Bilder haben ihre eigene Welt,
sagen ihre Bewunderer.
Für mich ist diese Welt nicht viel anders,
als die Welt der Poesie.
Mal grell und bunt, mal schwarz und weiß.
Farben in allen Schattierungen
nehmen den Blick gefangen,
wie Worte in allen Facetten
die Gedanken fesseln können.
Bilder erzählen zwischen den Farben,
Poesie malt mit Worten.
Manchmal, wenn ich mich in eines vertiefe,
flüstern sie mir ihre Geschichten zu.
Bei den meisten Werken handelt es sich um
erzählende Lyrik in Reimform.
Die Hexe
Rotflammendes Haar, Augen so grün,
und heilend die Kraft ihrer Hände.
Männer die ihr zu Füßen lagen,
der Blick ihrer Frauen sprach Bände.
Sie war schon längst als Hexe verschrien,
schwarze Magie in Vollmondnächten.
Der Jungfrau den Rücken zugekehrt,
Seele verkauft den dunklen Mächten.
Wild war sie, wie ein Vogel so frei,
der Wald, die Natur war ihr Zuhaus.
Kunde von ihr, drang bis zum König,
er schickte Boten zu ihr hinaus.
Er bat, er befahl, flehte sie an,
doch gab sie sich ihm nicht hin.
Ihr Herz schlug für den Köhler im Dorf,
Häscher des Königs erschlugen ihn.
Riss im Herz, Glauben verloren,
wurde der König von ihr verflucht.
Schutz bot der Wald, doch wurde er gleich
von den Schergen des Königs durchsucht.
Gemeiner Verrat war ihr Henker,
und man riss ihr die Kleider vom Leib.
Der Teufel sollte von ihr lassen,
brennen muss es, das verdammte Weib.
Verhöhnt, bespuckt, gequält, geschlagen,
stand sie nackt und bloß am hölzer´n Pfahl.
Und erst die Glut der letzten Flammen
befreite sie von dieser Qual.
Der Wind trug ihre reine Seele
hinauf zu einer höheren Macht.
Noch heut´ hört man ihr leises Seufzen
in so mancher klaren Vollmondnacht.
Der Herbst ist nah, steht vor den Toren,
summt leise schon sein Lied.
Die Sonnenstunden sind gezählt.
Als seine Boten auserkoren
tragt ihr des höchsten Lichtes Namen.
So gebe ich euch einen Rahmen,
bann euren Glanz für alle Zeiten,
wie´s einer Königin gebührt.
Ein Traum in Gelb aus Licht geboren,
hat heute mir mein Herz berührt.
Der Mann mit dem Goldhelm
Leicht gesenkten Blickes,
so nahm er sie entgegen,
die Huldigung der Königin.
Sie abzulehnen, wusste er,
dass machte keinen Sinn.
Schwer drückte ihn die Last
des hohen gold´nen Helms,
doch musste er ihn tragen.
so wie die schweren Bande,
die um sein Herz geschlagen.
Dem Schicksal sich ergebend,
trug er den gold´nen Helm.
Sollte ihm zur Ehr´ gereichen,
doch hinter seinem Glanze,
da steckten tausend Leichen.
Der gold´ne Schein, er trog,
doch niemand wollt´ es sehn.
Der Helm, er war mit Blut befleckt,
denn viele seiner Mannen,
sind elendig dafür verreckt.
Schweiß stand ihm im Gesicht,
er roch das Blut, die Tränen.
Geflossen für die Macht, den Sieg,
und seine Seele schrie nach Rache
für diesen heil´gen Krieg.
Einst war sein Glaube stark,
der Krieg, er ließ ihn zweifeln,
er sah zuviel an Leid und Tod.
Der Helm, er glänzte in der Sonne,
er wusste nichts von seiner Not.
Und nur der schwarze Federbusch,
der an dem Helm befestigt war,
bezeugt noch heut sein Leid.
Gesenkten Hauptes, wie der Ritter,
ziert er den Helm, für alle Zeit.
Fundstück
Ein Blitz war´s wohl, er schlug die Wunden.
Der Baum, er zittert, füllt die Schrunden,
mit gelbem Blut, zu überleben.
Einzig allein, war das sein Streben.
Was kümmert ihn, das eine Mücke,
sich gerade setzte in die Lücke.
Der Saft herausgepresst aus Not,
er gab ihm Leben, ihr den Tod.
Sie starb umhüllt von Sonnenlicht
der Baum, er merkte davon nichts.
