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1. Kapitel




Isy

,, So! Das war´s für heute! Bis nächste Woche!”, meinte Hannah, meine Klavierlehrerin, und entließ uns nach eineinhalb Stunden Unterricht. Ich packte meine Noten in meine Tasche hängte sie mir um die Schultern. Dann machte ich mich auf den Heimweg.
Ich war gerade aus der Tür raus, als ich Andrew auch schon hinter mir entdeckte. Andrew war ein Idiot! Er war einer der ,,coolen” Jungs aus meiner Klasse und benahm sich halt auch so. die meisten Mädchen, zu denen ich garantiert nicht gehörte, schwärmten für ihn. Man hörte die ganze Zeit nur:,, Oh sein Haar ist so toll! Und seine Klamotten sind ja so cool! Und erst sein Gesicht!” Und das stieg ihm mächtig zu Kopf! Es war unmöglich herauszufinden, wie viele Freundinnen er schon gehabt hatte, jedoch hatte Keine mehr als zwei Wochen überlebt. Danach war sie nur noch so was, wie eine lästige Fliege für ihn! Er hatte mich auch schon ein paar mal gefragt, und ich war jedes Mal kurz davor, ihm eine Ohrfeige zu verpassen!
Also ging ich einfach einen Weg und ignorierte ihn. Er war das jedoch schon gewöhnt von mir und ging mir pfeifend hinterher. Wir waren gerade in dem Wald angekommen, der zwischen Anchorville und meiner Heimat New Baltimore lag angekommen, als mir plötzlich schwindelig wurde. Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um das Gefühl zu vertreiben, und ging weiter. Es verschwand jedoch nicht, sondern wurde nur mit jedem Schritt stärker. Ich würde mich jedoch jetzt garantiert nicht ausruhen, mit Andrew im Rücken, der jede Gelegenheit nutzen würde mir zu helfen und auf eine ,,Belohnung” hoffen würde. Also ging ich zielstrebig weiter.
Plötzlich drehte sich alles in meinem Kopf und ich taumelte einen kurzen Augenblick hin und her. Dann verlor ich den Boden unter den Füßen und alles wurde schwarz!

Andrew



Ich beugte mich herunter und band meine Schnürsenkel zu. Als ich wieder hoch kam, sah ich gerade noch, wie Isy taumelte und zu Boden sank. Ich rannte zu ihr hin und ließ mich neben ihr auf die Knie fallen. Da lag sie. Ihr goldenes, lockiges Haar zwischen den Blättern verstreut, ihre Augen geschlossen, die kirschroten Lippen ihres sommersprossigen Gesichts leicht geöffnet. Ihre Brust hob und senkte sich-sie atmete!
Ich beugte mich über sie und schlug ihr leicht gegen die Wange, um sie vielleicht zum Aufwachen zu bewegen. Sie rührte sich nicht! Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte 112. Ein Mann meldete sich und ich erklärte ihm rasch, was passiert ist und wo wir sind. In wenigen Minuten sollte jemand hier sein.
Plötzlich bewegte sie sich und schlug ihre jadegrünen, mit langen, goldenen Wimpern umkränzten, Augen auf. Einen Moment lang wanderte ihr Blick unruhig hin und her, bis er mich entdeckte. ,, Andrew!”, flüsterte sie, ,, Was ist passiert?” Sie setzte sich auf und ließ ihren Blick durch den Wald wandern. ,, Ich kann mich nicht erinnern!”, sprach sie und schaute mich durchdringend mit einem panischen Blick an, ,, Wo bin ich? Und vor allem: Wer bin ich?!”

2. Kapitel




???

Ich hörte eine Stimme neben mir leise mit jemandem erzählen. Ein Piepen erklang und das Rascheln von Laub folgte. Ich schlug die Augen auf und mein Blick kreiste umher, bis er sich scharf gestellt hatte, und schaute in Andrews rehbraune Augen. Was war passiert? Wieso lag ich hier? Ich konnte mich nicht erinnern! ,, Andrew! Was ist passiert?”, fragte ich ihn und setzte mich auf. Ein Wald fiel in mein Blickfeld. Die Blätter der Bäume waren rot gefärbt und die meisten lagen auch schon auf dem Boden. Ich konnte mich an nichts erinnern! Nicht an den Wald. Nicht an den Grund, warum ich hier lag. Nicht an meinen Namen. Nicht an mich. Panik durchströmte mich!
Ich drehte mich wieder zu Andrew um und sprach ihn panisch:,, Ich kann mich nicht erinnern! Wo bin ich? Und vor allem: Wer bin ich?!” Überfordert sah er mich an und sprach:,, Keine Angst Isy, der Notarzt wird gleich hier sein!” Was für ein Notarzt? Ich brauchte keinen Notarzt! Ich brachte Erklärungen! Und wer zum Henker ist Isy?!
,, Wer ist Isy?!”, fragte ich verärgert. Verdutzt sah er mich an. ,, Du bist Isy!”, erklärte er mir, ,, Louissa Hathaway? Oder eher Isy, wie dich alle nennen? Erinnerst du dich?” verwirrt dachte ich nach. Mein Name war doch niemals Louissa oder Isy! Nein! Das passte nicht zu mir! ,, Nein! Das bin ich nicht! Niemals!”, meinte ich frustriert. Aber wenn ich nicht Louissa oder Isy hieß, wie hieß ich dann?! Wer war ich dann?!
Plötzlich hörte ich Sirenen, die immer näher kamen. Nach wenigen Sekunden kam auch das dazugehörige Auto in Sicht. Ein gelb-roter Krankenwagen! Zwei Männer und eine Frau stiegen aus. Die Frau und der eine Mann kamen auf mich zu und führten mich zum Krankenwagen, während der zweite Mann zu Andrew hinüber ging. Kurz vor dem Auto geriet ich in Panik, da Andrew sich verabschiedete und gerade gehen wollte. ,,Andrew!”, rief ich und rannte zu ihm herüber. Ich klammerte mich an seinem Arm fest und flüsterte verzweifelt:,, Bitte! Lass mich nicht allein!” Flehend sah ich ihn an und er schaute sich Hilfe suchend um.
,, Bitte, Miss Hathaway, lassen sie Andrew gehen! Ihre Eltern werden gleich hier sein, sodass sie nicht lange ohne jemanden bleiben, den sie nicht kennen!”, versuchte mich die Frau zu überreden. Ich sah sie jedoch nur ängstlich an. Sie seufzte. ,, Würde es dir etwas ausmachen, mit zum Krankenhaus zu fahren?”, fragte sie Andrew freundlich. Er schenkte ihr ein kleines Lächeln und sagte:,, Aber natürlich nicht!” Sie lächelte leicht zurück, wodurch ihr Gesicht sehr sanft wirkte. Ihre Haut hatte die Farbe von Karamell, wie die von Andrew. Sie hatte ihr braunes, strähniges Haar zu einem unordentlichen Zopf zusammengebunden. Ihre braunen Augen strahlten eine anziehende Wärme aus.
Erleichterung durchströmte mich, als ich hörte, dass Andrew mitkommen würde. Bereitwillig ließ ich mich zum Krankenwagen führen und setzte mich auf die Liege, bestand jedoch darauf, dass Andrew den Stuhl gegenüber mir bekam. Der eine Mann fuhr, während der andere Mann und die Frau mich untersuchten. ,, Andrew? Was ist genau passiert?”, fragte die Frau, während sie meinen Kopf untersuchte. Andrew schilderte ihr alles genau und während er erzählte, wurde das Gesicht der Frau immer düsterer. Als er geendet hatte sprach sie:,, Und sie kann sich an nichts erinnern?” ,, Soweit ich weis, nein.”, antwortete Andrew, ,, Es ist doch nichts Schlimmes?”, fragte Andrew besorgt. ,, Ich habe da so einen Verdacht, aber ich warte erstmal ab, was die Ärzte sagen.”, meinte sie besorgt und sprach die restliche Zeit kein Wort mehr.
Nach wenigen Minuten kamen wir an, da das Krankenhaus nicht sehr weit entfernt gewesen war. Ich wurde von Ärzten aufgenommen, die mich schnell in einen Untersuchungsraum brachten. Andrew musste, zu meiner Beunruhigung draußen bleiben. Was war nur los mit mir?

Andrew



Ich versuchte sie zu beruhigen, was sie jedoch nur noch mehr verwirrte. ,, Wer ist Isy?”, fragte sie verärgert. Ich erklärte ihr, das sie das war, woraufhin sie das ganz und gar ablehnte und noch beunruhigter als zuvor zurück blieb.
Zu meiner Erleichterung kam in dem Moment der Krankenwagen. Isy wurde zum Krankenwagen geführt, während ein Mann zu mir kam. ,, Sind sie Andrew Smith?”, fragte er geschäftsmäßig. ,, Ja, und das eben war Louissa Hathaway. Sie ist plötzlich ohnmächtig geworden und jetzt kann sie sich an nichts mehr erinnern.”, erklärte ich rasch. ,, Danke das sie so schnell angerufen haben. Wir bringen sie jetzt ins Krankenhaus, wo sie von ihrer Familie empfangen werden wird. Sie können nach Hause gehen. Schönen Tag noch!”, verabschiedete sich der Mann. ,, Ihnen auch!”, gab ich zurück.
Wollte mich gerade auf den Heimweg machen, als jemand plötzlich gegen mich prallte und sich an meinem Arm festhielt. Erstaunt stellte ich fest, dass es Isy war. ,, Andrew, bitte geh nicht! Lass mich nicht allein!”, flüsterte sie verzweifelt. Ich schaut mich Hilfe suchend um, die auch gleich eintraf. ,, Bitte Miss Hathaway, lassen sie Andrew gehen! Ihre Eltern werden gleich hier sein, sodass sie nicht lange ohne jemanden sein, den sie nicht kennen!”, versuchte es eine Frau bittend. Es war nicht irgendeine Frau, die versuchte, Isy zu beruhigen! Es war Elena Smith, meine Mom! Ich hatte sie bis jetzt noch gar nicht gesehen gehabt.
Ihre netten Worten, halfen bei Isy jedoch gar nicht, und sie klammerte sich immer noch verängstigt an mich. Mom seufzte:,, Würde es dir etwas ausmachen, mit zum Krankenhaus zu fahren?” ,, Aber natürlich nicht!”, gab ich zurück und grinste sie an. Sie schaute mich durchdringend an und gab auch ein kleines Lächeln zurück. Das würde später ein langes Gespräch werden, indem ich ihr alles über Isy erklären werden muss!
Ich führte Isy zum Krankenwagen und nahm gegenüber von ihr Platz. Auf der Fahrt zum Krankenhaus musste ich Mom alles erklären, was passiert ist. Sie passte genau auf, mit einer tiefen Falte voller Sorge auf der Stirn. Langsam machte ich mir Sorgen. Sie wollte mir jedoch nichts verraten. Im Krankenhaus angekommen brachten sie Isy in den Untersuchungsraum brachten. Ich musste draußen warten, da ich kein Familienangehörter war. Also ließ ich mich besorgter denn je auf einem der Stühle nieder. Was hatte Isy nur?

???



