Eines von den Dingen passt nicht zu den anderen.... Es war wie in einem Lied der Sesamstraße, in dem Kreise mit Quadraten verglichen wurden. So fühlte sich Anna seit sie denken konnte. Vater, Mutter und Geschwister waren Kreise. Alles lief glatt und rund. Anna war zweifelsohne das Quadrat und eckte überall an. Sie gehörte weder zu ihrem großen Bruder noch zur kleinen Schwester. Irgendwas stand immer zwischen ihnen. Deutlich spürte sie, dass ihre Mutter sie einerseits immer vor den anderen in Schutz nahm und andererseits sehr unterkühlt behandelte. Wenn Anna etwas falsch gemacht hatte, wurde sie mit Liebesentzug bestraft. Tagelang sprach die Mutter nicht mit ihr, was Anna dazu veranlasste, immer mehr in Opposition zu gehen. Besser negative Aufmerksamkeit als gar keine. Einmal musste sie sogar die Schulklasse wechseln, weil sie ein Kind gebissen hatte. Ihr Vater ging mit ihr sehr vorsichtig um. Wenn es schwierig wurde, zog er sich zurück, als ob ihn das nichts anginge. Anna lebte emotional im Niemandsland.
In der siebten Klasse trat Charlotte in ihr Leben. Sie war aus der Großstadt in Annas Nachbarschaft gezogen. Ihre Eltern hatte dort ein Haus gekauft. Schon nach wenigen Tagen waren Anna und Charlotte unzertrennlich. Charlotte war von Annas unabhängiger Art in den Bann gezogen. Anna mochte Charlotte, weil sie ihr so unvoreingenommen gegenüber trat. Anna hatte es nicht leicht im Leben. Aber das zeigte sie ungern. Man ahnte es, wenn in stillen Momenten ihre verletzliche Seele aus ihren großen braunen Augen sprach. Egal wie sehr sie es sich wünschte, sie drang nicht ans Herz der Mutter und erreichte nie den Status ihrer Geschwister. Es war, als gäbe es eine unsichtbare Bannmeile um sie herum. Da sie sich zu Hause ständig wie ein Störfaktor fühlte, verbrachte sie mehr und mehr Zeit bei Charlotte.
An einem Wochenende waren Annas Eltern und Geschwister verreist. Anna hatte sich geweigert, mit ihnen zusammen Tante Ursel im Sauerland zu besuchen und so kam es zu der Übereinkunft, dass sie für dieses Wochenende bei Charlotte blieb. Alle Eltern waren einverstanden und die Mädchen überglücklich. Anna und Charlotte feierten eine Mitternachtsparty, legten eine Platte auf und tanzten so leise wie möglich, um Charlottes Eltern nicht zu wecken. Sie aßen Süßigkeiten und erzählten sich noch ausführlicher als sonst von den Jungen, die sie cool fanden. Irgendwann kam das Gespräch auf Annas Familie.
„Es ist als ob ich nicht dazu gehöre. Ich bin nicht ganz sicher, ob sie mich überhaupt wollten. Vielleicht bin ich ja adoptiert?“
„Das glaube ich nicht. Aber du bist anders als dein Bruder und deine Schwester. Ich kann sehen, dass du dich wie ein Fremdkörper fühlst.“
„Ich würde es so gern verstehen. Irgendwas verbergen sie vor mir.“
„Hast du einen Haustürschlüssel, Anna?“ Etwas schelmisches blitzte in Charlottes Augen auf.
Mitten in der Nacht schlichen sich die beiden Mädchen wie Diebe ins Annas Haus. Dort öffnete Anna die Klappe des alten Sekretärs, der im Wohnzimmer stand, in dem die Eltern ihre Papiere aufbewahrten. Sie wühlten sich durch das Stammbuch, Impfpässe, Taufbescheinigungen und vieles mehr, aber nichts gab Aufschluss.
„Irgendwie bin ich erleichtert“, sagte Anna zu Charlotte, die gerade ein mit einem Seidenband zusammen gebundenen Stapel Briefe gefunden hatte.