Längst war´n die Sommer nicht mehr heiß,
die Welt versank in Schnee und Eis.
Der Baum zerfiel, so wie die Zeit,
was blieb war ein Stück Ewigkeit.
Das Wasser kam, spülte ihn fort,
er glitt mit ihm von Ort zu Ort.
Vorbei an ungezählten Riffen,
wurd´ er poliert und glatt geschliffen.
Das Licht der Sonne ließ ihn funkeln,
auch das der Sterne tief im Dunkeln.
Doch jede Reise hat ihr Ende,
das Meer gab ihn in and´re Hände.
Der Stein, er strandete im Sand
wo ihn ein junges Mädel fand.
Es hob ihn auf, hielt ihn ins Licht
und tausend Strahlen brachen sich
in der Mücke hellen Flügeln.
Erzählten ihr von grünen Hügeln
vom Meer und von der alten Zeit
und diesem Hauch von Ewigkeit.
Mona Lisa lächelt
Still saß sie ihm Modell, die Schöne,
schimmernd schon das erste Abendlicht.
Ihr Blick gerichtet auf den Maler,
rein und unverhüllt war ihr Gesicht.
Einzig ein Stuhl stand in der Kammer,
dort ruhten ihre zarten Hände.
Ein Tuch lag locker auf der Schulter,
im Hintergrund nur kahle Wände.
Nicht die Gestalt, die formvollendet,
es war ihr Blick, der ihn so reizte.
Augen so tief und unergründlich,
sodass er nicht mit Farben geizte.
Die Fantasie schlug Kapriolen
die Leinwand sie begann zu leben.
Das was er fühlte einzufangen,
nur dafür galt sein einzig´ Streben
Und mit jedem neuen Pinselstrich,
füllte sich die kahle weiße Wand.
Und hinter diesem einem Stuhle
schuf er ein Märchenzauberland.
So malte er sie Stund um Stunde,
von ihr beseelt, von ihr betrunken.
Um sich herum vergaß er alles
war längst in seiner Welt versunken.
Leicht amüsiert von seinem Eifer,
begann Versteh´n in ihr zu reifen.
Ganz sicher würde er am liebsten
mit seinem Mund den meinen streifen.
Ein Lächeln zierte den Gedanken
was könnte sein, was könnte werden.
Versteckte sich in Augenwinkeln,
um nicht von ihm entdeckt zu werden.
Zu spät, es war längst eingefangen,
blieb durch Pinsel, Farben permanent.
Hat rätselhaft die Welt erobert,
noch heut man nicht die Wahrheit kennt.
Der Klabautermann
Das Meer es jault und brüllt,
tosend krachen Wellen.
Blitze schnellen durch die Nacht,
man hört den Bordhund bellen.
Das Schiff neigt sich zur Seite,
wird zum Spielball der Gewalten.
Der Wind jagt durch die Segel,
Leinen können sie kaum halten.
Keine Hand sieht man vor Augen,
nur der Kompass weist den Weg.
Regen peitscht über die Brücke,
wo nur der Lotse einsam steht.
Zwei Männer sind schon über Bord,
im wütend ´Meer versunken.
Der Rest der Mannschaft starr vor Angst,
der Kapitän ist längst betrunken.
Der Lotse schickt ein Stoßgebet,
der Herr, er möge sie erretten.
Schon hört er es, das Rasseln,
des Klabautermannes Ketten.
Grässlich tönt des Wichtes Lachen,
in seinen Seemannsohren.
In sich erschauernd weiß er nun,
sie alle sind verloren.
Das Schiff es bäumt sich auf,
ein letztes Mal bevor es sinkt.
Das Meer rafft Mann und Hund dahin,
noch eh´ der Sturm verklingt.
Der Himmel grollt noch immer,
und im heulend´ Sturm hört man,
noch eine kleine Ewigkeit,
das Lachen vom Klabautermann.
Der Werwolf
Es malt die Nacht ihr düsternd´ Bild,
lange Schatten lechzen gierig
nach dem letzten Licht.
Versuchen tanzend sich
dem Dunkel zu enzieh´n.
Noch versteckt der Mond
sein lieblich Angesicht.
Das Böse ist bereits in Lauerstellung,
hat sich im Fleisch gesammelt,
die Energien eingekesselt.
Wartend frisst und nagt es,
nährt sich von eig´nem Blut.
Bis dass der volle Mond
die Kraft entfesselt.
