, ich ließ mir den Namen auf der Zunge zergehen, klingt gar nicht so schlecht. Aber Aaron ist auch ein schöner Name. Da die Pause nach der ersten Stunde nur eine 5-Minuten Pause war, ging sie auch relativ schnell wieder zu Ende. Als es klingelte gingen wir zur nächsten Stunde, Mathe. Ich mag Mathe. Naja, also zumindest wenn ich das hinbekam, was wir gerade behandelten. Nach Mathe hatten wir dann noch Chemie, Physik, Latein, Musik und Deutsch. Nach Musik war aber noch die Mittagspause. Nachdem ich Chemie, Mathe, Physik und Latein über mich gebracht hatte, mussten wir also zu Musik. Musik zog sich ewig lang hin und wir sangen die ganze Zeit nur irgendwelche langweiligen Lieder. Zwar immer noch besser als irgend so ein Notenzeugs, aber trotzdem langweilig. Als Musik vorbei war stürmten alle anderen Schüler in den Essenssaal, außer ich und meine Freundinnen. Wir gingen gemächlich in den Essenssaal an unseren Tisch und setzten uns mit einer flüssigen Bewegung hin. Die anderen Schüler standen alle an der Essensausgabe und versuchten sich irgendwie vorzudrängen. Der Schulfraß war dermaßen eklig. Deshalb habe ich für mich und meine Freundinnen einen Koch eingestellt, der für uns etwas Leckeres zum Essen macht. Und dann ging die Küchentür auf und Pablo, so heißt unser Koch, brachte unser Essen auf so einem Rollwagen zu uns. Als er bei uns angekommen war, stellte er unser Essen vor uns und schenkte uns noch was zu Trinken ein. „Danke Pablo, das sieht wieder einmal ganz vorzüglich aus.“, sagte ich ihm mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Als er mit einschenken fertig war, sagte er noch mit einem spanischen Akzent: „Guten Appetit“, und verschwand wieder. Inzwischen ist der Trubel an der Essensausgabe abgeebbt, denn fast alle Schüler saßen schon an den Tischen und aßen. Ich schaute mich nach den Neuen um und fand sie an dem Tisch von den beliebten Jungs. Ja, Aaron sieht wirklich auch nicht schlecht aus aber Jason sieht noch besser aus. Wenn ich so darüber nachdachte, ist er jetzt wohl der heißeste Junge der Schule. Tja, jetzt ist es Leon wohl nicht mehr. Leon war vorher der Beliebteste und Heißeste Junge unserer Schule. Außerdem ist er mein Exfreund. Ich war 6 Monate mit ihm zusammen, habe dann aber Schluss gemacht, weil er mich betrogen hat. Nicht, dass die andere hübscher war als ich, aber zu verachten war sie auch nicht. Sie hat sich voll an ihn ran gemacht.

’Welcher Mann hätte da noch Nein sagen können’, hatte er damals zu mir gesagt.

Die Männer sind doch alle gleich. Denken immer nur mit dem Schwanz.

’Ich bereue es furchtbar’ sagt er immer. Er liebt mich immer noch. Ständig versucht er mich wieder zurückzubekommen, aber da kann er lange warten. Für mich ist er gestorben. Ich schaute immer noch ganz in Gedanken versunken zu Leon, als ich bemerkte, dass Jason mich auch beobachte. Ich schaute zu Jason, aber als er bemerkte, dass ich ihn erwischt hatte, wandte er sich schnell ab. Jetzt musterte ich Jason, ja er sah definitiv total heiß aus. Er hatte braunes Haar, dass er an einer Seite etwas hochgegelt trug. Hatte ich noch nie gesehen, sieht aber echt gut aus. Er trug ein schwarzes Shirt, worunter sich deutlich seine Muskeln abzeichneten. Und davon besaß er viele, dass kann ich euch sagen. Außerdem trug er eine Jeans, die er etwas tiefer gezogen hatte, und schwarze Sneakers. Im Großen und Ganzen wird er also der Traumtyp vieler Mädchen sein. Als die Essenspause dann vorbei war, kam Pablo um das dreckige Geschirr abzuholen. Meine Freundinnen und ich gingen also aus dem Essenssaal, als mich jemand an der Hand festhielt. Ich wirbelte herum und fragte Leon genervt: „Was willst du?“

Da antwortete Leon mit einer Stimme, die jedem Mädchen, außer mir, den Verstand genommen hätte: „Ich hab gemerkt, wie du mich beim Essen beobachtet hast. Möchtest du vielleicht doch wieder mit mir zusammen sein?“

Daraufhin hauchte ich mit verführerischer Stimme: „Mach mal die Augen zu.“

Er schloss seine Augen und ich fragte ihn wieder mit der verführerischen Stimme: „Und was siehst du?“

Er antworte auch wieder mit der Jedem-Mädchen-Kopfverdreh-Stimme: „Dich.“

Ich sagte ihm mit böser Stimme: „Nein, du siehst etwas, was du einmal gehabt hast, aber nie wieder haben wirst!“

Nachdem ich das gesagt hatte, entzog ich ihm meine Hand und ging zu dem Raum in dem wir jetzt Deutsch hatten. Er sah mir perplex, verwirrt und verletzt hinterher. Natürlich es gibt ja sonst kein Mädchen, welches so an seinem Ego kratzt. Als die Schule vorbei war, verabschiedete ich mich von meinen Freundinnen und wollte gerade nach Hause gehen, als ein Auto neben mir hupte. Ich zuckte kaum merklich zusammen und schaute mir das Auto an, bevor ich guckte wer in diesem Auto saß. Wow, das war ein Cabrio. Geil.

Als ich aber sah, wer sich in diesem Auto befand, war meine Begeisterung wie weggeblasen. Und, wer saß drin? Genau, ihr habt richtig geraten. Jason.

Ich sah ihn an und fragte genervt: „Was willst du?“

Na toll, ein Déjá-Vu.

Jason antwortete: „Ich dachte als Entschuldigung für heute morgen könnte ich dich vielleicht nach Hause fahren.“

„Vergiss es, da musst du dir schon was besseres Einfallen lassen.“ sagte ich und ging einfach weiter.

Aber er fuhr im Schritttempo neben mir her. Man hat der eine Ausdauer. Natürlich, wahrscheinlich kann oder will sich sein Ego keine Abfuhr leisten.

„Ich steh auf freche Mädchen.“ sagte er mit einer tiefen, verführerischen Stimme.