„Das heißt doch, dass ich nicht adoptiert bin, wie ich immer vermutet habe. Es sind meine leiblichen Eltern. Und auf den anderen Seite kann ich mir nicht erklären, was an mir so falsch ist, dass sie mich nicht lieben.“ Tränen schwammen in ihren Augen. Charlotte umarmte sie. „Dafür liebe ich dich umso mehr!“
Sie nahmen kurzer Hand die Briefe mit zu Charlotte und legten sich ins Bett. Ein gewisser Werner hatte mehrfach an Annas Mutter geschrieben. Es waren sehr vertraute Zeilen. Alte Liebesbriefe. Der letzte Brief aus dem Jahr, in dem Anna zur Welt kam, erklärte alles. Werner bestritt nicht, der Vater des Kindes zu sein, mit dem Annas Mutter schwanger war, trotzdem distanzierte er sich deutlich von ihr und dem Baby.
„Dein Kind wird ehelich geboren und ist damit versorgt.“
„Oh Gott, Charlie, meine ganze Familie lebt mit einer Lüge! Ich bin das Kuckuckskind, dass meine Eltern nicht wollten. Mein ganzes Leben ist ein Fehler, den meine Mutter gemacht hat!“ Anna weinte die ganze Nacht, während Charlie sie im Arm hielt.
Dieses Geheimnis beschäftigte die Mädchen noch lange. Es lastete schwer auf ihnen. Doch gleichzeitig schweißte es sie noch fester zusammen. Sie waren eine Einheit, so wie Zwillinge.
Rücksichtsvoller weise trat kurze Zeit später die Liebe gleichzeitig in Annas und Charlies Leben. Auf einem Schulfest lernten sie die Freunde Marc und Marius näher kennen und lieben. Beide Jungen gingen in die Parallelklasse. Marius und Marc konnten Annas und Charlottes Freundschaft nichts anhaben, da sie selbst die besten Freunde waren. Von den Mitschülern wurde sie scherzhaft „M & M“ genannt. Anna liebte Marius von Herzen und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Er war ein so aufmerksamer und einfühlsamer Mensch, dass sie oft das Gefühl hatte, ihn gar nicht verdient zu haben. Charlie und Marc waren so verliebt, dass sie nach kurzer Zeit Silberringe tauschten. In der Freizeit fuhren die beiden Pärchen oft mit dem Fahrrad in den Nachbarort, um im Kino zu knutschen.
Es gab eine Schulfahrt nach London, an der beide Klassen teilnahmen. Auf der Fähre von Dünkirchen nach Ramsgate blieb den Schülern genug Zeit, um das Schiff zu erkunden. Mit schwankenden Gang, der dem starken Seegang geschuldet war, machten sich die vier auf den Weg von Deck zu Deck, um lachend an der Reling stehen zu bleiben und das stürmische Meer zu betrachten. Charlie hatte ihre Pocketkamera dabei und lichtete wider besseren Wissens die düsteren Wolken ab.
„Das wird doch nichts, spare dir die Bilder für London auf“, meinte Marc.
„Keine Sorge, ich habe ein paar Filme in Reserve dabei.“
Sie hielten sich an den Händen und sahen auf die Wellen.
Marius und Anna standen Arm in Arm im kalten Wind und sahen einander an.
„Ich freue mich so darauf, mit dir Hand in Hand durch Notting Hill zu schlendern.“
„Ja, ich mich auch. Gemeinsam über die ganze Stadt schauen im London Eye! “
Marius zog Anna noch näher an sich und küsste sie behutsam. Sie sah ihm in die Augen und wünschte sich nichts mehr als ein Leben mit ihm. Mit Marius, den sie so liebte und der ihr das Gefühl gab, ein liebenswerter Mensch zu sein.
„Ich will, dass wir uns nie trennen“, sagte sie und kämpfte plötzlich mit den Tränen.
„Was ist denn, Anna? Was hast du?“ Marius war irritiert.
„Nichts. Ich wünsche mir, dass wir unser Leben zusammen verbringen - gegen den Rest der Welt.“ Kaum hatte sie es ausgesprochen, schon kam sie sich albern vor. Aus Angst, er könnte sie auslachen, vergrub sie ihr Gesicht an seinem Hals.
