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1.Kapitel




Ich war gerade in der Küche und packte die Sachen vom Einkauf aus, als ich plötzlich einen Schrei hörte. Erschrocken rannte ich ins Wohnzimmer und sah meine jüngere Schwester Victória über Mutter gebeugt dasitzen. Als ich näher kam, sah ich, dass die Augen meiner Mutter geschlossen waren und ihre Brust sich nur noch schwach hob und senkte. Tränen traten mir in die Augen und ich kniete mich neben Victória, um mich über sie zu beugte. Ich nahm ihre Hand in meine. Tränen tropften darauf.
Plötzlich schnappte Mutter keuchend nach Luft und schlug schwach die Augen auf. ,, Amaya!”, flüsterte sie leise, ,, Bring deine Geschwister hier weg!” Sie machte eine kurze Pause, um wieder Luft zu holen. ,, Die polícia (Polizei) wird sonst kommen und euch holen. Verschwindet!” Mit diesen letzten schwachen Worten schloss sie die Augen und war tot!
Einen kurzen Augenblick schloss ich die Augen und ließ meinen Tränen freien Lauf. Wahrscheinlich hätte ich unter anderen Bedingungen lange Zeit hier gesessen und geweint, doch dieser Moment war nicht der richtige dafür. Irgendwann musste es ja soweit sein. Mutter hatte eine schwere Krankheit, das Denguefieber. Es war klar, dass sie eines Tages sterben würde, da wir kein Geld für Medizin haben. Doch das es nach so kurzer Zeit schon soweit ist, hätten wir nicht gedacht.
Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und stand auf. ,, Ria, pack deine Sachen! Wir müssen weg, wie Mutter gesagt hat! Sag auch Eliane und Sancho bescheid, aber erzähl nichts von Mutter!”, sagte ich zu Victória und machte mich auf in die Küche unseres kleinen Hauses. Die Zwillinge Eliane und Sancho waren grade mal sechs Jahre alt und mussten nicht gleich von dem Tos ihrer Mutter wissen. Unser Vater war abgehauen, als ich 10 Jahre alt und Mutter mit den Beiden schwanger war. Er ist einfaches weggegangen und hatte nur einen Zettel hinterlassen, auf dem, dass er neue Abenteuer entdecken will und dafür keine Familie gebrauchen kann. Also bin ich jetzt die Älteste in dieser Familie und habe die Verantwortung!
Ich holte einen Rucksack hervor und packte Essen und Trinken ein. Dazu noch zwei dünne Decken und ein Netz, als Schutz vor Moskito und damit vor Malaria. Ich schnallte ich mir auf den Rücken und ging in mein Zimmer. Es war nicht viel darin. Ein Bett und ein Nachtschrank und ein Kleiderschrank und meine wenigen persönlichen Dinge. Ich öffnete die Schublade des Nachtschrankes und holte mir das wichtigste heraus. Ein Foto von allen, wobei ich meinen Vater herausgeschnitten hatte, eine Kette, die ich von Mutter bekommen hatte und mein Portemonnaie mit meinem Geld. Dann schnappte ich mir noch ein paar Anziehsachen und natürlich meine geliebte Geige, sicher verpackt in ihrem Geigenkoffer. Die Geige hatte ich mit acht von meinen Eltern geschenkt bekommen. Seitdem übte ich fast jeden Tag.
Ich stürmte nochmals in die Küche um das versteckte Geld zu holen und damit alles, was wir besaßen. Dann stürmte ich in Victória´s Zimmer. Sie war auch fast fertig. Als nächstes ging ich in das Zimmer der Zwillinge. Sancho bewarf Eliane gerade mit einem Plüschtier. Ich fing es in der Luft auf und schnappte mir die Beiden, um sie aufs Bett zu setzen. Dann holte ich einen kleinen Rucksack für Eliane und einen für Sancho. Beiden packte ich Anziehsachen und ihr Lieblingsspielzeug ein, damit sie zufrieden sind. Ich schnallte den Zwillingen jeweils ihren Rucksack über die Schultern und zerrte sie zu Ria, die fertig im Wohnzimmer stand. Sie hatte Mutter mit einer Decke zugedeckt, damit die Zwillinge sie nicht sahen. Für ihre 13 Jahre war sie sehr vernünftig!
Plötzlich hörten wir die Sirenen der polícia. Anscheinend hatten unsere überaus neugierigen Nachbarn sie informiert, damit etwas spannendes passiert. Sie hatten es höchstwahrscheinlich mitbekommen, da auf einmal Hecktig ausgebrochen war. Von denen wurde man echt bewacht! Fluchend hetzte ich zur Hintertür und raus aus dem Haus. Ich trat direkt ins Sonnenlicht und hatte einen wunderschönen Blick über Rio de Janeiro, den ich jedoch nicht bewundern konnte. Leise schlichen wir weiter, denn sogar die beiden Kleinsten hatten verstanden, dass wir schnell und leise von hier verschwinden mussten. Als wir an dem Haus unserer Nachbarn vorbei kamen, hörten wir gerade noch das Gespräch von unserer Nachbarin und einem policial (Polizist):,, Senhora könne sie uns das Aussehen der ausgerissenen Kinder beschreiben?”, fragte der policial. ,, Naturalmente (natürlich), die Älteste, die 16-jährige Amaya…” Am liebsten wäre ich aus meinem Versteck gekommen und hätte dieser Frau einmal richtig meine Meinung gesagt, doch das durfte ich nicht und so ging ich einfach weiter.