„Tja, das ist jammerschade, denn ich steh nicht auf schwanzgesteuerte Typen, wie dich.“

Da prustete plötzlich jemand auf der Hinterbank los. Oh, da sitzt ja auch Aaron. Den hab ich ja gar nicht bemerkt. Jason funkelte Aaron böse an. Aber Aaron brachte nur japsend zustande: „Sorry, aber das Mädchen ist einfach zu geil.“

Inzwischen hielt er sich vor Lachen schon den Bauch und ich sah auch Tränen in seinen Augen funkeln. Ja, ich musste wohl sehr witzig sein. Jeah, 1:0 für mich.

Ich sagte: „Also Aaron scheint echt nett zu sein. Vielleicht komm ich ja doch mit.“, und setzte mich hinten zu Aaron.

Aarons Lachen ebbte langsam ab.

Da fragte mich Jason: „Willst du nicht lieber vorne sitzen?“

„Nee, ich bleib lieber bei Aaron.“

Aaron hatte inzwischen aufgehört zu Lachen und legte demonstrativ den Arm um meine Schulter. Ich wehrte seinen Arm nicht ab, denn Jasons Gesichtsausdruck war einfach zu geil. Ich hab noch nie jemanden so eifersüchtig blicken sehen. Also wenn Blicke töten könnten, wäre Aaron jetzt auf der Stelle tot umgefallen, so böse schaute Jason ihn an.

„Kannst du jetzt vielleicht endlich mal losfahren?“ fragte ich Jason gereizt.

Daraufhin fuhr er dann auch los.

Da fragte mich Aaron: „Wie heißt du eigentlich, Schönheit.“

Wieder ein eifersüchtiger Wenn-Blicke-töten-könnten-Blick von Jason.

„Danke für das Kompliment. Ich heiße Leyla.“, antwortete ich.

„Das ist ein schöner Name. Ich heiße Aaron, aber das weißt du ja anscheinend schon.“ „Danke“, sagte ich zu ihm und schenkte ihm mein strahlendes Lächeln.

Jason unterbrach uns indem er zu mir sagte: „Also wenn ich dich nach Hause fahren soll, muss ich schon wissen wo du wohnst.“

„Oh, ja natürlich, das hab ich ganz vergessen. Ich wohne in der Kastanienallee 12.“

Da fragte mich Aaron: „Ist das nicht das teuerste Viertel in der Stadt?“

„Ja, genau. Da wohn ich.“

Er schien nicht sichtlich verwirrt darüber.

„Also seid ihr reich?“, fragte er wieder.

„Ja, sind wir. Mein Vater ist Architekt und meine Mutter Anwältin.“

Plötzlich hielt der Cabrio an und Jason sagte: „Da wären wir.“

Ich stieg aus und sagte: „Danke fürs mitnehmen. Es war nett mit dir Aaron.“

Als ich auch meine Schultasche genommen hatte, lief ich auf unsere Villa zu, drehte mich vor der Haustür noch einmal um, winkte und warf Aaron noch eine Kusshand zu. Ich musste diesen Blick von Jason einfach noch einmal sehen. Nachdem ich diesen Blick erneut genossen hatte, drehte ich mich wieder um und schloss die Haustür auf.

3. Kapitel

Ich trat in die Eingangshalle und lauschte. Stille. War ja klar. An sich hätte ich gar nicht lauschen brauchen, meine Eltern sind eh nicht da. Aber trotzdem tat ich es Tag für Tag immer wieder und wenn ich noch so doll gegen den Drang ankämpfte. Am Ende gewann er eh immer. Also kämpfte ich inzwischen schon gar nicht mehr gegen ihn an.

Nachdem ich ausgiebig auf jedes winzigste Geräusch gelauscht hatte, zog ich mir meine Schuhe aus. Ich lief hoch in mein Zimmer und pfefferte meine Schultasche in die nächste Ecke. Danach ging ich wieder runter in die Küche. Ausführlich überlegte ich, was ich mir zu Essen machen sollte. Aber eigentlich war ich von Pablos Essen noch satt. Dann mach ich mir halt nur ne Schüssel Kelloggs. Gesagt, getan. Naja, ehr gedacht, getan. Aber das ist ja auch egal. Es läuft ja auf dasselbe hinaus. Also holte ich mir eine Schüssel aus dem Schrank und die Milch aus dem Kühlschrank. Dann ging ich in die Vorratskammer und suchte mir Honey Loops aus. Ich lief wieder in die Küche und schüttete die Honey Loops in die Schüssel. Danach goss ich mir die Milch ein und stellte sie zurück in den Kühlschrank. Nachdem ich aufgegessen hatte, räumte ich alles wieder weg und ging in mein Zimmer. Dort holte ich meine Schultasche aus der Ecke heraus und widmete mich meinen Hausaufgaben. Gott sei Dank hatten wir nur Mathe aufbekommen. Da ich das, was wir zur Zeit behandelten hinbekam, dauerte es nicht lange bis ich fertig war. Ich packte meine Schultasche für den nächsten Tag, als das Telefon klingelte. Das wird wohl eine von meinen Freundinnen sein. Und so war es auch.

Ich nahm ab und sagte: „Hallo, Leyla McBlack am Apparat.“

„Hi Leyla ich bin’s.“, sagte Alicia.

„Hi, Al was gibt’s?“

„Ähm, Leyla, darf ich dir ein Geheimnis verraten?“, stotterte sie ein bisschen unbeholfen.

Na, das muss ja extrem sein, denn so leicht lässt sie sich eigentlich nicht aus der Bahn werfen. „Natürlich Süße, du kannst mir alles sagen.“

„Versprichst du mir auch, dass du es für dich behalten wirst.“

„Aber sicher, wenn du mich darum bittest.“

Jetzt war ich aber gespannt.

„Leyla, ich glaub ich hab mich in Aaron verliebt.“, platzte sie plötzlich damit raus.

Ich war für kurze Zeit sprachlos. Ich hätte echt mit allem gerechnet, aber nicht damit.

„Leyla, bist du noch dran??“ fragte sie.

„Ja, ja ich bin noch dran.“ Und dann legte ich los.

„Aber was? Aber wie? Aber wo? Aber wann? Süße, ich meine, du kennst ihn doch gar nicht. Ich kann dir aber sagen, dass er eigentlich total nett ist. Aber ich glaube, er ist trotzdem ein Macho.“

Da fing sie an zu schwärmen: „Oh Leyla, es war einfach Liebe auf den ersten Blick. Er sieht einfach so umwerfend aus mit seinen mittelblonden Haaren, die ihn alle ein bisschen vom Kopf abstehen. Da möchte man einfach mal durchwuscheln. Und seine intensiven blauen Augen erst. Da denkst du sie gucken dir direkt ins Herz.“

Sie schwärmte weiter über ihn und ihre Stimmung war auf dem Höhepunkt, als sie sich an meine Worte erinnerte.