Ich saß auf einer, mit Tüchern bedeckten Liege, während mich ein kleinlicher Mann untersuchte. Er hieß Dr. Thomas Giles und war in einem schon älteren Alter. Seine Haare begannen sich schon gräulich zu färben und sein Gesicht war von Falten durchzogen. Er lächelte die ganze Zeit, als hätte er ein fünf-jähriges Kind vor sich sitzen, und hatte mich mit ,, Ach, die kleine Louissa Hathaway”, begrüßt.
Ich hatte jedoch nicht reagiert und seine Bemerkungen, wie groß ich doch geworden sei, gar nicht beachtet. Anscheinend kannte er mich, doch ich hatte keine Erinnerung an ihn. Am Ende der Untersuchung seufzte er:,, Ich habe da einen Verdacht, was es sein könnte, jedoch müssen wir dazu einen CT durchführen!”, sprach er besorgt.
Ich stand auf und wir verließen den Raum. Andrew, der auf einem der Stühle vor dem Untersuchungsraum gesessen hatte, sprang auf und fragte:,, Was hat Isy?” ,, Das weiß ich noch nicht! Wir werden jetzt einen CT machen und dann mehr wissen.”, meinte Dr. Giles fachlich, ,, Na komm, Isy!”, fügte er hinzu, wobei er meinen Spitznamen wie ein Fremdwort betonte, das er nicht kennt, mit leicht spöttischen Unterton unterlegt. Ich verdrehte nur, in Andrews Blickwinkel hin, die Augen und folgte Dr. Giles.
Wir kamen in einem Raum an, wo ich mich auf eine Art Plasteliege legen sollte. Dr. Giles verließ den Raum und tauchte wenige Minuten später in einem Raum voller Fenster gegenüber meiner Liege wieder auf. Er tippte an einem der Computer etwas ein und kurz darauf setzte sich die Liege in Bewegung. Ich wäre vor Schreck fast herunter gesprungen, beherrschte mich jedoch rechtzeitig. Die Liege fuhr in eine Röhre hinein und blieb wenige Minuten dort ruhig stehen. Dann fuhr die Liege zurück zu ihrem Ausgangspunkt und die Untersuchung war vorbei.
Ich setzte mich auf und wenige Minuten später erschien Dr. Giles. ,, Okay Miss Hathaway, kommen sie mit! Ich werde ihnen jetzt ein Zimmer suchen lassen, da sie wahrscheinlich hier bleiben müssen. Ich muss noch die Ergebnisse des CT´s auswerten und ich weiß nicht, wie lange das dauert.”, meinte er versucht fröhlich. Ich folgte ihm hinaus, wo er mich mit den Worten ,, Einen schönen Tag, Miss Hathaway” an eine junge Krankenschwester übergab. Dann verschwand er ein paar Räume weiter. Die Krankenschwester hatte ein freundliches, blasses Gesicht, mit spitzen Zügen. Ihr hüftlanges rot-braunes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammen gebunden und ihr Augen hatten die frage von Bernstein. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln, wobei ihre Zahnspange zum Vorschein kam, und sagte:,, Hi, ich bin Katie. Komm mit! Ich bringe dich zu deinem Zimmer!”, ich lächelte schüchtern zurück und folgte ihr. Sie schlängelte sich leichtfüßig durch die Menge von Menschen und ich hatte Mühe ihr zu folgen!
Sie hielt vor einem Zimmer mit der Nummer 104. Das Zimmer war in Orange-Tönen gehalten und es bestand aus zwei Betten, zwei Kleiderschränken, jeder Menge Blumen und einem zweiten Zimmer, dem Bad. Viele Fenster erhellten das kleine Zimmer und eine rote Lampe hing von der Decke. An dem einen Bett hing ein Schild mit meinem angeblichen Namen und meinen wichtigsten Daten.
Das andere Bett war von einem Mädchen, in ungefähr meinem Alter, besetzt, das ein Buch in der Hand hielt, welches sie jedoch nicht las, sondern uns lieber beobachtete. Der Blick ihrer gelb-grünen Augen erinnerte mich ein bisschen an den einer Katze. Dieses verschlagene, wissende Etwas in ihren Augen machte mich etwas nervös. Ihr rot-blondes, lockiges Haar war von roten Strähnen durchzogen und ihre Lippen hatten einen blutroten Ton, ob mit oder ohne Make-up wusste ich nicht. Ihre Haut war blässlich, aber nicht zu blass. Sie hatte sehr spitze Gesichtszüge, was ihr zusammen mit den Sommersprossen ein sehr vorlautes Aussehen verlieh.
,, Okay Louissa, das hier ist dein Zimmer und das ist deine Zimmergenossin Leah Owen. Ich werde jetzt gehen und Mr. Smith, ihren Eltern und ihrem Bruder bescheid geben, dass sie hier sind. Einen schönen Tag noch!”, sagte Katie freundlich und verließ den Raum. Meine Eltern, mein Bruder. Ich hatte keine Erinnerung an sie. Würde ich sie erkennen, wenn ich sie sah?

3. Kapitel




Andrew



Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit, während ich vor dem Untersuchungsraum saß und darauf wartete, dass Isy von dem CT wiederkam. Plötzlich ließ mich Krach am Ende des Gangs hochschrecken. Ein Mann, eine Frau und ein Junge kamen hereingestürzt und riefen wild durcheinander. Isy´s Eltern und ihr Bruder Willi. Gehetzt kam Willi, der mich erkannt hatte, auf mich zu. ,, Wo ist sie ?!”, fragte er mich und packte mich an den Schultern. ,, Sie macht grade einen CT.”, sagte ich ruhig. Daraufhin ließ sich Willi erschöpft auf einen der Stühle fallen. Er strich sich sein kinnlanges, dunkelbraunes Haar aus der Stirn und sah sich nach einem Arzt um. ,, Du musst Willi entschuldigen! Er ist etwas…aufgebracht wegen Isy. Du hast sie gefunden, oder?”, wandte sich Isy´s Mutter an mich. Sie hatte braunes mit silber-grauen Strähnen durchzogenes Haar und leuchtend grüne Augen, mit denen sie sorgenvoll um sich blickte.
Nun traf auch der Letzte, Isy´s Vater, ein. Sein Haar war vollkommen grau und mit seinen braunen Augen sah er mich abschätzend an. ,, Du bist Andrew Smith, der Sohn von Elena Smith, oder?”, fragte er kühl. ,, Ja, der bin ich. Ich hab Isy auch gefunden gehabt. Wir waren auf dem Rückweg vom Klavieunterricht, als sie plötzlich ohnmächtig geworden war. Also habe ich schnell den Krankenwagen!”, erklärte ich schnell. Nicht nur Isy´s Vater sah mich jetzt misstrauisch an, sondern Willi ebenfalls. Da fiel mir auf, dass Isy´s jüngerer Bruder fehlte.
Da tauchte auf einmal eine Mädchen mit roten, langen Haaren vor uns auf und sagte:,, Sie können jetzt zu Miss Hathaway. Sie ist in Raum 104!” Dann verschwand sie wortlos. Isy´s Vater schaute kurz zu Willi und Isy´s Mutter, dann seufzte er und schritt voraus. Man hatte ihm seine Aufregung deutlich angesehen. Würde Isy ihre Familie erkennen?

???

Ich hatte mich auf meinem Bett niedergelassen und wartete aufgeregt auf meine Familie. Leah hatte sich währenddessen wieder ihrem Buch zugewandt, während ich ungeduldig dasaß. Es waren bestimmt nur ein paar Minuten vergangen, seit Katie das Zimmer verlassen hatte, doch es fühlte sich an, wie Stunden. Nach einer Ewigkeit klopfte es endlich an der Tür. Sie schwang auf und ein Mann, eine Frau, ein Junge und Andrew erschienen. Abgesehen von Andrew, musste das wohl meine Familie sein. Ich erkannte keinen, was mich traurig machte.
Andrew schenkte mir ein leichtes Lächeln und beobachtete mich aufmerksam. Ich erwiderte sein Lächeln oder seinen Blick nicht, sondern starrte weiterhin die anderen drei Personen an. Es herrschte betretene Stille, von dem Geräusch unterbrochen, wenn Leah eine Seite in ihrem Buch umschlug. Endlich räusperte sich mein angeblicher Vater und sagte:,, Hallo Isy, mein Schatz, was machst du nur für Sachen?” Er durchquerte den Raum und schloss mich in seine Arme. Ich ließ es zu, obwohl ich keine Erinnerung an ihn hatte und er dadurch so gut wie fremd für mich war.
,, Ach Liebling, die ganze Familie ist jetzt besorgt. Alle wollten am liebsten gleich mitkommen. Tante Rose wollte am liebsten gleich aus Deutschland anreisen, aber wir konnten sie noch davon abhalten!”, meinte meine Mutter.
,, Nur unser lieber Andy musste ja unbedingt weg, statt zu seiner Schwester zu fahren. Ich hab´s ja schon immer gesagt! Er ist und bleibt ein Idiot und Mom hätte ihn nach seiner Geburt ertränken sollen!”, beschwerte sich der Junge ausgiebig. Er hatte kinnlanges, glänzendes Haar und seine tiefbraunen Augen sahen mich warm. Er war mindestens einen Kopf größer als ich und grinste mich an, während er sich neben mich setzte und mich nun auch umarmte.
,, William Evan Hathaway! Wie kannst du es wagen, so vor deiner Schwester über euren Bruder zu reden?! Das ist ja…das ist ja unerhört! Michael sag doch auch mal was dazu!”, fauchte sie meinen Vater an. Der jedoch musste sich, genau wie mein Bruder, ein Grinsen verkneifen. ,, Also wirklich Willi! Das finde ich nicht okay von dir! Du hast Glück das Andy nicht hier ist!”, meinte mein Dad versucht Ernst.
Bevor sie sich jedoch weiter streiten konnten betrat plötzlich ein äußerst blasser Dr. Giles den Raum. Meine Eltern und mein Bruder Willi sprangen auf und Andrew, der eh gestanden hatte, trat näher. ,, Guten Tag Mr. und Mrs. Hathaway.”, begrüßte er meine Eltern, wobei mir nicht entging, dass er Willi und Andrew nicht mit einbezog. ,, Guten Tag Dr. Giles. Haben sie herausgefunden was Louissa hat?”, fragte mein Vater, jetzt genauso weiß wie Dr. Giles. Der nickte nur leicht. ,, Was ist es?”, fragte meine Mutter den Tränen nahe und mit zittriger Stimme. In meinem Magen entstand plötzlich ein riesiger Eisklumpen und ich starrte den Arzt verängstigt an. ,, Ich werde es ihnen sagen, doch zuvor möchte ich bitten, dass alle, die nicht familiär sind, den Raum verlassen!”
Leah stand auf und verließ den Raum und Andrew folgte ihr nur zögerlich. ,, Warten sie! Wieso muss Andrew den Raum verlassen? Er hatte mich schließlich gefunden und ich finde, er hat ein Recht darauf zu erfahren, was ich habe!”, meinte ich und versuchte beherrscht zu wirken, was mir nicht ganz so gut gelang. ,, Nein, nein, ist schon okay! Ich warte einfach draußen!”, winkte Andrew ab, doch ich rief:,, Kommen sie schon! Es wird ja wohl kein Geheimnis sein! “ ,, Na gut, wenn sie darauf bestehen.”, meinte Dr. Giles und Andrew schloss die Tür.
,, Was hat ihnen der CT jetzt gezeigt? Was hat sie?”, fragte Willi und biss angespannt die Zähne zusammen. Dr. Giles seufzte. ,, Bei Louissa handelt es sich um eine besonderst seltene Art von Retrogener Amnesie. Retrogene Amnesie entsteht durch ein Ereigniss, dass die betroffene Person, in diesem Fall Louissa, schwer getroffen hatte und psychische Störung hinterließ. Das besondere ist, dass es sich bei dieser Form nicht um einen dauerhaften Zustand handelt, sondern dass sie wieder genesen kann.”, meinte Dr. Giles schwer betroffen. ,, Wie…wie lange kann das dauern?”, fragte mein Dad ängstlich. ,, Das kann man nicht sagen. Manchmal kommen die Erinnerungen nach ein paar Tagen zurück, manchmal nach ein paar Jahren und manchmal nie…”, flüsterte Dr. Giles, ,, Es ist so, als wäre eine Blase in Louissa´s Gehirn, wenn diese Blase platzt kommen die Erinnerungen wieder, jedoch muss sie dazu platzen. Außerdem ist da noch etwas! Wenn die Blase patzt hat sie ihre alten Erinnerungen wieder, jedoch werden die Erinnerungen an die Zeit während ihrer Amnesie für immer ausgelöscht sein…”

4. Kapitel




???



