Ich lag in meinem Bett und wälzte mich hin und her. Warum konnte ich heute einfach nicht einschlafen? Den ganzen Tag fühlte ich mich schon so beobachtet und morgen musste ich fit sein. Morgen war mein 16.Geburtstag. Eigentlich würde ich in drei Minuten und circa 45 Sekunden sechzehn, aber wen Interessierte das schon? Meine Handy Uhr zeigte genau zwei Uhr morgens an. Ich seufzte. Jetzt war ich genau sechzehn Jahre alt. Aber in diesem Moment leuchtete mein Körper auf. Es war als ob ich in Flammen auf ginge und gleichzeitig jedoch erfror. Ich unter drückte einen aufschrei. Mein körper bebte und ich rang nach luft. So plötzlich wie das leuchten kam, verschwand es nach einer qualfollen minute wieder. Mein herz pochte, mein körper zitterte und ich keuchte erschöpft. Was war denn das? Urplötzlich überfiel mich eine große müdigkeit und ich fiel in einen tiefen, traumlosen schlaf.
>> arambelia! Aufstehen!<< mein großer bruder kam herein. >> mahn, jason!<< knurrte ich und warf ihm eines meiner kuscheltire nach. Er verschwand hinter der türe. >> happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, lovely Armbelia, happy birthday to you…<< meine mutter und jason kamen mit einem muffin in dem eine kerze steckte zur tür herein. Ich lächelte und schwang meine füße aus dem bett. Als ich mich erhob, wurde mir plötzlich schwindelig und ich musste mich für einen kurzen moment wieder hinsetzten. >> hier, den habe ich selbst gebacken…<< mum überreichte mir einen etwas verbrannten muffin. >> danke, mum…<< ich gab ihr ein kuss auf die backe und bließ die kerze aus. Mamas kochkünste waren, nunja… das endete meistens beim chinesen oder sonst in irgendeinem restorant. Der muffin schmeckte genau so, wie er aussah. Verbrannt. Doch ich stopfte ihn, ihr zu liebe, hinunter. Als ich einen blick auf die uhr warf, sprang ich auf, schnappte mir ein paar sachen zum anziehen und rauschte ins bad. Ich stellte mich unter die dusche und hätte hier eine weile stehen bleiben können. Die trofen der dusche prasselten wohltuend auf meine schultern. Wiederwillig stieg ich aus der dusche und trocknete mich ab. Schnell zog ich mir die jeans an und föhnte eilig meine haare. Wenn ich heute wieder zu spät in die schule kam, musste ich nachsitzen, und auf das hatte ich an meinem geburtstag keine lust. >> bye!<< rief ich mum über die schulter zu und verschwand im stall. >> komm süße, ich habe es heute etwas eilig!<< sagte ich zu meiner schneeweißen stute die mir vor etwa fünf jahren zugelaufen war. Ich hatte sie selbst eingeritten.
Ich schnappte mir ein halfter und einen führstrick. Das schwang ich mir über die schulter, öffnete die boxen türe. Whitearrow stürmte an mir vorbei. Ich schnappte mir einen büschel ihrer langen mähne und kämpfte mich auf den rücken der stute. Sie galloppierte über die haus einfahrt, weiter über mutters blumenbeet und trabte auch über die straße. Ein auto hupte und Whitearrow, kurzform und spitzname ist einfach nur arrow, scheute. Vor dem haus meines besten freundes Dillan blieb ich stehen. >> hei D! beweg deinen hintern raus!<< scherzte ich. Arrow hatte etwas im gebüsch entdeckt und legte interessiert den kopf schief. >> alles gute zum geburtstag!<< der junge mit den schwarzen locken sprang aus dem gebüsch hervor. Arrow erschrak und bäumte sich auf. Ich rutschte fast ihren rücken hinunter, hätte ich mich nicht an ihrer mähne festgehalten. >> huch, danke… also, rauf mit dir!<< ich klöpfelte auf den freien platz hinter mir. >> warum nur! Jio, warum tust du mir das an!<< er hob theatralisch die hände gen den himmel und musste sich ein lachen verkneifen. Aber ich fühlte irgendwi, dass ihn etwas bedrückte. >> ich hab was für dich!<< er hielt mir ein verpacktes schächtelchen hin. Ich wollte danach greifen, doch er steckte es wieder in seine viel zu große hose. >> das zeig ich dir später…<< mit diesen worten, schwang er sich auf arrows rücken. >> mal sehen ob deine stute auch so schnell ist wie Arion…<< provozierte er. >> du hast wieder zu viel der mythologie bücher gelesen…<< ich lachte und schnalzte mit der zunde. >> auf wiedersehen! Alles gute zum geburtstag arambelia!<< Dillans mutter winkte aus dem fenster als wir den hang hoch galloppierten.
>> hei schaut mal, da kommt wieder der bauerntrampel und der freak…<< motzte jane und ihre hühner gackerten. Ich schnaubte. >> schnauze püppchen! Barbie konnte auch nicht sprechen!<< das hatte gessessen. >> yeah! Hallo geburtstagskind!<< begrüßte mich emily. Sie umarmte mich und gab mir ein blaues samt böxchen. >> danke!<< ich drückte auch ihr einen kuss auf die wange und wollte das schächtelchen öffnen, doch emily zog mich, und mit mir auch arrow, zu einem baum. Wo ich dann der stute das knotenhalfter überzog und sie am baum fest band. >> alles gute zum geburtstag… Arambelia Oria…<< sagte sie nochmal und etwas leiser. >> was? Was meinst du mit Oria?<< ich schaute sie von unten an. >> deine mutter, sie heißt so… komm, ich zeig dir was…<< emily pfiff durch die zähne und Dillan kam hergehumpelt. Er hatte schon immer eine etwas schräge art zu laufen… emily packte mich und setzte mich auf arrow. >> los Borea!<< bei diesen worten löste sie einen knoten des halfers, schwang sich auf die stute und wir galoppierten davon. >> was Borea? Und meine mutter heißt Angelina, nicht Oria… das müsstest du aber wissen…<< raunte ich ihr zu. >> glaub mir, ich weiß wer deine wirkliche mutter ist…<< versicherte mir emily. Ich schüttelte den kopf und öffnete das samtböxchen. Ein wunderschönes medallion. >> wow, emily, das ist wunderschön… danke…<< bedankte ich mich. >> sag nicht mir danke, sag das deiner mutter… wie sind gleich da, mach dich bereit… es ist ziemlich schokierend für dich…<< und dann murmelte sie irgendetwas von pegasus erwache oder so ähnlich. Was danach passierte, konnte ich einfach nicht fassen. Wir waren ein einen wald geritten und urplötzlich hatte arrow flügel! Ich dachte ich träumte. Die schneeweiße stute hob elegant vom boden ab und flog elegant durch die baumkronen. Ich hängte mir das amulett um und ehe ich mich versah waren wir vor einer höhle gelandet. >> ich kann nicht mit in den Austrius, da musst du jetzt alleine durch. Zeig den minotauren dein amulett und sie werden dich durchlassen, vertrau mir… gehe weiter in die höle und sag nichts, mach kein geräusch sonst werden dich die harpyen hören… viel glück!<< und schon war sie weg. Bin ich im falschen film?
>> hei leute, ich finde das nicht witzig… lasst diese scherze…<< irgend etwas sagte mir, dass das kein scherz war. Mir war spei übel, aber zumindest war arrow noch da. >> konn süße, du musst mit…<< ich kletterte zurück auf ihren rücken und ritt in die höle. Es war rutschig, kalt, dunkel und nass. Die luft war feucht und machte einem das atmen schwer. Ich zitterte und meine zähne klapperten. Da! Da war doch was! Da! Schon wieder! Leises gekicher und kaum hörbares flügelschlagen. Die harypen! Wesen halb frau halb vogel, sie foltern gerne leute. Bewerfen sie mit steine und können sogar mit ihren scharfen krallen hautstücke abreißen. Und leider waren diese vicher unverwundbar.
>> oh nein… arr- borea, los! Schnell weg hier!<< kreischte ich, als ein schwarm Harypen auf mich zu flog. Die stute schlug kräftig mit den flügeln und ich duckte mich. Diese halbwesen waren zudem noch super schnell. Sie zerrissen meine arme und schultern. Ich drückte mich tiefer an den weißen pegasus und ich hdachte schon ich wäre tot, als ich sah, wie das licht am anderen tunnelende näher kam. Ein ohrenbetäubender knall ertönte, und es fühlte sich an, als ob ich gegen eine unsichtbare mauer klatschte. Ich verlor den halt und fiel zu boden. >> auuh… warum muss immer ich auf die nase fallen?<< nuschelte ich und setzte mich auf. Mein blick fiel auf goldene beine. Eine keledones. Ich schrie auf. >> wer bist du?<< fragte stimme wie ein windspiel. Ich zitterte und konnte keinen mucks von mir geben. Ich fummelte das medallion aus den t-shirt und hielt es ihr ein stück entgegen. >> der oria anhänger!<< entfuhr es ihr. sie musterte mich eine sekunde und sein erstaunter blick wich der wut. >> WACHE!!<< rief sie >> ich habe dein dieb gefangen!<< ihre stimme hallte in der unendlichen
weite der höle. War das überhaupt noch die höhle? Nein, zu meinen füßen war weißer marmor der von ein paar weißen nebelschwaden überzogen. Vor mir war eine gigantische mauer ebenfalls aus schneeweißem marmor. Ein goldenes tor war scheinbar der einzige eingang. Es sah einfach wunderschön aus. Ich wurde aus dem staunen gerissen als haarige hände mich packten und eisen um meine handgelenke geschnallt wurden. >> nein… ich habe nichts gestohlen! Ich war das nicht, ehrlich!<< endlich hatte ich wieder meine sprache gefunden. >> ja, das sagen hier alle… wessen tochter bist du?<< fragte der minotaur. >> ich weiß nicht…oria?<< es klang mehr wie einefrage, als nach einer antwort. Der minotaur brach in schallendes gelächter aus. >> du bist die schlechteste lügnerin die es giebt!<< er schlefte mich an den handschellen in ein gefängnis. Das sah nicht mehr so prunkvoll aus wie die gigantische marmor mauer mit dem goldtor. Es hatte stäbe mit eisen und war schmutzig. Mit einem >uff< landete ich in dieser zelle undbettelte den minotaur an, mich wieder frei zu lassen. Der ignorierte mich einfach und ging hinaus. Die tür schlug hinter ihm zu und ich ließ mich zu boden sinken. >> ich hatte mir meinen sechzehnten geburtstag anders vorgestellt…<< murrte ich. Der blöde minotaur hatte mir mein medallon weg genommen. Ich schnaubte. >> wegen was sitzt du hier?<< fragte mich eine fremde stimme hinter mir. Ich fuhr herum. >> wer bist du?<< fragte ich. >> ich bin ein sillicio, ein kentaur… und du? Du siehst irgendwie so menschlich aus…<< er trat aus dem schatten und ich erkannte seinen menschlichen oberkörper und den unterkörper eines pferdes. >> ich weiß nicht... ich meine… nein, ich weiß nicht… ich träume gerade, wahrscheindlich kommt jeden augenblick meine mutter und weckt mich, ich muss nur warten…<< ich setzte mich wieder neben die gitterstäbe und stützte meinen kopf dran ab.