„Hey, woher weißt du denn überhaupt, dass er nett ist?“

Jetzt war ihre Stimmung auf dem Tiefpunkt. Oh Shit, was erzähl ich ihr denn jetzt. Ich glaub ich sag ihr einfach die Wahrheit.

Also erzählte ich ihr, dass Jason mich als Entschuldigung nach Hause gefahren hatte. Aaron auch dabei war. Er sich ein bisschen an mich rangemacht hatte und ich nichts dagegen unternommen hatte, weil Jasons Blick einfach zu geil war.

„Aber ich kann ihn dir vorstellen, wenn du willst. Und ich weise ihn auch ab, wenn er sich wieder an mich ran macht, Ok?“ fügte ich schnell hinzu.

„Oh Leyla, das würdest du alles für mich tun. Oh, danke, danke. Ich liebe dich. Du bist die beste Freundin auf der Welt.“, sagte sie hellauf begeistert.

„Sorry Leyla, aber ich muss jetzt Schluss machen. Vergiss nicht, was du mir versprochen hast und du stellst ihn mir morgen vor, Ok???? Oh Gott ich weiß gar nicht was ich anziehen soll und was mach ich nur mit meinen Haaren. Du, Leyla, ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Bye bye.“, sagte sie jetzt panisch.

Und bevor ich auch nur 'Tschüss' sagen konnte, hatte sie schon aufgelegt. Ich legte das Telefon wieder weg und ging in mein Zimmer. Dann machte ich meine Musikanlage an und Rihannas „California King Bed“ ertönte aus den Boxen. Ich ließ mich aufs Bett fallen und schloss meine Augen. Plötzlich überkam mich eine so plötzliche Müdigkeit, dass ich sofort ins Land der Träume glitt.

4. Kapitel

Am nächsten Morgen konnte ich mich an keinen meiner Träume erinnern. Schade eigentlich, ich mag meine Träume. Also nur, wenn es keine Alpträume sind. Ich stand auf und ging zu meinem Kleiderzimmer, um mir etwas zum Anziehen herauszusuchen. Mit meinen ausgesuchten Klamotten, schlurfte ich dann ins Badezimmer und duschte mich. Am Ende drehte ich wieder kurz auf kalt um wacher zu werden. Daraufhin verließ ich die Dusche und widmete mich dem Spiegel zu. Ich bürstete mir die Haare und machte mir dann einen Pferdeschwanz, weil wir heute Sport haben. Nach dem üblichen Schönheitsprogramm ging ich runter in die Küche und bereitete mir mein Frühstück zu. Nachdem ich fertig gefrühstückt hatte, ging ich hoch in mein Zimmer und holte meine Schultasche. Wieder fuhr mich meine Mutter zur Schule. Ich stieg aus, ging zwischen den berühmt, berüchtigten zwei Reihen hindurch (diesmal ohne Zwischenfälle) und lief auf meine Freundinnen zu.

Johanna begrüßte mich auch sogleich: „Hi Leyla. Na, diesmal nicht umgerammelt worden?“ „Nee, diesmal zum Glück nicht.“, antwortete ich.

„Das wäre ja auch echt lustig gewesen. Stell dir vor, dass würde jetzt zum Alltag werden.“, sagte Helena.

„Ja Hell. Total lustig. Ich lach mich krank. Hahaha.“, erwiderte ich sarkastisch.

Unsere Unterhaltung wurde durch das Klingelzeichen unterbrochen und wir begaben uns zum Unterricht. In der Stunde vor der Mittagspause schrieb Alicia einen Zettel, faltete ihn zusammen und schob ihn zu mir rüber.

Als ein geeigneter Augenblick war, weil unsere Lehrerin gerade nicht schaute, faltete ich ihn auseinander und las: „Stellst du mich jetzt Aaron vor???? <3“

Ich schrieb: „Ja ok, mach ich.“, auf den Zettel und schob ihn ihr wieder zurück.

Sie las ihn und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Dann schrieb sie wieder etwas darauf und schob ihn mir rüber: „Danke. Du bist einfach die Beste! :)“

Ich weiß. Wer sonst sollte die Beste sein, wenn nicht ich.

Als es klingelte, war Alicia total aufgeregt und hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. „Na los, du gehörst zu den beliebtesten und hübschesten Mädchen der Schule. Wir dürfen keine Schwäche zeigen.“, zischte ich ihr wütend, eindringlich aber auch sanft zu.

Ich weiß, wie kann man jemanden wütend aber auch sanft etwas zuzischen. Tja, ich weiß es auch nicht, ist halt so und außerdem ist nichts Unmöglich. Besonders für mich nicht.

Sofort hörte sie auf von den einen auf den anderen Fuß zu hüpfen und raunte mir nervös: „Tschuldigung.“, zu. Ich nahm sie an der Hand und zog sie Richtung Speisesaal. Kurz vorm Speisesaal sah ich Aaron und Jason um die Ecke laufen. Puh, sie sind also noch nicht drinnen. Ich winkte den beiden Jungs zu und zog Alicia mit mir in Richtung Jason und Aaron.

„Hi, Aaron. Darf ich dir meine beste Freundin Alicia vorstellen.“

Alicia zerdrückte mir fast meine wunderschöne Hand.

Man, muss Liebe schön sein.“ Ironie.

Aaron reichte ihr die Hand und sagte: „Guten Tag, meine Hübsche. Ich bin Aaron.“ Sie gab ihm ihre Hand und sie schüttelten sie. Aber danach ließ Aaron sie nicht los, ganz Gentleman-like nahm er ihre Hand, führte sie zu seinen Lippen und gab ihr einen Kuss darauf. Dann ließ Aaron ihre Hand sinken. Alicia wurde sofort so rot wie eine Tomate. OMG, wie peinlich. Ich drückte ihre Hand um ihr zu verstehen zu geben, dass sie ihre Gesichtsfarbe schnellstens wieder unter Kontrolle kriegen sollte. Sie hatte es wohl ganz ordentlich erwischt. Anscheinend verstand sie meinen Handdruck und ihr Gesicht nahm langsam wieder seine gewohnte Farbe an. Auf Aarons Lippen stahl sich ein siegessicheres Lächeln. Ich wusste ja, dass er ein Macho ist. Aber wenn er ihr wehtut, dann bekommt er es mit mir zu tun. Und ich kann euch versprechen, danach wird er sich wünschen, nie geboren worden zu sein.

