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1. Kapitel




,,Eines Tages während einer besonders nassen und schlammigen Trainingsstunde...", plötzlich hörte ich Schritte auf der Treppe. Ich warf, Harry Potter und der Stein der Weisen in die Ecke und nahm wieder meinen Biologiehefter zur Hand. Man Bio ist ja sooo langweilig! Meine Mom, Felicia Owen, stürzte ins Zimmer und rief panisch:,, Shan pack deine Sachen! Wir reisen ab!"
,, Oh Mom!",quengelte ich, ,, Muss das sein? Wir sind doch erst vorletzte Woche her gezogen!"
,, Tu es einfach!", sagte sie gereizt.
Ich wusste einfach nicht, was ihr Problem war! Wir zogen mindestens alle 4 Wochen um. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer wieso! Das längste wo wir einmal waren war in Godalming, einer Kleinstadt in Großbritannien, wo wir ganze fünf Monate waren, und das Geld wächst ja auch nicht auf Bäumen! Zum Glück arbeitete Mom in einer riesigen Firma, die ihre Sitze auf der ganzen Welt verteilt hatte, sodass sie sich nicht immer einen neuen Job suchen musste.
Aber eigentlich bin ich froh, dass wir hier wegkommen! In Island ist es mir einfach zu kalt!
Das ging schon mein ganzes Leben, also so weit ich mich erinnern kann, so! Mal hier hin, mal da hin! Höchstwahrscheinlich hab ich wenn ich 17 Jahre alt bin, also in 3 Jahren, schon die ganze Welt gesehen! Am schönsten war es in Italien gewesen! Da war es schön warm und sonnig!
,, Äh Mom?", fragte ich, ,, Weißt du schon wo wir diesmal hinfahren?" ,, Nein, eigentlich nicht...", gab sie etwas verlegen zu und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Sie hatte blondes, volles, glänzendes Haar das ihr bis zur Schulter ging. Ihre Haut war makellos glatt und ihre rundlichen Gesichtszüge waren in eine gesunden Bräune getaucht. Sie musterte mich einen Moment lang mit ihren leuchtend, jadegrünen, kindlichen Augen. Wenn man sie so sah, würde man nie darauf kommen, dass sie schon über 40 Jahre alt war.
Ich schaute in den Spiegel, der in dem Zimmer meiner Mom hing. Ich hatte dunkelbraunes, genau so volles und kräftiges Haar wie sie, dass mir den Rücken herunter viel. Ich hatte aber eher eine nur leicht gebräunte Haut mit weichen, aber nicht so rundlichen Zügen. Aus dem Spiegel heraus schauten mich 2 rehbraune Augen an die, die Person im Spiegel genau betrachteten. Meine Mom und ich ähnelten uns sehr, hatten aber auch genau so viele Unterschiede.
,,Ach Schatz!", sagte sie zärtlich, ,, Ich möcht doch auch nicht weg, aber wir müssen! Los komm! Ich verspreche dir, dass wir da, wo wir hinfahren, erstmal eine Weile bleiben, Okay?"
,, Okay Mom, aber sag mir eins, wieso müssen wir eigentlich immer wegziehen?", fragte ich sie. Ich sah ihren entsetzten Blick und wusste schon, dass sie sich da wieder herausreden würde.
,, Schatz das ist schwierig zu verstehen. ich erkläre es dir ein anderen Mal!", versprach sie. Ich wusste das sie die ganze Sache eh nie aufklären würde. Da explodierte ich plötzlich vor Wut:,, Oh nah klar! Das hast du mir schon vor 4 Jahren erzählt! Wann kommt denn endlich mal die Erklärung, Hä?! Wann bin ich denn mal alt genug?!"
,, Schatz ich..."
,, Spar die das! Ich hab die Schnauze voll von deinen ewigen Lügen! Ich hab keine Lust mehr! Einmal mach ich das noch mit und dann nie wieder! Ich will endlich auch mal richtige Freunde haben, nicht nur irgendwelche die ich dann nie wieder sehe! Ich will endlich auch mal ein richtiger Teenager sein, nicht nur einer deren Leben so ist, das ihre einzigen richtigen Freunde ihre Bücher sind!", fuhr ich ihr dazwischen.
Ich rannte in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Ich schmiss mich auf mein Bett und brach in Tränen aus. Wieso kann ich nicht so sein wie andere? Wieso? Wieso muss eigentlich immer ich die sein, die keine Freunde hat und immer neu irgendwo ist?
Ich kannte das alles schon. Ich werde in eine neue Schule gesteckt, wo mich dann alle erstmal anstarren. Irgendwann finde ich Freunde, und dann kommt Mom und erzählt mir:,, Wir müssen wider weg!”
Als ich mich ausgeweint hatte, lag ich noch eine Weile auf meinem Bett. Ich fühlte mich... taub. Ich hatte zu nichts Lust. Keine Gedanken waren da, keine Gefühle, nur Leere.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
,,Shanna?", fragte eine vertraute Stimme. Ich wusste nicht ob ich antworten konnte oder ob meine Stimme zu wackelig war. Ich wollte nicht, dass sie meine Tränen bemerkte. Ich wollte nicht, dass sie noch mehr Schuldgefühlte hatte.
Ich hätte nicht so ausrasten sollen! Sie kann ja auch nichts dafür.
Allerdings, wenn ich nicht antworte würde sie genau so gekränkt sein.
Also ließ ich es darauf ankommen. Ich versucht meine Stimme stark klingen zu lassen, als ich antwortete:,, Ja?" Stark war etwas anderes, aber meine Stimme war zum Glück nur etwas heiser und durch dieses eine Wort klang das auch nicht so doll heraus.
Anscheinend war sie froh, dass ich mit ihr sprach, denn sie antwortete froher gesinnt:,, Schatz es gibt Abendbrot!",,Okay"
Ich stand vom Bett auf und überprüfte mein Aussehen im Spiegel. Meine Augen waren nicht mehr gerötet. Wahrscheinlich hatte ich Stunden auf meinem Bett gelegen, denn meine Uhr sagte mir, dass es um 9 Uhr war.
Ich ging aus meinem Zimmer, in die Küche, und setzte mich an den Tisch, an dem meine Mom mich schon erwartete. Verlegen, wegen meinem vorherigem Benehmens, spielte ich mit einer meiner Haarsträhnen rum.
Wortlos reichte mir Mom den Topf, mit den Nudeln. Ich nahm ihn entgegen und räusperte mich. ,, Mom es tut mir leid, wie ich mich vorhin benommen hab. Ich hätte dich nicht so anschreien sollen. Wenn du mir den Grund nennen wollen würdest, würdest du es bestimmt tun." Meiner Mom standen Tränen in den Augen. ,,Ach Schatz, ist schon gut. Ich würde dir ja gern den Grund nennen, doch das geht nicht! Ich kann dir nicht sagen wieso, aber ich kann dir so viel sagen: ich tue es für uns!" Ich nickte, obwohl ich es nicht verstand.
Wir aßen schweigend weiter während jeder seinen Gedanken nach ging. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, was sie damit meinte. Als wir fertig waren, stand ich auf, duschte, zog mir mein Nachtzeug an und ging ins Bett. Ich machte die Augen zu und befiel mir zu schlafen. Zu meiner Überraschung schlief ich sogar fast sofort ein.

2. Kapitel




Am nächstem Morgen öffnete ich die Augen, sah die Umzugskartons in meinem Zimmer stehen, drehte mich um und kniff die Augen zusammen. Da kam jedoch auch schon meine Mom in mein Zimmer und zwitscherte fröhlich:,, Shan, aufwachen, wir ziehen um!"
Seufzend schlug ich meine Decke zurück und stand auf. Ich ging zu meinem Schrank, nahm mir einfach irgendwas heraus und ging ins Bad. Ich putzte meine Zähne und zog mich an.
Dann ging ich in mein Zimmer und fing an meine Sachen zu packen bis bloß noch meine Katze Kleopatra übrig war. Wir hatten Kleo auf der Straße gefunden, als sie halb tot gewesen war. Sie war ganz struppig und blutig gewesen, sodass man ihr braun-weißes Fell kaum, eigentlich gar nicht, erkennen konnte. Sie wurde wahrscheinlich von einem Auto angefahren. Wir hatten sie dann mit nach Hause genommen und sie gesund gepflegt. Manchmal humpelte sie jedoch heute noch.
Ich schnappte sie mir, ehe sie weglaufen konnte, und trug sie zu ihrer Transportbox. Kleo empfing sie mit einem lauten Fauchen und krallte sich in meine Schulter. Kleo hasste Autofahrten! Wenn sie schon ein Auto sah oder hörte versteckte sie sich unter meinem Bett! Ich glaube aber, der Grund war klar!
Ich setzte mich mit ihr auf die Couch neben die Transportbox und kraulte sie bis sie sich entspannte. Fast augenblicklich fing sie an zu schnurren und schloss die Augen.
Mom kam ins Zimmer und schimpfte:,, Shanna, habe ich es dir nicht schon oft genug gesagt: setz die Katze runter, sie haart!" Ich verdrehte die Augen, immer das Gleiche! Ich setzte Kleo in die Transportbox und nahm sie mit in mein Zimmer um meine Koffer zu holen. Ich brachte alles zum Auto und wir fuhren dann los. Wir fuhren 3 Stunden lang, gaben unser Auto ab und übernachteten dann in einem Hotel.

Am nächstem Morgen standen wir auf und machten uns fertig, checkten aus und gingen hinüber zum Flughafen.
Dort gab uns eine Angestellte unsere Greencards. Wie Mom das wohl schon wieder hinbekommen hatte? Ich wusste gar nicht, dass sie die bestellt hatte! Oder hatte ich etwa schon immer eine?
Oh nein! Als ich meine Greencard betrachtete sah ich, dass sie das total blöde Bild vom letztem Jahr genommen hatte.
Da hatten wir einen Fototermin in der Schule. Einen Tag davor hatte ich einen riesigen Pickel am Kinn bekommen! Ich hatte alles versucht, jedoch wurde der Pickel nur noch größer! Damit jedoch wurde ich am Ende doch fotografiert und dieses Bild war jetzt auf meiner Greencard. Wie Peinlich!
Da gab Mom mir mein Flugticket. Wir flogen in die USA nach Louisiana!
Also die USA ist 100-mal besser als Island!
Wir flogen etliche Stunden, sodass ich nach 5 Stunden aufgehört habe zu zählen.
Eigentlich ist es ja, wenn man in ein anderes Land umzieht, immer schwierig dahin zu kommen und es bedarf wochenlange Vorbereitung, doch Mom kommt immer überall hin, wo sie gerade hin will. Manchmal hat sie bloß ein paar Stunden Zeit und doch sitzen wir dann im Flugzeug und wandern in das neue Land ein. Ich weiß nicht wie sie das immer schafft...
Wir holten unser Auto ab, denn es war mit der Fähre gekommen. Dann fuhren wir gleich weiter in unsere neue Heimat, zumindest für kurze Zeit.
Ich hatte meiner Mom einmal vorgeschlagen, ob wir uns nicht einfach ein Zimmer in einem Hotel nehmen könnten, da wir sowieso nur für ein paar Wochen blieben. Sie meinte, dass wir uns das nicht leisten könnten und damit war das Gespräch beendet!
Wir wohnten jetzt in einer Kleinstadt namens Roseland, oder besser gesagt in einem Dorf, welches ungefähr 2000 Einwohner hatte. Die Stadt war nicht einmal in der Nähe des Meeres und es war nichts los! Das konnte echt langweilig werden!
Mom kaufte einer alten Frau, die ungefähr 80 Jahre alt war und fast auseinander zu fallen schien, ein grünes Haus mit schwarzem Dach und Garten ab, die anscheinend überglücklich war es los zu werden. Jedenfalls setzte sie sich in ihr silbernes Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Der Garten des Hauses war mit vielen Blumen geschmückt, unter anderem auch ein paar Bäume. Ein Baum mit grünen Blättern und gelben, herunterhängenden Blüten, viel mir sofort ins Auge und Mom erklärte mir, dass das ein Goldregen sei und er giftig war, woraufhin ich ihn nicht mehr ganz so hübsch fand.
Ich hatte sie mal gefragt, wieso wir uns eigentlich immer Häuser kauften, wenn wir schon nicht so viel Geld hatten. Sie hatte gefragt: ,, Was sollen wir uns denn sonst holen?” Daraufhin ich:,, Na eine Wohnung!” Da sie ja Ingenieurin war, und damit auch von den Häusern die Preise kannte, meinte sie fachmännisch: ,, Um genau zu sein bleibt es sich gleich, was man nimmt, denn die meisten Häuser sind nur größer und damit teurer!” Ich hatte nur die Augen verdreht.
Wir gingen in das kleine Haus herein und packten aus. Mein Zimmer war klein, hatte aber schon eine hübsche hellgrüne Wandfarbe, sodass wir es nicht mehr tapezieren brauchten, was sich ja eh nicht gelohnt hätte. Eigentlich waren alle Räume, also die vier, in sehr bunten Farben. Das Zimmer von meiner Mom war rot, das Badezimmer war lila und das Ess-Küchen-Wohnzimmer war braun. So etwas hätte ich bei dem Haus einer alten Frau nicht gedacht.
Als erstes ließ ich Kleo aus ihrem Gefängnis, die sich auch gleich aus dem Staub machte. Dann packte ich meine restlichen Sachen aus. Ich zog mir meine bequeme Jogginghose an, sagte Mom bescheid, dass ich raus ging, und verließ das Haus.
Ich wollte etwas ins ,,Stadtinnere" fahren. Ich stellte mich an die Bushaltestelle und wartete auf den nächsten Bus. Plötzlich bemerkte ich eine Bewegung auf der anderen Straßenseite, die mir das Blut gefrieren ließ! Da war ein Mädchen in einer kleinen Gasse zwischen einem roten und einem blauen Haus. Sie war sehr hübsch. Sie hatte eine ungewöhnlich blasse Haut, langes, glänzendes, braun gelocktes Haar und trug ein langes lila-graues Oberteil mit einer schwarzen Leggins.
Doch das war nicht das, was mir solche Angst einjagte. Nein! Sie starrte mich die ganze Zeit mit einem so irrem Blick an und flüsterte irgendetwas, nur was?
Da erkannte ich, was es war und es lief mir kalt über den Rücken! Es war mein Name!

3. Kapitel




Am liebsten wäre ich gerannt! Gerannt, raus aus der Stadt, bis ich nicht mehr konnte!
Doch meine Füße waren wie angewurzelt! Langsam stieg Verzweiflung in mir auf! Woher kannte das Mädchen meinen Namen? Hat sie mich beobachtet? Was will sie von mir? Was soll ich nur tun?
Sie lächelte mich jetzt mit einem Vampirlächeln an, was mich erschaudern ließ, und winkte mich zu sich. Ich konnte sogar ihre Eckzähne aufblitzen sehen!
,Ich werde ja wohl garantiert nicht in die Falle des Löwen rennen!´, dachte ich bei mir, doch meine Füße wollten es anscheinend schon, denn sie gingen zu dem Mädchen hinüber!. Meter um Meter näherte ich mich ihr! Ich konnte jetzt ihre Augenfarbe erkennen: ein dunkles Lila! Welcher Mensch hatte bitteschön Lila-Augen? Aber wer redete denn hier von einem Menschen? Vielleicht war sie ja ein Vampir und wollte mein Blut! Gerade als mich dieser Gedanke durchzuckte trat ich in den Schatten und was ich da erblickte, als ich sie ansah, ließ mich erbleichen! Vampir war wohl das falsche Wort gewesen.
Aus ihrem Rücken prangten zwei riesige, schwarze Rabenflügel und sie hatte 2 elegante, spitze Ohren, die aus ihren Haaren herausguckten!
Ich setzte gerade zu einem Schrei an, da presste sich mir eine blasse, kalte Hand auf den Mund, sodass mir der Schrei im Hals stecken blieb! ,,Schhh! Sei leise! Ich komme in Frieden! Ich will nur mit dir reden!", sagte sie zu mir. Es hätte bloß noch gefehlt, dass sie zum Biss ansetzt, während sie das sagte. Dann wäre das der perfekte Horrorfilmsatz!
Ich fühlte mich wie ein Hase im Fuchsbau! Doch als ich ihren Geruch einatmete wurde mir ganz wirr im Kopf. Mir war auf einmal schwindelig. Wieso war ich noch mal hier?
,,Wer und was bist du?", nuschelte ich benommen unter ihrer Hand hervor.
,,Ich heiße Raven und bin eine Dunkelelfe."
,,Eine was?"
,,Eine Dunkelelfe! Versprichst du mir, wenn ich meine Hand wegnehme, dass du dann nicht schreist?" Ich wusste zwar nicht, ob ich es einhalten würde, aber nickte erst einmal eifrig. Sobald sie mich losließ machte ich einen Satz zurück, sodass wir uns gegenüber standen. Jetzt, da ich nicht mehr ihren Geruch einatmete, konnte ich wieder klar denken. Doch, als ich ihr in die Augen sah, kannte ich nur noch sie und wenn sie zum Beispiel sagen würde ,,spring von der Brücke" würde ich das tun. Schnell schaute ich zu Boden, hatte aber immer noch das Bedürfnis, ihr in die Augen zu blicken. Man! Das ist echt gruselig! Wieso muss das gerade mir passieren?! Was kommt als nächstes? Ihre Füße springen mich an, oder was?!
,,Was willst du von mir?",fragte ich misstrauisch.
,,Ich bin gekommen um dir zu helfen!"
,,Du kannst mir helfen, indem du dich verziehst! Meine Mom und ich kommen ganz gut allein zurecht!"
,,Ja, aber um die geht es doch!"
,,Hä?"
,,Hast du dich nicht schon einmal gefragt, wieso ihr, also du und deine Mom, immer wegzieht?"
,,Äh, ja schon, klar! Woher weißt du das?!"
,,Das liegt an deinem Dad!"
,,Hä? Was hat der denn jetzt mit der ganzen Sache zu tun?",ich hatte meinen Dad noch nie gesehen. Mom sagt, er ist noch vor meiner Geburt abgehauen. Idiot!
,,OK, am besten erzähle ich dir die ganze Geschichte! Also dein Dad ist mein Herr, also der König der Dunkelelfen. Deine Mom war die Königin der Sonnenelfen. Sie hatten sich verliebt und so weiter und so fort! Sie waren sehr glücklich miteinander, obwohl ich sagen muss, ich bezweifle das dein Dad sie wirklich liebte. Ich denke, für ihn ging es eher um das Praktische und darum sein Reich zu vergrößern. Dann kamst du und für deine Mom war alles nahezu perfekt, doch sie wollte, dass du ein normales Leben führen konntest und verlangte von deinem Dad, dass er entweder seine Elfenkräfte abgab und sie normal weiterleben würden oder er dich nie wieder sehen, mit dir sprechen oder Ähnliches darf! Sie selbst, da sie keinen Bruder hatte, gab ihre Elfenkräfte auf und übergab die Krone ihrem besten Freund, den sie schon als Kind kannte. Sie war sich sicher, dass er der richtige für die Krone sein würde! Früher, war König Richard, also der jetzige König der Sonnenelfen, auch der Geliebte deiner Mom.
Dein Dad war total sauer gewesen, dass sie ihre Drohung wahr machte! Er schmiss Gegenstände, die mehr wert waren als euer Haus plus Möbel, durch die Gegend, zertrümmerte Stühle und vieles mehr. Dein Dad gab also seine Elfenkräfte nicht ab, schwor aber Rache zu nehmen und vor allem schwor er, dass er dich bekommt! Seitdem beschützt dich deine Mom vor ihm! Immer wenn sie eine Dunkelelfe sah, seid ihr umgezogen und sie war bis jetzt erfolgreich! Du warst nie mit einer Dunkelelfe in Kontakt gekommen. Doch dein Dad will dich natürlich nicht nur, damit er sich freuen kann, dass er deine Mom überlistet hat. Nein! Er will, so weit ich weiß, die Sonnenelfen ausrotten und danach die Menschen unterwerfen, damit er regieren kann! Das schafft er natürlich nicht alleine! Seine Dunkelelfen sind zwar böse und blutrünstig, aber niemand würde es sich so einfach gefallen lassen, überrannt zu werden! Und was ist, wenn er stirbt? Dann war alles um sonst! Dafür braucht er dich! Er will dich böse machen und dann sollt ihr zusammen seinen Plan ausführen!"
,, Tja, und dafür braucht er mich und du sollst mich zu ihm bringen, aber das lass ich nicht zu!", ich wollte weglaufe, aber meine Beine waren wie festgefroren!
,,Nein! Ich will dich nicht zu ihm bringen! Ich hab selbst noch eine Rechnung mit ihm offen!"
,,Und wieso hast du mich dann vorhin mit deinem Blick hypnotisiert und mich deinen Geruch einatmen lassen, damit mir schwindelig wird? Und wieso will mein Dad mich denn überhaupt? Ich bin doch nur ein ganz normaler Mensch!"
,,EIN GANZ NORMALER MENSCH?! Du bist eine halb Sonnen-, halb Dunkelelfe! Für mich hast du 2 Flügel! Einer, der sieht so aus wie meiner, und der andere ist weiß und hat einen goldenen Schimmer. Damit bist du die mächtigste Elfe der Welt, denn du hast die Kräfte beider Seite! Du bist die Erste deiner Art!"
,,Hey, so sehe ich in meinen Träumen auch immer aus! Moment mal, wenn ich damit die mächtigste Elfe der Welt bin, wieso will mein Dad mich dann böse machen?", sagte ich bevor ich es zurückhalten konnte.
,,Na ja, deine Macht verpufft ja nicht so einfach! Du behältst sie! Und wegen deinem Traum, was hab ich gesagt?" Auf meine ,,Macht" ging ich nicht weiter ein.
,,Ja, aber woher sollte ich wissen, dass du meine Träume nicht manipulierst?"
,,Hey! Ich bin hier um dich, die Elfen und die Menschen zu retten und nicht um mit einer vierzehnjährigen darum zu streiten, ob sie eine Elfe ist oder nicht! Entweder du vertraust mir oder die Welt wird untergehen!", Raven war auf jeden Fall richtig doll wütend und meinte das, was sie eben gesagt hatte, hundertprozentig ernst!
,,Also gut! Was soll ich tun?"
,,Also, du willst doch die Sonnenelfen retten und deine Mom vor deinem Dad schützen, richtig? Dann kämpf! Ich kann es dir beibringen! Also was ist, machst du mit?"
,, Hey, du hast nicht gesagt, dass meine Mom dabei in Gefahr ist!"
,,Natürlich ist sie das! Dein Dad würde alles daran setzen, dich zu bekommen, auch wenn das bedeutet, dass er deine Mom gefährden muss!"
Zorn flammte in mir auf! Für was hält sich dieser großkotzige Matscho eigentlich?! Ich würde diesem Idioten in den Hintern treten und schon dafür sorgen, dass er vom Thron stürzt!
,,Also, wann fangen wir an?"

Raven führte mich zu einer kleinen Höhle am Rande der Stadt. In dieser Höhle war ein riesengroßer Raum, in den locker die gesamte ,,Stadt" gepasst hätte! Der Boden und die Decke bestanden noch aus dem Fundament der Höhle, also aus Dreck. Mehr konnte ich noch nicht erkennen, denn die Höhle wurde nur von dem Licht der untergehenden Sonne beleuchtet.
Raven ging weiter in den Raum hinein und entzündete einen Haufen Kerzen.
In dem Raum standen viele Trainingsgeräte wie Strohpuppen, Zielscheiben, ein Trainingsparcour und vieles mehr. Als Waffen waren da Schwerter, Fächer, Dolche und natürlich Schilde. Es waren aber auch noch andere Dinge da, von denen ich nicht wusste, was es war.
,,Wow, Raven! Hast du diesen Übungsraum ganz alleine aufgebaut?",staunte ich.
,,Ach, ist doch nichts besonderes! Mein Urururururgroßvater wollte einen Krieg verhindern. Daher hat er Männer ausgebildet die auch dagegen waren. Er war nämlich Soldat. Für diesen Zweck hat er diese Höhle erbaut und sie hat sich, wie du siehst, gut gehalten.", sagte sie Schultern zuckend, jedoch mit einem leichten Stolz in der Stimme.
,,Raven? Du hast doch vorhin gesagt, dass du noch eine Rechnung mit meinem Dad offen hast? Was ist es?"
,,Das, wirst du noch früh genug heraus bekommen!”, meinte sie und schaute etwas niedergeschlagen drein. Ich beließ es dabei, obwohl ich neugierig war.
,,Okay! Dann fangen wir mal an! Kannst du irgendetwas wie Radschlag oder ähnliches, also Turnen?" Oh, da hatte sie mich auf dem falschem Fuß erwischt. Ich war zwar gut im Sport, aber eher in so etwas wie Leichtathletik. Immer wenn wir im Sportunterricht Turnen hatten, habe ich nichts besseres als eine 4 bekommen! Meine eine Sportlehrerin war einmal richtig enttäuscht gewesen.
,,Nein! Turnen ist ganz schlecht! Können wir nicht Turnen auslassen?",quengelte ich , ,,Wozu brauche ich das denn?"
,,Schlag mich!", forderte sie mich auf.
,,Ich soll dich was?", fragte ich entsetzt.
,,Du hast mich schon richtig verstanden! Schlag mich!" Immer noch verwirrt tat ich, was sie sagte. Ich zielte auf ihre Schulter und schlug zu. Sie machte einen eleganten Radschlag nach hinten und ungefähr 5mm entfernt schrammten ihre Füße an meinem Gesicht vorbei.
,,Wow!",brachte ich nur hervor.
,,Siehst du! Du kannst gleichzeitig ausweichen und zuschlagen. Und im übrigem, du bist sehr schlecht im zuschlagen! Daran müssen wir wohl noch üben!", sagte sie spaßeshalber.
,,Ja, aber wie soll mir das denn gegen eine ganze Armee helfen?", bezweifelte ich.
,,Du weißt ja gar nicht, was Magie alles bewirken kann!"
,,Ich könnte dann also mit einem Schlag eine ganze Armee ausschalten?"
,,Wenn du die Magie richtig einsetzt!"
,,Cool! Also wie soll ich es machen?"
,,Bleib ganz locker! Na ja, wie soll man das erklären? Versuchs mir einfach nach zu machen!" Sie machte einen Radschlag nach vorne und ich versuchte es ihr nach zu machen. Oh, keine gute Idee! Gerade als ich den Arm aussetzte, knickte er um und ich fiel geradewegs hin. Raven lachte sich scheckig!
Wir trainierten, wie es sich anfühlte, stundenlang. Als ich aus der Höhle sah, war es dunkel!
Gerade als ich es halbwegs hinbekam und halbwegs gerade in der Luft stand, klingelte mein Handy!
Ich erschrak und viel auf die Nase. Schnell sprang ich auf und zückte mein Handy.
,,Hallo?"
,,Shanna Owen! Wo steckst du?!", ertönte die Stimme von Mom. Raven gab mir ein Zeichen, dass ich nichts von ihr erzählen sollte.
,,Ich...bin in einem Park.", sagte ich langsam. Ich betete das es hier einen Park gab.
,,Um halb 10?!", zweifelte sie.
,,Na klar! Das mache ich oft! Ich bin halt eine richtige…Nachtschwärmerin.",log ich.
,,Doch nicht etwa mit einem Jungen?!", fragte sie entsetzt.
,,Nein, natürlich nicht!", sagte ich halb beleidigt. Für wen hielt sie mich?!
,,Du kommst jetzt sofort nach Hause, ist das klar?"
,,Ja Mom, bis gleich." Ich legte auf und seufzte. Schluckt sie es?
,,War ich überzeugend?", fragte ich Raven.
,,Na ja. Wenn du da gerade mit einer wirklich dummen Taube gesprochen hast, hat sie es dir vielleicht abgekauft. Mit etwas viel Glück. Also Ergebnis: durchgefallen! Ich glaube nicht das sie dir das abkaufen wird."
,,Du hast recht! Mom war noch nie leichtgläubig. Lass das mal mein Problem sein. Ich werde das schon hinbekommen...", hoffentlich, fügte ich in Gedanken hinzu, ,,Möchtest du vielleicht bei uns mit Abendbrot essen?"
,,Nein danke! Wir brauchen dich und deine Mom noch. Stimmt, dass weißt du ja noch gar nicht, Dunkelelfen trinken Blut. Am liebsten Sonnelfen- oder Menschenblut, manchmal auch Tierblut, aber davon kann man ja nicht nur leben! Das ist so, als würde man nur von Brot leben. Das geht ja nicht."
,,Und, trinkst du auch...Menschenblut?", fragte ich vorsichtig.
,,Ich trinke meistens Tierblut. Ab und zu, trink ich auch mal einem Menschen, aber nur wenn es unbedingt nötig ist und dann nehme ich mir auch nur, zum Beispiel Diebe oder so, also praktisch gesehen böse Menschen." Ich wusste jetzt nicht, ob ich beruhigt sein sollte oder nicht. Doch da durchzuckte mich ein anderer Gedanke. Etwas, was Raven vorhin gesagt hatte.
,,Und was ist mit Sonnenelfen?"
,,Die ernähren sich hauptsächlich von Sonnenlicht, was aber nicht gerade zum Vorteil ist. Sie ziehen auch ihre Magie aus dem Sonnenlicht und haben dadurch, dass sie nur Sonnenlicht aufnehmen, einen geringen Magiespeicher, was bei Dunkelelfen anders ist. Sie sind auch schneller wieder hungrig und haben ein Problem, wenn sie schon nur eine Stunde lang kein Sonnenlicht bekommen, da sie sich dann schon unwohl fühlen und ihre Magie nur noch schwach ist."
,,Gilt das mit dem Sonnenlicht eigentlich auch für meine Mom?"
,,Shan, ich bin keine Spionin und auch keine Expertin, ich hab keine Ahnung!"
,,Na gut. Treffen wir uns morgen wieder?"
,,Ja, ich hab schon etwas mit dir vor. Komm um 7 Uhr her!"
,,7 Uhr?!"
,,Ja um 7 Uhr."
,,Was wollen wir denn so besonderes machen?"
,,Überraschung."
,,Na ja gut, bis morgen!" Oh Mist! Es war schon eine Viertelstunde später! Ich raste raus an die frische Luft. Dort musste ich mich erst mal orientieren. Okay! Da war unsere ,,Kleinstadt" und da unser Haus. Es stach einem richtig ins Auge. Ich rannte los. Der Hinweg war mir kürzer vorgekommen! Ich rannte und rannte. Ich fand mich keuchend vor unserer Haustür wieder.
Ich klingelte und eine sehr wütende Felicia alias Mom öffnete mir die Tür.
,,Wo warst du, zum Teufel noch mal?!", fragte sie aufgebracht.
,,Ich hatte mich verlaufen.", log ich. Dabei setzte ich eine verzweifelte Miene auf. Zum Glück konnte ich halbwegs gut lügen, meistens zumindest.
,,Oh Schatz, du hättest doch anrufen können.", sagte sie jetzt bemitleidend.
,,Ich wollte dich doch nicht noch mehr nerven, weißt du.", dabei machte ich ganz große Augen. Sie kaufte es mir ab.
,,Hast du denn wenigstens ein paar Freunde gefunden?"
,,Nein, ich habe nur ein paar Leute nach dem richtigem Weg gefragt.", log ich zum zweiten .Mal, was mir ein schlechtes Gewissen eintrug.
,, Na ja, dann iss erstmal etwas und geh dann ins Bett! Es steht noch eine halbe Pizza in der Mikrowelle." Ich nickte. Ich zog mir meine Jacke und meine Schuhe aus und ging dann in unsere halbfertige Küche. Ich machte mir die Pizza noch etwas in der Mikrowelle warm. Langsam zog mir der Duft der Pizza in die Nase und da merkte ich erst, wie hungrig ich war. Ich verschlang den ganzen Rest Pizza.
Danach war mir mein Bett höchst willkommen. Davor hüpfte ich allerdings noch schnell unter die Dusche und ,als das heiße Wasser auf mich herabklatschte, lösten sich all meine Verspannungen. Als ich mich nach einer Ewigkeit von der Dusche lösen konnte kletterte ich in mein warmes Bett und schlief ein.

