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Story

Ich weiß noch, wie ich an einem Freitag bei dem Firmeninhaber persönlich meinen Arbeitsvertrag unterzeichnet hatte. Ich kann mich deshalb noch daran erinnern, weil Mr. Bennett noch gesagt hatte: „Es gibt nicht viele Frauen, die sich auch an so eine komplizierte und verantwortungsvolle Arbeit wagen. Und Sie sind wirklich sicher, dass Sie den Job für die Instandhaltung unserer EDV-Anlagen haben wollen?“ Ich hatte ihm nur geantwortet: „Ja, Sir. Ich mag es hart zu arbeiten. In einem langweiligen Bürojob würde ich nur versauern, Sir.“ Er lachte, klopfte mir auf die Schulter und zeigte mir, wo ich unterzeichnen müsste, was ich dann auch tat. Jetzt ist das mittlerweile schon ¼ Jahr her und ich habe mich richtig eingelebt. Mit einigen Frauen aus den Schreibbüros und besonders mit Harry aus dem Lager verstand ich mich besonders gut.

 

Eines Morgens fuhr ich mit meinem Motorrad gerade auf den Parkplatz, als mir plötzlich ein schwarzer Mazda MX 5 die Vorfahrt nahm, so dass ich beinahe einen Unfall baute und vom Motorrad stürzte. Sofort fuhr ich dem MX 5 nach und stellte die Fahrerin zur Rede: „Sagen Sie mal, haben Sie keine Augen im Kopf, Lady? Oder wollten Sie mich mit Absicht über den Haufen fahren?“ Die Fahrerin stieg aus, blitzte mich mit ihren stahlblauen Augen an und ging an mir vorbei in Richtung Bürogebäude ohne irgendein Wort zu sagen. Ich regte mich noch eine ganze Weile auf, bis mich Stella aus dem Schreibbüro in der 15. Etage auf einen Kaffee einlud. Dieser erzählte ich von dem Vorfall, worauf diese mich über die Fahrerin des MX 5 aufklärte. Sie erklärte, dass es in der ganzen Firma nur eine Person gab, die einen solchen Flitzer fuhr, nämlich die Tochter des Inhabers Rachel Bennett persönlich, die außerdem auch noch für die Personaleinstellung verantwortlich sei. Nun war ich sprachlos, hatte ich meine sogenannte „Chefin“ angeschrieen? Nun grübelte ich und ging wieder an die Arbeit, bis ich einige Teile aus dem Lager benötigte. Also fuhr ich mit dem Lift in das Lager und fragte dort, wo ich meine Ersatzteile finden würde. Einer von Harrys Kollegen erklärte mir, in welchem Regal ich alles finden würde. Die Regale waren mindestens 4 m hoch und der Abstand zum nächsten gegenüberliegenden Regal max. 2 m. Die gegenüberliegenden Regalen wurden nochmals mit einem Balken miteinander verschweißt, so dass diese stabil waren. Also kletterte ich, weil ich keine von den Leitern fand, die einzelnen Fächer hoch und fand im vorletzten Fach meine benötigten Sachen. Doch gerade als ich es aus dem Karton gefischt und in meine Hosentasche verstaut hatte, rutschte ich mit dem Fuß von dem Fach und konnte mich in letzter Sekunde mit meinen Armen an dem Balken vor einem Fall retten. Nun hing ich mit an meinen Armen zwischen zwei sich gegenüberliegenden Regalen und überlegte, wie ich wieder auf den Boden käme. Ich versuchte meine Beinen über den Balken zu hangeln, da meine Hände in dieser Situation langsam anfingen zu schmerzen. Es gelang mir, so dass ich nun mit dem Balken in den Kniekehlen kopfüber zwischen den Regalen hin. Was mir in dieser Situation natürlich gefehlt hatte, war meine „Chefin“, die mich gesucht hatte. Diese tauchte nämlich gerade mit Harry im Lager auf und kamen zu meinem Regal. Harry fragte: „Hey Chris. Was veranstaltest du da eigentlich? Willst du dir das Genick brechen?“ Ich antwortete nur: „Ich hatte einige Teile gesucht und gefunden. Bin abgerutscht und konnte mich nur noch so vor einem Sturz bewahren. Geht mal da unten weg. Ich habe eine Idee hier runter zu kommen.“ Harry und Miss Bennett gingen etwas weg und ich konnte meine Show starten. Ich schwang etwas hin und her und hatte wenig später einen solchen Schwung drauf, dass ich mich fallen ließ und mit einem Salto vor Harry landete. Dieser stand nun mit offenen Mund vor mir und brachte keinen Ton heraus. Während dessen Miss Bennett mich schimpfte, dass sie solchen Unsinn nicht dulde. „Nun hören Sie mir mal zu, Miss. Hier wäre mir ganz sicher nichts passiert. Im Gegenteil ich fühle mich hier im Lager wesentlich sicherer vor Ihnen als auf dem Parkplatz, wo Sie mich fast umgenietet hätten.“ Nun hatte es auch Miss Bennett die Sprache verschlagen, so dass ich beide einfach stehen ließ, da ich ja mein Ersatzteil in der Hosentasche verstaut hatte. Doch die Konsequenz sollte mich kurz vor Feierabend treffen. Denn Rachel Bennett ließ mich in ihr Büro ordern. Da ich sie nicht noch einmal verärgern wollte, klopfte ich pünktlich um 18 Uhr an ihre Bürotür. Als ich ein „Kommen Sie rein!“ hörte, trat ich ein und schloss die Tür hinter mir. „Miss McKenzie, ich habe über Ihre Worte heute Nachmittag in der Lagerhalle nachgedacht und wollte mich bei Ihnen für den Vorfall auf dem Parkplatz entschuldigen.“ „Ok. Entschuldigung angenommen, Miss. Ich wollte mich auch für meinen leichten Ausraster entschuldigen. Ich hätte Sie nicht so anbrüllen sollen. Sorry.“, sagte ich und setzte mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Ich betrachtete sie mir jetzt, da ich ja Zeit hatte, etwas genauer und stellte fest, dass sie äußerst attraktiv war. Schnell schüttelte ich mir die Gedanke aus dem Kopf, worauf sie mich mit einem merkwürdigen Blick ansah. In ihren Augen konnte ich ein leichtes Aufflammen erkennen, was ich schon bei so mancher erregten Frau gesehen hatte. Ich stand wieder auf und fragte, ob noch etwas sei, worauf sie mit dem Kopf schüttelte und ich das Büro verließ. Als ich das Gebäude verlassen hatte, ging ich zu meinem Motorrad und blickte nochmals zurück, wobei ich bemerkte, dass Miss Bennett mich von ihrem Fenster aus beobachtete. Schnell startete ich die Maschine und fuhr zu den Proben meiner Band. Dort blieb ich bis kurz vor Mitternacht, ehe ich nach Hause fuhr und auf der Couch einschlief.

