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Gewußt wie!
Bairische und Münchner Grammatik


Aussprache

Im Anfang war die Kunst im Mund
Hernach iss Hochdeutsch erst kemma
Wamma jetzad a Mundart in Mund wui nehma
Giltets zruckübersetzen wias im Folgenden kummt:

Ausam A wird a O
Ausam Mann hoid a Mo
Is was dran an eahm
Is was dro

Ausam AU wird a AA
Baum zu Baam, Traum zu Draam
Iss am Drama scho nah dro
Oiss wasma so draama ko

Ausam O wird a U
Bsunders dSunn im Summer, sunstn du

Ausam Ö duadsis schee EE,
Aba aa a EAR oder Ä
So vom Hören a Hearn
Und vom Bössein bäs wern

E und U bleim, wass san
Außer shängt noch was dran:
Uß zum Beispiel wird a Uaß
Net beim Kuß, Fluß – aber wo ma miaßn muaß

Miaßn führt uns schon zum IA
Was vom Ü kommt: griaßn, dFiaß und dKia aa
Manchmal kommt des aba aa vom I(E)
Liab vo Lieb und Liacht vom Licht

Doch normal wird aus IE, Ü a UI:
Aus Gefühl also Gfui
Und is des viel und mehr noch
Isses zvui

Ausam EI wird a OA
Aba bloß de ältern Stoa: Kloana, woaßt vo zwoa Goaß?
Vo de Neiern bleibts dabei:
Mei neis Weib scheißt jetzt glei


Auch vom EU gibt’s a EI:
Deifi, deia, dFreid und aa de Leid

Aus GEN, HEN wird a NG:
Song, trong, liang und meng
Sowie: ziang, seng, gscheng

Aus BEN wird a M:
Lem, sterm, liam und gem – hmm

Bloß aus EN wird a A
(Ja, schliaßt sie jetzscho da Kreis da?)
Sauffa, raucha, singa, doa. Aa
Beim Plural findma oft des A:
Sacha, Weiba, Schtodara
Nacham Doppelkonsonant bleibts EN nur N:
Heißn, essn, hoffn – und wasi net nenn (schei...)

ERN dagegen wird zu AN:
Wundan, schäwan oda dAndan ändan dann
END – wie lautklug! – wird zu AD
Ade Ende! Bliarad, schwimmad oda auch gschdingad

Selten kommt vor das CH:
I, mi, di, do glei, no
So vastummts aa beim LICH:
Glickli, wirkli – ohne CH
Dodafia hängt mas dro:
Bei am Viach oda wanni was siech

Ausam L nacham Vokal
Wird a I manchesmal:
So woin, hoin, dWoikn und dSchuid
Vazäin, sGfui, sGäid und gschbuid

Aus SP wird imma SCHB:
Grischbal, Kaschbal oda Schbort
Olle P wern zum B
Olle T wern zum D

Olle RST wern zum SCHD:
Oiso Wuaschd, Fiaschd und zeaschd
Und vui B wern zum W:
Zwiewi, du mei Liawa – a kumm, geh!

Doch des IG bleibt a IG:
König, Ludwig, lustig, durstig: sic!
Z geht aa mit 70 Konsonanten:
Zbsuffa, zschdreng seien die hier Genannten

Hintern Naachsilben kemma de Davoa-:
DA ersetzt den ER-, ZER-, VER- Chor:
Dahoidn, daschnaufa, dafanga, dadrong
Wobei ma zum letztn aa dabagga song kon

Zur Verstärkung gibt’s Vorsilben – do leckstmiamOarsch:
Greizbrav, scheißfreindli, saugranti, Mordsoarsch
Scheißwuaschd und Bluadsawad hodma aa scho moi gheart
Oiso des vorn zum Hisong iss nia net vakehrt


Phonetische Schreibweise

Zua Fonethik iss zum song:
Ma soiss aso schreim, daß aFremda aa song kon
Oiso nix iss mit de Hieroglyphen
Weil des san fia eahm koane Hülfen.

Darum bleibts für AN und AUS bei O und A:
„KonnstnRadio odrehn, i drehn hernach a.“


De Dinga, sei Gefälle und eahnane Begleiter

Fangma schee o vo vorn
Sogi: da Mo, dFrau, as Kind – moani oan
DManna, dFraun, deKinda sixtas eh:
Für jeden Plural reicht des D(E)

Männliche A Singles gibt’s aa:
Da Nulla, Vadda, Jaga, Fernsehaa
Sächlich san hier sMonat, sTella, sEck, sTunnel und sSach
Weibliche Ausnahma: dSchneid, dMaß. Doch ach
Männlich: der Wearkzeug, Weps, Kadoffe und Schoklaad
Sowie der Budda, Datum, Gummi, Radio, Ratz.

Zum Genitiv: den gibt’s a soo
Jetzt ned. Do sogtma „dera ihr“ moant ma ihrn Mo
Man hört auch „sei“ vom alten suus, -a und –um
Der Frau sei Mo. Kommt aba seltna dro.

SGefälle wird dann richtig schwer
Der Dativ kommt hier tieferer:
I gib: am Mo, am Kind, doch heißts: da Frau
Im Plural „de“ fia olle, aa de Fraun

Und wen oder was ich siech kimmt inn Akkusativ :
Olle de, de, de (viele!), dewo i rief.
Iss oana bloß, heißts n, d, s :
NMo, dFrau und sKindl – glaubtsma des!

ASSOA leitet Adjektive ein
Die enden männlich stets auf A: a oida Mo
Und weiblich E: mei oide Schäwan do
Und sächlich sS: assoa oids Glump
Im Plural reicht fia olle sN ois Haderlump

Vom guadn Mo, vo dera guadn Frau und vo dem guadn Gwand
Zeigt des: a jeda Eigenschaft im zweiten Fall geht sN zur Hand
Des Gleiche giltet auch dem Dativ hier
Sowie dem Fall der Fälle Nummer 4.