„Hey“, er hob sanft ihr Kinn an, um in ihre Augen zu schauen, „genau das werden wir tun. Contra Mundum!“
Klick. In diesem Moment drückte Charlie den Auslöser der Kamera.
Die Klassenfahrt wurde ein voller Erfolg. Beide Klassen lernten sich besser kennen, es entstanden enge Freundschaften mit den Gastfamilien, in denen sie untergebracht waren und es gab Tränen bei der Abfahrt. Telefonnummern und Küsse wurden getauscht, als die Schüler zum Bus gebracht wurden, dann ging es Richtung Heimat. Anna und Charlotte saßen aneinander gekuschelt auf der Rückbank. Groggy von den vielen Eindrücken, aber glücklich.
„Charlie, erinnere mich dran, eine Agentur für Au Pair- und Schüleraustausch zu gründen. Das fördert den Weltfrieden und macht Menschen happy. Sieht man ja an uns.“ Sie lächelte selig.
„Okay, versprochen“, murmelte Charlotte, die bereits im Halbschlaf versunken war.
Zuhause hatte der Alltag sie bald wieder. Nur wenige Wochen nach der Rückkehr begannen die Ferien. Und schon kurz danach stand Charlotte mit verweinten Augen vor Annas Tür.
„Können wir reden? Ganz ungestört?“ Da Annas Familie Zuhause waren, gingen sie kurz entschlossen spazieren. Auf einer Wiese neben einem kleinen Bachlauf setzten sie sich ins Gras.
„Erzähl mal, was los ist.“
„Ich bin schwanger, Anna. Was soll ich jetzt tun?“
„Du bist was?“
„Schwanger“,sagte Charlotte bitter. „Soll ich es für dich aufschreiben? Mensch, mach's mir nicht noch schwerer.“
„Weiß Marc es schon?“
„Nein. Und meine Eltern auch nicht. Das wolltest du doch als nächstes fragen, oder?“
„Ja“, sage Anna erstaunt, „genau.“
„Was soll ich jetzt tun, Anna? Ich bin noch nicht mal siebzehn und habe noch keine Ausbildung. Mit einem Kind kann ich das Abitur vergessen.“
„Hey, es gibt immer einen Weg, Charlie. Wir finden schon eine Lösung.“
Sie nahm ihre schluchzende Freundin in den Arm und wiegte sie hin und her.
Wie ein Baby, kam es Anna in den Sinn. Das wäre ein schönes Gefühl, so ein kleiner Mensch, der einen bedingungslos liebt. Aber das sprach sie nicht aus. Noch nicht, dachte Anna.
Marc reagiert irritiert. Charlie hatte ihm nur gesagt, dass sie etwas Zeit zum Nachdenken brauchte. Sie hatte keine Andeutungen gemacht. In seinem Kopf nahm der Super-Gau Gestalt an: Charlotte hat sich in einen anderen verliebt, will mit ihm Schluss machen, weiß aber nicht wie. Wie sonst sollte er es deuten, dass sie ständig mit Anna zusammen steckte, sie sofort das Gespräch abbrachen, wenn er sich näherte. Annas mitleidiger Blick, Charlottes stumme Vorwürfe, das alles zermürbte ihn. Marius war genau so ratlos. Anna hatte auch fast nie Zeit für ihn, weil sie ständig bei Charlotte war.
Anna begleitete Charlotte zum Arzt und zur Beratungsstelle. Gemeinsam sahen sie das kleine Herz schlagen und von da an war es klar: Irgendwie wird es gehen. Falls Charlottes Eltern nicht halfen, was ungewiss war, schließlich waren sie noch nicht eingeweiht, würde Charlie in eine Wohngemeinschaft für junge Mütter ziehen und Anna würde sie unterstützen. Gleich am nächsten Tag wollten sie es dem werdenden Vater und den zukünftigen Großeltern mitteilen. Aber es kam anders.