Wir rannten versteckt hinter den Häusern vorbei bis wir zum Zentrum der Stadt kamen. Wir waren am Platz PraVa Floriano Peixoto, der größte Platz Rios, der nach einem Präsidenten benannt wurde und heute nur noch Cinelandia genannt wird. Wir setzten uns auf eine der Treppen und jeder aß einen Apfel. Eliane saß währenddessen auf meinem Schoß, sodass ihre schwarzen, schulterlangen Haare mir ins Gesicht flogen. Es herrschte viel Treiben heute und plötzlich hatte ich eine Idee. Ich gab Eliane zu Victória und stellte den Rucksack und meinen Geigenkoffer ab. Dann nahm ich vorsichtig meine Geige aus dem Koffer und stellte den Koffer am Ende der Treppe vor meine Füße. Ich klemmte mir meine Geige unters Kinn und begann zu spielen. Einfach quer durch alle Lieder die ich kannte. Victória alf mir, indem sie Leute anlockte um etwas Kleingeld zu spenden. Ich spielte lange, mindestens 3 Stunden. Die Leute kamen und gingen, blieben stehen und gingen weiter. Unter all den vielen Menschen waren mir zwei Kinder, ungefähr in Rias Alter, besonders aufgefallen. Sie saßen auf der anderen Seite des Platzes und beobachteten uns. Irgendwann verschwand dann der Eine einfach und ließ den Anderen dort sitzen.
Als es begann zu dämmern und nur noch wenig Leute da waren, hörte ich auf zu spielen. Meine Finger fühlten sich an, als würden sie gleich abfallen und meine Füße waren auch nicht gerade glücklich, stundenlang herumzustehen. Erschöpft setzte ich mich auf die Treppe und strick mir mein schwarzes, gelocktes, hüftlanges Haar aus dem Gesicht. Ria holte den Geigenkoffer, den wir zum Sammeln de Geldes genutzt hatten heran und setzte sich zu mir. Gespannt guckten auch Eliane und Sancho über meine Schultern. Ich fing an das Geld zu zählen. Insgesamt hatten wir 118,63R$ (Real) verdient. Gar nicht mal so schlecht!
Plötzlich sah ich die Kinder, die uns die ganze Zeit beobachtet hatten, auf uns zukommen. Jedoch waren es nicht mehr nur zwei sondern jetzt fünf. Sie kamen mit solchem Selbstbewusstsein auf uns zu, dass man denken könnte, diese Stadt würde ihnen gehören. Ich packte schnell meine Geige ein und schloss den Geigenkoffer. Dann stand ich auf und ging gleich etwas in Abwehrhaltung. Dabei schob ich Eliane und Sancho etwas hinter mich, doch Sancho wollte natürlich cool tun und stellte sich lieber etwas weiter vor mich. Ich verdrehte nur die Augen und ließ ihn.
Ungefähr ein Meter war zwischen uns und diesen fünf merkwürdigen Kindern. Es waren vier Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen schätzte ich auf 14 Jahre, den Ältesten der Jungen schätzte ich auf 17 Jahre, also ein Jahr älter als ich, die anderen Drei schätzte ich so zwischen 12 und 15 ein. Der 17-jährige, anscheinend der Anführer, musterte mich ganz genau, bis er seinen Blick wieder hob und mir direkt in die Augen sah. ,, Olá! Ihr seht aus als hättet ihr euch verlaufen. Können wir euch helfen?”, fragte er viel zu höflich. Ich kapierte gleich, dass er ein Spiel spielte, also ließ ich mich drauf ein:,, Natürlich könnt ihr das, indem ihr verschwindet.”, antwortete ich ihm zuckersüß und schenkte ihm ein spöttisches Lächeln. ,, Und euch hier einfach so alleine lassen?!”, fragte er gespielt entsetzt, ,, Wie könnten wir so was tun? Wir helfen euch auch sicher nach Hause zu kommen.” Daraufhin sah er mich herausfordernd an.
Ich erwiderte genauso freundlich:,, Keine Angst! Wir wissen wo wir hingehören. Bei euch bin ich mir da jedoch nicht so sicher…”, meinte ich und ließ meinen Blick über ihr Klamotten wandern, die voller Löcher und Flecken waren.
,, Hast du noch nicht gehört? Das ist die neueste Mode!”, erwiderte er gespielt erschreckt über meine Unwissenheit. Der eine Junge kicherte.
,, Schon gehört. Das ist jetzt schon längst wieder out!”
,, Oh, diese Mode kann nie out sein, aber ich kauf mir morgen natürlich was neues, wenn es dein Gewissen beruhig
,, Oh ja, da würde ich mich gleich viel besser fühlen!”
