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Die Frau im Moor


Oh mein Geliebter, mein einziges Herz,
so stand in dem Brief geschrieben,
nur du bist mir noch geblieben.
Die Augen erhoben himmelwärts
bereitet die Sehnsucht mir tiefen Schmerz.
Verlassen von allen Getreuen,
kannst allein nur du mich befreien.

Die Mutter ist tot, der Vater versteint.
Weiß nur um Kummer und Sorgen,
nur Hass verziert ihm den Morgen.
Er kennt keinen Freund, kennt nur noch Feind
und das was uns bindet, hat er verneint.
Um mich den Qualen zu entziehen,
werd ich noch heute vor ihm fliehen.


Den Brief überbringt meine treue Magd,
ich kann hier nicht mehr verweilen.
Mein Freund, du musst also eilen.
Die Zeit ist günstig, dass man es wagt,
denn heut zur Nacht ist der Vater auf Jagd.
An Moores Rand, im Morgengrauen,
wart ich auf dich, voller Vertrauen.

Es wurde dunkel, die Nacht brach herein,
Kein Mond, kein Stern war zu sehen.
Er folgte nur ihrem Flehen.
Die Welt würde kalt, ohne sie sein,
denn sein Herz gehörte ihr ganz allein.
In seinen Händen fest die Zügel,
verlieh die Zuversicht ihm Flügel.


Er kannte die Pfade an diesem Ort
genau, aus vergang´nen Zeiten
und beschloss, schneller zu reiten.
In seiner Tasche brannte ihr Wort,
Geliebte ich komme, hole dich fort.
In ein paar Stunden, wird´s geschehen,
vor dir wird dann dein Retter stehen.

Am Waldrand verließ den Knappen der Mut.
Er musste das Moor durchqueren,
sich seiner Ängsten erwehren.
Die Liebe zu ihr, entfachte Glut
und Feuer erhitzte sein banges Blut.
Sehnsucht nach ihr, sie trieb ihn weiter,
das Moor, verschluckte Ross und Reiter.


Das Moor es schmatzte und gluckste alsbald,
es rief den tapferen Knappen,
verlangte auch nach dem Rappen.
Der scheute, dem Reiter wurde kalt
er riss an den Zügeln, suchte nach Halt.
Wusste genau, vor den Gefahren
konnte ihn nur, Stärke bewahren.

Die Sicht nahm ihm, grau, eine Nebelwand.
So harrte er eine Weile,
gebot dann dem Pferd zur Eile.
Sah nicht vor Augen die eig´ne Hand.
Noch wenige Meilen zu Moores Rand.
Das Moor, es würde ihn nicht packen,
doch spürte er die Angst im Nacken.


Da in der Ferne, ein seltsames Licht.
Nur ein Streich seiner Fantasie?
Dem Reiter kam´s vor wie Magie.
Die Angst, verlor sofort an Gewicht,
und ein Lächeln glitt über sein Gesicht.
Er meinte, ein Singen zu hören
und ließ sich vom Klange betören.

Er wich von den Pfaden, folgte dem Klang,
dem seltsamen Lichterspiele.
Wähnte sich fast schon am Ziele.
Dachte, es sei der Liebsten Gesang
und vom Glück erfüllt, war ihm nicht mehr bang.
Er fühlte sich wie neu geboren
und fest gab er dem Pferd die Sporen.


Das Licht wurd schwächer und dann wieder hell.
Um ihn ein Raunen und Knistern,
ein Seufzen und leises Wispern.
Der Schein erlosch, wurde plötzlich grell,
und von Fern ertönte Hundegebell.
Den Vater ahnend, wollt er glauben,
niemand könnt ihm des Glücks berauben.

Jedoch g´reichts Glück nicht immer dem Tor.
Ein Schuss, er brachte die Wende,
setzte dem Leben ein Ende.
Die Stimme von ihr in seinem Ohr,
versank er beseelt im tückischen Moor.
Am Rand des Moors, im Morgengrauen,
fand er den Tod, im Gottvertrauen.


Er dachte an Liebe, nicht an Verrat,
dachte an Sie, nicht ans Sterben.
Das Licht wurde sein Verderben.
Die Magd verübte die Freveltat.
Zwischen Treue und Neid, liegt nur ein Grat.
Den schmalen Steg einmal verlassen,
gebiert der Neid nur tiefes Hassen.

Auch heut noch flackert im Moor dieses Licht,
und an manchen dunklen Tagen,
hört man Jammern, hört sie klagen.
Verzeihen kann sie dem Vater nicht.
Nebel verschleiern ihr schönes Gesicht.
Rastlos wird sie durch´s Moor stets treiben,
um seinem Herz, nahe zu bleiben.

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Texte: copyright by Perdita Klimeck
Tag der Veröffentlichung: 10.10.2010

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