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Prolog



Vor drei Wochen hatten meine Crew und ich den Hafen Porlamar, der größten Stadt der Insel Isla Margareta, hinter uns gelassen. Seitdem segeln wir mit unserem Schiff, der Paz Branca de Isla Margarita, durch die Karibik. Der salzige seewind wehte mir ins Gesicht und fuhr mir durchs Haar. Segeln war einfach toll!
Und während wir dort so trieben, zog auf einmal ein Sturm auf. Pechschwarze Wolken waren am Himmel zu sehen. Der Sturm kam still und leise und bevor wir ihn überhaupt entdeckt hatten, brach er schon los! Es schüttete wie aus Eimern und es blitzte und donnerte, dass mir die Ohren schmerzten. Ich wollte gerade meinen Männern zur Hilfe eilen, als plötzlich von hinten ein Mast kam und mich am Kopf traf. Ich fiel über Bord und in die kalte See. Ich war wie gelähmt und konnte meine Beine und Arme nicht bewegen. Langsam wurde mein Blick trüber und trüber. Die Dunkelheit kam von allen Seiten. Das letzte, was ich sah, bevor ich das Bewusstsein verlor, waren zwei wunderschöne, leuchtend grüne Augen…


1. Kapitel



Heute war ein toller Tag! Das Wetter war sonnig und warm, wodurch das Wasser einen strahlenden Türkiston hatte. Heute würde ich mich mit Fiona, meiner besten Freundin treffen. Wir wollten uns auf den Felsen, die ein Stück vor dem bewohnten Teil der Insel Isla Margareta lagen, treffen und uns etwas sonnen.
Ich schwamm noch ein kurzes Stück und kam endlich am. Ich schwamm zur Oberfläche und landete auf einem Felsen. Fiona war schon da. Ihr dunkler Oberkörper war der Sonne entgegengestreckt und ihre orange schillernde Schwanzflosse glitzerte im Sonnenlicht. ihr schwarzes Haar wehte leicht im Wind, während sie ihre Augen geschlossen hielt.
,, Du bist wie immer zu spät, Cecelia!”, begrüßte sie mich und öffnete ihre braunen Augen, um mich anzugucken und anzulächeln. ,, Das müsstest du ja nun langsam gewöhnt sein!”, gab ich zurück und erwiderte ihr Lächeln. ,, Was war denn diesmal?”, fragte sie gespielt genervt. ,, Jägerinnen!”, sprach ich und ihr Gesicht verdüsterte sich sogleich.
Jägerinnen waren die Meerjungfrauen, die naive Männer in ihren Bann zogen, um sie ins Wasser zu ziehen und mit zu fressen. Sie waren eine Gefahr für das ganze Unterwasservolk und vor allem für Meerjungfrauen, die nicht zu ihrer Sorte gehörten. Dann wurden sie nämlich gern mal aggressiv. Jägerinnen und normale Meerjungfrauen werden von Menschen nicht als zwei Gruppen gesehen. Sie sehen nur Fischschwanz, Frau, Gefahr! Es ist auch schwer, uns auseinander zu halten. Wir sehen genau gleich aus: Fischschwanz, Schönheit, Oberkörper eines jungen Mädchens, sogar das Gebiss ist gleich! Das Gebiss ist so wichtig, weil wenn Jägerinnen ihre Beute anlocken, haben sie ein normales Gebiss, was sich jedoch ändert wenn sie ihre Beute fressen. Dann werden ihre Zähne länger und spitzer! Doch gibt es einen Unterschied: die Jägerinnen haben Augen, die sich je nach ihrer Laune ändern!
,, Was ist passiert?!”, fragte Fiona mich entsetzt. ,, Ich bin an dem Graben vorbei geschwommen, da kamen plötzlich drei Jägerinnen. Sie hatten mich zum Glück nicht gesehen und ich konnte schnell verschwinden.”, erzählte ich und ihre Anspannungen lösten sich. ,, Cecelia, ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du…!”, ihre Strafpredigt wurde durch das laute Krachen eines Donners unterbrochen und wir schauten erschrocken gen Himmel. Schwarze Wolken zogen auf und es fing auch schon an zu regnen. Dicke, schwere Tropfen fielen vom Himmel und landeten auf meinem hellen Oberkörper und meiner orangenen Flosse. ,, Ich glaub, sonne wird heut nichts mehr! Zumindest jetzt nicht. Wir sollten zurück ins Wasser! Ich muss dann nach Hause! Ich hab Celia versprochen, dass wenn es regnet, dass ich dann nach Hause komme.”, sie seufzte, ,, Du weißt ja, wie Mütter so sind. Na dann, tschüss!”, sagte sie und verschwand im Wasser. Ich schaute noch einmal zum Himmel und ließ mich dann auch zurück ins Wasser gleiten.