,, Du gefällst mir!”
,, Ich weiß!”
,, Jao!”
,, Amaya!”
,, Ihr tut was hier?”
,, Das gleiche könnte ich euch auch fragen.”
,, Wir haben nur hier abgehangen.”
,, Ich habe hier nur Geige gespielt!”
,, Wo wohnt ihr?”
,, Warum willst du das wissen? Willst du mich besuchen?”
,, Ich habe euch noch nie hier gesehen!”
,, Ich bin hier aber geboren.”
,, Kommt mit!”, befahl er, ,, Oder habt ihr Angst?” Victória schaute mich zweifelnd an, doch ich zuckte nur mit den Schultern und folgte diesem merkwürdigem Jungen und seinen Freunden.


2. Kapitel



Er führte uns durch viele Gassen und Straßen, sodass ich schon nach einer kurzen Zeit den Überblick verloren hatte. Ohne Jaos Hilfe würde ich hier nie wieder herausfinden! Ich hatte Elaine auf meinen Arm gehoben, da sie nicht hinterher kam und damit wir sie nicht verloren. Sancho lief munter neben mir her, während Ria sich lieber im Hintergrund aufhielt. Endlich kamen wir an Jaos Ziel an. Wir standen vor der Tür eines, anscheinend leer stehenden, Gebäudes. Jao wollte jedoch nicht diese Tür benutzen, sondern ging zu einer Mauer, denn dieses Haus stand genau in einer Sackgasse! Er ließ nacheinander die Vier die Mauer hochklettern und dann das Fenster aufmachen. Dann stiegen sie einfach so in das Haus ein. Jao kletterte nun auch die Mauer hoch und reichte mir die Hand, um mich hochzuziehen. Ich zögerte nur einen Moment, ergriff dann jedoch seine Hand und er zog mich auf die Mauer. Er hob die Zwillinge hoch und half Victória herauf. Dann ging er vor und kletterte durch das Fenster. Ich folgte ihm, bedacht darauf, mutig auszusehen.
Als erstes umschloss uns kurz Dunkelheit, doch einen Augenblick später wurde es hell, da jemand ein Licht abgeschaltete hatte und ein Raum wurde sichtbar. Der Raum war riesig! Ich hatte noch nie so einen großen Raum gesehen! Überall standen Stühle und eine große Uhr hing an der Wand. Ein Teil des Raumes war erhöht und ein Vorhang war zu sehen, es war eine Bühne! Der Raum wurde durch acht mindestens 2 Meter große Kronleuchter beleuchtet.
,, Wo sind wir hier?”, fragte ich Jao staunend. ,, Das hier”, meinte er stolz, ,, ist unser Zuhause! Früher war es mal eine Schule, doch die ist schon lange geschlossen. Der Raum hier, ist der größte Raum, die Aula! Hier schlafen wir. Wenn ihr wollt, könnt ihr hier bleiben.” Ich betrachtet den Raum immer noch staunend, doch bei seinen letzten Worten schaute ich erstaunt zu ihm auf. ,, Echt jetzt? Du bietest uns an hier zu leben?”, fragte ich verblüfft. Ich zuckte nur mit den Schultern und ich blickte fragend Ria an, die mich nur mit ihren braunen, leuchtenden Augen begeistert anschaute.
,, Ich denke, wir nehmen euer Angebot an!”, sagte ich langsam und Victória hüpfte erfreut in die Luft. Jao sah so aus, als hätte er damit gerechnet und die anderen Vier blickten zufrieden rein. ,, Okay! Dann zeige ich euch mal den Rest des Hauses!”, sagte Jao und wollte schon losgehen, als ich sagte:,, Warte! Du hast und noch gar nicht deine Freunde vorgestellt.” Überrascht drehte er sich um und warf einen Blick auf die Vier. ,, Das habe ich ja total vergessen!”, er ging zu den Anderen und stellte sie vor. ,, Das ist Jamiro,”, stellte er einen Jungen mit längeren, dunkelbraunen Haaren, grünen Augen und einer eher schmächtigen Figur vor, ,, das ist Ricardo,”, ein Junge mit schwarzen, kurzen Haaren, grauen Augen und einer kräftigen Figur, ,, das ist unser Diego”, ein kleiner, schmaler Junge mit sandfarbenen Haaren, der mich feixend mit seinen blauen Augen anguckte, ,, und das ist unsere Moa.”, stellte er als letztes das Mädchen vor. Es hatte lange, dunkelbraune Haare, braune Augen und sah uns mit einem schüchternen Lächeln an.
,, Und wer sind die?”, fragte Diego vorlaut. ,, Das sind meine Geschwister Victória, Sancho und Elaine.”, stellte ich die Anderen kurz vor. Ria hob zum Gruß kurz die Hand, mit der sie zuvor mit ihren dunkelbraunen Haaren gespielt hatte. Eliane versteckte sich lieber hinter meinem Rücken, anders als Sancho, der vorlaut, wie immer, vorging und sich wichtig machte.