4. Kapitel




Ein schnurrendes Etwas weckte mich. Ich öffnete die Augen und Kleopatra saß mir halb im Gesicht. Ich setzte sie schnell herunter, jedoch nicht ohne ihr noch einmal über den Kopf zu streicheln, und richtete mich auf. Es war 6.45Uhr. Oh nein! Ich sprang aus dem Bett und versuchte so leise wie möglich ins Bad zu rennen. Ich putzte meine Zähne und zog mich an. Zum Duschen war heute keine Zeit mehr.
Ich schlang eine Schüssel Cornflakes herunter und schrieb für Mom einen Zettel:
Morgen Mom,
ich bin draußen. Bin spätestens 19.00Uhr zurück.
Liebe Grüße Shanna.
Ich warf noch einen Blick auf die Uhr. Es war 5 Minuten nach um 7 Uhr. Ich zog meine Jacke und meine Schuhe an und rannte los. Wieso musste ich eigentlich immer zu spät kommen?
Ich lief zu der Höhle, wo Raven mich schon erwartete.
,, Hast du heute schon Ausdauertraining gemacht? Braves Mädchen“, empfängt Raven mich lachend, während ich immer noch nach Luft rang.
,,Hast du gut geschlafen?", fragte sie strahlend.
,,Ja und du?"
,,Elfen schlafen nicht."
, Dann seid ihr ja so eine Art Vampire. Blut und kein Schlaf."
,,Ja in den Punkten ähneln Vampire und Dunkelelfen sich, aber wir können zum Beispiel zaubern und fliegen."
, Stimmt! Also, was machen wir heute?"
,,Ich habe mir überlegt, dass wir heute die Sonnenelfen besuchen werden."
,,Cool! Ist es weit weg?"
,,Ich sag mal so viel, du kannst schon mal anfanden deine Flügel zu entstauben, denn die brauchen wir heute!"
,,Cool!" Boah! Das wird bestimmt total lustig! ,,Also, fangen wir jetzt mal an?"
,,Gestern hattest du es aber noch nicht so eilig!", lachte sie, ,,Na los, fangen wir an! Als erstes ziehst du mal das T-Shirt hier an, damit deine Flügel sich überhaupt ausbreiten können. Du musst dich sehr konzentrieren! Am Anfang ist es schwierig! Du musst all deine Kraft dazu nehmen, damit sich deine Flügel bewegen. Versuchs mal!"
Ich zog das T-Shirt, das sie mir gab, an, es war blau und rückenfrei, und dann versuchte ich es. Es war wirklich richtig doll schwierig! Ich spürte meine Flügel ja nicht mal richtig! Wie sollte ich sie denn dann bewegen? Doch je mehr ich mich auf sie konzentrierte, desto mehr spürte ich sie.
Plötzlich merkte ich sie ganz stark und sie ließen sich ganz leicht kontrollieren. Ich bewegte sie so als wären sie zum Beispiel meine Hände. Ehe ich mich versah schwebte ich 10 Meter über dem Boden.
,, Raven, guck mal! Ich fliege!"
,,Super, aber konzentriere di..." Raven kam nicht dazu, ihren Satz zu beenden. Ich konzentrierte mich nicht mehr genug und stürzte ab.
,,Das wollte ich dir gerade sagen.", sagte sie entschuldigend.
,,Ach na ja! Es ist ja nichts passiert." Ich probierte es noch eine Weile und hatte bald den Dreh raus.
,, Gut, jetzt kannst du es! Ich habe da noch eine Überraschung für dich, die dir gefallen sollte." Sie ging zu einem Tisch herüber und ich folgte ihr neugierig.
,,Na ja, weißt du, Elfen sind sehr altmodisch und es gibt noch Könige und Königinnen und Prinzen und Prinzessinnen und so weiter und die haben beschlossen, dass alle Mädchen und Frauen Kleider tragen müssen, wenn sie an den königlichen Hof kommen." Sie nahm ein langes, hellgrünes Kleid mit vielen dunkelgrünen Rüschen vom Tisch und reichte es mir.
,,Ich dachte, es würde zu deinen Augen passen."
,,Wow, es ist wunderschön!"
,,Das ist meins!" Sie nahm ein langes, lila Kleid mit helllila Rüschen vom Tisch und zeigte es mir stolz.
,,Es ist genauso schön wie meins."
,,Schön das es dir gefällt. Komm, wir ziehen uns um und machen uns los!"
,,Okay!" Ich war jetzt total aufgeregt! Am liebsten wäre ich losgerannt, los geflogen, was weiß ich. Auf jeden Fall mich bewegen! Raven konnte über meine Hibbeligkeit nur lächeln. Raven half mir das Kleid anzuziehen. Es war mit einem Reifrock und einem Korsett. Es war super eng! Raven jedoch meinte, dass das nicht mal das engste Kleid war.
Endlich flogen wir los! Wir flogen durch rosige Wolken, während hinter uns die Sonne aufging. Es war ein wunderschönes Gefühl. Wir flogen echt lange. Wir flogen an Orten vorbei, von denen ich noch nie gehört hatte. Ehe ich mich versah, steckte ich in einer ganz anderen Welt!
,,Wo sind wir hier Raven?"
,,Willkommen in der Elfenwelt, um genau zu sein in der Sonnenelfenwelt. Gleich sind wir in ihrer Hauptstadt Sunanda, wo der Palast ist, in dem der König lebt."
Wir landeten und vor uns prangte ein riesiger Palast in die Höhe. Das Eingangstor war so riesig, dass es eher für riesige Dinosaurier bestimmt war, als für zarte Elfen. Der Garten war grün, gut gepflegt und ordentlich gehalten. Überall standen Springbrunnen mit entweder einem Jungen, einer Frau oder einem Mann, denen anscheinend der Palast gehörte, darauf. Sie sahen aus wie Götter und wurden anscheinend auch so verehrt!
All das war jedoch nichts gegenüber dem Palast! An der Vorderseite waren riesige Diamanten, die mich sogar mit meinen 1,69m überholt hatten. Der Palast war ganz in Weiß gehalten und das Dach war rot. Alles war sauber und das Dach sah so aus, als ob es jeden Tag poliert werden würde. Sogar Raven sah beeindruckt aus, obwohl sie davor so getan hatte, als ob sie schon tausendmal hier gewesen wäre.
Plötzlich durchbrach eine Stimme die friedliche Ruhe:,, Hey! Wer seid ihr denn? Hab ich mich versehen, oder bist du eine Dunkelelfe?" Raven reagierte sofort und erhob sich in die Luft. Ich versuchte es auch, aber meine Flügel gehorchten mir nicht und ich war so in Panik, dass ich mich nicht konzentrieren konnte.
Er ging auf mich zu und riss mich am Arm mit sich. ,,Hey! Lass mich los!",schrie ich wütend. Ich versuchte ihm in die Hand zu beißen, doch er war einfach zu stark mir gegenüber. Er war groß, stark und gut gebräunt und hatte große, dünne, grün-goldene Flügel. Mehr konnte ich nicht erkennen, da er mich nicht eines Blickes würdigte. Ich sträubte mich, doch er zog mich mühelos hinter sich her.
,,Hör auf zu zappeln! Es wird dir sowieso nichts bringen. Deine kleine Freundin wird schon bald versuchen dich zu befreien."
Jetzt sah er mich zum ersten Mal an. Ich erkannte ihn gleich wieder, obwohl er momentan nicht gerade wie ein junger Gott, sondern eher wie der Teufel höchstpersönlich, dem ein Toter entkommen war, aussah. Sein Gesicht war wutverzehrt, doch immer noch wunderschön. Er betrachtete mich wütend mit seinen wunderschönen, großen, haselnussbraunen Augen. Sein hellbraunes Haar fiel ihm in die Augen und 2 lange, spitze Ohren guckten heraus. Es war das Gesicht des jungen Gottes auf den Springbrunnen.
Raven landete und sprach ruhig, aber gleichzeitig respektvoll:,, Prinz Sen, wir sind gekommen um euch zu helfen König Peer zu besiegen. Das Mädchen, das du da gerade festhältst, ist die legendäre Elfe Shanna, die der Sage nach, König Peer, ihren eigenen Vater, besiegen soll!" Er ließ mich so ruckartig los, als hätte ich ihm einen Stromschlag versetzt und ich fiel zu Boden. Ich guckte verwundert zwischen Raven und Prinz Sen hin und her. Prinz Sen sah mich erstaunt an und Raven lächelte triumphierend.
,,Wieso sollte sich die legendäre Shanna dem Bösen anschließen?", fragte er misstrauisch.
,,Hallo? Wenn ich oder sie etwas Listiges vorgehabt hätten, hätten uns die Tore gar nicht erst durchgelassen und ich würde auch bei der Elfenkontrolle durchfallen! Im übrigem, ich habe seit über 700 Jahren sehr wenig Menschenblut getrunken." 700 Jahre? Wow! Das ist echt lange!
,,Also, dürfen wir jetzt deinen Vater sprechen? BITTE!", sagte sie mit einem Hauch von Ironie und Arroganz.
,,Folgt mir!", sagte er jetzt schon netter und half mir auf.
Wir gingen durch ein riesiges Eingangstor, bei dem nicht mit Gold und Edelsteinen gespart wurde und eine lange Treppe aus Marmor herauf. Dann standen wir vor einem riesigem Tor an dem Prinz Sen anklopfte. Das Tor öffnete sich mit etwas Quietschen und ein kleiner Mann erschien. War er ein Zwerg oder ein Elf? Er blickte zu uns hoch und erschrak, als er Raven erblickte.
Er wollte gerade losrennen, als ihn Prinz Sen am Kragen packte und sagte:,, Finn, ich würde gerne zu meinem Vater, also kündige uns an!" Er sah Finn streng an und ließ ihn dann los. Der Elf, ich war mir jetzt sicher das er ein Elf war, weil ich seine kleinen, blauen Flügelchen und seine spitzen Ohren, die ungefähr so groß waren wie meine Zeigefinger, entdeckt hatte, stolperte kurz und rannte dann in größter Eile wieder durch das Tor davon. Prinz Sen gab uns einen Wink ihm zu folgen und ging voran. Wir gingen auch durch das Tor und kamen in einen langen Gang mit vielen Gemälden in denen gruselige Typen waren, die uns böse anstarrten. Ich fühlte mich irgendwie etwas beobachtet. Wir durchquerten den Gang und kamen wieder an einem Tor an, hinter dem ich den Thronsaal vermutete.
Das Tor öffnete sich und meine Vermutung erfüllte sich: der Thronsaal.

5. Kapitel




Der König saß in seinem riesigen, Gold verzierten Thron. Zu seiner Rechten saß eine Frau, wahrscheinlich die Königin, zu seiner Linken war ein leerer Thron, wahrscheinlich Prinz Sens, und dann standen noch etliche Wachen um uns herum.
Der König saß mit Neugier da. Unangenehmer Neugier! Sein Blick durchbohrte mich richtig. Ich wurde nervös und meine Hände vom Schweiß nass. Heißes Blut stieg mir in den Kopf, als ich merkte, wie die Blicke der anderen mich durchbohrten. Ich bekam es mit der Angst zu tun! Was war, wenn sie uns nicht glaubten? Was werden sie dann mit uns anstellen? Was wird dann aus Mom? Wird sie je erfahren, was mit mir passiert ist? Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich sah Moms traurige Miene vor meinem inneren Auge.
Raven unterbrach meine Gedanken. Sie verbeugte sich vor dem König und gab mir ein Zeichen, dass ich es ihr gleich tun sollte. Ich hatte meine Höflichkeit ganz vergessen! Ich tat es ihr schnell nach.
Der König lachte:,, Erhebt euch!", sprach er nett, aber befehlend. Ich tat es, wie er mir geheiße.
,,Miss Owen, es freut mich sehr, ihnen einmal höchstpersönlich gegenüber zu stehen und sie mit eigenen Augen zu sehen. Genauso erfreut es mich, dass sie auf unserer Seite sind.", er sprach mit einer Audienz, der man glauben musste. Bei seinen Worten fiel alle Angst von mir ab. Ich war froh, dass sie uns wahrscheinlich nicht töten würden, oder zumindest das, was Elfen halt so taten.
,,Genauso erfreut es mich, eine Sklavin der dunklen Macht, in Frieden an meinem Hof willkommen heißen zu dürfen. Weis dein Herr dass du hier bist?"
,,Nein, Euer Majestät. Er denkt ich erfülle seinen Auftrag und bringe Shanna zu ihm." Alle hielten die Luft an und warteten gespannt auf die Reaktion des Königs. Plötzlich war alle Angst wieder da. Bestimmt wird der König explodieren und Raven auf den Scheiterhaufen werfen oder so. Doch der König lachte laut los, als hätte jemand einen Witz gerissen. Ich war total verblüfft. Alle anderen sahen allerdings so aus, als hätten sie mit dieser Reaktion schon halb gerechnet. Also lächelte ich einfach höflich, damit ich nicht als unbeholfen gelte.
,,Du bist bestimmt eine richtig gute Doppelspionin!", sprach der König freundlich, ,,Nichts desto trotz, muss ich als König die Sicherheit meines Volkes gewährleisten und muss deine Gedanken durchsuchen lassen! Ich darf die Sicherheit meines Volkes nicht einfach so liegen lassen. Das verstehst du doch, oder?", fragte er ernst.
,,Natürlich versteh ich das, euer Majestät.", sagte sie voller Loyalität.
,,Geh bitte mit Finn mit! Er wird dich durchsuchen lassen." Raven nickte als Anerkennung. Sie ging zu Finn hin. Raven war Finn anscheinend nicht ganz geheuer, denn er achtete immer auf einen gewissen Abstand. Die Beiden verschwanden hinter einem der vielen Tore.
Nun wandte der König, von dem ich den Namen vergessen hatte, sich wieder mir zu:,, Also Miss Shanna, sind sie hergekommen um eine Ausbildung oder um Hilfe für ihren großen Kampf gegen König Peer zu bitten?", fragte er fachgemäß. Als er von meinem großen Kampf gegen meinen Dad sprach, lief es mir kalt über den Rücken.
Es dauerte einen Moment bis ich meine Stimme wieder gefunden hatte:,, Also eigentlich wollten Raven und ich um Hilfe bitten, dass sie vielleicht jemanden schicken, der Raven hilft mich auszubilden. Aber es sollte nur eine Pers... äh ich meine natürlich eine Elfe sein, denn meine Mom darf nämlich nichts davon mitbekommen und irgendwo müsste der Elf ja auch wohnen und...", stammelte ich.
,,Mach dir darüber mal keine Gedanken, Liebes! Wir kümmern uns schon darum.", wandte sich zum ersten Mal die Königin an mich.
Sie war wirklich märchenhaft schön! Sie hatte hochgestecktes, braunes Haar und eindringliche leicht grünlich schimmernde Augen, die richtig glitzerten, sodass ich sie sogar aus meiner Entfernung deutlich sah. Aus ihrem Rücken prangten elegante, durchsichtige Flügel, die zu ihren Augen passten. Sie trug ein hauchdünnes, blattgrünes Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Natürlich trug sie auch eine Krone mit leicht grünlichen Edelsteinen, die ebenfalls zu ihren Augen passten. Anscheinend war alles in der Elfenwelt auf die Augen abgestimmt. Sie war auch sehr zierlich, im Gegensatz zu ihrem Mann. Er war rundlich und hatte weiß-braunes Haar und einen lustigen Schnurrbart.
,,Mal sehen, wen könnten wir denn mit dir schicken?", dachte der König laut, ,,Vielleicht Joe oder Ed?", fragte er die Königin.
,,Wieso ziehst du kein Mädchen in betracht? Zum Beispiel Celina oder Elea?", fragte sie, ,,Sie sehen beide so liebenswert aus und dadurch sind sie die perfekte Waffe! Eine von ihnen könnte während der Schulzeit auf sie aufpassen, wegen der Dunkelelfen.", sagte die Königin und sie wusste das dass ein überzeugender Einwand war. Der König kaute nervös auf seiner Unterlippe:,, Aber sie sind so schwach!", nuschelte er.
Wahrscheinlich dachte er, dass die Königin gleich explodieren würde. Die jedoch sagte kühl:,, Oh, wenn das so ist, wieso sitzt du dann auf diesem Thron, wenn es bloß Starke geben darf, die man einsetzten kann? Schließlich kümmere ich mich um alles, während du auf deinem Thron da sitzt und immer fetter wirst, während ich mich sogar um die Kriegsangelegenheiten kümmere!", endete sie schließlich. Der König sank errötet in seinem Thron zusammen. Es war ihm sichtlich peinlich, wie die Königin ihn vor mir behandelt hatte.
Plötzlich öffnete sich die Tür eines der Tore und Raven erschien mit Finn. Raven strahlte fröhlich und Finn sah beleidigt aus. Anscheinend hatte sie es geschafft.
Sie strahlte mich kurz an und wandte sich dann dem König zu.
,,Okay Finn, was ist mit ihr?", fragte der König.
,,Sie ist sozusagen eine von uns.", antwortete er ärgerlich. Er wollte sich gerade zum gehen wenden, als ihn der König noch einmal zurückrief:,, Finn! Ich möchte etwas Genaueres über sie wissen!" Man sah Finn an, dass er sich nicht wohl in seiner Haut fühlte.
,,Ich werde selbst über mich erzählen!",sagte Raven. Der König schaute sie erstaunt an:,, Na gut, aber erzähl mir ja keine Lügen!", sagte er ernst.
,,Also ich heiße Raven Hathaway und bin 2897 Jahre alt. Ich wurde in einem alten Haus in der Dunkelelfenwelt geboren. Meine Mom war eine Dienerin des Königs. Er konnte sie nicht sehr gut leiden, weil ihre magischen Kräfte sehr schwach waren, da sie schon 2 Kinder bekommen hatte, mich und meine kleine Schwester Arya. Arya ist 1846 Jahre alt. Ganz plötzlich ging es meiner Mom immer schlechter. Kein Arzt konnte ihr helfen. Als sie starb, war ihr letzter Wunsch, dass wir zu den Sonnenelfen gingen und ihnen helfen würden. Ich hatte dieses Ziel nie so sehr verfolgt, bis ich Jean traf. Er war mein bester Freund, aber ich liebte ihn auch. Wir waren ein Herz und eine Seele, doch nach ein paar Jahren bekam König Peer mit, dass Jean gegen ihn arbeitete.", Ravens Stimme wurde immer hysterischer und sie befand sich anscheinend nicht mehr im Thronsaal, sondern in ihren Erinnerungen, ,,Er warf ihn in den Kerker und seine Hinrichtung sollte am nächsten Tag sein. Ich hatte versucht ihn zu befreien, doch er wollte es nicht und hat mich abgehalten. Sein letzter Wunsch an mich war der gleiche, wie der meiner Mom. Er wurde hingerichtet und ich musste die ganze Zeit dabei zusehen und konnte ihm nicht helfen. ", sie fiel auf die Knie und schluchzte heftig, ,,Arya hat mir wieder aufgeholfen.", sagte sie liebevoll, obwohl der bittere Schmerz mitklang, ,,Sie hat mir geholfen, mich aufgemuntert. Als ich halbwegs sicher war, verließ sie mich. Sie hatte ihn auch sehr gemocht und hatte Rache geschworen. Sie verschwand und ich habe sie nie wieder gesehen. Ich weiß nicht ob sie tot ist oder immer noch Rachepläne schmiedet. Ich hoffe sehr, dass sie noch lebt, denn ich liebe sie wirklich!", damit endete sie, doch anscheinend war sie immer noch in ihren Erinnerungen. Erst jetzt merkte ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Ich wischte sie hastig weg, hielt aber den Blick gesenkt. Ich hatte mein Gesicht noch nicht unter Kontrolle.
,,Oh Raven!", sagte ich mitfühlend und schloss sie in meine Arme. Eine ihrer Tränen tropfte auf meinen Arm.
,,Und wo ist jetzt diese Arya?",fragte der König.
,,Ich weiß nicht!", sagte Raven bestürzt, ,,Ich habe sie schon überall gesucht doch sie ist unauffindbar."
,,Ich gehe mit ihnen!", wechselte Prinz Sen das Thema. Alle schauten ihn erstaunt an.
,,Das geht doch nicht! Du bist ein Prinz!", schrie der König außer sich vor Entsetzten und Zorn, ,,Wie...?! Wo...?! Nein, das geht nicht!"
Die Königin reagierte ganz anders. Sie lächelte ihren Sohn stolz an. Prinz Sen lächelte zurück und beachtete seinen Vater nicht weiter. Sie ging auf ihn zu und umarmte ihren Sohn. Dann kamen die beiden zu uns herüber:,, Ich wünsche euch Beiden viel Glück und das ihr euer Ziel erreicht. Ich hoffe auch das mein Sohn euch eine große Hilfe sein und nicht allzu ungeduldig sein wird.",sagt sie und stieß ihrem Sohn leicht mit dem Ellenbogen in die Seite.
Obwohl Prinz Sen zu uns stand, glaubte ich nicht dass Ravens Geschichte ihm sehr nahe ging sondern dass er das alles eher für seine Mutter tat.
,,Ich habe noch eine Bitte an euch: könnt ihr vielleicht erst morgen zurückkehren? Ich würde gerne noch etwas Zeit mit meinem Sohn verbringen, weil er ja erst mal eine Zeit lang weg sein wird.", bat die Königin.
,,Klar! Ich könnte ja mal meine Mom anrufen.", sagte ich. Ich verließ den Saal und rief mit meinem Handy Mom an:,, Hallo? Felicia Owen?", meldet sie sich.
,,Hi Mom! Ich bin’s Shanna. Ich wollte fragen, ob ich bei einer Freundin schlafen darf?", ich betete dass sie ja sagen würde.
,,Äh Okay. Aber du hast doch gar keine Sachen!"
,,Sie wollte mir welche ausleihen. BITTE!"
,,Na gut, wenn es dir so viel bedeutet und wenn es ihre Mutter erlaubt."
,,Ja, das ist alles geregelt."
,, Okay, aber darf ich noch einmal mit ihrer Mutter reden?" Mist! Was soll ich jetzt tun? Plötzlich tauchte Raven neben mir auf. Anscheinend hatte sie alles mitgehört. Sie gab mir ein Zeichen, dass ich ihr mein Handy geben sollte:,, Hallo Miss Owen, hier spricht Lolas Mom. Also es ist total Okay das Shanna bei uns schläft."
Daraufhin sagte Mom irgendetwas, was ich jedoch nicht verstand und Raven antwortete: ,,Natürlich!”
Raven reichte mir mein Handy zurück..
,,Hallo?"
,,Okay Shanna! Es ist alles geregelt. Bis morgen dann."
,,Tschüss Mom", dann war nur noch Tut Tut Tut zu hören. Ich war froh dass sie ja gesagt hatte. Ich ging zurück in den Thronsaal und erzählte, dass ich heute hier übernachten durfte. Die Königin freute sich riesig!
,,Finn wird euch jetzt zeigen, wo ihr schlafen könnt!", sagte der König. Er fand es anscheinend nicht so toll, dass Raven in seinem Palast schlief, obwohl er davor so begeistert getan hatte.
Wir folgten Finn zu einem kleinem Zimmer mit zwei eleganten Türen. Jeder bekam eins. Man konnte aber eine Tür öffnen und dann in das andere Zimmer gehen. Meine ,,Wohnung" hatte 3 Zimmer und das eine war in der 2. Etage. Das erste Zimmer war das Wohn-Küchen-Zimmer. Da war eine braun-beige mini Küche und ein dazu passender Tisch und Stühle. Dann waren da noch ein weißes Sofa und ein voll gestopftes Bücherregal Das Zimmer war ungefähr 5-mal so groß wie mein Zimmer Zuhause.
Im 2. Zimmer war ein Himmelbett mit grüner Bettwäsche, ein heller Kleiderschrank, ein baiges Sofa und ein riesiges Fenster mit einem traumhaftem Ausblick. Man sah Blumen, Sträucher und Bäume.
Ein Baum fesselte meinen Blick besonders. Er war riesig und dick und er war gedreht. Er strahlte eine anziehende Atmosphäre aus. Finn musste meinen Blick bemerkt haben denn er sagte:,, Das ist der Baum des Lebens! Wenn er sterben würde, würden die Sonnenelfen mit ihm sterben. Sein goldener Saft ist sozusagen sein und unser Blut! Halte es nicht für einen Scherz! Du kannst mit etwas Glück mit ihm kommunizieren.", ich runzelte die Stirn, ließ mir aber von Finn nichts anmerken, ,,Wenn du einmal Hilfe brauchst, schau unter seiner Rinde nach! Wenn es die höchste Not ist, findest du ein Geschenk von Ariane in ihm! Vertrau aber nicht auf ihr Geschenk! Es ist nur eine kleine Hilfe. Ariane war einmal eine äußerst hübsche, gutmütige Elfe und man sagt sich, dass sie gelockte Haare hatte die aussahen wie flüssiges Gold. Jeder Elf wollte sie zur Frau haben. Doch sie nahm sich nie einen. Sie wollte nur den Elfen helfen und sie vor Bösem bewahren. Doch es brach ein gewaltiger Krieg aus. Ariane wollte es verhindern, doch wie? Niemand wollte ihre Hilfe, sie war schließlich ein Mädchen. Ariane konnte es aber nicht ertragen! Sie opfere sich, indem sie sich auf dem Kriegsfeld umbrachte. Der Krieg hörte durch das große Leid ihres Todes auf! Sie brachte sich genau an der Stelle um, an dem jetzt der Baum steht. Dort wurde sie auch begraben. Alle Elfen verabschiedeten sich von ihr und vergossen viele Tränen. Sie trauerten wochenlang um sie. Langsam wuchs der Baum! Er wuchs durch die Tränen der Elfen! Manchmal, wenn man genau hinhört, hört es sich an wie Arianes Lachen." Ich fand das alles irgendwie krank! Ein Baum der einmal eine Elfe war? Schwachsinn!
Na ja! Ich ging ins 2.Stockwerk wo ein riesiges Bad aus Marmor war. Es war eigentlich nicht besonders, außer dass die Badewanne so groß wie unser Bad war und das der Spiegel fast alle Wände bedeckte, war alles ganz normal.
Ich ging wieder herunter und beschloss Raven zu suchen. Ich musste durch viele Gänge gehen, wo mich immer irgendwelche komischen Typen aus den Gemälden ansahen. Ich fühlte mich etwas beobachtet.
Ich fand Raven in einem Raum, der aussah wie unser Chemielabor, nur viel cooler! Überall standen brodelnde Gebräue in allen Farben herum, sodass ich mir vorkam wie in Harry Potter!
Raven unterhielt sich mit einem anderem Elf. Sonst war niemand hier. Raven entdeckte mich und winkte mich zu sich. Ich ging auf sie und wäre um ein Haar über einen Teppich gestolpert. Fast hätte ich mehrere der Gebräue heruntergerissen.
,,Pass auf Shan! Wenn du etwas herunterreißt könntest du vielleicht Säure, oder so etwas in der Art, und abbekommen.", sagte sie ernst.
,,Das hättest du mir aber auch früher sagen können! Was macht ihr denn eigentlich?"
,,Wir versuchen neue Gifte und Heiltränke zu entwickeln."
,,Auf was testet ihr sie?", fragte ich und wollte eigentlich die Antwort gar nicht wissen. Was ist wenn sie dafür Tiere oder so umbringen, ,,Die Heilmittel testen wir an kranken Tieren und Pflanzen und die Gifte an teuwütigen Tieren, die eh nicht mehr gesund werden können.", sagte Raven und hatte anscheinend Mitleid mit den Tieren.
Mein Blick entdeckte eine dampfende, grüne Flüssigkeit, die der andere Elf über ein Feuer hielt. Er nahm es vom Feuer und holte einen Käfig unter dem Tisch hervor. Er nahm eine zweite Zange und holte ein Eichhörnchen heraus, das versuchte sich aus dem Griff der Zange zu winden. Ich vermutete dass es Teuwut hatte. Der Elf goss etwas von der grünen Flüssigkeit auf das Tier und es hörte fast augenblicklich auf sich zu bewegen. Mir tat das arme Tier leid. Ich musste meinen Blick abwenden, sonst würde mir mein Frühstück noch einmal hallo sagen. Ich sagte mir, dass es besser so wäre und dass das arme Wesen jetzt von seinem Leid erlöst sei.
Raven jedoch sagte triumphierend:,, Die Dunkelelfen können sich schon mal bereit machen, denn wir sind es!", sagte sie grimmig. Es hätte bloß noch das böse Gelächter gefehlt, dann hätte man denken können, sie will die Welt beherrschen.
,,Äh, Raven? Was ist das?", fragte ich und zeigte auf die grüne Flüssigkeit. Ihre Aussage machte mir etwas Angst.
,,Das ist ein Gift, das so stark ist, dass ein Tropfen ausreicht um hundert Menschen, beziehungsweise Elfen, umzubringen. Ein Tropfen auf die Hand und die Haut und alles was daran hängt ist nach wenigen Sekunden weggeätzt.", sagte sie und ihre Augen leuchteten dabei. Ich warf dem Eichhörnchen einen Blick zu und sah gerade noch, wie das letzte Stückchen Schwanz verschwand. Jetzt stieg wirklicher Ekel in mir auf. Raven jedoch fand die Vorstellung, die Dunkelelfen damit zu töten, geradezu berauschend.
,,Wir werden es den Dunkelelfen ins Essen tun und dann..." Ich unterbrach sie entsetzt:,, Ich dachte wir wollen nur den König töten?!" Sie verdrehte die Augen:,, Ja, aber ein paar werden sich ihm weiterhin treu unterwerfen. Also keine Untertanen, keine Gefahr!"
Ich schüttele vor Wut und Abscheu den Kopf und rannte mit Tränen in den Augen in mein Zimmer. Ich verschloss die Türen und schmiss mich auf mein Bett und fing an zu schluchzen.