Ich schwamm eine Weile einfach so herum, guckte den Fischen zu, schwamm zusammen mit Delfinen oder ließ mich einfach nur träge im Wasser gleiten, als ich plötzlich ein Schiff entdeckte. Es war riesig. Der Rumpf war bestimmt so groß, wie 10 Meerjungfrauen. Es schwankte stark im Wasser. Meine Lehrer sagten immer:,, Schwimm niemals zu Schiffen oder gar zu Menschen selbst hin! Sie werden dich töten!”, doch so naiv wie ich nun mal war, schwamm ich näher heran.
Ich war nur noch ein kleines Stück von dem Schiff entfernt, als plötzlich etwas, nahe an mir vorbei, ins Wasser fiel. Als erstes dachte ich, die Menschen bewarfen mich mit irgendetwas. Als ich jedoch näher hinsah, erkannt ich einen Menschen, ein Mann. Seine Arme und Beine strampelten zuerst etwas herum, doch dann sank er einfach nur noch. Vorsichtig schwamm ich an ihn heran, bis uns nur noch ein kleines Stück voneinander trennte. Ich war mit ihm auf Augenhöhe und schaute in seine dunkelbraunen Augen, bis er sie schloss und noch ein Bisschen sank. Ich legte meine Arme um seinen Oberkörper und schwamm zur Oberfläche. Als ich die Oberfläche durchbrach rang der Mann keuchend nach Luft. Um ein Haar hätte ich ihn fallen gelassen, doch er beruhigte sich wieder und blieb still, mit geschlossenen Augen, in meinem Arm liegen. Einen Augenblick betrachtete ich ihn und strich ihm vorsichtig eine seiner braunen Strähnen aus dem Gesicht, die seinem Zopf entkommen war.
Dann machte ich mich auf den Weg, ihn zurück zu seinem Schiff zu bringen. Ich sah auch schon, wie ein kleines Rettungsboot vom Schiff gelassen wurde. Damit es schneller ging, tauchte ich unter und schwamm, so schnell ich konnte, auf das Boot zu.
Kurz vor dem Boot packte mich plötzlich was an der Schwanzflosse und zog mich hoch. Vor Schreck ließ ich den Mann fallen, der jedoch dann aus meinem Blickfeld verschwand. Ich wurde durch die Luft geschleudert und alles drehte sich, sodass ich nicht sagen konnte, wo ich war. Als die Welt endlich wieder still stand, saß ich in dem kleinen Boot und wurde gerade gefesselt. Sie schimpften gerade über etwas, doch ich verstand kein Wort, da das Rauschen in meinen Ohren alle anderen Geräusche überdeckte. Der Mann, der hinter mir saß, machte grade noch den letzten Knoten, damit meine Hände fest auf dem Rücken zusammengebunden waren, während die anderen drei Männer meine Schwanzflosse festhielten, wobei sie halb auf ihr saßen. Den Mann, den ich gerettet hatte, lag währenddessen auf der anderen Seite des Boots.
Als sich endlich das Rauschen in meinen Ohren verflüchtigt hatte, verstand ich auch, was die Männer erzählten:,, So du Mistgeburt, jetzt haben wir dich!”, sagte er siegesgewiss. Ich jedoch, schlug kräftig mit meiner Schwanzflosse und wand mich im Griff der Männer. Plötzlich brach das Boot beim Schlag meiner Flosse und ich konnte fliehen. Ich fiel ins Wasser und schwamm, so schnell ich konnte weg. Ich schwamm und schwamm und schwamm und schaute dauernd über die Schulter. Doch das war ein Fehler! Als ich grad zum x-ten Mal über die Schulter sah, schwamm ich genau in ein Fischernetz. Ich war zu nah an die Küste geschwommen. Ich versuchte mich zu befreien, doch das führte nur dazu, dass ich mich hilflos verfing!
