Cover

Morgengenuss


Welch ein Genuss ist dieser Morgen,
im Schlaf liegt noch die halbe Stadt.
In meiner Zeder zwitschert´s munter,
der Himmel blau und Sonne satt.

Der Kaffee duftet aus der Küche,
ein Brötchen liegt für mich bereit.
Das alles streichelt meine Seele,
das Herz, es öffnet sich ganz weit.

Fühl wie die Glückshormone tanzen,
halt mein Gesicht ins Sonnenlicht.
Und selbst das Brummen einer Fliege,
das stört mich heute wirklich nicht.

So herrlich kann es sein das Leben,
genießt man nur den Augenblick.
Und steckt die Sorgen, die uns plagen,
ganz tief ins Innere zurück.


Sonn(en)tag


Steh hier, am geöffneten Fenster
und atme sie ein,
die weiche Luft des Sonnentages.
Sanft kitzeln mich die Strahlen
der runden Scheibe
und entlocken mir ein leichtes Niesen.

Flirrend spiegelt sich das Licht
in sonntäglich geputzten
Autofenstern.
In der Ferne sattes Dröhnen
einiger Motorräder.


Kinderlachen schwingt sich
zu mir hinauf.
Und aus der Wohnung von gegenüber
ertönt der dumpfe Bass
froher Jugend.

Friedlich liegt die Welt
zu meinen Füßen.
Und ich genieße die Zeit,
im Bewusstsein,
ich bin ein Teil von ihr.

Und hoch über den Dächern
zieht ein Reiher seine Kreise.


Späte Einsicht


Ich hatte einst ein Blümchen
auf meinem Fensterbrett,
das lockte an ein Bienchen,
das fand ich gar nicht nett.

Es wollte so gern bleiben,
doch ich sah keinen Grund.
So tat ich es vertreiben,
für sie war´s ungesund.

Es flog in lichte Höhen,
ich spürte ihre Not.
Kann man´s auch nicht verstehen,
ich schlug sie trotzdem tot.

Nun starr ich auf das Blümchen,
auf meinem Fensterbrett,
und auf das tote Bienchen.
Ich weiß, das war nicht nett.


Vergeudet


Angegrautes,
hundertfach Gewaschenes,
sammelt sich zu einem Wortbrei
der sang und klanglos
Klumpen bildet.
Bleischwer tragen sich die Lider
mit dem Gedanken ," off " zugehen.
Am offenen Fenster steht die Zeit
und wartet auf den Gnadenstoß.
Sinnnlos, wie mir scheint
ist sie doch längst gefallen.


Samstag Morgen in Euskirchen


Rasenmäher dringt ans Ohr,
Augen blicken noch kein Licht.
Samstagmorgen in Euskirchen,
müde Glieder strecken sich.

In der Ferne bellt ein Hund,
Vogelzwitschern in der Tanne.
Und dazwischen schimpfen Spatzen,
meiner Meinung, volle Kanne.

Traumbeseelt dreh ich mich um,
keine Lust um wach zu werden.
Denk mir, dass der schönste Platz
das warme Bett wohl ist auf Erden.

Langsam sammeln sich Gedanken,
immer klarer wird der Geist.
Durch die Tür dringt Kaffeeduft
und ich weiß, was das nun heißt.


Liebe Mama, steh doch auf,
es ist längst schon heller Tag.
Und du weißt, dass ich mein Frühstück
nicht alleine essen mag.

Also rappelt Mama sich,
vertreibt den Rest der Müdigkeit.
Katzenwäsche, Morgenmantel,
denn wir sind ja nur zu zweit.

Brötchen, Honig, schwarzer Kaffee,
auf gedecktem Tische steh´n.
Fenster ist ganz weit geöffnet,
blauer Himmel ist zu seh´n.

Wir zwei quatschen um die Wette,
null und nichtig alle Sorgen.
Und ich dank aus vollem Herzen,
Gott, für diesen Samstagmorgen.


An Tagen wie diesen


So blau der Himmel über mir,
verziert mit federzarten Strichen.
Die Sonne, gerade erst erschienen,
sie lässt das Weißgemisch am Horizont
in einem Farbenrausch erstrahlen,
der Seinesgleichen sucht.

Ein graues Band durchzieht das Weit.
Noch ist es fern, ich kann´s nicht deuten.
Dann hör ich über mir das Rauschen,
ein Ton aus hundertfachem Flügelschlag.
Durchbrochen nur von rauen Schreien,
sie künden mir den Herbst.


Der Blick auf meine kleine Stadt,
auf all die Straßen und die Dächer,
die feingezeichnet vor mir liegen,
setzt in mir ungeahnte Sehnsucht frei.
Mich über diese Welt zu schwingen,
die heute so berührt.