Die Information sickerte nur langsam in mein Gehirn und als sie angekommen war, stand ich wie gelähmt da. Ich sah die entsetzten Blicke meiner Eltern und Willi. Mein Vater war noch weißer als zuvor geworden, wenn das überhaupt möglich war, und meine Mutter war in Tränen ausgebrochen. ,, Erinnerst du dich denn überhaupt an uns?”, fragte Willi langsam. Nun wandten sich wirklich alle Blicke im Raum mir zu. ,, Ähm eigentlich nicht…”, stotterte ich und meine Wangen fühlten sich heißer als normal an. Meine Eltern tauschten entsetzte Blicke.
Eine Weile herrschte Stille, bis sich Dr. Giles räusperte und verkündete:,, Ja, sie können dann alles Weitere mit ihrer Tochter zu Hause klären, da sie heute schon mit ihnen mitgehen darf. Sie müssten nur noch ein paar Formulare ausfüllen. Ich werde Louissa zu einem Psychiater schicken, da sich dadurch die Chance erhöht, dass ihre Erinnerungen wiederkommen. Ich hätte nur noch eine Frage: Haben sie eine Ahnung, was sie erlebt haben könnte?”
Meine Eltern tauschten unruhige Blicke. Dann wandte sich mein Vater zu Wort:,, Na ja, da war diese Sache mit ihrer Schwester Elizabeth…” Den Rest verstand ich nicht mehr. Der Name kreiste in meinem Kopf herum. Immer und immer wieder wiederholte er sich, als hätte man auf die Rückspultaste gedrückt. Elizabeth, Elizabeth, Elizabeth… ,, Das bin ich!”, stieß ich atemlos hervor, ,, Elizabeth, dass ist mein Name! Nicht Louissa! Ich bin Elizabeth Hathaway!”
Alle sahen mich an, als wäre ich verrückt geworden. ,, Nein, nein Schatz! Du bist unsere Louissa! Nicht Liz! Liz war…deine Schwester gewesen…”, meinte mein Vater beruhigend. Gewesen? ,, Warum gewesen?”, fragte ich verwirrt. Stille trat ein. Ich sah einem nach dem Anderen ins Gesicht. Der Einzige, der genauso ratlos schien wie ich, war Andrew. ,, Ach, nicht so wichtig!”, meinte Willi und lächelte gekünstelt, um mich zu beruhigen, ,, Wir werden dir das ein andres Mal erklären!” Ich ließ von dem Thema ab, es wollte jedoch nicht aus meinen Gedanken verschwinden.
Da räusperte sich Dr. Giles:,, Also, wenn wir jetzt zu den Formularen kommen würden. Es müssen nicht alle mitkommen. Es würde reichen wenn sie, Mr. oder Mrs. Hathaway mitkommen würden. Ihr Anderen könnt hier oder in unserer Cafeteria warten.” ,, Am Besten, ihr wartet in der Cafeteria! Da könnt ihr dann was trinken und eine Kleinigkeit essen.”, meinte meine Mutter und reichte Willi etwas Geld. Alle Drei verließen den Raum und bogen links ab. Wir folgte ihnen nahmen jedoch den rechten Gang. Auf dem Weg zur Cafeteria kamen wir an dem Mädchen vorbei, mit dem ich eigentlich auf einem Zimmer gelegen hätte. ,, Na, hat man unser Prinzesschen schon früher gehen lassen?! Was hat dir denn gefehlt?! Ist dir ein Fingernagel abgebrochen? Du hättest vielleicht gleich in die Notaufnahme gemusst! Wieso schreibst du nicht mal einen Artikel über dich?”, zischte sie.
Andrew machte einen Schritt auf sie zu, sodass sie etwas zurück wich. Als sie jedoch erkannte wer es war, meinte sie mit leichtem Spott:,, Wieso bist du eigentlich so nett zu ihr und gibst dich mit ihr ab?! Wir wissen Beide, dass du sie genauso wenig leiden kannst, wie ich! Also was soll das? Oder bist du jetzt ihr Schoßhündchen?!” Mit diesen Worten verschwand sie und ließ mich verwirrter denn je zurück. Andrew jedoch kochte vor Wut. ,, Kommt! Lasst uns einfach weitergehen! Die Leute starren uns schon an!”, meinte Willi kühl. Also gingen wir schweigend weiter den Gang Richtung Cafeteria entlang.

Andrew

In Isy´s Raum waren 2 Betten. Auf dem einem saß Isy und auf dem Anderen ein zweites Mädchen: Leah Johnson. Sie war früher einmal Isy´s beste Freundin gewesen, bis zu dem Tag, als sie sich gestritten haben sollen. Isy soll gedroht haben, Leah´s größtes Geheimnis auszuplaudern, wodurch Leah mit dem selben geantwortet haben soll. Seit dem Tag an, waren sie Feindinnen! Ob die Geschichte wahr ist, weiß keiner so genau, aber hassen tun sie sich aus Leib und Seele!
Natürlich beachteten Mr. und Mrs. Hathaway Leah nicht, sondern kümmerten sich lieber um ihre Tochter. Anscheinend waren sie noch nicht informiert worden, dass Isy´s Erinnerungen ausgelöscht waren, jedenfalls kümmerten sie sich mit aller Liebe um sie, ohne sie nach ihren Erinnerungen zu fragen. Ich glaubte nicht, dass sie sich an ihre Familie erinnern konnte, denn sie warf oft Hilfe suchende Blicke in meine Richtung.
Plötzlich ging die Tür auf und Dr. Giles, Isy´s Arzt, kam herein. Er bat alle, die nicht zu Isy´s Familie gehörten, den Raum zu verlassen. Ich war gerade an der Tür angekommen, als Isy rief:,, Warten sie! Wieso muss Andrew den Raum verlassen? Er hatte mich schließlich gefunden und ich finde, er hat ein Recht darauf zu erfahren, was ich habe!” Ich widersprach zunächst und es wurde kurz herumdiskutiert, doch am Ende konnte ich bleiben, was, ohne es mir selbst einzugestehen, mich erleichterte.
Also begann Dr. Giles zu erklären, was Isy hatte. Sie hatte Amnesie! Ich konnte es mir schon denken, aber es laut ausgesprochen zu hören, war um ein vielfaches Schlimmer! Endlich wandte sich Willi an Isy und fragte die die Frage, die mich am meisten interessiert hatte:,, Kannst du dich überhaupt an uns erinnern?” als sie diese Frage zögerlich verneinte, herrschte zunächst eine recht angespannte Stille. Nach einer Weile unterbrach Mr. Hathaway diese und alle fielen über Isy her. Sie entschuldigten sich, dafür dass sie es nicht wussten und nicht erfragt hatten, beruhigten sie, oder fiel mehr sich selbst, dass alles wieder gut werden würde, und vieles mehr, was ich jedoch ausblendete, da ich fand, dass ich hier recht fehl am Platz war, bei dieser Familienzusammenkunft.
Irgendwann unterbrach Dr. Giles das alles jedoch und berichtete von Formularen und andren Sachen, die ausgefüllt werden müssen, damit Isy noch heute wieder nach Hause kann. Das alles interessierte mich jedoch nicht und ich klinkte mich aus. Plötzlich fragte Dr. Giles jedoch, ob irgendeiner eine Ahnung hat, was Isy so aus der Fassung gebracht haben könnte, dass sie Amnesie bekommt, da sie eine besondere Art der Amnesie hat, die durch einen großen Schock freigesetzt wird. Das interessierte mich jedoch ausgesprochen dolle und ich war gleich wieder präsent. Also begann Mr. Hathaway von Isy´s kleiner, verstorbenen Schwester Elizabeth zu erzählen, die bei einem Amoklauf umgebracht wurden war. Als Isy den Namen ihrer Schwester hörte, verfiel sie anscheinend in eine Art Trance. Sie stand stocksteif da und starrte ins Leere.
Plötzlich rief sie aus:,, Das bin ich! Elizabeth, dass ist mein Name! Nicht Louissa! Ich bin Elizabeth Hathaway!” wir alle sahen sie an, als wäre sie vollkommen verrückt geworden. Mr. Hathaway versuchte ihr zu erklären, dass das ihre verstorbene Schwester gewesen war, was Isy nur noch mehr verwirrte, da Mr. Hathaway erzählte, dass Elizabeth ihre Schwester gewesen war. Am Ende erklärte Willi das Thema für beendet und Mr. und Mrs. Hathaway verließen den Raum um die Formulare auszufüllen. Wir sollten währenddessen in die Cafeteria gehen. Auf dem Weg dahin kam uns natürlich Leah entgegen, die jede Gelegenheit nutzte, Isy zu demütigen:,, Na, hat man unser Prinzesschen schon früher gehen lassen?! Was hat dir denn gefehlt?! Ist dir ein Fingernagel abgebrochen? Du hättest vielleicht gleich in die Notaufnahme gemusst! Wieso schreibst du nicht mal einen Artikel über dich?”
Isy, die natürlich keine Ahnung davon hatte, worüber Leah sprach, guckte sie verwirrt an. In diesem Moment tat sie mir einfach nur Leid und ich wurde so wütend, dass ich Isy sogar verteidigte, was mir sonst nie in den Sinn gekommen wäre. Daraufhin fauchte sie:,, Wieso bist du eigentlich so nett zu ihr und gibst dich mit ihr ab?! Wir wissen Beide, dass du sie genauso wenig leiden kannst, wie ich! Also was soll das? Oder bist du jetzt ihr Schoßhündchen?!” Sie warf mir nur noch einen giftigen Blick zu und verschwand.
Hätte Willi mich nicht festgehalten, wäre ich ihr wahrscheinlich nachgelaufen und sie mir ordentlich vorgenommen, doch Willi meinte nur,, Kommt! Lasst uns einfach weitergehen! Die Leute starren uns schon an!”, und wir gingen, zu Leah´s Glück weiter in die Cafeteria. Dort kauften wir uns jeder einen Muffin und einen Kaffee und setzten uns an einen der Tische. Während die anderen beiden ihren Muffin in Ruhe aßen, starrte ich meinen die Hälfte der Zeit an, als wäre er schuld, dass ich so wütend war. Am Ende schlang ich ihn einfach hinunter.
Als Isy mal kurz verschwand, um eine Toilette zu suchen, nahm sich Willi mich vor. ,, Was hast du mit ihr gemacht?!”, meinte er und sah mich anklagend an.
,, Ich habe sie nur gefunden und…”
,, Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass du sie gefunden hast und ihr das Leben gerettet hast?”
,, Na ja, Leben gerettet ist zu hoch, aber gefunden und den Notarzt gerufen, dass war ich.”
Willi seufzte.
,, Du bleibst also bei deiner Meinung? Na gut! Aber irgendwann werde ich schon herausfinden, was du getan hast und wenn es was Schlimmes ist, werde ich es dir doppelt und dreifach heimzahlen!”
,, Tja, dann fiel Spaß beim herausfinden!”
,, Sie ist wie ausgewechselt! Auf einmal ist sie so verletzlich. Was ist mit der schnippischen, großmäulige Isy geworden, die ich kenne?!”
Ich schüttelte nur den Kopf. Zu einem weiteren Gespräch kam es nicht, da in diesem Augenblick Isy zurückkam.

