Nun ist es geschehen. Ich bin gestrandet, auf einem Ozean ohne Hoffnung. So lange suchte ich schon nach einem Ausweg, doch mir ist klar das ich ihn niemals finden werde. So oft habe ich ich schon gesucht, doch niemals gefunden. Nur das Wissen, das ich irgendwann wieder bei dir sein kann hält mich noch am Leben. Wenn ich dich doch nur finden könnte, lange habe ich schon gesucht doch dich niemals gefunden. Doch dort! Vor mir lichtet sich der Nebel und eine blasse Gestalt taucht aus ihr hervor. War dies etwa mein Ausweg? Die Gestalt streckte seine Arme aus und ohne es zu merken lief ich ihm entgegen. Doch nur kalte Luft schmiegte sich um mich. Ich sah mich um und erblickte ihn, meinen Geliebten hinter mir. Er weinte, schluchzend blickte er mich an.
„Ich kann dich nicht berühren, nicht deine wärme spüren.“
„Liebster was ist nur geschehen? Ich hatte nach dir gesucht und nun stelle ich fest, das du ein Geist geworden bist, ein Toter im ewigen Nichts.“
„Nein, nicht ich bin es der im Totenreich wandelt, sondern du.“
„Nein. Das ist nicht war, das kann nicht war sein“, doch langsam wurde mir klar, das es doch der Wahrheit entsprach.
Langsam sprach er zu mir: „Sieh dich um. Dies ist das Nichts. Ich habe dich gesucht, aber nur diese Gestalt gefunden, diese leere Hülle und nicht die Person die ich einmal liebte.“
„Ich bin deine Geliebte, erkennst du mich denn nicht? Noch immer liebe ich dich und nur du hast mir halt in dieser Einöde gegeben. Willst du mich etwa jetzt wo ich dich am meisten brauche verlassen?“
Mit tränen in den Augen sprach er flüsternd zu mir: „Sieh dich an und sag mir als was du dich selber siehst?“
Ich hob meine Hand und erkannte nur einen Schimmer, nicht´s weiter. Ich hatte keine solch feste Gestalt wie mein Geliebter. Tränen kullerten mir über die Wangen, immer mehr verlor ich an Gestalt.
„Nun ist mein Ende gekommen! Für immer werde ich gefangen bleiben, in einem Nebel ohne Hoffnung.“
Das letzte mal versuchte ich meinen Geliebten zu berühren doch ich fasste nur in die Luft.
„Es tut mir so leid!“, hörte ich den ruf und verschwand vollkommen.
Doch anstatt in einer Hölle aus weißem Nebel zu stranden gelangte ich in ein weiß goldenes Licht. Blauer Himmel und goldene Wolken waren das erste was ich sah. Ich hielt mir meine Hände vor die Augen und sie waren Wirklichkeit, kein Schimmer, sondern glatte und zarte Haut. Mein Körper wurde von einem weißen Seidentuch umhüllt und zwei Flügel ragten aus meinem Rücken. Was war geschehen? Ich trat einige Schritte vor und spürte die feuchten und weichen Wolken unter mir. Ich machte eine Lücke in die Wolken und konnte auf die grüne Erde blicken. Eine Träne rann über meine Nasenspitze und fiel durch die Wolkendecke. Eine Stimme erklang: „Sie ist schön nicht war. Und du willst wieder hinunter zu deinem Geliebten nicht wahr?“
Ich stand nicht auf und sprach mit trauriger und zugleich fester Stimme: „Nein noch nicht, so viel Leid musste ich unter den Sterblichen ertragen und nun will ich einfach nur Zeit für mich haben.“
„Wenn du zurück willst komm zu mir und ich lasse dich wieder hinunter.“
Langsam nickte ich und die Person verschwand. Ich breitete meine Schwingen aus, betrachtete sie und sprang in die Luft. Die Flügel fühlten sich wunderbar an und fliegen war herrlich. Ich legte die Flügel an und ließ mich in die Tiefe fallen. Kurz vor dem Boden öffnete ich sie wieder und landete vorsichtig auf dem duftenden Gras. Die Erde war immer noch so wie sie sein sollte, auch wenn ich ein anderes Wesen war. Mein Geliebter tauchte hinter einem der Weidenbäume auf und betrachtete mich staunend.
„Nun bist du wieder unerreichbar geworden.“
„Aber nicht für immer, irgendwann werden wir wieder zusammen kommen.“
„Wann?“
„Ich weiß es nicht.“
Tag der Veröffentlichung: 05.12.2013
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