 

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich spät auf, so dass ich wegen erhöhter Geschwindigkeit einen Strafzettel bekam. Schlecht gelaunt traf ich auf Arbeit ein, wo mich Stella begrüßte und fragte, ob es dabei bliebe, dass ich sie heute Abend abholen würde. Verduzt sah ich sie an und fragte, was heute Abend sei. „Sag mal, hast du die Betriebsfeier vergessen? Die ist heute und wir sollen in Abendgarderobe erscheinen!“, erklärte Stella und ich erinnerte mich wieder. „Klar hole ich dich ab. Aber ziehe lieber eine Hose statt einem Rock an, wir fahren mit meinem Motorrad.“, antwortet ich ihr. Den Rest des Tages wurde ich in mehreren Etagen gebraucht, da mehrere Computer Probleme hatten, so dass ich kaum eine Pause machte, worauf mich Miss Bennett auch wenig später ansprach. Nach der Arbeit fuhr ich nach Hause, duschte und zog mir meinen besten Anzug an, bevor ich Stella abholte und zur Feier fuhr. Diese war schon voll im Gange, als wir eintrafen. Sofort suchte ich Blickkontakt zu Miss Bennett, die mich bereits von oben bis unten musterte und mit mir zu flirten schien, ehe der Abteilungsleiter der Buchhaltung sie ansprach und ihre Aufmerksamkeit forderte. Während sie beschäftigt war, ging ich zu Harry und unterhielt mich mit ihm.

 

Einige Zeit später kam Stella auf mich zu und fragte, ob ich nicht ein paar Konzertkarten hätte, da einige Kolleginnen gerne mal meine Band und mich sehen und hören wollten. Ich hatte immer einige dabei, so dass ich ihr ein paar gab und sie zwei ohne mein Wissen Miss Bennett gab mit den Worten: „Ich habe bemerkt, wie Sie Chris ansehen. Hier habe ich zwei Karten für morgen. Gehen Sie mit jemanden hin und genießen Sie es.“ Miss Bennett musste rot geworden sein, denn sie drehte sich einfach weg. Ich wusste schon seit ich Miss Bennett das erste Mal gesehen hatte, dass ich mich in sie verliebt hatte, deshalb nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und forderte sie zum Tanzen auf. Es wurde gerade ein Walzer gespielt, so dass ich meine Kenntnisse aus dem Tanzunterricht, zu dem mich meine Tante gezwungen hatte, zeigen konnte. Ich hatte zusätzlich zu den Grundschritten auch die des männlichen Parts gelernt, so dass ich Miss Bennett ohne Probleme führen konnte. Wir beide zogen die gesamte Aufmerksamkeit auf uns, da es aussah, als ob Miss Bennett und ich schon seit Ewigkeiten miteinander getanzt hätten. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, die ich mit ihr tanzte bis plötzlich ein Rock’n’Roll-Song gespielt wurde und wir in die Realität zurückkamen. „Es war mir eine Ehre mit Ihnen getanzt zu haben, Miss Bennett. Ich darf mich verabschieden!“, sagte ich. Ich verneigte mich vor ihr und küsste ihr zum Abschied die Hand. Bevor ich die Feier verließ, nickte ich Stella und Harry zum Abschied zu und ging. Draußen startete ich mein Motorrad und fuhr nach Hause, wo ich mich sofort hinlegte und von Rachel Bennett träumte.

 

Am nächsten Tag war das Konzert meiner Band, so dass ich schon gegen Mittag mit ihnen einen Soundcheck machte und für den Abend probte. Und dann war es soweit. Das Konzert begann und die Halle war gerammelt voll. Was ich nicht wusste war, dass Miss Bennett sich unter den Hunderten von Frauen befand und sehr überrascht von mir und meiner Musik war. Nach dem  Konzert wollte ich gerade auf mein Motorrad steigen, als ich mich nochmals kurz wegen einem Geräusch umdrehte und mitten auf der Straße eine Person sah. Plötzlich bemerkte ich ein Auto, dass ungebremst auf diese zu raste, so dass ich ohne an die Konsequenzen zu denken los rannte. Kurz bevor das Auto die Person erreichen konnte, schnappte ich sie mir und sprang mit ihr zur gegenüberliegenden Straßenseite. Unglücklicherweise landete ich auf einem Stahlgitter, dessen scharfe Enden mir beim Aufprall in den Rücken gerammt wurden. Ich blickte die Frau an und fragte: „Geht es Ihnen gut?“ Als sich die junge Frau umdrehte, erkannte ich Miss Bennett wieder, die vor Schreck weinte. Vorsichtig nahm ich sie in die Arme und beruhigte sie ein bisschen.