Das Netz wurde hochgezogen und ich schaute in die grauen Augen des alten Fischers. ,, Was ist das?!”, fragte er entsetzt und schaute zu seinem Sohn, der hinter ihm saß. ,, Schnell! Gib mir das Ruder!”, befahl er ihm. Dieser tat, was er sagte, und reichte ihm das eine Ruder. Der Fischer nahm es ihm ab, stand auf und erhob es, direkt über meinem Kopf. Ich zog meinen Kopf ein und schloss die Augen für den tödlichen Schlag, doch dazu sollte es nicht kommen. Ein Knall ertönte hinter mir und Ewas traf neben dem Boot ins Wasser. Jemand hatte geschossen! Der Fischer schaute, genau wie ich, erschrocken auf und entdeckte das Schiff, von dem der Mann, den ich gerettet hatte, gefallen war. Es steuerte genau auf uns zu.
Der alte Fischer ließ das Ruder fallen und zog sich seinen Hut vom Kopf. Er senkte respektvoll den Kopf und fiel auf die Knie. Sein Sohn machte es ihm nach. Als das Schiff genau neben uns war, kletterte ein Mann auf das Boot und sprach:,, Das Wesen gehört uns! Wir werden es bestrafen! Es hat den König angegriffen!” Entsetzt schaute der Mann auf. Sein Blick wanderte zwischen mir und dem Mann hin und her. ,, Aber wie?”, brachte er schließlich heraus. ,, Unser König ist über Bord gefallen, als dieser eigenartige Sturm anfing, und es hat ihn aufgefangen und in die Tiefe gezogen.”, sprach der Mann verbissen.
Ich konnte nicht anders, ich prustete los, worauf mich beide Männer erschrocken ansahen. ,, Was tut es?!”, fragt der Mann entsetzt. ,, Ich glaube sie kann uns verstehen.”, mischte sich der Junge ein und kam langsam mit erhobenen Händen auf mich zu. ,, Ganz ruhig! Ich tu dir nichts!”, sprach er sanft. Er nahm ein Taschenmesser aus seiner Tasche undicht versteifte mich sofort. Er jedoch fing an das Netz durchzuschneiden.
Plötzlich schnellte eine Hand vor und verpasste ihm eine Ohrfeige. ,, Bist du noch ganz bei Trost Junge?! Du befreist gerade ein blutrünstiges Wesen!”, da trat plötzlich Angst in die Augen des Fischers, ,, Sie hat dich mit ihrem Blick hypnotisiert, nicht war? Nicht wahr?!”, brüllte er jetzt völlig verrückt und nahm wieder das Ruder in die Hand. Er wollte gerade zuschlagen, als der Mann wieder eingriff. ,, Nein! Nicht! Wir kümmern uns um es! Durch diesen Zwischenfall, wird sie eh, zum Tode verurteil. Bringt sie an Bord!”, sprach der Mann vom Schiff und die Männer, die neben ihm aufgetaucht waren, machten sich an mir zu schaffen. Ich warf noch einen letzten Hilfe suchenden Blick dem Fischers Jungen zu, bevor ich an Bord gebracht wurde.
. Dazu banden die Männer Seile an das Fischernetz, indem ich gefangen war, und die Männer, die an Bord waren, zogen mich hoch. Es war kein grade so schönes Gefühl, in der Luft zu baumeln, mit der Gewissheit, dass man dort sehr leicht abstürzen konnte. In diesem Moment sehnte ich mich nach allem, was mir Halt geben würde, sogar nach diesem Schiff.
Endlich wurde ich über die Reling gezogen und hatte wieder festen Boden unter der Flosse. Da begann auch schon das Kribbeln in meiner Schwanzflosse. Meine Schuppen begannen sich aufzulösen und ehe ich mich versah hatte ich Menschenbeine! Diese Wirkung setzte immer ein, wenn eine Meerjungfrau längere Zeit außerhalb des Wassers ist.
