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Prolog


Sie starrten sich an. Auge in Auge standen sie sich gegenüber, die Blicke fest aufeinander gerichtet. Man konnte nicht sagen ob das Mädchen, das Meer oder das Meer, das Mädchen hypnotisierte, aber in einer Trance befanden sie sich beide. Sie schienen zu kämpfen, doch nicht gegeneinander, nein. Sie kämpften zusammen, gemeinsam gegen eine andere Macht.
Sie waren wie miteinander verschlungen, obwohl sie sich nicht berührten, obwohl das Mädchen keinen Tropfen Wasser auf der Haut spürte. Sie bewegten sich als wären sie ein Körper, würden gleich denken und fühlen. Wenn sich das Meer nach rechts drehte ging das Mädchen mit der Bewegung mit, macht das Wasser kehrt glitt auch sie in dieselbe Richtung.
Die beiden Gestalten schienen sich nach stummen Befehlen zu richten. Kamen sie aus dem Wasser, waren sie verborgen im Rauschen der Wellen? Oder kamen die richtenden Worte von dem Mädchen, das sie mit seinen Lippen stumm formte?
Man konnte es nicht wissen, aber es war sicher, dass sie irgendwie kommunizierten.
Ein Knall zerstörte das wortlose Gespräch der miteinander harmonierenden Geschöpfe.
Einen Moment lang erstarrte das Mädchen, dann blickte sie auf. Ein Blitz zeriss den plötzlich dicht bewölkten Himmel, das Wasser wand sich von ihr ab. Das Mädchen war sichtlich entsetzt und verängstigt, sie spürte wie sich die feinen Härchen an Armen und Beinen aufstellten.
Sie zögerte einen Moment ihre Vernunft versuchte sie dazu zu drängen den Strand zu verlassen, sich von dem Wasser abzuwenden, mit dem sie gemeinsam gekämpft hatte, aber ihr Herz schrie: „Spring! Spring!“ Sie war hin und hergerissen. Schließlich stürzte sie ins dunkle Tief und wurde von den sich brechenden Wellen verschluckt.




1.Kapitel



Wenn vier Menschen auf der ganzen Welt, genau das gleiche, zur selben Zeit erleben und es doch so ganz anders ist, was passiert dann?
Eigentlich müssten sie sich doch kennen, oder? Sie hätten ausmachen können, was sie alle zur gleichen Uhrzeit tun würden.
Aber nein, diese vier Jugendlichen hatte noch nie ein Wort von einander gehört, sie wussten nichts von der Existenz der Anderen. Jeder hatte bis jetzt sein eigenes Leben gehabt, alles war ganz normal gewesen.

Marina Brookshar ist eine von ihnen, sie hat ein normales Leben geführt wie die anderen, fünfzehnjährigen Mädchen an ihrer Schule auch. Sie hatte zwei gute Freundinnen mit denen sie in der Stadt einkaufen ging, sich zu Videoabenden traf und ab und zu eine Party feierte.
Es gab vielleicht einen Punkt in ihrem Leben der nicht so war wie alles andere.
Sie liebte das Wasser, sie genoss es, sich auf ihm treiben zu lassen, darin einzutauchen, oder es einfach zu beobachten. Aber sie konnte mit überfüllten Schwimmbadhallen nichts anfangen, das Meer war es was sie so reizte und sie schließlich auch verschluckt hatte.
Es war an jenem Tag passiert an dem sich alles ändern sollte, nicht nur für sie sondern auch für drei Andere ihres Alters.

Alles um Marina herum war blau, selbst das Kleid welches sie trug. Sie war sich sicher, dass sie es vorhin nicht angehabt hatte, oder irrte sie sich. Der Boden auf dem sie saß, fühlte sich feucht und kalt an ihren nackten Beinen an. Sie stand auf und schaute sich um. Das Blau schien kein Ende zu haben. Sie machte ein paar Schritte und streckte ihre Hände aus und versuchte nach einer Wand zu tasten. Aber sie konnte nichts spüren, nur endlose Leere.
Wo war sie? Was war geschehen? Sie versuchte sich zu erinnern, Marina kniff die Augen zusammen. Sie grub in ihren Gedanken und plötzlich fand sie ein Bild.
Sie hatte auf dem Steg gestanden, in der Hareliff Bucht, nahe dem Haus ihrer Großmutter und das Wasser beobachtet wie so oft.
Doch irgendetwas war anders gewesen.
Der Blitz…er…er war auf einmal da gewesen, ganz plötzlich. Die Sonne hatte den ganzen Tag am Himmel gestanden und dann plötzlich sind Wolken aufgezogen und dann der…
Marina rutsche aus und fiel sie dachte sie würde auf dem harten Boden aufschlagen, aber nein, sie fiel immer weiter hatte den blauen Boden längst hinter sich.
Was passiert gerade? Dachte sie und fing wie wild an mit den Armen zu fuchteln um sich einen Halt zu suchen. Sie schrie, schrie sich die ganze Angst von der Seele, die Furcht zu sterben, alles. Langsam wurde sie leiser sie hatte keine Kraft mehr. Sie würde irgendwann auf einem Boden aufkommen. Dann würde sie tot sein, oder war das alles nur ein Traum?
Plötzlich vernahm sie eine fremde Stimme, sie schrie, genauso wie Marina es selbst noch vor ein paar Sekunden getan hatte. Wer war das? Ihr Echo konnte es nicht sein die, Stimme stammte hundertprozentig von einem Jungen, sie war viel tiefer, aber trotzdem verzweifelt.
Das endlose schwarze Loch, in das sie eben noch fiel, veränderte seine Farbe, langsam wurde es blau. Aber nicht so, wie in dem Raum in dem sie sich eben noch befunden hatte. Nein es war eher wie eine Wolke, in die sie nun fiel.
Plötzlich erkannte sie, dass diese Wolke einen Boden hatte, Marina wurde panisch.
Würde sie wie eben durch den Boden durch fallen, oder aufschlagen?
Sie kniff die Augen zusammen. Bereitete sich auf Schmerzen vor.
Marina traf auf den Boden auf, es war ein dumpfes Geräusch zu hören. Sie bewegte sich nicht.


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Texte: Copyright liegt bei der Autorin.
Tag der Veröffentlichung: 29.08.2011

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