5. Kapitel




Liz

Wir gingen einen weiteren langen Gang entlang und kamen in der Cafeteria an. Sie war riesig und rund, die Wände waren mit vielen Fenstern verkleidet, sodass fast kein Platz für die normalen Wände geblieben war. Die, die man jedoch noch sah, hatten einen satten, hellgrünen Ton. Der Boden bestand aus weißem Stein und es gab mehrere kleine Läden die Kaffee und Kuchen verkauften. Ansonsten standen in der Mitte mehrere hohe Tische mit Drehstühlen und in den Ecken lagen vereinzelt bunte Sitzsäcke.
Wir kauften uns jeder einen Kaffee und einen Muffin und setzten uns an einen der Tische weiter hinten. Ich hatte einen mit Schokolade und Blaubeere, Andrew hatten einen mit Vanille und Himbeere und Willi mit Schinken-Käse, was ich mir ziemlich widerlich vorstellte, doch Willi meinte, dass ich das früher auch gegessen habe.
Andrew war die ganze Zeit über komisch! Er saß da und zerquetschte halb seinen Muffin, bevor er ich aß. Ich traute mich aber nicht ihn zu fragen, was los ist. Nachdem ich meinen Muffin aufgegessen und meinen Kaffee ausgetrunken hatte verschwand ich, um nach einer Toilette zu suchen. Um ehrlich zu sein, suchte ich nur nach einem Spiegel, da ich keine Erinnerung an mein altes Aussehen hatte.
Nach unendlich vielen falschen Wegen fand ich endlich Eine. Ich stellte mich vor den etwas dreckigen Spiegel und betrachtete mich genau. Ich hatte goldenes, mit weiß-blonden Strähnen durchzogenes, lockiges Haar und jadegrüne mit langen, schwarzen Wimpern umkränzten Augen. Meine Haut war hell und mein Gesicht war mit goldenen Sommersprossen bedeckte. Ich war klein und hatte Mühe, mein ganzes Gesicht im Spiegel betrachten zu können, da dieser auch nicht gerade niedrig hing. Das war also ich: Elizabeth Hathaway.
Seufzend machte ich mich auf dem Rückweg zur Cafeteria. Als ich bei den Jungs ankam, hatte Willi Andrew gerade durchdringend angestarrt, was sich jedoch schlagartig ändert, als ich am Tisch ankam. Willi ließ sich locker in seinem Sitz zurückfallen und betrachtete mich neugierig. ,, Hast du überhaupt keine Ahnung mehr wer ich bin, Isy?!”, fragte er interessiert. ,, Nein, keine einzige Erinnerung und hör auf mich dauernd Isy zu nennen! Ich Elizabeth oder Liz, aber nicht Isy!”, meinte ich, wobei ich mich fragte, ob ich überhaupt Elizabeth hieß. Willi zuckte nur mit den Schultern und sagte:,, Wenn du meinst, Liz. Also hast du auch keine Ahnung, wie dein Zimmer aussieht, oder wer Andy ist, oder so?” Während er das sagte, betonte er besonders das Wort Liz. ,, Nein keine Ahnung! Man könnte sagen, ihr hättet mich gerade bei euch aufgenommen oder adoptiert. Wer ist Andy? ich weiß, vorhin hattest du den Namen schon mal erwähnt, aber wer ist er?”, fragte ich neugierig. ,, Andy ist dein kleiner, idiotischer Bruder!”, sprach Willi grinsend.
Ich war einen Moment in meinen Gedanken versunken. Wer war ich gewesen? War ich das liebe kleine Mädchen von nebenan, oder etwa die tyrannisierende Mitschülerin? Wie war ich? Wer war ich? Wer bin ich?! ,, Wie war ich gewesen?”, fragte ich neugierig. Willi und Andrew wechselten einen beunruhigten Blick, was mich sehr verwirrte, doch die Antwort wurde ihnen erspart, da in diesem Moment meine Eltern ankamen. ,, Puh! So viele Formulare! Ich freue mich schon auf zu Hause!”, meinte mein Vater. ,, Ja! Zuhause werde ich dann gleich das Abendbrot machen! Heute gibt´s Spaghetti!”, rief meine Mutter strahlend aus. Willi grinste nur breit, als die Nudeln ins Gespräch kamen.
,, Was ist mit dir?”, fragte mein Dad Andrew, ,, Möchtest du noch mitkommen oder sollen wir dich nach Hause bringen?” ,, Ach, sie brauchen nichts von Beiden tun! Meine Mom arbeitet hier und hat gleich Feierabend und da wird sie mich mitnehmen!”, lehnte Andrew ab. ,, Na gut, dann danke, dass du unsere Tochter gefunden und den Rettungswagen gerufen hast. Wir werden uns bestimmt noch mal sehen! Tschüss!”, meinte mein Vater gelassen.
Auch meine Mutter und Willi verabschiedeten sich, wobei Willi Andrew einen Blick zuwarf, der soviel hieß wie, wir reden noch mal! Dann trat ich vor:,, Na dann, tschüss! Wir werden uns bestimmt in der Schule sehen! Vielleicht habe ich ja bis dahin mein Gedächtnis wieder!”, meinte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er nickte nur knapp. Ich drehte mich um und folgte meinen Eltern und Willi zum Auto. Meine Eltern fuhren einen roten Ford. Kein besonderes Auto, aber mein Dad meinte, es reicht. Mir gefiel er!
Wir setzten uns ins Auto und fuhren zu einer kleinen Stadt namens New Baltimore. Das Auto hielt vor einem kleinen, weiß-grauen Haus mit schwarzem Dach in einer Straße namens Dr St Clair Nummer 36043. Wir betraten das Haus- mein Haus - durch dir Tür in der Garage.
Ein stürmischer, schwarzer Labradoodle mit schon etwas silber-grauen Fell begrüßte uns. ,, Das ist Sheeba!”, stellte Willi die Hündin vor. Sheeba wollte mich gar nicht erst herein lassen, sondern lieber kuscheln, aber ich drängelte mich einfach an ihr vorbei und kam geradewegs in die Küche. Die Küchenzeilen waren in hellen Tönen gehallten und der Herd war silbern. Eine Mikrowelle stand auf dem Kühlschrank, zusammen mit den Cornflakes. Eine Theke mit vier Hockern diente zum essen. Ein großer, hölzerner Tisch stand in der Mitte, der den Raum in zwei Teile teilte, und darüber hing eine große Lampe. Die Küche war auf der rechten Seite und auf der Linken war das Wohnzimmer. Ein schwarzes Sofa und ein dazu passender Sessel schmückten den Raum. Außerdem stand ein kleiner Kaffeetisch dabei und ein zweiter, roter Sessel stand gegenüber von den anderen Möbeln. Ein großer, schwarzer Flachbildschirm schmückte die Wand und daneben war ein Kamin in die Wand eingelassen.
Ein rothaariger Junge lag auf der Couch und schaute Fußball. Er blass und hatte braune Augen. Sein Gesicht war, genau wie meins, mit Sommersprossen übersäht. Ich konnte ihn zwar gerade nicht so genau sehen, aber er wasr bestimmt auch größer als ich! ,, Na, ist unser Prinzesschen aus dem Krankenhaus entlassen wurden? Was hatte sie denn? Musste ihr Gehirn amputiert?!”, sprach er und sah mich feixend an. Ich sah ihn nur verwirrt an. ,, Andy Jayden Hathaway, wie kannst du es wagen…”, polterte meine Mom los...,so mit deiner Schwetser zu reden blah, blah, blah!”, meinte Andy nur dazu, ,, Wir alle kennen schon deine Vorträge, also was hat sie?!” meine Mom schnaufte nur wütend und ging in die Küche. ,, Amnesie.”, meinte mein Vater nur. Ruckartig änderte sich Andy´s Verhalten:,, Eye cool! Sie kann sich an nichts erinnern? Weißt du wer ich bin?” Ich schüttelte nur den Kopf. ,, Ich bin dein kleiner, liebenswürdiger Bruder Andy und du liebst mich so doll, dass du alles für mich tust!”, meinte er mit schräg gelegten Kopf. ,, Hör nicht auf ihn! Er ist ein kleiner, egoistischer Idiot!”, widersprach Willi und nahm ihn in den Schwitzkasten.
,, Achte nicht auf die Beiden! Du kannst ja den Rest des Hauses erkunden, bis das Essen fertig ist.”, meinte mein Dad und zwinkerte mir zu. Ich nickte nur und verließ den Raum durch die Küche. Ich kam sogleich ins nächste Zimmer, eine Art zweites Wohnzimmer. Der Boden war mit Teppich ausgelegt und ein runder Tisch stand am einen Ende. Es gab eine Menge Bücherregale und ein dunkelblaues Sofa. Ein Klavier stand an der gegenüberliegenden Wand. Mehr gab es in diesem Raum nicht zu sehen.
Ich verließ dieses Zimmer nun auch und kam in den Flur. Eine breite Treppe führte nach oben, auf der Sheeba lag und mich beobachtete. Es gab insgesamt drei Türen. Die erste führte in die Küche, die zweite in das zweite Wohnzimmer und die dritte in ein kleines Bad.
Ich ging die Treppe hinauf und stand vor einer langen Wand mit Fotos. Auf mehreren Bildern waren ich, meine Mom, mein Dad, Willi und Andy zu sehen. Doch es waren auch noch mehrere Bilder mit Personen, die ich nicht kannte. Auf dem einem waren wir fünf zu sehen. Auf einem Anderen stand ich mit einem Mädchen, ungefähr in meinem Alter, mit schwarzen Haaren und einem eingebildeten Lächeln auf den Lippen. Ein älteres Ehepaar strahlte mich von einem der anderen Fotos hoch an.
,, Na, erkennst du wen?”, fragte eine Stimme hinter mir und unterbrach damit meine Betrachtung. Ich drehte mich um und sah in Willis braune Augen. Ich schüttelte nur niedergeschlagen den Kopf.,, Ach, das wird schon!”, munterte er mich auf, ,, Schau! Das sind Großvater John und Granny Ella.”, meinte er und zeigte auf das ältere Ehepaar, ,, Und das sind deine beste Freundin Olivia und du.”, benannte Willi das Mädchen mit den schwarzen Haaren, ,, Und hier, dass sind Tante Rose, Onkel Thomas und Rebecca und Paige, unsere beiden Cousinen.”, stellte er eine blonde Frau, einen Mann mit grauen, wenigen Haaren und zwei Zwillinge mit braunen Locken vor. Es waren noch viel mehr Fotos da, aber in dem Moment rief uns Mom zum essen. Ich hatte zwar keinen auf den Fotos erkannt, trotzdem fühlte ich mich besser, nachdem Willi mir alle vorgestellt hatte, als würde ich zur Familie gehören!