6.Kapitel




Wahrscheinlich bin ich eingeschlafen, denn ein Klopfen weckte mich. Eine Frauenstimme rief:,, Miss Owen, machen sie sich fertig! Es gibt in einer Stunde Essen. Ich soll ihnen helfen. Machen sie bitte die Tür auf." Ich stand auf und wischte mir verschlafen über die Augen. Mein Magen knurrte richtig, als mir die Essensgerüche in die Nase stiegen.
Ich schloss die Tür auf und eine Elfe mit langen hellblond gelockten Haaren und freundlichen, blauen Augen stand vor mir. Sie hatte hellblau schimmernde Flügel und trug ein kurzes, himmelblaues Kleid mit einer hellgrünen Schärpe. Sie strahlte mich an und sagte:,, Hi, ich bin Victoria, aber sie können mich auch Vicky nennen. Haben sie geschlafen oder so? Sie sehen nämlich ganz strubbelig aus.", sagte sie aufgeregt.
,,Hi Vicky. Komm doch herein. Ich hab wirklich ein bisschen geschlafen."
,,Wie ist das denn so? Wir Elfen können ja nicht schlafen.", fragte sie neugierig.
,,Na ja, wenn du schläfst dann merkst du nichts mehr. Manchmal träumst du was, also hast du irgendwelche Bilder im Kopf, die du nicht bestimmen kannst. Also schlafen lässt sich schwer erklären. Aber warte mal! Wo wir gerade dabei sind, Elfen essen doch gar kein Menschenessen. Gibt es dann heute etwa extra was für mich?"
,,Natürlich! Sie sind doch etwas Besonderes!"
,, Das wäre doch nicht nötig gewesen. So hungrig bin ich gar nicht.", meinte ich, doch mein Magen war da anscheinend anderer Meinung, denn er knurrte laut.
,, Mmmmh. Ganz bestimmt.", sagte sie und verdrehte die Augen, ,, Jetzt wäre es sowieso zu spät! Alles ist gekocht."
,,Ist es viel?"
,,Je nachdem wie sie ein Buffet einschätzen." Ich seufzte.
,, Okay, dann müssen wir mich jetzt wohl fertig machen. Aber könntest du mir noch einen klitzekleinen Gefallen tun? Könntest du bitte aufhören mit diesem Miss Owen? Das nervt ganz schön! Ich bin schließlich nur Shanna." Da musste sie lachen.
,, Ich hatte echt mit etwas schlimmen gerechnet wie: könntest du bitte das Klo putzen oder so, aber dass, denke ich, lässt sich einrichten. Okay Shanna, dann fangen wir mal an. Also ich habe von so etwas überhaupt keine Ahnung und ich glaube, dass sie mich nur versehentlich zu dir geschickt haben, denn erstens bist du unser besonderer Gast und verdienst die beste Dienerin und zweitens bin ich eigentlich die Tochter eines Koches und gerade bei ihm in der Ausbildung.", sagte sie und da mussten wir beide Lachen.
,,Okay. Ich habe auch überhaupt keine Ahnung. Ich fange morgens eigentlich immer mit meinen Haaren und meinem Make up an, zumindest würde ich das, da ich keins trage."
,,Natürlich Mademoiselle, ich werde ihre Wünsche respektieren.", wir mussten wieder beide lachen.
,,Aber müssten wir das Make up nicht eigentlich nach der Kleidung auswählen?", warf ich ein.
,, Du hast recht. Also was ist deine Lieblingsfarbe?"
,,Ich mag hellgrün."
,,Cool ich auch. Lieber etwas kurzes, luftiges oder etwas langes, unbequemes, wie das Kleid was du gerade an hast?" Das Kleid von Raven war wirklich unbequem, da es so einen Reifrock drunter hatte und halt super eng war!
,, Ich nehme das Luftige. Aber Raven hatte gesagt, dass Elfen altmodisch sind. Wieso tragen sie dann kurze Kleider?"
,,Na ja, der König mag das eigentlich überhaupt nicht, aber die Königin findet diese viel bequemer und da hat der König beschlossen, dass wir das tragen können, was wir wollen."
,,Na gut. Welches hast du gefunden?"
,,Entweder das oder das.", sagte sie und hielt ein hellgrünes, knielanges, dünnes Kleid mit mehreren Schichten und einem Edelstein an der Seite dran hoch oder ein hellgrünes Kleid mit etwas dunkelgrünen was etwas unter den Knien saß und ein Pettiko darunter hatte hoch. Sie waren beide wunderschön, aber ich nahm das erste mit dem Edelstein. Ich zog es an und Vicky gab mir die passenden Schuhe dazu. Der Haken jedoch war, dass die mindestens 10cm Absatz hatten. Ich konnte darauf nicht einmal richtig stehen, geschweige denn laufen. Da hatte Vicky eine Idee:,, Es wird dem König zwar nicht gefallen, aber wieso nehmen wir nicht einfach Schuhe, die gar nicht für das Kleid gedacht sind?"
,,Okay, aber wird der König nicht sauer sein?"
,,Ja und wenn schon. Ich glaube, die Königin macht das auch immer." Also suchten wir mir ein paar dunkelgrüne Ballerinas heraus. Ich fand, dass die besser zu dem Kleid passten als die davor.
Vicky und ich malten uns gerade aus wie das Gesicht des Königs aussehen wird, wenn er mich sieht und mussten total viel lachen, da klopfte es plötzlich an der Tür. Vicky und ich schauten uns fragend an. Wer konnte das wohl sein?
,,Herein.", sagte ich, worauf die Tür aufging und eine dicke, alte Elfe mit strengem Gesicht eintrat.
,,Victoria?! Wie kannst du es nur wagen überhaupt in die Nähe von Miss Shanna zu kommen und ihr dann auch noch diese schrecklichen Sachen zu geben?! Du kommst jetzt mit mein liebes Fräulein!", schrie sie wütend und wurde beim sprechen immer roter, bis sie am Ende aussah wie eine Tomate. Sie ging mit großen Schritten zu ihr herüber, packte sie am rechtem Ohr und wollte sie aus dem Zimmer schleifen.
Sie waren schon bei der Tür als ich einschritt:,, Madame, es ist total Okay, dass Vicky sich um mich gekümmert hat. Sie war richtig nett und höflich und die Sachen finde ich auch gut. Kann sie mir nicht weiter helfen?" Die dicke Elfe sah mich verdutzt an:,, Wirklich?"
,,Ja Madame. Ich habe nichts auszusetzen. Besser hätte man es gar nicht machen können."
,,Na wenn das so ist, dann los, mach sie fertig!" Sie ließ Vicky los, warf ihr noch einen wütenden Blick zu und verschwand dann.
,,Danke Shanna. Ohne dich wäre ich geliefert gewesen. Da hätte ich mir schon mal eine neue Heimat suchen können, wenn überhaupt. Vielleicht wäre ich ja sogar angezeigt wurden.", sie fiel mir um den Hals. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte.
,,Na komm, machen wir dich fertig!" Ich setzte mich auf einen Stuhl vor einem Spiegel.
,, Okay, was machen wir mit deinen Haaren? Hochstecken, föhnen, glätten, so lassen?"
,,Kannst du mir auch solche Locken machen, wie du hast?"
,,Klar!" Sie nahm einen Lockenstab und fönte mir die Haare. Sie föhnte und föhnte und föhnte bis ich mir sicher war, dass ich bestimmt schon längst da sein müsste. Endlich sagte sie:,, So, wir sind fertig!" Ich schaute in den Spiegel und hätte mich kaum wieder erkannt. Ich sah wunderschön aus! Meine Haar hing mir lockig über den Schultern. Es hatte einen Glanz, den es bisher noch nie hatte.
,,Und, gefällt es dir?", fragte sie selbstzufrieden.
, Es ist...wunderschön! Danke!", jetzt war ich diejenige, die ihr um den Hals fiel.
,,Okay! Dann setzt du dich jetzt noch einmal auf diesen Stuhl und wir kümmern uns um dein Make up." Sie machte mir Wimperntusche drauf und etwas silbernen Liedschatten, aber nicht zu viel, sodass es nur leicht silbern schimmerte. Dann machte sie mir noch etwas roten Lippenstift drauf und fertig war ich.
Früher hatte ich Make up immer für arrogant gehalten, doch jetzt half es nur, meine innere Schönheit zum Ausdruck zu bringen. Ich war sprachlos, als ich mich fertig im Spiegel betrachtete.
,,Vicky du bist...die Größte!", sagte ich und umarmte sie zum zweiten Mal heute.
Ich verabschiedete mich von Vicky und ging den Weg zum Speisesaal entlang, den Vicky mir beschrieben hatte. Wieso haben Elfen eigentlich einen Speisesaal, wenn man gar nichts isst? Ich fand den Speisesaal ziemlich schnell, da jedes Mal wenn ich an einem Elf begegnete, er sich verbeugte und dann den Gang entlang zeigte.
Die Tore zum Speisesaal öffneten sich und ich blickte hinein. Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge und alle starrten mich an. Schnell blickte ich zu Boden und merkte wie mir die Röte in die Wangen kroch.
Schnell setzte ich mich auf meinen Platz neben Prinz Sen.
Der König klopfte mit seinem Löffel gegen sein Glas, damit das Klirren die Elfen zum Schweigen brachte.
,,Okay! Da Miss Shanna jetzt da ist, das Buffet ist eröffnet." Man hörte wie viele Stühle schleifend über den Boden rutschten und sich die Elfen auf dem Weg zum Buffet machten. Ich wollte gerade aufstehen, da hielt mich der König zurück.
,, Miss Shanna, wer hat ihnen diese Sachen gegeben? Die sind ja wirklich schrecklich!", sagte der König angewidert.
,,Also ich finde sie toll!"
,,Ach so, wenn das so ist...", sagte er, aber ich sah noch, wie er angewidert den Blick abwendete.
Ich ging hinüber zum Buffet, um mir etwas zu essen zu holen. Es gab tausende Gerichte, von Salat bis Truthahn. Es war unglaublich! Was sollte ich nur essen?
Ich entschied mich für einen kleinen Salat, ein bisschen Truthahn, Kartoffeln und Gemüse. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz, an dem jetzt ein kaltes Glas Orangensaft stand. Das Essen war einfach köstlich! Wie konnte man so etwas Leckeres machen, wenn man gar nichts ist?!
Als ich fertig war, fühlte ich mich, als würde ich gleich platzen!
Da fragte ich den König:,, Euer Majestät, ich hätte eine Frage: Ich würde mich freuen wenn ein Mädchen, Vicky, die Tochter des Kochs, mitkommen könnte."
,,Ja, ähm, aber wir haben schon jemanden ausgesucht, der mit ihnen mitkommen soll!"
,,Oh, wenn das so ist...", sagte ich, war aber ein bisschen traurig.
,,Aber wenn es sie glücklich macht, kann sie mitkommen, aber die Andere, Celina, auch, da Vicky keine kämpferische Ausbildung hat."
,,Ja, natürlich, dass verstehe ich.", sagte ich grinsend, ,,Wer ist denn diese Celina?", fragte ich neugierig.
,,Da kommt sie!", sagte der König und zeigte zu den Toren. Da war ein blasses Mädchen, mit einem Dolch in der Hand. Sie hatte schwarzes Haar, das sie zu einem Zopf geflochten hatte. Sie hatte einen engen, lila Overall an und ihr Gesicht war hart und mit großen, braunen Augen, die argwöhnisch umherblickten. Lila Flügel ragten aus ihrem Rücken. Sie sah gut aus, aber sehr hart.
Sie kam auf uns zu und setzte sich neben mich.
,,Hi Celina, ich bin Shanna.", sagte ich freundlich und hielt ihr meine Hand hin. Sie betrachtete meine Hand, wie ein giftiges Insekt.
,, Man schüttelt sich im Krieg nicht die Hände! Erstens können da wer weiß wie viele Bakterien dran sein und zweitens jemand könnte etwas Gift an seine Hand gemacht haben und dann ergreifen sie sie und sterben!", sagte sie hart. Schnell zog ich meine Hand zurück und errötete leicht.
Celina jedoch wandte sich ihrem Teller zu, der plötzlich vor ihr stand. Sie aß ohne ein Wort zu sagen und mit geschlossenen Augen. Sie konzentrierte sich anscheinend.
,, Okay, ich bin müde. Ich geh auf mein Zimmer.", sagte ich und stand auf. Ich ging in mein Zimmer und dann ins Bad. Dort duschte ich und zog mir einen Schlafanzug, der auf meinem Bett lag, an. Dann legte ich mich ins Bett und schlief sofort ein.

7.Kapitel




,, Shan, wach auf! Wir müssen los.", weckte mich Raven. Ich gähnte ausgiebig und rieb mir verschlafen die Augen. Die Sonne strahlte mir warm ins Gesicht. ,,Morgen Raven.", gähnte ich. Sie drückte mir meine Anziehsachen in die Hand und verschwand in ihr Zimmer. Ich ging ins Wohnzimmer und guckte aus dem Fenster. Ariane schien mich anzulächeln, so sehr strahlte sie. Unwillkürlich musste ich auch lächeln.
Ich ging ins Bad und machte mich fertig. Ich machte mir einen Zopf und zog die Sachen an, die Raven mir gegeben hatte. Es war ein blaues, langes Top und eine Glanzleggins.
Ich setzte mich aufs Sofa und wartete darauf, dass jemand mich zum essen holen würde. Mein Magen knurrte. Eigentlich hätte ich mir ja etwas zu Essen aus dem Kühlschrank im Wohnzimmer holen können, doch das wäre unhöflich.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich freute mich, endlich etwas zu Essen zu bekommen. Doch, zu meiner Enttäuschung, stand Vicky vor mir. Zu jeder anderen Situation hätte ich mich gefreut sie zu sehen, doch leider war es nicht so eine Situation. Ich verzog mein Gesicht, doch dann erblickte ich das Tablett in ihrer Hand. Mein Gesicht leuchtete auf und am liebsten hätte ich ihr das Tablett, auf dem ein lecker aussehendes Omelett lag, aus der Hand gerissen, doch ich beherrschte mich.
,,Hallo Vicky.", sagte ich freundlich.
,,Hi Shanna, keine Angst, ich habe deinen hungrigen Blick gesehen. Das Omelett hier ist ja auch für dich. Hier!", sie überreichte mir das Tablett und lächelte, als sie meinen hungrigen Blick sah.
Wir setzten uns auf die Couch und ich verschlang mein Omelett hungrig. Es war einfach perfekt! Gut durchgebraten, doch nicht zu durch, und einen guten Geschmack nach Kräutern, ich hatte nie etwas Besseres zum Frühstück gegessen, und dabei muss ich sagen, sind Moms Pfannkuchen schon total lecker.
Als ich fertig war ging ich mit Vicky in die Empfangshalle, um mich von dem König und der Königin zu verabschieden. Auf dem Weg sagte Vicky zu mir:,, Im übrigem, danke das du mich mitnimmst!"
,,Nix zu danken.", wehrte ich ab.
Wir gingen in den Thronsaal, wo wir los fliegen wollten. Die Königin verabschiedete sich gerade von Prinz Sen. Als wir ankamen gab sie ihrem Sohn gerade einen Kuss auf die Wange. Ihr liefen Tränen die Wangen hinunter.
Als sie fertig war kam sie auf Raven, die gerade neben mir erschienen war, Vicky und mich zu und sagte:,, Ich wünsche euch dreien viel Glück und hoffe, dass ihr eure Mission schafft. Ich hoffe auch, dass Sen nicht so stur, wie sonst immer, ist.”, ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, ,,Wenn doch, er meint es nicht so! Na ja, viel Glück!” Sie nahm meine Hand, drückte sie kurz und ging weg. Nun fehlte nur noch Celina. Ich hielt nach ihr Ausschau und sah gerade noch, wie der König ernst mit ihr redete. Sie nickte einmal kurz und kam auf uns zu. Stumm stellte sie sich neben mich. Ich dachte gerade an gestern Abend, an unsere erste Begegnung. Sie war irgendwie seltsam!
Endlich flogen wir los. Wir erhoben uns in die Lüfte und die Königin winkte uns mit einem weißem Taschentuch hinterher. Wir flogen und flogen und flogen und desto länger wir flogen, desto mehr fühlte es sich nach Heimat an!
Als wir endlich da waren, fühlte ich mich wie zu Hause, obwohl es für mich gestern noch alles so fremd gewesen war. Wir waren vor Ravens Höhle gelandet. Wir gingen hinein und Raven setzte sich auf eine Matte. Ich setzte mich zu ihren Füßen auf den Boden, schließlich trug ich kein Kleid mehr. Was war eigentlich mit meinem und Ravens Kleid, sie trug nämlich auch keins mehr, passiert? Ich fragte Raven danach und die antwortete:,, Die habe ich da gelassen, da wir sie hier sowieso nicht anziehen und falls wir zurückkommen, können wir sie anziehen.” Ich schaute zu den anderen dreien hinüber und sah, dass Vicky sich neben mich gesetzt hatte und die anderen beiden standen immer noch unschlüssig da. Prinz Sen sah aus, als ob er nicht wüsste, ob er sich hinsetzen durfte oder nicht und Celina schien fest entschlossen zu sein, stehen zu bleiben. Ich seufzte und stand auch auf, da ich fand, dass es unhöflich war, sitzen zu bleiben.
Raven kam zu uns herüber und sagte:,, Na ja okay, da wir jetzt da sind, schlage ich vor, dass wir mit dem Training beginnen! Shan und ich hatten gestern schon angefangen zu trainieren. Wir hatten mit Turnen angefangen, da ich mir überlegt hatte, dass das gut zum Ausweichen wäre…”, weiter kam sie nicht, da Prinz Sen plötzlich die Fassung verlor:,, Du hast was getan?! Sag mal, bist du noch ganz bei Sinnen?! Wir müssen sie so schnell wie möglich ausbilden und du vergeudest deine Zeit, um mit ihr Turnen zu üben?! Wofür soll das denn gut sein?! Damit sie elegant sterben kann, falls irgendwer sie tötet, mmhh?!”, er schmiss ihr noch weitere Beschimpfungen an den Kopf, die ich aber lieber nicht wiederholen will.
Er brüllte Raven immer noch an, als ihn plötzlich eine kühle, klare Stimme unterbrach:,, Hey Leute beruhigt euch mal!” Alle drehten sich zum Eingang der Höhle um, von wo die Stimme kam. Mehrere verhüllte Gestalten standen da. Die eine, die ein Stückchen weiter vorne stand und anscheinend der Anführer war, setzte die Kapuze ihres Umhangs ab und enthüllte ein kleines, blasses Mädchen mit einem irren Grinsen auf dem Gesicht. Sie hatte die gleiche Porzellanhaut und die gleiche lila Augenfarbe wie Raven. Sie hatte schwarz-lila gewelltes Haar, das ihr offen über den Schultern hing.
Raven schrie auf und umarmte sie mit solcher Wucht, dass sie lachend zu Boden vielen. Da dämmerte es mir: das Mädchen musste Arya, Ravens kleine Schwester, sein. Als die beiden sich wieder aufrappelten flossen Raven Tränen über die Wangen.
Langsam traten die anderen Gestalten auch ins Licht. Insgesamt waren es fünf. Sie nahmen auch ihre Kapuzen ab und ich sah, dass es zwei Jungen und zwei weitere Mädchen waren. Die Mädchen mussten Zwillinge sein, da sie die gleichen ungewöhnlich spitzen Gesichtszüge hatte und sich in allem glichen. Sie hatten die gleiche weiße Haut und das gleiche schwarze, lange, glatte Haar. Doch einen Unterschied hatten sie, der sehr beängstigend war: die eine hatte ein blutrotes und ein mausgraues Auge und die andere hatte ein eisblaues und ein neongrünes Auge. Ich wettete, dass sie sich bestimmt gleichzeitig bewegen, sprechen oder zumindest ergänzen würden, wie in Filmen immer. Ich wusste jetzt schon, dass ich versuchen würde, mich von den Beiden fern zu halten, da sie irgendwie gruselig waren!
Die zwei Jungs waren genauso blass und beide waren muskulös. Der eine hatte etwas längeres, dunkelblondes Haar und schöne, freundliche, beige Augen. Der andere hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und graue Augen.
Alle fünf hatten schwarze Sachen an und die gleichen Umhänge. Es war nicht zu übersehen, dass sie alle Dunkelelfen, weil sie alle schwarze Flügel hatten, obwohl alle einen kleinen Unterschied hatten.
Arya hatte die gleichen Flügel wie Raven, Die Zwillinge hatten lederartige Flügel, wie Fledermäuse, der Junge mit dem dunkelblondem, langem Haar hatte kleinere, hellere Flügel als die Anderen und der Dunkelhaarige hatte große, tief-schwarze Flügel.
Raven löste sich endlich von Arya und trat zu uns zurück. ,,Also, das ist meine Schwester Arya, von der ich euch erzählt habe. Arya, das sind der Sonnenelfenprinz Sen...", begann Raven.
,, Das war nicht zu übersehen und vor allem, nicht zu überhören, wie du meine Schwester herumkommandiert hast!", unterbrach Arya Raven und warf Prinz Sen einen halb spöttischen, halb bösen Blick zu.
,, Ja, auf jeden Fall sind das noch Celina, Vicky und Shanna, die Tochter des Dunkelelfenkönigs und der Sonnenelfenkönigin.", stellte Raven uns vor.
,, Hi! Ich bin halt Arya und das sind Michelle, Marie, Win und Drake.", sagte Arya und zeigte auf denjenigen. Michelle war die, der Zwillinge, die ein rotes und ein graues Auge hatte, Marie war die mit dem blauen und grünen Auge, Win war der mit den freundlich aussehende, beigen Augen und dem dunkelblonden, längeren Haar und Drake war der Dunkelhaarige mit den grauen Augen.
,,Arya, was ist denn passiert?", fragte Raven.
,,Na ja, ich war halt sehr wütend auf den König und hatte Rache geschworen. Ich hatte mich drei Tage lang in einer kleinen, engen Gasse versteckt. Ich hatte riesigen Hunger, traute mich aber nicht, mir etwas zu holen. Am vierten Tag fand mich dann Win und seitdem leben wir fünf in einen kleinen, alten, verlassenen Haus und überwachen den König. Wir klauen dem König auch Essen und Kostbarkeiten. Wir nehmen uns das was wir brauchen und den Rest schenken wir dem armen Volk. Einmal, da kam irgendein Adliger zu Besuch, für den der König einen riesigen Aufstand gemacht hat, und wir hatten das ganze Essen und Trinken geklaut und das Geschenk für den Adligen. Als er dann da war und das Geschenk öffnete, war da ein Stückchen Schweinefleisch drinnen, das Drake verloren hatte. Der Adlige ist total ausgerastet und kochend vor Wut gegangen. Wir hatten ihn auch einmal belauscht, als der König einem seiner Minister, den Plan über Shanna erklärt hat: er will Shanna, damit er ihr die mächtigsten, dunkelsten Flüche beibringen kann und sie kämpferisch ausbilden kann und sie dann zusammen die Sonnenelfen und die normalen Menschen unterwerfen können und falls er stirbt, Shanna seinen Platz einnehmen kann. Außerdem will er Shanna in eine ganze Dunkelelfe verwandeln.", endete Arya.
,, Das ist irre!", fluchte ich Stirn runzelnd.
,, Ja, aber das ist sein Plan.", sagte Arya nachdenklich, ,,Und wir und die Sonnenelfen sind die Einzigen, die ihn aufhalten können und die Dunkelelfen sind wesentlich blutrünstiger als die Sonnenelfen!" In diesem Punkt, musste ich ihr Recht geben! Ich könnte niemals einen Menschen, falsch, ein Lebewesen, ob magisch oder nicht, einfach so töten. Aber ich musste!
,, Und Raven, was hast du die letzten 3oo Jahre so gemacht?", unterbrach Arya meine Gedanken.
,, Ach, nichts besonderes! Ich hatte halt versucht, Shanna zu beschützen und einen guten Augenblick abgewartet, mit ihr zu sprechen, was ich ja dann auch geschafft hatte.", sprach Raven.
,, Klingt einleuchtend!", stimmte Arya ihr zu, ,,Wie wär´s, wenn ihr schon mal anfangt, mit Shanna zu trainieren und wir noch ein bisschen plaudern?" Alle waren einverstanden und meine Trainingsstunde begann. Win, Drake und Prinz Sen fingen also an, mir ein paar Kampfübungen zu zeigen, während Vicky und Celina sich an den Rand setzten und uns zuguckten.
Den ersten Schritt zeigten mir Win und Drake. Win sprang hoch, drehte sich im Sprung wie beim Radschlag und wollte Drake gegen die Brust treten. Drake jedoch packte mit überdimensionaler Geschwindigkeit Wins Bein und schleuderte ihn weg. Win machte einen Salto in der Luft und landete auf beiden Beinen.
Bei ihnen sah das total einfach aus, doch als ich es, naiv wie ich war, selbstsicher versuchte, überschlug ich mich fast und wäre um ein Haar gegen die Wand geprallt. So flog ich gegen eine weiche Matte.
Drake kullerte vor lachen auf dem Boden herum. Als er sich beruhigt hatte, kamen Raven und Arya lächeln zu uns herüber und Arya sagte:,, Jungs, ich glaube, wir sollten jetzt übernehmen!"
,,Ja!", setzte Raven ihr bei, ,, Geht lieber mit euren Puppenhäusern spielen!"
,, Win, ich glaube, wir hätten die Beiden nicht zusammenführen sollen! Sie werden viel zu aufmüpfig!", sagte Drake grinsend. ,, Ja, aber wenigstens heult Arya jetzt nicht mehr die ganze Zeit rum. Total nervig war das!”, gab Win zurück. Für diesen Kommentar fing er sich einen bösen Blick von Arya ein. Wenn Blicke töten könnten!
,, Na los, verzieht euch!”, sagte Raven lächelnd. Die Jungs verkrümelten sich an den Rand und die beiden fingen mit dem Unterricht an. ,,Okay! Für den Schritt, den Win dir eben gezeigt hat, musst du zuerst einen deiner Füße seitlich nach vorne setzen, dann, wie beim Radschlag, durch die Luft wirbeln, jedoch ohne die Hände aufzusetzen. Wenn du dann vor deinem Gegner bist trittst du ihn einfach und fertig ist der Kampfschritt.”, erklärte Arya und führte den Schritt dabei perfekt aus. Bei dem Wort ,,Radschlag” grinste Raven Prinz Sen viel sagend an. Der schaute schnell zu Boden.
,,Okay Shanna, versuche es mal !”, forderte Arya mich auf, zog eine Matte vor mich und deutete darauf. Ich muss zugeben, ich wurde leicht panisch! Ich würde mich doch nur vor allen blamieren, versuchte es aber trotzdem. Ich tat einen Schritt nach dem anderen und als ich aufkam, stand ich zwar nicht, hatte mir aber nicht den Arm oder sonstiges gebrochen.
Ein bisschen stolz auf mich stand ich auf und Arya und Raven lobten mich. Wir übten noch eine Weile, bis ich diesen Schritt fast perfekt konnte. Ich war am Ende völlig fertig und außer Atem. Wir gingen zu einem Tisch und Vicky gab uns etwas zu trinken. ,,Gut gemacht!”, lobte sie mich. Ich strahlte sie an und trank das Glas Orangensaft in einem Zug aus. Ich stellte das Glas ab und schaute auf die Uhr. Etwas schockiert stellte ich fest, dass es schon 18 Uhr war. ,,Oh Gott! Es ist schon um 6 Uhr.”, rief ich. ,,Ja und?”, fragte Arya verwirrt. ,,Ich muss nach Hause! Meine Mom macht sich bestimmt schon Sorgen. Schließlich hab ich gesagt, dass ich nur einen Tag bei einer Freundin schlafe.”, antwortete ich ihr. ,,Na gut. Ich bring dich nach Hause, damit es echter aussieht.”, sagte Raven. ,,Ja, aber sei morgen pünktlich um 6 Uhr wieder hier, verstanden?”, fragte Arya streng. ,,Ja Sir ähhh Lady!”, lachte ich.
Wir verließen die Höhle und waren nach ungefähr 15 Minuten bei mir Zuhause angekommen. Wir klingelten und die Tür ging fast sofort auf. Anscheinend hatte sie auf mich gewartet. ,,Hallo Mom!”, begrüßte ich sie. ,,Hallo Schatz. Du musst Lola sein, schön dich kennen zu lernen.” Sie schüttelten sich die Hände und Mom fragte:,, Und, gehst du auch auf die Middelton High School? Morgen ist ja wieder der erste Schultag.” Schule? Morgen? Das hatte ich total vergessen! Hoffentlich sagt Raven Arya bescheid, dass ich nicht zur verabredeten Uhrzeit kommen kann. ,,Nein, ich wohne weiter weg und gehe daher auf eine andere Schule, aber zwei Freundinnen, Vicky und Celina, gehen dahin. Sie sind sehr nett!”, log Raven oder, wie meine Mom dachte, Lola. ,,Wie kommst du denn dann nach Hause?”, fragte Mom besorgt. ,, Ach meine Mom holt mich von der Bushaltestelle da ab.”, sprach sie und zeigte auf die Bushaltestalle, an der wir uns zum ersten Mal getroffen hatten. ,, Na dann ist ja gut. Sollen wir noch solange warten, bis sie kommt?”, versuchte es Mom. ,, Nein, nein, sie wird gleich da sein. Sie sollten rein gehen.”, sprach sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. ,, Na gut, dann tschüss und schönen Abend noch! Bestell deiner Mom schöne Grüße von mir!”, sagte meine Mom heiter. ,,Ja tschüss! Shan ich ruf dich mal an. Tschüss!”, rief sie mir im gehen zu. ,, Tschüss!”, verabschiedete ich mich als letztes und schloss die Tür.
,,Und wie habt ihr euch getroffen?”, fragte meine Mom und ihr Blick brannte vor Neugier. Ich seufzte und sagte:,, An unserem ersten Tag hier, als ich so spät Abends vom Park zurückgekehrt bin, war ich die ganze Zeit bei ihr.”
,, Und ihre Mom hat sie nicht gesucht?”, fragte Mom halb erschrocken.
,, Nein, Lola hat erzählt, dass sie öfter so lange weg bleibt.”, log ich. Wieso hatte Raven eigentlich einen anderen Namen angegeben? Na ja, dass kann ich sie ja morgen fragen.
,, Lolas Stimme ist die ihrer Mutter wirklich sehr ähnlich. Du kannst ja mal Lola fragen, ob sie nicht alle zum Kaffeetrinken vorbeikommen wollen, also sie und ihre Eltern.”, schlug Mom vor.
,, Ja klar, kann ich mal machen!”, antwortete ich heiter. Mist! Was soll ich denn jetzt tun? Ich machte mir später darüber Gedanken. Jetzt hatte ich Hunger! Ich ging in die Küche und stellte die Lasagne, die auf dem Tisch stand, in die Mikrowelle. Nach 2 Minuten nahm ich sie heraus und begann gierig zu essen. Mmmhh! Lecker!
Als ich fertig war, räumte ich alles in die Spüle und ging hoch. Oben angekommen duschte ich und zog mir Schlafzeug an. Schnell putzte ich noch meine Zähne und schlüpfte dann ins Bett.