 

Einige Zeit später hatte sie sich beruhigt. Als sie bemerkte, dass ich am Rücken Blutflecken hatte, fragte sie: „Miss McKenzie, geht es Ihnen gut?“ Ich nickte und erklärte: „Es geht schon. Ist nicht sehr schlimm. Was suchen Sie eigentlich hier?“ Miss Bennett errötete leicht und sagte: „Ich war auf Ihrem Konzert und fand Ihre Songs sehr gut!“ Jetzt errötete ich leicht und fragte, ob ich sie nach Hause bringen solle, worauf sie leicht nickte. Ich fasste ihre Hand und ging mit ihr zum Motorrad, wo sie mich mit großen Augen ansah. „Haben Sie Angst?“, frage ich, als ich sie ansah, bemerkte ich, dass sie leicht zitterte. „Hier nehmen Sie den Ersatzhelm, halten Sie sich an mir fest und noch etwas... Ich fahre immer vorsichtig. Ihnen wird also nichts passieren!“, versicherte ich ihr, worauf sie meine Anweisungen befolgte und mich fest umklammerte. Ich biss die Zähne vor Schmerzen zusammen und fuhr los.

 

Nach einiger Zeit kamen wir bei ihrem Haus an, so dass ich sie noch zur Tür brachte und mich verabschiedete. Gerade als ich auf mein Motorrad steigen wollte, wurde mir schwarz vor Augen, so dass ich samt Motorrad umfiel. Miss Bennett, die das gesehen hatte, rannte auf mich zu und brachte mich in ihr Haus, wo sie mich auf die Couch legte und sofort einen Notarzt rief. Als der Notarzt wenig später eintraf, hatte Miss Bennett mich bereits bis zum BH ausgezogen, meine Wunden ausgewaschen und erzählte dem Arzt von dem Vorfall. Dieser erklärte, dass ich Glück gehabt hätte, weil keine lebenswichtigen Organe getroffen wurden. Weiterhin desinfizierte er die Wunden, nähte und verband diese. Er erklärte auch, dass ich in den nächsten Stunden nicht aufstehen dürfe, da sonst die Nähte aufgehen würden und der Verband regelmäßig gewechselt werden müsste. Miss Bennett sah mich an und versprach dem Arzt mich zu pflegen. Als der Notarzt weg war, deckte sie mich vorsichtig zu und setzte sich auf einen Sessel neben der Couch. Während ich schlief, wachte Miss Bennett an meiner Seite und schlief einige Zeit später auch ein. Mitten in der Nacht wachte ich auf und war ziemlich desorientiert, bis ich die schlafende Miss Bennett entdeckte und zusammenreimte, dass ich mich bei ihr Zuhause befinden musste. Gerade als ich aufstehen wollte, wachte Miss Bennett auf und schrie: „Nicht, Chris. Sie dürfen nicht aufstehen!“ Doch es war schon zu spät. Ich stand bereits auf meinen Beinen und drohte umzufallen, als ich plötzlich spürte, wie ich festgehalten bzw. gestützt wurde. Ich blickte Miss Bennett ins Gesicht und bemerkte ihre Tränen. „Miss Bennett, was ist mit Ihnen? Ist es wegen mir?“, fragte ich, worauf sie nickte. „Machen Sie sich keine Sorgen. Mir geht’s schon besser!“, sagte ich und streichelte behutsam ihr Gesicht, wobei wir beide erröteten. „Vielen Dank für Ihre Rettung, Chris. Ich war mit meinen Gedanken woanders und hatte das Auto nicht bemerkt.“, erklärte sie und lächelte mich an. Ich lächelte zurück und gab zu: „Ich würde es jeder Zeit wieder machen. Weil ich...“ „....ich mich in Sie verliebt habe.“, beendete ich in Gedanken meinen Satz. „Weil Sie... was?“, fragte nun Miss Bennett. „Na ja, weil ich doch nicht zusehen kann, wie meine Chefin überrollt wird!“, log ich und grinste schief, da ich noch Schmerzen hatte. Ich blickte kurz auf die Wanduhr im Wohnzimmer und sagte: „Miss Bennett, ich muss gehen. Vielen Dank für die Mühe.“, worauf sie mich mit großen Augen ansah und fragte: „Wo wollen Sie denn hin, Chris? Sie sind verletzt und außerdem habe ich dem Arzt versprochen, Sie zu pflegen.“ „Aber...“, wollte ich meinen Satz beginnen, als sie mir ihren Finger auf den Mund legte und mich zum Schweigen brachte. „Wer ist hier die Chefin?“, fragte sie und sah mich streng an. „Sie, Miss Bennett.“, antwortete ich kleinlaut und setzte mich wieder auf die Couch. Nun stand sie vor mir und sah so verführerisch aus, dass ich meinen Blick schnell zur Seite wandte, damit sie nicht sah, dass ich errötete. Doch sie bemerkte es, da sie jede meiner Bewegungen im Auge behielt. „So Chris, Sie legen sich jetzt wieder hin und erholen sich etwas. Und ich gehe dann auch zu Bett. Für den Fall, dass Sie etwas benötigen, rufen Sie. OK?“, erklärte sie, worauf ich nur nickte. Kurz darauf deckte sie mich zu und verschwand hinter einer Tür, hinter der ich das Schlafzimmer vermutete. Bei dem Gedanken, dass sie nebenan im Bett lag, errötete ich sofort. Ich hörte Miss Bennett noch eine ganze Weile im Badezimmer rumwerkeln. Wenig später bemerkte ich, wie mir jemand zärtlich das Gesicht streichelte und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Schlaf gut, meine Chris.“, flüsterte sie, bevor ich das Schließen einer Zimmertür hörte. Was meinte Miss Bennett mit „meine Chris“? War sie auch in mich verliebt? Lauter Fragen gingen mir durch den Kopf, bis ich endlich einschlief.