6.Kapitel




Liz



Wir gingen die Treppe herunter und weiter in die Küche, wo schon alle am Tisch saßen. Wir setzten uns schnell auf unsere Plätze und begannen die Spaghetti zu essen. Wir redeten dabei über dies und über das, doch alles schien niemanden so richtig zu interessieren. Nach einer Weile entstand eine angespannte Stille, die ich durchbrach, indem ich das aussprach, was mir auf der Seele brannte:,, Wie war ich früher eigentlich gewesen?” Daraufhin schauten alle peinlich berührt in ihre Nudel, antworteten mir aber nicht. Anscheinend wollte Andy etwas sagen, ließ es dann jedoch bleiben und steckte sich lieber einen Löffel voll Nudeln in den Mund. Als mir keiner antwortete, aß ich betrübt meine Nudeln weiter. Warum antwortete mir keiner? War ich so schrecklich gewesen?
Nach dem Essen ging ich nachdenklich hoch und wollte in mein Zimmer, bis mir einfiel, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich hin musste. Also beschloss ich einfach, eine Tür auf gut Glück aufzumachen und zu hoffen, dass es meine war. Ich öffnete eine Tür, die ganz links neben der Treppe war. Ein Ehebett mit baiger Bettwäsche und ein brauner Kleiderschrank stand darin. Der Boden bestand aus weißem Teppich und gelbe Tapete schmückte die Wände. Anscheinend ward das das Zimmer meiner Eltern.
Ich schloss die Tür wieder und machte die nächste Tür gegenüber der Treppe auf. Ein überaus unordentliches Zimmer trat in meinen Augenschein. Der Boden bestand aus weißen Laminat und die Wände aus schwarzer Tapete. Ein Bett mit schwarzer Bettwäsche stand auf der einen Seite des Raumes und auf der Anderen ein weißer Schreibtisch mit einem alten Computer. Mehrer Regale waren mit Computerspielen voll gestellt und ein kleines dunkelblaues Sofa stand gegenüber von einem Fernseher. Außerdem gab es einen, in die Wand eingelassenen, Kleiderschrank. Das musste wohl das Zimmer eines der Jungs sein.
Ich machte schnell wieder die Tür zu und ging zu der nächsten, genau neben der zweiten Tür. Ein recht ordentliches Zimmer erwartete mich, mit hellblauen Wänden und hellbraunen Boden. Ein Bett stand, wie im zweiten Zimmer, an der gegenüberliegenden Wand mit dunkelblauer Bettwäsche. Eine Sitzecke mit mehreren rundlichen, türkisen Sitzsäcken stand daneben und gegenüber ein weißer Schreibtisch mit einem Laptop. Ein langes Bücherregal schlängelte sich über die Wände hinweg, dass mit so vielen Büchern voll gestellt war, dass kein weiteres mehr drauf passte. Auch hier war ein weißer Kleiderschrank in die Wand eingelassen. Es gab auch eine Hälfte der einen Wand mit mehren Fotos. Das war anscheinend Willis Zimmer, denn auf fast jedem Bild war er zu sehen. Mal mit mehren anderen Jungs in seinem Alter, mal mit einem überaus hübschen Mädchen mit braunen, langen Haaren und blauen Augen. Auf manchen Fotos waren auch ich und Andy zu sehen, obwohl die meisten Bilder von dem braunhaarigen Mädchen, anscheinend Willis Freundin, eingenommen wurden.
,, Na, inspizierst du unsere Zimmer?”, fragte eine Stimme von der Tür her. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich in das Zimmer rein gegangen war. Willi stand, gegen den Türrahmen gelehnt, da und beobachtet mich mit seinen warmen, braunen Augen. Er kam näher und stellte sich neben mich. ,, Ist das deine Freundin?”, fragte ich und zeigte auf das eine Bild mit ihm und der Brünetten, während ich mich dabei wie ein kleines Kind. ,, Ja, das ist Gabrielle.”, meinte er nur nickend und betrachtet das Foto, auf das ich gezeigt hatte. Einen Moment sagte keiner was, doch dann fragte ich:,, Mochte ich sie?” ,, Sie kommt nachher vorbei, dann wirst du herausfinden, ob du sie magst, oder nicht.”, meinte er ausweichend. Und wieder fiel mir auf, dass sie meinen Fragen auswichen. ,, Wieso wollt ihr mir alle, keine Antworten auf meine Fragen zu meinem bisherigen Leben geben?”, fragte ich leicht zornig.
Doch zu einer Antwort kam es nicht, weil es in diesem Moment klingelte. ,, Ah, das muss Gabrielle sein. Komm mit! Ich stell sie dir nochmals vor.”, sagte er erleichtert, nahm meine Hand und zog mich die Treppe runter zur Tür. Er öffnete sie schwungvoll und begrüßte in Hochstimmung das Mädchen von den Fotos. Sie sah wirklich genau so aus, wie auf ihnen. Ihr langes, braunes Haar hatte sie zu einem kunstvoll, verknoteten Zopf verflochten und ihre grünen Augen strahlten, als sie Willi sah. Sie hatte rundliche Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen und ihre Haut hatten einen relativ blassen Ton. Sie trug ein schwarzes Kleid mit roten Punkten und ihre sehr kleinen Füße steckten in schwarzen Ballerinas. Sie lächelte strahlend, obwohl sich eine kleine Falte in ihre, ansonsten, glatte Stirn eingrub, als sie mich erblickte.
Willi nahm sie an die Hand und kam zu mir herüber. ,, Okay, Liz, das ist Gabrielle, Gabrielle, das ist Elizabeth.”, stellte er uns vor. Gabrielle sah ihn daraufhin nur fragend an und er flüsterte ihr etwas, höchstwahrscheinlich die Erklärung, ins Ohr, woraufhin sie mir ein strahlendes lächeln schenkte und sagte, mit einem leichten französischen Akzent:,, Hallo Elizabeth, schön dich kennen zu lernen.” Ich schüttelte ihr die Hand und sagte dann:,, Freut mich auch. Ich lasse euch dann mal allein! Wir sehen uns bestimmt mal wieder Gabrielle!” Mit diesen Worten sprang ich leichtfüßig die Treppe hoch und verschwand und einer Tür auf der rechten Seite der Treppe. Hier war noch ein Bad drin, diesmal jedoch ein großes mit einer Badewanne und einer Dusche.
Jetzt war glücklicherweise nur noch ein Zimmer übrig, welches meins sein musste. Ich öffnete die Tür und ein Vorhand aus pinken Perlen kam mir entgegen. Mein Zimmer war das größte von allen, die ich hier gesehen hatte, zumindest von den Schlafzimmern. Die Wände waren mit lilaner Tapete verziert und ein weißer, flauschiger Teppich lag auf dem Boden, unter dem Laminat den Boden bedeckte. Mehrere zusammengesunkene, pinke Sitzsäcke mit lila Blumen darauf stand gegenüber eines schwarzen Fernsehers. Ein weißer Schreibtisch stand dahinter, der von mehreren Zeitschriften bedeckt wurde. Dieser Bereich war von dem dahinter mit einer langen Reihe von weißen Regalen abgetrennt. Der zweite Bereich bestand nur aus einem Bett mit pinker Bettwäsche auf dem ein pinker Laptop lag und einem, wie auch in den anderen Räumen, in die Wand eingelassener, Kleiderschrank eingenommen. Ich öffnete den weißen Kleiderschrank und eine große Anzahl von Anziehsachen kam mir entgegen. Von Kleidern über Hosen zu T-Shirts, alles war vorhanden. Ich schloss meinen Kleiderschrank wieder und legte mich auf mein Bett.
Da spürte ich etwas hartes, rechteckiges unter meinem Kopfkissen. Ich holte es hervor und ein schwarzes Buch mit der Aufschrift Tagebuch kam zum Vorschein, welches mich in Hochstimmung versetzte. Meine Familie will mir nichts sagen, also schaue ich in meinem Tagebuch nach. Das Problem war nur ei kleines, herzförmiges Vorhängeschloss. Wo könnte ich den Schlüssel versteckt haben? Ich schaute unter meine Matratze, in meine Schränke, in meine Regale und in meinen Kleiderschrank, doch ohne Erfolg. Da fiel plötzlich eine Schmuckschatulle in mein Blickfeld. Ich ging darauf zu und öffnete sie leicht aufgeregt. Schmuck in allen Formen und Größen kam zum Vorschein. Ohrringe, Ketten, Armbänder, alles doch kein Schlüssel. Aufgebracht trat ich mit dem Fuß auf und ein Klappern ertönte. Überrascht bückte ich mich und nahm die lockere Diele heraus. Ein dunkles Loch kam zum Vorschein, welches nur durch das Schimmern eines kleinen, silbernen Schlüssels erleuchtet wurde. Triumphierend nahm ich ihn heraus und schloss das Loch wieder mit der Diele. Ich ging zu meinem Bett und steckte den Schlüssel in das Loch. Ein leises Klicken ertönte und ich öffnete aufgeregt das kleine Büchlein.
Eine feine, leicht geschwungene Handschrift erschien, die ich als meine eigene Erkannte. Eifrig begann ich zu lesen:
21.10.2011
Liebes Tagebuch,
Heute muss ich also wieder mal ein neues Tagebuch anfangen, da mein altes voll ist. Heute habe ich mithilfe unserer großartigen Schülerzeitung mal wieder einem Mädchen, unsere liebe Abby Havering, gezeigt, was ich von ihr halte. Ich habe eins ihrer tiefsten Geheimnisse aufgedeckt und zwar, dass sie vor einem Jahr etwas mit Daniel Anderson gehabt hatte, dem Loser unserer Schule. Natürlich, wie nicht anders zu erwarten, ist mein Plan aufgegangen und die ganze Schule hat von dieser Neuigkeit gehört, wodurch sie jetzt zum Spott der Schule gehört, wie so viele schon.
Danach war ich noch mit Olivia, Luke, Ian und Jessica noch etwas am See und wir haben den Kindern ein bisschen Respekt beigebracht! Außerdem hatte Luke noch ein bisschen Bier mit und so hatte ich einen echt tollen Nachmittag, obwohl ich sagen muss, dass ich keine Ahnung habe, wie ich nach Hause gekommen bin…
Ich hoffe jedenfalls, dass mich nicht wieder die Polizei oder einer meiner dummen Brüder nach Hause gebracht hat. Vor allem nicht Willi mit seiner dummen Freundin Gabrielle. Sie und ihr schleimiger französischer Akzent. Baah! Wer will das schon?! Schleimt sich ein und wird auch noch mit offenen Armen empfangen! Und Willi fällt auch noch drauf rein!
Na ja dann, gute Nacht! Isy

22.10.11


Liebes Tagebuch,
Heute war ich mit Olivia und Jessica stoppen und rat mal wen wir da getroffen haben! Sydney Colman, das Mädchen, was mir in der siebten Klasse Connor Dearing ausspannen wollte, wobei man anmerken sollte dass sie es nicht geschafft hatte, aber schon für den Versuch sollte man bestraft werden. Und als ich sie da so sah, war sie in Macy´s, einer der coolsten Läden auf der Welt, mit ihrer Schwester und sie haben sich gestritten. Heftig gestritten!
Also habe ich schnell ein Foto mit meiner Camera, die ich immer bei mir habe, gemacht und mir eine hübsche Geschichte für die Schülerzeitung ausgedacht, die ihr Leben etwas verändern sollte…
Na ja, das war´s erstmal. Gute Nacht, Isy.

24.10.11


Liebes Tagebuch,
Heute war Montag und damit der Tag, an dem wir unsere Beiträge zur Schülerzeitung abgeben mussten, damit sie überarbeitet und gedruckt werden konnten. Ich gab also meinen Bericht ab und freue mich schon auf das Gesicht von Sydney, wenn sie den Artikel liest! Ich hoffe er wird auch so erfolgreich, wie viele Andere, die das Leben vieler Schüler schon zerstört haben.
Außerdem habe ich heute mit Jessica und Ian ein paar der winzigen Fünftklässler geärgert, die in den letzten Jahren viel zu frech geworden sind! Dadurch haben wir uns jedoch Nachsitzen bei Mrs. Cunningham, meine Englischlehrerin, eingehandelt. Sie ist eine fette, hässliche Kröte, die sich nicht durchsetzen kann, sodass wir einfach aus dem Fenster geklettert und abgehauen sind. Natürlich wird die alte Hexe bei meinen Eltern anrufen, aber das ist mir eigentlich egal, da das ja eh jede Woche passiert! Solln die mir doch wieder Hausarrest geben oder so, ich kann ja trotzdem abhauen, da ja e nur meine idiotischen Brüder da sind. Höchstens Willi könnte ein Problem werden, aber wenn seine Gabi da ist, schaff ich auch das!
Gute Nacht, Isy.

28.10.11


Liebes Tagebuch,
Heute ist endlich der Artikel mit Sydney raus gekommen! Die hat geguckt, als sie die ganze Geschichte gelesen hat. Sie ist total ausgerastet und hat mich so lange beschimpft, bis die Lehrer gekommen sind und nach dem Grund gefragt haben. Als sie den Grund erfahren haben, haben sie uns beiden Nachsitzen aufgebrummt, mir weil ich den Artikel veröffentlicht habe und ihr weil sie mich beschimpft hat.
Das Nachsitzen hat sich aber gelohnt, ihre entsetzte Miene zu sehen und wie sie überlegt hat, was sie jetzt machen kann, denn die ganze Schule hat sie, wie ich es mir gewünscht hatte, darauf angesprochen und es laut vorgelesen.
Gute Nacht, wünscht dir eine super glückliche Isy.

Entsetzt schloss ich das Tagebuch, da ich nicht weiterleben konnte. War ich wirklich so gewesen? Konnte ich so bösartig gewesen sein? War das der Grund, weshalb mir niemand erzählen wollte, wie ich gewesen war? Werde ich mich bessern, wenn ich weiterlebe, oder werde ich weiterhin kleine Kinder ärgern und anderer Leute Leben zerstören? Ich brauchte Antworten! Schnelle Antworten! Ich hatte keine Geduld das ganze Buch durchzulesen um tu erfahren, was ich noch so bösartiges gemacht hatte.
Also beschloss ich jemanden zu fragen. Meine Eltern schloss ich aus, weil sie mir nur erzählen würden, dass das alles ein schreckligen Irrtum sei. Willi würde ich wohl am ehesten fragen, aber Gabrielle war da und ich wollte ihn nicht stören. Andrew…nein! Ich wusste nicht mal ob ich seine Nummer habe, wie soll ich ihn sonst erreichen und ich würde ihn auch ganz sicher nicht weiter belästigen. Dann blieb also nur noch Andy.
Ich stand auf und ging mit zügigen Schritten zu Andy´s Zimmer, während ich immer noch mein Tagebuch fest umklammerte. Vorsichtig klopfte ich an die Tür und trat ein, als Andy mir mit einem ,,Herein” antwortet. Schüchtern öffnete ich die Tür und kam in sein Zimmer. ,, Oh Isy, was ist denn?”, fragte er leicht überrascht und sah mich abschätzend an. ,, Ähm, ich bin Liz, aber egal! Ich habe das hier”, ich hielt das Tagebuch mit einer Hand hoch, ,, gefunden und wollte dich fragen, ob du mir jetzt erzählst, wie ich gewesen war?” Ich sah ihn bittend an. Er seufzte. ,, Kannst du das nicht wen anders fragen? Ich glaube nicht, das ICH der richtige bin. Frag doch Willi oder Mom oder Dad!”, meinte er unsicher und schabte mit den Füßen auf dem Boden. ,, Bitte!”, flüsterte ich flehend. Er überlegte einen Moment und sagte dann ergeben:,, Na gut! Setz dich irgendwo hin, ich kann es nicht leiden, wenn man steht, während ich sitze!”
Erleichtert setzte ich mich schnell auf das dunkelblaue Sofa und sah ihn hoffnungsvoll an. ,, Wie viel weißt du?”, fragte er mich mit einem schuldbewussten Ton in der Stimme, welchen ich nicht verstand. ,, Ich habe gelesen, wie ich zwei Artikel in der Schülerzeitung veröffentlichte, einmal über eine Abby Havering und über eine Sydney Colman.”, meinte ich leicht beunruhigt, durch Andy´s komisches Verhalten. ,, Dann hast du also schon mitbekommen, was dein Stand in der Schule ist. Du liebst es kleinere Schüler zu ärgern und lauerst ihnen auch gerne nach der Schule noch auf, um ihnen das Geld oder das Handy abzunehmen. Außerdem verbreitest du Gerüchte mithilfe der Schülerzeitung, die anderen das Leben zerstören! Das bist du! Mich hattest du auch schon mal drin. Hier!”, er öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch und holte ein kleines Büchlein heraus, welches er mir reichte.
Ich öffnete es und suchte nach dem Artikel für Klatsch und Tratsch. Als ich ihn fand schaute mir ein riesiges Bild von Andy entgegen mit einem einseitigen Artikel darunter:

,, Andy Hathaway, ein Junge, der sich nach einer Freundin sehnt!”