,, Na dann kann ich ja euch jetzt die Schule zeigen!”, meinte Jao. Wahrscheinlich hatte er noch irgendetwas was er uns noch unbedingt zeigen will, damit wir beeindruckt sind, so beharrlich wie er uns rumführen will. Ich verdrehte nur die Augen und folgte ihm. Als wir fast die Tür am Ende der Aula erreicht hatten, fiel mir auf, dass Sancho fehlte. Ich drehte mich suchend nach ihm um. Er war bei Jamiro, Ricardo, Diego und Moa geblieben. Moa hatte sich auf den Rand der Bühne gesetzt und las, aber die drei Jungen beschäftigten sich mir Sancho, der herumlief, wie sonst wer wichtiges. Die Jungen beobachteten ihn schmunzelnd.
Ich schüttelte kurz den Kopf und folgte dann Jao und den Anderen, die schon ein ganzes Stück voraus waren. Jao führte uns durch viele lange Flure und an Räumen vorbei. Ab und zu blieb er stehen und erklärte uns manche Räume. Er zeigte uns die Toiletten und die Küche, die früher mal eine Cafeteria gewesen war, in der jedoch nur noch eine kaputte Kaffeemaschine und ein Kühlschrank übrig geblieben waren. Da hier kein Strom war konnte man den jedoch auch nicht verwenden, außer zum lagern von Essen. Die anderen Räume wurden eigentlich nicht genutzt.
Jao führte uns wieder zurück in die Aula der Schule, die ich ohne seine Hilfe wahrscheinlich nicht mehr gefunden hätte, wo Moa, Diego, Jamiro und Sancho hinter dem Vorhang der Bühne verschwunden waren. Ricardo hatte sich faul auf den Stühlen ausgestreckt. Jao schlich zu ihm herüber, stellte sich leise vor ihn hin und erschreckte ihn, sodass er erschrocken von den Stühlen fiel. Jao bekam sich vor Lachen nicht mehr ein.
Ich ging neugierig auf die Bühne und hinter den Vorhang zu den anderen Vieren. ,, Was macht ihr da?”, fragte ich Moa. ,, Na Matratzen und Bettzeug für euch raussuchen. Ihr wohnt doch jetzt hier!”, meinte Moa, als wäre es das normalste der Welt auf einer Bühne zu schlafen. Erst jetzt bemerkte ich, dass überall verstreut Matratzen herumlagen. Die Eine war von Büchern umgeben und eine Gitarre lag am Ende. Die Zweite war eine Festung gesichert von kleinen Spielzeugfiguren. Indianer, Cowboys, Ritter…Die dritte Matratze war bevölkert mit Parfüm. Dort roch es etwa so, wie in einer Parfümerie. Die vierte Matratze beherbergte nichts weiter als ein kleines Kätzchen, das in Bettzeug gewickelt schlief. Die letzte Matratze war weiter weg von den Anderen. Sie stand an der Wand, an der viele Fotos hingen.
Vorsichtig ging ich hinüber und betrachtete sie. An der Wand waren viele Fotos von Jamiro, Jao, Moa, Ricardo und Diego und von zwei Mädchen, die ich nicht kannte. Das eine Mädchen hatte dunkelbraune, schulterlange Haare und grau-blaue Augen. Ihr rundliches Gesicht war zu einem Lächeln verzogen. Ihre Lippen waren außergewöhnlich rot, aber ihre Haut gleichen brasilianischen Ton, wie meine. Sie glich Jao unheimlich doll. Sie hatten die gleiche Haarfarbe, abgesehen davon dass Jaos gelockt war, und hatten die gleiche Augenfarbe.
Das zweite Mädchen hatte kurzes, struppiges, rotes Haar und ihre dunkelbraunen Augen blickten verspielt drein. Ihre Haut war, verglichen mit meiner, sehr hell. Ihr ganzes Erscheinungsbild war ungewöhnlich. Wahrscheinlich war sie nicht von hier!
,, Wer ist das?”, fragte ich niemand bestimmten und zeigte auf die beiden Mädchen. Überrascht sahen mich die Anderen an, doch als sie sahen, worauf ich zeigte, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Es wurde sogleich traurig. Zögerlich kam Moa zu mir herüber und setzte sich neben mich. ,, Das”, sagte sie und zeigte auf das Mädchen, dass Jao so glich, ,, war Jaos Cousine Maria und das”, sie zeigte auf das Mädchen mit dem außergewöhnlichen Aussehen, ,, war Hannah.”, erklärte sie mit einem komischen Ton in ihrer glockenhellen Stimme. Ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache, aber ich fragte trotzdem. ,, Was…was ist mit ihnen passiert? Wieso war?”, fragte ich. Jamiro und Diego hatten mittlerweile auch aufgehört zu arbeiten und hörten uns angespannt zu.
