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Mit zitternden Beinen stand ich da und starrte auf einen unbestimmten Fleck an der scheinbar flimmernden Wand.
Alles kreiste vor meinen Augen und mir wurde schwindelig.
Verdammt, was hatte ich nur getan?!
Die in mir aufsteigende Übelkeit traf mich wie ein Faustschlag in den Magen und ich krümmte mich mit einem Stöhnen zusammen.
Ich lehnte mich bebend gegen meine Zimmertür und rutschte langsam nach unten, bis ich am Boden saß.
Ich war so dumm gewesen!
Ein Stöhnen drang aus meinem Mund und ich schloss die Augen.
Mein Herz raste, pumpte gegen meine Brust, wollte dem Körper, der diese Tat begangen hatte, entfliehen.
Es kannte bereits die Konsequenzen und wollte sie nicht miterleben.
Man konnte es ihm nicht verdenken.
Ich war angewidert von mir selbst, konnte nicht fassen, dass ich es wirklich getan hatte.
Das lange, gesägte Messer, das ich benutzt hatte, befand sich noch immer im Nebenzimmer.
Ich wusste, dass es dort auf dem Küchentisch lag, und wieder traf mich eine Welle von Übelkeit, als ich mich daran erinnerte, was geschehen war.
Wieso hatte ich das Messer nur in die Hand genommen?
In diesem Moment war mir einfach alles außer Kontrolle geraten!
Doch das war keine Entschuldigung.
Keine Entschuldigung für das, was ich meiner Mutter angetan hatte.
Ma liebsten wäre ich hinübergerannt, hätte das Messer gepackt und es mit aller Wucht in meine Brust gerammt.
Das konnte mir nie verzeihen!
Wieso hatte ich diese Tat begangen?!
War ich verrückt geworden?
Als ich das Messer in meiner Hand zum ersten Mal herabgesenkt hatte, wurde ich noch von einem schlechten Gewissen geplagt, doch dann war alles egal gewesen.
Ich hatte geschnitten, gesägt, ein Stück vom anderen abgetrennt, und hatte sogar Gefallen daran gefunden!
Ich spürte, wie mir bei dieser Erinnerung alle Farbe aus dem Gesicht wich, und ich rollte mich auf dem Teppich zusammen, um dem bohrenden Schmerz in meinem Inneren zu entgehen.
Mein Kopf schien zu bersten, die Gedanken wirbelten darin herum wie Rasierklingen, die ihn aufschlitzten.
Jetzt fand ich keinen Gefallen mehr daran.
Ich wusste nicht mehr, wieso ich das getan hatte.
Da war dieses Verlangen gewesen… diese Gier…
Jetzt spürte ich nur noch quälende Übelkeit.
Beinahe traten mir Tränen in die Augen.
Hatten wir vielleicht Tabletten im Haus, mit denen ich den Schmerz stillen konnte?
Er war einfach nicht mehr zu ertragen!
Doch dazu hätte ich durch die Küche gehen müssen, und ich wollte den Ort des Geschehens nicht mehr betreten; wollte nicht mit meiner Tat konfrontiert werden.
Wenn ich die kümmerlichen Überreste dort liegen sehen würde, könnte ich das nicht aushalten!
Doch es war bereits zu spät.
Allein der Gedanke daran brannte mir die Szene wie ein Foto in meine Netzhaut und ich musste würgen.
Vor meinen Augen tanzten Sterne.
Eine Hand auf den Mund gepresst stürmte ich wankend ins Badezimmer und fiel auf die Knie.
Ich erbrach mich in die Toilette, kotzte mir förmlich die Seele aus dem Leib.
Keuchend rang ich nach Luft und sank mit einem gepeinigten Stöhnen auf die kalten Fliesen.
Nie wieder würde ich ganz alleine die komplette Schoko-Sahne-Torte meiner Mutter aufessen!

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Tag der Veröffentlichung: 22.01.2012

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