Die Crew des Schiffs zog scharf die Luft ein. ,,Mit ihm ist das Gleiche passiert wie mit dem Anderen!”, sprach einer der Männer entsetzt. Sofort wurde ich misstrauisch. ,, Eine Andere?”, fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. Das ich sprach, versetzte die Männer in Angst. ,, Es spricht!”, flüsterte ein anderer Mann. ,, Ist doch egal! Befreit es aus dem Netz und bringt es zu dem Anderen!”, befahl ein Dritter, anscheinend der Kapitän, denn mehrere der Crew murmelten:,, Aye, aye Sir!” Drei Männer kamen mit Säbeln auf mich zu und befreiten mich aus dem Fischernetz. Meine Arme ließe sie jedoch gefesselt. Danach warf sich der Eine mich über seine Schulter und trug mich Richtung Kajüte. Ich zischte ihn die ganze Zeit an und versuchte mit meinen Beinen gegen irgendetwas zu treten, damit der Mann mich durch einen glücklichen Zufall fallen ließ, doch meine Beine waren nicht sehr stark! Sie würden nicht mal mein eigenes Gewicht tragen, geschweige denn einem Mann, mit der Statur eines Felsens, ernsthaft bis überhaupt verletzen. Das Zischen war die Drohung einer Meerjungfrau. Es hört sich an wie eine Mischung aus dem Zischeln einer Schlange und dem Fauchen einer Katze.
In der Kajüte angekommen ließ er mich einfach fallen und verließ den Raum. Ich konnte noch hören, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, dann war Stille! Ich versuchte aufzustehen, was sich als großes Problem darstellt, zumal der Boden dreckig und feucht war und ich dauernd ausrutschte. Ich klammerte mich an alles, was fest war, und versuchte mich hochzuziehen. Beim x-ten Mal gelang es mir und ich stand da, mit wackligen Beinen, während ich mich an der Wand festklammerte.
Als ich mir sicher war, das ich stehen bleiben würde, ließ ich los und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Es war sehr miefig und dreckig hier drin. Ein paar Mal spürte ich Mäuse und Ratten an meinen Beinen vorbei rennen. Es gab keine Fenster und nur ein Bett stand im Raum. Als ich mich gerade herumdrehen wollte, um mir den hinteren Teil der Kajüte anzusehen, hörte ich plötzlich eine zuckersüße Stimme sagen:,, Hallo Schwester!”


2. Kapitel



Ich drehte mich langsam und vorsichtig um und schaute geradewegs in die Augen einer Jägerin. Sie lag in einer Badewanne. Ihre orangene mächtige Flosse hing über dem Rand der Wanne und sie spielte mit ihrem feuerrotem, hüftlangem Haar. Ihre blutroten Lippen waren zu einem gefährlichem Lächeln verzogen, sodass man ihre perfekten, weißen, spitzen Zähne sehen konnte. Ihre Augen waren in ein grässliches Rot getaucht, was soviel hieß wie: Renn oder stirb!
Vorsichtig ließ sie sich über den Wannenrand gleiten, sodass sie auf dem Boden, außerhalb des Wassers lag. Nach kurzer Zeit saß sie auch nur noch mit Menscheinbeinen da und stand elegant auf. ,, Anscheinend ist es Zeit für einen kleinen Imbiss!”, zischelte sie. Plötzlich wurden ihre Augen gelb und ihre Pupillen schmal, ihre perlweißen Zähne wurden länger und spitzer und ihre Fingernägel wurden so lang und scharf wie Krallen.
Sofort stolperte ich zur Tür und hämmerte panisch dagegen. Um Hilfe rufend schlug ich immer und immer wieder dagegen, doch niemand kam mir zur Hilfe. Als ich das erkannte drehte ich mich wieder zu der Jägerin um. Sie kam mit langsamen Schritten auf mich zu, mit einem siegesgewissen Lächeln auf den Lippen. Ich drückte mich soweit wie möglich gegen die Tür und wartete auf mein Ende.
Plötzlich ging die Tür auf und ich krachte auf den Boden. Ich kroch soweit wie möglich von der Kajüte weg, bis ich gegen eine Wand stieß. Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, betrachtete mich misstrauisch und schaute dann in den Raum. Sein Blick fiel auf die Jägerin und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Doch für ihn war alle Hilfe zu spät! Die Jägerin fiel über ihn her und sie enthauptete ihn mit ihren Klauen.
