Cover

wo deine liebe ist dein auge
(ezra pounds cantos,
die küstenlinie aus der vogelperspektive)


I

die verdammten und ihr anführer
auf schwarzem schiff irrten bei nebel
tagesendig dem totenstrand zu
sprachen dort mit den bleichen
und opferten ihnen lebendiges
wie der mann die zu verehrende
gottheit verehrend bestieß

II

über nacht verlor sich das schiff
und das meer unter ihm wurde
ein grauer olivengarten, denn der fremdling
zum schutz aufgenommen, war eine jahr-
tausendealte gottheit, gestaltwandler und
irrsinn wölbte die junge stirn

III

er machte orte sich zeigen
gemischter vergangenheiten
bis zur bierflasche des geprügelten chinesischen
dichters in einem schloß oberitaliens
mit seinen greisen, austauschbaren brüdern
und ein schloß geräumt für das andere

IV

auf die chinesischen fragen
gab es nur lächerlich richtige antworten
listiger war der stock auf des nachbarn kopf
schaffte ordnung, innen und außen
wie die historiker weiße lücken ließen
für nichtgewußtes: die anständigerweiße

V

jedermann kapitalistenschwein
in den fäkalien des jahrhunderts
und natürlich mit scheißsprache
das große arschloch der gedeckelten verteilung:
heute einzusetzen: digitale revolution+
globalisierung unter lyrenschiß

VI

blick an die mitschisser, gerichtet
dreck von dreck aus dreck
das auge dreckiger beleidigt
am dreckigsten dort
wo mit grenzhysterie
noch zuletzt reinsein bewahrt ist

VII

in der bernsteingrotte
lichtgrünes wasser und stille
gepunkteltes märchenkitz
nymphen und phaune
aussicht salzweiß und purpurn
götterabendrot

VIII

troubaduri unter dem mandelreis beten
an sie unter verschiedenen namen
blitzblanke studenten mit rätselwort
um den ewigen juden in pinien, zedern
stirne im handpphühl, burnus im weihrauch
blattphresser stürzen im liebeskatarakt tieph

IX

phorschung im phinstern vorkriegsjahr
demoisellen teichtieph von wein
kauphmannsverleger im europa hotel
die maschinen uralt, alt der grieche
namen der neuen welt, russisch stein auph stein
jeder kennt die unterseite des oben

X

unmut über die phäulnis
adel erbricht sich an zeit
krebspapier oberitaliens
auphzuzeichnen alle bekannten lettern
wie die kirche stirbt
mit dem mann b an der spitze


XI

bettschwere.dicker kater.
fickefrau. bettgespräche.
zwei göttinnen schwimmen: was bist du für eine?
grüne eheruten in den schoß gerammt
feuer der ehe, gesagt wie gesungen,
die die lohe fressen, stiften nicht den brand

(JUHU! mein f geht wieder, nachdem ich die tastatur ausschüttelte!)

XII

zinseszins ist keine muse
kein mäzen, schafft keine schönheit
spreizt vielmehr liebende und eheleute
gründet widernatürlichen gehirnschlag
schlägt gegen arbeit, tagewerk
immobilie und kunst

XIII

schadlos durch die hölle
rot um den frischen grünling
weibsspannen dem samen
nachrufer über den berg
ist jedermanns moly an otis
von tür zu tür über reißende tiere

XIV

von niemand ein tränenreicher vers
herbstabendvorhang, keilflug
über die schlammbank
staatsniedertracht in china
wohlstand in hexagrammen
dazu stille als vierte dimension

XV

der zweimal gekreuzigte bauer
geschichtsfern, winselt nicht nach der frau
mit weggekommenem mundwerk fährt otis weiter
anlegerplatz für aktienverluste
niemands kommafehler bis stalin
die kirchenlerche freundlich in den todeszellen

XVI

sechs potenzen flöhe vom schriftsteller abgezogen
einen moment nichts dummes gesagt
der liebsten zeitloser spatz und so manches kz
und doch ist licht von carrara bis china
und ist noch bekannt dem bibelkapitalist
schweigender, sprechender lebensstandard von mord bis notzucht

XVII

otis, in form gegossen, ist der sonnenuntergang
man bricht keinen knochen, der nicht schon gebrochen
kein statuenstein, weder bauwerk noch staat
können, statt an darlehen, an götterhaar ins paradies gezerrt sein
die armlange schlange schlägt in die zunge jedes schmerzenmannes
und sechs monate brummt noch so mancher nach jedem krieg

XVIII

die darlehen der erde sind ihr mit guten männern zurückerstattet
luftbegattungen verschiedenfarbener lichter
global sitzt man ebenfalls stiller bei diesem geklirr
adlige fragen nach guter gesellschaft der westeuropäischrussischen wertegemeinschaft
lillibullero, demvom chinesischen pferd der tisch gemacht wurde
wollte alles mitgefühl wie das wasserlassen verschweigen

XIX

gemeinwohl von profit bis verfassung
moderne schweine nach der verwandlung
ein sklave saugt das gift aus dem anderen sklaven
mit revolver und druckerei
otis sieht auf den stein, der schlaf bringt
und dahinter auf die wechselbank vom siebenstern

