1. ein mensch von 18 jahren klug
ein mensch von 18 jahren klug
das macht, daß all mein freud geschweigt.
dem konnt ich nie entwinden gnug
seit mir einaug sein wandeln zeigt.
an unterlass hab ich kein ruh,
mich zwingt ihr mündchen spät und fruh,
das ich wie lieblich auf und zu
mit worten süß kann lenken.
wie fern ich bin, mir nahen schier
ihr rein gesichter durch alle land.
ihr zärtlich´ blick´ umfangen mir
mein herz in echter lieb bekannt.
ach gott, und wüsst sie mein gedank,
wenn ich vor ihr sehnlichstens krank
hart steh und trau mit keinem wank
mich, wie sie rankt, zu ranken.
weiblicher weib nie mensch besah,
so lieberlich an tadels punkt.
ihr schön beweg macht ungemach.
vom höchsten scheitel über auf den grund
wenn ich bedenk so gar ihr maß,
kurz, lang, schmal, breit, sie tu und lass,
wer möcht der lieben sein ein hass?
oh, wollt sie mich bedenken!
2. freu dich, du weltlich kreatur!
freu dich, du weltlich kreatur,
daß dir nach meisterlicher cur
gemessen ist pur dein figur,
verglanzt als ganzes nach mensur
an tadel, adel, kräftiglich darin verschlossen.
der posten gegossen ist ohne makel
dem er sich geben hatt zum teil,
der mag sich des erfreuen wohl von herzen.
ein köpfchen klein das nahm ich wahr,
darauf kraus, blond gelockt das haar,
zwei schmale brau´n, die äuglein klar,
ein mündlein rubinröschenwahr,
nas´ kinn und kehl, nacktfell so bleich, weiss mit den wangen brennen
die stirn mit sinnen vollgestakt,
seit jungen jahren darin erstarkt.
dank hab ein mann, den es schon würgt an schmerzen.
wenn ich durch all mein sinn betracht
des bildes form, leib, schönheit, macht,
wie es der meister hat bedacht
und demnach gänzlich wurd vollbracht
daß keine so reine ihr bild auf erd´mag simulieren,
regieren, schönfrieren - wie man will:
gewaltiglich gewinnt sie des wettstreits spiel.
mit anstand tut sie doch ernsten und scherzen.
3. ach gott, wär ich ein pilgerim,
ach gott, wär ich ein pilgerim,
als ich vor zeiten einer war,
so wallte ich zu den schwestern mein
gar brüderlich und ohne hass.
viel abenteuer neuer mehr
wollt ich sie losen,
scharf in das öhrelen ihr geben
freundliches kosen.
zwei stäbelen hätt ich bald genäht
auf einen umhang, wo ich tät
darunter klösterlich verdreht
schöntun als bruder, der seine schwestern lieber suchte wie die mutter.
wo herzen lieb beinander ist,
dauert die nacht einen augenblick.
wie könnt ich mich der kurzen frist
begnügen, derer ich nicht erschrick?
und die mein herz besetzet hat
scharf mit gewalte,
kann ihrer nimmer werden satt
die will ich noch alte.
zwei stäbelen hätt ich bald genäht
...
sehnliches scheiden mich zermartt,
mit großer klag ich das versoll
jedoch mich ihrnach banget hart,
daß selten von ihr mich scheiden soll
und mir nicht denkes wohnet bei,
die mich tut fräuen
für aller welten stampedei
das muß mich reuen.
zwei stäbelen hätt ich bald genäht
...
4. fröhlich, zärtlich, lieblich und hellicht
fröhlich, zärtlich, lieblich und hellicht,
lustleicht, stille, leise,
in sanfter, süßer, keuscher, seiner weise
erwach, du innigliches, schönes weib!
reck, streck, zeig dein zarten, stolzen leib!
schließ auf dein vieler lichte äuglein klar!
tauendlich nimm wahr,
wie sich verscharrt der sternenpark
in der schönen, heitren, klaren sonne glanz!
wohlauf zu dem tanz!
machen einen schönen kranz
von staunen, braunen, blauen, grauen,
gelb, rot, weiß, veilchen blumen tanz!