Schnell kam ich auf die Beine und taumelte Richtung Deck. Die Jägerin würde nur noch kurze Zeit mit dem Mann beschäftigt sein. Ich ging durch den Gang und kam zu einer Treppe. Ich krallte mich am Geländer fest und ging Schritt für Schritt die Stufen hoch. Da hörte ich leise Schritte hinter mir. Sie kam! Ich beschleunigte mein Tempo, doch das führte nur dazu, dass ich hinfiel. Mühsam kam ich wieder auf die Beine und schritt weiter die Treppe herauf. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah mit Entsetzen, dass die Jägerin die Treppe erreicht hatte. Noch drei Stufen und ich hatte es geschafft, doch die Jägerin war deutlich schneller als ich. Ich nahm noch mal meine ganze Kraft zusammen und ging in zügigem Schritt die letzten drei Stufen hoch. Dann taumelte ich weiter und trat nach draußen, auf das Deck.
,, Passt auf! Die Jägerin kommt!”, schrie ich und taumelte noch ein Stück, bis meine Füße nachgaben und ich zusammenbrach. Die Crew beäugte mich misstrauisch, doch als ihr Blick auf die Jägerin fiel, verwandelte sich das Misstrauen sogleich in Angst. Sie zückten jedoch mutig ihre Säbel und gingen auf sie los. Die ersten Leute besiegte sie, doch dann konnte sie überwältigt werden. Ihr Kadaver wurde in die Kajüte des Kapitäns gebrach. Wahrscheinlich wollten sie ihre Schuppen und ihr Haar, denn das ist viel wert! Aus Meerjungfrauenhaar kann meine den feinsten Stoff spinnen und die Schuppen kann man als Baumaterial nehmen, da sie so hart sind.
Langsam wurde ich müde und die Bilder vor meinen Augen verschwammen. Die Männer waren nur noch bunte Punkte. Am Ende sackte ich weg und die Dunkelheit holte mich ein…


3. Kapitel



Ich erwachte in einem riesigen, meeresblauen Himmelbett. Ich setzte mich auf und entdeckte einen schlafenden Mann neben mir. Sein Kopf und seine Arme lagen auf meinem Bett und er murmelte unverständliche Worte. Ich erkannte ihn sofort: Er war der Mann, den ich gerettet hatte! Vorsichtig schlug ich die Bettdecke hoch und schlich aus dem Bett. Auf Zehenspitzen ging ich um das Bett herum und wollte zur Tür, doch da erwachte er. Verschlafen rieb er sich die Augen und richtete sich auf. Suchend sah er das Bett an.
,, Sucht ihr mich?”, fragte ich und lächelte. Blitzschnell drehte er sich zu mir um. ,, Oh Entschuldigung! Ich bin eingeschlafen.”, erklärte er, während er leicht errötete, ,, Ach, wo hab ich denn meine Manieren gelassen? Ich bin Nevico, König der Isla Margaretha.” er machte eine anmutige Verbeugung und schaute mir geradewegs in die Augen. ,, Ihr müsst die Meerjungfrau sein, die mich töten wollte.” ,, Nein, ich wollte euch retten!”, antwortete ich, ,, Eure Männer dachten auch, ich wollte euch töten, aber das war nicht meine Absicht! Ich bin übrigens Cecelia.”, stellte ich mich vor. ,, Schön euch kennen zu lernen Miss Cecelia. Ich habe alle Einzelheiten über diesen Vorfall gehört und schlussfolgere daher, dass ihr mich töten wolltet! Ich stehe nun einmal in eurer Schuld. wegen der anderen Meerjungfrau, da diese uns sonst alle getötet hätte. Einmal, wolltet ihr mich jedoch umbringen und den Fischersohn hattet ihr auch hypnotisiert. Wir sind gerade vor der Küste der Isla Margaretha und werden gleich am Hafen von Porlamar ankommen. Dort wird euere Strafe bestimmt! Ich muss jetzt gehen! In dem Schrank dort, sind Kleider für euch. Zieht euch etwas an. Ein Mann meiner Crew wird euch gleich abholen. Bis später Miss Cecelia.”, verabschiedete er sich und verließ den Raum. Hinter ihm wurde die Tür abgeschlossen.