8. Kapitel




Ich stand in einem langen, schwarzen Kleid vor einem pechschwarzen Schloss. Meine Flügel waren wie die von Raven. Ich betrat das Schloss und vor mir stand mein Dad und lächelte mich böse an. Woher ich weiß das es mein Dad ist? Ich erkannte mein braunes Haar und meine braunen Augen an ihm wieder und er trug eine Krone, auf der kein weiterer Edelstein mehr Platz gefunden hätte. ,, Es wird Zeit!”, sagte er und wir ritten auf zwei schwarzen Pferden mit blutroten Augen über das Meer, dem Zugang zur ,,Menschenwelt”. Dort unterwarfen wir die Menschen und töteten sie gewaltsam. Wir töteten ununterbrochen, bis nur noch Mom übrig war. Ich hob den Dolch in meiner Hand hob ihn hoch und ließ ihn herabstürzen, wie eine angreifende Schlange. Der Dolch stach in ihren Körper und das Letzte was Mom fragte war:,, Warum?” Dann schlossen sich ihre Augen und sie war tot.
,,NEIN!!!!!”, schrie ich und wachte schweißüberströmt und keuchend auf. Ich setzte mich aufrecht hin und guckte aus dem Fenster. Der Vollmond stand groß, hell und leuchtend am Himmel.
Ich ging runter in die Küche und holte mir ein Glas kaltes Wasser. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 3 Uhr morgens war. Ich stellte das leere Glas in die Spüle und ging die Treppe wieder hoch. Um mich zu vergewissern, dass es nur ein Traum war, schlich ich mich in Mom´s Schlafzimmer und sah, zu meiner Erleichterung, die Silhouette meiner Mutter, die sich hell von der Bettdecke abhob.
Erleichtert legte ich mich wieder ins Bett und schlief ein.

9. Kapitel




Das unsanfte Piepen meines Weckers weckte mich. Vor Schreck wäre ich fast aus dem Bett gefallen. Ich schaltete den Wecker aus und räkelte mich erstmal. Heute würde mein erster Schultag sein, deshalb hatte ich mir meinen Wecker eine Stunde früher gestellt. Ich guckte trotzdem noch mal drauf und, zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass ich versehentlich meinen Wecker eine Stunde vorgestellt hatte. Ich hasste Wecker! Entsetzt sprang ich aus dem Bett, hetzte zum Kleiderschrank und suchte mir irgendwelche Sachen heraus, die irgendwie zusammen passten. Schnell verschwand ich im Bad und zog mich an, putzte meine Zähne und machte meine Haare. Zum Glück schminkte ich mich nicht, sonst hätte ich noch Stunden gebraucht. Als ich fertig war trug ich ein grünes, einfaches Top und meine Lieblingsjeans, die super bequem war. Um das ganze abzurunden hatte ich mir meine Kette umgehängt, an der eine durchsichtige, kleine Kugel hin. Meine Haare hatte ich einfach offen gelassen, da das am wenigsten Zeit gekostet hatte.
Ich rannte die Treppe herunter, riss den Schrank auf und holte mir eine Schüssel und das Müsli heraus. Ich holte noch schnell die Milch und bereitete mir mein Frühstück zu. Ich setzte mich an den Tisch und schlang den ersten Löffel herunter, als mir bewusst wurde, dass mir Mom direkt gegenüber saß. Sie hatte mich die ganze Zeit mit offenem Mund beobachtet. ,, Morgen Mom!”, begrüßte ich sie mit dem Mund voller Müsli. Sie schüttelte leicht den Kopf und sagte:,, Morgen Schatz! Wieso bist du denn schon so früh wach? Sonst stehst du doch immer 3 Stunden später auf.” Ich sah sie verwirrt an und sie erklärte:,, Zeitverschiebung mein Schatz!” Oh Mann, bin ich bescheuert! Fluchend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Wir waren 5 Stunden geflogen und ich hatte gar nicht an die Zeitverschiebung gedacht. Stattdessen bin ich hier herumgehetzt wie ein Idiot und hab mich angezogen. Ich war ja so blöd! ,, Mom ich leg mich noch mal hin!”, sagte ich mürrisch und stand auf. Als ich rausguckte sah ich, dass es gerade mal dämmerte.
Ich ging raus, blieb stehen und ging wieder zurück in die Küche. ,, Wieso bist du eigentlich schon wach?”, fragte ich misstrauisch. ,, Ich weiß nicht! Ich kann nicht mehr schlafen. Liegt wahrscheinlich am Vollmond!”, antwortete sie. Ich ging kopfschüttelnd zurück in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. Ich überdachte noch mal den gesamten gestrigen Tag, als mir etwas einfiel. Hatte Raven nicht gesagt, dass Mom auch eine Elfe war? Müsste sie Raven´s Flügel dann nicht gesehen haben? Blitzschnell war ich auf den Beinen und lief nachdenklich auf und ab. Wieso war Raven so unvorsichtig? Sonst dachte sie doch immer an alles. Aber je länger ich nachdachte, desto verwirrter wurde ich.
Nach einiger Zeit rief mich Mom, da ich nur noch eine halbe Stunde hatte. Ich beschloss, dass ich sie heute Nachmittag fragen würde und verbannte das Thema vorerst aus meinen Gedanken. Ich ging ins Bad und guckte ob meine Haare noch okay waren, was nicht der Fall war! Sie standen ab, als ob ich mit dem Fön gekämpft hätte. Schnell schnappte ich mir eine Bürste und begann meine Haare zu richten. Das war wirklich ein Kampf, den ich jedoch gewann. Ich sah wieder normal aus und nicht mehr, wie ein Mädchen mit einem Wischmopp auf dem Kopf.
Zufrieden ging ich die Treppe herunter und in die Küche. Meine Müslischüssel war weg und an ihrer Stelle stand ein Toast mit Granny´s Marmelade. Ich setzte mich hin und biss herzhaft hinein. Mmmhh! Himbeere! Granny schickte uns immer im Sommer haufenweise Marmelade, da sie in dem sonnigem Italien wohnte. Eigentlich würde sie liebend gern in Venedig wohnen, aber sonst müssten Granny und Grandpa ja ihre Farm aufgeben. Aber jedes Mal, wenn ich in den Sommerferien bei ihnen bin, besuchen wir mindestens einen Tag lang Venedig und ich muss sagen, dass es dort toll ist.
Ich aß mein Toast weiter, als mir ein Briefumschlag und ein Zettel auffielen. Ich nahm den blauen Zettel und las ihn mir durch:

Shanna,
Ich bin schon zur Arbeit gefahren,
Denk an alles und viel Spaß in der Schule.
Der Brief ist von Granny, genau wie die Marmelade,
was du sicherlich schon gemerkt hast.
Bis heute Abend
Kuss Mom.



Ich legte den Zettel beiseite und öffnete den Briefumschlag, auf dem ganz groß ,,Shanna” draufstand. Vorsichtig nahm ich den Brief in die Hand und begann zu lesen:
Liebe Shanna,
Uns geht es gut. Die Ernte ist dieses Jahr besonderst gut und Grandpa hat viel zu tun. Das einzige Problem ist der Regen. Es ist dieses Jahr viel zu trocken, sodass Grandpa alles selbst bewässern muss. Er schimpft sehr häufig darüber. Es ist grad mal Frühling und die Erde ist schon steinhart. Es würde uns freuen, wenn wir in den Ferien mal etwas Verstärkung bekommen! Also wenn du Lust hast komm vorbei!
Ich hab gehört, ihr seid mal wieder umgezogen. Wie ist es denn in der USA? Hast du schon Freunde gefunden? Wie ist die Schule? Schreib doch mal zurück!
Liebe Grüße deine, dich liebenden, Großeltern.

Ich las den Brief noch einmal durch und hätte am liebsten gleich zurück geschrieben. Doch ich musste zur Schule und war schon spät dran. Schnell schnappte ich mir meine Tasche und lief los. Gerade noch rechtzeitig kam ich an der Bushaltestelle an und stieg ein. Ich suchte den Bus nach einem leeren Platz ab und entdeckte Celina und Vicky, die jedoch beide nebeneinander saßen. Vicky lächelte mich an und winkte mir zu. Ich lächelte zurück und setzte mich auf den einzigen leeren Platz neben einen blonden Jungen. Er schaute erst gar nicht auf, als ich mich setzte, sondern beschäftigte sich weiterhin mit seinem Handy. Typisch Jungs! Ich beachtete ihn nicht weiter, sonder blickte träumend aus dem Fenster.
Plötzlich bremste der Bus scharf und alle wurden nach vorne geworfen. Ich stieß mit dem Kopf des Jungen zusammen. Autsch! Mein Kopf ist voll gegen seinen geprallt und tat jetzt höllisch weh. ,,´tschuldigung!”, murmelte der Junge und blickte zum ersten Mal auf. Seine eisblauen musterten mich neugierig und begegneten meinem Blick. ,, Nicht so schlimm!”, antwortete ich und lächelte ihn an. Er hatte ein spitz zulaufendes Gesicht mit markanten Gesichtszügen. Er lächelte zurück, während er immer noch tief in meine Augen schaute. ,, Hi, ich bin Marc, und du?”, sagte er. Komischer Typ! Erst beachtet er mich nicht, und dann auf einmal so freundlich. Stirn runzelnd schüttelte ich en Kopf. ,, Hi, ich bin Shanna.”, antwortete ich jedoch freundlich. ,, Ich hab dich hier noch nie gesehen. Bist du neu?”, fragte er neugierig. ,, Ja! Ich geh jetzt in die 8a.”, sprach ich. ,, Cool! Ich auch. Vielleicht kann ich dir ja ein bisschen helfen.”, bot er mir freundlich an. ,, Das wäre nett.”, antworte ich dankbar.
Endlich hielt der Bus an und wir stiegen aus. Sofort suchte ich nach Vicky und Celina, die ich nach wenigen Augenblicken ein paar Meter entfernt entdeckte. Vicky hatte ihre wildes, gelocktes, blonden Haare etwas gebändigt, damit es nur noch sanft lockig war, und trug eine graue Jeans, ein neonblaues Top und schwarze Shucks. Celina hatte, wie bei unserer ersten Begegnung, ihre Haare in einem geflochtenem Zopf und trug eine schwarze Jeans, ein graues Sweatshirt und graue Turnschuhe. Beide sahen, wie bis jetzt immer, umwerfend aus.
Ich ging zu ihnen und Vicky lächelte mich fröhlich an:,, Hey Shan! Bist du schon aufgeregt? Schließlich ist das dein erster Schultag.” ,,Ach, das bin ich schon gewöhnt.”, antwortete ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. ,, Und wer ist dein kleiner Freund?”, fragte Celina misstrauisch, wobei ihre Augen auf etwas hinter mir gerichtet waren. Erst jetzt viel mir auf das Marc mir gefolgt war. ,, Ach das, das ist Marc, er geht in meine Klasse.”, erklärte ich. Marc, der unter Celinas Blick zu schrumpfen schien, verabschiedete sich schnell:,, Ähh tschüss Shanna, wir sehen uns später.”, und schon war er verschwunden. Ich blickte Celina vorwurfsvoll an. ,,Vergraulst du immer gleich alle, mit denen ich rede?”, fragte ich ärgerlich. ,,Ich erfülle nur meine Befehle.”, erwiderte sie schnippisch. Ich verdrehte die Augen, machte auf dem Absatz kehrt und ging wütend Richtung Schulgebäude. Für wen hält die sich? Meine Mutter?!
Nach wenigen Augenblicken hatten mich Celina und Vicky eingeholt. Vicky warf mir einen mitleidigen Blick zu und flüsterte mir zu:,, Ich versteh dich! So war meine Babysitterin auch.” Stirn runzelnd schaute ich sie an. ,,Du hattest eine Babysitterin?”, fragte ich ungläubig. ,, Natürlich! Meine Mom hatte was besseres zu tun, als sich um ihr Kind zu kümmern. So ist das halt bei Elfen. Nicht jeder hat so ein Glück wie du.”, sagte sie lächelnd und etwas neidisch.
Plötzlich viel mein Blick auf ihre Ohren, da Vicky ihre Haare dahinter gestrichen hatte. ,, Was ist mit deinen Ohren passiert? Die sind ja gar nicht mehr spitz.”, bemerkte ich verwundert. ,, Ach, das machen alle Elfen, wenn sie unter Menschen leben. Sie benutzen ihre Magie, um sich anzupassen. Wir können auch sozusagen unsere Flügel ,,zusammenklappen”.”, erklärte sie mir grinsend und ich warf am heutigen Tag zum ersten Mal einen Blick auf ihren Rücken, an dem wirklich keine Flügel zu sehen waren. ,, Kann ich das auch?”, fragte ich aufgeregt. ,, Klar! Du hast doch deine Flügel unter deinem T-shirt.”, verklickerte sie mir. Jetzt kam ich mir wirklich wie ein Depp vor! Wie hatte ich das nicht bemerken können?
Endlich waren wir am Schulgebäude angekommen. Es war ein hohes, altes Gebäude mit vielen Fenstern. Die Eingangs Tür war eher ein Portal statt einer Tür, zwar nichts im Vergleich zu dem Eingangsportal der Sonnenelfen, aber für eine normale Schule ganz schön gewaltig.
Wir betraten es und ich wollte mich gerade auf dem Weg ins Sekretariat machen, den ich kannte, da an den Wänden kleine Richtungspfeile mit den wichtigsten Räumen waren, als ich bemerkte, das Vicky und Celina nicht mitkamen. ,, Müsst ihr nicht ins Sekretariat?”, fragte ich verwirrt. ,, Nö, wir haben die Lehrer und Schüler verzaubert, sodass sie denken, dass wir schon immer hier gewesen sind.”, erzählte Vicky. Celina hielt sich im Hintergrund. ,, Na dann, bis später! In welche Klasse geht ihr eigentlich?”, fragte ich nun langsam nervös. ,,Natürlich in deine, du Dummerchen!”, sprach Vicky lachend. Ich nickte den beiden noch mal zu und verschwand durch eine Glastür. Der Flur hier war in einem langweiligen eukalyptusgrün gehalten, der gut zu der Schule selbst passte, da es mich irgendwie an etwas Altes erinnerte. Ich ging den Flur entlang und durch noch eine Glastür. Dahinter war ein kleiner blauer Warteraum mit hellbraunem Boden und am Ende dieses Warteraums war eine gelbe Tür mit einem Schild auf dem ,,Sekretariat” draufstand. Im Wartezimmer waren zwei grüne Sofas und ein kleiner Glastisch stand dazwischen, auf dem mehrere Zeitungen lagen. Das Wartezimmer war so modern, dass es irgendwie nicht wirklich zur Schule passte.
Ich ging geradewegs auf diese Tür zu und klopfte an. Eine warme, freundliche Stimme rief:,, Herein!”, und ich öffnete die Tür. Das Sekretariat war ein kleiner, quadratischer Raum mit einem Hellholzschreibtisch und einem schwarzem Schreibtischstuhl in der Mitte. Mehrere kleine quitschgelbe Stühle standen am Rand und eine große Blume schmückte die eine Ecke. Die Wände waren grün und der Boden war aus weißem Laminat. Auf dem Schreibtischstuhl sah eine Frau, die anscheinend die Sekretärin war. Sie war ungefähr Mitte 20 und passte genauso wenig zur Schule, wie das Wartezimmer und das Sekretariat. Sie hatte rote, glatte Haare und freundliche grüne Augen. Ihr Gesicht war sehr hübsch, obwohl sie viele Sommersprossen hatte. Sie trug ein pinkes T-shirt, was nicht so ganz zu ihren Haaren zu passen schien, und einen Jeansrock mit grünem Gürtel. Ihre Füße steckten in grünen Pumps und alles in allem sah sie wundervoll aus, zwar nicht so wunderschön wie die Elfen, aber für einen Menschen wirklich hübsch.
,, Hi! Du musst Shanna Owen sein. Ich bin Bianca Rowan, die Sekretärin.”, sagte sie lächelnd. ,, Hallo, Miss Rowan, ich wollte meinen Stundenplan abholen.”, antwortete ich und lächelte zurück. ,, Ach Quatsch! Nenn mich nicht Miss Rowan! Nenn mich Bianca!”, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. ,, Okay Bianca.”, sagte ich, obwohl ich es komisch fand, eine erwachsene Frau, die ich vor 2 Minuten kennen gelernt hatte, beim Vornamen zu nennen, vor allem wenn sie meine Sekretärin ist. ,, Hier ist dein Stundenplan, Shanna.”, sagte sie und reichte mir einen Zettel, den sie gerade aus einem Stapel Unterlagen gefischt hatte. ,, Danke! Tschüss!”, sagte ich und verließ das Sekretariat.
Als ich die Tür geschlossen hatte, warf ich einen Blick auf den Stundenplan. Montags, also heute, hatte ich 1. Stunde Bio. Na super! Meine erste Stunde und gleich so was langweiliges! Ich musste jetzt also in Raum 209. Das konnte ja was werden!
Ich verließ das Wartezimmer und ging immer weiter, während ich die Zahlen an den Türen las. 101, 102, 103... Oh Gott! Als ich durch die Glastür ging, durch die ich auch schon gekommen war, kam mein Retter! Ein Junge stromerte vor der Eingangstür herum. ,, Hey!”, rief ich, ,, Weißt du wo Raum 209 ist?” Er drehte sich ruckartig um, anscheinend erschrocken über mein plötzliches Auftreten. Jetzt erkannte ich Marc und grinste ihn an. ,, Hi!”, begrüßte er mich und grinste zurück, ,, Ich hab dich grade gesucht. Mr. Darlow erwartet dich.” Mr. Darlow. Das hört sich schon bösartig an! Am liebsten würde ich den Mann erst gar nicht kennen lernen!
Schweigend gingen wir durch die Flure, bis Marc vor einer weißen Tür mit der Aufschrift ,, Raum 209” stehen blieb. Marc klopfte an und eine tiefe ölige Stimme rief:,, Herein!” Marc öffnete die Tür und wir traten ein. Ungefähr 24 Augenpaare waren auf mich gerichtet und betrachteten mich neugierig. Ich erblickte Celina und Vicky, die beide jeweils neben einem Mädchen saßen. ,, Okay, du musst also Shanna Owen sein, wenn ich mich nicht irre?”, fragte Mr. Darlow, während Marc sich auf seinen Platz setzte. Er hatte schwarzes Haar, dass er sich zurück gegelt hatte, sodass sie richtig fettig wirkten. Seine braunen Augen, die die Farbe einer fast abgestorbenen Pflanze hatten, musterten mich abschätzend. Er trug einen schwarzen Anzug mit einer blauen Rose, die durch ein Knopfloch gesteckt war, sodass er aussah, als ob er zu einer Beerdigung gehen würde. Ich schätzte ihn so Mitte 30, obwohl er eigentlich älter aussah. Er sah einfach nur abstoßend aus.
Auf seine Frage hin nickte ich einfach. ,, Okay, dann setz dich da, neben Laura!”, sagte er mit seiner öligen Stimme und zeigte auf einen Platz neben einem Mädchen mit rot-brauner Haut, die anscheinend von Indianern abstammte. Sie hatte schwarze Korkenzieherlocken und pechschwarze Teddybäraugen. Sie trug ein graues Top, eine schwarze Hose und dazu schwarze Sneakers. Sie sah, für Menschen, umwerfend aus, gegenüber Elfen jedoch nur normal.
Schnell setzte ich mich neben sie und Mr. Darlow begann den Unterricht.
,, Hi, ich bin Laura.”, flüsterte meine Banknachbarin mir zu. ,, Hi, ich bin Shanna, wie du weißt.”, sagte ich grinsend. Sie lächelte mich zaghaft an und ich fragte:,, Sieht Mr. Dalow immer so…eigenartig aus?” ,, Nein, er sieht heut nur so bescheuert aus, weil er Bianca, unserer Sekretärin, die du wahrscheinlich schon kennen gelernt hast, einen Heiratsantrag machen, obwohl jeder weiß, dass Bianca niemals annehmen wird. Bei so einem Idiot kein Wunder!”, erklärte sie, ,, Aber sonst sieht er auch so bescheuert aus!” Leise musste ich lachen, was Mr. Darlow, zu meinem Pech, mitbekam:,, Oh, Miss Owen, was gibt es denn so zu lachen? Ich glaube die Klasse würde gerne mitlachen! Erzählen sie uns doch, was so lustig ist!” Mist! Was soll ich dem jetzt denn erzählen? Doch bevor ich mir irgendetwas einfallen lassen musst, half mir Vicky, indem sie ihre Sachen fallen ließ und laut aufkreischte:,, Iiiiieeehhhh! Da ist eine Spinne! Macht sie weg!”, kreischte sie, während sie auf ihren Stuhl stieg. Mr. Darlow kam zu ihr herüber und fragte:,, Wo ist sie denn?” ,, Da! Sehen sie, sie nicht?!”, schrie Vicky und zeigte auf den Tisch. ,, Da ist nichts. Sie ist bestimmt schon weg.”, sagte Mr. Darlow in einem ruhigen Ton, um sie vom Schreien abzubringen. ,, Na ja, vielleicht hatte ich mich ja geirrt.”, sagte Vicky Schultern zuckend und setzte sich gutgelaunt hin. Kopfschüttelnd ging Mr. Darlow nach vorn.
Als Vicky ihre Sachen aufhob, zwinkerte sie mir kurz zu und setzte sich hin, während ich ihr einen dankenden Blick zuwarf. Der Rest der Stunde verlief ziemlich schnell, da Mr. Darlow immer wieder durch irgendetwas lustiges unterbrochen wurde. Einmal bewichtigte sich ein rothaariger Junge, dass Mr. Darlow angeblich Vickys Spinne in den Haaren hätte, worauf er 10 Minuten lang seine Haare nach der Spinne durchsuchte.
Als die Stunde endlich rum war, gingen Laura, Vicky, Celina und ich zusammen zu Mathe, einem meiner ,,Lieblingsfächer”! ,, Woher kommst du eigentlich?”, fragte Laura neugierig. ,, Na ja, man kann nicht so richtig sagen, dass ich irgendwoher komme, da ich schon fast überall war. Meine Mom kommt aus Spanien und mein Dad aus Amerika. Ich wurde in Italien geboren, da meine Mom zu der Zeit bei meinen Großeltern gelebt hatte. Bevor wir hier her gezogen sind, hatte ich in Island gewohnt, aber ich muss sagen, die USA ist besser!”, erklärte ich. ,, Meine Mom ist Brasilianerin und mein Dad Italiener. Ich war auch schon auf Island. Es war der blödeste Urlaub den ich je hatte, da es total kalt war.”, sprach sie Stirn runzelnd.
Wir betraten nun den Matheraum. Ich wartete auf Mrs. Mason, während die Anderen sich unterhielten. Sie kam pünktlich zum Stundenklingeln und begrüße mich. Sie war klein und rundlich und hatte rotes Haar, dass sie zu einem Dutt hochgesteckt hatte. Eine silberne Brille mit rundlichen Brillengläsern saß auf ihrer Hakennase, womit sie ein Bisschen aussah wie ein Frosch, da ihre Augen so doll vergrößert wurden. Sie trug einen braune, langen Rock kombiniert mit einer babyrosa Bluse. Jetzt wirkte sie eher wie eine pummelige Blume.
Sie setzte mich neben ein Mädchen, dass ihre Tochter hätte sein könnte. Das gleiche rote Haar, dass offen über ihre schmächtigen Schultern viel, und die gleiche Hakennase, mit einer grünen Brille. Sie trug ein blaues Top, einen Jeansrock und darunter eine gestreifte Strumpfhose.
Ich wollte mich ihr vorstellen, doch sie machte nur ,,Pssst!” und wandte sich wieder Mrs. Mason zu. Na toll! Ich saß natürlich neben dem Superstreber! Die Stunde verging unendlich langsam. Manchmal warfen mir Vicky und Laura mitleidige Blicke zu, während ich mich zu Tode langweilte! Endlich war die Stunde um. Ich ging zu den anderen herüber, die sich angeregt über Mrs. Mason lustig machten. Gemeinsam gingen wir dann in zu einer Doppelstunde Geschichte, wo wir mit Mr. Smith hatten, einen wirklich kleinen, kugelrunden, grauhaarigen Mann mit einer lustigen Stimme. Er setzte mich neben einen rothaarigen Jungen namens Jay. Er war wirklich nett und lustig und wir unterhielten uns die ganze Zeit über, während Mr. Smith uns einen Vortrag über den 2. Weltkrieg hielt.
Mit Jay, Vicky, Celina und Laura ging ich nach der Stunde zu Kunst. In meiner vorherigen Schule war Kunst das langweiligste Fach, was es gibt. In der 7. Klasse hatten wir angefangen Comics zu zeichnen und danach hatten wir Kirchenbauten durchgenommen. Langweilig!
Wir betraten den Raum und zu meiner Überraschung stand Bianca hinter dem Lehrerpult. ,, Hallo Shanna.”, begrüßte sie mich und verblüfft grüßte ich zurück. ,, Du leitest diesen Unterricht?”, fragte ich überrascht, ,, Ich dachte du wärst die Sekretärin?” ,, Es gibt zwei Sekretärinnen. Mich und Mrs. Yared. Ich bin nur für die Neuankömmlinge zuständig. Außerdem bin ich noch die Schulpsychologin und eine Kunstlehrerin.”, erklärte sie. ,, Ist das nicht viel zu viel? Ich meine, kann man den überhaupt so viele Jobs auf einmal haben?”, fragte ich neugierig. ,, Nein eigentlich nicht, aber ich hatte Psychologie und Kunst studiert. Mrs. Yared ist aber schon sehr alt und deshalb hatten sie mich gefragt, ob ich ihr behilflich sein könnte. Sie suchen schon nach einer neuen Sekretärin, aber es hat sich noch keiner gemeldet. Psychologen brauchte man an dieser Schule auch nur selten, also habe ich noch den Job der Kunstlehrerin übernommen, da hier zu wenig arbeiten. Aber jetzt setzt du dich am besten neben Vicky, da es schon geklingelt hat!”, sagte sie und ich tat was sie sagte.
Der Unterricht ging los und wir sollten uns einen Klassenkameraden aussuchen und ihn zeichnen. Ich zeichnete Vicky, während sie mich gleichzeitig auch zeichnete. Es war eine sehr lustige Stunde, da sich alle in einer angenehmen Lautstärke unterhielten und es einfach Spaß machte zu zeichnen. Ich war traurig, dass die Stunde schon um wahr, aber auch gleichzeitig wieder froh, bald nach Hause zu können.