„Ähm, ich glaube wir sollten jetzt essen gehen.“, sagte ich.

„Ja da hast du wohl recht. Los, lass uns gehen.“, antwortete Jason.

Also liefen wir in den Speisesaal. Eine Mahlzeit von Pablo, einen Plausch mit meinen Freundinnen und den begaffenden Blicken, auf Jason und mir ruhend, vieler Schüler später. Wir gingen in die nächste Stunde und ließen den restlichen Schultag über uns ergehen. Nach der Schule gingen ich und Alicia nach draußen, als ein Auto neben uns hupte.

Schon wieder ein Déjá-Vu.

Wir drehten uns zu dem Auto und wen wundert’s, Jason und Aaron saßen drinnen. Aaron wieder hinten auf der Rückbank.

„Na, wollt ihr mitfahren“, fragten beide.

„Ja, klar.“, antworteten Alicia und ich synchron.

Alicia platzierte sich hinten neben Aaron und ich vorne neben Jason. Aaron und Alicia flirteten die ganze Autofahrt über, doch Jason und ich schwiegen uns an. Aber es war kein erdrückendes Schweigen, es war ein angenehmes Schweigen.

„Wo wohnst du denn, Alicia?“, fragte Jason nach einer Weile.

„Sie kommt heute mit zu mir.“, sagte ich ihm.

Er zuckte mit den Schultern und fuhr schweigend weiter. Als wir an meiner Villa ankamen, stiegen Alicia und ich aus und verabschiedeten uns von den Jungs. Ich schloss die Tür auf und wir traten ein. Wir verbrachten einen lustigen Nachmittag zusammen. Wir sonnten uns am Pool, tranken Cocktails, lästerten über andere ab und sie schwärmte natürlich über Aaron. Also echt, so langsam ging mir die ewige Schwärmerei auf die Nerven. Als es Abend wurde verabschiedeten wir uns mit Küsschen links und rechts und einer liebevollen Umarmung. Ich stieg die Treppen hoch in mein Zimmer und ließ mich erschöpft auf mein Bett fallen. Das war ein schöner aber auch anstrengender Tag gewesen. Nach einer Weile hievte ich mich wieder aus meinem Bett, zog mir ein Nachthemd aus Seide an, schminkte mich ab, putzte mir die Zähne und kämmte mir die Haare. Danach legte ich mich wieder in mein Bett und deckte mich zu. Ich schloss die Augen und glitt geschmeidig ins Land der Träume.

5. Kapitel

Auch diesmal konnte ich mich wieder an keinen meiner Träume erinnern. Naja, auch egal. Ich stand auf und holte mir irgendwelche hübschen Sachen aus dem Schrank. Mit denen ging ich dann ins Bad und stieg unter die Dusche. Als ich mit duschen fertig war, wickelte ich mich in ein großes flauschiges Handtuch. Ich rubbelte mich trocken und zog mich an. Danach folgte wieder das übliche Schönheitsprogramm, welches 30 Minuten dauerte. Daraufhin ging ich die 13 Stufen herunter und betrat die Küche. Ich machte mir eine Schüssel Müsli und ließ mir Zeit beim Essen. Nachdem ich aufgegessen hatte ging ich hoch in mein Zimmer und holte meine Schultasche. Danach ging ich zum Auto, in dem meine Mutter schon auf mich wartete. Wir fuhren los und nach 5 Minuten standen wir auch schon vorm Schultor. Ich hoffe bald bekomme ich mein eigenes Auto. Dann kann ich endlich alleine zur Schule fahren. Ich stieg aus und winkte meiner Mutter noch zum Abschied. Dann drehte ich mich um und ging zu meinen Freundinnen.

„Hi Leute, wie geht’s? Gibt’s irgendwas Neues?“

Alle antworteten mir im Chor: „Ja, uns geht’s gut und dir?“

„Mir geht’s auch gut.“

„Und gibt es nun was Neues??“ fügte ich noch hinzu.

Da sagte Aysun: „Ja, es gibt wirklich was Neues. Ich sag dir, dass glaubst du mir nie. Sarah ist jetzt mit David zusammen. Kannst du dir DAS vorstellen??“

Sarah und David? Nein, niemals! Sarah und David waren doch DIE Todfeinde schlechthin. Immer wenn sie aufeinandertrafen, endete es in einem Chaos. Wie bitteschön, hätten die sich ineinander verlieben können? Und wann?? So von den einen auf den anderen Tag. Das geht doch nicht. Erst Todfeinde und dann auf einmal…schwupps..ein Paar. Also das ist für mich echt unbegreiflich. Das war bestimmt nur ein Scherz. Ja, genau. Aysun wollte mich nur verarschen.

Ich sagte: „Also echt, Aysun hältst du mich wirklich für soooo doof. Ich weiß, dass du mich nur verarschen wolltest. Aber ich falle natürlich nicht drauf rein.“

Ich lachte. „Sarah. David. Lächerlich.“, murmelte ich vor mich hin.

Und dann sagte Aysun: „Es stimmt aber wirklich. Ich verarsch dich nicht. Guck doch selbst.“ Mit den Worten zerrte sie mich zu den Schließfächern. Die Anderen liefen uns hinterher. Als wir ankamen, bekam ich große Augen. Tatsächlich. Da standen David und Sarah bei den Schließfächern. David presste Sarah an die Schließfächer und sie küssten sich. Unglaublich. Das ich so was noch mal erlebe. Halleluja. Sarah hatte die Hände in Davids Nacken gelegt und David hielt sie an der Hüfte fest.

Anscheinend musste mein Gesichtsausdruck ziemlich verdattert aussehen, denn als Jason und Aaron mich sahen (bzw. meinen Gesichtsausdruck), krümmten sie sich vor Lachen. Ich ordnete schnell meine Gesichtszüge und schaute die Beiden böse an. Ich setzte so einen bösen Mörderblick auf, dass sie augenblicklich verstummten als sie mir in die Augen sahen. Sie kamen auf mich zu und entschuldigten sich kleinlaut.

„Lacht ja nicht noch mal über mich“, sagte ich ihnen böse und sie nickten eingeschüchtert. Danach gingen sie zu ihren Schließfächern. Ich drehte mich zu meinen Mädels, die mich verwirrt und beeindruckt ansahen.

„Was guckt ihr denn so?“, fragte ich sie verwirrt.

Da antworteten sie alle drei gleichzeitig: „Boah, wie hast du das denn gemacht?“

Ich verstand nicht.