blinzelloch, nuschelloch, knutschelloch und lispelloch
wisperloch! freundlich sprachen
aus weidbarem, gutem, reinem sagen
soll dein puschellochroter mund,
der sehr tieflich hat mein herz entzundt
und mich fürwahr tausendmal erweckt,
mich freundlichen erschreckt
aus schlafes traum, daß diesen gaumen ich mir ergaum
als wohlverzierten, roten, engen spalt,
von hellichtlachbereiter gestalt,
zähnlein weiß darin durchzahlt,
trichterlich, honiglich, rebenloch, rosenloch,
sonn´mit fleisch, mich zu weiden, gemalt.
wollt´sie, sollt´sie, tät´sie und käm´sie,
nähm´sie meinem herzen
den sehniglichen, großen, harten schmerzen,
und ihm darauf ein brüstlein weiß geschmückt,
seht, schlecht würd´mein trauern da verrückt.
wie möcht´ein zarte zauberliche dirn
tröstlicher verzier´n
das herze mein an aller pein
mit so inniglichem, liebem, reinem sein in lust?
mund dem mündlein einen kuss,
zung´am zünglein, brüstlein an brust,
bauch an bäuchlein, rauch am räuchlein
schnell zum fleisch, allzeit frisch, gestupst.
5. des himmels throne
des himmels throne
entfärbten sich
durch tagsandrang.
die vöglein schonend
erwecken mich
mit süßem klang.
verschwunden ist der schnee;
laub, gras, klee
wonniglich entspringen.
das will ich von herzen
ohn´schmerzen
meiner treuen singen,
die mir kann wenden alles sehnen
trauer blenden mit den händen inniglich.
freudenreich
macht mich die reine; klein nur ist mein ungemach.
wenn ich gedenke ihrer gelenke
unerstarrt, freundlich umarmt, wie sie´s kann,
untertan
ist dann mein leib dem zarten weib, neuer wo ich krank.
pfeif auf zum reihen!
die lind´ist grüne,
der wald voll sprossen.
wärts diesem maien,
herzlieb, bist kühne
und unverdrossen.
schau an die blümlein klar,
wohl gewahr,
zierlich ihr geränke.
darin woll´n wir prangen.
empfangen sind die viellichten glänze.
von mancher farbe, jung und mürbe,
schmächtige garbe, würzige herbae mannigfalt,
neu und alt,
haben sich gesüßet. gegrüßet sei ihr sproß und schwanz.
gezweit, gevieret, in scharen getieret,
schreiend gieret, kurz nur scheuet alle lust.
weiblich zucht
gedenk an mich, wenn ich komm zu dir für den tanz.
fliehet, scharf winde,
leidt uns nicht not!
ihr seid erniedert,
die meinem kinde
sein mündlein rot
haben durchfiedert.
ihr anblick, ihrer händlein weiß
soll mit fleiss
vor euch ganz sicher sein,
wenn sie durch die aue
mit taue
benetzt ihre schühlein klein.
wohl auf, ihr laschen, auf die gassen
die grad noch saßen als die nassen auf der bank
blöd und krank!
freut euch der sonne, kühler brunnen klar gefließt.
mai, du kannst machen allen sachen
ein erwachen. daß wir lachen. fragt, warum?
all darum, daß neuer ein gott, kein spott, uns solche gnade verzinst.
6. der mai mit lieb er zahl
der mai mit lieb er zahl
die erd bedecket überall
büschel, ebends, berg und tal.
aus süßer vogalen schall
erklingen, singen, hohen hall
galanter, lerchen, drossel, nachtigall.
der kuckichauch flucht hinten nach
mit großem ungemach
den kleinen vögeln gockelgleich, hört, wie er sprach:
"kuku, kuku, kukuu, den zins gib mir,
den will ich ham von dir.
der hunger macht lungern mir
den magen schier."
"ach elend! nu wollt schon, soll ich?",
so sprach all das kleine viech.
"küngelkönig, zeis, meis, lerch, nun kommt, wir singen: okidoki
du ich, du ich, du ich und tu ich,
okay okay okay okay okay okay phi
fideli fideli fideli phi,
ki kieriri kiri, kieriri kiri, cifik, cifik,
fiki, fiki."
kuckmichauchgauch singt auch: "kawa wa ku ku".
"rakoo" so sprach der rab,
"krar ich sing auch wohl.
nur voll muß ich sein.
dann singt es von mein:
schieb ein! hier rein! voll sein!"