10. Kapitel




Wir machten uns auf den Weg zum Mittag. Ich unterhielt mich gerade mit Vicky und Laura, und passte überhaupt nicht auf den Weg auf, als ich geradewegs gegen ein Mädchen lief. Wir fielen beide um und sie schrie aufgebracht:,, Kannst du nicht besser aufpassen!”, während ihre Freunde ihr aufhelfen. Ich stand auf und betrachtete das Mädchen genauer. Sie war winzig und hatte eine blasse Porzellanhaut. Ihr platinblondes Haar hing ihr über den schmalen Schultern. Ihre stechend blauen Augen starrten mich wütend an. Sie trug ein silber-blaues Kleid und ihre kleinen Füßchen steckten in blauen Hackenschuhen. Sie war doll geschminkt, von Maskara bis Rouge. ,, Was hast du denn hier verloren, Riordan?!”, fragte Laura spottend, ,, Die Grundschule ist nebenan!” Empört rief das Mädchen:,, Ich gehe hier zur Schule, Otega! Hast du dich hierher verirrt? Ich helfe dir natürlich dein Irrenhaus zu finden und deine kleine Freundin können wir auch gleich mitnehmen.”, sprach sie arrogant. ,, Ich verstehe dich natürlich. Du hast Angst, allein über die Straße zu gehen, deshalb erzählst du so einen Blödsinn. Wir helfen dir natürlich gern.”, giftete Laura zurück. Entsetzt schnappte das Mädchen nach Luft, und sagte:,, Kommt wir gehen! So was, müssen wir uns nicht bieten lassen!”. Sie machte auf dem Absatz kehrt und verschwand mit ihren Freunden.
,, Wer war das?”, fragte ich perplex. ,, Zoe Riordan, die Diva der Schule und ihre ,, Freunde”. Sie ist ein totales Miststück!”, knurrte Laura. ,, Und in welche Klasse geht sie? Die 5.?”, fragte ich Stirn runzelnd. Die anderen prusteten los. ,, Das war mein Ernst!”, sprach ich. ,, Nee! Die ist in unserer Parallelklasse.”, sagte Laura immer noch lachend. ,,Oh!”, brachte ich nur hervor und errötete leicht.
Zusammen gingen wir in die Cafeteria, wo wir uns unser Mittag holten. Ich nahm mir eine Flasche Fanta, einen Apfel und ein Stück Pizza. Wir suchten uns einen freien Tisch und begannen zu essen. Beim essen erzählten wir:,, Wieso ist die Zoe eigentlich so bösartig gewesen?”, fragte ich immer noch etwas verwirrt. ,, Na ja, siehst du die da?”, fragte Laura und zeigte auf eine Gruppe von Schülern. Vielen Schülern! ,, Das sind ihre ,, Freunde”. Sie ist das angesagteste Mädchen der Schule und jeder will mit ihr befreundet sein. Natürlich ist sie nicht so cool, weil sie zu jedem nett und freundlich ist. Jeder ist mit ihr befreundet, weil niemand schikaniert werden will. Außerdem sieht sie gar nicht so schlecht aus und ihre Eltern sind reich.”, endete Laura und warf einen hasserfüllten zu Zoe und ihren Anhängern. ,, Traut sich denn niemand, irgendetwas gegen sie zu sagen?”, fragte ich. ,, Doch, wir und ein paar Andere, aber dadurch sind wir sozusagen die Loser.”, antwortete Laura und schaute grimmig ihre Nudeln an, als wären sie Schuld an der ganzen Sache.
Ich ließ das Thema auf sich beruhen und ließ meinen Blick durch die Cafeteria schweifen. Er blieb an einem Jungen hängen, der ganz allein an einem Tisch saß. Er hatte braunes, kinnlanges Haar und seine bitterschokoladebraunen Augen blickten sich aufmerksam im Raum um. Er trug normale Sachen, schwarze Jeans, graues Sweatshirt, graue Shucks. Trotzdem schien niemand Interesse daran zu haben, sich zu ihm zu setzen. ,, Wer ist das?”, fragte ich Laura neugierig. ,, Das? Das ist Dree Andrews. Er hatte Zoe einmal auf das Übelste runter gemacht. Seitdem hat sie angeordnet, jeder der mit ihm spricht, gehört, sozusagen, zu ihm und ist damit einer der ,, Freaks”, so wie sie ihn getauft hat. Am Anfang hatte niemand daran geglaubt und hatten mit ihm geredet und so weiter, aber die wurden, genau wie er, schlimmer als jeder Andere behandelt und war damit ein Außenseiter. Irgendwann haben die Leute das gecheckt und ihn in Ruhe gelassen.”, erzählte Laura. ,, Aber die Lehrer helfen ihm doch, oder?”, fragte ich erschüttert. ,, Nein! Selbst die würden dann zu den ,,Freaks” gehören. Am Anfang haben sie es noch versucht, aber jetzt schicken sie ihn einfach zu Bianca, damit sie ihr Psychologenzeug machen kann. ,, Aber ihr helft ihm doch, oder etwa auch nicht?”, fragte ich weiterhin entsetzt. ,, Nein! Das ist nicht unser Problem und wir wollen uns da auch nicht einmischen!”, sagte Laura mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen.
Verständnislos nahm ich mein Tablett, stand auf und stellte es zu den anderen Dreckigen. Wie auf ein Stichwort klingelte es und ich machte mich, diesmal allein, auf den Weg zu English. Mrs. Karmeck, eine spargeldünne, groß gewachsene Frau mit straßenköterblonden Haaren setzte mich, passend zum vorherigen Thema, neben niemand anderen als Dree Andrews. ,, Hi!”, begrüßte ich ihn. ,, Du solltest lieber nicht mit mir reden, sonst wirst du auch noch n´ Freak!”, sagte er verächtlich und wandte sich ab. ,, Ich bin Shanna Owen.”, sagte ich ohne auf seine Bemerkung ein zu gehen. ,, Dree Andrews!”, sprach er und schaute mich abschätzend an. ,, Und du bist wirklich so lebensmüde und sprichst mit mir?”, fragte er halb misstrauisch, halb begeistert, dass jemand mit ihm redet.
Leider Gottes kam in diesem Moment Zoe zu uns. ,, Das würde ich an deiner Stelle lassen!”, sagte sie arrogant wie eh und je. ,, Und warum sollte ich?”, fragte ich genauso arrogant zurück. ,, Weil er ein Freak ist! Er hat täglich besuche beim Psychologen. Da sollte man aufpassen, sonst dreht er noch mehr durch und bringt einen noch um.”, sprach sie und warf ihr Haar zurück, sodass es mich leicht streifte. Dree errötete leicht. ,,Tja, aber wenn er ein Psychopat ist, hast du ja einen Freund gefunden.”, sie keuchte kurz entsetzt auf, ,, Außerdem bringen Psychopaten meist erst die um, die sie nicht leiden können, und da wärst du ja wohl seine erste Wahl!”, sprach ich und beobachtete, wie ihr Gesicht von leicht errötet und zornig, zu purpurn und kochend umsprang. Doch bevor Zoe noch etwas sagen konnte, begann der Unterricht und wir mussten uns auf unsere Plätze setzen.
Dree warf mir einen dankbaren Blick zu und die anderen tuschelten begeistert. Das Getuschel erstarb jedoch, als Zoe einen giftigen Blick in die Menge warf, worauf alle sofort ,,begeistert” dem Unterricht folgten.
Nach der Stunde packte ich gerade meine Sachen ein, als Dree sagte:,, Hey, danke wegen vorhin. Das wäre nicht nötig gewesen.”, ich wandte mich ihm zu und sah, dass er unbehaglich auf seine Schuhe starrte. ,, Kein Problem!”, antwortete ich fröhlich und packte meine Sachen weiter ein. ,, Na dann, bis morgen. Tschüss!”, er drehte sich um und wollte gerade gehen, als ihm anscheinend noch etwas einfiel:,, Hey, hast du vielleicht Lust, am Wochenende mit mir was trinken zu gehen? Es gibt ein tolles Cafe hier.” Überrascht schaute ich in sein Gesicht, dass mit größter Interesse die Tapete musterte. ,,Klar, gerne!”, antworte ich lächelnd. ,, Okay, bis morgen!”, verabschiedete er sich und rauschte aus dem Raum mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen.

11. Kapitel




Als ich meine Sachen fertig in meine Tasche eingepackt hatte, verließ ich den Raum. Nach wenigen Schritten gesellten sich Vicky und Celina zu mir. ,, Das mit Dree war super!”, beglückwünschte mich Vicky. ,, Ich glaube Zoe sieht das anders.”, gab ich zurück. ,, Ach die, wenn die dir zu nahe kommt, wird sie schon ihr blaues Wunder erleben!”, sagte Vicky leichthin. Ich schüttelte nur den Kopf und wir gingen einen Augenblick schweigend weiter. ,, Kommst du jetzt eigentlich gleich mit zum Training, oder musst du erst noch nach Hause?”, wandte sich zum ersten Mal Celina an mich. ,, Ich geh erst noch nach Hause.”, sagte ich zu den Beiden. ,, Okay, dann werden sich jetzt hier unsere Wege trennen.”, sagte Vicky, als wir draußen angekommen waren. ,, Was…? Warum…?”, doch meine Fragen beantworteten sich von alleine, als Vicky auf einen schwarzen Ferrari zeigte, indem, die mir die zuwinkende, Raven saß. Mir klappte die Kinnlade runter, worauf Vicky in Gelächter ausbrach.
Ich fuhr mit dem Bus, ohne Vicky und Celina. Ich saß neben einem rundlichen, schwarzhaarigen Jungen, der schmatzend sein Käse-Schinkenbrötchen aß. Sicherheitshalber war ich ein paar Zentimeter mehr weggerutscht als nötig, nicht dass er mich früher oder später noch anspuckt. Keine schöne Vorstellung!
Als der Bus an meiner Bushaltestelle hielt und ich aussteigen konnte, war ich glücklicherweise noch sauber. Gut gelaunt ging ich nach Hause. Vorfreude, auf unser Training, stieg in mir auf. Ich schloss unsere Haustür auf und mit einem ,, Hallo Schatz!” begrüßte mich Mom. Ich begrüßte sie und sie fragte, wie immer:,, Na, wie war die Schule?” Ich beschrieb ihr in der Kurzfassung meinen Tag, ließ aber mein Zusammentreffen mit Zoe aus. ,, Mein Tag war auch schön!”, sagte sie, ,, Meine neue Arbeitsstelle ist super! Alles ist hochmodern.” ,, Das freut mich! Ähh Mom, ich hab mich noch mit Lola verabredet. Kann ich mich heute mit ihr im Park treffen?”, fragte ich. ,, Natürlich!”, antwortete sie mir, ,, Im übrigen, es freut mich, dass du schon so viele Freunde gefunden hast.” ,, Ja mich auch!”, sprach ich strahlend. ,, Wann willst du dich denn mit Lola treffen?”, fragte sie. ,, Ich hab gesagt, ich sag nur schnell hallo und komm dann gleich, wieso?”, fragte ich neugierig. ,, Ich möchte mich heute noch mit einem Arbeitskollegen treffen, damit wir uns wegen dem Auftrag, den wir beide bekommen haben, verständigen können.”, sprach sie aufgeregt. ,, Toll, was sollst du denn diesmal konstruieren?”, fragte ich. ,, Es ist eine alte Kirche, die neu renoviert werden muss. Die Kirche ist aus dem 16. Jahrhundert und wirklich riesig! Das es so etwas hier in der Nähe gibt, hätte ich nicht gedacht.”, erzählte sie mir aufgeregt und mit einem breitem Grinsen im Gesicht. ,, Na dann will ich dich nicht aufhalten. Ich mach mich schnell fertig und bin dann weg.”, sprach ich mit einem Lächeln auf den Lippen. ,, Okay bis heute Abend dann. Komm aber spätestens um 7 Uhr nach Hause!”, antwortete sie. ,, Jaja!”, gab ich zurück und sprang die Treppe hinauf.
Mom arbeitet als Ingenieurin und sie lebt richtig für ihren Job. Manchmal arbeitet sie die ganze Nacht durch, um irgendein Gebäude fertig zu bekommen. Daher ist sie sehr angesehen und wird des Öfteren auch mal um Rat gefragt.
Ich ging in mein Zimmer und gleich zu meinem Kleiderschrank. Dort suchte ich nach irgendeiner bequemen Hose und einem T-shirt. Ich schnappte mir meine geliebte schwarze, weite Jogginghose und ein lila Top. Dazu zog ich meine schwarzen Shucks an und fertig war ich. Ich machte mir nur noch schnell einen Pferdeschwanz, damit später beim Training meine Haare nicht im Weg waren.
Ich ging aus dem Haus und zur Bushaltestelle, an der ich vorgestern Raven zum ersten Mal getroffen hatte. Ich schweifte kurz in Gedanken zu den wenigen gemeinsamen, aber anstrengenden, Tage zurück, ehe der Bus kam. Ich bezahlte und ließ mich auf einen der hinteren Plätze fallen. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kühle Fensterscheibe. Träumerisch betrachtete ich die an mir vorbeirauschenden Häuser und Menschen, Bäume und Bänke und was es sonst noch so gab. Am Rande der Stadt, nahe Ravens Höhle stieg ich aus und legte den restlichen Weg zu Fuß hinter mich.
Vicky saß vor der Höhle und las in einem Buch. Als sie mich entdeckte winkte sie mir fröhlich zu und kam herüber. ,,Wir warten schon auf dich!”, erzählte sie tadelnd. ,, Sorry, ich musste mich noch von meiner Mom verabschieden.”, sagte ich etwas verlegen. ,, Na komm! Dann wollen wir sie doch wohl nicht länger warten lassen.”, sprach sie und zog mich in die Höhle. Als ich eintrat richteten sich alle Blicke auf mich. ,, Shanna, da bist du ja.”, begrüßte mich Raven und kam auf mich zu, ,, Wir haben gerade über dein Training nachgedacht und uns einen Plan gemacht, wer wann was macht. Wir ging zu dem Tisch herüber, auf dem Arya saß und Sen herunterblickte.
Ich warf einen Blick über Sens Schulter und sah ein Blatt mit einer Tabelle. Das musste wohl mein Trainingsplan sein. ,, Okay, vorerst eine Frage: welche Sprachen sprichst du alle fließend?" Ich überlegte einen Moment lang. ,, Also eigentlich nur Englisch und Französisch, da ich das in der Schule als Fach belegt hatte.", erklärte ich. ,, Okay, da müssen wir halt bei Null anfangen. Wie hast du das denn dann eigentlich in, zum Beispiel, Island hinbekommen?", fragte Raven. ,, Ich hab die ganze Zeit Englisch gesprochen.", sagte ich. ,, Na gut, dann zurück zu deinem Unterricht, die verschiedenen Kampfküste wirst du von Win und Drake lernen”, erklärte Raven, ,, Italienisch wirst du von mir lernen, die allgemeine Geschichte wirst du auch von mir lernen, die Geschichte der Dunkelelfen von Arya, die Geschichte der Sonnenelfen wirst du von Sen lernen und zu guter letzt lernst wirst du lernen mit Magie umzugehen. Das wirst du von dem lernen, dessen Element du hast, aber die Grundsätze und so zeigen dir Michelle und Marie.”, Na toll! So etwas cooles muss ich natürlich von den Beiden gruseligsten Personen auf Erden lernen! ,, Wieso muss ich Italienisch lernen?”, fragte ich verwirrt. ,, Weil das die eigentliche Sprache der Elfen ist. Die meisten Elfen können auch nur Italienisch, außer natürlich denen, die unter Menschen leben und den Höheren, die sich mit mehr Leuten auseinandersetzen müssen. Warum es gerade Italienisch ist, wirst du schon noch lernen.”, sprach Raven.
,, Okay, mit was fangen wir an?”, fragte ich plötzlich aufgeregt. ,, Ich denke, wir fangen mit der allgemeinen Elfengeschichte an”, eröffnete mir Raven. ,, Och, können wir nicht mit Magie beginnen?”, bettelte ich, trotz den Zwillingen. ,, Nein, aber ich verspreche dir, morgen werden wir uns den ganzen Tag damit beschäftigen.”, sagte Arya.

12. Kapitel




Wir setzten uns alle in einem Kreis auf den Boden und Raven begann zu erzählen:,, Vor vielen Millionen Jahren erschufen 4 Elfen die Welt. Sie benutzten ihre Magie dazu. Ramon besaß das Element Feuer, Cecelia das Element Wasser, Lydia das Element Erde und Elijoan das Element Luft. Zusammen erschufen sie die Erde, jeder das, was in seinen Bereich viel. Lydia beschwor die Natur, Cecelia die Meere und Seen, Elijoan die Luftkuppel, die um die Erde herum ist, und Ramon die Sonne. So entstanden natürlich auch die Lebewesen. Viele Millionen Jahre lebten die Elfen friedlich mit ihnen, auch mit den Menschen. Natürlich waren Lydia, Ramon, Elijoan und Cecelia schon tot, aber ihr Werk lebte weiter und dadurch auch die Elfen. Friedliche Zeiten waren das! Zu der Zeit entstanden auch die 3 Arten von Elfen. Die Sonnenelfen, die Dunkelelfen und die Wasserelfen. Sonnenelfen sind eine Mischung aus normalen Elfen und Feen, Dunkelelfen aus normalen Elfen und Vampiren und Wasserelfen aus normalen Elfen und Nixen. Sonnen- und Dunkelelfen kennst du ja. Wasserelfen gibt es nur noch sehr wenige. Sie haben eine Schwanzflosse, Schwimmhäute zwischen den Fingern und Flügel. Sie leben eigentlich nur noch bei den Dunkelelfen und dienen dazu, Boote über einen Fluss zu bringen. Normale Elfen, wie Lydia, Ramon, Elijoan und Cecelia es waren, gibt es nicht mehr. Doch zu der Zeit, als Jesus geboren wurde, fingen die Menschen an, Experimente mit allem zu machen, das sie in ihre gierigen Hände bekommen konnten. Elfen waren da ein gefundenes Fressen! Sie begannen sie einzusperren und zu foltern, alles was helfen könnte, etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Da beschlossen die Elfen, sich zu verstecken und erschufen die Elfenwelt.”, endete Raven, ,, So ich glaube das reicht erstmal für heute!”
Ich grübelte einen Moment über ihre Worte nach. ,, Also hat Gott nicht die Welt erschaffen, sondern die Elfen?”, fragte ich, um sicher zu stellen, dass ich alles richtig verstanden hatte. ,, Die Welt erschaffen hat kein Gott, aber Jesus war ein Elf. Eigentlich sind die Hälfte der berühmtesten Leute auf der Welt Elfen. Natürlich keine Wissenschaftler oder so, aber Architekten, Künstler, Musiker und so. zum Beispiel waren Friedrich Schiller und Amadeus Mozart Elfen.”, versicherte sie mir. ,, Wirklich?”, fragte ich überrascht, ,, Gibt es momentan auch irgendwen Berühmtes, der eine Elfe ist?” ,, Keiner den ich kennen würde. Die Dunkelelfen haben ja gerade viel zu tun mit dem Planen der Weltherrschaft und die Sonnenelfen wollen nicht zu sehr auffallen und halten sich lieber im Hintergrund.”, erklärte Raven. ,,Aber weißt du was?”, fragte Vicky dazwischen, ,,Bianca ist eine Sonnenelfe.” ,, Wirklich?!” ,fragte ich verblüfft. Vicky nickte eifrig. Das war erstaunlich. Darauf wäre ich nie im Leben gekommen! ,,Warte mal, wenn Dunkelelfen eine Mischung aus Vampiren und Elfen sind, Sonnenelfen aus Elfen und Feen und Wasserelfen aus Elfen und Nixen sind, leben die denn dann auch noch und gibt es dann auch Hexen und Zauberer?”, fragte ich aufgeregt. Ich bin ein riesiger Harry Potter Fan und wäre es nicht cool, wenn es die dann wirklich gäbe? ,, Ja, es gibt vereinzelt noch welche von allen, aber denk jetzt nicht, dass die, wie bei Harry Potter oder so, mit Umhängen und Zauberstab rumlaufen. Du würdest sie nicht erkennen.”, sprach Raven, als hätte sie meinen Gedanken erraten, den ich jetzt jedoch verwerfen musste.
,, Na gut, ich denke das reicht erstmal mit der Elfengeschichte, aber merk dir die Namen Lydia, Ramon, Cecelia und Elijoan gut. Vielleicht wirst du ja irgendwann mal, auf eine Elfenschule gehen, denn diese tragen des Öfteren, Namen dieser Vier.”, sagte sie nachdrücklich, ,, Ich denke, wir bringen dir jetzt am besten ein paar Wörter auf italienisch bei, nämlich dann hast du eine gute Ausrede für deine Mom, nämlich dass du einen Italienischkurs mitmachst.”, sprach Raven lächelnd.
Da fiel mir etwas ein:,, Da du sie gerade erwähnst, was ich dich fragen wollte, als du mich nach Hause gebracht hast, hat sie da nicht deine Flügel gesehen?”, fragte ich besorgt. Zu meiner Überraschung brach sie in Gelächter aus. ,,Ach Shanna, ich besitze auch Magie und denkst du, ich kann meine Flügel nicht unsichtbar machen?”, fragte sie. ,, Ja, aber Vicky und Celina haben ihre Flügel in der Schule unter ihren T-Shirts versteckt. Wieso haben sie das dann nicht gemacht?”, fragte ich verwirrt. ,, Magie fordert auch seine Tribute! Es erschöpft ganz schön und wenn du das dann den ganzen Tag machen musst, hast du am Ende nicht einmal mehr genug Kraft, um einen Bleistift hoch zu heben.”, erklärte sie ruhig. Ich nickte als Antwort nur, da mir nun meine Frage albern vorkam.
,, Okay, dann fangen wir mal mit dem Leichtesten an. Hallo auf italienisch heißt Ciao. Sag du es mal!”, forderte sie mich auf. Ich machte es und so ging es eine ganze Weile weiter. Ich lernte das ,,Ich heiße Shanna”, Mi chiamo Shanna heißt, ,,Guten Tag, euer Majestät”, Buongiorno, maestá heißt, schließlich brauche ich das am Königshof, und ,, Ich bin 14 Jahre”, heißt ho quattordici anni.
Nachdem ich das gelernt hatte, meinte Raven, dass das reicht und ich mir ein bisschen Spaß verdient hätte. Damit meinte sie, dass jetzt mein Kampftraining dran käme. ,, Okay, jetzt beginnt also deine erste Trainingsstunde.”, eröffnete mir Win. ,, Aber einen Kampfschritt kann ich doch schon.”, meinte ich. Drake hustete gekünstelt und Win sagte:,, Das war doch nur so. Der Schritt ist eigentlich viel zu schwer für dich! Das ist so, als würde ich bei deiner ersten Trainingsstunde einen Bären auf dich hetzten und sagen:,, Na los, greif ihn an!”. Weißt du wie viel nach der Stunde von dir übrig wäre? Nichts, da der Bär dich gefressen hätte!”, sprach er grob, aber wahrheitsgemäß.
Ich schmollte etwas, tat aber was die beiden mir sagten. Zum Aufwärmen musste ich zehn Runden um die Höhle herum laufen. Als ich keuchend wieder am Eingang ankam, konnten sich Win und Drake ein Grinsen nicht verkneifen. Als nächstes zeigten sie mir die richtige Kampfhaltung, wobei sie ungefähr 15 Minuten an mir rumzupfen mussten, bis ich richtig stand. In meinem Körper war jeder Muskel bis zum reißen gespannt und mich hätte es nicht gewundert, wenn es “knack” gemacht hätte und irgendein Knochen gebrochen wäre. Als nächstes kamen ein paar einfache Schläge und Tritte, die ich eigentlich ganz gut hinbekam. Danach machten wir eine Pause, in der ich eine ungefähr 80 ml Flasche austrank. Ich war total durchgeschwitzt und freute mich schon auf die Dusche. Das brachte mich auch auf den Gedanken, mal auf die Uhr an meinem Handy, dass ich mitgebracht hatte, zu gucken. Ich hatte noch eine halbe Stunde. Ich stellte mir den Handywecker so ein, dass er in einer viertel Stunde klingeln würde. Wir begannen wieder zu trainieren und übten die Schläge und Tritte von eben noch mal. Danach dehnten wir uns zum Abschluss noch und Win versicherte mir, dass ich morgen keinen Muskelkater haben würde, was ich ganz stark bezweifelte. Dann klingelte der Wecker und ich verabschiedete mich von allen.
Ich ging zu der Bushaltestelle und guckte, ob noch ein Bus fuhr. Zu meiner Zufriedenstellung tat er das in 5 Minuten. Also wartete ich und entspannte mich einen Augenblick lang. Dann war der Bus schon da. Ich bezahlte und ließ mich auf irgendeinen Platz sinken. Jetzt wurde mir erst richtig Bewusst, wie Hungrig und, vor allem, Müde ich war. Das leise Brummen des Busses trug nicht gerade zu meinem Wachsein bei. Doch bevor ich einschlafen konnte hielt der Bus an meiner Haltestelle und ich sprang heraus. Ich ging langsam zu unseren Haus und klingelte. Von drinnen hörte ich fröhliches Gelächter, was mich darauf schließen ließ, dass der ,,Arbeitskollege” noch da war.
Ich wartete und schaute automatisch auf meine Uhr. 2 Minuten…4 Minuten…5 Minuten ich klingelte noch mal…7 Minuten. Als ich gerade frustriert gegen die Tür hämmern wollte und ein paar meiner neuen Schläge ausprobieren konnte, öffnete sich endlich die Tür und Mom strahlte mich an. ,, Shanna du bist aber pünktlich, ich hatte noch gar nicht mit dir gerechnet.”, sagte sie überrascht. ,, Ja, dass hab ich gemerkt!”, murmelte ich beleidigt, ,, Ich werde nur schnell was essen und werde euch dann gleich wieder alleine lassen, damit ihr ,,arbeiten” könnt!” ,, Wieso bist du denn so verschwitzt? Ich dachte du wolltest dich nur mit Lola treffen?”, fragte sie ablenkend. ,, Lola hatte nicht so viel Zeit, da sie noch zu einem Italienisch- und Judokurs musste und da hat sie mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Ich bin mitgegangen und werde jetzt auch an beidem teilnehmen.”, murmelte ich, während ich mir ein Brötchen schmierte. ,, Das ist ja großartig, aber warum möchtest du einen Italienischkurs mitmachen? Hast du denn nicht schon genug mit der Schule zu tun?”, fragte sie besorgt. ,, Ich werde das schon hinbekommen!”, sagte ich genervt, ,, Ich geh hoch und lass euch allein.” ,, Warte! Ich möchte dir noch meinen Kollegen vorstellen.”, sagte sie und schob mich ins Wohnzimmer, ,, Shanna das ist Mr. Dolijero, Mr. Dolijero das ist meine Tochter Shanna.”, stellte Mom uns vor. Mr. Dolijero hatte dunkelbraunes langes Haar, das er in seinem Nacken zusammengebunden hatte, und eisblaue Augen. Er trug eine dunkelblaue Jeans, ein schwarzes Hemd und aus seinem Rücken sprossen gewaltige Fledermausflügel. Er war ein Dunkelelf!