Vielleicht nimmt mich ein Kranich mit,
trägt meine Wünsche in die Ferne.
Und so beseelt von den Gedanken,
bleib ich, ein Weilchen noch, am Fenster steh´n.
Die Kraniche sind längst verschwunden.
Mein Traum, lebt noch in mir.


Weichgespült

Die Nacht ist längst
dem Tag gewichen
und in die Partitur,
die wohlgestimmt
aus meiner Zeder tönt,
mischt sich als Dissonanz
der Bremston eines Busses.

Von der Terrasse nebenan
weht Kaffeeduft
und streichelt meine Seele.
Sinnend lausche ich
dem Gartenzaungeplauder
und das Idyll,
der Wäschestücke
auf den Leinen,
stimmt mich so weichgespült.


Noch küsst die Frische
dieses Morgens
meine Lungen,
doch ahn ich schon
die Schwere
und sauge tief
die Leichtigkeit,
bevor der Tag
sich bleiern
auf die Dächer legt.


Neumond


Der Himmel heut Abend, ein Funkelfeld.
Die Sterne scharen sich um den Mond,
der zwischen ihnen unsichtbar thront
und Freiheit genießt, am Himmelszelt.

Schweigt sich durch die Nacht, ganz ohne Gesicht.
Verkehrt sein Leuchten ins Gegenteil,
sucht eher wohl im Dunkel sein Heil,
als wüsst´ er, dass nichts dagegen spricht.

Er unterwirft sich dem Wandel der Zeit.
Befiehlt trotz allem dem Sternenheer
und taucht kopfüber ins Funkelmeer.
Er weiß, der Morgen ist nicht sehr weit.

So übt sich der Mond in stiller Geduld.
Fordert die Sterne zum Himmelstanz,
ergötzt sich heut Nacht an ihrem Glanz
und sie erweisen ihm ihre Huld.


Am Fenster ( frisch geputzt )

Der Herbst zeigt heute sein Gesicht,
von seiner allerschönsten Seite.
Das Blau des Himmels ein Gedicht,
es zieht mich magisch in die Weite.
Wohin der Weg führt, weiß ich nicht.
Ich lass mich einfach treiben.

Mir ist heut nicht nach einem Ziel,
drum lass ich die Gedanken wandern.
Werf Ballast ab, der mir zu viel
und fahr von einem Fleck zum andern.
Genieß das kleine Zwischenspiel,
durch frisch geputzte Scheiben.

Der Himmel ist mir heute Hort
ich brauche keine engen Räume.
Er weist die Richtung, lenkt das Wort
und schenkt mir seine blauen Träume.
Die Seele ist ein freier Ort,
so könnt es ewig bleiben.


Flüstertöne

Auf allen Dächern liegt ein Schweigen,
die Stadt ruht sanft vor meinen Füßen.
Sie will noch nicht den Tag begrüßen,
sich nicht dem Lärm entgegen neigen.
Nur die Laterne hält ein Zwiegespräch
und flüstert schwankend mit dem Wind.

Der Winter naht, ich kann ihn spüren,
sein Atem streift schon durch die Gassen.
Dort wird er Boten hinterlassen,
die uns durch dunkle Tage führen.
Auf Scheiben blühen Blumen aus Kristall
und flüstern zärtlich mit dem Wind.

Der Horizont zeigt sich noch träge,
als hätte er die Zeit vergessen,
und Licht sei noch nicht angemessen.
Vom Kirchturm höre ich sechs Schläge.
Ich steh am Fenster, vor mir dein Gesicht
und flüster traurig mit dem Wind.


Advent ( Am Fenster )


Gezuckert liegt die Stadt zu meinen Füßen.
Ein Blick nach rechts, die Felder sind in weiß getaucht.
Ein helles Tuch, so rein als wär´s noch nie gebraucht.
Die Glocken von St. Martin lassen grüßen.

Aus manchen Dächern quillen graue Fahnen.
Sie weben einen Reigen der von Wärme zeugt,
der sich erhebt und trotzt und nicht der Kälte beugt.
Die Menschlichkeit darin lässt sich erahnen.

Ich steh am Fenster, denke an Sonette,
an Thesen, Antithesen und Terzette.
An Schein und Wirklichkeit und an die Quintessenzen.

An das was war, was kommen mag im Leben,
an die, die ihre Träume aufgegeben.
Und bin wie meine Stadt, hab Mauern und auch Grenzen.


Nachtkleid

Der letzte Schimmer des Tages
glimmt leise noch am Horizont.
Schon breitet die Nacht ihre Arme aus,
um Frau Luna zu dienen.
Die hoheitsvoll leuchtend
die Unterwürfigkeit
zur Kenntnis nimmt.

Königin der Nacht,
für ein paar Stunden nur.
Ihr Kleid bestickt
mit tausenden von Sternen,
so thront sie
über der Unendlichkeit.
Ewig schweigend
ob der Menschen Leid.