 

Am nächsten Morgen wachte ich durch das Klappern von Geschirr und dem Geruch von frischen Kaffee auf, so dass ich mich aufsetze und meinen Blick zur Küche schweifen ließ. Dort entdeckte ich Miss Bennett in einem kobaltblauen Morgenmantel. Ich sah sie von oben bis unten an und entdeckte, dass sie ihn nicht fest geschlossen hatte, so dass man tief in ihr Dekolletés blicken konnte. Als sie bemerkte, dass ich wach war und sie anstarrte, band sie sofort ihren Mantel fester zu. „Guten Morgen, Miss Bennett. Entschuldigen Sie, dass ich Sie angestarrt hatte, aber ich habe nicht so oft das Vergnügen eine so wunderschöne Frau am Morgen zu sehen.“, erklärte ich ihr mit hochrotem Kopf. Als sie meine Röte bemerkte, lächelte sie auch verlegen und antwortete: „Danke für das Kompliment. Ich hoffe, dass es ernst gemeint ist.“ „Ja, Madam. Total ernst.“, äußerte ich mit ernster Stimme. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Badezimmer und gebe Ihnen noch ein paar neue Sachen. Ihre Alten sind ja voller Blut.“, erklärte sie und nahm mich an der Hand, um mir alles zu zeigen. Ich hatte mich über Nacht etwas erholt, so dass ich ohne Hilfe laufen konnte. Als sie mir das Badezimmer gezeigt hatte, ging ich in dieses und Miss Bennett ins Schlafzimmer, um mir Sachen herauszusuchen. Während Miss Bennett im Schlafzimmer war, zog ich mich aus, nahm den Verband ab und stieg unter die Dusche, als Miss Bennett plötzlich im Badezimmer stand und mich dieses Mal anstarrte. Verlegen stotterte sie: „Ähm... Hier sind einige Sachen für Sie... Sorry.“, und verließ es stürmisch wieder. Nachdem ich geduscht hatte, wechselte ich den Verband und ging in meinen neuen Sachen zu Miss Bennett in die Küche. Diese hatte sich in der Zwischenzeit auch umgezogen und saß am Küchentisch, als ich die Küche betrat. Verlegen blickte sie in die leere Kaffeetasse, worauf ich sie ihr wie selbstverständlich abnahm, mir auch eine Tasse nahm und uns frischen Kaffee eingoss. Wir tranken unseren Kaffee, während ich ihr leicht über den Handrücken strich, worauf sie ihre Hand, als hätte sie sich an mir verbrannt, weg zog. „Was ist mit Ihnen, Miss Bennett. Kann ich helfen?“, fragte ich, worauf sie mich ansah und als Antwort mit dem Kopf schüttelte. Nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken hatten, nahm Miss Bennett die beiden Tassen, ging zur Spüle und wusch ab, während ich mich hinter sie stellte. Plötzlich drehte sie sich um, so dass nur wenige Zentimeter zwischen uns waren. Ich wusste nicht, wie mir geschah, denn auf einmal fand ich mich in ihren Armen und einem innigen Kuss wieder. Mir ging alles zu schnell, so dass ich einen Schritt nach hinten trat und ihr in die Augen blickte, worin ich eine Flamme der Begierde und der Leidenschaft sah. „Ich... es tut mir leid.“, stotterte ich, schnappte meine blutigen Sachen und rannte wie der Teufel aus dem Haus. Vor der Tür stand noch mein Motorrad, so dass ich dieses startete und nach Hause fuhr. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und baute beinahe noch einen Unfall, ehe ich zu Hause ankam. Dort stellte ich mich nochmals unter die Dusche und dachte nach. Ich erinnerte mich an Stellas Worte: „Miss Bennett hatte schon viele Bettgeschichten mit Mitarbeiterinnen.“ Jetzt wusste ich, warum ich in Panik geraten war. Ich wollte nicht nur eine von vielen Bettgeschichten sein, denn ich wollte Miss Bennett’s Liebe und Zuneigung. Das restliche Wochenende verbrachte ich mit Songs schreiben und in der Gegend rumzufahren.

 

Am Montag und auch die anderen Tage versuchte ich Rachel Bennett aus dem Weg zu gehen, das mir auch einiger Maßen gelang. Doch am Freitagabend kurz vor Feierabend suchte ich die Damentoilette in der 11. Etage auf, da ich in dieser gerade zu tun gehabt hatte und erwischte Miss Bennett in flagranti mit einer anderen Frau. Das Bild, wie Rachel Bennett mit gespreizten Beinen vor einer knieenden Frau stand und stöhnte, brannte sich in meinem Kopf ein. Rachel Bennett sah mich mit verschleierten Augen an, doch ich verließ den Raum und rannte aus dem Gebäude. Sofort fuhr ich nach Hause und hatte einen Schock. Nachdem ich mir einen Drink genehmigt und mich beruhigt hatte, rief ich bei Mr. Bennett, dem Inhaber, an und bat ihn, mich in eine andere Niederlassung zu versetzen. Er fragte mich nach meinen Gründen, worauf ich erklärte, dass es aus privaten Gründen sei. Er bat mich am Montagmorgen in sein Büro zu kommen, weil er in den einzelnen Niederlassungen nach dem Personalstand sehen müsse. Erleichtert atmete ich auf, als ich den Hörer aufgelegt hatte. Das restliche Wochenende schrieb ich eine Erledigungsliste bezüglich der Bankangelegenheiten usw.