13. Kapitel




Na toll! Meine Mom verknallt sich natürlich in den erstbesten Dunkelelf, der ihr über den Weg läuft und bemerkt es nicht. Typisch! Wir schüttelten uns die Hand und ich verschwand in meinem Zimmer. Schnell zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche und rief Raven an, da sie mir glücklicherweise ihre Nummer gegeben hatte. Nach dem ersten Tuten nahm sie ab:,, Hallo?”, fragte sie. ,, Hallo Raven, ich bin´s Shanna. Ich hab ihr ein kleines Problem. Bei mir Zuhause ist der Arbeitskollege meiner Mom, der zufälligerweise ein Dunkelelf ist!”, sprach ich schnell. ,, Wie sieht er aus?”, fragte sie angespannt. Schnell beschrieb ich ihr sein Aussehen, worauf sie nur sagte:,, Ich kümmere mich darum!”, und dann legt sie auf.
Kopfschüttelnd und etwas verwirrt setzte ich mich auf mein Bett und aß mein Brötchen. Danach ging ich ins Bad um zu duschen. Das heiße Wasser lockerte meine angespannten Muskeln und ich blieb ein paar Minuten länger als nötig gewesen wäre unter der Dusche. Ich putzte mir die Zähne, zog mein Schlafzeug an und föhnte meine Haare trocken. Zufrieden ging ich zurück in mein Zimmer. Von unten hörte ich die Stimme von dem Dunkelelf:,, Felicia, ich muss los! Du musst leider die Kirche alleine renovieren, da ich einen anderen Auftrag bekommen hab. Es tut mir leid, aber ich muss noch heute in Italien einfliegen.” Wow! Wie hatte Raven das denn geschafft? ,, Aber werden wir uns wieder sehen?”, fragte die traurige Stimme Felicia´s. Okay! Jetzt wurde es zu schnulzig! Schnell verschwand ich in meinem Zimmer, bevor sie gleich noch wild anfingen rumzuknutschen!
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und machte meine Hausaufgaben. Wir hatten fast in jedem Fach welche aufbekommen, außer in Kunst, da uns die gnädige Bianca noch eine Stunde gegeben hatte. Bio war besonders schwierig! Doch auch das bekam ich hin. Als ich fertig war packte ich meine Tasche und holte dann zum ersten Mal, seit unserer Ankunft, meine Laptop hervor. Ich schaltete ihn an und checkte meine E-Mails. Ich hatte eine von einer Klassenkameradin aus Island, Ana, und eine meiner Tante Sanny. Ana schrieb: Liebe Shan,
Ich hoffe es gefällt die in der USA. Wir vermiss dich alle sehr. Sogar Martin. Ich soll dich von Miss Yardo grüßen und von den anderen natürlich auch. Uns geht´s gut. Wie geht´s die denn? Schreib doch mal zurück!

Liebe Grüße Ana.
Schnell schrieb ich ihr meine Antwort, also das es mir gut geht und sie soll die anderen Grüßen.


Dann öffnete ich die andere Mail von Tante Sanny. Sie hatte nur zwei Sätze geschrieben:

Hallo meine Süße,
wie geht es euch? Schreib zurück und grüß Felicia schön
liebe Grüße Tante Sanny.


Ich schrieb ihr das Gleiche wie Ana und schaltete dann meinen Laptop wieder aus. Ich verstaute ihn in meiner türkis-grünen Laptoptasche und legte mich dann schlafen. Nach wenigen Augenblicken viel ich dann in einen traumlosen Schlaf.

14. Kapitel




Ein nerviges Piepen weckte mich am nächstem Morgen. Ich schaltete meinen Wecker, der jetzt richtig ging, aus und streckte mich erstmal. Dann holte ich mir ein schwarzes Top und eine grüne Hose aus dem Schrank und ging ich ins Bad um mich fertig zu machen. Ich duschte, zog mich an, putzte meine Zähne und machte meine Haare zurecht. Ich trug sie in einem Zopf, den ich mir bei Celina abgeguckt hatte. Dann ging ich runter und begrüßte unterwegs gutgelaunt Mom. Ich machte mir eine Schale mit Cornflakes und wir beide setzten uns an den Tisch. ,, Und wie war dein Abend gestern noch?”, fragte ich wohl wissend das dies ein seltsamer Augenblick für sie gewesen ist. ,, Merkwürdig!”, sagte sie zu meiner Bestätigung, ,, Er ist einfach weggegangen, weil er einen Auftrag bekommen hat und arbeitet jetzt nicht mehr mit mir zusammen an der Kirche.” ,, Tut mir leid Mom.”, antwortete ich und setzte eine Mitleidige Miene auf. ,, Es ist doch nicht deine Schuld, Schatz.”, sagte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
,, Im übrigen”, wechselte ich das Thema, ,, ich werde heute nach der Schule wahrscheinlich gleich zu Lola gehen. Vielleicht komme ich noch mal her um meine Sachen zu holen, aber dann geh ich gleich zu ihr, ist das okay?” ,, Natürlich! Das kannst du gerne machen. Es freut mich das du dich mit Lola so gut verstehst. Ich werde erst um 8 Uhr Zuhause sein, da ich die Renovierung erst noch mit allen durchsprechen muss, dann ist es gut das Lola dir Gesellschaft leistet. Du kannst sie ja mal fragen, ob sie vielleicht bei uns schlafen möchte, wenn du Lust hast.”, bot sie an. ,, Klar, das werde ich machen.”, antwortete ich schnell, obwohl ich Raven´s Antwort bereits kannte.
Ich räumte meine Schüssel in die Spüle und schnappte mir meine Tasche. ,, Tschüss Mom, ich muss los.”, ich drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange, schnappte mir einen roten Apfel und verschwand durch die Tür. Während ich zu meiner Bushaltestelle ging, knabberte ich Gedankenverloren an meinem Apfel. Plötzlich prallte ich mit irgendetwas oder irgendwem zusammen. Schon zum zweiten Mal in zwei Tagen!, tadelte mich meine innere Stimme, pass mal besser auf! Mich hätte es nicht gewundert, wenn ich gegen eine Laterne gerannt wäre, doch ich war gegen einen Jungen gerannt. Er hatte sandfarbenes, verwuscheltes Haar und musterte mich mit seinen bernsteinfarbenen Augen. Er hatte eine wettergegerbte Haut mit ein paar vereinzelten Sommersprossen. Er war groß und etwas schlaksig und hatte ein weiches Gesicht. Zu meiner Verwunderung prangten zwei haselnussbraune Flügel aus seinem Rücken. Er war ein Sonnenelf!
,, Hi, sorry ich hatte grad nicht aufgepasst.”, murmelte ich, während ich mich aufrappelte. ,, Machst du Witze?!”, fragte er mit, vor Überraschung, weit aufgerissenen Augen, ,, Ich muss mich bei dir entschuldigen, schließlich bist du eine der bekanntesten Elfen überhaupt!” Er sprang auf und machte eine unbeholfene Verbeugung. ,, Hey, ich bin schließlich gegen dich gerannt. Ich bin Shanna.”, stellte ich mich vor und hielt ihm die Hand hin. Er musterte mich überrascht und nahm dann zögernd meine Hand. ,, Ich bin Maurice.”, sagte er und wir schüttelten uns die Hände.
Da kam auch schon der Bus und ich wollte gerade einsteigen, als ich merkte, das Maurice nicht mitkam. ,, Kommst du nicht mit?”, fragte ich. Er schüttelte den Kopf. ,, Nein, ich war nur hier um dich zu sehen.” ,, Oh…ähh…na dann, tschüss!”, brachte ich ein bisschen peinlich berührt heraus. Wieso sollte jemand aus der Elfenweltkommen, um mich zu sehen? Na ja, egal! Ich setzte mich auf den freien Platz neben Vicky, die gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Ich fuchtelte mit meiner Hand vor ihrem Gesicht herum, bis sie mich bemerkte und ich fragen konnte:,, Und was ist dein Problem?” Sie sah mich fragend an, bis sie jedoch begriff, was ich meinte. ,, Na da war Maurice!”, sagte sie, als müsste ich alles über ihn wissen. ,, Ja und?”, fragte ich verwirrt. ,, Hallo? Maurice! Er ist mein Freund, ach so stimmt ja, dass wusstest du nicht.”, sagte sie und wurde rot. Schweigend fuhren wir den Rest des Weges. Vicky hatte jedoch so einen verträumten Gesichtsausdruck im Gesicht, sodass ich mir sicher war, dass ihre Gedanken um Maurice kreisten.
Endlich kamen wir an und stiegen aus. Wir waren nicht weit gekommen, als uns Zoe und ihre Freunde uns den Weg versperrten. Natürlich! Schon am frühen Morgen mussten sie einem den Tag verderben. ,,Guten Morgen Shanna, wo hast du denn deinen freakigen Freund gelassen? Wartet er schon beim Psychologen auf dich?”, sprach sie gehässig, worauf ihre Freunde wie auf Kommando zu lachen begannen. ,, Nein, heute hast du doch einen Termin.”, gab ich betont nett zurück. Ein Raunen ging durch die Menge. Währenddessen hatten sich Laura, Jay, Marc und Dree zu uns gesellt. Das hatte anscheinend auch Zoe mitbekommen, denn sie sagte:,, Oh da ist er ja! Findet ihr den Weg allein ins Sekretariat, oder soll ich euch begleiten?”, fragte sie mit einem verachtenden Blick. Plötzlich überkam mich eine irre Wut. Wie konnte dieses Miststück es nur wagen, sich über mich lustig zu machen, wenn sie mir noch nicht einmal bis zur Nase ging?! ,, Nein danke, aber ich glaube deine Mom hat unsere Schule mit dem Kindergarten verwechselt!”, brüllte ich plötzlich. Woher kam diese Wut?
Plötzlich kam ein spitzer Schrei von seitens Zoe. Ihr pinkes Kleid hatte Feuer gefangen und sie hüpfte nun kreischend auf und ab. Okay, das war nicht normal! Ein paar Lehrer kamen mit Feuerlöschern in der Hand angerannt und begannen Zoe´s Kleid zu löschen. Als sie fertig waren blieb eine triefend nasse Zoe mit verschmierter Schminke zurück, die nichts mehr von einer Schlange übrig hatte. Sie hätte einem Leid getan, wäre sie vorher nicht so bösartig gewesen. Stattdessen musste ich mir ein Lachen verkneifen, während die Lehrer die zitternde Zoe wegführten. Unterwegs warf sie mir noch einen hasserfüllten Blick zu, den ich mit einem bösen Lächeln beantwortete.

15. Kapitel




Der Unterricht verging schnell und Zoe ließ sich nicht blicken. Wahrscheinlich war sie nach Hause gebracht wurden. Als erstes hatten wir eine Doppelstunde Bio gehabt, dann Chemie mit Miss Lasky, einer älteren, gertenschlanken Frau mit braun-blonden Haaren. Da saß ich neben Lucy, einem kleinen aufgedrehten Mädchen mit lustigen, kurzen schwarz-lila Haaren. Dann hatten wir zwei Stunden Musik mit Mrs. Barran, einer großen Frau, die von der Figur eher einem Habicht glich, statt einem Menschen. Sie hatte rote Haare und ihre Bluse erinnerte mich an die Blümchentapete meiner Granny. Als letztes hatten wir noch eine Stunde Mathe und eine Stunde Geschichte.
Vicky, Celina und ich verließen das Schulgebäude und ich fragte langsam nervös werdend:,, Soll ich mir noch meine Sportsachen holen, oder soll ich heute schon gleich mitkommen?” ,, Nein, heute kannst du gleich mitkommen. Raven holt uns ab, während die anderen schon alles vorbereiten. Ich bin schon gespannt, welches Element du hast. Ich habe das Element Erde und Celina das Element Luft. Raven hat das Element Wasser, und bei den anderen weiß ich es nicht, aber am Sonnenelfenhof munkelt man, dass Prinz Sen das Element Erde hat, wie ich.”, sprach sie stolz.
Wir stiegen zu Raven ins Auto und sie raste los, sodass wir nach 5 Minuten da waren. Wir betraten die Höhle, die sich ganz schön verändert hatte. Die Trainingsgeräte waren an den Rand geschoben wurden und dafür standen nun vier kleine Baumstumpfe in einem Halbkreis da. Über jedem Baumstumpf schwebten entweder eine Kugel mit Wasser, einer kleinen Flamme, eine Kugel mit Pflanzen oder eine Kugel mit einem Miniorkan darin. Das alles wurde nur durch 8 Fackeln beleuchtet.
,, Okay, dass sind die vier Fortunae, die vier Schicksale. Manchmal werden sie auch einfach nur Schicksalskugeln genannt, aber im allgemeinem werden sie als die vier Fortunae bezweichnet. Trete vor, wenn es soweit ist, und stelle dich in die Mitte des Halbkreises. Dort wird dich dein Element dann ,,aussuchen”. Dur wirst von selbst mitbekommen welches deins ist. Aber wir müssen noch warten, bis es nachts ist. Die 4 Fortunae werden nämlich nur lebendig und suchen dich aus, wenn es Vollmond ist, wie heute. Bis dahin werden Michelle und Marie dir noch ein paar Zauber beibringen, die jeder beherrscht.”, sagte Raven und ich wurde etwas enttäuscht, da ich schon so aufgeregt war.
Ich ging zu den beiden Zwillingen hinüber, die etwas vor dem Halbkreis standen, während die anderen sich an den Rand setzten, wodurch ich ein Déjá-vú von unserem ersten Tag, als wir alle gemeinsam geübt hatten, hatte. Als Raven und Arya nach Wins, Drakes, und Sens gescheiterten Versuch, mir etwas beizubringen, dann zu mir kamen und mir den Schritt beigebracht hatten. Da hatten sich dann alle außer Arya und Raven an den Rand gesetzt, wie jetzt, bloß das die Zwillinge nun an den beiden Schwestern´s Stelle waren.
Michelle fing als erstes an zu sprechen:,, Jede Elfe kann ein gewisses Maß an Magie dazu benutzen, andere seinem Willen zu unterwerfen. Ich demonstriere dir das jetzt an Marie.”, sprach sie. Sie schaute ihrer Schwester tief in die Augen und sagte mit einer tiefen, ruhigen, bleiernen, hypnotisierenden Stimme:,, Demonstriere Shanna dein Element!” Marie ging wie in Trance zu einer Schale voll Wasser herüber, bewegte ihre Hände darüber und Wasser schwebte durch den Raum. Sie ließ das Wasser verschiedene Formen annehmen und am Ende zu Eis erstarren. Ein Blick in ihre Augen verriet mir, das diese ganz glasig geworden waren. Anscheinend war sie wirklich in einer Art Trance verfallen.
Beeindruckt verfolgte ich jede ihrer Bewegungen bis sie zum Stillstand kam und sich der glasige Ausdruck ihrer Augen verlor. Sie ging wieder zu Michelle, die dann zu mir sagte:,, Jetzt bist du dran, versuch Marie dazu zu zwingen, irgendetwas zu machen. Am besten etwas einfaches, denn je größer die Aufgabe, desto mehr Magie musst du einsetzen und der Wille desjenigen wirkt auch noch gegen dich.” Das alles klang irgendwie beängstigend! Jemandem seinen Willen aufzuzwingen. Hallo?! Das ist ja wohl ganz und gar nicht normal! Also ist es passend für die Zwillinge!
Ich ging etwas nervös, wegen ihrer beängstigenden Augen, in die ich gleich gucken würde, zu Marie rüber und guckte ihr tief in die Augen. Dann sagte ich mit dem gleichen ruhigen Tonfall, wie Michelle zuvor:,, Spring!” Nichts passierte! Ihre Augen wurden nicht glasig und sie verfiel in keine Trance. Ich versuchte es noch mal, diesmal mit einer etwas kraftvolleren Stimme:,, Spring!” Im ersten Augenblick wurden ihre Augen leicht glasig und sie setzte zum Sprung an. Ich gratulierte mir schon, als sie sich wieder normal hinstellte und nichts von der Trance mehr übrig war.
Langsam wurde ich ungeduldig. Das klappt doch nie! Ich versuchte es ein drittes Mal, wobei meine Stimme ein Spiegel meiner Gefühle war:,, Spring!” Es passierte null Komma nichts und ich wurde wütend. Dieser ganze Blödsinn kann doch gar nicht funktionieren! Marie hat bestimmt nur so getan! Trotz meinen Zweifeln atmete ich einmal tief durch und schaute Marie dann noch einmal in die Augen. Mit meiner ganzen Konzentration und Kraft sagte ich:,, Spring!” Als erstes passierte gar nichts. Ich wollte mich gerade enttäuscht umdrehen und den anderen verkünden, dass der Witz nicht witzig sei, als Marie glasige Augen bekam und hoch in die Luft sprang.
,, Super Shanna!”, jubelte Vicky und die anderen beglückwünschten mich ebenfalls. ,, Also ich hatte das schon beim ersten Mal geschafft!”, rühmte sich Drake. Daraufhin fing er sich einen Boxhieb von Win ein und beide lachten. Ich übte es noch eine Weile und ließ Marie tanzen, ,,hallo” sagen, lachen, was sich irgendwie falsch anhörte, schreien, laufen, schreiend durch die Höhle laufen und ein paar andere lustige Sachen. Am Ende konnte ich es fast perfekt und wir kamen zum nächsten Thema. ,,Okay! Als nächstes bringen wir dir einen Zauber bei, mit dem du Licht erzeugen kannst. Es ist ein sehr nützlicher Zauber, mit dem du das Licht einfängst. Du nimmst deine Hände zusammen und sagst laut: Lux!”, sagte Michelle und in ihren Händen bildete sich eine weiße Lichtkugel. Sie warf die Lichtkugel in die Luft und sie flog durch den Raum. Sie sah wunderschön aus!
,, Das will ich auch können!”, sprach ich und schaute erwartungsvoll auf meine Hände, als würde sich das ganze Phänomen gleich dort wiederholen. ,, Dann mach das, was ich dir gesagt hatte!”, sagte sie. Ich atmete kurz tief durch und nahm dann meine Hände zusammen. Ich sagte:,, Lux!”, und es war ein leichtes Aufflackern von Licht in meinen Händen zu erkennen, dass jedoch gleich erstarb. Hoffnung schöpfend, dass ich doch nicht so unbegabt in Magie war und tausende Versuche brauchte versuchte ich es gleich noch mal. Diesmal nahm das Licht schon ungefähr die Form einer Kugel an und leuchtete etwas länger. Nach mehreren versuchen schaffte ich es und meine Kugel gesellte sich zu Michelle´s. Beide sahen wunderschön aus, obwohl Michelle´s etwas runder war.
,, Gut, jetzt haben wir das abgeschlossen!”, beendete Raven den Unterricht, ,, Wir werden und jetzt mit deinem Element befassen. Shanna Owen, trete bitte in den Halbkreis vor!” Ich tat was sie mir gesagt hatte und fragte etwas nervös:,, Bevor wir anfangen hab ich eine Frage: Welche Elemente hatten meine Eltern?” Raven und Sen wechselten einen Blick, als hätten sie gewusst das diese Frage käme. ,,Na ja, wir wissen das dein Vater das Element Feuer besitzt…”, fing Sen an. ,,…aber was deine Mom betrifft, wissen wir nichts.”, beendete Raven den Satz. ,, Ich dachte, sie war mal die Königin der Sonnenelfen?”, fragte ich verwirrt, ,, Da müsste man doch etwas über ihr Element wissen.” ,, Na ja, deine Mom hat eher ihr Wissen eingesetzt, als ihre Magie, anders als dein Vater. Aber wir haben da einen Verdacht, wer wissen könnte, was ihr Element ist. Der König der Sonnenelfen, mein Vater!”, sagte Sen zufrieden.
Er ging zu einem Spiegel in der Ecke hinüber, vor dem die Schale mit Wasser, mit der Marie ihr Element vorgeführt hatte, stand. Er nahm etwas Wasser in die Hände, verschmierte es auf dem Spiegel und hauchte es an, worauf lauter kleine, bunte Blumen auf der Spiegeloberfläche wuchsen, was mich darauf schließen ließ, dass sein Element das Element Erde war, wie Vicky schon gesagt hatte. Dann sprach er laut:,, Der Sonnenelfenkönig Richard C.”, woraufhin die Blumen ihre Stiele reckten, als wollten sie seine Worte einsaugen. Daraufhin verschwanden sie im Spiegel und das Bild von Richard C erschien. Er saß in einem roten, edlen Sessel und las ein Buch.
,, Vater!”, sprach Sen laut und der Sonnenelfenkönig schaute auf. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er kam näher:,, Sen mein Junge, wie geht es euch. Seid ihr in Schwierigkeiten, oder wolltet ihr nur mal einem alten Mann ,,hallo” sagen?”, fragte er erfreut. ,, Weder noch.”, sprach Sen, wobei er auch ein zaghaftes Lächeln aufgesetzt hatte, ,, Wir wollten fragen, ob du weißt, was Shanna´s Mom, Felicia Owen, für ein Element hat?” ,, Felicia, mmhh, dass ist eine gute Frage! Sie besaß das Element Wasser. Damit war sie sogar vom Element her, das Gegenteil von König Peeta. Sie war, ich meine, ist nett, freundlich, liebreizend und versucht immer zu helfen, während König Peeta immer versucht, anderen das Leben zur Hölle zu machen. Er ist arrogant, bösartig und verabscheuungswürdig!”, sprach der König voller Hass, ,, Ähh, ja, okay, wollt ihr noch was wissen?”, fragte er schnell, peinlich berührt, nach seinem Ausbruch. Niemand von uns sagte etwas. Anscheinend waren alle genauso erschreckt wie ich. ,, Na dann, ich hätte aber noch etwas.”, sagte der König, ,, Die Drachenjägerinnen werden euch übermorgen besuchen. Sie wollen Miss Shanna mit eigenen Augen sehen und ihr ein paar gute Kampftricks beibringen.” ,, Das ist ja großartig!”, sprach Sen begeistert, ,, Sie sind wirklich gut und Shanna kann viel von ihnen lernen. Wie lange werden sie bleiben?” ,, Je nachdem wie viel Zeit sie haben. Ich muss jetzt los. Deine Mutter ruft mich. Gute Nacht!”, sagte er und sein Bild verblasste.
,, Wer sind die Drachenjägerinnen?”, fragte ich neugierig. ,, Das ist eine Gruppe von Frauen, die gegen die Ungeheuer in der Elfenwelt kämpfen. Sie hatten früher Drachen getötet, aber nun nicht mehr. Stattdessen reiten sie auf welchen. Sie gehören zu den besten Kämpferinnen der Elfenwelt und sind zum Glück auf unserer Seiten, sonst hätten wir ein großes Problem! Aber nun zum eigentlichen Thema.”, endete Arya und ich nahm meinen Platz in der Mitte des Halbkreises ein.

16. Kapitel




,, Okay, geh jetzt zu jedem der vier Fortunae und berühre sie nacheinander. Du wirst spüren welches deins ist.”, wies Raven mich an. Ich ging zu der ersten Schicksalskugel, der Pflanzenkugel, und berührte sie kurz. Sie sprang kurz in die Luft und die Blumen verwelkten. Okay, Erde war wohl eher nicht mein Element, aber das hätte ich auch voraussagen können. Ich hatte mir mal einen Kaktus gekauft, weil meine Pflanzen immer verwelkten und die ja nur sehr wenig Wasser brauchten. Was ist passiert? Ich hab versehentlich den Kaktus verdursten lassen.
Ich ging zu der zweiten Kugel, der Feuerkugel, und berührte sie. Ein heißer Wind blies mir ins Gesicht , was ich als gutes Zeichen wertete. Dann ging ich zu der dritten Kugel, in der der kleine Miniorkan wütete. Ich berührte sie und er verpuffte einfach so. Als letztes war nur noch das Schicksal des Wassers übrig. Oh man! Ich hoffe die mag mich, sonst lass ich womöglich noch unsere Höhle absaufen. Ich berührte sie vorsichtig und das Wasser kroch mir warm die Hand herauf.
,, Gut gemacht Shan!”, lobte mich Vicky, ,, Jetzt musst du nur noch herausfinden, welches der Beiden deins ist. Keine Elfe kann schließlich zwei Elemente besitzen.” Ich ging noch mal zu dem Feuer herüber und berührte die Kugel ein zweites Mal. Das Glas um die Kugel herum zerbarst und das Feuer sprang in meine Hand. Auf der anderen Seite zersprang die Glaskugel des Wassers und das Wasser hüpfte in meine andere Hand. Verblüfft fragte ich Vicky:,, Bist du dir auch ganz sicher?” ,, Na ja, ich denke, da Shanna eh eine Art für sich ist, könnte das auch für ihre Magie gelten.”, begründete Raven das Verhalten der Glaskugel. ,, Wenn man es mal so sieht, könnte es stimmen.”, stand Arya ihrer Schwester bei, ,, Ich denke sie kann zwei Elemente beherrschen. Außerdem denke ich, wir sollten für heute hier Schluss machen, da Shanna schon ganz schön erschöpft aussieht.” Ich war wirklich schon müde, von dem ganzen Magiekram. Also verabschiedete ich mich. ,, Morgen wieder nach der Schule, okay, Shanna?”, fragte Arya. Ich wollte gerade Ja sagen, als Vicky mir ganz aufgeregt dazwischen fuhr:,, Das geht nicht, da ich mit Shan morgen schon was vorhabe.” Verwirrt durchforstete ich mein Gehirn nach irgendwelchen Ausflugsplänen mit Vicky, konnte aber nichts finden, als fragte ich:,, Ach ja?” ,, Das ist eine Überraschung!”, sprach Vicky geheimnisvoll, ,, Du solltest dir etwas cooles anziehen, aber nichts zu auffällig.”, wies Vicky mich an, ,, Jetzt aber los! Bis morgen!” Sie ging wieder in die Höhle zurück und ich stand verwirrt und alleine davor.

17. Kapitel




Ich ging nach Hause, machte mir noch schnell was zu essen und zog mir dann gleich Schlafzeug an. Mom war noch nicht da, weil es gerade mal halb 8 war. Ich setzte mich an meine Hausaufgaben und legte mich dann gleich schlafen, da mir nichts mehr einfiel was ich machen könnte. Ich konnte jedoch nicht schlafen und wälzte mich lange hin und her. Mom kam halb 11 nach Hause und versuchte leise zu sein, was ihr nicht so gut gelang. Ich schaute noch ein paar Mal auf die Uhr, das letzte Mal um 3 Uhr nachts, bis ich endlich einschlief. Ich schlief sehr unruhig und war schon um 4 Uhr wieder wach. Ich versuchte noch mal einzuschlafen und gab es dann um 5 Uhr auf.
Ich erinnerte mich wieder an Vicky´s Satz, dass ich mir etwas Cooles, aber nicht zu Auffälliges, anziehen sollte. Das könnte zum Problem werden! Entweder ich hab was zu schickes oder zu schlichtes! Ich suchte und suchte und suchte, bis ich, halb 6, endlich was gefunden hatte. Mein lila Top mit den Pallietten, meinen schwarzen Bolero, meine graue Leoparden Leggins und meine dunkle kurze Jeans. Dazu noch meine grauen Shucks und ich würde ungefähr Vicky´s Beschreibung entsprechen. Ich ging ins Bad und machte mich fertig. Ich lockte meine Haare etwas mit dem Lockenstab und machte mir meine Glaskugelkette um, die mich jetzt etwas an die vier Fortunae erinnerte.
Dann ging ich runter in die Küche und machte mir heut mal ein Toast mit Granny´s Marmelade. Oh Mist! Ich hatte ganz vergessen zurück zu schreiben. Ach das würde ich wohl heute Nachmittag machen, falls ich Vicky´s Ausflug überlebte. Mom war noch gar nicht unten, was mich darauf schließen ließ, dass sie frei hatte. Ich stellte das dreckige Geschirr in die Abwäsche und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Diesmal lief mir kein fanatischer Elf über den Weg, sodass ich den Weg ohne Schwierigkeiten überwältigte. Ich stieg in den Bus ein und setzte mich neben Vicky. ,, Und, was ist nun die große Überraschung?”, fragte ich Vicky neugierig. ,, Jetzt noch nicht!”, zwitscherte sie, ,, Du hast doch heute zweite und dritte Stunde zwei Freistunden, oder?”, vergewisserte sie sich. ,, Äh ja?”, sagte ich verwirrt. ,, Gut! Dann treffen wir uns dann vor Raum 214.”, sprach sie und damit war unser Gespräch beendet.
Wir kamen an und gingen jeder in unseren Unterricht. Ich hatte Französisch und die anderen Beiden hatten Italienisch. Ich hätte ja gerne die Sprache gewechselt, doch da ich schon ein Jahr lang Französisch, oder wie ich es gerne nannte, Franz hatte, durfte ich das Fach nicht mehr wechseln, da ich die Grundlagen nicht kannte. Unser Lehrer, Mr. Sever, hatte die Statue eines Riesen und war gartenschlank. Sein bronzenes Haar war, wie ein Nest auf seinem Kopf. Er hatte eine hohe, piepsige Stimme und riesige Segelohren. Die Stunde kroch dahin, da ich so aufgeregt war.
Als sie endlich zu Ende war, schmiss ich meine Sachen achtlos in meine Tasche und rannte zu Raum 214, den ich jedoch nicht gleich auf Anhieb fand, da es eine Putzkammer, mit sämtlichen Putzartikeln, war. Vicky wartete schon auf mich. ,, Hi Shan!”, begrüßte sie mich, ,, Wir müssen noch auf Laura und Marc warten. Dann können wir reingehen.” ,, Warte mal! Deine große Überraschung ist eine Putzkammer?!”, fragte ich völlig perplex. ,, Jep! Du wirst schon sehen!”, sprach sie geheimnisvoll. Langsam ging mir das auf den Keks! ,, Kommt denn Celina gar nicht mit in die ,,geheimnisvolle Putzkammer”?”, fragte ich. ,, Nein! Sie findet das doof.”, antwortete Vicky etwas beleidigt. Ich würde auch am liebsten abhauen!
Endlich kamen Laura und Marc um die Ecke. ,, Hi Leute!”, begrüßte uns Laura, ,, Seit ihr bereit um mein Reich zu betreten?”, fragte sie spaßeshalber. ,, Klar, wir sind bereit die ,,geheimnisvolle Putzkammer von Laura” zu betreten.”, gab ich sarkastisch zurück. ,, Gut, dann wollen wir mal!”, sprach Laura und zog einen neon-pinken Schlüssel aus der Tasche. Sie schloss die Putzkammer auf, machte das Licht an und ging geradewegs auf den angerosteten, mintfarbenen Spind in der Ecke zu. ,, Ey nee! das soll doch jetzt n´ Scherz sein, oder?”, fragte ich nun wirklich enttäuscht. Und so was spielt Vicky so groß auf. Kopfschüttelnd schaute ich Laura dabei zu, wie sie mit einem zweiten blauen Schlüssel den Spind aufschloss. Uhhh was wird mich wohl da erwarten?! Ein Wischmopp, oder was?!
Es war kein Wischmopp oder ein anderes Putzgerät! Dort war eine Art Wand, die Laura problemlos zur Seite schob. Dahinter prangte ein riesiges Loch im Spind und in der Wand, durch das ich problemlos durchklettern konnte. ,, Tada!”, trällerte Laura, ,, Der Eingang. Bitte nach dir!” Ich kletterte durch das Loch in einen stockfinstern Gang. Ich konnte nicht mal die Wände sehen. Als alle im Gang waren, schloss Marc uns vom Rest Licht ab, indem er die Spindtüren wieder schloss, die sofort einrasteten und erst wieder aufgeschlossen werden mussten.
Wir tasteten uns eine Weile an der Wand entlang, bis ein neuer Abschnitt des Tunnels anfing, der mit blauen Neonröhren beleuchtet war. Wir gingen immer weiter und weiter in den Tunnel hinein, bis wir vor einer Tür standen, an deren Seite ein Glöckchen hing. Laura drängelte sich an mir vorbei und läutete es. Ein kleiner Schlitz zum sprechen wurde beiseite geschoben und jemand fragte, wie in Filmen:,, Passwort?” ,, Neo-Club!”, antwortete sie mit einer Autorität in der Stimme, die ich bei ihr noch nie gehört hatte. Die Tür öffnete sich und entblößte eine wahre Überraschung!