Wieso glaubte mir keiner? Ich spreche doch die Wahrheit! Wieso erkennt das keiner? Ich ließ mich gegen die Wand sinken. Wäre ich ein Mensch, hätte ich jetzt geweint, doch eine Meerjungfrau kann nur einmal in ihrem Leben eine Träne vergießen. Deshalb sind die Tränen einer Meerjungfrau das kostbarste, was es auf der ganzen Welt gibt. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Was sollte ich nur tun?
Ich konnte hier jedoch nicht einfach herumsitzen und Trübsal blasen. Also beschloss ich mir etwas anzuziehen, damit ich einen guten Eindruck machte. Ich hatte noch nie Anziehsachen getragen. Wenn Meerjungfrauen ihr Menschenbeine hatten, trugen sie nichts. Ich hatte zwar schon viel von Kleidern und so gehört, aber selbst angehabt…Ich hatte mal ein Kleid gefunden, hatte mich dann jedoch nicht getraut, es anzuziehen. Ich ging zu dem Kleiderschrank herüber und öffnete ihn. Mehrere Kleider hingen darin. Ich suchte mir ein grünes heraus und versuchte es anzuziehen, was sich als sehr schwierig ergab. Schließlich schaffte ich es, jedoch ohne es am Rücken zusammenzuschnüren. Das konnte ich jedoch nicht allein machen.
In diesem Augenblick drehte sich der Schlüssel in der Tür und der Mann, der mich abholen sollte, war da. Als er mich sah weiteten sich seinen Augen überrascht und er musterte mich staunend. Ich ging zu ihm herüber und fragte, wie ein kleines Mädchen:,, Kannst du mir mal helfen? Ich krieg das Kleid nicht zu.” Ungläubig starrte er mich an, nickte dann jedoch knapp und ich kehrte ihm den Rücken zu. Nach kurzer Zeit war das Kleid zusammengeschnürt und wir verließen den Raum.
Wir gingen durch die vielen Gänge und dann an Deck. Währenddessen lag die Hand des Mannes die ganze Zeit auf meiner Schulter, wahrscheinlich als Warnung. Dann verließen wir das Schiff über eine Rampe.
Die vielen Schiffe im Hafen verblüfften mich. Noch nie hatte ich so viele auf einmal gesehen. Kleine, große, mittlere, alles gab es! Es waren auch viele Menschen da, was mich etwas beunruhigte, da ich immer gepredigt bekommen habe: Halte dich fern von den Menschen! Sie tun nur Unrecht! Wir gingen aber schnell weiter und bald ging ich hinter dem König.
Plötzlich verfing sich mein Bein in meinem bodenlangen Kleid und ich fiel, genau gegen den Rücken des Königs! Er ging mit mir zu Boden. Ein Wachmann zerrte mich schnell wieder hoch. Ich hatte ihn nicht auf dem Schiff gesehen. Wahrscheinlich war er eine Palastwache. Dafür, dass wir Meerjungfrauen uns eigentlich von den Menschen fernhalten sollten, kannten wir uns ganzschön gut aus! Ich hatte zwar von Strumpfhosen und Perücken schon was gehört, aber das sah echt albern aus!
,, Hier! Dieses Mädchen hat den König angegriffen! Schnappt sie euch!”, brüllte er und gefühlte 50 Männer kamen auf mich zu. In Windeseile hatten sie mich gefesselt! ,, Stopp! Sie ist erstens schon unsere Gefangene und zweitens ist sie kein Mädchen sondern eine Meerjungfrau!”, klärte der König den Mann auf, dessen Augen immer größer wurden, je weiter Nevico sprach. Am Ende fragte der Mann ganz außer sich:,, Dann muss es ja wohl erstrecht gefesselt sein! Männer, verstärkt die Fesseln und bringt sie in den Kerker!” Jetzt fängt dieses ganze Es schon wieder an! Nevico seufzte nur. Kurz angebunden sagte er nur noch:,, Tu was du nicht lassen kannst, aber nicht in den Kerker, in den Thronsaal. Ich möchte diese ganze Bestrafung schnell hinter mich bringen” Mit diesen Worten verschwand er in einer Kutsche und ich wurde weggebracht, immer der Kutsche hinterher, Richtung Palast und dann in den Thronsaal!


