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ich freue mich darauf, mit euch alt zu werden. eine schreiberkommune eingeschneit in einem chalet in der schweiz. in dicken poltronen verkrochen unter unseren schreibbrettern, worauf sich die tee und cafe tassen, die aschenbecher, die frischemilch tongutbecher, die bierhumpen, die heißen schokoladen, die gespitzten stifte oder die laptops ein stelldichein geben.
wie einer von uns mittendrin aufmüpft, loslacht, irre selbstgespräche führt. wie nach der harten tagesarbeit wir hinüberwechseln in das kleine museum unserer gestohlenen bilder, der schönsten, die im web geschützt zu finden waren, dann von den ein oder anderen kindern von uns auf folien gedruckt und auf karton mannshoch geklebt. wie der boden knarren wird und doch alles nur mit kerzen in dunklen winkeln und heißem feuergezüngel im ofen aus schweren steinen von vor dem haus und darüber die schräge luke ins freie. wie dorthin unsere gespräche ziehen mit dem bläulichen rauch und unserem ausgedünst von zimt und orangen. ziegenleder und dem guten kellergeruch unserer alten bücher, hochgestapelt, worauf wir uns kuscheln zu mehreren auf die darüber gestapelten kissen und decken.

diese sasse des vollkommenen glücks.
keiner von uns will die beschränkung der zwei. diesen ausschluss der kinder und greisen. meine schöne, du bist immer noch. liebster, dein weißes haar. liebes, möchtest du noch kakao? soll ich dir vorlesen? ach – ich arschloch! ich depp! wie wir körperlich zurückschrumpfen auf unsere köpfe und seelen und herzen. und auch im müden geschlecht noch feuer und hingabe und das geheimnis der haut, die fast nicht mehr von sich selbst weiß und doch so viel von berührung und trost. wintersasse.

wer zuerst ein instrument hinter dem kasten hervorholt, hat den frühling für alle gewonnen und selbst ich rufe mit mundtönen der harmonika grüne beblätterung an die wände, daraus wein wächst. die zimmerhimmel sind alle bemalt, auch im höllenzimmer orgiastisches treiben der trolle und gnome, der alben und gnoten, der liliths und damians. alles schufen wir selbst, gaben den schlüssel von hand zu hand weiter für die tür ohne schloss. und selbst nachts halten wir wache, jeder mit sich bis zum herrlichsten ersten strahl.

verkleidet gehen wir – so wir noch können und nicht in sänften aus der guten birke getragen sein sollen – die hügel abaufwärts ins dorf. sie erwarten uns schon im theater. dort spielen wir uns und die gefangenen raunen. mit naturalien bedankt kehren wir wieder zurück.

das wird ein fest!

die hausweite beschallung wirbt dem schnee farben ab hinter dem glas. auch unsere toten setzen wir dazu mit kostümen und pfeife. liebevolle restauration und sicherheit einem jedem von uns, er werde weiterhin sitzen hier. und dann sprechen wir. in unseren gesprächen atmen wir uns ein. aus im streit. ein im küssen. aus im disput. ein im lachen. aus im tanzen. ein im vortragen. einmal im monat ist offenes haus. jeder von uns bürgt für elfe. die kommen von draußen und drüben und unten und jenseits und frischen den geist auf in roter verzückung. ein stück herz gibt ein jeder jedem und herzmannsdorff wird ein begriff in der welt wie waldensee oder herisau.

reporter dagegen schießen wir ab mit der armbrust und äpfeln, echt oder aus schnee. das wird eine bernhadtwürdige jagd! nicht unrecht, künden wir doch von jedem zaun, daß zutritt unerwünscht, gar verboten. sommers teichen wir im tauch wie alte silberglänzende fische im lebensnetz. unter wasser wird rezitiert. auf daß uns die teichgänse suchen und finden. auf ihren grauen rücken fliegen wir zurück. immer liegt frischer klee auf meinem kissen. und einige freundenasen. die muß ich küssen. ich erwache, eine von vielen auf einem anderen kissen geküsst. ja, und dann wird geschrieben…

heissa-juchee

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Tag der Veröffentlichung: 09.03.2010

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