XX

künftigen unseligen menschen zum kunden:
beschiß oder schwärzerer faschist ohne geistiges anliegen?
brunstvoll schielt die tochter des abdeckers aus der bergtasche
in den weißen flügelschlag des schwimmgastes
nur in der luft noch die fährte von generälen
kehrt otis heim zur böschung der wartenden singvogel

XXI

byzanz, wieso aufhören?
stoßt den blonden bastard der schlothölle vom stuhl!
das aus der luft gegriffene wird nicht verliehen
heines und unsere gedichte sind nicht zu verzinsen
aber nur einer aus wörgl bringt nackenschaftsteifeins großkapital
das von japan bis rußland menschenopfer an blade maschinen erbrachte


XXII

schönheit ist schwer, humorloser stalin
das geld wäre schon da, das bajonett aber nicht gezogen
nur die löscher in rot schreien: "feuer!"
enigma im windsaum: "ich bin der mond!"
sicht auf die küstenlinie durch die gorillas hindurch
üble, aber geliebte zeit, photographisch fest statiert


XXIII

und zitate, zitate: alles erinnerungskunst
geflickte ritter von spinnweben
hotelbodenfresken unter dem südstaatlerfuß
traditionsstolz europa, wie eine alte handschrift bereist
was für kunst führen Sie?
flüssige kristallstrahlen über den lethe.


XXIV

immer 3 an differenz, nur die brüste in zweiheit nicht
mond, wolke, turm - diese ikone, aber 2 opferschalen
noch einmal und wieder singt die junge witwe lilly marleen
vögel auf draht: 2 sitzen, 3 fallengelassen
freikonzert im wintergarten der verfassung
und der luchs der pejorokratie mit handwaffen und chemikalien


XXV

unendlich weite reise im kopf, wo entfernung nichts ausmacht
zu tempeln, palazzi und zur huldigung der fischschwänze
luxluchs klarerer begriffe von der krankmeldung der herrscher
alle rechtlichkeit trägt nun priap in den schwülen garten
zur verkrankung der sechs samen des irrtums
feuer der altnatur um den luchs, welcher hütet, daß kein altar wird


XXVI

hier gibts viel katholizismus in untergehender sonne
so der chinese zu einem diktator, der fraß tote männer wie nichts
pentameter sprechen nie miteinander
verheimlichen aber nicht wie der freundestisch ihre herkunft
ständig neu inszenierter bolero für die extase der mitleiderinnen
keine davon zugelassen als eidechsen hinter den gittern hier


XXVII

ein wörterbuch gegen den wahnsinn auf offener windsschulter
literarische pausen von 200 jahren und sonst beinahe nichts
was du innigst liebst ist dein erbe hier in der drachenwelt
jede grüne bohne ist besser als der mensch, er lerne am grünen
nur die klare flamme im auge des alten
sichert das getane gegen die eitelkeit des nichttuns


XXVIII

kofferträger bedenken besser den unsinn
dessen, der alte griechische mythen unter der tötenden hand
aufsagt otis, dem marmormanne
amerikanerinnen, deren neurosen als hoffart hingeht unter das geldgrün
wie sehr und wirklich die erde zerrt,fühlen die dichter des maßstabs
weiße ehemänner der erde sitzen auf dem mitteldraht zwischen den vögeln


XXIX

als fronleichnamsumzug: liebe wird geist wird menschtum
farbe wird wesen wird zeichnung wird zeichen
esche im felskarg und unten, weit unten ein schmaler strand
sind wir noch den initiierten zuzurechnen?
wehe den denkern - keinen ort hat ihr auge, dort bei der liebe zu sein
doch der seefahrer wurde erhöht vom grund auf


XXX

alle katzen sprechen chinesisch von mao, vom erbe des gottes der anderen seite
bis hin zu penelope sind sie alle ohne boden unter den füßen gewest
otis schifft in der blaugrünen see der metrik hinter silbernen gittern
jede farbe bedarf noch des feuerscheins aus der fackel
brüderbücher geben sich taubstumm noch in der silbenzeichnung
u-bahn-enge der toten: keiner mußte selbst seine tasche tragen, so sehr hielt sie


XXXI

wie das gold im korn steht der mann im strom
eine erfindung aus china ist der staat, rechter zodiak aus brüsten
noch steht der eingang in die augen der göttin offen
noch beben weltweit die tempel unter den stößen des gottes
mit jade in eisvogelschwingen werden die häuser des mondes erneuert
gottes auge auf otis hinter dem ulmenast auf bleiernem himmel


XXXII

eine allee auf der glasmacherinsel, nacht unter wolkenwind
die freunde verloren, kein geld für bezahlbaren frieden
hilflos sieht otis dem aprikosenblatt nach, das mit dem ostwind weht
die natur wispert untereinander, daß keine lösung ist
nicht dem heimkehrer auf der allee
nicht dem lebendigen toten und allen anderen menschen aus papier


XXXIII

otis überschrieb das meer wie ein palimpsest
findet die unberatene jugend einlaß ins lichtkorn
so wird der tote querkopf, gekentert im irrtum, dem gesamtdunkel zum luchs
kein halbgott fügt sich in sein fleisch, doch im haus findet er liebe
auch liebt er den hund. diesen dritten himmel.
und er fügt sich mit richtigkeit als goldener faden in ein mögliches muster.


ende auf anfang!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
wo deine liebe, ist dein auge (ezra pounds cantos, die küstenlinie aus der vogelperspektive)

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