Zögerlich begann Moa:,, Jao war zehn als er mit seiner acht-jährigen Cousine von seiner Tante abgehauen war. Seine Mutter war gestorben als er vier war und sein Vater sitzt im Knast. Sie sind abgehauen und hatten ein altes Lagerhaus gefunden, das leer stand. Dort haben sie gewohnt. Später kamen wir Vier noch dazu, da Jao uns gefunden hatte. Wir hatten dort einige Zeit gelebt, doch eines Tages kam plötzlich die polícia. Maria war allein Zuhause geblieben. Sie haben sie einfach mitgenommen und sie in ein Kinderheim gesteckt. Wir haben versucht sie daraus zuholen, doch als das bemerkt wurde und wir nicht gefasst werden konnten, haben sie sie einfach ein anderes Waisenheim gesteckt und wir haben sie nie wieder gesehen!”, eine kleine Träne rann ihre Wange herunter.
,, Was war mit Hannah?“, fragte ich mit belegter Stimme, da ich spürte, dass das noch nichtr das Ende war. ,, Mit elf hatte Jao ein kleines Mädchen auf der Straße gefunden, Hannah. Mittlerweile waren wir in ein anderes leer stehendes Haus umgezogen. Außerdem hatte er noch einen Jungen aufgenommen, Luíz. Er war schon immer komisch! Immer unter sich, ein Einzelgänger, während Hannah der Sonnenschein war. Jao hatte sie geliebt! Sie war wie seine kleine Schwester gewesen. Er hatte auf sie aufgepasst, für sie gesorgt. Ich glaube, er wäre für sie gestorben! Ein paar Jahre lebten wir so. Hannah hatte Luíz verehrt! Sie tat alles, was er sagte! Als Jao dreizehn war…”, ein Schluchzen entfuhr Moa und sie machte eine kurze Pause, ,, Als er zwölf war lockte Luíz sie zu einer Brücke, zu seinen geheimen Freunden. Sie spielten mit ihr, quälten sie! Sie konnte sich nicht wehren! Sie war doch erst sieben! Am Ende…”, jetzt weinte Moa richtig. Dicke Tränen rannen ihr die Wangen herunter und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen.
,, Was war am Ende?”, fragte ich entsetzt. Moa schüttelte nur den Kopf und schluchzte weiter unaufhörlich. Die Antwort kam von der anderen Seite:,, Am Ende hatte Luíz sie von der Brücke gestoßen!”, entsetzt sah ich Jao an, ,, Ich kam zu spät um sie zu retten. Sie war tot!”


3.Kapitel



Jao drehte sich um und verschwand. Mir liefen nun auch Tränen die Wangen runter. Wie konnte jemand nur etwas so schreckligen tun? So jemand sollte festgenommen werden! Nicht die arme Maria! Ich begegnete Moas Blick. ,, Das ist der Grund, weshalb wir nicht über die Beiden reden.”, erklärte sie mit einem traurigem Blick in den Augen. Ich nickte vorsichtig und stand auf. Ich verließ die Bühne, wobei nur meine Schritte zu hören waren, und folgte Jao. Ich verließ die Aula und sucht jeden Raum in der ganzen Schule ab. Nachdem ich jeden Raum nach ihm abgesucht hatte, lehnte ich mich verzweifelt gegen die eine Toilettentür. Wo war er nur?
Plötzlich entdeckte ich eine Luke in der Decke. Ich zog daran und eine Treppe kam zum Vorschein. Ich stieg sie hinauf und gelangen auf das Dach der Schule. Der Ausblick war atemberaubend! Die Sonne ging gerade unter und der Himmel hatte eine rot-rosa Färbung. Jao stand mit dem Rücken zu mir am Ende des Daches. Er ließ die Beine durch die Brüstung baumeln. Ich ging vorsichtig zu ihm herüber und setzte mich wortlos neben ihn. Eine ganze Weile saßen wir so da.
Er durchbrach als erster die Stille:,, Ich hatte Beide geliebt, Maria und Hannah. Beide sind so was, wie der Abgrund für mich. Wenn ich an sie denke, würde ich am liebsten springen. Egal worunter, egal wohin…”, er machte eine kurze Pause, die nur vom Wind unterbrochen wurde, ,, ich hatte versucht beide zu retten. Maria habe ich versucht zu befreien und als sie weggebracht wurde, habe ich jedes Waisenheim nach ihr abgesucht. Kein Erfolg! Sie war wie vom Erdboden verschluckt! Seitdem habe ich geschworen, nie wieder jemanden von der polícia schnappen zu lassen. Nach Hannah hatte ich den ganzen verdammten Fluss abgesucht, doch ebenfalls kein Erfolg! Ich konnte sie nicht mal beerdigen! Wäre ich doch niemals weggelaufen! Dann würde Maria noch hier sein und Hannah…Hannah würde noch leben! Das ist alles meine Schuld!”, knurrte er wutentbrannt. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in den Handflächen und verwünschte sich! Dabei entkamen ihm aber auch immer wieder ein paar Schluchzer!