Mein Freund der Baum ist tot...


sang einst "ALEXANDRA"

Auch ich hatte so einen Freund, der mich über drei Jahre lang tagtäglich begleitete und mich zu vielen Gedichten und gereimten Allerlei inspirierte.

Mein Freund, die Zeder, stand bis zum 13.10.2010 vor dem Haus in dem ich wohne. Wie alt dieser Baum war, kann ich nicht sagen, aber er überragte das 3-stöckige Haus um mehrere Meter. Meine Fenster musste ich wegen ihm zwar dauernd putzen, doch dafür verwöhnte mich die Geräuschkulisse im Baum, so manchen Tag, mit wunderbaren Melodien.

Sie musste gefällt werden, da nach dem letzten Orkan zwei Äste brachen und auf eine Bushaltestelle fielen.

Die folgenden Seiten sind meiner Zeder gewidmet.


Zickenkrieg in der Zeder

Heute morgen war´s um achte,
als die Sonne noch nicht lachte,
in einen Spatz verliebte sich,
ein schmucker Prinz, ein Täuberich.

Er warb um sie, Gurruu, Gurruu,
die Spatzendame hörte zu.
Nicht nur sie, bald wusste jeder,
Liebesreigen in der Zeder.

Es wurd` gezirpt, laut tiriliert,
ob dieser Bindung schwadroniert.
Madam dé Spatz hielt sich bedeckt,
das Köpfchen in die Höh´ gereckt.

Vor dem Gurruu, war ihr nicht bang,
ihr schmeichelte der Lobgesang,
Er war kein Spatz, kein Kunz, kein Hinz,
es warb um sie, ein echter Prinz.


Ein einz´ges Mal Prinzessin sein,
so dachte sie, das wäre fein.
Ich hätte dann ein gold´nes Nest
und königlich wär´s Hochzeitsfest.

Der schmucke Prinz, der Täuberich,
warf weiter mit Gurruu um sich.
Und mittlerweile wurde klar,
wie neidisch nun Frau Amsel war.

Es wurde auch Miss Drossel warm,
gern läg sie in des Prinzen Arm,
schmückte sich mit blauer Feder.
Zickenkrieg gab´s in der Zeder.

Doch so sehr man jetzt auch tobte
und sich in den Himmel lobte,
Gurruu, gurruu, galt einzig ihr,
der kleinen Spatzendame hier.


Madam dé Spatz erbarmte sich
gab Antwort ihrem Täuberich.
Rang ein Tschilp-Ja aus der Kehle,
dass er sich nicht länger quäle.

Das kam ihm nun doch seltsam vor,
klang gar nicht lieb in seinem Ohr.
Er machte seine Klappe zu,
und aus war´s mit Gurruu, Gurruu.


Verließ die Zeder ohne Hast,
zurück blieb nur ein leerer Ast.
Und die Moral von der Geschicht,
ohn´ Gleichklang funktioniert es nicht.


Nachruf (Die Zeder)


Mein treuer Freund, er ist nicht mehr
und mir, mir ist das Herz so schwer.

Drei lange Jahre warst du mein Begleiter.
Hast stets, wenn ich am Fenster stand, mein Herz berührt.
Hast morgens mich begrüßt, nachts in den Schlaf geführt.
Ich dachte wirklich, so geht´s immer weiter.

Mit dir, da konnt ich meine Sorgen teilen.
Und du mein Freund, du hast mir immer zugehört.
Hab oft geweint, doch niemals hat es dich gestört.
Warst Muse mir, für viele meiner Zeilen.

Warst der Kalender für die Jahreszeiten.
Egal in welches Kleid dich die Natur gesteckt,
hast jeden Tag voll Stolz die Äste ausgestreckt
und wusstest nichts, von Neid und Eitelkeiten.


Hast jedem schweren Sturme standgehalten.
Wie oft hab ich schon schlaflos nachts dem Tun gelauscht.
Hab´s gern gemocht, wenn Regen durch´s Geäst gerauscht.
Leicht war´s den Alltag dabei auszuschalten.

Der Mensch hat dich dem Tode übergeben,
brach deine Zweige, hat dich einfach ausgemerzt.
Und jeder Schlag, mein Freund, hat mich zutiefst geschmerzt.
Du bist nicht mehr, man nahm dir heut das Leben.

Wer wird mich Samstagsmorgen inspirieren.
Was ist, wenn niemals wieder eine Biene summt,
die Spatzen nicht mehr streiten, keine Hummel brummt.
Wo werden jetzt die Amseln tirilieren?

Mein Freund, die Zeder ist nicht mehr,
und mir, mir ist das Herz so schwer.


Impressum

Texte: Copyright by Perdita Klimeck Coverfoto im Original http://www.oldskoolman.de/ (bearbeitet)
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner Zeder

Nächste Seite
Seite 1 /