Ich döste vor mich hin, als plötzlich die türe aufging. >> aletheia<< sagte sillicio ehrfürchtig und verbeugte sich. Ich blieb sitzen. >> das hier ist die diebin…<< brummte die stmme des minotauren. >> gebt arambelia wieder ihr amulett, eine der nymphen soll sie in mein ankleidezimmer bringen…<< sprach aletheia und verließ wieder das gefängnis. Ein schlüssel wurde im schloss gedreht und ich wurde von den handschellen befreit. >> ich sagte doch, dass ich es nicht war…<< nuschelte ich. >> nun freu dich nicht zu früh, menschenkind!<< knurrte einer der gefangenen. Ich schaute ihn an. Es war ein heruntergekommener hund, mit circa achtzehn augen. Ich stockte.
Eine frau brachte mich in einen großen raum, ohne decke und ohne wände. Es war alles weiß und gold. Überall waren wolken, wie flauschige wattebäuschchen. >> soso, tochter der oria… was führt dich hier her?<< fragte die göttin. Sie war jetzt hunderte meter groß. Ich stolperte zurück. Wie kam sie so schnell herein. >> ich bin was?<< ouh man, ich träumte echt verrücktes zeug. Vielleicht sollte ich nicht mehr mytologiebücher lesen, vor dem einschlafen. Jetzt spielt meine fantasie völlig verrückt. >> ja, schon richtig gehört. Du bist die tochter von Oria, aber wer ist dein vater?... mal sehen…<< und schon hatte sich die große göttin in rauch aufgelöst und sich dann wieder, in normal menschlicher größe, vor mir aufgebaut. Sie ging einmal um mich herum, zupfte an meinen haaren, schaute meine hände an. >> hmm… schwer, du scheinst einen genaue kopie deiner mutter zu sein. Keine spur von deinem vater. Mal sehen… nymphen, reinigt sie und zieht ihr etwas passendes an, vergesst nicht orias medallion. Wir werden eine beratung im gericht einberufen. Sagt iris sie soll Jio bescheid sagen…<< und schon war aletheia verschwunden. Ein paar frauen brachten eine schüssel mit wasser und fingen an mich aus zu ziehen. Es war schon etwas ungewohnt, von frauen gewaschen zu werden. Außerdem machte ich mir sorgen. Wo war arrow, oder besser gesagt Borea? Was würden die götter auf der beratung besprechen? Musste ich auch anwesend sein? War diese Oria auch da?
Zu diesem zeitpunkt war ich mir sicher, dass das kein traum war. Das angenehm warme wasser auf der haut, die kühle seide des kleides und das minimale gewicht des wunderschönen anhängers war zu real.
Eine dieser Nymphen brachte mich nach draußen wo Borea stand. Sie war gebürstet worden und ihr Fell glänzte wie ein Teich im Sonnenschein. >> danke für alles…<< bedankte ich mich bei der Nymphe. Sie war es sichtlich nicht gewohnt, dank zu empfangen, ein lächeln huschte über ihr Gesicht und, ehe ich mich versah, verschwand sie in einer Wolke. Ich versuchte mit dem Kleid auf Borea zu sitzen, was nicht gerade leicht war. >> dann eben Lady- like<< sagte ich mehr zu mir selbst und versuchte mich seitwärts auf den Rücken der Pegasus Stute zu ziehen. Es klappte nicht. >> kann man der Lady behilflich sein?<< ein junger Mann, etwa siebzehn, kam aus der Wolkendecke auf mich zu. Er war muskulös und hatte brünettes Haar. >> äh, bitte, gerne…<< nahm ich seine Hilfe an. Er lächelte. >> du siehst Orion sehr ähnlich, weißt du das?<< fragte er und hob mich mit einer Hand hoch. Wow, war er stark! Nicht, dass ich sehr schwer war, aber er hob mich ohne jede Anstrengung hoch. >> nee, mit wem habe ich eigentlich das Vergnügen?<< konterte ich mit einer Gegenfrage. >> ich bin Herkules…<< er nickte mir zu. Komisch. In meinen Büchern stand nirgends etwas von einem Hercules. >> Hercules, Sohn von…?<< hakte ich nach. >> Sohn von Jio… gehst du auch zu der Besprechung?<< er deutete auf meine Robe. >> ähm, so wie es aussieht…<< ich zuckte die Schultern. Er grinste und pfiff durch die Zähne. Wenige Sekunden später war das schlagen großer Flügel zu hören und ein weißer Pegasus Hengst landete vor Borea. >> dann können wir ja zusammen fliegen…<< meinte Hercules und schwang sich auf das geflügelte Pferd. Ehe ich mich versah hob Borea ab und düste hinter dem Hengst her. >> wo ist denn das Gericht?!<< fragte ich den muskulösen jungen. >> noch ein paar Minute von hier entfernt…<< er machte eine wegwerfende Handbewegung in die Richtung in der sich anscheinend der Gerichtshof befand. >> wer als erster da ist! Auf die Plätze, fertig… los!<< forderte ich ihn auf und drückte meine Ferse in den Bauch der Stute. Diese schoss davon. Ich duckte mich etwas vor und schloss die Augen. Der andere Pegasus näherte sich, mit rasender Geschwindigkeit. Ich konnte das schlagen seiner kräftigen Flügel vernehmen. >> ich bin vor dir da!<< spornte er mich an. >> niemals!<< lachte ich und schnalzte mit der Zunge. Borea beschleunigte und tauchte durch die Wolken decke durch. Ich konnte schon die hohen marmortürme des Gerichtes erkennen. Der weiße Pegasus wich ruckartig aus und ein Windstoß fegte mich von ihrem rücken. Ich bekam aber noch ihr huf zu fassen und kämpfte mich hoch. Meine Finger zitterten, als ich schon fast auf ihrem Rücken saß. Doch dann warf ich einen blick nach unten. >> bei Jio!<< entfuhr es mir. Unter meinen Füßen ging es hunderte Meter nach unten. Ich fühlte Boreas zähne an meinem Nacken und sie half mir schlussendlich wieder auf ihren rücken. Natürlich hatte ich mit der Aktion das wettfliegen verloren. Wo musste ich jetzt hin? Das Gericht war Menschen leer…
Mit leisem klackern landete die Stute auf dem Marmorboden und ich ließ mich von ihrem Rücken gleiten. Mit bloßen Füßen tappte ich einige Schritte vor. Dichte Wolken machen das sehen zu einem Problem. Wie sollte ich hier meine Mutter sehen? Da kam mir eine Idee. >> Arr- Borea, flieg doch mal etwas nach oben… vielleicht kannst du ja die Wolken etwas weg fegen. Als ob sie mich verstanden hätte schlug sie ein paarmal kräftig mit den Flügeln und die Wolken wichen zur Seite. Gigantische Stühle kamen zum Vorschein. Sie waren alle aus weißem Marmor und von Grund auf verschieden. Der schönste Stuhl hatte ein ähnliches Muster wie das Amulett. Ich schaute ihn eine Weile an. Irgendwann hatte ich mich wieder gefangen und tappte auf dem kühlen Boden weiter. Ich fühlte mich so beobachtet. >> hallo?<< meine Stimme schallte in der unendlichen Weite. Da! Stimmen! Sie waren leise und wurden immer lauter. Plötzlich war das ganze Gericht von dichtem Nebel erfüllt, dessen verschiedene Farben sich vermischten. Zehn, gigantisch große Götter redeten wild darauf los. Nur eine frau stand da und schaute mich an. Sie war wie eine Kopie von mir, oder ich eine von ihr. Dasselbe kupferbraune Haar, dieselbe Himmelfahrtsnase, die selbe Figur. Es war verblüffend. Nur sie hatte smaragdgrüne Augen und ich nicht. Meine waren ozeanblau.
>> Ruuuuhee!<< rief eine sehr laute, männliche Stimme. Sofort verstummten die Götter und setzten sich auf ihre Stühle. Oria setzte sich auf den schönsten. Jio, der Gottvater, hatte keinen üblichem Marmorstuhl. Seiner war aus Gold, mit weißen Verzierungen. Alle im Saal schauten mich an und ich verkroch mich unter Boreas schützendem Flügel.