18. Kapitel




Tja, meine Meinung über die ,, Putzkammer von Laura” war wohl etwas falsch gewesen. Hinter der Eingangstür war eine Art Club, der seinem Namen gerecht wurde. Er wurde ausschließlich von Neonleuchten beleuchtet, was total cool aussah! Im ersten Raum war eine Disco aufgebaut, mit lärmender Musik, die aus einem schwarz-grünen Discopult kam. Außerdem war noch eine pinke Bar am Rand aufgebaut. Überall standen blaue Neonröhren herum und der Boden bestand aus Platten, die die Farbe änderten, auf denen sich die Menge zu der Musik bewegte.
,, Was ist das hier?”, fragte ich Laura über die Musik hinweg. ,, Wie gesagt, der Neo-Club.”, gab sie zurück. Ich sah eine Weile der Meine beim tanzen zu, bis mir eine Person auffiel. ,, Ist das da etwa Dree? Und wo ist eigentlich Zoe? Die müsste doch an solchen Orten sein.”, fragte ich überrascht. ,, Na Dree ist hier ne große Nummer und der Club wurde wegen Zoe eröffnet!”, antwortete Laura. ,, Hä?”, fragte ich verwirrt. ,, Es ist ganz einfach. Ich war mal wieder total wütend auf Zoe, weil sie mich in der Putzkammer oben eingesperrt hatte. Aus Frust trat ich gegen den Spind, der sich dann öffnete und das Loch offenbarte. Dort bin ich dann mit einer Taschenlampe reingeklettert und hab die Tür völlig ramponiert vorgefunden. Alles hier war total eingestaubt und fast alles war kaputt. Wir sind jetzt hier im Keller des Gebäudes gegenüber der Schule. Ich fand den Ausgang aus dem Haus und ging wieder in die Schule rein. Ich sprach mit einigen von meinen Freunden, unter anderem auch Marc und Jay, die dann wiederum mit anderen Freunden sprachen. Am Ende haben wir dann hier alles wieder in Schuss gebracht und alle, die gegen Zoe sind, dürfen hier rein. Natürlich weiß niemand, der nicht gegen Zoe ist, von dem Club. Alle müssen sich erst beweisen, was du ja schon zweimal getan hast. Da kannst du dir ja sicher vorstellen, weshalb Dree hier unten so angehimmelt wird.”, erklärte sie.
,, Hey Laura!” Zwei Mädchen kamen zu uns herüber und begannen mit Laura zu sprechen. ,, Na dann, ich führ Shan herum!”, sagte Vicky zu Laura und wir verschwanden. Wir gingen schweigend weiter durch die Menge, während ich mit Staunen das Ganze hier betrachtete. Das ist doch voll der Hammer, oder? Wir kamen an einer Gruppe von Streetdancern vorbei, die von der Menge bejubelt wurden. Unter ihnen war Dree. Im Vorbeigehen schenkte er mir ein strahlendes Lächeln.
Ich sah noch einen anderen Gang, der nur mit pinken Neonröhren beleuchtet war und indem sich nicht allzu viele Leute befanden. Dann gingen Vicky und ich eine Treppe hinauf und wir standen im Tageslicht. Hier oben war die Musik von unten kaum noch zu hören. ,, Wow! Das ist ja voll cool hier!”, schwärmte ich. ,, Jep!”, stimmte Vicky mir zu. ,, Wie hat sie das eigentlich mit den Leuchten und dem Discopult hinbekommen? Sie hat doch gesagt, dass war alles kaputt?”, fragte ich neugierig. ,, Na ja, hier an der Middelton High gibt es tausende von Teams, Gruppen und Clubs! Du bist noch neu hier und wirst wahrscheinlich erst später den Zettel mit allen bekomme Es gibt ein Basketballteam, ein Schachclub, eine Tanzgruppe, einen Kochkurs und vieles mehr. Außerdem gibt es hier einen sehr begabten Technikclub. Laura hat sie überredet, dass sie alles reparieren und dafür bekommen sie hier einen Raum festgelegt. Das war natürlich ideal, da der Technikclub zufrieden war und, wenn was kaputt geht, sie es ihnen reparieren können. Also willigte sie ein und nun sind sie zufrieden und erfinden auch des Öfteren etwas für das Neo.”, erklärte Vicky. ,, Hat Laura das Haus gekauft?”, fragte ich weiter. ,, Ja. Als erstes waren sie immer illegal hier und wurden irgendwann entdeckt. Da hatten alle zusammen gelegt und nun gehört das Haus Laura.”, beantwortete Vicky meine Frage. ,, Wieso weißt du eigentlich so viel über diese Schule? Du bist doch neu hier, genau wie ich.”, fragte ich leicht irritiert. ,, Man bekommt mehr mit, wenn man so tut, als wäre man schon immer hier gewesen! Laura glaubte, ich gehörte auch hierher und hat mir alles, was ich wissen wollte, erzählt.”, antwortete Vicky Schultern zuckend.
Wir gingen in einen Raum rein, den ich gleich als Raum für den Technikclub erkannte. Es war großartig! Überall standen halbfertige Dinge herum. Eine Gruppe von Jungs probierte sich gerade an einer Blume aus Metall und Neonröhren aus. Sie war silbern und kleine neongrüne Fäden durchzogen die Blütenblätter. Das Innere der Blume war ebenfalls aus grünem Neon und ein kleiner leuchtender Stein saß in der Mitte. Sie sah wunderschön aus!
Wir verschwanden wieder und gingen in den nächsten Raum. Hier standen Staffeln und Leinwände und alles so was herum. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren malte gerade ein Bild von einer Frau auf einer wunderschönen Lichtung. Ein Kind zog die Frau auf die Wiese. Es hatte langes silbernes Haar und spitze Ohren. Blaue Flügel schossen ihm aus dem Rücken. Ein Schauder überlief mich und ich warf einen Blick zu Vicky. Sie betrachtete ebenfalls das Bild, aber eher mit einem verträumten Ausdruck im Gesicht.
Wir gingen weiter und hörten schon die Musik, die uns ankündigte, in welchen Raum wir als nächstes kamen. Wir betraten ihn und sahen ein Keyboard, drei Geigen, ein Akkordeon, ein paar Flöten, zwei Gitarren und ein Schlagzeug. Außerdem entdeckte ich noch ein Mikro in der Ecke. Zwei Mädchen spielten zusammen ein Lied, das ich jedoch leider nicht kannte. Die eine Rothaarige stand am Keyboard und die andere Blonde spielte Geige. Ich konnte Keyboard spielen, da Granny mir das beigebracht hatte. Sie spielte jedoch viel besser als ich.
Wir gingen weiter und gingen einen Gang entlang. Dort kamen uns die köstlichsten Düfte entgegen. Wir kamen in eine Küche, in der sich drei Mädchen und zwei Jungen über ein Buch beugten, während ein viertes Mädchen die Zutaten in eine Schüssel warf. Eine Uhr klingelte und der eine Junge holte Muffins aus dem Ofen. Sie waren mit Karamell übergossen und Schokosplitter steckten darin. Ein Mädchen entdeckte uns, stellte zwei der Muffins auf einen Teller und kam zu uns herüber. ,, Wollt ihr mal probieren?”, fragte sie freundlich. Ihre warmen, braunen Augen musterten mich intensiv. Sie hatte hochgestecktes, braunes Haar und viele Sommersprossen auf der Nase. Sie war eher klein und zierlich und trug normale Sachen. ,, Danke! Gern!”, gab ich zurück und nahm einen Muffin. Ich biss hinein und ein wahres Geschmackserlebnis breitete sich in meinem Mund aus. Die Süße des Karamells und Schokolade vermischt mit dem pikanten Geschmack gerösteter Nüsse. Köstlich! ,, Wow! Die sind super! Für so welche würde ich glatt töten!”, schwärmte ich und sie kicherte.
Wir gingen in den nächsten Raum, den Sprayerraum. Die Wände waren voller Graffitis, große, kleine, dunkle, helle, einfarbige, bunte, alles eben was es so gibt. Ein Mädchen machte gerade eins, ein Drachenkopf, der in einem S steckte. Sie hatte lange, leuchtend rote Haare, und wenn ich sage rot, dann meine ich rot. Sie war blass und hatte ein rundes Gesicht. Ihre rehbraunen Augen stachen aus ihrem Gesicht hervor und musterten das fertige Graffiti. Ihr ganzes Erscheinungsbild machte einen merkwürdigen Eindruck.
Sie drehte sich zu uns um und kam mit einem Lächeln auf uns zu. ,, Hi! Ich bin Jade.”, sprach sie freundlich, ,, Seid ihr neu hier?” ,, Ich schon. Ich bin Shanna.”, stellte ich mich vor. ,, Ach du bist die, die Zoe in Brand gesteckt hat, stimmt´s?”, fragte sie, ,, Das ganze Neo weiß davon bescheid. Das war wirklich mega cool.” Die Röte stieg mir ins Gesicht. ,, Äh danke. Wie bist du denn hier rein gekommen?”, wechselte ich das Thema. ,, Ach, ich hatte sie angegriffen und sie halb verprügelt. Leider hatten mich die Lehrer noch rechtzeitig weggezogen, aber ein blaues Auge hatte sie trotzdem. Ich bin nur knapp einem Schulverweis entkommen.”, erzählte sie lächelnd. ,, Und wie lange bist du schon hier?”, fragte ich neugierig weiter. ,, Seit ungefähr drei Wochen nach der Eröffnung des Neo´s.”, gab sie zurück. Ich schaute sie beeindruckt an. ,, Na ja, wir müssen weiter, bevor der Unterricht wieder beginnt. Tschüss Jade.”, unterbrach Vicky uns und wir gingen weiter.
,, Wie lange existiert das Neo jetzt schon?”, fragte ich Vicky. ,, Seid dem vorletztem Jahr. Im Sommer wurde es eröffnet.”, sprach Vicky. ,, Und seitdem ist Jade schon dabei? Wow!”, sagte ich beeindruckt. Ein Lächeln stahl sich auf Vicky´s Gesicht.
Wir gingen in den nächsten Raum, wo sich mehrere Half-Pipes standen. Mehrere Jungen und Mädchen fuhren mit Skateboards darauf. Sie wirbelten durch die Luft, machten Saltos und vieles mehr. Ich skateboarde auch gern, bin aber noch lange nicht so gut. Ich falle viel zu oft hin, um so etwas hinzubekommen.
Wir gingen weiter in einen Raum, indem die Wände gepolstert waren. Sogar die Decke war gepolstert. Eine Wand jedoch, sah aus, als bestände sie ganz aus Ghettoblastern. Große, kleine, bunte, einfarbige… Es war beeindruckend. Laute Musik dröhnte aus ihnen und mehrere tanzten dazu. Es war sozusagen der Streetdance-Lern-Raum. Ein Mädchen mit pinken Haaren unterrichtete anscheinend gerade zwei andere Mädchen. Sie war unheimlich gut. Ich hatte nie viel mit so was zu tun., bewundert hatte ich Streetdancer aber schon immer. ,, Das hier ist der einigste Raum, der einen offiziellen Namen hat, der Ghettoblaster-Raum.”, sagte Vicky. Ich bewunderte noch einen Moment die Atmosphäre und wir verließen den Raum wieder.
,, Okay, nun muss ich dir nur noch die letzten beiden Räume zeigen.”, sprach Vicky und wir bogen um die Ecke. Die letzten beiden Räume waren die Klo´s, also nichts besonderes. Wir drehten wieder um und Vicky fragte:,, Also, was möchtest du die restliche 2. Stunde lang tun?” ,, Erstmal, möchte ich was trinken.”, antwortete ich. ,, Okay, dann los runter, zurück zur Bar, aber sei vorsichtig, was du dir bestellst! Hier gibt es viele Drinks mit Alkohol.”, warnte sie mich vor.
Wir gingen wieder zurück durch die vielen Gänge, nahmen die Treppe und kämpften uns durch die Menge, bis wir endlich an der Bar waren. Ich bestellte mir sicherheitshalber nur einen Orangensaft und Vicky sich ein Ginger Ale. Wir setzten uns in eine kleine Sitzecke und begannen unsere Getränke zu trinken. Nach wenigen Minuten kam Dree auf uns zu. ,, Hey Shan! Ist ja cool, dass du jetzt auch hier bist. Kommt mit, ich kenne einen besseren Platz!”, sprach er. Wir folgten ihm in einen anderen Teil des Neo´s, zwischen den pinken Neonröhren hindurch und dann durch einen Vorhang. Dahinter waren mehrere große Sitzkissen und lange Tücher schmückten den Raum. Nur wenige Leute waren hier und die Musik war nur noch gedämpft zu hören. Wir setzten uns und fingen an zu erzählen: ,, Na, und wie gefällt dir das Neo?”, fragte Dree, während er in seinem Glas mit einer blauen Flüssigkeit rührte, dass er wie aus dem Nichts hergezaubert hatte. ,, Ich finde toll hier!”, antwortete ich schwärmerisch. ,, Habt ihr euch schon alles angeguckt?”, fragte er. ,, Ja! Das Neo ist ja so riesig!”, trällerte ich. ,, Welchen Raum findest du am besten? Ich mag den Sprayer Raum am meisten!” , erzählte er. ,, Ich find den Musikraum am besten.”, gab ich zurück, während ich den letzten Schluck Orangensaft austrank. ,, Kannst du ein Instrument spielen?”, fragte er interessiert weiter. ,, Ja Klavier und dadurch auch Keyboard.”, antwortete ich wahrheitsgemäß.
Plötzlich sprang er auf, schnappte meine Hand, zog mich auf die Beine und rief begeistert:,, Das musst du mir zeigen! Ich träume schon seit ich sechs bin davon, Keyboard spielen zu können!” Er zog mich auf den Eingang zu bis ich rief: ,, Dree! Muss das jetzt sein? Da sind bestimmt welche oben und es müssen doch nicht gleich alle wissen, dass ich das kann.” Schon bei der Vorstellung, vor zwei Leuten zu spielen, wurde mir mulmig. ,, Ach komm schon! Das wird lustig!” Widerwillig ließ ich mich von ihm in den Musikraum ziehen und auf den Stuhl vor dem Akkordeon drücken. Keiner außer Dree, Vicky und mir war im Moment hier. ,, Na los! Es ist niemand außer uns hier!”, ermutigte mich Dree. Ich legte meine zitternden Finger auf die kühlen Tasten und begann zu spielen. Als erstes ängstlich und vorsichtig und später immer mutiger, als ich bemerkte, dass es Vicky und Dree gefiel. Ich begann verschiedene Lieder wild durcheinander zu spielen. Nach einer Weile gesellten sich Jade, Laura und zwei Andere zu uns. Die eine der beiden Unbekannten hatte wirre, blond-braune Haare, die sie sich zu einem französischen Zopf zusammen gebunden hatte. Sie hatte hellblaue Augen und ein markantes Gesicht. Ihre Figur war schlank und lang und steckte in einem kanariengelben Kleid mit einem schwarzen Gürtel und dazu schwarze Ballerinas. Die andere hatte kurzes, schwarzes, stacheliges Haar und dunkelblaue Augen. Sie trug eine kurze, dunkle Jeans und dazu ein lilanes, löchriges Oberteil.
Die Erste nahm eine Geige und fing an mich zu begleiten, während die Andere sang. Eine ganze Weile ging das so und immer mehr Leute gesellten sich zu uns. Zwei Stepptänzer begannen im Takt zu steppen und mehrere Andere tanzten. Ein Junge begann mitzusingen und ein Andere spielte auf dem Schlagzeug. Es war absolut cool und hätte auch noch Stunden angedauert, hätte uns nicht eine Klingel unterbrochen, das, anscheinend, das Ende der 2. Stunde ankündigte. Außer Atem nahm ich die Finger von den Tasten und ließ mich auf dem Stuhl zurücksinken. ,, Shan! Wieso hast du nie erzählt, dass du so gut spielen kannst?!”, fragten mich Vicky und Laura ganz aufgelöst. ,, Ich hatte so was noch nie zuvor gemacht!”, gab ich selbst überrascht zurück. ,, Dafür warst du wirklich der Hammer!”, lobten mich die Beiden. ,, Ich wusste gar nicht, dass es hier eine Klingel gibt, die den Stundenschluss angibt. Beim ersten Mal hatte ich das gar nicht gehört.”, sprach ich. ,, Hatte ich dir das nicht erzählt? Die Klingel klingelt immer 5 Minuten vor Unterrichtsschluss, damit die Anderen nicht mitbekommen, wo wir waren, zumindest die, die vom Neo nichts wissen. Wo es das erste Mal geklingelt hat, waren wir gerade unten im Club und du hast es wegen der Musik bestimmt nicht gehört.”, erklärte sie. ,, Wer waren die anderen Beiden, die mit dir hereingekommen sind, Laura?”, fragte ich neugierig und darauf fixiert, die Aufmerksamkeit von mir abzulenken, was gar nicht so einfach war, da dauernd irgendjemand kam und mich lobte oder mir bewundernd auf die Schulter klopfte. ,, Die mit den blonden Haaren ist Leona und Zoe´s ,,beste Freundin” und die Andere ist Keila.”, erzählte Laura.
Plötzlich drängelte sich ein Mädchen durch die Menge durch und gesellte sich zu uns. Es war die Kleine, die mir den Muffin in der Küche gegeben hatte. ,, Hey! Du bist Shanna, nicht war? Du warst eben wirklich super gut!”, schwärmte sie. ,, Hey Al , wo ist denn Jay?”, fragte Laura. ,, Ah der knutscht mit seiner Freundin rum. Voll widerlich!”, antwortete sie angeekelt. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. ,, Jay hat ´ne Freundin?”, fragte ich. ,, Klar! Sie heißt Elena und ist ganz nett…”, sprach Laura etwas verstimmt. War sie etwa in Jay verliebt? ,, Ach ich bin übrigens Alice, oder wie mich hier alle nennen, Al. Ich bin Jay´s Schwester.”, stellte sich Jay´s kleine Schwester vor und schenkte mir ein Lächeln, ,, Ich mag Elena nicht so. Sie scheucht mich immer weg.” Daraufhin besserte sich Lauras Laune etwas. ,, Tja, das ist unsere Alice, oder wie sie hier auch alle nennen, die gute Seele des Neo´s. Auf sie passt wirklich jeder auf und jeder mag sie.”, sagte Laura fröhlich und schloss die Kleine in den Arm.
Wir gingen zum Ausgang, während sich Alice ausgelassen über Elena ausließ. Für Laura wirkte das wie eine Kur und als wir an der Tür angelangt waren, war sie richtig froh und übermütig. Wir verließen das Neo und kletterten wieder in ,,die geheimnisvolle Putzkammer von Laura”. Wir stellten alles wieder normal hin, da wir die letzten waren und verließen die Putzkammer. Gerade als Laura die Tür zuschloss, klingelte es.
,, Gutes Timing!”, sprach Vicky. ,, Tja, so sind wir halt!”, sagte Laura und warf ihr Haar lässig zurück. Daraufhin fingen wir an zu lachen. ,, Welche Klasse bist du eigentlich?”, fragte ich Alice, ,, Ich habe dich noch nirgends gesehen gehabt.” ,, Ich gehe in die Fünfte.”, meinte Al etwas beleidigt, ,, Und ich bin eigentlich immer bei Jay oder Laura oder so. Manchmal bin ich auch bei meiner Klasse, doch die sind immer total nervig, weil alle Mädchen auf Jay stehen und mich dauernd nach seiner Nummer fragen.”
,, Komm schon Shan! Sonst kommen wir zu spät zu Geografie!”, ermahnte mich Vicky. ,, Jaja, ich komme!”, sprach ich genervt, ,, Tschüss Al! Vielleicht sehen wir uns ja in der Pause.” Ich drehte mich um und lief Vicky hinterher.

19. Kapitel




Wir rannten den Gang entlang und kamen keuchend vor Raum 305 zum stehen. Wir betraten den Raum und ich stellte mich unserer Lehrerin Miss Zazouria vor. Sie war groß, hatte blondes, langes Haar und blaue Augen. Sie trug anscheinend 5 Tonnen Make up mit sich rum, so wie sie aussah, und ihre Augen klebten förmlich am Spiegel, den sie in der Hand hielt. Ihr spargeldünner Körper steckte in einem lila Kleid, das aussah wie eine zweite Haut, so eng war es. Sie setzte mich, glücklicher Weise, neben Celina, die zwar nicht so super freundlich ist, aber nicht die ganze Zeit dasitzt, ohne zu reden. Die Stunde verging im Schneckentempo, da Miss Zazouria entweder in ihren Spiegel guckte oder der Klasse viel zu schwere Aufgaben gab. Ich hasste diese Frau jetzt schon!
Nach der Stunde gingen wir drei, also Celina, Vicky, die sich nach kurzer Zeit zu uns gesellt hatte, und ich, zu Sport. Sport hatten wir mit Mr. O´Donal. Er hatte schwarzes, verwuscheltes Haar und leuchtend grüne Augen. Seine Haut war gut gebräunt und er war sehr muskulös. Außerdem hatte er einen leicht spanischen Akzent. Alles in allem war er der Traum aller Mädchen.
Wir wärmten uns als erstes mit einem 800m Lauf auf und dehnten uns dann. Danach fingen wir mit dem momentanen Unterrichtsgebiet an, tanzen, zumindest für die Mädchen. Die Jungs mussten Kraftsport machen. Tanzen an sich war ja eigentlich total cool und alle die sagen, dass tanzen kein Sport ist, irren sich gewaltig, aber Schultanz habe ich schon immer gehasst. Wir machten da immer irgendwelchen total einfachen Blödsinn, so wie der Reifentanz, den ich einmal mitmachen mussten. Total bescheuert! Also wunderte ich mich, als Mr. O´Donal mit HipHop ankam. Er unterrichtete uns jedoch nicht, sondern ein Mädchen, das ein paar Klassen über uns war. Sie hatte gold-blonde, lange, lockige Haare und braune Augen. Ihr Gesicht war mit Sommersprossen bedeckt und schmal geschnitten. Sie war dünn und muskulös und trug, genau wie wir, Sportsachen. Irgendwie kam sie mir bekannt vor…
,, Hi! Ich bin Sammy!”, stellte sie sich uns vor, ,, Und werde euch das HipHop tanzen beibringen. Kann einer von euch vielleicht schon irgendwelche coolen Moves?” Keiner aus der Klasse meldete sich, bis Jade nach vorne trat. Jade war bei mir in Sport mit? ,, Hey Sam!”, begrüßte sie Sammy, ,, Ich zeig denen mal, wie das geht!” ,, Hey Jade! Na dann mal los!”, antwortete ihr Sammy genauso locker. Jetzt fiel mir wieder ein, dass ich Sammy im Neo gesehen hatte. Sie war bei den HipHopern mit dabei gewesen, die auf der Tanzfläche im eigentlichen Club getanzt hatten.
Sammy stellte die Musik an und Jade begann zu tanzen. Es war wirklich atemberaubend, wie Jade sich bewegte. Alles war so locker! Ein Salto mal hier, ein Handstand mal da, ein was weiß ich mal da. Es war voll cool! Als Jade fertig war, stellte Sammy die Musik ab und lobte Jade ausgiebig:,, Wow! Coole Moves! Die sind neu oder? Musst mir auch mal zeigen!” Zusammen lernten wird dann ein paar Schritte die nicht ganz so schwer waren, aber schwer genug, dass danach, abgesehen von Jade und Sammy, alle außer Atem waren, und die Stunde war um.
Laura, Vicky, Celina und ich gingen gemeinsam in die Cafeteria, als uns Zoe und ihre Anhängsel über den Weg liefen. Zoe trug heute ein pink glitzerndes Oberteil, das mich schwer an Barbie erinnerte, und einen lila Minirock. Ihr blondes Haar hatte sie sich mit einem rosa Haarreif nach hinten gemacht. ,, Oh hi Shanna, wo hast du denn deinen gestörten Freund gelassen?”, fragte sie mich arrogant und ihre Kletten lachten. Eigentlich würde ich ja wieder sauer werden, doch da fiel mir wieder das Neo und seine Action gegen sie ein und ein Grinsen stahl sich sogleich auf mein Gesicht. ,,Hallo? Jemand zu Hause?”, unterbrach Zoe meine Gedanken, ,, Tja sogar über meine Beleidigungen muss sie grinsen. So was bescheuertes. So blöd muss man erstmal sein.” Ihre Anhängsel lachten wieder. ,, Ich hab ja nicht über deine Beleidigung gelacht, sondern über dein bescheuertes Aussehen. Guckst du eigentlich mal in den Spiegel, bevor du aus dem Haus gehst?! ”, fragte ich sie resigniert. Entsetzt keuchten sie und ihre ,,Freunde” auf. ,, So was muss ich mir von niemandem sagen lassen, der seine Sachen bei einem Second - Hand Shop kauft. Dieses Outfit hat mein ganz privater Designer entworfen. Natürlich nur für mich.”, meinte sie hochtrabend und warf ihr Haar zurück. ,, Wohl eher dein ganz privater Straßenverkäufer.”, meinte ich nur schmunzelnd. ,, Ach halt doch den Mund! Kommt Leute, wir gehen! So was brauchen wir uns nicht bieten zu lassen!”, sagte sie und machte den typischen tussigen Haarschwung, sodass ihre Haare mich streiften. Als alle gerade an mir vorbei gingen entdeckte ich Leona, die mich angrinste, mit beiden Daumen heimlich nach oben zeigte und mir ,,Gut gemacht!” zuflüsterte. Ich lächelte zurück und flüsterte ,, Danke!”. Sie schenkte mir noch ein letztes Lächeln und verschwand.
Wir gingen in die Cafeteria und ich fragte Vicky unterwegs:,, Wieso hast du eigentlich gesagt, dass wir den ganzen Tag weg sind? Willst du den ganzen restlichen Tag im Neo verbringen, oder was?” ,, Nö, nicht den ganzen, aber ich könnt mal wieder shoppen gehen! Ich hab kaum Oberteile, die nicht Rückenfrei sind.”, sprach sie und ich musst lächeln. Ich holte mir einen Hamburger und eine Limo und setzte mich zu den anderen an den Tisch. Kaum das ich saß, quatschte Laura aufgeregt drauf los:,, Weißt du, was wir jetzt haben?”, fragte sie aufgeregt und ich schüttelte den Kopf, ,, Ethik!” ,, Ethik?”, fragte ich ungläubig nach, da Ethik schon immer eins der langweiligsten Fächer war. ,, Genau Ethik! Ethik ist total witzig! Mr. Savou ist total heiß, was Zoe natürlich aufgefallen ist, und sie versucht sich jede Stunde an ihn ranzumachen, doch er beachtet sie erst gar nicht und ist dafür zu den Anderen viel netter. Zoe ist dann immer total eingeschnappt. Außerdem machen wir gerade Gruppenarbeit zum Thema ,, Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen um?”. Unsre Gruppe macht ein total witziges Theaterstück!”, erzählte sie aufgeregt. Da fiel mir eine Sache auf, die sie erzählt hatte. ,, Woher weißt du eigentlich, dass ich in Ethik und nicht in Religion bin?”, fragte ich sie. Sie errötete und murmelte:,, Na ja, also ich hatte mal kurz in deinen Stundenplan geguckt und hab das da gesehen. Ich war halt neugierig, okay?!”
Bevor ich ihr einen Vortrag über ,,Das Nehmen von Sachen, die nicht einem gehören” halten konnte, knallte jemand neben mir sein Tablett auf den Tisch. Ich guckte auf und sah Alice, die sich eingeschnappt auf dem Stuhl niederließ. ,, Ich hasse Elena!”, beschwerte sie sich. Verwundert sah ich sie an. So wütend hatte ich sie noch nie gesehen…na gut, ich kannte sie erst seit heute. Laura schien jedoch sogleich interessiert zu sein. ,, Was hat sie denn getan?”, fragte sie aufgeregt. ,, Sie ist so bescheuert! Immer wenn Jay dabei ist, macht sie einen auf ,, liebes Mädchen”, dass jeder gern haben muss, und wenn er dann weg ist, droht sie mir sogar! Wenn ich mich dann wehre und Jay zurück kommt, tut sie total verzweifelt und fängt manchmal sogar an zu heulen, sodass ich den Ärger kriege!”, erklärte sie und tötete dabei ihren Donut. ,, Tja! Die ist halt total bescheuert! Ich hab´s Jay ja gleich gesagt!”, meinte Laura, anscheinend glücklich über Alice´s Meinung. ,, Ich wünschte du wärst Jay´s Freundin! Du bist immer so nett zu mir!”, sprach Al weiter und Laura schaute verwundert auf, bevor sie errötete und den leicht verträumten Blick abwandte. Ja, sie war definitiv verliebt!
,, Wer ist eigentlich diese Elena?”, mischte ich mich zum ersten Mal in das Gespräch ein. ,, Na die da!”, sagte Al verbittert und zeigte auf ein Mädchen drei Tische weiter. Sie hatte schwarzes Haar, das sie sich elegant hochgesteckt hatte. Der Blick ihrer braunen Augen wanderte arrogant von Tisch zu Tisch und musterte die Schüler. Sie trug einen kurzen, schwarzen Lederrock und eine schwarze Leggins darunter. Ihr Oberteil war marineblau und ihre Füße steckten in Shucks mit derselben Farbe. Mir kam sie sogleich unfreundlich vor!
Ich aß meinen Hamburger in Ruhe auf und achtete gar nicht mehr auf Laura und Alice, die sich über Fische unterhielten. Als es klingelte, stand ich auf, brachte mein Tablett weg und ging zu Ethik. Mr. Salou sah wirklich gar nicht mal so schlecht aus. Er war ungefähr Mitte 20 und hatte längeres, schwarzes Haar. Seinen klaren, blauen Augen schien nichts zu entgehen. Er trug eine blaue Jeans und ein schwarzes Hemd. Ich saß neben einem freundlichen, aufgedrehten Jungen namens Jason. Seine Augen waren dunkelgrün und sein braunes Haar fiel ihm dauernd ins Gesicht. Wir verstanden uns von Anfang an.
Kurz bevor die Stunde anfing, ging ich zu Vicky um sie etwas zu fragen, als ihr Handy klingelte. Verwirrt schaute sie auf den Display und ging. Mit einem unguten Gefühl im Bauch wartete ich ab. Ich sah wie ihr Gesicht sich verfinsterte, nachdem sie einen Moment lang mit dem Anrufer telefoniert hatte. Als sie endlich auflegte, sagte sie:,, ´tschuldigung Shan! Shoppen fällt heute aus. Celina und ich müssen weg. Win wird dich nach der Schule abholen.” Sie schnappte sich ihre Tasche und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen, mit Celina, die gerade neben ihr aufgetaucht war, raus. Gerade als es zur Stunde klingelte, schlossen sie die Tür. Was war bloß geschehen?