Ich wusste in diesem Moment nicht was ich machen sollte. Ich rutschte etwas näher an ihn heran und strich ihm vorsichtig über den Rücken. ,, Du konntest für das alles nichts! Vielleicht führt Hannah ja ein glückliches Leben bei einer anderen Familie und Hannah, du hast sie doch gefunden. Ohne dich wäre sie vielleicht schon fiel eher und grausamer gestorben. Ich habe mal gehört, erfrieren und verhungern sind mit die schlimmsten Todesursachen!”, flüsterte ich beruhigend. ,, Das sind doch alles nur Theorien!”, schluchzte er. ,, Beide hatten außerdem eine schöne Zeit hier und wenn sie dich jetzt so sehen würden, dass würden sie nicht wollen! Niemand würde dir die Schuld geben! Du bist der einigste, der das tut!”, flüsterte ich weiter.
Er setzte noch zu ein paar Argumenten an, aber am Ende ergab er sich und legte seinen Kopf in meinen Schoß. Und so saßen wir am Ende da, sein Kopf in meinem Schoß, meine Finger die behutsam durch sein Haar fuhren, während der Sonnenuntergang den Himmel rot Färbte und rosa, lila und blaue Wolken schickte. Wir kannte uns seit ein paar Stunden und ich wusste mehr über ihn, als über mich selbst! Irgendwann nach einer gefühlten wunderbaren Ewigkeit schliefen wir ein.


Die Sonne weckte mich. Als erstes blickte ich verwirrt um mich, bis ich mich an gestern erinnerte. An Mutter und unsere Flucht, an Jao und seine Freunde und an Hannah und Maria. Es war früh am Morgen. Jao war nicht mehr da, aber eine Decke war über mir ausgebreitet. Müde stand ich auf und ging wieder ins Gebäude. In der Schule erfüllte ein wunderbarer Geruch die Luft. Frühstück! Ich ging in die Küche, wo Moa über einem kleinem Ofen, den ich gestern nicht gesehen hatte, Frühstück machte. Eliane und Ria saßen am Tisch. Von den Anderen war keinen Spur.
,, Bom dia (Guten Morgen!)!”, begrüße ich die drei Mädchen. ,, Bom die!”, gab Ria verschlafen zurück und gähnte ausgiebig. Eliane kam angerannt und umarmte mich und Moa wünschte mir auch einen Guten Morgen, jedoch war sie in bester Laune. ,, Wo sind die Anderen?”, fragte ich neugierig. ,, Jao, Ricardo und Jamiro sind schon weg und Sancho und Diego schlafen noch.”, erzählte sie grinsend. Beruhigt ließ ich mich auf dem einen Stuhl nieder.
Moa nahm Teller aus dem Schrank und richtete unser Frühstück an, was sie uns dann auch gab. Sie hatte Spiegeleier gemacht und gab uns dazu noch eine Stück Brot. Sie setzte sich dann auch zu uns und wie begannen zu essen.
Als wir fast fertig waren kam Diego verschlafen zu uns und ließ sich neben mir nieder. Moa machte ihm eine Tasse Kaffe, die er dann auch bereitwillig entgegennahm. ,, Wo sind die Anderen hin?”, fragte ich als ich fertig war. ,, Ach die, die besorgen etwas Geld.”, erwiderte sie ausweichend und erregte dadurch mein Interesse. ,, Wie?”, fragte ich weiter und sah sie neugierig an. ,, Na überleg mal, wie könnten Minderjährige, die gesetzlich nicht arbeiten dürfen, an Geld kommen?”, fragte Diego missgelaunt. Da ging mir ein Licht auf:,, Ihr seid Diebe!”, rief ich aus. ,, Bingo!”, gab mir Diego recht und nahm einen Schluck Kaffee. ,, Bitte reg dich jetzt nicht auf!”, bat Moa, ,, Du wirst noch alles früh genug alle Antworten kennen!” Ich beließ es dann auch dabei und ließ mich äußerlich ganz ruhig wirken, doch innerlich arbeitete mein Verstand auf Hochtouren. Dass sie Dieb waren erklärt vieles, wie sie solange ohne Erwachsene auskommen konnten zum Beispiel. Ich würde auf Jao Rückkehr warten und ihn dann ausquetschen, wie eine Zitrone! Doch bis er kam, könnte es noch ein Weilchen dauern. Also tigerte ich in der Aula herum, während Moa und Jamiro mich misstrauisch beobachteten.
Als ich keine Geduld mehr dafür hatte begann ich Geige zu spielen. Das lenkte mich von Jao ab und die Zeit verging schneller. Danach spielte ich mit Diego und Sancho, der auch endlich aufgestanden war, Karten. Wir aßen Mittag und danach lieh mir Moa eins ihrer Bücher, indem ich dann las. Irgendwann wurde es Abend, doch von Ricardo, Jamiro und, vor allem, Jao war keine Spur. Wir aßen Abendbrot und ich brachte Eliane und Sancho ins Bett. Danach setzte ich mich auf meine Matratze und las noch etwas. Ich sagte mir immer wieder, dass ich wach bleiben musste, doch irgendwann übermannte mich die Dunkelheit. Das letzte, was ich hörte, waren leise Schritte.