>> Aletheia, warum hast du eine Versammlung einberufen?<< fragte der Obergott. >> ich habe Orias Tochter gefunden, und möchte in Erfahrung bringen wer ihr Vater ist und was mit ihr passiert. Denn sie ist eine Vollgöttin…<< die Göttin der Wahrheit setzte sich wieder und schaute mich an. >> Orias Tochter, trete vor…<< sagte Jio. Ich zögerte einen Moment und trat dann unter Boreas flügeln hervor. Erstauntes murmeln ging durch die Reihen. >> du bist eindeutig ihre Tochter… Oria, wer ist ihr Vater?<< Jio wandte sich an jemand hinter mir. Oria schaute mich an. Ihre wunderschönen Augen musterten mich, dann schaute sie zu einem der drei großen Drei. Poseidon, der Gott des Meeres. Seine Brüder waren Jio und Hades der Herrscher der Unterwelt. Hades Stuhl war schon längst weggeschafft worden, er durfte nicht mehr in den Gerichtshof. Warum, wusste ich nicht. Poseidon seufzte und erhob sich. >> ich hatte gehofft ihr werdet es anders erfahren… ja, Arambelia ist meine Tochter und Oria meine geliebte…<< sprach dieser. Ach, warum mussten diese Götter auch immer so altmodische Schnulze Sätze sagen? >> und wie willst du das beweisen?<< fragte einer der anderen. >> Arambelia, zeig uns deine rechte Hüfte…<< Poseidon nickte mir zu. Ich wusste nicht was er meinte. Gehorsam zeigte ich ihnen meinen rechten Hüftknochen, auf dem ich ein seltsames Muttermal hatte. Es sah aus wie ein Tattoo, doch ich hatte es von Geburt an. Das mal hatte die Form einer wunderschönen welle und war etwa so groß wie ein menschliches Auge. Poseidon öffnete mühelos einen metallenen Ring um sein Handgelenk und zeigte mir und den anderen eine ebensolche welle. Nur seine war eben größer. Und noch etwas hatten wir gemeinsam. Er hatte dieselben tief blauen Augen wie ich. >> und wie hast du vor es deiner frau, Ate, zu sagen? Du weißt es wir sie sehr wütend machen, weil sie selbst kein Kind gebären konnte… sie wird die menschliche Welt vernichten…<< sagte eine Göttin neben Oria. >> nein!<< entfuhr es mir. Schnell biss ich mir auf die Lippe, als alle mich anschauten. >> glaubt mir, ich kann sie beruhigen, es wird kein großes Theater geben…< versicherte ihnen Poseidon.
>> und was passiert mit ihr?<< fragte Oria Jio. >> sie kann entscheiden, Arambelia…<< er wandte sein riesiges Gesicht mir zu >> willst du in die menschliche Welt zurück kehren und ein normales Leben weiter führen, oder hier in der göttlichen Welt für alle Ewigkeit für Gleichgewicht auf der Welt sorgen?<< fragte er mich. Ich fühlte mich irgendwie so falsch hier, ich gehörte in die menschliche Erde. Zu Dillan und Emily, und zu der Stute Whitearrow, und nicht zum Pegasus Borea.
>> ich m-möchte in die menschliche Welt…<< antwortete ich zaghaft. >> aber, darf ich meine Arrow wieder haben?<< nuschelte ich leise und malte verlegen mit den Zehen unsichtbare Muster auf den glatten Marmorboden. >> so soll es sein… du wirst wieder in die menschliche Welt zurückkehren und dort in Frieden leben…<< er nahm etwas Wolke in die Hand und schüttete es über mich und den Pegasus. Ich schaute ein letztes mal zu Poseidon und Oria. Sie schauten mich traurig an. Erst hatten sie mich wiederbekommen, und schon verließ ich sie wieder. Ich seufzte und schloss dabei automatisch meine Augen. Ich öffnete sie, als ich mich auf Arrows rücken, am anderen Ende der Höhle wieder fand. Dillan und Emily hockten da. Ich schlich mich an meine Freunde an und >> Buuuuuh!<< erschreckte sie. Beide fuhren hoch. >> ich bin so froh euch wieder zu sehen!<< jubelte ich und fiel ihnen um den Hals. >> Warum bist du nicht im Austrius?<< fragte mich Emily. >> ich weiß nicht… mir hat es nicht gefallen… aber, warum wisst ihr davon?<< hakte ich nach. >> Nunja, wir wurden auf die Erde geschickt um dich zu beschützen… ich bin ein Faun und Emily ist eine Nymphe…<< erklärte Dillan. >> was? Ihr verarscht mich jetzt…<< ich schaute ungläubig zu den beiden hoch. Sie waren etwas größer als ich, was ja auch nicht schwer war… >> du hast richtig gehört, hast du heraus gefunden wer dein Vater ist?<< Emily deutete auf meine Kette und auf mein Kleid, das ich immer noch trug. >> so viel ich verstanden habe ist es Poseidon…<< ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. >> das ist nicht gut, das ist gar nicht gut…<< murmelte Dillan. >> was? Warum nicht?<< meine Stimme zitterte. >> es ist so. Poseidon ist mit Ate verheiratet. Sie stürzt Menschen und auch Götter ins Unheil. Sie kann die ganze Welt vernichten! Und leider kann sie sich nur schwer beherrschen…<< erklärte er mir. >> ach, das haben die anderen auch gesagt, Poseidon hat nur gemeint, dass er sie beruhigen kann… ich vertraue ihm, er wird seine Ehefrau kennen<< mit diesen Worten schwang ich mich wieder auf Arrows rücken und half Emily und Dillan rauf. Im Schritt ritten wir der Abenddämmerung entgegen. >> war ich wirklich so lange im Austrius?<< fragte ich in die stille. >> dort oben vergeht die Zeit anders als hier unten… manchmal schneller, manchmal langsamer…<< erklärte mir Dillan. >> ach, hier ist dein Zeugnis und noch mein Geschenk…<< er gab mir mein Abschlusszeugnis und ein kleines Büchschen. >> danke schön…<< sagte ich. >> es ist nicht wirklich von mir…<< nuschelte er. Ich öffnete es. >> es ist von Poseidon<< sagte ich. >> Wahrscheinlich…<< murmelte er. Ich hob den Armreifen heraus. Er war Silber und hatte mit Saphiren eine welle aufgemacht. Das Schmuckstück war einfach wundervoll. Ich zwängte meine Hand hinein und passte ihn an meinem zarten Handgelenk an. >> was ist Oria eigentlich für eine Göttin?<< fragte ich Emily, als ich Dillan schon nachhause gebracht hatte. >> sie ist die Göttin der Zauberkunst und der Verwandlung…<< antwortete Emily und stieg ab. Sie hatte mir noch nie gezeigt wo sie wohnte, erst jetzt sah ich ihr Haus. Oder bessergesagt, ihrem baum. >> und du lebst wirklich auf diesem baum?<< hakte ich nach. Sie lachte und bejahte dann meine Frage. >> ich bin genauer gesagt eine Meliade, eine Baum- und Waldnymphe…<< sie lächelte und schwebte den Baum hoch. Ein leises rascheln verriet mir wo sie war. Ich schüttelte lachend den Kopf und galoppierte nachhause.
>> hi Mum! Hi Jason!<< rief ich und stürmte, nachdem ich Arrow gestriegelt und in den Paddock gestellt hatte, nach oben. >> hallo Geburtstagskind!<< lachend kam mir mein großer Bruder entgegen und nahm mir gleich das Zeugnis ab. >> wow, du siehst aus wie ein Christbaum…<< scherzte er und zeigte auf den Armreif und das Medaillon. >> wird nicht so frech…<< drohte ich lachend während er mein Zeugnis studierte. >> Wow, einen Notendurchschnitt von 1,8 die fünf in Französisch macht sich nicht so gut und der zweier in Geografie auch nicht…<< meinte er. >> die fünf habe ich nicht verdient, das hätte eine zwei sein sollen und der zweier hätte ein eins sein sollen. Aber Miss Chipie, ich nenne sie so. das heißt übrigens „zicke“… hatte einfach etwas gegen mich… nur weil ich besser wie sie war…<< ich ließ mein Zeugnis links liegen und ging ins Bad. Eine Dusche musste nach einem anstrengenden Tag einfach sein. Mein Bruder stellte keine Fragen und Mama war anscheinend nicht zuhause. Ich schloss die Türe hinter mir und musste mich erst mal setzten. Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und kämmte sie. Die Nymphen hatten einen schönen Zopf geflochten den Wahrscheinlich niemand menschlicher so machen konnte, doch ich verstrubbelte ihn und fuhr mit der bürste durch, bis meine Haare in sanften wellen über meine Schultern flossen. Ich seufzte. Wenn ich in den Spiegel schaute sah ich nicht mich, sondern sie. Oria, die Göttin mit den smaragtgrünen Augen. Irgendwie war sie für mich jetzt schon eine Mutter. Ich liebte sie und würde sie rächen. Warum dachte ich gerade über Rache nach?
Ich holte aus dem Körbchen eine Schere und schnitt mir die Haare etwas, sodass sie frech in die Stirn fielen. Mein Bruder klopfte und ich zuckte erschreckt zusammen. Die schere kratzte über meine Wange und hinterließ einen lagen Kratzer, aus dem auch schon Blut quoll. >> Waaaas?!<< fragte ich leicht genervt. >> ich muss aufs WC…<< antwortete Jason. >> dann geh nach oben!<< knurrte ich und machte die duschen an. Ich hörte wie er etwas vor sich hinmurmelte und dann die Treppe hoch stampfte. So, aber jetzt unter die Dusche. Ich entkleidete mich und stieg langsam unter das warme Wasser. Ah, das tat gut. Ich hatte vergessen den Duschvorhang zu zuziehen, darum sah ich, was mit dem Kratzer geschah als Wasser meinen Körper berührte. Die Feuchtigkeit floss meiner Haut entlang nach oben und heilte ihn. Ich traute meinen Augen nicht! Der Kratzer war weg! Fasziniert schaute ich mein Spiegelbild an. Das Mädchen mit den blauen Augen und den rotbraunen haaren starrte zurück.