Andy Hathaway, 13, sehnt sich vergeblich nach Liebe. Er hat schon mehrere anonyme Anzeigen in verschiedenen Zeitungen hinterlassen und weint sich täglich bei Sarah, dem anonymen Mädchen unserer Schülerzeitung, die allen gerne Tipps gibt, aus. Also falls ihr Single seid, er auch, ich würde ihn aber nicht empfehlen.
Er schläft immer noch mit Nachtlicht, da er bei vollkommener Dunkelheit nicht schlafen kann, und jeden Abend muss sein Dad nachgucken, ob im Schrank irgendwelche Monster versteckt sind. Außerdem schreibt er täglich der berühmten Schauspielerin Selena Gomez Liebesbriefe, in denen er ihr erzählt, dass er sie verehrt und sie gerne heiraten würde. Man müsste außerdem noch hinzufügen, dass er noch nie jemanden geküsst hat und jeden Abend seinem Hamster ein Gute-Nacht-Lied vorsingt.
Falls ihr also Interesse an einem leicht gestörten Jungen mit Liebesproblemen habt, meldet euch bei ihm, er würde dich bestimmt gerne kennen lernen! Ich kann es jedoch nicht empfehlen , und ich bin seine Schwester, was ich jedoch seid seiner Geburt bestreite!
Louissa Hathaway


Da hatte ich also den Beweis, meine Hoffnungen waren umsonst gewesen. Ich war ein kleines, egoistisches Miststück, was anderer Leute Leben zerstört!

Andrew

Ich saß noch eine halbe Stunde in der Cafeteria des Krankenhauses fest und wartete auf meine Mom. Als sie endlich Schluss hatte, holte sie mich ab und wir fuhren zum Chinesen, gegenüber vom Supermarkt unserer Stadt. Ich holte mir chinesische Nudeln und dazu gebraten Hähnchenfleisch, während Mom sich reis mit gebratener Ente holte. Wir setzten uns an einen Tisch weit hinten mit roten Sitzpolstern und begannen zu essen.
Nach einer Weile fragte Mom:,, Wer war eigentlich dieses Mädchen, dem du geholfen hast?” Sie schaute mich neugierig an und ich senkte den Blick auf mein Essen, damit sie nicht sah, wie ich leicht rot wurde. Mom war die Beste, wenn es darum ging, unangenehme fragen zu stellen. Und diese gehörte dazu, schließlich war sie meine Mutter! ,, Ach das, das war Louissa Hathaway. Sie ist in manchen meiner Kurse und wir haben zusammen Klavierunterricht.”, meinte ich achselzuckend und wandte mich wieder meinem Essen zu.,, Und sonst nichts?”, fragte sie unschuldig und sah mich neugierig an. ,, Nein! Bis vor kurzem hatte sie mich noch nicht mal beachtet und wir reden fast nie miteinander!”, sagte ich und gab ihr damit einen Wink, dass sie nicht so neugierig sein sollte, den sie einfach ignorierte. ,, Das sah heute aber nicht so aus!”, murmelte sie laut genug, dass ich es hörte. Ich ignorierte sie jetzt auch, wie sie es mit meinem Wink getan hatte.
Eine Weile aßen wir schweigend, das jedoch nicht lange anhielt. ,, Ist sie nett?”, fragte Mom, während sie mit ihrem Essen spielte und so tat, als interessiere es sie nicht wirklich. ,, Nicht wirklich!”, antwortete ich wahrheitsgemäß und steckte mir so viele Nudeln in den Mund, dass ich eine Weile nichts mehr sagen musste. Als ich jedoch nichts mehr im Mund hatte und gerade etwas neues essen wollte fragte sie wieder:,, Findest du sie hübsch?” Langsam wurde sie echt nervig! Manchmal war Mom, wie eine Mom sein sollte, aber meistens verhielt sie sich wie ein kleines, neugieriges Mädchen, dass alles wissen wollte! ,, Mom! Es geht dich überhaupt nichts an, wie ich sie finde oder wie sie ist! Das ist meine Sache!”, rief ich laut genug, dass die Leute vom Nachbartisch noch meine Worte hörten. ,, Oh ja!”, meinet sie leicht beleidigt und fing an zu schmollen.
Endlich konnte ich in Ruhe mein Essen weiter genießen ohne Unterbrechungen durch lästige Fragen! Als wir nach dem Essen zum Auto gingen schmollte Mom immer noch, doch ich sah, wie sich schon wieder die Neugier auf ihrem Gesicht ausbreitete und sie nicht mehr lange mit ihrem Schweigen durchhalten würde. ,, Also, noch mal zu dieser Louissa: bist du vielleicht in sie verliebt oder so?”, fragte sie ganz aufgeregt und mit großen Augen. ,, Mom, nein! Himmel, wie kommst du denn darauf?! Ich kenne sie ja nicht mal richtig!”, meinte ich, halb entsetzt darüber, dass sie solche Fragen stellt, halb belustigt, über ihre Aufregung. ,, Na ja, ich dachte ja nur…”, meinte sie kleinlaut. Den Res des Weges war sie still und schaute auf die Straße, was sie während unserem kurzen Gesprächs nicht gemacht hatte, zu meinem Schrecken. Anscheinend hatte sie die Fragerei über Isy aufgegeben.
Als wir da waren, gingen wir Beide zusammen in unser kleines, graues Haus mit dem schwarzen Dach, während wir über einen Film von gestern Abend diskutierten. Drinnen angekommen zu ich meine Schuhe aus und ging in mein Zimmer, wo mein kleiner Vogel Kiwi mich aufgeregt empfing. Kiwi war ein kleines Rußköpfchen, einer kleiner Vogel aus den Tropen mit schwarzen Kopf, roten Schnabel, gelbem Hals und grünem Körper. Er zwitscherte angeregt, während ich meinen Rucksack mit meinen Noten vom Klavierunterricht auf mein Bett warf. Dann ging ich zu Kiwi und gab ihr einen ihrer Lieblingskräcker, die passender Weise mit Kiwi waren.
Dann setzte ich mich auf mein Bett und begann mein Buch, was aufgeschlagen auf meinem Bett gelegen hatte, weiter zu lesen. Aber irgendwie kam ich nicht zur Ruhe. Ich musste die ganze Zeit an Isy denken und an das, was heute passiert ist. War sie wirklich okay? Würde sie irgendwann ihr Gedächtnis wiederbekommen? Oder würde sie weiterhin denken, dass sie Liz ist, und so freundlich bleiben? Würde sie morgen wieder die Alte sein oder würde sie versuchen, in meiner Nähe zu bleiben, wie sie es vorhin auch getan hatte?
All diese Fragen schossen mir durch den Kopf und ich bemerkte erst nach einer Weile, dass ich die eine Zeile schon dreimal gelesen hatte. Also legte ich seufzend das Buch weg und fing an Hausaufgaben zu machen. Jedoch brauchte ich dafür nicht lange, da wir nur wenige aufhatten. Nachdem ich fertig war setzte ich mich auf den Stuhl vor meinem Keyboard und begann wahllos irgendwelche Lieder zu spielen, was mich ablenkte. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah bemerkte ich, dass es schon 21 Uhr war. Also beschloss ich ins Bett zu gehen. Ich duschte, zog mir mein Schlafzeug an, putzte meine Zähne, sagte Mom ,,Gute Nacht” und ging ins Bett.

7.Kapitel



Liz



Einen Moment lang konnte ich einfach nur da stehen und auf den Artikel der Schülerzeitung mit meinem Namen darunter starren. Als ich mich wieder gefangen hatte, drehte ich mich zu Andy um und gab ihm den Zettel zurück. ,, Tut mir Leid, dass ich dir das angetan habe.”, sagte ich und meinte jedes Wort ernst. Andy jedoch lachte nur. ,, Du entschuldigst dich für etwas, an das du dich gar nicht erinnern kannst? Du hast dich wirklich doll verändert! Die alte Isy hätte das nie im Leben gemacht, egal ob sie sich erinnern konnte oder nicht.”, meinte er und lächelte mich leicht bitter an, während er mich genau musterte.
,, War es sehr schlimm für dich, nachdem ich den Artikel raus gebracht hatte?”, fragte ich unsicher. ,, In den ersten Wochen schon. Dauernd kamen irgendwelche Leute und haben mich dumm angelabert. Aber ich hatte meine Freunde und wusste wo ich hingehörte. Außerdem standen di meisten aus meiner Klasse hinter mir und so konnte ich es ertragen, was du natürlich nicht gerade toll gefunden hattest, aber du hast mich seitdem in Ruhe gelassen.”, meinte Andy achselzuckend.
Einen Moment schwiegen wir und es war nichts anderes zu hören, als leise Musik, die aus Andy´s Kopfhörern drang, mit denen er vorher Musik gehört hatte. ,, Wünschst du dir Isy zurück?”, fragte ich und hatte etwas Angst vor der Antwort. ,, Du bist Isy!”, meinte er verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein, ich bin Liz. Wünschst du sie dir zurück?”, fragte ich ihn erneut und beobachtete ihn genau. Er seufzte. ,, Um ehrlich zu sein, gefällst du mir besser, egal ob Isy oder Liz. Du bist freundlicher, aber dafür muss ich mich erst an die nette Isy gewöhnen.”, meinte er und lächelte mich strahlend an.
Ich lächelte nicht zurück, sondern dachte über seine Worte nach. Ich musste wirklich schrecklich gewesen sein, wenn sogar mein eigener Bruder sich wünscht, dass er mich statt Isy behalten konnte. Mit dem Gefühl, als liege mir etwas bleiernes im Magen, meinte ich:,, Na danke, Andy! ich geh dann mal zurück in mein Zimmer.”, und verschwand eilig.
Nachdem sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, stellte ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und glitt niedergeschlagen an ihr herunter. Ich legte meinen Kopf auf meine Arme und dachte nach. Ich konnte doch nicht so weiterleben wie bisher, ohne mich schlecht zu fühlen! Ich konnte naheren Menschen doch nicht so was antun, wie Isy es Sydney, Abby, Andy und vielen weitern angetan hatte. Das würde ich nicht über mich bringen! Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen! Ich musste einfach die Dinge wieder gut machen, die Isy angerichtet hatte! Ich musste ihnen ihr Leben, was sie vorher gehabt hatten, wiedergeben und das konnte ich nur, wenn ich weiter in Isy´s Tagebuch las.
Mit neuem Mut sprang ich auf, griff mir einen Block und einen Stift von meinem Schreibtisch und ließ mich samt Tagebuch und Schreibutensilien auf einem der Sitzsäcke nieder. Ich schlug den Block auf und fing an zu Schreiben:
Wieder gutzumachende Fehler von Isy

Abby Havering - Aufdeckung einer Beziehung mit Daniel Anderson
Sydney Coleman - sah Streit zwischen ihr und ihrer Schwester und dachte sich Geschichte dazu aus
Andy - erfundene Geschichte


