Cover

Vorwort

Ich bin in Moers geboren und aufgewachsen. Die Geschichten in diesem Buch erzählen von ein paar Erinnerungen und Träumen, die mich mit der Stadt verbinde. Geschrieben wurden sie in den Jahren 2006 bis 2011.

 

Da ist „Der Traum vom Menschen entführen“, der in meiner Geburtsstadt begann, denn in ihr keimte der Samen, die Liebe zu Büchern. In meiner Kindheit verbrachte ich viele Stunden in der einstigen Stadtbibliothek, die sich dort befand, wo heutzutage das Hanns-Hüsch-Haus steht. So viel Inspiration brachte ich von dort mit - und eben einen Traum, der bis heute währt.

 

„Der Penner vom Kö“ begleitete mich in meiner Jugend, gehörte er doch irgendwie zum damaligen Bild des königlichen Hofes dazu. Wer erinnert sich in der Gegenwart noch an ihn. Im Jahr 2006, als ich die Geschichte schrieb, verbanden mich viele Kleinigkeiten von Moers mit einem fremden, obdachlosen Mann.

 

„Das Land hinter der Mauer“ erzählt von einem Abenteuerland meiner Kindheit. Wer in der Nachbarschaft auf der Kaiserstraße aufwuchs, wird sich vermutlich daran erinnern. Heute ist dieses Land nur noch eine Erinnerung. Dort wo es einst war, schlängelt sich die Reichenbachstraße durch den Häuserblock.

 

Die „Geheimagentin Blukrowski“ hat es in der Form zwar nie gegeben, doch beschreibt sie anschaulich, was unwissende Menschen auch heute noch mit dem Hobby verbinden könnten, dem ich als junge Erwachsene nachging - und das im Übrigen bis heute eine Leidenschaft von mir ist.

 

„Der letzte Dienstag“ tanzt ein wenig aus der Reihe. Die Begebenheit, auf welche diese Geschichte beruht, spielte nicht in Moers, sondern in einem Krefelder Callcenter, in dem ich einst arbeitete. Allerdings ist das Thema weiterhin aktuell - leider - und könnte ähnlich in jeder Stadt aufkommen; auch in Moers.

 

Ich wünsche nicht nur allen Moersern und Moerserinnen viel Vergnügen beim Lesen.

 

Deensen, 27. Februar 2017

Sonja Murach

Der Traum vom Menschen entführen

Es ist dunkel und ich lausche auf jedes Geräusch. Am Ende des Ganges tickt eine Uhr. Hinter einer der vielen Türen quietscht ein Bett. Irgendwo schnarcht jemand. Neben mir in der Nische hockt Mücke in ebenso angespannter Erwartung wie ich. Ich kann seinen flachen Atem hören. Wir wissen Stephan und Ottokar in der Nähe und warten nur auf das Zeichen. Gerade als es kommen soll, geht das Licht an. Doch statt eine der Lehrerinnen von Schloss Rosenfels steht meine Mutter in der Tür und fragt: „Liest du schon wieder?“

Natürlich bin ich kein Schreckensteiner Ritter bei einem neuen Streich gegen Schloss Rosenfels. Ich bin nicht einmal ein Junge. Ich bin einfach nur Sonja – ein Mädchen mit einer lebhaften Fantasie.

 

Das war ich damals. Auch heute habe ich noch eine lebhafte Fantasie. Ich bin weiterhin Sonja – aber eben nicht „einfach nur“. Während das Mädchen Sonja sich damit begnügte, Seite um Seite Abenteuer mit und neben von anderen erdachten Helden zu bestehen, erfindet die Frau Sonja ihre eigenen Helden. Jeder einzelne von ihnen versucht – mehr oder weniger erfolgreich – seinen Weg aus meinen Gedanken auf ein Blatt Papier zu finden. Dort soll aus einem Namen und einer Aneinanderreihung von Geschehnissen eine Geschichte entstehen. In dieser bekommt der Held Gefährten mit auf seinen Weg – die Leser der Story. Jene Geschöpfe, die von der Erzählung und ihrer eigenen Fantasie hinfort getragen werden in eine andere Welt.

Das ist mein Ziel. Ich möchte andere Menschen entführen, wie ich damals entführt wurde (und heute noch oft genug werde). Ich möchte grauen Alltag, Stress und Probleme vertreiben und die Menschen Dinge erleben lassen, die sie sich schon immer erträumt haben oder aber, an die sie noch nicht zu denken wagten.

Mir ist durchaus bewusst, was für eine Leistung dies bedeutet. Niemand schreibt „mal eben so“ einen Text, der gleich einen anderen Menschen fasziniert – entführt. Doch genau das ist meine Absicht. Ich möchte beim Schreiben selbst in die Welt meiner Helden eintauchen und mich daran erfreuen, wie andere ebenso einen Weg in diese Welt finden. Ersteres gelingt mit im Grunde recht gut, bloß um mein Ziel vollständig erreichen zu können, habe ich meine Fantasie sprachlich umzusetzen.

Wie mache ich meine Fantasien auch für meine Leser interessant? Ich kenne die spannenden Höhepunkte, welche mein Held erleben soll,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Sonja Murach
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2017
ISBN: 978-3-7396-9994-3

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