Stolz erhebt er sich aus Wolkenschatten,
schenkt seine ganze Macht
dem ir´dnen Grauen.
Und so wird der Mensch zum Tier,
windet sich vor Seelenqual.
Geifer rinnt aus seinem Mund,
Blut klebt an den Klauen.
Der Wolf, dem Licht des Mondes ausgeliefert,
streift mordend durch die Nacht,
gepeinigt durch sein Tun.
Erst wenn der Morgen graut,
und Spinnen ihre Netze weben,
wird seine Qual beendet,
kann seine Seele ruh´n.
Louisiana 1938
In deiner Stimme Schokoladenschmelz,
Schweiß spiegelt sich auf deiner Haut.
Die Liebe wie ein lodernd´ Feuer,
doch ist sie nur auf Sand gebaut
Nur heimlich können wir uns treffen,
Hand in Hand im Mondenschein.
Das was Herz mit Herz verbindet,
ist verboten, darf nicht sein.
Blut mit deinem Blut vermischt,
gilt als Frevel hier im Lande.
Böse Zungen werden sagen,
was ihr treibt ist Rassenschande.
Was wir für einander fühlen,
niemand hat uns je gefragt.
Weiße Hand auf brauner Haut,
geächtet, vom Gesetz gejagt.
Um zu kämpfen fehlt der Mut,
Tränen laufen ohne Unterlass.
Nichts und niemand wird uns helfen,
die Welt besteht aus purem Hass.
Ich küsse dich ein letztes Mal,
bevor das Leben uns entgleitet.
Und bau darauf, dass Gott für uns
ein Bett aus Seligkeit bereitet.
*~*
So starben die zwei Liebenden,
Arm in Arm mit Laub bedeckt.
Nichts mehr was sie trennen konnte,
die Körper wurden nie entdeckt.
Es blieb was sich zusammenfügte,
und was das Leben hat verneint,
erst durch den sanften Schlaf des Todes
bis in die Ewigkeit vereint.
Bedingt durch die amerikanischen
"antimiscegenation laws"
(Gesetze gegen Rassenmischung)
waren noch in den 50er Jahren
Eheschließungen zwischen Partnern
unterschiedlicher Hautfarbe
in 30 der damals 48 US-Bundesstaaten
gesetzlich verboten.
Dichterlohn
Kalt war es ihm, er bibberte,
Flöhe tanzten an der Wand.
Klamme Finger hielten krampfhaft
das Papier in seiner Hand.
Vor dem Fenster hoher Schnee,
Ofen war schon lange aus.
Über abgewetzte Dielen,
huschte piepsend eine Maus.
Um die Augen tiefe Ränder,
es drückt ein leerer Magen.
Denn die letzte karge Mahlzeit
war vor vielen Tagen.
In der Börse nur ein Groschen,
und der Dichter, er litt Not.
Denn für ihn galt es zu wählen
zwischen Tinte oder Brot.
Den sich´ren Tod bedeutet Tinte,
Das Brot steht für das Leben.
Doch für das geschrieb´ne Wort,
würd er seine Seele geben.
Seine Leiche fand man später,
friedlich lehnend an der Wand
Letzte Worte seines Lebens,
staken fest in seiner Hand.
Für das Wort war er gestorben,
eine Träne im Gesicht.
Das leere Fass bemerkte man,
doch sein Lächeln sah man nicht.
An seinem Grabe tat wer kund,
er sei ein Narr gewesen.
Niemand wird was er geschrieben,
wohl je im Leben lesen.
Doch hat er dabei nicht bedacht,
Gott stets mit den Narren ist.
Der Teufel hatte nicht gut Lachen,
jeder seine Werke liest.
Ein Gebet
(frei nach Psalm 23 )
Still ruht in mir,
was stetig wacht
und meine Schritte lenkt.
Mir Richtung weist
und aufzeigt
wenn der Pfad
von mir verlassen wird.
Wenn meine Seele dürstet
und der Hunger
nach Liebe mich quält,
ist es da für mich.
Es schenkt mir Licht
und nimmt die Angst,
wenn Dunkelheit
die Arme um mich legt.
Mut schenkt es mir
den Pharisäern
stets die Hand zu reichen.
Weil es da ist,
fühle ich mich wertvoll
und bin bereit
mein Leben zu lieben.
Texte: copyright by
Perdita Klimeck
Tag der Veröffentlichung: 25.01.2010
Alle Rechte vorbehalten