Still sitze ich da. Ich rühre mich kein Stück. Darf ich atmen? Oh , ich glaube ich sterbe gleich! Nicht zum Aushalten! Hat er mich gesehen? Weiß er, dass es mich gibt?
Ich traue mich nicht nach hinten zu gucken. Oder doch? “ Dreh dich mal um, Senna! Er guckt auch nicht. Er sitzt an der Tür. Redet mit seinem Kumpel. Komm schon!” Melanie stupst mich an. “ Na gut.”, sage ich , doch schon bei dem Gedanken daran fängt mein Blut an zu kochen. Ich drehe mich auf meinem Sitz. Schaue ganz langsam nach hinten an die Tür. Oh nein! Er guckt. Wohin? Unauffällig blicke ich weiter ziellos durch den Bus. Ich werfe ihm, meinem Engel, noch einen wehmütigen Blick zu. Gott sei Dank, hatte er den nicht gesehen!
Soviel Perfektion darf doch nicht erlaubt sein! Das halte ich einfach nicht aus. Mit seinem Vanilleblonden Haaren und seinen tiefgrünen Augen die wie Smaragde funkeln, fällt er mir im Bus immer sofort auf. Wieso hatte ich ihn früher nie bemerkt? “Am blauen Meer”. Melanie murmelt mir ein “Bis morgen.” zu, dann umarme ich sie kurz. Verhalte dich ganz normal, Senna. So wie immer. OKAY?! So wie immer! AHH! In meinem Kopf schreit es “Panik, Panik!”
Ich stehe auf und schleiche zur Tür. Ich schaue nicht nach rechts. Nicht nach rechts. Guck doch!- Nein! Guck nicht!- Schau doch einfach!- Oh je, nein! - Mensch, Senna! Reiß dich zusammen.
Ich winke Mel noch zu, dann hält der Bus und- … macht nur die hintere Tür auf. Mist! Obermist! Soll ich schnell nach hinten rennen…- “Hey! Machen sie die Tür hier auch noch auf?” Ich erkenne meine eigene laute Stimme. Mein Gesicht wird ganz heiß. Wie peinlich!
Und er sitzt genau daneben und sieht wahrscheinlich meine knallrote Birne.
Der Busfahrer öffnet die dumme Tür und ich hetze raus. Blödmann! Jetzt habe ich mich total blamiert… ich Volltrottel. Aber hätte ich einfach eine Station später aussteigen sollen, nachdem ich meiner Freundin gewunken habe? Dann dachten doch alle ich sei total blöd.
Ich hätte auch einfach nach hinten rennen können. Ach man. Jetzt ist´s zu spät. Theoretisch könnte es mir jetzt egal sein. Theoretisch. Ich habe das Gefühl mein Kopf platzt gleich.
Ich schüttle ihn ganz heftig und renne zur Haustür. Schnell in mein Zimmer. Dort können mich meine Gedanken dann weiterquälen.
Nachts kann ich wieder nicht schlafen. Ob er jetzt wohl schläft? Ich könnte weinen. Das wird doch eh nichts mit meinem Prinzen. Auch wenn mir meine Träume was ganz anderes erzählen. Doch die Tränen wollen nicht kommen. Wieso nicht? Dabei wünschte ich sie würden.
Ich steige in den Bus. Nichts Böses ahnend. Wieso war er jetzt schon so voll? Es gab nur noch einen freien Platz im Vierer. Voll mit Jungs. Mittendrin mein Prinz. Bitte lass das nicht wahr sein. Doch zu meiner Überraschung bleibe ich ganz ruhig. Ich gehe an ihnen vorbei und stelle mich in eine Ecke. Er kann mir egal sein. Egal sein- hörst du? Meinen Augen und meinem Herzen aber nicht. Jetzt hatte ich auch schon Tagträume. Halt. Ich blicke noch einmal in den Vierer. Da sitzt er. Dreht mir den Rücken zu. Aber wieso ist er schon im Bus? Er steigt doch immer erst später ein … Eiskalt fließt es durch meine Adern. Er hat eine Freundin! Der Gedankenschrei brüllt durch meinen Kopf. Echo. Echo. Bye Bye Prinz.
Schockiert wende ich mich wieder dem Vierer- der Gruppe- zu. Er starrt mich an. Es ist als würde ich mich in einem Wald verirren. Einem endlosen Smaragden Wald. Er studiert mein Gesicht. Der Schock steht dort geschrieben. Er musste ihn nur noch lesen. Ich schaue schnell weg. Raus hier. Tränen schießen mir heiß in die Augen. Wieso kommen sie ausgerechnet jetzt? Nur noch raus hier. An der Haltestelle “Am Roten- Morgenlicht” steige ich aus. Was haben die Stationen nur für unmögliche Namen? Dann tropft es warm auf meine Wangen. Ich schluchze. Himmel! Schnell wische ich sie weg, doch es kommen Neue und Neue. Ich bleibe einfach stehen. Was soll ich jetzt tun? Es fängt an zu regnen. Beruhigend trommelt es auf meinem Kopf, meinen Schultern. Ich richte mein Gesicht gen Himmel . “ Endlich weiß ich wohin ich die Blumen schicken soll.”, flüstert mir eine angenehm süße Stimme in mein Ohr. Ich werde umgedreht und umarmt. Ich sehe einen Smaragdwald.
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2009
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