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Von der Lust an der Reimerei


Früh hatte mich diese Lust schon gepackt. Meine Lehrer können noch heute ein Lied dazu singen.
Es gab nicht einen, den ich nicht auf´s "Reimkorn" genommen habe. Später wurden dann immer wieder Alltagserlebnisse meiner Freunde und meiner Familie verreimt. Die üblichen Reimereien zu Festivitäten kamen dazu. Irgendwann holte mich der Alltag ein und das Reimen geriet unter die Räder. Was blieb war die Lust am Buch. Da meine Mutter Buchhändlerin war, bin ich mit Literatur groß geworden. Sie erhielt Leseexemplare zu Hauf und ich verschlang alles, was mir unter die Augen kam. Erst ab dem Jahre 2000 widmete ich mich wieder meinem Hobby.
Ich merkte, dass die Lyrik noch mehr bot, als das einfache Zusammensetzen verreimter Gedanken.
Die Verschenktexte von Kristiane Allert-Wybranietz weckten damals in mir das Interesse an freier Lyrik. Hier fand ich vorrübergehend eine Heimat.


Scheinfreundschaft

Du bist gekommen
und wir legten unsere
Freundschaften zusammen.

Du stecktest meine ein
wie einen Geldschein.

Unsere Freundschaft -
ein Gutschein,
den du hervor holst,

wenn du etwas willst?
Sonst nichts?

Ab heute
bleibt mein Schalter

geschlossen!


© Kristiane Allert-Wybranietz, (*1955), deutsche Dichterin und Lyrikerin
Quelle : »Trotz Alledem«, lucy körner Verlag
Spruch-ID: 89355




Bedingungslos


Bedingungslos
war meine Liebe zu Dir.

Ahnungslos
glaubte ich an deine Bedingungslosigkeit zu mir.

Viel zu spät merkte ich,
dass Du mir deine Bedingungen ständig diktiertest.

Irgendwann konnte ich
die Rechtschreibung deiner Diktate nicht mehr erfüllen.

Als du es merktest,
hast du mich
in den Papierkorb geworfen.

Rücksichtslos.


©Perdita Klimeck 10.10.2002


Dennoch, die Lust am Reimen blieb. Ich begann mich in der SMS Welt auszutoben. Mittlerweile war das Internet auf dem Vormarsch, die SMS-Sprüche begannen zu blühen. Und ich schrieb und veröffentlichte im Internet was das Zeug hielt. Es gab herrliche Seiten, da konnte man seine Sprüche eintragen und andere user konnten sie kostenfrei versenden. Noch heute amüsiere ich mich köstlich, wenn eine SMS bei mir landet, die ursprünglich aus meiner Feder stammt. Es mögen hunderte gewesen sein. Erst letztens viel mir noch ein Ordner in die Hände, ich hatte sie mir irgendwann mal ausgedruckt. Die Seite existiert heute längst nicht mehr.
Das Schreiben blieb aber sporadisch.
Erst der Tod meiner Schwester im September 2007 brachte die Kehrtwende. Ich musste mir ein Ventil suchen, um den Schmerz ertragen zu können und fand es in der Lyrik. Immer mehr Gedichtbände füllten das Bücherregal und ich begann wieder zu schreiben.
Mein altes Forum aus dem Internet fiel mir ein, dort hatte ich schon seit 2002 immer mal wieder veröffentlicht.


Es existierte tatsächlich noch und so fanden meine Werke eine Leserschaft. Schnell stieß ich dort auf Autoren, die mir weit überlegen waren. Meine Gedichte kamen zwar an, wurden wohlwollend kommentiert, aber mir reichte das nicht. Was mir fehlte war das lyrische Grundwissen.
Also drückte ich die Internet-Schulbank. Lernte alles über die verschiedenen Gedichtstile, über Jambus, Trochäus, Daktylus, setzte mich mit der Metrik auseinander und probierte und probierte.
Es lohnte sich. Plötzlich klangen die Kommentare nicht mehr wohlwollend, sondern waren eher mit Respekt gespickt.
Warum soll ich es verhehlen....das tat mir gut, ja beflügelte mich noch.
Ich schrieb und schrieb, wagte mich an englische Poesie und entdeckte eine Vorliebe für deutsche und englische Songtexte.
Trotz aller Gedichtstile vernachlässigte ich die freie Lyrik nie. Sie war und ist mir heute noch immer die liebste Ausdrucksform für meine Gedanken.


Andererseits ist sie immer gegenwärtig, die Lust an der Reimerei. Manchmal träume ich mich gereimt durch die Nacht. Der Kopf quillt über und es muss raus. Rein in die Tastatur.
Sei es mein Autokauf, Ärger auf der Arbeit, die Sonne am Samstagmorgen , ich muss es verreimen.
Oft reicht ein gelesenes Wort, ein Blick auf einen Gegenstand und Reime klingen durch all meine Gehirnwindungen. Sie überfluten mich und ich werde erst ruhiger, wenn ich sie in Formen gepresst habe So wie bei der jetzigen WM, mir die Zeilen zu den Juliane Werding Versionen in den Kopf schossen. Trivial nannte es jemand. Enttäuschend, dass sich Intellektuelle damit beschäftigen.
Es gibt auch Triviallektüre in der Literatur und eine breite Leserschaft.


Hier ein Auszug aus wikipedia:


Unter Trivialliteratur versteht man jene Literatur, die als einfach, für jedermann verständlich und leicht zu erfassen angesehen wird. Der Begriff „trivial“ kommt vom lat. trivialis und geht auf trivium (Kreuzung dreier Wege) zurück. Später bezog sich der Ausdruck auf das Propädeutikum der artes liberales und bedeutete „das allgemein Bekannte, Gewöhnliche“.
Trivialliteratur ist eine Form literarischer Unterhaltung. Mit dem Begriff wird seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der Bereich der populären, häufig als minderwertig angesehenen Massenliteratur bezeichnet. In einer groben Gliederung der Literatur in die drei Felder Dichtung/Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur wird letztere als die mit dem geringsten literarischen Anspruch angesehen. Allerdings sind die Übergänge zwischen diesen Kategorien fließend. So können einige Werke je nach Betrachtung in die eine oder andere Stufe eingeordnet werden.




Genauso denke ich, hat alles Triviale auch seinen Platz in der Lyrik. Vielleicht nicht an oberster Stelle, das sehe ich genauso. Aber es hat seinen Platz verdient.
Für mich steht pure Lust am Reimen dahinter, die keinen Anspruch auf Vollkommenheit und literarischen Anspruch erhebt. Wobei ich selbst dabei stets bemüht bin, meinen eigenen Ansprüchen zu genügen.
Lyrik ist für mich in erster Linie...die Lust am Wort...dieses einzigartige Spiel mit der Sprache....ob nun gereimt oder nicht. Ob anspruchsvoll oder trivial.
Es muss Spaß machen....
und mir....macht es Spaß...

Mit freundschaftlichen Autorengrüßen
Perdita

Impressum

Texte: copyright by Perdita Klimeck
Tag der Veröffentlichung: 27.06.2010

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