Ich wurde aus dem Schlaf gerissen, da sich mir eine Hand auf den Mund drückte. Panisch sah ich mich um. Da flüsterte eine Stimme in mein Ohr:,, Keine Angst! Ich bin´s!” ich entspannte mich sofort und drehte mich zu Jao um. ,, Willst du mich zu Tode erschrecken, oder was?!”, flüsterte ich ärgerlich. Er konnte sich ein Grinsen nicht verbieten. ,, Reg dich nicht auf und komm mit! Sei leise, wir dürfen deine Geschwister nicht aufwecken!”, flüsterte er zurück. Leise stand ich auf und folgte ihm zu den Fenstern der Aula. Es war früher Morgen. Der Himmel war blass blau und es regte sich nicht viel auf der Straße.
An den Fenstern der Aula warteten schon Diego, Ricardo und Jamiro. Sie alle sahen mich aufgeregt an, mit einem wissenden Blick in den Augen. Ein mulmiges Gefühl schlich sich bei mir ein. ,, Komm mit!”, flüsterte Jao und kletterte zuerst durchs Fenster. ,, Was ist mir Sancho, Ria und Eliane?”, fragte ich Diego beunruhigt. ,, Keine Angst! Moa ist bei ihnen. Komm jetzt! Lady´s first!”, flüsterte Diego zurück und ich kletterte aus dem Fenster.
Jao war schon die Mauer herunter geklettert und half mir nun herunter. Die anderen Drei kamen auch gleich nach. ,, Jao, warum weckst du mich so früh am Morgen?”, fragt ich leicht säuerlich. Er lachte nur leise und sagte:,, Du musst deine Prüfung ablegen!” Mit diesen Worten drehte er sich um und setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihm, wobei er jedoch einen Vorteil hatte, da er größer war und damit längere Beine hatte um schneller zu gehen.
,, Welche Prüfung?”, fragte ich, während ich neben ihm her ging, in einem schnellen Tempo, damit ich hinter ihm her kam. ,, Moa hat mir ja schon erzählt, dass du herausgefunden hast, was wir sind. Um bei uns bleiben zu können musst du eine Prüfung für dich und deine Geschwister ablegen. Wenn du sie bestehst, könnt ihr bleiben, wenn nicht, fliegt ihr raus!”, sprach er ohne Mitleid. Ich blieb einen Moment stehen, folgte ihm dann jedoch wieder.
,, Was ist das für eine Prüfung?”, fragte ich beunruhigt. ,, Wirst du schon sehen!”, erwiderte er nur und führte uns weiter durch Gassen und Straßen, sodass ich den Überblick schon längst verloren hatte. ,, Och bitte sag´s mir!”, flehte ich. ,, Wenn du so weiter rumheulst, schmeiße ich euch ohne Prüfung raus!”, damit brachte er mich zu Schweigen. Wir gingen weiter durch das Gewirr von Straßen und Gassen bis wir am Cinelandia Platz ankamen, der Platz an dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Es war nicht viel los hier, aber Polizisten gab es trotzdem.
,, Nun, kommen wir zu deiner Aufgabe!”


4. Kapitel



,, Du musst einem dieser Menschen, hier auf diesem Platz etwas klauen. Eine Uhr, ein Portemonnaie, eine Kette, irgendetwas, Hauptsache, es ist geklaut!”, wies mich Jao an. Ich sah ihn einen Moment mir großen Augen an, drehte mich dann jedoch mit klopfendem Herzen um und suchte mir mein Opfer. Von mir hing also das Schicksal meiner Geschwister. Ein alter Mann fiel mir ins Auge, dessen Portemonnaie ihm ganz locker in der hinteren Hosentasche steckte.
Ich schlenderte locker zu ihm herüber, während mir mein Herz bis zu Hals klopfte. ,, Desculpa (Entschuldigung), können sie mir sagen was das da für ein Gebäude ist?”, fragte ich ihn aufgeregt und zeigte auf das Grande Hotel OK. Währenddessen zog ich ihm langsam und vorsichtig das Portemonnaie aus der Tasche. Mein Herz klopfte, als wollte es zerspringen, doch der alte Mann bemerkte nichts. ,, Ich weiß es nicht senhora, ich bin hier nur zu Besuch!”, erklärte er. Ich seufzte gespielt, erleichtert darüber, dass alles geklappt hat. ,, Trotzdem, obrigado (danke)! Tenha um bom die (Schönen Tag noch!)!” ich drehte mich um und wollte gerade wieder zu den Anderen gehen, als ich eine Stimme sagen hörte:,, Hey, du! Komm her! Du hast diesen Mann bestohlen!”, ein Polizist kam auf mich zugeraunt. Ich wollte gerade bereitwillig aufgeben, als mir bewusst wurde, wo ich bin. Ich war eine kleine Diebin, die ausgerissen war und, wenn ich nicht abhauen würde, würde ich ins Waisenheim kommen.