SKloanamacha geht a soo:
Ma hängt oiwei a (A)L no dro
As Bergl, Kindl, Manndl, sVogal drom.
Vom Gräßamacha siehe “greiz-, mords-“ om.

Die Steigerung iss aa ganz leicht:
Groß, gräßa, zgroß
Kloa, kloana, zkloa
SHäxte und sTiafste geht aa no davo

Von Zahlen merk dir: oans, zwoa, dreidreidrei!
Viere, fümfe, sexe, siemne, achte, neine, zehne fei!

Mei, meina, mia; eia, einane, eich song: wo ghearts hi
Derwo, diewo, deswo bziagtsi zruck auf di
Ima-, uma-, aufa-nand iss reziprok und tief
Derdo, diedo, desdo meints demonstrativ

Vom Zsammziang vo de Wörter kennst: Oachkatzlschwoaf
Vom Drohänga (fast türkisch!) issda: „hobIDAN“ no bliem
Das I fürs ich, das DA fürs dir, für ihn das N
Versteht man das denn?
Zusammengefaßt und beispielhaft:
JawarndodaErnstnetdro?


SDoa, de vuin Duara und wann und wie oans duad

I dua, du duast, er, sie, es duad
Mia dearn, ees deards, de dearn – und guad.
Mit dem oana Wörtl komma oiss – sogarasSchlaffa – song
Zur Not duad ma no a Substantiv dran:
Es duad so an Dumpfn, es duad so an Knalla
Do brauchts koane Verben, des vasteht jeds vo alloa

De vuin Duara san oiwei die Gleichn:
I bi, DU bist, E.S.E. iss zum Daweichen
MIA san oder han, EES seids und DE san
Oder hand oder han.

WANN oana was duad iss in München ganz gwiß:
Weis fast oiwei wiarin da Hochsprachn iss

Bloß Konjunktiv Präsens gibt’s überhaupts ned
Weil des Möglix si nianed oisa Gegenwart vasteht
Statt Futur gibt’s as Präsens, aba buidn kanntmas scho:
„I wear da oane schallan“ – bis des gsagt iss, klebts scho dro

Des Präteritum
Iss scho um
Bis da Münchna redt
Oiso nimmtas ned
Bloß I war, i woid, i soid
Denktasi vielleicht im Woid
Dafia nimmta oiss Vagangene in hom und sei
Perfekt! Denktasi dabei

Nötig hoda vo dem Imperfekt nKonjunktiv
Weil in dem no hofft, was an Vergangnem Möglix schlief:
I gangad, i sogad, idraamad, i hätt
Oda aa die “würde” Umschreibung: i daad für ich tät ...
Plus Infinitiv.
Hoitas bsonders unmöglich hängta no a AD dro:
I mechadad, i häddadad, i draamadad no davo!

Weil das Perfekt gilt
Als Präteritum
Springts Plusquamperfekt
Als die 2. rum:

Des hobi eahm gsagt ghabt
Für: ich habs ihm gesagt
Für das ham allein
Wär die 2. habs ghabt
Wär die 3. habs ghabt ghabt –
Ja, wem waar des net
Zu dumm!

WIE oana duad steht beim Verb nebendro
Und aa de Partizipien findet ma do
Die enden auf end werden hier zum AD (s.o.):
Oiso schaugteeseich o:

Draamad sitza aufda Woikn
Suachad blinzelt er in Liacht und Schnee
Sogta: Himmelvadda waari seiba
Sogta: Himmellausbua – des waar schee!


Spezial – Idiotikon
Idiom ist Sprache, Lexikon ist klar


Olle Regeln diewo jetzt besprochen sind
Hält der Münchner nicht wenn es ihm anders kimmt
Reagiert sehr schnell im Spezialbereich
Denn nicht alle Umständ überall sind immer gleich

Vier spezielle Modi wie den Irrealis
Kennt der Münchner. So den Bambsialis,
Erkanalis, Bullialis und – als wichtigsten –
Den Wichtigalis

BAMBSEN sind die kleinen Kinder
In Italien die bambini
Spricht der Münchner hier mit ihni
Endet jedes Verb auf IN:

Duads schön essin, schlafin, drinkin!
Möxt scho spielin, tanzin, singin!
(Duast schön..., Möxt scho... allgemein Imperativ
Den es hagelt, wenn dich einer rief)

ERKAN, Stefan diese Kumpels
Brachen „voll krass“ ins Idiom
„Bunny-zieh-dich-aus-Knopf!“- Rumpeln
Und Liebhabentun.
Sichvollkrasshineinverlieben, Alda, des iss nix!
Stefan! Essn gibtsumsiemne! – Alda scheißtsi nix

BULLY schbraach die Münchna Schwulen
Mit deren „bermiii(t)!“ ersd aus
Und im Schuh des Manitu- nen
„MagstnedanBrosecco?“ tjunen
Fühln sie sich zu Haus

WICHTIGALIS, liebe Leute, stellt das alles auf den Kopf
Denn der Münchner spricht nur bayerisch findtanDecklaufnTopf
Will er nicht verstanden werden von den fremden Zugereisten
Wird er urig, spricht wie oben, fällt archaisch sich ins Wort
Will er aber Großstadtmensch sein, fällt das alles
Mehr oder weniger
Fort
Nähert sich die Aussprach dann
An das Hochdeutsch an
Hochdeutsch – wie sie es verstehen
Kann dann drunt und drüber gehen
Reine Formen nicht zu sehen
Viele Stufen gibt es da –
Nun, jetzt ist auch dieses klar!


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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2009

Alle Rechte vorbehalten

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