In der Nacht hielt der Rettungswagen vor Charlottes Haus. Anna wurde vom Flackern des Blaulichts geweckt, das in ihr Zimmer schien, und sah neugierig aus dem Fenster. Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett und rannte barfuß und im Nachthemd zum Haus der Freundin. Auf einer Trage wurde Charlie gerade in den Rettungswagen geschoben.
„Anna, was machst du hier?“ fragte Charlottes Mutter. Sie war bleich wie der Mond.
„Was ist passiert?“
„Sie blutet sehr stark, sie weint nur und ist nicht ansprechbar. Wir mussten den Arzt rufen. Ich fahre mit ihr in die Klinik.“ Dann schloss der Sanitäter die Tür und der Wagen fuhr los.
Körperlich erholte sich Charlotte sehr schnell von der Fehlgeburt, aber die Wunden der Seele benötigten viel Zeit. Marc besuchte sie anfangs täglich, erst im Krankenhaus, dann Zuhause. Charlie trauerte um ihr Kind, Marc war hin- und hergerissen zwischen dem Verlust und dem verstörenden Aufkeimen des Gefühls der Erleichterung. Charlottes Eltern fühlten sich von Anna hintergangen.
„Du warst für uns wie eine Tochter. Ich hatte gehofft, dass wenigstens du uns ins Vertrauen ziehen würdest, Anna“, sagte Charlies Mutter und aus ihrem Blick sprach die blanke Enttäuschung.
Marius zog sich mehr und mehr zurück. Er und Marc verreisten in den Ferien spontan nach London. Sie brauchten Abstand. Anna wäre natürlich bei Charlotte geblieben, die noch lange nicht in der Verfassung für strapaziöse Reisen war, aber Marius hatte sie nicht mal gefragt.
Contra Mundum, dachte Anna bitter. Sie fühlte sich verloren und verlassen. Das Foto, das Charlie von ihr und Marius auf der Fähre aufgenommen hatte, blickte von der Pinnwand höhnisch auf sie herab. Sie nahm es ab und steckte es wieder in die Schutzhülle zu den anderen Bildern. Irgendwie schaffe ich es immer, alle Menschen, die ich liebe, gegen mich aufzubringen. Und da war es wieder: Eines von den Dingen passt nicht zu den anderen.....
Um Charlotte auf andere Gedanken zu bringen, fuhren ihre Eltern mit ihr in ein Ferienhaus in Dänemark, bis die Schule wieder beginnen sollte. Und als wäre nicht alles schon schlimm genug, wurde Annas Vater Hals über Kopf in ein anders Bundesland versetzt. Es blieb kaum Zeit, das Notwendigste zu regeln und den Umzug zu organisieren, geschweige denn sich von jemanden zu verabschieden. Von wem auch, dachte Anna, sie sind ja alle weg. Sie brauchen mich nicht mehr und haben mich vergessen.....
Mehr als zwanzig Jahre später
Anna las in ihrem Büro in der Klinik noch schnell ihre Emails und Nachrichten in den sozialen Netzwerken. Auf Facebook gab es eine Freundschaftsanfrage. Eine gewisse Charlotte wollte mit ihr befreundet sein. Aufgeregt nahm sie die Antrage an und war überrascht und berührt, dass es sich wirklich um ihre ehemals beste Freundin handelte. Charlotte wollte sich auf dem Wege nur vergewissern, dass sie wirklich die richtige Anna ist, um sich dann in den nächsten Tagen telefonisch zu melden. Das tat sie prompt.
Die beiden Frauen sprachen lange am Telefon und erzählten sich die Kurzfassung der verpassten Jahre.
„Du bist einfach verschwunden. Wir alle haben versucht, dich zu finden, aber die Schule und auch das Einwohnermeldeamt haben keine Auskünfte gegeben. Wieso hast du nie geschrieben, Anna?“
„Ich weiß es nicht. Ich hatte das Gefühl, alle enttäuscht zu haben. Dich, deine Eltern und natürlich auch Marius. Er war zum Schluss so verändert.“
„Du weißt doch, wie Männer sind. Wenn es brenzlig wird, verdrücken sie sich.“ Sie lachte. Es sollte unbekümmert klingen, aber es gelang nicht. Charlotte räusperte sich und fuhr fort:
„Ernsthaft, ich glaube für M & M war das zu viel. Sie brauchten eine Auszeit, wie man heute so schön sagt. Als Marius nach dem Urlaub vor deiner Tür stand und das Klingelschild abmontiert war, hat ihn fast der Schlag getroffen. Er hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um dich zu finden. Vergebens.“
Annas Kehle wurde eng, sie musste schlucken.