Weitere Personen kannte ich noch nicht und bei Sydney und Abby musste ich natürlich noch herausfinden, was Isy über sie geschrieben hatte. Natürlich musste ich auch Andy elfen, obwohl er alles so lässig abgetan hatte, konnte ich ihm nicht ganz glauben, dass es ihm angeblich nicht zugesetzt hatte, also hatte ich da auch noch Arbeit vor mir.
Ich begann weiter in dem Tagebuch zu lesen und erfuhr immer mehr Geschehnisse, die je weiter das Tagebuch fortschritt immer Schlimmer wurden. Einmal hatte Isy sogar ein Mädchen verhöhnt, weil es um seine tote Großmutter trauerte. Dabei ist sie dem Mädchen, das übrigens Alyssa Collister heißt, sogar bis auf den Friedhof gefolgt um ein Foto zu bekommen. Das war wirklich der Eintrag, der mich am meisten entsetzt hat.
Als ich nach langer Zeit zu müde war, um noch weiter zu machen, hatte ich schon eine ganze Menge Namen gesammelt. Zu Abby´s, Sydney´s und Andy´s waren hinzugekommen:

Alyssa Collister - Artikel über Tod ihrer Mutter
Christopher Cunningham - Artikel über seien Unsportlichkeit
Gavin Edwards - Schwärmerei für Lauren Black
Caroline Connor - Interview mit ihrer Schwester Claire Connor
Trevor Firestone - wegen seiner Figur
Kayla Brown - wegen Zucker (Krankheit)
Julia Hilton - Modestil



Weiter war ich noch nicht gekommen, aber ich hatte auch noch eine Menge zu tun, um für all diese Personen den passenden Artikel zu finden und herauszubekommen, wie es ihnen seitdem ergangen ist. Außerdem musste ich dann auch noch eine Lösung finden, um die Gerüchte und Vorurteile von jedem zu zerstreuen. Ich würde wohl Hilfe gebrauchen! Vielleicht würden mir ja Willi, Andy oder Andrew helfen?
Jetzt stand ich aber erstmal auf und dachte nicht weiter über die folgenden Probleme nach. Ich ging ins Bad und duschte, nachdem ich mein Make Up aus meinem Gesicht entfernt hatte. Danach zog ich mir mein Schlafzeug an und kämmte mir mein widerspenstigen Haare. Als letztes putzte ich Zähne und verließ das Bad. Ich ging noch schnell runter und wünschte Willi und meinen Eltern ,, Gute Nacht”, da Andy schon oben war und angeblich schlief, was ich mir nicht vorstellen konnte.
Ich ging jedoch auch hoch und legte mich in mein weiches Bett, stand jedoch nach ein paar Augenblicken wieder auf und holte das Tagebuch von meinem Tisch in mein Bett. Dann begann ich eine Nachricht an Isy zu schreiben, ganz persönlich von mir, Liz:

Liebe Isy,
Vielleicht haben unsere Eltern, Willi oder Andy schon gesagt was passiert ist. Es ist so, wir leiden an Amnesie. Jedoch ist das eine besondere Form der Amnesie, die dich, wenn du dich wieder an dein vorheriges Leben erinnern kannst, nicht wissen lässt, was passiert ist, während der Amnesie. Ich finde das schrecklich, aber ich kann daran leider nichts ändern.
Ich möchte, dass du weißt, dass ich, Liz, versuche deine Fehler wieder auszubügeln, damit die Menschen, denen du weh getan hast, nicht mehr leiden müssen und ihr altes Leben wiederhaben können. Dazu nutze ich dein Tagebuch und ich danke dir, dass du es geführt hast.
Ich hoffe, dass, wenn du zurück bist, du dich verändert hast und du das nutzt, was ich versuche wieder hinzubiegen. Ich fand das alles überhaupt nicht toll von dir und das sage ich und wir sind ein und die selbe Person!
Ich werde für dich auch Tagebuch führen, damit du weißt, was ich getan habe. Ich werde jedoch ein neues anfangen, damit du nicht meine Einträge in deinem hast. Gleich morgen werde ich mir eins besorgen und es unter unser Kissen legen. Den Schlüssel werde ich, wie du, unter die lockere Diele legen.
Gute Nacht, Liz!

Glücklich, dass ich Isy vielleicht so diese Nachricht überbringen kann, legte ich das Tagebuch unter mein Kopfkissen und schlief ein.

Ein nervtötendes Piepen weckte mich du einen Moment lang wusste ich nicht wo ich war. Doch dann kamen die Erinnerungen von gestern zurück und ich stöhnte innerlich auf. Ich schaltete den Wecker aus und stand schlaftrunken auf. Ich ging zu meinem Schrank hinüber und öffnete ihn. Eine Menge Klamotten sahen mir entgegen und das erste Wort, was mir einfiel, war lila. Die Hälfte des Schrankes war mit lila Sachen ausgefüllt und die andere Hälfte wurde stark von pink überladen. Außerdem fiel mir auf, dass, nach meinem Geschmack, die meisten Sachen nicht wirklich Alltagstauglich waren. Eine Menge kurze Kleider und Hotpants gehörten nach meiner Auffassung jedenfalls nicht dazu.
Nach einer Menge suchen, wobei ich auch auf eine Menge schwarzer Sachen gestoßen war, die nicht ganz mit denen davor harmonierten, fand ich schließlich halbwegs normale Sachen für den Tag. Ich hatte mich für eine kurze Jeans und ein giftgrünes T-Shirt entschieden, die ich als normal eingestuft hatte. Die anderen Sachen, die für mich in Frage kamen, legte ich ganz nach vorne, während die unbrauchbaren nach hinten geschoben wurden.
Ich nahm die Sachen und verzog mich ins Bad, was, zu meinem Glück, leer war. Schnell war ich fertig gemacht, wobei ich kurz davor gewesen war, mir meine störrischen Haare abzuschneiden. Ich sprang in kurzen Schritten die Treppe herunter, auf der mich Sheeba schon empfing, und ging in die Küche. Die Anderen waren schon da, wobei man anmerken müsste, dass Andy halb in seinen Cornflakes lag, und frühstückte. ,, Morgen!”, begrüßte ich sie gutgelaunt und setzte mich neben Willi, welcher mir die Cornflakes reichte.
Andy sah mich nur einen Moment lang müde an und fragte dann:,, Warum?!” ich sah ihn einen Moment lang verwirrt an und er wurde genauer:,, Warum bist du so gutgelaunt?!” da musste ich nur noch breiter grinsen und antwortete:,, Na, es ist doch einer schöner Morgen!” es sah mich nur ungläubig an und meinte dann zu Mom:,, Mom, wann kommt Isy wieder? Ich meine die Isy, die frühmorgens genauso schlecht gelaunt ist, wie ich?!” Ich grinste nur und fing an zu essen.
Als alle fertig waren zogen wir uns unsere Schuhe an, ich ein paar silberne Sandaletten, schnappten uns unsere Taschen und gingen zur Bushaltestelle. Wir bogen gerade um die Ecke, an der die Haltestelle war, als sich irgendwer um meinen Hals warf und mich fast von den Füßen riss. ,, Isy!”, kreischte mir der jemand ins Ohr, den ich immer noch nicht sehen konnte, da schwarze Haare meine Sicht verdeckten. Als mich die Person endlich losließ, erkannte ich das Mädchen von dem einen Bild im Flur unseres Hauses. Willi hatte ihren Namen genannt, aber ich hatte ihn schon wieder vergessen.
,, Isy, ich habe gehört, was gestern passiert ist, dass dich dieser Andrew Smith bewusstlos gefunden hat und dass du im Krankenhaus warst.”, plapperte sie aufgeregt los und zog mich von meinen Brüdern weg, denen ich jedoch noch einen Hilfe suchenden Blick zuwarf. ,, Luke meinte er hat gehört, dass du angeblich einen epileptischen Anfall gehabt haben sollst, aber das glaube ich nicht. Was ist denn wirklich passiert und wieso hast du nicht angerufen?! Ich habe dir mindestens 15 Nachrichten auf dein Handy gesprochen, aber du rufst natürlich nicht zurück.”, meinte sie mit einer leichten Spur Ärger.
Ich wollte ihr gerade erklären, dass ich keine Ahnung habe, wer sie ist, als sich plötzlich zwei Arme um mich legte, mich umdrehten und jemand mich küsste. Erschrocken rammte ich dem Jemand meinen Ellbogen in die Rippen, stieß ich einen Schrei aus und sprang zurück. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Junge, der mich eben geküsst hatte, genauso verblüfft aussah, wie ich mich fühlte. Noch ehe jemand etwas sagen konnte, sauste plötzlich eine Faust aus dem Nichts hervor und schlug dem unbekannten Jungen ins Gesicht. Fluchend schlug er sich die Hand vors Gesicht, während Willi breit grinsend verkündete:,, Das wollte ich schon immer mal machen” Willi und Andy stellte sich beide neben mich und sahen die Anderen herausfordernd an.
Zu dem Mädchen, dass mich umarmt hatte, und dem Jungen, der mich geküsst hatte, gesellten sich jetzt auch noch ein anderer Junge und ein anderes Mädchen. Erst jetzt kam ich dazu, alle mal genau zu betrachten. Das Mädchen von dem Foto hatte immer noch schwarze, glatte Haare, die sie sich hochgesteckt hatte und hatte Unmengen von Make Up in ihrem Gesicht. Der Blick ihrer braunen Augen spiegelte Wut, Verletztheit, Überraschung und viele weiteren Gefühle, doch keine übertraf die Arroganz, die in jedem ihrer Züge mitschwang. Sie trug ein rosa Top und einen schwarzen Jeansrock zusammen mit schwarzen Shucks mit Absatz.
Der Junge, der mich geküsst hatte, hatte kurzes, schwarzes Haar und seine blauen Augen strahlten Verwirrtheit und Zweifel aus. Er hatte irgendwie einen total kleinen Kopf, der nicht wirklich zu dem Rest seines ehre breiten Körpers passen wollte. Genauso wenig passte die Blässe seiner Züge, die noch mehr verdeutlicht wurde, durch die dunklen Sachen, die er trug, an denen jedoch nichts ausgefallenes dran war.
Der zweite Junge hatte dunkelbraunes, stoppelkurzes Haar und einen überaus breiten Mund. Seine grauen Augen sahen als einigste irgendwie belustigt drein, während die Blicke der Anderen eher feindselig und abwartend wirkten. Sein Blick streifte mich öfter als der der Anderen und immer, wenn unsere Blicke sich kreuzten, lächelte er mich leicht an. Er sah in seiner Kakihose und dem schwarzen Hose gar nicht so schlecht aus, trotz des riesigen Mundes.
Das andere Mädchen hatte blondes, pflaumartiges Haar mit flatterigen Locken, das sie sich zu einem Dutt hochgesteckt hatte, und ihre braunen Augen waren die einzigen, die mitleidslos böse dreinschauten. Eine riesige Sonnenbrille hing in ihren Haaren, wie eine riesige Fliege, und ihr Mund war zu einer einzigen Linie zusammengekniffen. Ihre dunkle Bräune schien irgendwie nicht so ganz mit ihrer Haarfarbe zusammenzupassen, sodass ich daraus schloss, dass sie ins Solarium ging. Sie war als Einigste ganz in schwarz gekleidet: eine schwarze lederne Hotpan, ein schwarzes Top mit Nieten, schwarze High Heels. Sogar ihr Make Up war ganz in schwarz gehalten.
,, Isy! Wie kannst du deinen idiotischen Bruder einfach jemanden von dein Freunden schlagen lassen?!”, fragte das Foto-Mädchen entsetzt. ,, Na siehst du´s nicht?”, fragte Grufti-Girl mit blitzenden Augen, ,, Sie hat sich gegen uns und für ihre lieben kleinen Brüderchen entschieden.” Niemand schenkte ihr jedoch irgendwelche Aufmerksamkeit. ,, Also, was ist los?”, fragte Breitmund leicht lächelnd. ,, Ich, habe keine Ahnung wer ihr seid.”, meinte ich nur schüchtern und sah die Vier ängstlich an. ,, Hä? Warum weißt du nicht, wer wir sind?”, fragte Grufti-Girl scharf. ,, Na ja, ich hab Amnesie.”, erwiderte ich und bekam leicht rosige Wangen. Überraschung legte sich über die Gesichter der Vier. ,, Also, kannst du dich nicht an uns erinnern?”, vergewisserte sich Breitmund, nun nicht mehr grinsend. ,, Nein! Das bedeutet, sie kann seit heute Gedankenlesen! Natürlich bedeutet das das!”, meinte Willi augenrollend.
Einen Moment herrschte Stille, während alle Blicke auf mich gerichtet waren. Dann meinte Foto-Mädchen:,, Na gut! Dann stelle ich dir einfach noch mal alle vor! Ich bin Olivia Baker, deine beste Freundin, das ist Luke Caviness, dein Freund, das ist Ian Warren, ein Freund von dir, und das ist Jessica Carter, eine Freundin von dir.” Also hieß das Foto-Mädchen Olivia, der Kuss-Typ Luke, Breitmund Ian und Grufti-Girl Jessica. ,, Äh, freut mich euch noch mal kennen zu lernen. Ich bin jetzt Elizabeth oder einfach nur Liz.”, stellte ich mich auch vor und traf auf die überaus verwirrten Blicke von Isy´s Freunden. ,, Aber du bist doch Louissa, Isy, nicht Elizabeth!”, sprach Olivia mit großen Augen. Ich schüttelte nur den Kopf und wollte gerade zu einer Erklärung anheben, als der Bus kam.
Wir stiegen ein und ich wollte gerade neben Andy setzten, als Olivia mich auf den Platz ganz hinten zwischen sich und Luke zerrte. Also blieb mir nichts anderes übrig als dort sitzen zu bleiben. Die ganze Fahrt über sprachen die Vier über irgendwelche Schüler, deren Namen mir nichts mehr sagten, und redeten über deren Geheimnisse, Klamotten oder anderes unwichtiges Zeug, was mich anscheinend mal interessiert hatte. Irgendwann fingen sie auch noch an, fies zu lästern und in diesem Augenblick schaltete ich einfach ab und sah aus dem Fenster.
Doch schon nach ein paar Augenblicken wurde ich wieder angesprochen:,, Isy? Hörst du überhaupt zu?”, fragte Luke mit strengem Blick. ,, Klar! Und ich heiße Liz!”, meinte ich leicht genervt und versuchte zuzuhören, was die anderen sagten, doch schon bald wanderte mein Blick wieder nach draußen. Nachdem sie mich noch ein paar mal angesprochen hatten und ich jedes mal wieder nach einer Weile nach draußen sah, ließen sie mich in Ruhe meinen Tagträumen nachhängen. Jedoch dauerte die Busfahrt nicht halb solange, wie ich sie mir erhofft hatte und schon bald waren wir an meiner Schule angekommen…