 

Am Montagmorgen betrat ich bei Zeiten das Büro von Mr. Bennett, der mich herzlichst empfing. Er erklärte, dass in Tokio eine EDV-Expertin benötigt werde. Ich sagte sofort zu und besprach mit ihm noch die Einzelheiten. Er teilte mir mit, dass die Stelle in einer Woche zu besetzen sei und mir auch eine Wohnung zur Verfügung gestellt werden würde. Ich fragte ihm, ob es ein Problem sei, mein Motorrad mit nach Tokio zu nehmen, worauf er erklärte, dass es damit keine Probleme gäbe. Nach dem Gespräch traf ich vor seinem Büro Rachel Bennett, die mich kurz ansah, ich sie aber nicht weiter beachtete und an ihr vorbeitrat. Einige Zeit später hatte ich Stella und Harry alles erklärt, als mich Miss Bennett in ihr Büro rief. „Warum gehst du weg, Chris?“, schrie sie mich an, worauf ich auf dem Absatz kehrt machte und mir den Rest des Tages frei nahm, um meine Sachen zu packen.

 

Einige Tage später saß ich, nach herzenszerreißender Verabschiedung von Stella und Harry, im Flugzeug nach Tokio und trug in meiner Brust ein gebrochenes Herz.

 

In Tokio gelandet, wurde ich schon freudestrahlend von Yumiko Kazuraki erwartet und zur Begrüßung herzlichst umarmt. Erstaunt fragte ich, wer sie sei, worauf sie mir in einem sehr guten Englisch erklärte, dass Mr. Bennett mit Mr. Yamamoto, dem Leiter der hiesigen Niederlassung, geredet und mich ganz genau beschrieben hatte. Und wenige Augenblicke später wurden meine Gepäckstücke sowie mein Motorrad abgeladen. Yumiko erklärte, dass der Firmenwagen bereits vorm Eingang warten würde, worauf ich erklärte, dass ich mit meinem Motorrad ihr gern hinterherfahren wolle. Jetzt lächelte sie mich mit einem süßen Lächeln an und fragte, ob sie nicht mit mir fahren und wir das Gepäck mit dem Wagen zur Wohnung bringen lassen können. Ich nickte und ging zur Gepäckannahme, während Yumiko zu dem Fahrer ging und mit ihm alles besprach. So wurden meine Gitarre und anderen persönlichen Gegenstände und Sachen mit dem Wagen zum Appartement gebracht, während Yumiko und ich mit dem Motorrad dorthin fuhren. Endlich angekommen, zeigte sie mir das Appartement und erklärte, dass sie gleich nebenan wohnen würde und strahlte übers ganze Gesicht. Ich hätte nie gedacht, dass sich jemand so auf mich freuen würde, zumal ich noch nie hier gewesen war. Nachdem ich einige Zeit später mein neues Reich eingeräumt hatte, zeigte mir Yumiko ihre Wohnung. Als ich diese betrat, kam ich aus dem Staunen nicht heraus, denn sie hatte einige Poster von mir und meiner Band an ihren Wänden hängen. In den Staaten war ich eine kleine Nummer in der Musikbranche und sang auch nur als Hobby, doch hier schien ich ein Star zu sein, zumindest für Yumiko. Ich musste mich setzen, um nicht umzufallen und ließ mich in einen gemütlichen Sessel fallen. Sofort kam Yumiko und fragte, was los sei, worauf ich ihr alles erklärte. Sie lachte kurz darauf und sagte, dass mich hier in der Firma jeder durch meine Musik kennen würde und auch kennen lernen wollte. Weiterhin erklärte sie, dass sie mein  größter Fan sei und sich riesig freuen würde mit mir zusammen zu arbeiten.

 

Einige Stunden später fuhren wir zur Firma, wo mich Mr. Yamamoto fragte, ob ich nicht einige Songs singen könne, worauf ich zusagte. Mr. Yamamoto zeigte mir kurz darauf den firmeneigenen Radiosender, den man in jeder Niederlassung weltweit und übers Internet hören konnte. Ich war sofort begeistert und fragte, ob ich diesen Sender regelmäßig benutzen dürfte, um Songs vorzustellen, worauf Mr. Yamamoto sagte: „Es wäre uns eine Ehre.“ Ich lächelte und betrat das Studio, wo man mir Kopfhörer gab und die rote Sendelampe begann zu leuchten. Kurz darauf stellte mich der Moderator vor und ich begann eine Ballade zu singen. Diese hörte allerdings nicht nur Yumiko und ihre Kollegen, sondern auch Rachel Bennett, die gerade das Firmenradio angestellt hatte. Sie hörte meine Traurigkeit aus der Stimme, worauf ihr einige Tränen kamen und sie das Radio schnell wieder ausschaltete.

 

Ich lebte mich in Tokio gut ein und verbrachte viel Zeit mit Yumiko. Mit Harry und Stella blieb ich weiterhin per Email in Kontakt, die wir uns regelmäßig schrieben.

 

Einige Jahre später, ich war mittlerweile sehr bekannt als Sängerin, hörte ich, dass Mr. Bennett eine kleine Niederlassung am Hauptsitz der Firma eröffnet hatte. Am gleichen Tag erhielt ich von ihm eine Email, in der er fragte, ob ich nicht in dieser Niederlassung einsteigen wolle. Diese Frage brachte mich ins Grübeln, denn meine Gefühle für Rachel Bennett waren auch nach den vielen Jahren sehr stark. Ich schrieb Mr. Bennett zurück und bat um Gedenkzeit, die er mir gab und erklärte, dass ich immer einen Platz bei ihm hätte.