4. Kapitel



Der Palast war prächtig! Er war etwas abseits der Stadt und sehr im Grünen. Die Fenster waren aus Buntglas und der Boden des Palasts vollständig aus Marmor. Der Thronsaal war ebenso prächtig, wie der Rest des Palastes. Der Raum war, für mich, viel zu klein! Ich hätte es lieber gehabt, wenn er offen gewesen wäre, da ich mich hier so eingeengt fühlte, doch nach meinen Wünschen fragte ja keiner. Am Ende des Raumes standen zwei Throne nebeneinander und neben dem Einen stand eine Wiege. In dem eine Thron saß König Nevico und in dem Anderen neben der Wiege Königin Amaya, die Gattin von Nevico und Mutter des Kindes in der Wiege, der Prinzessin Feline. In der Mitte des Raumes stand Ich und fühlte mich unwohl!
Ein Blick auf die Königin hatte mir schon genug über sie verraten: sie war eine Meerjungfrau! Ihr langes braunes Haar reichte bis zu ihrer Hüfte und ihre Augen waren meerblau. Sie war auch ansonsten eine wahre Schönheit!
,, Also, Miss Cecelia, Meerjungfrau aus der Karibik, du wirst angeklagt wegen versuchten Mordes am König, mir. Jedoch hast du auch die gesamte Crew, einschließlich mich, vor einer anderen Meerjungfrau gerettet. Also, was machen wir mit dir? Was meinst du denn dazu Amaya?”, fragte der König die Meerjungfrau. ,, Ich bin der Meinung, wir lassen sie gehen!”, stellte sie ruhig klar. ,, Ach Amaya, Liebste, du weißt das das nicht geht! Sie wollte mich töten!”, meinte er und erwartete etwas Mitleid von ihr, was sie ihm jedoch nicht zukommen ließ. ,, Ich denke, dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung, oder Miss Cecelia?”, wandte sich die Königin an mich.
,, Ja, ich wollte König Nevico nur vor dem Ertrinken retten. Hätte ich seinen Tod gewollt, wäre ich einfach nach unten geschwommen, doch ich bin ja nahe der Oberfläche geblieben und wollte ihn zu dem Boot bringen.”, erklärte ich. ,, Siehst du, ich habe es doch gleich gewusst!”, meinet die Königin. ,, Aber, ist sie glaubwürdig? Ich bin immer noch für eine Bestrafung!”, äußerte sich Nevico streng. Amaya seufzte. ,, Ich habe eine Idee: wie wäre es, wenn wir sie damit bestrafen, dass sie uns über die Meerjungfrauen aufklärt. Du weißt, wir wissen nur sehr wenig über sie.”, erwiderte die Königin und sah ihn bittend an.
Da brach der Wille des Königs und er gab nach. ,, Okay, das wird deine Bestrafung sein!” Ich war gleichzeitig erfreut, dass er mich nicht zum Tode verurteilt hatte, und misstrauisch. Deshalb stellte ich noch eine Bedingung, bei der ich nicht wusste, wie sie aufgenommen werden würde:,, König Nevico, ich hätte noch eine Bedingung: die Informationen, die ich euch gebe, dürfen nicht gegen mein Volk, sondern nur gegen die Jägerinnen gerichtete sein. Das müsst ihr mir versprechen!”
Nevico dachte einen Moment nach. ,, Ich denke, deine Sorge ist berechtigt und ich akzeptiere deine Bedingung. Einer meiner Diener wird dir jetzt dein Zimmer zeigen. Wir sehen uns morgen um 8 Uhr in der Bibliothek. Einen schönen Tag noch !” Mit diesen Worten schwang die Tür des Thronsaals auf und ein Mann erschien, der mir einen Wink gab, ihm zu folgen. Ich lief ihm hinterher und er brachte mich ins zweite Stockwerk, zu meinem Zimmer. Um ehrlich zu sein waren es zwei Zimmer. Einmal ein Bad und dann noch das Zimmer, indem ich hauptsächlich wohnen würde, das jedoch auch noch eine zweite Etage hatte. Das Zimmer war groß mit vielen Fenstern, mit denen man zum Meer hinausschauen konnte. Die Wände waren blau und der Boden bestand aus Parkett. Ein Kamin und eine Couch standen in der Mitte des Raumes. Im hinteren Teil waren ein paar Musikinstrumente. Eine Geige, ein Klavier und eine Harfe. Meerjungfrauen an sich hatten eine besondere Begabung, was Musik anbetrifft. Unsere Stimmen sind wunderschön und wir könne sehr gut Instrumente spielen. Alles in diesem Raum war schon ganz schön eingestaubt, woraus sich schließen ließ, dass er schon lange nicht mehr benutzt worden war.