Irgendwann riss ich mich von dem Spiegelbild weg und duschte zu ende. >> ich gehe dann mal weg! Bin um circa zwölf Uhr wieder zuhause!<< rief mir Jason zu. Ich murmelte etwas das wie ein „okay“ klingen sollte vor mich hin und tappte Vorsichtig auf die rutschigen fließen. Das rote Handtuch wickelte ich mir um und huschte mit tropfenden haaren hoch in mein Zimmer. Dort machte ich den Kasten auf und überlegte was ich heute noch machen sollte. Vielleicht hatten Emily und Dillan Lust in eine Disco zu gehen. >> Arambelia!<< jemand rief meinen Namen und flog zum Fenster rein. Ich schrie auf und versteckte mich hinter der Schranktür. Ein Engel landete vor mir. >> wir haben keine Zeit für so etwas! Los zieh dich an! Poseidon schickt mich…<< sie zog mich hervor, nahm mir das Handtuch weg und drückte mir Unterwäsche in die Hand. >> was? Wer…? Warum…?<< stotterte ich während ich mich anzog und sie mir die Haare trocknete. >> Oria wurde entführt, wahrscheinlich von der Hydra… und diese war im Auftrag von Ate…<< erklärte der Engel. >> u-und was kann ich t-tun?<< hakte ich nach. >> du musst eine Vollgöttin werden, nur du kannst sie retten… weiteres erklärt dir Poseidon…<< sie zog mir ein komisches Kleid über und schwang mich auf ihren rücken. Sie sprang auf das Fensterbrett. >> oh nein, ich habe eine bessere Idee…<< sagte ich als ich cheggte was sie vorhatte. Kurz pfiff ich durch die Zähne. >> Borea!<< rief ich meinen Pegasus. Wenige Sekunden später war sie hier. Ich kletterte auf ihren Rücken und half der frau mit den weißen flügeln herauf. >> höher, Borea, höher!<< rief ich der Stute gegen den Wind zu. Sie tauchte über die Wolken und wir flogen kurze Zeit über der weichen flaumigen Massen. >> da unten ist die Höhle!<< sagte die frau hinter mir und zeigte auf den Eingang zum Austrius. Ich lenkte die Stute nach unten und diese flog in den dunklen Felsgang. So leise wie möglich folgen wir durch die Höhle und ich konnte schon das weiße licht erkennen. Mit demselben knall wie das letzte mal landete ich im Austrius. Ich lag der Länge nach auf dem Marmorboden. Aber jetzt wurde ich etwas freundlicher empfangen. Der Minotaurus half mir auf und öffnete für mich das mega große, goldene Tor. Borea und die engelfrau gingen mir hinter her, als ich eintrat. Poseidon war schon da und wartete auf mich. Ich rannte meinem Vater auf bloßen Füßen entgegen. Er nahm mich in die Arme. >> ich weiß es ist etwas viel verlangt…<< begann er. >> was muss ich tun?<<unterbrach ich ihn. Ich schaute mich um. Die Wolken waren nicht weiß, sie waren schwarz, wie Gewitterwolken. Hier und da zuckten kleine blitze auf. Mein Vater musterte mich, dann lächelte er kurz und Jio kam näher. Sie waren nicht mehr so groß wie bei der Versammlung, sie hatten die Größe von normalen Menschen. >> Arambelia, wirst du deiner Mutter helfen?<< fragte Poseidon. Ich nickte. >> was muss ich machen?!<< bat ich. >> zuerst musst du deine Vollgöttlichkeit erreichen…<< sagte Jio und gab mir eine Schriftrolle. Ich rollte sie auf. Eine Landkarte war darauf abgebildet. >> hei… hier ist mein Haus…<< stellte ich fest. >> du darfst drei Begleiter aussuchen, nicht mehr… leider…<< sagte Jio und nahm die Schrift rolle wieder an sich um darauf etwas zu vermerken. >> nimm die die du schon kennst…<< schlug ein Pferd vor. Ich schaute es etwas verwirrt an. >> du musst Arion sein, Orias Pferd… nicht wahr?<< fragte ich und zugleich fragte ich mich warum ich das wusste. Der fuchsbraune Hengst schnaubte zustimmend. >> ich wähle Borea, Hercules, und dich Vater…<< ich schaute dem Meeresgott in die tiefblauen Augen. >> das geht nicht, sonst wäre ich selbst gegangen, ich muss hier im Austrius bleiben…<< er legte seine Hand auf meine nassen Haare und spürte das nass an seiner Handfläche. >> Wasser?<< fragte er. >> ich liebe es, irgendwie hat es Heilkräfte auf mich…<< ich zuckte die Schultern. Jio schaute auf. >> Wasser hat eine Wirkung auf dich?<< hakte der oberste Gott nach. >> ähm, ja?<< ich trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. >> schade, dass wir keine Zeit mehr haben, um zu testen wie viel Gott du wirklich schon bist… also schau her, ich erkläre es dir ein einziges Mal…<< erhielt mir die Karte wieder unter die Nase. >> du musst zu dem Baum mit den goldenen Äpfeln, den werden ein paar Hesperiden und Ladon bewachen. Löse das Rätsel das sie dir geben, erst dann bekommst du einen dieser Äpfel. Der nächste halt ist bei der Quelle des Basilisken, du brauchst ein paar schuppen und ein zahn. Dafür musst du ihn töten. Dann fliegst du zum Meer, dort erlegst du die Charybdis…<< erklärte mir Jio als Poseidon ihn unterbrach. >> was? Die Charybdis? Willst du ein so kleines Mädchen an sie verfüttern? Sie hat noch ein Leben vor sich!<< entfuhr es ihm und er stellte sich zwischen mich und den Obergott. Ich schob mich an ihm vorbei >> wenn es der einzige weg ist um Mutter zu retten mach ich das! Und ich werde dir noch den Kopf der Medusa bringen wenn du willst!<< knurrte ich und schaute wieder Jio an. >> beim Meer erlege ich die Charybdis und weiter?<< hakte ich nach. Jio seufzte. >> schaue ihr niemals in die Augen, sonst wirst du in Meerschaum aufgehen, wenn du sie getötet hast schneide ihr ein Auge raus. Damit kannst du die Hydra betäuben. Du musst aufpassen, das Blut der Hydra ist sehr giftig…<< warnte mich der Gott. >> und für was brauche ich den goldenen Apfel, die schuppen und den Zahn? << fragte ich. >> damit wirst du stark und unsterblich. wenn die Schicksalsnymphen auf deiner Seite sind werden sie dir damit einen trank brauen… wenn du mehr an stärke willst kannst du etwas Wasser aus der basiliskenquelle mitbringen…<< erklärte mir Poseidon.
Wenige Stunden später stand ich in einer komischen uniform vor dem Spiegel. Es war eine kriegsuniform. Blaue Bänder schützten meine Hände, den Armreifen hatte ich darüber gebogen. Meine Füße steckten in kniehohen stiefeln und mein meerblaues Kleid wurde von einem weißen Gürtel an der Hüfte umfasst, an dem so einiges angebracht war. Ein großes Schwert mit wunderschöner Wellenverzierung. Mein Name war eingraviert worden. Ein kleines Fläschchen war ebenfalls daran festgemacht. Ich nahm es aus der Schlaufe und mit einem leisen „Plopp“ öffnete ich den winzigen korken. Vorsichtig schnüffelte ich daran. >> Mmh, das riecht gut…<< sagte ich zu mir selbst. >> das ist Nektar… das Getränk der Götter…<< sagte ein bekannte stimme hinter mir. >> oh, hi Hercules…<< ich erblickte ihn im Spiegel. Auch er hatte ein Schwert bei sich. Nur seines sah schwerer aus. Nicht so scharf und edel wie meines. >> wir brechen bald auf…<< verkündete er >>… bist du bereit?<< fragte er. Ich nickte. Einen Nymphe machte sich an meinem Haar zu schaffen. Sie flocht mit schnellen fingern meine Haare aus dem Gesicht. Ich sah aus wie eine edle Kriegerin. Als ob ich dafür geboren wurde. Ich nickte ihr dankend zu und ging zu Hercules. Er lächelte und strich mir über die Himmelfahrtsnase. >> er wird dich vermissen…<< flüsterte er. >> wer?<< hakte ich nach. >> Poseidon… und Arion. Er mag dich…<< grinsend deutete der blonde Junge auf das sprechende Wunderpferd, das aus den Wolken auf mich zutrabte. Hinter ihm flogen Borea und der Pegasus Hengst her und landeten auf dem Marmor. Sie hatten beide eine Rüstung an. >> wir ziehen doch nicht in den Krieg!<< scherzte ich um die bedrückende Abschiedsstimmung zu heben. Erfolglos. Eine Silhuette tauchte aus den Wolken auf. Poseidon, der Gott der Meere und mein Vater. Ich liebte ihn. Wo ich ihn jetzt so sah, erinnerte ich mich an das erste Lebensjahr. Hier oben und tief unten auf Atlantis. Arambelia, die Prinzessin von Atlantis.
>> erkennst du das noch?<< fragte er, als ich ihm einige schritte entgegen trat. Er hielt mir ein winziges Diadem hin. Es war aus reinem Silber und drei kleine Delfine waren darauf zu erkennen. >> meine Krone…<< hauchte ich und fuhr vorsichtig mit dem Finger über den mittleren Delfin. >> du musst mir versprechen, dass du heil wieder zurück kommst… machst du das?<< fragte er. >> ich verspreche, hoch und heilig, dass ich gesund und munter mit Oria hier aufkreuzen werde…<< versprach ich.
Ich winkte Arion und meinem Vater von Boreas rücken noch ein letztes mal zu, ehe sie in den Wolken verschwanden. >> wir müssen zuerst den goldenen Apfel holen…<< sagte ich, um einfach etwas gesagt zu haben. Der Flug verging unglaublich ruhig, jedoch fühlte ich mich immer so beobachtet. Ich legte meine Hände auf den starken hals der Stute und bettete meinen Kopf darauf. Ihre Mähne kitzelte meine Nase und ich nieste. Als ich meine Augen wieder geöffnet hatte erblickte ich einen Baum. Er wuchs genau in einem kleinen Bergkrater. >> ist das der Baum?<< fragte ich und zeigte darauf. >> ja, das ist er…<< Hercules lenkte den Hengst zu dem Eingang. Es war toten still. >> komisch… niemand da…<< stellte ich fest. >> seltsam…<< murmelte Hercules. >> komm, wir holen uns einfach einen goldenen Apfel und hauen wieder ab… es ist ziemlich unheimlich hier…<< ich streckte mich nach einem goldenen Apfel und als meine Finger ihn schon fast berührten überrannte mich etwas. Ich zückte mein Schwert und hielt es dem Hund an einen der zwei Köpfe. >> Ladon?<< fragte ich. Der Hund knurrte kurz und beschnüffelte mich. Dann stieg er von mir herunter. Drei Hesperiden standen da. >> was willst du?<< fragten sie wie aus einem Mund. >> ich benötige einen goldenen Apfel…<< antwortete ich. >> den musst du dir aber verdienen…<< sagten die drei. Ich nickte. >> ein Rätsel… was läuft auf vier Beinen, dann auf zwei und dann auf drei Beinen? Du hast dreißig tropfen Zeit. Sagst du eine falsche Antwort, wirst du das Abendbrot von Ladon…<< sie alle schauten gleichzeitig zu dem zweiköpfigen Hund. Dieser saß wenige Meter vor mir und sah mich hungrig an.