Also rannte ich los! Egal wohin, Hauptsache weg! Rechts, links, rechts, geradeaus! Immer weiter und weiter, doch ich konnte den Polizisten nicht abwimmeln. Als ich gerade etwas mehr Platz zwischen uns gebracht hatte und er mich nicht sehen konnte, da ich abgebogen war, holte ich das Haargummi, das ich in meiner Hosentasche hatte, heraus und band meine Haare zusammen. Dann sammelte ich beim laufen etwas Dreck auf und schmierte ihn mir ins Gesicht, in die Harre und auf meine Sachen. Durch meine kleine Umänderung hatte der Polizist wieder aufgeholt und konnte mich fast wieder sehen. Ich hatte Glück gehabt, dass ich gerade in so ein enges Gassengewirr geraten war.
Ich bog um die Ecke und da kam meine Rettung! Ein Junge, ungefähr in meinem Alter, stand vor einem der Häuser und telefonierte. Ich rannte auf ihn zu, riss ihn herum in eine Sackgasse und küsste ihn. Verblüfft starrte er mich an, tat jedoch, glücklicherweise nichts. Ich hatte ihm so herumgerissen, dass er mich vor dem Polizisten verdeckte. Dieser kam auch schon keuchend um die Ecke und hielt sich die Seite. Er blickte sich suchend um, sah jedoch nur uns Beide. Er kam auf uns zu und mein Herz bleib fast stehen. Wie hatte er mich erkannt?
Als er neben uns stand räusperte er sich und der Junge drehte sich zu ihm um. ,, Ähm, bom dia (Guten Tag) habt ihr zufällig ein Mädchen gesehen, dass hier lang gelaufen ist?”, fragte er, es schien ihm aber ein bisschen peinlich zu sein. ,, Also ich habe keins gesehen, du etwa Ana?”, fragte er mich und zwinkerte mir zu. Ich schüttelte den Kopf und dankte wem auch immer dafür, dass dieser junge mir half. ,, Schade, wäre ja auch zu schön gewesen!”, murmelte er und wollte sich gerade umdrehen, als er noch mal zu mir kam. ,, Kennen wir uns? Du kommst mir bekannt vor! Was ist überhaupt mit dir passiert, dass du so dreckig bist?”, fragte er stirnrunzelnd. ,, Ich denke nicht, dass wir uns kennen! Zumindest nicht, dass ich wüsste! Ich bin hingefallen, voll in eine Pfütze voller Schlamm und der ist halt schon getrocknet.”, meinte ich Schultern zuckend. ,, Na dann solltest du dir was neues anziehen gehen! Passt in der nächsten Zeit auf! Momentan ist es mit den Dieben so schlimm! Tchau!”, mit diesen Worten verschwand er.
Erleichtert ließ ich mich gegen die Wand sinken. Die Junge musterte mich einen Moment und fragte dann:,, Du bist das Mädchen, dass er gesucht hat, oder?” ,, Nein, ich tu nur so!”, meinte ich sarkastisch. Ich stand wieder auf und sagte:,, Ich muss jetzt los! Danke für eben. Denk daran, halte dich lieber vor Dieben fern!” Ich zwinkerte ihm zu und verschwand, zurück in das Straßengewirr.
Ich bog um ein paar Ecken, als mir auch schon Jao, Jamiro, Ricardo und Diego über den Weg liefen. ,, Hey Amaya, super Leistung! Du hast deine Prüfung bestanden, herzlichen Glückwunsch!”, gratulierte mir Jao. Ich jedoch verpasste ihm eine Ohrfeige. ,, Au! Wofür war das denn?!”, fragte er mich ärgerlich und hielt sich die Wange. Ich stemmte wütend die Hände in die Hüften und meinte:,, Denkst du ich bin blind? Ich habe ja wohl gesehen, dass du der polícia gesagt hast, dass ich dem alten Mann sein Portemonnaie geklaut habe!” Erstaunt sah er mich an, fing sich aber sogleich wieder. ,, Na ja, allzu einfach wollte ich es dir ja auch nicht machen!”, erwiderte er. Mit diesen Worten drehte er sich um und machte sich auf den Weg zurück zu den Anderen. Kopfschüttelnd folgte ich ihm.
Wir nahmen einen anderen Weg und waren schneller da, als wir hingekommen sind, glaubte ich zumindest. Wir kletterten durch das Fenster wieder rein und wo mich eine weinende Eliane empfing. Sie stürzte sich in meine Arme. ,, Wo warst du denn?!”, fragte sie mich unter Schluchzern. ,, Sagen wir mal so, Jao wollte sehen, ob ich hier her passe.”, erzählte ich ihr und warf Jao einen bösen Blick zu. Er antwortete mir mit einem breiten Lächeln und verzog sich hinter den Vorhang.
,, Wo ist eigentlich Yara? Wollte sie nicht schon gestern kommen?”, fragte Diego. ,, Ach, du kennst doch Yara! Immer bringt sie sich in Schwierigkeiten, oder findet etwas ganz tolles, was wir unbedingt noch brauchen!”, meinte Moa und verdrehte die Augen. ,, Wer ist Yara?”, fragte ich neugierig, während ich Eliane tröstete. ,, Yara wirst du schon noch kennen lernen!”, sprach Jamiro mit einer wegwerfenden Handbewegung.


Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir. Das Bild ist von Google.
Tag der Veröffentlichung: 28.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Buch meinen Freunden, meiner Familie und einen Lesern.

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