 

Am Abend klopfte Yumiko an meiner Tür und fragte, ob wir nicht etwas zusammen trinken wollten. Ich sagte sofort zu, schnappte meine Jacke und ging mit ihr in eine Bar. Während des Abends erzählte ich ihr von der Email und fragte, was sie an meiner Stelle tun würde. Yumiko sah mich entsetzt an und nahm erst einmal einen großen Schluck ihres Drinks, bevor sie antwortete. Sie erklärte mir, dass sie ihrem Herzen folgen und der Geliebten eventuell eine Chance geben würde, aber da es ja meine Entscheidung sei, könne sie es nicht sagen, was ich tun sollte. Im Laufe des Abends wurden wir zunehmend betrunkener und torkelten, nachdem wir bezahlt hatten, nach Hause. Dort angekommen, spürte ich plötzlich Yumiko’s Hand unter meinem T-Shirt und umarmte sie, bevor wir uns leidenschaftlich küssten. „Du... Chris... ich... hicks... muss dir was sagen. Ich mag dich... hicks... sehr.“, sagte Yumiko und begann mir die Hose zu öffnen. Plötzlich wurde ich wieder nüchtern und stoppte sie: „Yumiko, hör auf. Ich mag dich auch. Ich möchte dir auf keinen Fall weh tun, aber mein Herz gehört Rachel. Könnten wir nicht einfach Freundinnen sein?“ Yumiko sah mich mit Tränen in den Augen an, so dass ich sie in meine Arme schloss und tröstete: „Yumiko, ich möchte immer für dich da sein und habe auch immer ein offenes Ohr.“ Nachdem sie sich beruhigt hatte, verließ sie meine Wohnung, so dass ich nun allein war. Ich setzte mich an mein Keyboard und schrieb ihr einen Song.

 

Während der Nacht entschied ich mich, dass ich in einem Monat in die Staaten zurückzukehren. Als ich diese Nachricht in der Nacht noch Stella schrieb, war diese sehr begeistert und teilte mit, dass sie eine Party schmeißen würde. Nun musste ich meine Entscheidung nur noch Yumiko und Mr. Bennett überbringen. Ich schrieb Mr. Bennett eine kurze Email:

 

Hallo Mr. Bennett,

Ich habe mir Ihr Angebot durch den Kopf gehen lassen und möchte gern in einem Monat einsteigen.

Ich freue mich darauf. McKenzie

P.S. Bitte sagen Sie Ihrer Tochter Rachel nichts. Danke.McKenzie

 

Am nächsten Tag konnte ich Yumiko nirgends in der Firma finden, worauf ich nachfragte und man mir erklärte, dass sie sich zwei Wochen freigenommen und zu ihren Eltern gefahren sei. Nun war ich etwas enttäuscht, aber ich wusste, was in ihr vorging und ließ ihr Zeit über alles hinwegzukommen und arbeitete weiter.

 

Etwa zwei Wochen später fand ich einen Zettel an meiner Tür, dass ich mich bei Yumiko melden solle. Also klopfte ich, worauf sie mir die Tür öffnete und ich ihre Wohnung betrat. Wir setzten uns zusammen und redeten ausgiebig miteinander. Wir kamen zum Schluss, dass wir gute Freundinnen bleiben würden. Ich umarmte sie und erzählte ihr von meiner Entscheidung, worauf sie mir berichtete, dass sie von Mr. Yamamoto schon alles erfahren hätte und ihn gebeten habe, dass sie mich für erst einmal ein halbes Jahr begleiten dürfe und er die Erlaubnis erteilt hatte. Also packten wir unsere Sachen , so dass wir in wenigen Tagen alles zusammen hatten. Gemeinsam verabschiedeten wir uns von den Kollegen und flogen samt meines Motorrades in die Vereinigten Staaten. Während wir am Flughafen auscheckten, checkte Rachel Bennett gerade ein. Ich erkannte sie sofort und lächelte ihr zu, doch sie erkannte mich nicht, zumal Yumiko neben mir stand und pausenlos redete. Wenig später hatte ich Rachel in den Menschenmassen aus den Augen verloren, jedoch nicht aus meinem Herzen, denn dieses schlug schneller als je zuvor. Völlig in Gedanken versunken stand ich da, so dass mich Yumiko erst anrempeln musste, dass ich wieder aufwachte. „Sag mal, träumst du oder was? Lass uns fahren!“, sagte sie und nahm das Gepäck. Am Ausgang luden wir das Gepäck in ein Taxi und ließen es zu meiner Wohnung fahren, während wir mit dem Motorrad fuhren. Bei meiner Wohnung angekommen, brachten wir unsere Sachen rein und ich zeigte Yumiko alles. „Dort im Gästezimmer kannst du schlafen. Yumiko, du kannst hier wohnen solange du möchtest. Den Zweitschlüssel gebe ich dir nachher noch, den müssen wir erst bei meinen Chef holen.“, erklärte ich ihr und fuhr mit ihr zu meinem alten bzw. neuen Arbeitsplatz. Als erstes ging ich zu Stella, die mich zur Begrüßung stürmisch umarmte und erkläre, dass wir uns unbedingt treffen müssten, so dass wir uns noch für denselben Abend verabredeten. Als ich ihr Yumiko vorstellte, wurde diese auch herzlichst begrüßt. Etwas später klopfte ich bei Mr. Bennett an, der mich und Yumiko begrüßte und mir erklärte, dass ich an zwei Stellen arbeiten würde, einmal hier am Hauptsitz und an der neuen Zweigstelle am anderen Ende der Stadt. Weiterhin erklärte er, dass Yumiko in Stella’s Etage arbeiten würde und ich einen Piepser bekäme, damit ich abrufbereit sei. Nachdem alles geklärt war, gab er mir die Wohnungsschlüssel mit den Worten: „Ich erwarte Sie beide Top fit in einer Woche.“ Erst einmal bedankten wir uns für die freien Tage und gingen zu Harry, der mich hochhob, bevor er Yumiko begrüßte. Am Nachmittag kauften wir im nahe gelegenen Supermarkt ein, damit wir die nächsten Tage etwas zu essen hatten. Etwa gegen acht Uhr klingelte es an der Tür und Stella kam herein. Wir drei saßen bis spät in die Nacht zusammen und tauschten Neuigkeiten aus, so erfuhr ich, dass Rachel Bennett in keiner festen Beziehung sei und immer zu nach mir gefragt hätte. Bei dem Namen Rachel Bennett bemerkte ich, wie Yumiko leicht zusammenzuckte, so dass ich ihr sanft über den Handrücken strich und sie anlächelte. Stella beobachtete die Szene und schaute Yumiko lange in die Augen, bevor sie sich schüchtern wegdrehte. „Wollen wir zusammen in den Club in der Morgan Street? Oder gibst du wieder ein Konzert?“, fragte Stella plötzlich, so dass Yumiko und ich zusammenfuhren. „Können wir machen. Gibt es den Club etwa noch?“, antwortete ich, worauf Stella uns erzählte, dass es ihn noch gäbe und wir verabredeten uns für Ende der Woche. „Wegen dem Konzert kann ich noch nix sagen.“, erklärte ich. Als Stella auf ihre Uhr sah, bemerkte sie, dass es schon ziemlich spät war und verabschiedete sich. Yumiko und ich saßen noch eine Weile da, bevor wir ins Bett gingen.