Das Bad bestand vollkommen aus Marmor. Selbst die Toilette und die riesige Badewanne. Ein bodenlanger Spiegel hing an der Wand. In ihm betrachtete ich mich einen Moment. Es war erst ein paar mal passiert, dass ich mich betrachten konnte. Meist nur mein Spiegelbild im Wasser. Ich hatte mich noch nie mit Menschenbeinen gesehen. Mein goldenes, lockiges Haar, dass mir bis zu den Oberschenkeln ging, meine grünen, mit langen Wimpern, umkränzten Augen, mein dünner, heller Körper in diesem grünen, langen Kleid…
Meine Betrachtung hätte noch viel länger angedauert, hätte ich nicht plötzlich ein lautes Scheppern aus der zweiten Etage gehört. Ich verließ mit schnellen Schritten das Badezimmer und stieg dann die Treppe herauf. Als erstes konnte ich nur ein staubiges Bett, Kartons und bunte Fenster sehen, doch als ich genauer hinsah, sah ich , dass die Staubschicht auf dem Bett schon etwas abgeputzt worden war. Da sah ich hinter einem der Kartons die Spitze eines Schuhs. Ich ging hinüber und lugte dahinter. Ich entdeckte zwei Jungen. Beide schauten mich mit großen Augen an. Der eine war ungefähr in meinem Alter, also 16, und den Andere schätzte ich auf acht. Beide schauten mich ängstlich an, doch der Ältere hatte auch etwas beschützerisches in sich, dass sagte, das, wenn ich ihm oder dem Anderen zu nahe käme, er nicht mehr so harmlos sein würde.
,, Wer seid ihr?”, fragte ich freundlich, ,, Ihr braucht euch nicht zu verstecken, ich tue euch nichts! Kommt raus!” Ich trat einige Schritte zurück und die beiden Jungen kamen zögernd aus ihrem Versteck hervor. ,, Hey, ich bin Cecelia und ihr seid?”, fragte ich die Beiden und schenkte ihnen ein schüchternes Lächeln. Der Kleinere der Beiden lächelte zurück und sprach:,, Ich bin Bo und das ist mein großer Bruder…” Sein Bruder machte einen Schritt zwischen uns Beide und unterbrach ihn:,, Bo! Wir kennen sie nicht! Was ist, wenn sie eine dieser Adligen hier ist? Also, warum willst du das wissen?”, fragte er mit zusammengekniffenen Augen und kam bedrohlich nahe, sodass ich automatisch etwas zurück ging, bis ich gegen die Wand stieß. Er war nur noch wenige Zentimeter von mit entfernt, sodass die Spitzen seiner braun-blonden, kinnlangen Haare mein Gesicht berührten.
,, Ich…ich wohne ab jetzt hier. Was macht ihr denn hier?”, versuchte ich ihn abzulenken. ,, Mann könnte auch sagen, dass wir hier wohnen.”, meinte er ausweichend, ,, Wieso bist du hier? Ich habe dich noch nie zuvor gesehen.”, meinte er nachdenklich. Ich konnte ihm doch jetzt nicht offenbaren, dass ich eine Meerjungfrau bin. Er würde mich auf der Stelle töten! Also dachte ich mir irgendetwas aus:,, Mein Vater hatte Schulden beim König und er konnte sie nicht begleichen. Also hatte er mich hierher geschickt, da ich zwar nur eine einfache Magd bin, aber dafür sehr schlau, und ich soll ab jetzt hier arbeiten.”, log ich. ,, Also keine Adlige.”, meinte er und wurde sogleich freundlicher. Er ging ein paar Schritte zurück und schenkte mir sogar ein kleines Lächeln. ,, Ich bin Serafin. Bo hast du ja schon kennen gelernt.”

Impressum

Texte: das Bild ist von Google ansonsten liegen alle Rechte bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 10.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Freunden, meiner Familie und meinen Lesern.

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