„Wie hab ich was gemacht?“

Da antworten sie wieder alle gleichzeitig: „Man, Leyla du hast grad zwei ziemlich heiße Kerle eingeschüchtert, die wahrscheinlich nicht mal Angst bekommen würden, wenn ein Löwe auf sie zurast.“

Hmm, stimmt. Jetzt wo sie es sagen. Das ist ja wunderbar. Ich wette, diese Fähigkeit wird mir noch viel nützen. Als die Schule aus war, fuhr ich wieder bei Jason mit. Ich glaube, dass wird jetzt langsam zur Gewohnheit. Doch diesmal war Aaron nicht dabei. Bei mir zu Hause angekommen, stieg ich aber noch nicht aus. Nein, erst musste ich ihn noch was fragen.

Also fing ich an: „Sag mal, Jason, weißt du wie Aaron Alicia findet?“

Er schaute mich an und sagte: „Ich würde sagen, er findet sie natürlich sehr gut aussehend. Kein Wunder, sie sieht ja wirklich nicht schlecht aus.“

Als er den zweiten Satz sagte, bekam ich komischerweise einen Stich ins Herz. Omg Leyla, du wirst dich doch nicht in Jason verguckt haben, oder? Ausgerechnet in ihn! Und dann auch noch eifersüchtig auf deine beste Freundin. Wie tief bist du nur gesunken. Ja, wie tief.

„Aber warum fragst du?“

Er sah mich fragend an und hob misstrauisch eine Augenbraue hoch. Oh, er hat so tolle Augen. Dieses Blau. Das sieht so wunderschön aus, es ist aber auch eine ziemlich ungewöhnliche Farbe. Die sieht irgendwie so unnatürlich aus. Als wäre sie nicht von dieser Welt. Aber sie ist echt schön. Und diese Wimpern. Die sind so lang und voll, dass jedes Mädchen neidisch werden würde. Ich bräuchte wirklich eine ziemlich gute Wimperntusche, damit meine Wimpern so aussehen. Mein Blick glitt zu seinen Lippen. Die sehen so voll, sinnlich und unendlich weich aus. Die laden einen ja förmlich zum Küssen ein. Kaum war dieser Gedanke beendet, stellte ich mir schon vor wie wir uns küssten.

Stop!! Leyla was denkst du da!

Ich schüttelte innerlich meinen Kopf, um auf andere Gedanken zu kommen. Scheiße, ich habe gerade für Jason geschwärmt. Fuck!

Zurück im Hier und Jetzt angekommen, drehte ich meinen Kopf verlegen weg. Wenn ich noch mal in diese Augen schaue kann ich für nichts garantieren. Anscheinend ging Jason jetzt ein Licht auf, denn er schaute mich mit bohrendem Blick an. Ich sah es nicht, aber ich konnte seinen Blick auf mir spüren.

„Ah, jetzt hab ich es kapiert. Du möchtest die beiden verkuppeln, hab ich recht?“

Ja, er hatte recht. Ich wollte zwar nicht, aber wie von ganz allein nickte ich.

„Na, wenn das so ist. Natürlich interessiert er sich für sie. Aber normalerweise möchte er die Weiber ja nur in die Kiste kriegen. Und ich bezweifle, dass das bei Alicia anders ist. Aber ich kann ihn ja mal fragen.“

Was?! Ihn fragen! Ist der verrückt!

Ich schaute ihn geschockt an und schrie 2 Oktaven höher als sonst: „Nein! Du kannst ihn doch nicht einfach fragen! Spinnst du?! Du verstehst echt gar nichts!“

Mit wutschnaubendem Gesicht öffnete ich die Autotür und wollte aussteigen, doch ich wurde an der Hand festgehalten. Sofort fing meine Hand an wie Feuer zu brennen. Es war kein schmerzhaftes brennen. Auf gar keinen Fall. Es war ein wunderschönes brennen.

„Nein, Leyla bitte geh nicht.“, sagte er traurig.

Hä, traurig. Hab ich was verpasst? Er und traurig. Das ist wie Tag und Nacht.

Aber wenn er mich so bittet dann kann ich ihm einfach nicht länger sauer sein. Mist, was ist nur los mit mir?! Ich ballte die Hand die er nicht festhielt zur Faust, öffnete sie aber gleich drauf wieder. Danach drehte ich mich um und setzte mich wieder hin.

Aha, ich bin verrückt geworden. Warum, verdammt noch mal, habe ich mich wieder hingesetzt?! Er ließ meine Hand nicht los, nahm seine andere Hand, legte sie zärtlich unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihn anschauen musste.

Jason schaute immer noch etwas traurig und sagte: „Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es falsch ist ihn zu fragen.“

„Das ist doch nicht schlimm. Ihr Jungs wisst es halt nicht besser.“, sagte ich mit zärtlicher Stimme und dann tat ich etwas total Unerwartetes.

Ich legte ihm meine Hand auf die Wange. Er schaute mich geschockt, aber glücklich an. Ich war auch ziemlich geschockt. Das bin definitiv nicht ich gewesen, die ihm die Hand an die Wange gelegt hat. Ich schaute die Hand an und danach auf meinen Arm. Immer wieder abwechselnd. Hand, mein Arm. Hand, mein Arm. Doch egal wie oft ich auch hin und her schaute. Das war definitiv meine Hand, die auf seiner Wange lag. Geschockt von mir selber wollte ich die Hand dort wegnehmen, aber meine Hand gehorchte mir nicht. Sie blieb an Ort und Stelle liegen. Ich schaute Jason wieder an und versank natürlich in den wunderschönsten Augen, die ich je gesehen hatte. Und dann geschah es. Jason kam mir, wie in Zeitlupe, mit seinem Kopf immer näher. Näher und näher.

Ah!!! Er kam mir immer näher! Omg, er küsst mich gleich. Hilfe!!!

Ein paar Zeitlupen-Sekunden mehr und seine Lippen lagen auf meinen. Sie waren wirklich so weich wie ich es mir gedacht hatte. Nein, wahrscheinlich noch viel weicher, als ich es mir je hätte denken können. Ich schloss meine Augen, um den Kuss noch intensiver zu spüren. In mir explodierte es. Jetzt gerade fühlte ich mich unendlich glücklich. Er küsste mich sanft. Sehr sanft. Wenn er mich so küsste, konnte ich keinen ordentlichen Gedanken mehr fassen. Ich erwiderte seinen Kuss und wir küssten uns leidenschaftlicher. Ich hoffte, dieser Kuss würde niemals enden. Viel zu schnell, für meinen Geschmack, löste er seinen Lippen von meinen.