 

Die Woche verging wie im Flug, da ich Yumiko die Stadt und Umgebung zeigte. Und schon war es Freitag und somit war Disco angesagt. Während ich mir eine Khakifarbene Hose im Army Style und ein ärmelloses T-Shirt anzog, suchte sich Yumiko eine hautenge Jeans und ein Trägershirt raus. Als wir beide aus unseren Zimmern kamen und uns sahen, staunten wir beide nicht schlecht. Wenig später saßen wir auf dem Motorrad und fuhren zum Club, wo Stella uns schon erwartete. Als diese Yumiko sah, pfiff sie vor Erstaunen und errötete leicht. Stella hatte wie vor vier Jahren schon einmal Rachel Bennett, die von ihrer Geschäftsreise zurückgekehrt war, einen Tipp über unseren heutigen Discobesuch gegeben, da Stella uns zusammenbringen wollte. Rachel Bennett saß bereits eine Etage höher an einen der Tische, von denen man die ganze Tanzfläche überblicken konnte. Während Yumiko und ich tanzten, ging Stella zu meiner alten Band und machte diese auf meine Anwesenheit aufmerksam. Denn plötzlich kam über die Lautsprecher: „Hey Leute, wisst ihr, wer uns heute Abend hier die Ehre gibt? Es ist Chris McKenzie!“, und schon wurde ein Scheinwerfer auf mich gerichtet und alle jubelten. „Los Chris, sing uns eins!“, forderte die Band auf. Zunächst wehrte ich ab, doch Yumiko und Stella schoben mich zur Bühne, die ich wenig später auch betrat. Und schon wieder schrie das Publikum, so dass ich ins Mikro erklärte: „Es freut mich, dass ihr mich in den letzten vier Jahren nicht vergessen habt. Im Übrigen habe ich eine bestimmte Person in den vergangenen Jahren nicht vergessen können, der ich diesen Song widme. Dies ist für Rachel!“ Und schon sang ich meine neueste Ballade, in der ich ihr meine Liebe gestand. Als ich den Song beendet hatte, fing das Publikum wieder an zu jubeln und applaudierten wild.

 

Gerade als ich von der Bühne ging, konnte ich einen kurzen Blick auf den Ausgang erhaschen und erkannte Rachel Bennett, die gerade den Club verließ. Ich entschuldigte mich bei Stella und Yumiko. Ich erklärte ihnen, dass ich jetzt nach Hause ginge. Während die beiden sich amüsierten, betrat ich die Straße und schaute mich nach Rachel um, doch diese schien wie vom Erdboden verschluckt. Gerade als ich zum Motorrad gehen wollte, hörte ich einen kurzen Aufschrei und rannte in deren Richtung. Ich blieb in einer dunklen Gasse stehen und bemerkte einige Schatten, die sich von mir wegbewegten. Sofort rannte ich ihnen nach und sah, dass es zwei Männer waren, die die ohnmächtige Rachel wegtrugen. „Bleibt stehen und gebt mir die Frau!“, schrie ich und kam unterdessen immer näher an die Männer, die Rachel in eine Ecke legten und auf mich zukamen. „Willst du ein paar aufs Maul?“, schrie einer, worauf ich auch schon eine Faust im Gesicht hatte. Während ich mich mit den beiden Männern prügelte, lag Rachel ruhig da und rührte sich nicht. Plötzlich zog einer von ihnen ein Messer, während der andere mit einem Eisenrohr drohte. Ich wehrte seine Versuche mich mit dem Messer zu treffen ab so gut es ging, dennoch traf man mich öfters an meinen Armen und einmal sogar im Gesicht. Während ich mit dem Abwehren der Messerattacken beschäftigt war, zerriss mir der zweite Mann das Shirt, so dass man meine Tättowierung am Rücken sehen konnte. Einige Sekunden später traf er mich mit dem Rohr am Bein, so dass ich es laut zerbrechen hörte und zu Boden fiel, während sie auf mich eintraten. Als ich wenig später zusammenbrach, ließen die Männer uns beide liegen und flohen. Wieder bei Bewusstsein, hob ich Rachel über meine Schulter und schleppte mich schwer verletzt zu meinem Motorrad. Ich setzte Rachel vorsichtig darauf, während ich dieses zum Krankenhaus schob. Dort legte ich sie auf eine im Gang stehende Liege und schrie um Hilfe. Sofort rannten zwei Schwestern auf uns zu. Während die Ältere nach Rachel sah, kümmerte sich die Jüngere der beiden um mich und fragte, was passiert sei. Als sie jedoch meine vielen Wunden sah, rief sie einen Arzt, der mich röntgen ließ und feststellte, dass mein Bein mehrfach kompliziert gebrochen sei und ich mehrere Rippenfrakturen und Prellungen hätte. Er erklärte, dass ich sofort operiert werden müsste, worauf ich mein Einverständnis gab und ihn bat, Mr. Bennett über den Vorfall zu unterrichten. Nach dem Anruf kam Mr. Bennett ins Krankenhaus und ließ sich genauere Auskünfte geben. Sofort sah er nach Rachel und blieb an ihrem Bett, während ich operiert wurde. Mr. Bennett sorgte dafür, dass ich nach der OP in Rachels Zimmer untergebracht wurde, damit er auch nach mir sehen konnte. Die Lampe des OP-Raumes erlosch und ich wurde ins Zimmer gebracht, wo ich wegen der Narkose weiter schlief. Während dessen wachte Rachel endlich auf und fragte ihren Vater, was passiert sei, worauf er erklärte, dass ich ihre Entführung vereitelt und dabei übel zugerichtet wurde.