"lyri lyri lyri lyri lyri lyri lon"
so sang die lerch
so sang die lerch
so sang die lerch
"ich sing hell ein droschelein
ich sing hell ein drossellein
ich sing hell ne droscheline
das in dem wald erklingt"
ihr lyret, verzieret, krahket und wacket
hin und her recht als wie unser pfarrer.
"zidiwikk, zidiwikk, ziehdiewikk,
ziffi,zieg-oh, ziffi,zieg-oh
zifffff! i-zieg-oh." nachtigall!
die alt mit ihrem gesang aushüb den gral.
"upttschau-hi", so sprach das füll´n
"lass uns auch dazuen!
frühe fährt die kuh"
der esel lurt zu:
"her, sack, auf mein genack!
ri-gori-gori-gori-gori-gori-komm!
so ruft mich die mühl-
so ruft die mühl-
so ruft die mühl-!
kehr auf! ruft die müllerin,
heb auf! schreit die bäuerin,
nu trags schon, mein eselein!
das da! prusts eselein: JJJ-aaa.
nu leier, nicht feier, bis dir der geier
die haut abziehen wird bei dem weiher!"
wohl auf, wohl auf, wohl auf!
wohl auf, spann an, pinn drauf, schindt dich,
Walpurg! prügel dich, guter waidmann,
mit jagen, peissen, rocken in dem tann.
7. gar wonniglich hat sie mein herz besessen
gar wonniglich hat sie mein herz besessen
in lieb ich ihr gefangen bin mit stetigkeit
verschlossen ganz in der viel zarten ärmlein strick.
mein höchstes heil, ich bin dein eigen,
zu wahr dess´ geb ich dir meinen brief.
"in welche hand hast du dich freud´ vermessen
wärts mir? doch untergangen so bin ich bereit.
herzlieb, nimm wahr, daß uns nicht fang´ der melder trick!
so ungehgut behüt die feigen
ja und gescheh´ den´ nimmer lieb."
in aller treu, weib, du sollst nicht vergessen,
täglich ist mein belangen dir zu dienst bereit.
der freuden schar ich wart von lichten äuglein blick.
dein mündlein rot mit süßem neigen
schon mich beraubt der sorgen tief.
8. mir dringet, zwinget, frau, deine güt´
"mir dringet, zwinget, frau, deine güt´
mein gemüt, traut liebstes Ein,
an ehren reich.
gleich, so muß ich loben, frau, deine gute gestalt."
"dein´s herzens scherzen mich sehr wundert,
vor allem von dir, trauter geselle rein.
dein höflich schimpf,
glimpf mit freuden mich belastet mannigfalt."
"mein schallen, frau, zu dieser frist
einfältig ist. fürwahr, du bist
der ich mein herz hab lassen.
darum gebiet, nicht unterscheid,
traut liebste maid.
in lieb und leid bin ich bereit
zu dienen dir. nichts lieber mir
brächt´ größ´re zier, als daß du schier
gebietest heut´mir tun und lassen."
"dein sehnen, wähnen, ich nicht zünden
kann, vollsüßen deiner gier.
mein weiblich zucht,
frucht möcht klein erfreuen dich zu keiner stund´."
"mein willen stillen du wohl könntest
und empfändest all mein schwer.
dein wort und weis´
leis lieblich erquicken möchts meins herzens grund."
"gesellen sollst dich anderswo.
dein guter wahn, sagt mein verstand
an mir nicht freuden finden kann,
davon dein leiden würde licht.
meine geschichte lässt mich nicht
mit keiner pflicht
dir wünschen heil, wo wär´ mein teil
mein leib so geil dir ward zuteil.
schweig still, die liebe, die ist blind."
"dein handel, wandel mich entzündet
und durchgründet ganz und dort.
darum gedenk:
lenk mich, frau, bleiben stet in deiner huld."
"mein´s mundes kunde muß dir hehlen
ohne quälen, traut liebster hort.
ganz stete treue
neue von dir nie weich´, um keiner händel preis."
"mit freuden ich das dir entgilt
dein ehren mild. von mir nie quillt
dir feindlich ungewinn,
davon dein´ ehre würd´versehrt.
mein herz begehrt
dich unverkehrt, wie mich auch nährt
dein stolzer leib, traulich ersehntes weib.
mein leidvertreib. dein eigen bleib
ich immer auf die gnade dein."
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2010
Alle Rechte vorbehalten