Tropf, tropf, tropf… die Zeit lief. Wie war die Frage nochmal? Was läuft erst auf vier, dann auf zwei und dann auf drei Beinen? Ich überlegte. Die Hesperiden zählten die tropfen. >> 20, 21, 22, 23, 24…<< ich überlegte krampfhaft. >> 28, 29…<< Ladon knurrte und setzte zum Sprung an. >> der Mensch!<< entfuhr es mir in letzter Sekunde. Der zweiköpfige Hund erstarrte und schaute die drei Nymphen an. >> das ist richtig…<< sagten sie und öffneten ihre Münder. Ein grell hoher laut kam heraus. Der Boden vibrierte, ich hielt mir die Ohren zu und ein goldener Apfel fiel vor meine Füße. Als ich wieder aufblickte waren die Hesperiden und der Hund verschwunden. >> und wie bringen wir den zu den Schicksalsgöttinen?<< fragte ich. >> die heilige flamme, sie kann von zwei Pegasusen erzeugt werden… meinst du Borea kann das?<< antwortete er. >> mal sehen…<< ich ging um den baum herum und aus der Höhle raus. Borea und Pegasus, so hieß der Hengst. Er ist der Ursprungspegasus und quasi mit Borea verwandt.
Hercules redete auf seinen Hengst ein, dieser schnaubte zustimmend und nahm dann den Apfel in den Mund. Der blonde Gott kam wieder her. >> hei, ich habe mein Leben für den goldenen Apfel riskiert und du verfütterst ihn an Pegasus?!<< zischte ich. Hercules lachte und zeigte nach oben. Borea und Pegasus flogen hoch oben und plötzlich flammte eine grüne Stichflamme auf. Sie erhellte den ganzen Himmel und der darauf folgende Donner ließ mich erschrocken zusammen fahren. Wenige Sekunden kamen die zwei wieder herunter.
>> es wird dunkel, heute schaffen wir es nicht mehr zur höhle des Basilisken. Lass uns ein geeigneter Platz zum Schlafen suchen…<< schlug Hercules vor. >> da unten, der Wald sieht doch einladend aus…<< ich blickte herab. >> wenn du meinst…<< er zuckte die Achseln und wir landeten auf einer kleinen Lichtung. Ich nahm die gute Waldluft in meinen Lungen auf. Hercules machte derweilen ein Feuer, während ich etwas zusammenbastelte, auf dem man einigermaßen schlafen konnte, ohne nass zu werden falls es regnen würde. >> ich suche für uns etwas zu essen… beeren oder so…<< teilte ich ihm mit und verschwand im Wald. Es war schon dunkel, und ziemlich unheimlich. Ich joggte durch zwischen den Baumstämmen hindurch. Leises Geflüster war zu hören. Wie der wind, aber ich konnte grobe Wortfetzen auffassen. >> wer seid ihr?<< fragte ich ängstlich. Gelächter, so schön und hoch wie ein flöten Sopranorchester. >> wir sind Dryaden…<< flüsterte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, die Hand fest um den griff meines Schwertes gelegt. Der wind fegte über die Lichtung, kleine äste peitschten mich und ich unterdrückte einen Aufschrei. Wie kleine Messerschnitte fegten sie über mich. >> warum macht ihr das?!<< schrie ich gegen den Wind. >> Ate war hier… sie hat uns von deiner Mutter erzählt…<< der wind stoppte kurz und als eine dieser Dryaden den Satz fertig gesprochen hatte fegte wieder der wind um mich. Ich hob schützend die Hände über meinen Kopf. Nicht ein Lüftchen berührte meine Haut, es war windstill. Ich öffnete meine, vor Schreck zusammengepressten, Augen wieder. Der wind bildete wie eine Kugel um mich. >> wow<< entfuhr es mir. Doch so reflexartig sich das ganze zusammen gebaut hatte, fiel es auch in sich zusammen. Ich fuchtelte mit einem Schwert und dem Dolch in der Luft herum, doch es brachte nichts. Ausversehen streifte ich einen Baum und ich hörte eine Dryade aufschreien. Ich erstarrte. Für einen Moment wurde der wind schwächer. >> hört zu, Dryaden!<< lenkte ich ihre Aufmerksamkeit auf mich. >> lasst mich in Frieden, oder ich werde ein Feuer entfachen und eure Bäume werden verbrennen!<< drohte ich. Erschrockenes Gemurmel machte sich breit. Ohne ein weiteres Wort ging ich und suchte beeren. Ich kam mit circa einer Hand voll unreifer beeren zurück zum Lagerplatz. >> mehr hast du nicht?<< fragte Hercules. >> irgendwie waren alle beeren schon weg…<< nuschelte ich. Der wind hatte sie weggefegt. >> zum Glück war ich auch noch auf der Jagd…<< er hielt mir ein Kaninchen hin. >> was? Oh mein Gott, das arme Kaninchen!<< entfuhr es mir. >> ach quatsch, es ist ziemlich schmerzlos gestorben… Giftpfeile…<< er zeigte auf einen Köcher den er auf dem Rücken trug.
Er grillte den kleinen Hasen und mein knurrender bauch überredete mich, auch einige bissen von dem niedlichen Kaninchen zu essen. Mit einem halbwegs gestillten Hungergefühl schlief ich, nahe dem Feuer, ein. Am nächsten Morgen erwachte ich unter Boreas Flügel. Sie hatte mich gewärmt. Ich stand auf und stiefelte irgendwo hin. Ich wusste nicht wo, doch mein Gefühl sagte mir, dass dort Wasser sein musste. Tatsächlich! Schon als ich wenige Minuten lange durch das dichte Beerengebüsch gewatet war, vernahm ich das leise plätschern von Wasser. Meine Schritte wurden schneller und ich sprang aus dem Gebüsch. Ein wunderschöner See lag da mitten im Fels. Wasser rann aus dem Berg heraus und unzählige Seerosen schmückten den Rand des Gewässers. Ich trat an das Ufer und schaute in die tiefe. Wasser, so wunderbar klar, zog mich zu sich. Vorsichtig ließ ich mich in das kalte nass sinken. Meine Füße berührten erst den Boden, als ich schon bis zur Hüfte im Wasser stand. >> weiter…<< flüsterte eine wunderschöne Männliche Stimme. Ich horchte auf. >> wo bist du?<< hauchte ich verzaubert von dem schönen klang. >> hier…<< ein wunderschönes wesen tauchte vor mir aus dem Wasser auf. Ich machte einen Schritt auf ihn zu. Er war nur eineinhalb Meter von mir weg, und als ich vor mir stand und er sich leicht über mich beugte, zog mich etwas nach unten. Als ob sich die Erde unter meinen Füßen geöffnet hätte. Verzweifelt rang ich nach Luft und versuchte mich an seiner wunderschönen, durchsichtigen haut fest zu halten. Doch meine Lungen füllten sich nur mit Wasser und als ich seinen Oberarm gefasst hatte, drückte er mich weiter hinab. Wie ein Strudel bildete sich um mich. Eine Strömung aus lauter so wunderschöner Frauen und Männer, sie alle zogen mich in die tiefe. Langsam verlor ich das Bewusstsein, bis mich ein stechender Schmerz zusammen fahren ließ. Eine dieser Wassermenschen, hatte mir in die Hand gebissen. Ich schrie auf, doch aus meinem Mund kam nur ein ersticktes gurgeln. Meine letzte Luft wich aus meiner Lunge. Verzweifelt streckte ich meine Hand Richtung Oberfläche und versuchte mich an irgendetwas Hoch zu ziehen. Das Wasser um mich herum färbte sich rot. Plötzlich schwebte eine große Luftblase zu mir herab. War auch endlich Zeit! Ich hatte schon keine Luft mehr! Aber wie konnte das nur sein? Blasen steigen hoch, sie sinken nicht abwärts?! Das war mir aber zu diesem Zeitpunkt egal, dich bekam endlich Luft. Meine Lunge füllte sich mit der frischen Waldluft und gab mir power. Ich konnte die Bäume riechen, das feuchte Moos und noch etwas. Hercules wunderbarer Duft. Er suchte mich und war ganz in der Nähe. Weitere bisse quälten mich und ich wehrte mich nach Leibes Kräften. Ich sammelte meine ganze Energie und plötzlich stieß ich einen so starken Impuls aus, sodass die steilen Wände des Teiches zu beben begannen. Die gesamte Erde bebte und Gesteinsbrocken in allen Größen und Formen schwebten an mir herab. Hercules musste das Beben gespürt haben, denn er sprang ins Wasser und brachte mich zurück zur Oberfläche. Dort hustete ich mir das Wasser aus den Lungen und verfluchte in Gedanken diese Wassergeister. Mit tropfendem Haar und durchnässten Kleidern schleppte ich mich ans Ufer und blieb erst mal liegen. Borea stupste mich mit ihrer weichen, warmen Nase an. Ich hob meine Hand und streichelte sie liebevoll. Dann richtete ich mich auf und schaute Hercules in die tiefen, froschgrünen Augen. >> danke<< sagte ich leise und stand auf. Ich kontrollierte den Sattelgurt und gurtete noch etwas nach. >> komm, wir müssen weiter…<< forderte ich ihn etwas später auf. Meine Lungen schmerzten, doch ich ließ mir nichts anmerken. Mich beschäftigten zu viele fragen. Was war das vorher mit der Luftblase? Wie hatte ich diesen Impuls verursacht?