20. Kapitel




Wir machten wirklich Gruppenarbeit und Jason und ich waren mit Laura in einer Gruppe. Ich spielte in dem Theaterstück ein Mädchen, das nie ihre Fehler einsieht, sondern sich lieber beselbstmitleidet. Es würde bestimmt Spaß machen, aber irgendwie machte ich mir Sorgen. Irgendetwas sagte mir, das da was ganz und gar nicht stimmte!
Nachdem die Stunde um war, ging ich zu Geschichte. Mr. Smith gab uns die ganze Zeit irgendwelche Daten, die wir uns merken sollten. Danach hatten wir, zum Glück, nur noch Chemie vor uns. Wir machten ein Experiment. Wir mussten irgendwelche Substanzen zusammen mischen. Weil ich so in Gedanken versunken war, hätte ich um ein Haar die Schule in die Luft gesprengt, weil ich versehentlich daneben gegriffen hatte und diese Lösung hätte mit der Lösung im Reagenzglas eine Explosion verursacht. Zum Glück hatte mich Lucy davon abgehalten.
Als endlich die Schule um war, rannte ich halb zu Win, der, an Ravens Auto gelehnt, auf mich wartete. Ich begrüßte ihn erst gar nicht, sondern kam gleich zur Sache. ,, Was ist passiert? Warum mussten Celina und Vicky weg? Ist es was Schlimmes?”, fragte ich nervös. ,, Dir auch hallo.”, fing er mürrisch an, ,, König Richard ist erkrankt und alle sind nach Sunanda gereist um dem König zu helfen, außer mir.” ,, Ist er sehr krank?”, fragte ich besorgt. ,, Die Ärzte wissen noch nicht, was er hat.”, meinte er genervt.” ,, Wieso bist du dann eigentlich noch hier?”, fragte ich weiter. ,, Weil irgendwer ja auf dich aufpassen und dir was beibringen muss und da ich der Jüngste bin, keine Sonnenelfe bin, schon mal versehentlich eine Prügelei in Sunanda angestiftet habe und die Drachenkriegerinnen kenne, muss ich hier bleiben.”, sprach er wütend.
Ich wollte gerade etwas sagen, als eine Stimme hinter uns kreischte:,, Win? Win!”, und sich ihm in die Arme warf. Es war Laura und sie war mit solcher Wucht angerannt gekommen, das Win fast umfiel. Lachend umschloss er sie mit seinen Armen. ,, Laura? Du gehst hier zur Schule? Ich hab dich ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!” Was war denn hier los? Verwirrt beobachtete ich die Beiden. Sie hatte so was…Vertrautes.
Anscheinend war Win wieder eingefallen, dass ich ja auch noch da bin. ,, Shan, das ist meine kleine Schwester Laura. Laura, das ist Shanna.”, erklärte er. ,, Ich weiß! Wir sind in einer Klasse.”, erzählte ich, ,, Ist sie auch eine…?”, fragte ich und sprach das Wort ,,Elfe” lieber nicht aus. Da lachte Win. ,,Shan, weißt du nicht, dass ich bloß ein Halbelf bin? Laura ist auch eine Halbelfe, aber sie hat mehr Mensch abbekommen und ich halt mehr Elf.”, erklärte er sachlich. ,, Hat sie denn auch etwas Zauberkraft?”, fragte ich neugierig. ,, Ja, hab ich. Sonst hätte ich ja das Neo gar nicht kaufen können, schließlich bin ich minderjährig. Also hab ich sie was anderes sehen lassen, als ich bin.”, erklärte sie. Ah! Jetzt wurde mir einiges klar. Ich hatte mich schon gewundert. ,, Ich glaube, wir sollten uns einen anderen Ort zum reden suchen. Die gucken schon alle so blöd. Na kommt!”, meinte sie und stieg ins Auto. Win und ich stiegen auch ein und Win startete den Motor.
Bevor wir losfuhren, fragte er jedoch:,, Was ist ein Neo?” Daraufhin guckten Laura und ich uns nur an und fingen an zu lachen. Als wir nicht antworteten, fuhr er einfach, mit quietschenden Reifen los und entfloh den neugierigen Blicken de anderen Schüler.

21. Kapitel




Wir fuhren zu einem kleinen Cafe mit dem Namen ,,Miss Ponti´s Coffee Shop” und setzten uns an einen der wenigen freien Tische. ,, Okay!”, fing ich an, ,, Ihr seid also Geschwister, wenn ich das richtig verstanden habe?” Beide nickten. ,, Und ihr seid beide Halbelfen?”, fragte ich weiter. Beide nickten wieder. ,, Wer von euren Eltern ist der Mensch und wer ist der Elf?”, erkundete ich mich. ,, Also unsere Mom ist der Mensch und unser Dad der Elf.”, erklärte Win und Laura bestätigte es, indem sie nickte. Ich lehnte mich zurück und spielte mit der Getränkekarte herum. ,, Warst du schon mal in der Elfenwelt?”, fragte ich Laura. ,, Nein, leider noch nicht. Ich hab gehört, sie soll sehr schön sein, zumindest die Sonnenelfenwelt…”, räumte sie ein. Damit entlockte sein mir ein Lächeln. ,, Ich war schon mal in Sunanda, also bei den Sonnenelfen, und es war wirklich total cool! Alles war so groß und prunkvoll.”, sprach ich und musste unwillkürlich an meine Reise mit Raven zu den Sonnenelfen denken. Daraufhin schnaubte Win amüsiert. ,, Was ist?”, fragte ich ihn verständnislos. ,, Na ja, eigentlich seid ihr ja nicht ganz…legal rein gekommen.”, meinte er grinsend. Ich verstand nur Bahnhof! ,, Wie meinst du das?”, fragte ich misstrauisch. ,, Na ja, der Eingang der Elfenwelt, egal ob Sonnen oder Dunkel, ist in Venedig. Seid ihr durch Venedig geflogen?”, sprach er siegesgewiss. ,, Das wusste ich nicht!”, sagte ich und kam mir irgendwie hintergangen vor. Raven! Die kann was erleben, wenn sie wiederkommt! Diese miese, kleine, dumme…
Ich hätte noch weiter geflucht, wäre in dem Moment nicht die Kellnerin gekommen. ,, Hallo, habt ihr euch schon entschieden, was ihr wollt?”, fragte sie, den Blick auf Win gerichtet, während sie mit ihren roten Locken spielte. ,, Also ich nehme einen Milchkaffe, und was nimmst du Schatz?”, fragte Laura mit einem zuckersüßen Blick zu Win. Der konnte sich gerade noch so das Lachen verkneifen und antwortete stattdessen ganz locker:,, Ich nehme eine Cola. Sie müssen wissen, heute ist unser dreijähriges Jubiläum. Wir wären ja alleine gekommen, doch ich musste ausgerechnet heute meine kleine Schwester mitnehmen.”, sprach er sachlich und legte einen Arm um meine Schulter. ,, Tja und ich nehme einen Kaffe.”, sagte ich grinsend. ,, Aber Schwesterchen, du bist doch viel zu jung für Kaffe, lieber eine heiße Schokolade.”, rief er entrüstet aus. Ich verdrehte nur die Augen. Die Kellnerin schaute ihn fassungslos an, murmelte:,, Natürlich, kommt gleich”, machte auf dem Absatz kehrt und ging geschockt in die Küche. Wir prusteten los und fingen uns damit ein paar böse Blicke ein. Sie kam wieder und brachte uns unsere Getränke ohne ein Wort zu sagen verschwand sie so schnell wie möglich wieder in die Küche.
,, Wie geht es eigentlich Mom und Elisa?”, fragte Win neugierig. ,, Ach denen geht’s super! Kommst du eigentlich zu Elisa´s Geburtstag? Sie hat doch am Samstag!”, antwortete Laura. ,, Und das ist wer?”, fragte ich dazwischen, denn ich hatte keine Ahnung wer das sein soll! ,, Ach Elisa ist unsere kleine Schwester sie wird jetzt vier. Du kannst doch auch mitkommen, Shanna. Willst du? Bitte!”, fragte Laura und schaute mich mit großen Augen an.
,, Ich weiß nicht, ich kenne sie doch gar nicht…Und was ist, wenn sie mich nicht mag? Dann hab ich ihren Geburtstag verdorben! Habt ihr eigentlich den gleichen Vater?”, meinte ich unsicher.
,, Ach Quatsch! Elisa mag jeden! Und ja, unser Vater ist der gleiche. Er lebt bei uns! Bitte komm!”, bettelte Laura weiter, ,, Dann kommt Win bestimmt auch! BITTE!!!!!!”
,, Win kommt doch bestimmt auch so mit.”, sagte ich.
,, Ja, aber mit dir wird’s dann noch lustiger. Och komm schon!”, flehte Laura mich schon halb an.
,, Genau Shanna! Bitte komm!”, begann jetzt auch Win mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
,, Na gut…”, fing ich an, als Laura aufsprang und tanzend um den Tisch lief. Schnell zog ich sie an den Tisch zurück und entschuldigte mich bei den anderen Gästen für ihr Verhalten.
Als ich gerade von meiner heißen Schokolade trank, ging plötzlich die Tür auf und Zoe kam mit fünf Anderen hereinspaziert. Ich hätte fast meinen Kakao über den Tisch gespuckt. Stattdessen verschluckten ich mich und fing wild an zu husten. Was machte die denn hier?! Na gut, das hier ist ein Cafe, aber na ja. Zoe ließ ihren arroganten Blick durch das Cafe wandern, bis er an uns hängen blieb. Sie kam auf uns zu und sagte:,, Uhhh, guckt mal was wir hier haben, Leute: die Freaks höchstpersönlich! Vielleicht sollten wir hier nicht mehr herkommen, wenn sich so was hier rum treibt.”, meinte sie und ihr Gefolge lachte. ,, Und du bist wer?”, fragte Win spottend, ,, Barbie höchstpersönlich?” Abrupt brach ihr Lachen ab und ihre eisblauen Augen erfassten ihn. Anscheinend hatte sie ihn noch nicht entdeckt gehabt, denn jetzt wandelte sich ihr Blick sofort von wütend zu flirtend um. ,, Und wer sind wir? Bist du neu hier, oder was? Ich denke du bist an die falschen Leute geraten! Ich bin Zoe, oder wie mich die meisten nennen, die Beautyqueen.”, meinte sie arrogant und Laura und ich prusteten los. ,, Was ist denn mit euch los? Habt ihr ´nen Kuchenkrümel verschluckt, oder was?”, fragte sie bissig, ,, Oder war es eure eigene Blödheit? Am besten ruf ich gleich den Notarzt und dann den Psychiater.” Irgendwie musste ich gerade an den einen fiesen Blondinenwitz denken, der total zu Zoe passte. ,, Was machen zwei Blondinen auf ´nem Acker, wenn sie sich Strohballen zuwerfen?”, fragte ich Laura grinsend. Sie zuckte bloß mit den Schultern. ,, Na Gedankenaustausch!”, sprach ich lachend und sie stieg mit ein. ,, Los Zoe, das kannst du auch bald machen, du musst bloß noch eine Blondine finden, die genau so blöd ist wie du.”, sprach ich lachend und sie errötete leicht. ,, Tss! So was muss ich mir nicht bieten lassen! Also, was ist Süßer? Willst du nicht lieber mit uns mitkommen?”, wechselte sie das Thema. ,, Nein danke! Ich bleibe lieber bei meiner Freundin!”, meinte er und legte einen Arm um Laura. ,, Was?! Das ist deine Freundin?! Solche Geschmacksverirrung! Aber na ja! Falls du es dir anders überlegst, hier ist meine Nummer!”, sprach sie zuckersüß und gab ihm ihr Visitenkärtchen. Von diesem Blick eben hat man echt Karies bekommen! Sie drehte sich um und grillte dabei Laura kurz noch mit ihrem Blick. Dann schnippte sie und verließ mit ihren ,,Freunde” das Cafe.
Während sie raus gingen, bemerkte ich ein Mädchen unter ihren ,,Freunden”, das ein kleines Lächeln auf den Lippen trug. Sie hatte schwarzes, lockiges Haar und braune Augen. Ihr Gesicht war spitz geschnitten und ihre Figur normal. Sie trug ein türkises T-shirt und eine schwarze Hose dazu. Irgendwie passte sie überhaupt nicht zu Zoe. ,, Wer ist das? Ist sie auch im Neo?”, fragte ich Laura und zeigte auf das Mädchen. ,, Ach das ist Zoe´s kleine Schwester Marie Luise, oder wie sie jeder nennt, Mary Lou. Sie ist in unserer Parallelklasse. Sie ist eigentlich ziemlich nett, wird aber von Zoe unterdrückt. Ich sitze in Sozialkunde neben ihr und da Zoe in einer anderen Klasse ist, reden wir oft. Sie ist wirklich okay. Wir würden sie ja gern ins Neo lassen, doch Zoe passt auf sie auf, wie ein Rabe! Sie lässt sie nie aus den Augen! Sie ist sehr unscheinbar. Ich habe mal gesehen, wie die Beiden von ihrer Mutter abgeholt wurden. Sogar ihre Mutter bevorzugt Zoe. Zoe hat sie mit Küsschen und einem Lächeln auf den Lippen empfangen. Zu Mary Lou hat sie lediglich Hallo gesagt und sie dann ignoriert.”, erzählte Laura. Ich war geschockt! Das arme Mädchen! Wie kann ihre Mutter nur so grausam sein?!
,, Was bist du eigentlich?”, wechselte Laura das Thema. ,, Ich bin eine halb Dunkel- halb Sonnenelfe.”, erzählte ich. ,, DU?! Du bist die Tochter von König Peer?!”, fragte sie entsetzt. Ich nickte nur schüchtern über ihren Ausbruch und guckte mich schnell im Raum um, ob jemand etwas bemerkt hat. Aber niemand beachtete uns, sodass mein Blick wieder zurück zu Laura und ihrer ungläubigen Miene wanderte. ,, Ja und? So besonders ist das auch nicht! Ich habe keine Ahnung warum ihr alle so einen Wirbel darum macht!”, meinte ich bloß, unsicher ob Laura so bleiben wird, wie sie ist, oder lieber wie die anderen alle, die einen wie sonst jemanden behandeln, was total nervig ist! Sie sah mich einen kurzen Moment lang ungläubig an, bis sich ihr Gesichtsausdruck jedoch änderte und sie sich Win zu wand.
,, Ist sie immer so, wenn es darum geht?”, fragte Laura Win total konfus. Win überlegte einen Moment und antwortete dann:,, Ja!” Laura schüttelte nur den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Milchkaffee. Dabei schaute sie auf die Uhr und sie verschluckte sich, wobei sie einen Hustenanfall bekam. ,,WAS?! Es ist schon so spät?! Ich muss zur Nachhilfe!”, rief sie völlig aufgelöst und trank in einem Zug ihren Milchkaffe aus.
Win und ich guckten uns nur einen Moment lang an und ranken dann auch unsere Getränke aus. Wir legten das Geld auf den Tisch und verschwanden dann zu unserem Auto. Win brachte Laura zur Nachhilfe und wir machten uns auf zu meiner Trainingsstunde.

22. Kapitel




Win ließ mich bei unserer Höhle raus, während er den Wagen hinter der Höhle parkte. Dann betraten wir beide zusammen die Höhle. ,, Und ist es nun so schlimm, mit mir hier zu bleiben?”, fragte ich ihn locker, wobei mich die Antwort schon interessierte. ,, Nein. Ich bin echt froh, das ich Laura getroffen habe und das ich nun zu Elisa´s Geburtstag kann. Außerdem sind die Drachenjägerinnen auch ganz nett.”, meinte er und zündete die Lampen an. Als er erwähnte, die Drachenjägerinnen seien nett, zog ich schmunzelnd eine Augenbraue nach oben.
,, Wann kommen sie denn jetzt eigentlich?”, fragte ich sachlich. ,, Morgen! Was hatte Vicky heute eigentlich noch mit dir vor?”, fragte er plötzlich genervt. ,, Sie wollte mit mir stoppen gehen.”, meinte ich leicht schüchtern. ,, Was?! Und deswegen sollte eine Trainingsstunde ausfallen?! Die Drachenkriegerinnen kommen morgen und du kannst nichts!”, rief er wütend und zerraufte sich seine Haare. ,, Ich kann ein bisschen kämpfen.”, meinte ich leicht eingeschnappt. ,, Ja, ein bisschen! Aber die Drachenjägerinnen sind absolut tödlich! Sie könnten dich mit einem Schlag vernichten!”, sprach er und versuchte sich zu beruhigen.
,, Wir haben doch jetzt noch diese Trainingsstunde, also brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen.”, besänftigte ich ihn, wobei ich immer noch etwas beleidigt war. Er nickte. ,, Du hast Recht! Fangen wir an!”, rief er und ging zu den Matten. Morgen würde ich wieder Muskelkater haben, sodass ich mich kaum bewegen kann! Ich folgte ihm jedoch trotzdem und stellte mich kampfbereit hin. ,, Zur Aufwärmung übst du die Kampfschritte, die du bei der letzten Kampfstunde gelernt hast!”, forderte er mich auf und ich trat und schlug mit den gelernten Schlägen auf ihn ein, die er jedoch mühelos abwehrte, was mich wütend werden ließ. ,, Soll das alles sein!”, forderte er mich heraus und ich schlug und trat noch fester zu, was jedoch auch nichts nütze, da er weiterhin einfach nur da stand und meine Schläge abfing. ,, Ich dachte du bist die, die die Welten retten soll. Mit diesen Schritten schaffst du das nicht!”, sprach er lachend und ich war nun wirklich fuchsteufelswild! Ich holte zum Schlag aus, trat dann jedoch lieber zu und wirbelte dann herum, um ihm einen Schlag auf die Nase zu verpassen, welcher traf und Win zurücktaumeln ließ. Dann holte ich zum nächsten Tritt aus, den Win jedoch abwehrte und dafür meinen Fuß ergriff, zum mich durch den Raum gegen eine Matte zu schleudern.
Ich rang nach Atem und richtete mich dann keuchend wieder auf. Einen Moment lang drehte sich alles, doch dann stellte ich mein Blick scharf und ich sah Win auf mich zukommen. Er setzte sich neben mich und fragte lachend, aber bemüht ernst:,, Alles okay?” ,, Du bist so ein Idiot!”, rief ich und boxte ihn gegen den Oberarm, jetzt auch halb lachend, halb wütend, ,, Wie konntest du mich einfach so durch den Raum werfen?! Ich dachte ich sollte trainieren und mir nicht von dir alle Knochen brechen lassen!” Obwohl ich so sauer war, konnte ich doch nicht verhindern, lachen zu müssen.
,, Dann komm und zahl es mir heim!”, entgegnete Win mit schallendem Gelächter und zog mich auf die Beine. Wir gingen wieder zurück zu den Trainingsmatten und wärmten uns weiter auf, wobei Win mich diesmal nicht mit Sprüchen wütend machte, sondern eher mit seinem gelangweilten Gesicht. Absichtlich gähnend stand er da und wehrte ganz locker meine Tritte und Schläge ab, wo hingegen ich mich anstrengen musste, ihn überhaupt mal zu treffen.
Am Ende ließ ich mich auf die Matte fallen und meinte nur:,, Okay, du hast gewonnen!” Er zog mich jedoch gleich wieder auf die Beine und sprach:,, Gut! Dann können wir ja jetzt mit dem Training anfangen!” Er wandte mir den Rücken zu, um seinen Schnürsenkel zuzubinden, da griff ich ihn siegesgewiss an. Ich wollte ihm gerade einen harten Schlag in den Rücken versetzen, da drehte Win sich um und wehrte meinen Schlag ab.
Schmollend gab ich nun endgültig auf. ,, Woher wusstest du, das ich dich noch mal angreifen würde?”, fragte ich beleidigt. ,, Intuition!”, entgegnete er lachend, ,, Aber jetzt kommen wir wirklich zum Training!”
Er zeigte mir weitere Schläge und Tritte und auch ein paar Abwehrmöglickeiten und einen Wurf. Den Wurf bekam ich aber nicht hin, da mir Win einfach zu schwer war. Am Ende stand ich keuchend neben ihm, während er in lässiger Haltung an der Wand lehnte. ,, Okay, also ich denke, das reicht für heute! Denk dran, morgen kommen die Drachenkriegerinnen, du musst also schnellstmöglich hier sein und dir noch etwas für deine Mom einfallen lassen, da es länger werden könnte. Also bis mir Morgen dann!”, verabschiedete er sich. Ich verabschiedete mich auch und machte mich dann auf den Weg nach Hause.

23. Kapitel



Ich ging fröhlich nach Hause, aus irgendeinem Grund überaus glücklich. Manchmal fragte ich mich echt, ob mit mir alles in Ordnung ist. Ich kürzte meinen Weg nach Hause durch eine Seitenstraße ab, die zwar nicht beleuchtet, aber dafür umso kürzer war. Da griff plötzlich eine Hand nach mir und zog mich in eine Nebengasse. Einem Moment lang blieb mir die Luft weg, wodurch die Person Zeit hatte, mich gegen die Wand zu drücken und mir den Arm unter das Kinn zu klemmen. Im Schein des Mondes erkannte ich eine Frau mit langen, braunen Haaren und leuchtend blauen Augen. Ohne nachzudenken stützte ich mich gegen die Wand und trat der Frau in die Magengrube, wodurch sie mich einen Moment lang los ließ, welchen ich nutzte, um sie von mir wegzustoßen und wegzulaufen.
Ich blieb nicht stehen, bis ich keuchend vor unserem Haus auftauchte und gegen die Tür hämmerte. Als Mom mit einem wütenden Ausdruck in den Augen in der Tür auftauchte, stürzte ich mich in ihre Arme und fing, vor lauter Schreck, an zu heulen. Total perplex blieb Mom im Türrahmen stehen und streichelte mir nur über den Rücken. Als ich, nach nicht allzu langer Zeit, aufgehört hatte zu weinen, schob mich Mom in die Küche, drückte mir ein Glas Orangensaft in die Hand, sich selbst ein Glas Rotwein, und fragte mich:,, Schatz, was ist denn passiert?” Echte Angst spiegelte sich in ihren Augen wieder, als sie mich musterte. ,, Ich wurde angegriffen!”, flüsterte ich.
Geschockt sah sie mich an. ,, Was?! Wir müssen sofort die Polizei informieren!”, rief sie aufgebracht und griff zum Telefonhörer. ,, Nein! Das ist doch nicht nötig! Ich konnte sie ganz leicht abwehren, was bedeutet, dass sie relativ unerfahren war!”, versuchte ich zu erklären. ,, Sie?”, fragte Mom scharf nach. Hätte ich doch einfach die Klappe gehalten! ,, Keine Ahnung! Die Person hatte lange Haare, also habe ich angenommen, dass es eine sie ist.”, stammelte ich. ,, Ha! Die Polizei kann ein Täterprofil erstellen und dann finden wir deinen Angreifer!”, rief sie mit einem gruseligen Lachen. Oh man! ,, Mom! Das ist nicht nötig! Mir geht’s gut! Bleib doch mal ganz locker! Wir rufen keine Polizei! Das ist unnötig.”, meinte ich und sah sie scharf an, bevor ich ihr das Telefon aus der Hand nahm. Sie seufzte und sagte dann:,, Na gut! Pass aber jetzt besser auf dich auf!”, sprach sie nun leicht genervt und verschwand aus der Küche.
Ich schüttelte den Kopf und machte mich daran, mir mein Abendbrot zu machen. Ich schmierte mir ein Brötchen mir Granny´s Marmelade, nahm mir noch ein Glas Orangensaft und machte mich dann zusammen mit dem Brief von meinen Großeltern auf in mein Zimmer. Ich setzte mich auf meine Bett und las mir noch mal die Zeilen des Briefes durch. Dann begann ich eine Antwort zu schreiben, wobei ich gleichzeitig mein Abendessen aß.
Liebe Granny lieber Grandpa,
Ihr habt ganz richtig gehört, wir wohnen jetzt in der USA, um genau zu sein in Roseville, einer Kleinstadt in Louisiana. Es ist wirklich schön hier und die Leute sind sehr nett. Meine Schule ist echt toll, wobei ich manche Lehrer jetzt schon nicht leiden kann, und die Schüler sind nett, Ausnahmen gibt es immer. Freunde habe ich schon viele gefunden und mit einer mache zusammen einen Judo- und einen Italienischkurs. hört sich vielleicht merkwürdig an, macht aber echt Spaß!
Na klar komme ich in den Ferien gerne zu euch! Fahren wir dann auch wieder nach Venedig? Ich freue mich jetzt schon!
Liebe Grüße Shanna!

Als ich den Brief geschrieben und mein Abendessen verspeist hatte, nahm ich meine Französischhausaufgaben vor und begann die Aufgeben zu bearbeiten. Ach ja, das gute alte Passé Composé! Wie hatte ich es doch vermisst! Als ich damit fertig war und meine Tasche gepackt hatte, ging ich duschen und zog mir mein Nachtzeug an. Ich putzte mir noch schnell die Zähne und legte mich dann ins Bett. Ich stöpselte meine Kopfhörer in meinen MP3-Player und begann Musik zu hören damit ich besser einschlafen konnte, da ich schon total aufgeregt auf morgen war. Wie die Drachenkriegerinnen wohl sein würden? Zusammen mit der wunderschönen Musik von Yiruma, meiner Meinung nach der beste Pianist der Welt, fiel ich in den Schlaf.

Impressum

Texte: das foto ist von GoogleAnsonsten liegen alle Rechte bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 14.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme vor allem meinen Freunden und meiner Familie. Besonders möchte ich meinen Freunden Michelle und Ariane danken, die mich so kräftig unterstützt haben! Danke!

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