Jetzt konnte ich wieder klar denken. Ich nahm meine Hand und schon verpasste ich ihm eine ordentliche Ohrfeige. Ich sagte: „Shit!“, stieg aus dem Auto und rannte fluchtartig ins Haus. Ich schloss die Tür schnell hinter mir, lehnte mich mit dem Rücken an die geschlossene Tür und ließ mich mit einem Stöhnen daran heruntergleiten, bis ich auf dem Boden saß. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“, fluchte ich und legte mein Gesicht in meine Hände. Es tat mir unendlich leid, dass ich ihn geschlagen hatte. Aber wer hat ihm überhaupt erlaubt mich zu küssen. Ich bestimmt nicht. Ob es für ihn wohl nur ein einfacher Kuss war, ohne Bedeutung?? Dieser Gedanke verfolgte mich noch den restlichen Tag. Am Abend, nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, legte ich mich in mein Bett. Ich dachte noch lange an Jason. Wie geht es jetzt mit uns weiter? Sind wir jetzt zusammen? Liebt er mich? Diese ganzen Fragen stellte ich mir und dachte, dass es mit uns sicher nicht weitergehen würde. Und die anderen beiden Fragen beantwortete ich mit Nein.

Ich hab es! Ich ignoriere ihn einfach. Na ob das so einfach sein wird? Ich bezweifle es, aber ich musste es einfach schaffen. Irgendwann überfiel mich dann doch die Müdigkeit und ich schlief ein.

6. Kapitel

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dauerte es erst ein bisschen bis mein Hirn wach war. Da fiel mir auch mein Plan wieder ein bzw. der neue Racheplan. Den von meinen Freundinnen und mir ist es nämlich nicht mehr. Nein, ich hab einen ganz Neuen. Ein bisschen davon wisst ihr ja schon. Nämlich, dass ich Jason ignorieren werde. Auch wenn es wehtut. Ich zieh das durch. Mein neuer Racheplan lautet wie folgt:

  1. Jason ignorieren. Ihn nur klammheimlich beobachten. Am besten gar nicht.

  2. Ihn eifersüchtig machen. Dazu brauche ich Kai.

 

Näheres zu Kai später.

Ich nahm mein Handy und schrieb Kai eine Nachricht.

Hi Schnucki, ich brauch deine Hilfe. Wann hast du Zeit. Ssz dein Leyla-Häschen XO

Ich holte mir Anziehsachen aus dem Schrank und nahm sie und mein Handy mit ins Bad. Dann ging ich in die Dusche. Als ich fertig war zog ich mir meine Sachen an, der Rock war diesmal noch etwas kürzer als sonst. Also kein Minirock sondern ein Micromini. Dann noch das Top mit tiefem V-Ausschnitt und ich konnte Jason schön eifersüchtig machen. Naja, zumindest wenn Kai antworten würde. Dann cremte ich mich ein, kämmte mir die Haare und machte mir mit dem Lockenstab richtige Locken. Diesmal schminkte ich mich auch ein bisschen auffälliger. Als ich gerade mit der Wimperntusche bei einem Auge fertig war, gab mein Handy das Zeichen, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Ich nahm mein Handy und öffnete sie. Dort stand:

Klar, für dich hab ich doch immer Zeit, weißt du doch. Wofür brauchst du denn meine Hilfe? Ld dein Schnucki

Supi, er hat Zeit. In Gedanken rieb ich mir bösartig lachend die Hände. Hihi, das wird lustig. Ich schrieb ihm zurück:

Hey, super danke. Du bist echt ein Schatz. Könntest du heute, wenn ich Schluss hab in die Schule kommen und mich abholen. Achja und könntest du vielleicht so tun als wärst du mein Freund. Das wär superlieb von dir. Hdl dein Leyla-Häschen

Ich nahm mein Handy und ging runter in die Küche. Am Küchentisch saß schon meine Mutter. Als ich reinkam, schaute sie auf und ihr fiel fast die Kaffeetasse aus der Hand. Als sie die Kaffeetasse wieder unter Kontrolle hatte, stellte sie sie ab, schaute mich wieder an und fing an zu lachen. Hä, warum lacht die denn jetzt? Hab ich einen Pickel im Gesicht?! Panisch fing ich an meine Stirn, mein Kinn und meine Wangen nach Pickeln abzutasten. Nein, Pickel hab ich keine.

„Warum lachst du denn?“, fragte ich meine Mutter.

„Leyla, Süße, warum hast du denn nur ein Auge getuscht. Ist das jetzt neu im Trend? Sieht nicht gerade gut aus, finde ich.“

Was? Nur ein Auge getuscht? Ach, stimmt ja. Als Kais Nachricht kam hatte ich nur ein Auge fertig getuscht gehabt. Boah bin ich doof. Innerlich schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Ich lief die Treppen wieder hoch und lief schnell in mein Bad. Als ich dort ankam und in den Spiegel schaute, fing ich auch an zu lachen. Das sieht ja echt schräg aus. Ihr müsst euch das mal bildlich vorstellen. Ein Auge extrem getuscht, dass es so aussieht wie diese meterlangen Wimpern aus der Werbung, und ein Auge kein bisschen getuscht. Schnell tuschte ich auch das andere Auge so ein-Meter-lang-mäßig. Dann überprüfte ich mein Werk im Spiegel. „Perfekt!“, sagte ich und warf meinem Spiegelbild eine Kusshand zu. Mein Handy piepste wieder. In der Nachricht stand nur:

Gut, kann ich machen. Wir sehen uns dann. Küsschen, dein Schnucki.

Super, jetzt kann ja nichts mehr schief gehen.

Danach ging ich in mein Zimmer, holte meine Schultasche, ging wieder runter und stieg ins Auto ein. Meine Mutter kam nur eine halbe Minute nach mir. Sie stieg ins Auto und fuhr los. Nach 5 Minuten Autofahrt stieg ich aus, winkte meiner Mutter noch zu und ging zu meinen Freundinnen. Als ich über den Schulhof stolzierte schauten mich alle an. Die Mädchen eifersüchtig oder bewundernd und die Jungs bewundernd und gierig. Bei meinen Freundinnen angekommen fielen ihnen fast die Augen aus dem Kopf.

Alicia war die Erste, die ihre Sprache wiederfand: „Boah, Leyla. Du siehst hammermäßig gut aus. Das ist ne glatte 10.“ Die anderen Mädchen nickten zustimmend. Manchmal bewerten wir unsere Outfits. Das machen wir dann mit einer Skala von 1-10. 1 heißt grottenschlecht und 10 heißt megasuper umwerfend.