>> sag mal, Arambelia, warst du das vorher?<< fragte mich Hercules etwas später, als wir losflogen. >> was war ich?<< hakte ich nach. >> na dieses beben… der gesamte Wald hat gezittert…<< antwortete er. >> ich glaube schon, gestern ist auch so etwas seltsames geschehen…<< ich hatte eben beschlossen ihm von meinem Erlebnis zu erzählen. Vielleicht konnte er mir ja helfen. >> was denn?<< fragte er nach. >> die Baumnymphen hatten sich gegen mich verschworen, und sie setzten wind gegen mich ein, ich hatte aber mich irgendwie geschützt… als ob ich eines mit der Luft wäre…<< beschrieb ich mein gestriges Erlebnis. >> seltsam…<< kommentierte Hercules. Er war ebenfalls ratlos.
>> wo ist denn die Quelle des Basilisken?<< fragte ich um das Thema zu wechseln. Irgendwie war es mir etwas peinlich. >> in zwei drei Stunden müssten wir dort sein… schlaf doch noch etwas, du siehst noch müde aus…<< antwortete er. Ich nickte und bettete meinen Kopf auf Boreas Hals. An schlafen konnte ich irgendwie nicht denken, trotzdem schloss ich die Augen.
Kurze Zeit später zischte etwas haarscharf an mir vorbei und Borea wieherte qualvoll. Der wind rauschte an mir vorbei und ich riss die Augen auf. >> oh nein! Arrow!<< entfuhr es mir aus Reflex. Ein kurzer Speer hatte ihren linken Flügel durchbohrt. Die Erde kam schneller näher und ich fürchtete mich vor dem schmerzhaften Aufprall. Schützend hob ich die Hände vor mein Gesicht und unsere Fall Geschwindigkeit verringerte sich. Der weiße Pegasus und ich landeten auf einem Baum. Es schleuderte mich durch die Äste und mit einem lauten „uff“ hing ich wie ein, um den Auswuchs geworfenes Shirt an einem Ast. Borea landete auf dem weichen Boden und ich sprang an ihre Seite. >> oh nein, nicht… bitte nicht…<< jammerte ich und half ihr sich zu drehen. Leises Geflüster entstand um mich herum. Oh nein, bitte nicht schon wieder unfreundliche Nymphen… Mit einem leisen schnauben landete Pegasus und Hercules war sofort an meiner Seite. >> was ist passiert?<< fragte er. >> Scht!<< zischte ich und schaute mich unwohl um. >> was? Warum?<< fragte er. >> Scht!!<< ich hielt einen Zeigefinger vor die Lippen, mit der anderen Hand umfasste ich mein Schwert und zog es mit einer eleganten und schnellen Bewegung aus der scheide. Leise schlich ich an ein Gebüsch an, in dem ich diese stimmen vermutete. Blitzschnell schob ich das Gestrüpp zur Seite und hielt einem der kleinen Männchen mein Schwert an die Kehle. >> was wollt ihr?! Und wer seid ihr?!<< fauchte ich wütend. >> wir sind Zwerge…<< antwortete ein etwas Jüngerer, der hinter dem anderen stand. >> und was wollt ihr?!<< diese Aussage änderte nichts an meinem Wunsch, jeden zu töten der Arrow/Borea auch nur ein Härchen, oder in diesem Fall eine Feder, krümmt. >> wir waren auf der Jagd…<< antwortete der Zwerg, dem ich mein Schwert an die Kehle hielt. >> ach und da fällt euch nichts besseres vor die Nase, als meine Pegasus Stute, ha?<< fauchte ich mega wütend. >> wir wollten das nicht, wir wussten nicht, dass es ihre Stute ist… Prinzessin Arambelia von Atlantis…<< der junge Zwerg verbeugte sich tief. >> was? Woher? Prinzessin?<< stammelte ich verwirrt. >> dieses Schwert hat dein Vater nur für dich in Auftrag gegeben, es ist aus einer sehr Stabilem titan-silber Mischung, und wahrscheinlich das zurzeit beste Schwert… es ist für Götterhand gemacht…<< der ältere Zwerg und strich über die Rasierklingen scharfe Klinge. >> und ihr seid auf der guten Seite, oder?<< fragte ich und ließ das Schwert sinken. >> aber natürlich! Ate hat damals unser gesamtes Dorf zerstört!<< der Zwerg bekam einen furchteinflößend wütedenem Gesichtsausdruck. >> nun gut… ich bin auf dem weg meine Mutter zu retten und Ate zu töten… aber das geht jetzt leider nicht, wenn meine Stute verletzt ist…<< ich versorgte das Schwert wieder und begann mit dem kleinen Dolch zu spielen. >> vielleicht könnten wir sie in unser Dorf bringen, da können sie sich auch verweilen, Prinzessin Arambelia von Atlantis…<< schlug der ältere Zwerg vor. >> wenn es keine Umstände macht…<< gab ich bescheiden wie ich war zu. >> aber natürlich nicht! ich holen nur noch schnell meine Mutter Vestrina und die anderen Frauen und dann zeige ich euch den Eingang in unser Dorf…<< sagte der kleine Mann und verschwand im Gebüsch hinter ihm. Ich drehte mich zu Hercules um, er hatte sich neben Borea gekniet und versuchte den Speer raus zu ziehen. >> sie lässt mich nicht an sich heran, ich kann ihr so nicht helfen…<< beschwerte er sich. >> wir haben im Dorf ein paar Heilerinnen, sie werden sich gut um ihren Pegasus kümmern, Prinzessin Arambelia von Atlantis…<< der alte Zwerg war hinter mich getreten. >> bitte sag zu mir nur Arambelia…<< sagte ich und lächelte ihn an. >> wie sie wünschen, Arambelia…<<
Stimmen näherten sich. >> junge du sollst nicht lügen! Prinzessin Arambelia wurde der Charybdis schon als kleines Kind vorgeworfen!<< schimpfte eine Frauenstimme. >> sieh doch selbst Mutter…<< ein Ast schob sich zur Seite und eine Schaar kleiner Menschen traten auf die kleine Lichtung. Eine kleine Zwergenfau, sichtlich nicht mehr die jüngste, hielt sich die Hände vor den Mund. >> Arambelia!<< sie stürmte auf mich zu und umarmte mich. Zumindest schlang sie ihre Beine um meine Oberschenkel. >> du kannst dich nicht erinnern, hmmh?<< fragte sie mit Freudentränen in den Augen. Ich schüttelte verneinend den Kopf. >> ich bin Vestrina… du liebtest meine Blaubeerkekse…<< sie griff in ihre Tasche und gab mir einen kleinen Keks. Ich musterte das etwas verkrümelte Plätzchen und probierte vorsichtig. >> Mmmh… ja, genau! Die Blaubeerkekse von Tante Vestrina!<< fiel es mir plötzlich wieder ein. Die Zwergin lächelte überglücklich.
Gemeinsam gingen wir zu einem großen baum. Dvalin, der ältere Zwerg klopfte eine Parole und die Rinde schob sich zur Seite. Das Tor war groß genug für Borea, doch die Stute wollte einfach nicht da rein. >> komm schon… Borea…<< ich stemmte mich gegen sie. >> Whitearrow! Geh jetzt sofort da rein!<< befahl ich und zeigte mit dem Zeigefinger in den Baum. wiederstrebend schnaubte sie und trat missmutig durch das Tor. In dem Baum befand sich eine schmale Treppe die steil nach unten führte. Die Wände waren wundervoll geschmückt und als ich mich durch die letzten wurzeln gekämpft hatte, erblickte ich etwas Fantastisches. Eine riesige unterirdische Stadt. Sie hatte ein solch unvorstellbares Ausmaß, dass ich fasziniert stehen blieb. Viele vereinzelte Goldadern wurden beleuchtet, in jedem zweiten Häuschen war eine schmiede untergebracht. Alles war aus wurzeln, Stein und Leder gemacht. Und ein buntes Treiben herrschte um mich herum. Eine frau webte Stoff, ein kleines Mädchen hüpfte mit einem mit beeren gefülltem Korb an uns vorbei und verschwand schon gleich in einem kleinen Häuschen. Ein männlicher Zwerg mit langem Bart schob eine Schubkarre voller Gestein vor sich her, aus dem hier und da etwas golden, blau, grün oder rot funkelte. >> wow<< entfuhr es mir. >> komm, Arambelia, ich zeige dir unser Haus…<< Vestria, von mir früher immer Tante Vestria genannt, nahm meine Hand und führte mich in eines der wenigen, größeren Häuser. Irgendwie kam es mir schon bekannt vor. Das kleine Sofa, die Vorhänge und vor allem die geräumige Küche. >> Kindheitserinnerungen…<< flüsterte Vestria Hercules zu als ich mit dem Finger über die niedrige Arbeitsfläche aus schönem schwarzem Gestein strich. Alles hier war so sauber und aufgeräumt. >> es ist noch fast alles wie früher…<< murmelte ich lächelnd und dann hörte ich Borea wiehern. >> wo ist denn diese Heilerin?<< fragte ich. >> ich bringe dich zu Sivur, sie kennt sich am besten mit Jagdverletzugen aus…<< meinte Nar, der Sohn von Tante Vestria und Davalin, und ging schon vor.
