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Virus


Irgendwo schlummerte der Erreger. Bis ich auf ihn traf. Sofort streckte er seine gierigen Finger nach mir aus. Klammerte sich fest und so sehr ich es auch wollte, er ließ sich nicht mehr abschütteln. Ich musste mit ihm leben. Nach und nach steckte ich alle in meiner Umgebung an. Das Virus löste eine regelrechte Epidemie aus. Tatenlos musste ich zusehen, war aber insgeheim froh, nicht alleine damit fertig werden zu müssen. Hilfe fand ich keine, auch nicht in den gegründeten Therapiegruppen. Und so ließ ich den Dingen ihren Lauf. Was sagte der Mann im weißen Kittel? Diagnose: Drabblefieber, Gegenmittel unbekannt!


Erinnerung


Der Schleier hob sich langsam, genauso langsam kamen die Erinnerungen wieder. Ihr Streit mit Martin, der Park, die Schritte hinter ihr, Hände die sie packten. An sein Gesicht konnte sie sich nicht erinnern, nur an sein After-Shave. Und an den Schmerz, als das Messer sie traf.
"Wie geht es Ihnen?"
Die Stimme klang wie Samt und ihr Angstgefühl wich wohliger Geborgenheit. Mühsam öffnete sie die geschwollenen Augen. Ein Mann im weißen Kittel stand neben ihrem Bett und beugte sich über ihren Arm, in dem eine Kanüle steckte. Gottlob, dachte sie, ich bin im Krankenhaus. Dann nahm sie den Duft wahr.


Nur ein Wort


"Geh!", sagte er.
"Pack deine Sachen und geh. Ich kann es nicht mehr ertragen. Dieses Schweigen, diese Blicke, die alles sagen und nichts. Nie sprichst du aus was du denkst, das macht mich fertig. Auch jetzt schon wieder, du schweigst und ziehst nur die Brauen hoch. Was soll ich davon halten? Hörst du mir zu? Es macht mich krank, wenn du so da stehst. Stumm wie ein Fisch. Da rede ich lieber stundenlang mit einer Wand. Die schweigt auch, schaut mich aber wenigstens nicht so an."
Sie griff nach ihrem Mantel und ging. Hart schlug die Tür ins Schloss. "Arschloch!"

Impressum

Texte: copyright by Perdita Klimeck
Tag der Veröffentlichung: 04.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Beitrag zum Wettbewerb Drabbles

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