Eine 10 also. Klasse. Dann kann es ja nur bergauf gehen.

Ich lächelte meine Freundinnen mit einem umwerfenden Lächeln an: „Unser Racheplan ist gestorben. Ich habe einen Neuen, viel besseren.“

Dann erzählte ich ihnen, dass Jason mich gestern geküsst hatte. Ich ihn jetzt eifersüchtig machen wollte, weil ja somit ganz klar ist, dass er auf mich steht. Und ich dafür Kai gebeten hab, nachher zu kommen und mitzuspielen.

„Echt, Kai kommt??“, fragte Johanna. Ich nickte.

„Das ist toll. Ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen.“, ergänzte Aysun.

So jetzt sag ich euch endlich (ich weiß, dass ihr das unbedingt wissen wollt) wer Kai ist. Also….Kai ist mein bester Freund. Er ist voll der Womanizer also nicht schwul. Wir haben uns voll bekloppte Kosenamen gegeben (Leyla-Häschen und Schnucki), aber die kennt ihr ja schon. Da er Womanizer ist, sieht er (natürlich) unglaublich gut aus. Groß (ich glaub 1.90 m oder so), Six-Pack, schwarze Haare, gut gebräunt, usw. Wir kennen uns schon sehr, sehr lange. Wir saßen schon zusammen im Sandkasten. Hihi, da haben wir uns immer mit Sand beworfen und uns gegenseitig Sandkuchen gemacht (und gegessen XD). Ja, wir waren nicht die einfachsten Kinder, aber definitiv die coolsten. Wir sind meistens mit Sonnenbrillen auf den Spielplatz gegangen und die anderen Kinder haben uns immer die Spielplatz-Checker genannt. Das waren noch Zeiten. Zurück aus meinen Gedanken aus alten Zeiten, hörte ich, dass es klingelte. Also ging ich zum Unterricht und freute mich die ganze Zeit auf den bevorstehenden Racheakt.

 

Desto näher das Ende des Schultages kam, desto hibbeliger wurde ich. In der letzten Stunde war ich so aufgedreht, dass ich dauerlächelte und auf dem Stuhl hin und her rutschte. Gott sei Dank merkte meine Lehrerin nichts von meiner Euphorie. Ich war voller Tatendrang und als die letzte Stunde vorüber war, sprang ich blitzschnell auf und schmiss meine Schulsachen in meine Tasche. Als nach wenigen Sekunden alles verstaut war, schulterte ich meine Tasche, zwinkerte meinen Freundinnen verschwörerisch zu und ging diesmal ganz lässig den Flur entlang Richtung Ausgang. In mir brodelte es zwar vor Freude, aber ich zwang mich ganz ruhig zu laufen. Hoffentlich ist Jason schon draußen und Kai ist auch schon da. Als ich raus kam fiel mir ein Stein vom Herzen als ich sah, dass Jason und Aaron bereits auf dem Schulhof standen. Jetzt fehlt nur noch Kai. Wenige Sekunden später parkte auch schon Kais Porsche auf dem Parkplatz. Hui, das wird so ein Spaß. Kai stieg aus und kam auf den Schulhof. Jetzt kann das Schauspiel beginnen.

Ich tat erst so als würde ich ihn noch nicht gesehen haben. Als ich ihn dann erblickte rief ich mit freudiger Stimme: „Kai!“ und lief mit einem herzzerreißenden Lächeln auf ihn zu. Er blieb in der Mitte des Schulhofes stehen und breitete seine Arme aus. Als ich bei ihm ankam, sprang ich ihm freudig in die Arme. Er hielt mich gut an der Taille fest und wirbelte mich im Kreis herum.

„Hi, mein Häschen.“, sagte er und lachte. Dann setzte er mich wieder auf der Mutter Erde ab. Er senkte seinen Kopf immer mehr meinem Gesicht zu bis seine Lippen auf meine trafen. Wir knutschten ein wenig herum bis plötzlich Aysuns Stimme zu hören war.

Sie sagte: „Hi Kai, lange nicht gesehen.“

Er löste seine Lippen von meinen, wand sich ihr zu und fasste mich besitzergreifend an die Taille. Kurz ließ er mich los, um meine Freundinnen zu umarmen. Als die Kuschelstunde vorüber war, fasste er mich wieder an die Taille und zog mich zu sich. Ich muss sagen, er spielt echt super mit. Aber ich habe auch nichts anderes von ihm erwartet. Während er sich mit Aysun, Johanna und Helena über sein Studium unterhielt, ließ ich meinen Blick schnell über die Schüler schweifen. Alle bis auf die beiden Neuen, unterhielten sich und blödelten herum. Für sie ist es nichts Besonderes wenn Kai und ich uns küssten. Das machten wir öfters einfach nur zum Spaß. Am Ende schnellte mein Blick noch mal ganz beiläufig zu den beiden Neuen. Jason starrte entgeistert unentwegt zu uns rüber. In seinen Augen sah ich Schmerz und Verletztheit. Anscheinend hat er jetzt das „Shit“, was ich nach unserem Kuss sagte, so interpretiert wie ich es beabsichtigt hatte. Nämlich so, dass ich das gesagt hatte, weil ich einen Freund habe. Kurz hatte ich Mitleid mit ihm, aber dann fasste ich mich wieder. Ich musste mich zusammenreißen. Aaron klopfte Jason beruhigend auf die Schulter und sagte ihm etwas. Ich kann mir schon vorstellen was.

Wie ich Aaron kannte, war es wohl so etwas wie: „Hey, beruhig dich, Alter. War doch klar, dass so ne Schnitte schon vergeben ist. Was hast du anderes erwartet.“

Jason schaute ihn böse an und zischte ihm irgendetwas zu, was ich nicht verstand. Allerdings fiel mir hier jetzt auch nichts zu ein. Was er ihm wohl gesagt hat? Ich wand meinen Kopf ab und schüttelte ihn, um diesen Gedanken schnell wieder los zu werden. Diesmal wandte ich mich dem Gespräch von Kai und den Anderen zu. Sie redeten gerade darüber, ob ihm schon ein Mädchen auf der Uni aufgefallen war. Er sagte tatsächlich, ihm wäre ein Mädchen ins Auge gefallen, welches Jeannine hieß.

Meine Freundinnen bombardierten ihn gleich mit solchen Fragen wie: „Wie sieht sie aus? Hast du schon mal mit ihr gesprochen? Habt ihr euch schon geküsst?“ usw.