>> wie alt bist du denn?<< fragte ich rein aus Neugier. >> ich werde nächsten Monat 16, und sie?<< er schaute zu mir hoch. >> ich wurde vor ein paar tagen 16…<< log ich, ich hatte keine Lust auf Nächträgliche Geburtstagsbeglückwünschungen. Nach wenigen Minuten langweiligen Smalltalks waren wir etwas weiter von der Innenstadt entfernt. >> da… dort wohnt Sivur…<< sagte er und zeigte auf ein Häuschen ein paar Meter weiter. >> warum kommst du nicht mit?<< fragte ich verwundert. >> ich mag sie nicht besonders, sie will mir immer ihre ekligen Schmalzkekse anbieten… tu dir selbst einen gefallen und sag einfach nein, das willst du nicht wirklich probieren… glaub mir…<< er winkte mir zum Abschluss und ich klopfte an den Holzrahmen. Der rote Vorhang, der wohl eine Tür ersetzen sollte, wurde zur Seite geschoben. >> wer stört mich bei meinem Mittagessen?!<< fragte eine uraltaussehende Zwergin unfreundlich und setzte sich ihre Brille auf. >> Entschuldige, aber mir hat man gesagt, sie könnten meinen Pegasus heilen…<< sagte ich unschuldig. Nar hätte mich schon vorwarnen sollen. >> aha… du bist eine Göttin oder?<< sie wuselte um mich herum, steckte ihre Nase in meine Kleider, zeichnete meinen Dolch mit einem ihrer megalangen Fingernägel nach und schlussendlich zog sie an einer meiner locken. >> du bist zweifellos die Tochter von Oria, aber wer ist dein Vater? Sag bitte nicht Poseidon…<< sie schaute mich durchdringlich mit ihrem matschbraunen und ihrem froschgrünen Auge an. Ich biss mir auf die Lippe. >> oh nein, Ate wird ihre Wut wieder an uns aus lassen!<< sie warf ihre Hände in die Höhe und ihre Stimme hallte in der riesigen, mehrstöckigen, unterirdischen Stadt immer und immer wieder ab. >> nein, sie hat es an meiner Mutter ausgelassen und ich brauche Borea um sie zu retten, sonst wird wahrscheinlich doch noch eure Stadt Verwüstet…<< antwortete ich im Flüsterton, weil ich von den anderen, umstehenden Bewohnern komisch angestarrt wurde. >> jaja, okay… dann bring deinen Pegasus nach hinten, ich werde sie mir mal ansehen…<< die Zwergin verschwand hinter dem Vorhang und ich ging, mit Borea im Schlepptau, zu der anderen Seite des Hauses.
>> hmmh… das sieht nicht gut aus…<< murmelte die Heilerin vor sich hin. >> wie lange braucht sie, bis zur vollständigen Genesung?<< fragte ich. >> vollständige Genesung? Das war ein Witz! Kindchen, deine Stute wird wahrscheinlich nie mehr so sein wie sie einmal war…<< antwortete Sivur. >> Waaaas?!<< in diesem Moment brach eine Welt für mich zusammen und ich hatte gerade Lust demjenigen den Hals umzudrehen. >> das kann doch nicht wahr sein! Nicht Borea, warum meine Borea?<< tränen rannen meine Wangen hinab und ich kniete mich auf den Boden. Die Heilerin ging geschäftig ein und aus, während ich am Boden saß und nachdachte. Sollte ich vielleicht die Mission abbrechen? Ich meinte, Borea kannte ich schon mein halbes Leben lange und Oria erst einen Tag…
Nein, ich hatte es Poseidon versprochen… ich werde diese Mission zu Ende bringen. Und Borea sollte hierbleiben und sich um ihre Genesung kümmern. Langsam stand ich auf und wische mir die Tränen weg. >> Sivur, meinst du ich könnte Borea bei dir lassen? Nur für einige Tage oder Wochen?<< fragte ich und die Stute hob den Kopf. Sie sah mich leidend an. >> keine Angst süße, ich werde nicht zulassen, dass dir noch jemand wehtut…<< ich streichelte ihr noch ein letztes mal über ihre kleinen, weißen Ohren und nickte sie an. >> natürlich, Arambelia… pass auf dich auf, hörst du? Deine Eltern haben dich gerade erst wieder bekommen…<< sie drückte mir ein Fläschchen in die Hand und flüsterte >> nur für den äußersten Notfall wenn du verletzt bist…<<. Ich lächelte sie an und joggte den weg zurück zu Tante Vestria. >> Hercules, leihst du mir Pegasus?<< fragte ich etwas außer Atem. >> warum? Was ist mit Borea?<< fragte er. >> sie wird nicht wieder fliegen können…<< sagte ich traurig. >> oh, das tut mir leid…<< Vestria stand auf und schaute mich von unten mitfühlend an. >> nein, ich muss jetzt einfach fliegen… darf ich Pegasus ausleihen?<< wiederholte ich meine frage und unterdrückte einen Schluchzer. Mit aller mühe hielt ich die Tränen zurück, aber ehe ich in der Luft war rannen sie wie Sturzbäche hinab. Auf Pegasus war es etwas anders zu fliegen. Er flog nicht so sanft wie sie, er roch nicht so süß wie sie, er hatte fast keine Ähnlichkeit mit ihr. Ich wischte mir zum zweiten Mal heute die Tränen weg und warf einen Blick auf die Karte. >> also hier war die Zwergenstadt Modsongnir… und da ist die Quelle des Basilisken… das ist eine Stunde entfernt, schaffst du das Pegasus?<< fragte ich den Hengst, dieser schnaubte zustimmend und legte sogar noch an Tempo zu. Innerhalb einer Dreiviertelstunde waren wir auf dem Berg. >> wo kann nur diese Quelle sein?<< fragte ich mich selbst und dann knurrte mein Magen. >> okay, erst mal etwas essen, dann kann ich besser denken… ich pflückte ein paar Beeren und stillte meinen Durst mit einem tropfen des leckeren Nektars, weil es hier in der Nähe wohl kein anderes Wasser gab. Aber dieser eine tropfen schien meinen Hunger und Durst zu stillen, es war faszinierend! >> so, du bekommst auch etwas von diesem Wunderzeugs…<< ich steckte mein Finger in die kleine Öffnung des Gläschens und der Hengst leckte meine ganze Hand ein paarmal ab. >> gern geschehen…<< kicherte ich, als er mich dankend mit seiner weichen Nase anstupste. Ich schaute mich abermals um und beachtete jedes noch so kleine Detail. Die Beeren an den Sträuchern, der wind der durch den Wald brauste und aber mich nicht berührte, der seltsame Felsvorsprung der wie eine Schlange aussah, die Maus im Gebüsch… Moment! Der Felsvorsprung! Er sah aus wie ein gigantisches schlangenmaul! Das musste es sein. Ich schwang mich auf Pegasus rücken und schnalzte mit der Zunge. Der weiße Hengst galoppierte an und hob sich mit kräftigen flügelhieben in die Luft. Wir kämpften gegen den wind an und ich bemerkte wie ich ihn beeinflussen, beziehungsweise ganz beherrschen konnte. Das Rätsel war gelöst! Ich konnte wind bändigen! Das würde so einiges erklären…
Mit einem leisen klackern landete das geflügelte Pferd in dem düsteren Eingang der schlangen höhle. >> du wartest hier…<< verklickerte ich dem Hengst und ging leise und langsam in die Höhle. Es war feucht und ziemlich warm. Wie in einem tropischen Land. Hohe Luftfeuchtigkeit und schwüle Luft drückte auf meine Lunge und machte mir das Atmen schwer. Ehe ich die Quelle erreicht hatte, begann ich schon zu schwitzen. >Die reinste Sauna hier< dachte ich und umfasste den Griff des Schwertes, als ich ein Kriechgeräusch vernahm. >> der Basilisk…<< entfuhr es mir, als ich um die Ecke spickte und die gigantische Schlange erblickte. Sofort schoss der Kopf der Königsschlange in meine Richtung. >> oh oh<< hauchte ich und wich dem gigantischen schlangen maul aus. Der Basilisk biss in die Steinmauer und ich änderte meine Taktik auf angriff. Flink sprang ich auf den Kopf des Kriechtieres. Diese wehrte sich und ich stach mit dem Dolch in seine Kopfhaut, um nicht abzurutschen. Diese schuppen waren unglaublich rutschig. Ich krallte mich an dem Stilett fest und rutschte seitwärts von dem großen Schädel des Reptils. Mein Gesicht spiegelte sich in seinem Auge wieder und der Basilisk schlug mich mit seinem Schwanzende gegen eine Wand. >> Auu!<< schrie ich auf und landete im kniehohem Wasser. Mit rasender Geschwindigkeit schoss die Schlange auf mich zu. Ich rappelte mich auf und zerstäubte das Wasser mithilfe meiner gerade erst entdeckten Windbeherrschungstechnik. Flink kletterte ich den Felsen hoch, bis zu einem kleinen Vorsprung dort versteckte ich mich. Von oben hatte man eine viel bessere Übersicht über die Höhle. Was mir auffiel waren die vielen stützen. Sie waren nicht sehr dick aber es waren sehr viele. Und da hatte ich eine geniale Idee. Schlangen sehen nicht besonders gut, sie hören aber umso besser. Ich erhob mich leise und schoss einen kleinen windstrahl auf die Wasseroberfläche. Wie erwartet Schlängelte sich das riesen Vieh schnell zu dem Punkt. Viele solche Schüsse folgten, und die ewiglange Schlange verknotete sich immer mehr in den stützen. Ich kletterte wieder hinab und als meine Füße ins Wasser glitten wollte die Schlange auf mich zustürmen, doch ihre Bewegungsfreiheit war nun sehr eingeschränkt, um es so auszudrücken. Das Wasser war rot vom Blut, das die Schlange verlor weil ich ihr den Dolch in den Knochen gerammt hatte. Vorsichtig stieg ich auf den Basilisken und blieb kurz vor ihm stehen, sodass er mich gerade nicht mehr schnappen konnte. Es machte ihn verrückt. Er versuchte es wieder und wieder, und als er es fast geschafft hatte, stach ich ihm das Schwert, durch das Maul hoch ins Gehirn. Er war sofort tot und sein Kopf fiel auf seinen restlichen Körper, doch ich hatte noch meine Hand in seinem Maul und einer seiner Zähne bohrte sich in meinen Unterarm. Ich schrie abermals auf und versuchte den tonnenschweren Schlangenschädel etwas anzuheben. Die schmerzen wurden schlimmer und schlimmer, meine Finger wurden langsam taub und ich sah schon das Blut fließen. Ob es mein Blut war, oder das der Schlange wusste ich nicht. Ich wurde schwächer und schwächer. >> Pegasus!<< rief ich meine letzte Hilfe. Sekunden später landete der weiße Hengst war an meiner Seite. >> hilf mir, heb den Kopf etwas an…<< sagte ich und stemmte mit seiner Hilfe das Haupt des Basilisken an. Endlich konnte ich meine Hand aus dem Maul des Reptils nehmen und sank erschöpft zusammen. >> danke, Pegasus…<< seufzte ich und drückte mir das Blut über der wunde ab. Mit letzter Kraft rollte ich mich ins Wasser und hielt den biss Unterwasser. Erst dann zog ich den Zahn heraus. >> zumindest müssen wir nicht noch einmal den Dickschädel anheben…<< murrte ich, während ich meiner Wundheilung zusah. Es war erstaunlich schnell, das Wasser aus der basiliskenquelle war wirklich etwas Besonderes. >> komm doch mal her, Pegasus, ich brauche die Wasserflasche in deiner Satteltasche…<< bat ich das Pferd. Er rutschte von der Schlangenleiche und ich holte die Wasserflasche. Mit meiner Gabe trennte ich das Blut vom restlichen Wasser, sodass nur die klare Flüssigkeit in der Flasche war. Jetzt brauche ich nur noch die schuppen. Der ekel übermannte mich und ich schüttelte mich wie ein nasser Hund. Jedoch schabte ich doch noch ein paar der handgroßen schuppen ab. Ich hätte mich fast übergeben…
