Ein altes Herz, voll Liebe und Macht
war einsam in jeder Nacht.
So suchte es und fand
ein vertrautes Herz und band
es für ewig an sich fest,
schenkte ihm Familie und Nest.
Ein Herz zerriss dort in jener Nacht,
ist nicht zu flicken mit aller Macht.
Ein liebendes Herz lebte längst dort.
Wie das andre konnt’ es nicht fort,
versah sich in das Vertraute bald,
gab ihm immerzu Liebe und halt.
Das Alte sah dies gar nicht gern,
hielt das Vertraute vom Liebenden fern.
Zwei Herzen zerrissen in jener Nacht,
sind nicht zu flicken mit aller Macht.
Da zerriss das Alte das vertraute Herz.
Das Liebende verging bald im Schmerz.
Blutige Tränen, voll Schmerz und rot
holten das Vertraute zurück vom Tod.
Das Liebende gewann es für sich.
Das Band zum Alten endlich zerriss.
Drei Herzen zerrissen in jener Nacht,
sind nicht zu flicken mit aller Macht.
Das Herz des Vertrauten heilte nicht mehr,
bemühte der Liebende sich noch so sehr.
Der Vertraute konnte den Alten nicht hassen,
hat ihm die Hälfte des Herzens gelassen.
Die andere Hälfte, der Liebende hält,
die Wahrheit zu wissen, ihn jede Nacht quält.
Drei Herzen zerreißen nun in jeder Nacht,
sind nicht zu flicken mit aller Macht.
Das Herz eines Jungen kam später dazu.
Es war zerbrochen und ohne Ruh.
Der Alte gab ihm Trost mit zärtlicher Hand.
Welch Lüge zu leugnen, die Liebe ihn fand.
Vergaß der Junge den alten Schmerz,
verging voll Sehnsucht zum alten Herz.
Das vierte Herz zerriss in jener Nacht,
ist nicht zu flicken mit aller Macht.
Denn das Herz des Jungen kannte die Wahrheit,
wusste von drei Herzen mit nächtlichem Leid.
Auch wurde der Junge gekränkt und verlacht,
nachdem der Vater dem Spiel ein Ende gemacht.
Obwohl er weiß, die Liebe ist nicht zu lenken,
der Junge immer an den Alten wird denken.
Vier Herzen zerreißen nun in jeder Nacht,
sind nicht zu flicken mit aller Macht.
Joselito de Tonadas
1. Wenn ich am Morgen hoch auf dem Turm steh’,
seh’ ich den Adler weit in der Luft.
Mit weiten Schwingen fliegt er am Himmel,
schwebt über den Wolken,
den Berghang hinauf.
2. Wenn ich am Morgen hoch auf dem Turm steh’,
stößt der Adler im Sturzflug hinab.
Mit seiner Beute fliegt er am Himmel,
weit über den Wolken
zum Berghorst hinauf.
3. Dort auf dem Berghorst das Junge dann kräht.
Nach seiner Mahlzeit springt es in die Luft.
Mit flatternden Schwingen fliegt es am Himmel,
fliegt hoch zu den Wolken,
den Berghang hinauf.
4. Wenn ich am Morgen hoch auf dem Turm steh’,
seh’ ich des Adlers Jung’ in der Luft.
Da fragt mich der Adler: „Siehst du den Himmel?
Siehst du die Wolken,
so unendlich weit?
Ich hab’ einen Namen,
der lautet Freiheit – Freiheit.
5. Wenn ich am Mittag hoch auf dem Turm steh’,
seh’ ich Delphine im Meer schwimmen.
Mit weiten Sprüngen ab in die Tiefe,
tauchen in das Wasser
zum Meergrund hinab.
6. Wenn ich am Mittag hoch auf dem Turm steh’,
hör’ ich die Wale in der Bucht singen.
Mit hohen Tönen und auch ganz tiefe,
weit über das Wasser
und zum Grund hinab.
7. Dort tief unterm Meer tanzen sie zusamm’.
Der junge Delphin springt hoch in die Well’n.
Die riesigen Wale weit in der Tiefe,
durch tiefblaues Wasser
zum Meergrund hinab.
8. Wenn ich am Mittag hoch auf dem Turm steh’,
Hör’ ich das Lied der Wale in den Well’n.
Da fragt mich der Delphin: „Siehst du die Tiefe?
Siehst du die Wellen,
so unendlich weit?
Ich hab’ einen Namen,
der lautet Freiheit – Freiheit.“
9. Wenn ich am Abend hoch auf dem Turm steh’,
hör’ ich der Wölfe ihr Lied in der Fern’.
Uralte Geschichten zu Ehren dem Mond
Tönt über die Wälder
zur Höhle hinein.
10. Wenn ich am Abend hoch auf dem Turm steh’,
seh’ ich die Wölfe schnell jagen im Wald.
Sie jagen den Hasen des Nachts unterm Mond,
immer durch die Wälder
zur Höhle hinein.
11. Dort in der Höhle die Welpen heulen.
Hungrig doch freudig lernen sie bald,
uralte Geschichten zu ehren den Mond,
schall’n in die Wälder
von der Höhle herein.
12. Wenn ich am Abend hoch auf dem Turm steh’,
hör’ ich der Wölfe ihr Lied gar nicht gern.
Dann fragt mich ein Mannwolf: „Heulst du nicht dem Mond?
Rennst du nicht durch Wälder,
so unendlich weit?
Ich kenn’ deinen Namen,
der ist nicht Freiheit – Freiheit.“
Joselito de Tonadas
Texte: Cover: Moonwolf Blue © Zoa@fotolia.de
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2011
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