Langsam wollte ich nach Hause, also zerrte ich an Kais Ärmel. Er wand mir den Kopf zu und fragte mich was los sei. Ich sagte etwas genervt zu ihm: „Können wir jetzt losfahren? Ich will nach Hause.“ Ich setzte noch den Hundeblick auf und er nickte mir zu. Schnell verabschiedeten wir uns von den Anderen. Wir liefen zu seinem schwarzen Porschen und er öffnete mir galant die Tür. Als Dank küsste ich ihn kurz auf den Mund und stieg elegant ein. Er lief auf die Fahrerseite und setzte sich ebenfalls. Wir schnallten uns an und er fuhr los. Auf der Fahrt fragte er mich warum er eigentlich so tun sollte als sei er mein Freund. Da er eh immer merkt wenn ich lüge, sagte ich ihm gleich die Wahrheit.

„Ich musste nur nen Kerl eifersüchtig machen. Danke übrigens, du warst echt super.“

Er nickte kurz und sagte: „Ach, das ist doch nicht der Rede wert. Du weißt, dass ich für dich alles tun würde.“

Bei mir zu Hause angekommen, verabschiedete ich mich mit einem weiteren Kuss bei ihm und stieg aus. Ich schloss die Haustür auf, zog meine High Heels aus und stellte sie in das Schuhregal. Danach ging ich in mein Zimmer, stellte meine Schultasche ab und schmiss mich auf mein Bett. Punkt 2 der Liste ist ja bereits abgehakt. Jetzt muss ich Jason nur noch ignorieren. Den Rest des Tages verbrachte ich mit den Hausaufgaben und legte mich abends ins Bett. Kurz darauf schlief ich ein.

7. Kapitel

Am nächsten Morgen wachte ich schon auf bevor mein Wecker überhaupt klingelte. Eigentlich wollte ich noch ein bisschen weiterschlafen, aber ich konnte nicht wieder einschlafen. Also wälzte ich mich so lange im Bett herum bis mein Wecker klingelte. Erst dann stand ich auf und ging ins Bad. Ich sprang schnell unter die Dusche und zog mich schnell an. Danach vollzog ich wieder das tägliche Schönheitsprogramm. Da ich diesmal schneller war als sonst ließ ich mir beim Frühstück besonders viel Zeit. Als ich auch fertig gefrühstückt hatte, holte ich meine Schultasche und ließ mich, wie jeden Tag, von meiner Mutter zur Schule fahren. In der Schule angekommen wollte ich gleich zu meinen Freundinnen gehen, aber da sah ich Jason auf dem Schulhof stehen. Er sah eigentlich aus wie immer. Also etwas hochgegelte Haare, ein T-Shirt was seine extrem vielen Muskeln betonte, eine Jeans die ein wenig tiefer hing und seine schwarzen Sneakers. Aber für mich sah er irgendwie noch viel göttlicher aus als sonst immer. Am liebsten wäre ich jetzt zu ihm herübergegangen und hätte ihn geküsst, doch da erinnerte ich mich wieder an meinen Plan. So schwer es mir auch fiel, ich musste ihn ignorieren, ob ich nun will oder nicht. Also wandte ich zwanghaft meinen Blick von ihm ab und seufzte erst mal tief. Dann setzte ich meinen Weg fort und ging zu den Anderen. Wir redeten über dies und das und was wir gestern so gemacht hatten. Allerdings hatte ich ja nicht sehr viel zu sagen, weil ich außerhalb der Schule ja nichts Interessantes erlebt habe. Daher war ich auch etwas abwesend und hörte nur mit halbem Ohr zu. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu Jason.

Kann das nicht mal aufhören?! So werde ich es nicht mal einen Tag schaffen Jason zu ignorieren. Irgendwie muss ich mich doch ablenken können.

Doch die Schulglocke unterbrach meine Gedanken und wir mussten uns zur ersten Unterrichtsstunde begeben. Die Stunde zog sich hin wie altes Kaugummi und ratet mal, woran ich die ganze Zeit denken musste. Natürlich an Jason.

Argh! Wenn das nicht bald aufhört werd ich noch wahnsinnig!

Nachdem die Schule endlich zu Ende war, wollte ich schon zu Jasons Wagen gehen, doch dann blieb ich auf der Stelle stehen. Wenn ich ihn ignoriere, werde ich nicht mit ihm nach Hause fahren können, oder nicht? Dann werde ich wohl oder übel nach Haus laufen müssen. Ich wollte schon umdrehen doch da sah ich etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ und mir ebenfalls einen Stich ins Herz verpasste. Ich erblickte Jason. Doch nicht nur ihn, nein. Jessica stand vor ihm.

Ich hab euch schon von ihr erzählt. Wisst ihr noch das Mädchen mit dem mich Leon damals betrogen hatte? Genau, das ist Jessica!

Jason hielt sie an den Hüften und drückte sie gegen sein Cabrio. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und sie küssten sich wild.

Augenblicklich stiegen mir Tränen in die Augen. Doch ich durfte nicht weinen. Wenn das jemand sah wäre ich meinen Ruf los und hätte fast alles verloren, was mir je etwas bedeutet hatte. Ich unterdrückte die Tränen, drehte mich um und lief automatisch nach Hause. Das Jason überhaupt eine Andere küsst ist ja schon schlimm genug, aber das es auch noch Jessica ist gibt mir echt den Rest.

Warum ist immer sie diejenige, die mir die Typen ausspannt für die ich etwas empfinde?

Zwar weiß ich nicht, was ich für Jason empfinde, doch dass ich etwas empfinde, ist glasklar. Ich fühlte mich wie ein Roboter und setzte eine emotionslose Maske auf. Nach einiger Zeit kam ich dann auch zu Hause an. Ich fischte automatisch meinen Schlüssel aus der Tasche und schloss die Tür auf. Von jetzt an tat ich alles emotionslos und automatisch. Ich schlüpfte automatisch aus meinen Schuhen, machte mir automatisch etwas zu essen und aß es, machte automatisch meine Hausaufgaben und machte mich automatisch bettfertig. Als ich dann im Bett lag, fiel die emotionslose Maske ab und ließ den zwanghaft zurückgehaltenen Tränen freien Lauf. Nachdem all meine Tränen versiegt waren und keine Neuen mehr kamen, schlief ich auch schon ein.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich den vielen anderen Bücher und Bookrix, die mich dazu inspiriert haben ein eigenes Buch zu schreiben.

Nächste Seite
Seite 1 /