Andrew

Ich wurde durch zwei Dinge geweckt: erstens durch meinen Wecker, zweitens durch das laute Klirren eines Gegenstandes. Anscheinend hatte Mom einen Teller fallen lassen. Genervt schloss ich noch einen Moment die Augen und schlug dann seufzend die Decke zurück. Ich schwang gähnend die Beine aus dem Bett und stand mich streckend auf. Dann ging ich zu meinem Kleiderschrank hinüber, schnappte mir schlaftrunken irgendwelche Sachen und ging ins Bad. Gerade als ich meine Zähne putzte, holten mich die Ereignisse des gestrigen Tages ein: Isy, ihre Ohnmacht, das Krankenhaus, ihre Krankheit, alles kam mir mit einem Schlag in den Sinn und vor Überraschung spuckte ich hustend die Zahnpasta aus. Als ich mich wieder beruhigt hatte, schossen schon Fragen, wie ein Wirbelsturm, durch meinen und machten es unmöglich an etwas anderes zu denken. Hatte Isy schon herausbekommen, wie sie früher gewesen ist? Hatte sie schon mit ihren Freunden gesprochen und schmiedete Pläne für die nächste Schülerzeitung? Oder war sie vielleicht sogar schon wieder sie selbst?
Diese Frage ließ mich einen Moment inne halten. Würde ich mich freuen, wenn sie wieder sie selbst wäre, oder wäre ich enttäuscht, wenn die, von ihr ernannte, Person Liz nicht mehr da wäre? Ich wusste es nicht. Natürlich wollte ich, dass Isy von ihrer Krankheit befreit ist, aber Liz ist so viel netter als Isy, zumindest in der kurzen Zeit, die ich gestern mit ihr verbracht hatte.
Ich gab es auf, mir weiter über diese Fragen Gedanken zu machen und machte mich stattdessen lieber weiter fertig für die Schule. Als das geschafft war, ging ich runter und machte mir eine Schale Cornflakes. Mom war schon weg, sodass ich allein Zuhause war. Ich aß die Cornflakes in Ruhe auf, da ich noch genug Zeit hatte und warf dann noch einen schnellen Blick in die Zeitung, die auf dem Tisch lag. Es gab keine interessanten Neuigkeiten und Isy wurde mit keinem Wort erwähnt, was ich auch nicht erwartet hatte.
Als es soweit war zog ich mir meine grauen Sneakers an, holte meinen Rucksack herunter und ging zu meiner Bushaltestelle. Da ich allein dort stand, musste ich erstmal auch niemandem gute Laune vorheucheln, zumindest nicht, bis ich im Bus war, und da war das eigentlich auch nicht nötig, denn meine Freunde waren an meine abweisende Haltung frühmorgens schon gewöhnt. Dabei musste ich jedoch zugeben, dass ich heute gar nicht so müde war, was wahrscheinlich mit dem Gedanken an Isy zusammenhängt. Das Wetter war heute wirklich schön. Es war nicht allzu warm, sondern genau richtig, was Glück ist, denn vor ein paar Wochen noch, waren es hier 42 Grad. Der Himmel erstrahlte in einem leichten blau und weiße Wolken schwebten vorüber. Die Sonne stand noch tief und blendete mich, was mir jedoch nichts ausmachte, im Gegenteil, ich genoss die Wärme auf meinem Gesicht.
Viel Zeit zum träumen hatte ich jedoch nicht, da mein Bus schon nach kurzer Zeit ankam. Ich stieg ein und setzte mich neben meinen einen groß gewachsenen, breitschultrigen, schwarzhaarigen Jungen, mein bester Freund Beck Warren. Mit einem breiten Grinsen begrüßte er mich, wobei seine weißen Zähne im Gegensatz zu seiner dunklen Haut einen starken Kontrast ausübten. Beck´s Vorfahren waren Indianer gewesen, worauf er mächtig stolz ist, und man dies niemals anzweifeln sollte, wenn man kein Problem mit ihm haben wollte.
,, Morgen!”, nuschelte ich nur und schnitt ihm eine Grimasse, woraufhin er tief lachte. Die anderen meiner Freunde murmelten auch träge Begrüßungen, wobei diese nur sehr träge wirkte. Abgesehen von Beck gab es da noch Adam Blair, ein mittelgroßer Junge mit schwarzem Haar und vertrauenswürdigen Art, Brian Bennett, einen blonden Jungen mit einem hitzigen Temperament, Chase Cabot, ein braunhaariger Australier, der immer einen Spruch auf den Lippen hat und Cole Armstrong, ein hibbeliger Vierzehnjähriger mit blonden Haaren.
Beck war mit seinen 16 Jahren der Älteste von uns und benimmt sich auch in manchen Momenten so, was jedoch sehr vergänglich ist, da die Anderen ihn irgendwie immer mitziehen. Cole kriegt von allen immer das meiste ab, stört sich daran jedoch nicht. Ich glaube, ich habe ihn noch nie nicht lächeln sehen! Immer grinst er und schaut einen erwartungsvoll mit seinen strahlend blauen Augen an. Brian hingegen rastet bei dem kleinsten bisschen aus, was ganz schön oft ist, denn Chase´ Sprüche nimmt er nicht so locker hin, wie der Rest von uns. Im Gegensatz zu Brian ist Adam der ruhigste von uns. Er passt zwar immer auf und weiß worum es geht, mischt sich aber nicht allzu sehr. Wenn man etwas los werden muss und jemanden braucht zum erzählen ist er der Richtige!
Mein Blick wanderte durch den Bus, auf der Suche nach Isy. Sie saß, wie immer, mit ihren Freunden auf den hintersten Plätzen und lästerte zusammen mit ihnen. Ich hätte fast vor Enttäuschung aufgeheult, da es schien, dass sie wieder sie selbst ist, als ich bemerkte, wie ihr Blick nach draußen wanderte und lieber die vorbeiziehende Landschaft beobachtete, als mit ihren Freunden über andere Personen zu lästern. Außerdem lag in ihrem Blick nicht die gewohnte Arroganz, sondern eher eine Art von Wärme, die ich sonst nicht in ihren Augen beobachten kann.
,, Was guckst du da so?”, fragte Beck interessiert und schaute sich um, um zu sehen, was ich sah. Als sein Blick auf Isy traf, verfinsterte er sich und er sagte:,, Wieso schaust du zu dem Biest? Du weißt wie arrogant sie ist, also wieso beobachtest du sie? Oder stehst du etwa auf sie?!” Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er mich leicht besorgt an, woraufhin ich nur verdrehte die Augen. ,, Ach Quatsch! Es ist nur…”, ich sah mich einen Moment um, ob uns auch niemand belauschte, da ja nicht gleich jeder von Isy´s Krankheit erfahren musste, was sie verdient hätte, mir aber ein schlechtes Gewissen bereiten würde. ,, Es ist nur, gestern waren wir auf dem Weg zurück nach Hause, du weißt ja, wir haben den gleichen Weg, als sie plötzlich Ohnmächtig wurde. Ich habe den Krankenwagen gerufen, als sie aufwachte und plötzlich nicht mehr wusste, wer sie ist. Der Arzt hat später erzählt, dass sie Amnesie hat.”, endete ich und wartete auf seine Reaktion. Einen Moment dachte er über meine Worte nach. Als er sprach klang er nachdenklich:,, Also kann sie sich an rein nichts erinnern?” Ich überlegte einen Moment, ob ich diese Frage wirklich beantworten sollte, entschied mich dann aber dafür, dass er mein bester Freund sei:,, Sie konnte sich an mich erinnern, nur an mich. Nicht an ihre Eltern, nicht an ihre Brüder, nur an mich.”
Jetzt sah er mich entsetzt an. ,, Aber, wieso konnte sie sich an dich erinnern? Sie hasst dich! Warum sollte sie…Argh! Das ergibt doch keinen Sinn!”, aufgebracht fuhr er sich mit der Hand durch Haar und ließ sie verstrubbelt zurück. ,, Wird sie jetzt für immer keine Erinnerungen mehr haben?”, fragte er ablenkend, während er sich immer noch die Haare raufte. ,, Der Arzt meinte, dass es wieder weggehen kann, sie jedoch dann keine Erinnerungen mehr an die Ereignisse während ihrer Amnesie hat.”, erzählte ich und beobachtete ihn abwartend. Da hörte er plötzlich auf, seine Haare zu zerzausen und sah mir aufgeregt direkt in die Augen:,, Warte mal! Sie hat dann keine Erinnerungen mehr? Wieso zahlen wir ihr dann nicht all die Dinge heim, die sie uns zugefügt hat? Wieso lassen wir sie nicht mal zur Abwechslung leiden und zerstören ihre kleine Welt, wie sie es mit so vielen Anderen getan hat?”, überwältigt von seiner Idee sah er mich mit leuchtenden Augen an und wartete meine Antwort ab. Ich war mir bei seiner Idee jedoch nicht sicher. Konnte man einen Menschen so bestrafen, nur weil er schlimme Dinge getan hat, an die er sich jedoch nicht mehr erinnern kann? Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
,, Was ist los? Wolltest du das nicht immer?”, fragte Beck und sah mich mit gerunzelter Stirn an. ,, Na ja es ist nur, Isy war schrecklich, aber die Isy, die kein Gedächnis mehr hat, ist gar nicht so schlimm. Sie ist total anders! Viel netter als die Alte! Sie weiß nicht mal mehr, dass sie Isy heißt, sondern denkt, sie heißt Liz.” Mit zusammengezogenen Augenbrauen dachte er nach. ,, Also denkst du, nur weil sie jetzt so ist, hat sie es nicht verdient bestraft zu werden?”, fraget Beck und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich schüttelte jedoch den Kopf. ,, Nein, ich denke sie wurde bestraft, damit dass sie kein Gedächnis mehr hat und wenn, dann sollten wir sie bestrafen, wenn sie wieder normal ist, denn sonst nützt es ja nichts.” Das wiederum ließ ihn zustimmend nicken und das Thema war erstmal abgehakt und zwar genau im richtigen Augenblick, denn wir kamen gerade an der Anchor Bay High School an!


Impressum

Texte: Das Cover ist von Google.
Tag der Veröffentlichung: 05.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme es mienen Freunden, meiner Familie, meinen treuen Lesern und natürlich allen Menschen, die an dieser Krankheit leiden.

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