>> und wie bringen wir das zu den Schicksalsnymphen?<< fragte ich den Pegasus, doch ich stockte als ich leises schleichen vernahm. Es war nicht nur eine Schlange, es waren aber tausende! Von allen Seiten schlängelten sich große, kleine, braune, grüne und gelbe schlangen durch das Wasser. >> schnell weg hier!<< entfuhr es mir. Geschwind schwang ich mich mit den schuppen in der Hand auf seinen Rücken und er galoppierte los. Die Schlangen hinter uns zischten und ich traute meinen Augen nicht! vor mir, beim Höhleneingang, stand Poseidon! >> Vater! Nein, stopp!<< rief ich ihm entgegen. Er starrte auf die Schlangen hinter uns, ich beugte mich zu ihm hinunter, nahm seine Hand und half ihm auf den Pegasusrücken. >> warum bist du hier?<< fragte ich, nachdem wir wieder auf der Wiese gelandet waren. >> ich… Iris hat mir erzählt, dass du verletzt bist…<< sagte er und schwang sich vom Pferd. >> mir geht es gut, es war nur ein kleiner Kratzer…<< winkte ich ab. Er sollte sich keine Sorgen machen, ich kam gut klar. >> Wasser kann nicht alles heilen, Arambelia…< er hob meinen Arm und deutete auf die große Runde narbe. >> aber dafür musste ich ihm nicht einen Zahn ausschlagen…<< ich zuckte die Achseln. Ich tat so als ob es mir egal wäre. Doch er durchschaute mich. >> wirklich? Wo ist denn Hercules und Borea?<< er hob eine Augenbraue. Ich biss mir auf die Lippe. >> die suchen etwas zu essen…<< log ich. Poseidon lachte. >> Arambelia, Arambelia… du warst noch nie eine gute Lügnerin…<< grinste er. Ich schnaubte. >> woher ich das weiß? Nun ja, du würdest Borea niemals hergeben und du konntest als Kind auch nicht lügen…<< erklärte er. Ich nickte. >> kommst du jetzt mit, zur Charybdis?<< fragte ich. >> nein, ich muss gehen… tut mir leid, eigentlich hätte ich gar nicht hier her kommen sollen, aber du warst in Gefahr…<< er wirkte irgendwie verlegen. >> schon gut, Vater… geh zurück zum Austrius, man braucht dich dort…<< sagte ich und lächelte ihn an. >> und du kommst alleine zurecht? Wo ist jetzt eigentlich Hercules?<< er wollte mich sichtlich nicht alleine lassen. >> Dad, ich bin 16, ich kann auf mich aufpassen!<<
Poseidon seufzte. >> ja ich weiß… okay, dann… bis bald…<< murmelte er und löste sich urplötzlich in rauch auf. Ich atmete tief durch, väter können wirklich anstrengend sein. >> so, mal schauen wo die höhle der Charydbis ist…<< ich kniete mich auf den boden um die karte auszurollen. Die ecken beschwerte ich mit kleinen steinen. >> also hier sind wir, und da ist die insel… warum lebt ein wasserlebewesen auf einer insel gefangen?<< nuschelte ich vor mich hin. Ich tüftelte etwas herum, bis mir langsam klar wurde, dass ich was richtiges zwischen die zähne brauchte, also ging ich jagen. Nunja, ich war bei den ersten zwei, oder sogar fünf versuchen nicht gerade erfolgreich, doch irgendwann hatte ich dennoch ein Kaninchen gefangen. Es tat mir so leid, aber ich hatte einfach solchen Hunger. >> ich brauche, Feuer… du hast nicht reinzufällig ein Feuerzeug in deiner Satteltasche?<< fragte ich Pegasus. Der Hengst senkte den Kopf, ich atmete aus. >> jetzt habe ich das Kaninchen umsonst getötet…<< fauchte ich und warf wütend das Holz das ich gesammelt hatte auf den Boden. Eine flamme schoss empor und Pegasus schreckte zurück. >> was? Wer? War ich das gerade?<< erstaunt starrte ich in das feuer. Wie war das passiert? War ich das wirklich?
>> ach komm pegasus, verarsch mich nicht, das warst du!<< stichelte ich den hengst an. Er schüttelte seinen kopf, sodass seine mähne in alle richtungen abstand. Ich musste lachen. Mit einem etwas mulmigen gefühl grillte ich das häschen und aß es. Das mulmige gefühl war verschwunden, aber ich war mir sicher, dass es nicht mein hunger war. Es dämmerte bereits, als ich mir mit dem leder aus der satteltasche ein kleinen Säckchen nähte. Es war gerade mal platzt für die schuppen, der zahn passte nicht rein, dafür war zu wenig Leder da. Ich wollte aber nicht die ganze zeit mit dem zahn in der hand herum laufen, ich wollte ihn aber nicht in die satteltasche stecken… kurzerhand stach ich ein loch durch und fädelte ein lederbändel durch. Das hängte ich mir wie eine kette um. >> Uuh, das sieht irgendwie steinzeitmäßig aus…<< stellte ich fest, als ich mein neandertalermäßiges ich im feuer sah. Das feuer war wie die luft, ich konnte es auch bändigen. Ob ich noch mehr kann? Mal sehen, was haben feuer und luft gemeinsam? Hmm… ich grübelte lange nach, doch mir fiel keine Übereinstimmung ein. >> ach pegasus, was haben feuer und luft nur gemeinsam?<< seufzte ich völlig aufgelöst. Der geflügelte hengst klopfte mit dem huf auf die weiche erde. >> ja ich weiß auch nicht weiter…<< ich ließ mich ins gras sinken und schaute in die sterne. Pegasus klopfte noch einpaar mal auf die erde, warum wusste ich nicht. Wahrscheinlich war ihm langweilig oder so. irgendwann schlief ich dann ein.
Etwas warmes, weiches in meinem gesicht weckte mich. >> nur noch fünf minuten jason…<< ich drehte mich um und wollte schon weiter schlafen, doch urplötzlich landete ich in einem kleinen bach. Prustend tauchte ich auf. >> ja bin schon wach!<< mit triefnassen kleidern stapfte aus dem bachbett. >> das war gestern aber noch nicht?<< stellte ich fest und zog das kleid aus, um es auszuwinden. Pegasus drehte sich anständig um. Als mein kleid annähernd trocken war, zog ich es mir wieder über, löschte das feuer und wir machten uns auf den weg zur insel der charybdis. Mir war während des fluges langweilig, also begann ich mich etwas zu dehnen, wie es sich für einen kunstturnerin gehört. wir waren etwa eine halbe stunde früher als geplant bei der winzigen insel.
>> hier muss ungefähr eine treppe sein…<< ich schaute von der karte auf den sand. >> da ist aber keine treppe!<< motzte ich, völlig fertig, und setzte mich trotzig in den sand. >> okay arambelia, beruhige dich…<< ich saß einige zeit lang nur im sand und meditierte. Das machte ich oft. Denn wenn ich wütend oder unfassbar traurig war konnte das bei mir gefährlich werden. Ich verlor die kontrolle über mein tun und manchmal bebte sogar die erde… echt unheimlich. Pegasus weiche nase stubste mich an die wange und ich schlug die augen auf, vor meinen füßen ging eine treppe in das innere der insel. >> pegasus! Du hast es geschaft!<< ich fiel dem pferd um den schmalen hals und stieg da die nasse treppe hinunter. Es war stockdunkel und meine schritte hallten von den wänden ab. Irgendwann fühlte ich wie wasser in meine stiefel drang. Oh nein… nicht das noch! Aber von dem wasser, unter der wand vor, mir drang licht nach oben. Ich holte tief luft und tauchte nach unten.
Es waren diamanten die so funkelten. Abertausende solcher diamanten, rubine, smaragte und amethyste waren in den wänden eingearbeitet, und vor lauter bewunderung hätte ich fast eine riesige flosse übersehen. Sie schwamm vor mir vorbei und der wasserstrom zog mich fast mit, hätte ich mich nicht an einem der steine festgehalten. Die luft in meinen lungen wurde knapp und ich musste auftauchen. Da war sie die Carybdis. Ein riesiges monster mit einem unendlich langen hals und riesigen schuppen. Mir klappte die kinnlade herunter, und der kopf des wasserwesens fuhr herum. Achja, schlangenartige hatten einen sehr guten geruchssinn. Ich holte luft und tauchte ab. >du darfst ihr nicht in die augensehen…< jios stimme hallte in meinem kopf wieder und wieder ab. Aber wie konnte ich sie so erlegen? Die luft in meinen lungen wurde knapp und langsam brannte das meerwasser in nase und augen. Als ich auftauchte strich mir ein warmer atem über den kopf, erst war es angenehm doch als mir einfiel, das das einzige was warme luft von sich geben konnte die charydbis war. Blitzschnell griff ich nach meinem schwert und tauchte ab. Ich tauchte unter der gigantischen wasserechse durch und schlizte mit dem schwert ihren bauch auf. Das machte sie sehr wütend. Nur knapp entwischte ich ihren scharfen zähnen, und fast hätte ich ihr in die augen gesehen. Nicht zurück schauen, einfach weiterschwimmen… sagte ich mir wieder und wieder, bis ich mein und auch das spiegelbild des monsers in den diamanten sah.
Tag der Veröffentlichung: 24.10.2010
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