„Das wusste ich nicht“, krächzte sie.
„Und ich konnte es nicht glauben, dass ihr weggezogen seid, ohne eine Nachricht für mich,“ Charlotte machte eine Pause.
„Ich hätte dich gebraucht, Anna. Jetzt hatte ich nicht nur mein Kind, sondern auch dich verloren.“
Drei Tage später trafen sie sich im Café und erkannten sich sofort. Die anfängliche Unsicherheit verflog sehr schnell und beide waren überglücklich, sich wiedergefunden zu haben.
„Ich betreibe eine Agentur für private Unterkünfte in England, Schottland und Irland. 'Charlotte's B & B'. Und ich habe zwei Kinder und bin verheiratet.“
Sie strahlte Anna an und fuhr fort: „Mit Marc!“
Anna konnte es kaum glauben. Charlotte berichtete von den Jahren der Trennung nach der Fehlgeburt und von der Zeit, als sich sich neu verliebt und schließlich eine Familie gegründet hatten. Anna, die allein lebte und in ihrer Arbeit als Herzchirurgin völlig aufging, freute sich für ihre Freundin, obwohl es ihr einen Stich versetzte. Ihre Therapeutin hatte mal gesagt, dass Anna die Herzen anderer heilt, weil sie nie das Herz ihrer Mutter erreicht hatte. Zu ihren Eltern und Geschwistern hatte sie schon lange keinen Kontakt mehr.
Charlotte zeigte Fotos von den Kindern. Beide Kinder ähnelten sehr dem Vater.
Dann nahm Anna ihren Mut zusammen und stellte die Frage, die ihr so sehr auf der Seele brannte:
„Weißt du was von Marius? Wie geht es ihm?“
Charlottes Mimik veränderte sich.
„Glaub mir, vor dieser Frage hatte ich Angst, Anna. Ich wollte dich schon lange anschreiben und wieder Kontakt aufnehmen. Aber Marius hat mich davon abgehalten. Indirekt.“
Anna wurde flau im Magen.
„Was ist mit ihm?“ Ihr Stimme war nur noch ein tonloses Flüstern.
„Er“, Charlotte atmete hörbar, als ob sie damit Mut tanken könnte, „hatte vor vielen Monaten einen Verkehrsunfall.“
„Oh nein!“ Es war eher ein Schrei.
Charlotte griff über den Tisch, um Annas Hand zu nehmen. Sie sah ihr fest in die Augen.
„Er lag lange im Koma..... und.....hat es nicht geschafft. Es tut mir so leid, Anna!“
Mühsam lächelnd gingen Anna und Charlotte nach dem Treffen ihrer Wege, natürlich nicht ohne gegenseitige Einladungen und das Versprechen, in Verbindung zu bleiben.
Auf dem Heimweg spukte das Bild, das Charlotte auf der Fähre aufgenommen hatte, in Annas Kopf umher. Sie warf im Flur ihre Handtasche in die Ecke und stürzte in ihr kleines Büro. Mehrmals durchforstete sie die Schreibtischschublade. Sie hätte schwören können, dass die Fotos hier lagen. In der alten Fototasche von der Drogeriekette, die nicht mehr existierte. Mit jeder Minute des Suchens verkrampfte sie sich mehr. Sie wollte es finden, sie musste es ansehen... Aber alles, was sie fand, waren ein Maßband, lose Heftstreifen, Grußkarten, CDs und Disketten und ein altes Scheckbuch. So was braucht kein Mensch mehr, schoss es ihr durch den Kopf. Ja, und er nun auch nicht mehr, vervollständigte ihr trauriges Herz den Gedanken. Die Erkenntnis der Endgültigkeit überrollte sie und jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
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Tag der Veröffentlichung: 24.10.2014
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