 

Außerdem erzählte er ihr, dass ich sie trotz schwerer Verletzungen noch bis hierher ins Krankenhaus gebracht hätte. Sofort fragte Rachel, wo ich sei und wie es mir ginge, worauf Mr. Bennett zum Nachbarbett zeigte und Rachel in Tränen ausbrach, als sie mich mit den ganzen Verbänden erblickte. Sie fragte ihren Vater: „Dad, warum hat Chris ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt?“ Mr. Bennett antwortete nur: „Ich glaube, weil sie dich liebt, mein Spatz.“ Während die beiden sich unterhielten, sprach ich im Schlaf. Rachel und Mr. Bennett lauschten meinen Worten, doch sie verstanden mich nicht, da ich japanisch sprach. Mr. Bennett rief Yumiko an und erzählte ihr von dem Vorfall und dass er sie als Dolmetscherin bräuchte. Sofort fuhr Yumiko mit einem Taxi ins Krankenhaus und bekam einen Schreck als sie mich so sah, dennoch horchte sie meinen Worten und erklärte den beiden, dass ich sagen würde: „Rachel, ich werde dich immer lieben und beschützen.“ Rachel sah Yumiko ungläubig an, worauf Yumiko, der ich vor einiger Zeit alles erzählt hatte, Rachel nun aufklärte, so dass diese erstaunt zu mir rübersah und wieder anfing zu weinen. „Wegen mir ist sie damals nach Japan gegangen? Warum hat sie nie einen Ton gesagt? Ich ... ich liebe Chris doch auch!“, erklärte sie, doch von ihrem Liebesgeständnis bekam ich nichts mit.

 

Mitten in der Nacht wachte ich wegen einem Alptraum auf und schrie: „RACHEL!“ Diese weckte ich durch meinen Schrei, so dass sie mich durch sanftes Streicheln meiner Hand beruhigte. Ich blickte zu ihr rüber, lächelte sie kurz an, bevor ich wieder einschlief.

 

Am nächsten Morgen wurde ich durch die Visite geweckt und erblickte Rachel, die im Nachbarbett lag und mich anlächelte. Ich war sehr erstaunt über ihre Anwesenheit und widmete mich dem Arzt zu, der mir meine Verletzungen nochmals erklärte: „Miss McKenzie, Sie hatten großes Glück gehabt, dass das Eisenrohr nicht ihr Knie getroffen hat.“ „Doc, ich glaube, man hat mich oft genug getroffen oder nicht?“, fragte ich sarkastisch und blickte ihn mit blitzenden Augen an. Dieser erklärte mir kurz noch die Therapiemaßnahmen und verschwand aus dem Zimmer. „Chris, er meint es doch nur gut mit Ihnen!“, beruhigte mich Rachel, so dass ich nun sie anfuhr: „Sie wissen doch gar nichts, Miss Bennett. Sie lagen bewusstlos in einer sicheren Ecke und haben von alledem nichts mitbekommen!“ Rachel kämpfte mit dem Kloß in ihrem Hals, während ich mir die Decke über den Kopf zog.

 

Im Laufe des Tages wurde Rachel entlassen und sagte zum Abschied: „Chris, ich danke Ihnen für meine Rettung. Noch nie hat jemand so etwas für mich auf sich genommen. Sayonara.“ Warum sagte sie jetzt so etwas?, fragte ich mich und nickte ihr nur zu. Während der nächsten Wochen erkundige sich Rachel täglich bei den Krankenschwestern nach meinem Befinden, die ihr erklärten, dass ich sehr still und deprimiert sei.

 

Eines Abends klingelte es an meiner und Yumiko’s Wohnung und Rachel stand davor. Als Yumiko sie hereinbat, fragte Rachel sie sofort, ob sie, also Rachel, der Grund für meine Depressionen sei, worauf Yumiko dies bejahte und Rachel in Tränen ausbrach. „Das ganze wollte ich nicht. Bitte, Yumiko, Sie müssen mir glauben.“, sagte Rachel und Yumiko nahm sie liebevoll in den Arm, um sie zu beruhigen. Yumiko erzählte ihr von dem Abend, als sie mir ihre Liebe gestand, aber ich sie abgewiesen hatte, weil mein Herz Rachel gehöre. Rachel hörte ihr zu und beruhigte sich. Nach einiger Zeit entschuldigte sie sich bei Yumiko für ihren Gefühlsausbruch und verabschiedete sich.

 

Einige Tage später wurde ich mit Krücken aus dem Krankenhaus entlassen und in der Firma als Heldin gefeiert. Um dem Trubel aus dem Weg zu gehen, verzog ich mich ins Lager, wo ich mir ein ruhiges Plätzchen suchte und meinen Emotionen freien Lauf ließ. In den ersten Minuten schlug ich mit aller Kraft gegen eine der vielen Kisten bis mir die Tränen übers Gesicht liefen. Ich weinte bis mich Yumiko, die mich überall gesucht hatte, schließlich fand und mich beruhigte. Es dauerte eine Weile ehe ich mich wieder beruhigte und zurück an die Arbeit ging und bis spät in die Nacht an einem der Server bastelte. Ich konnte den Fehler einfach nicht finden und schlug gerade die Hände über den Kopf, als mir jemand von hinten auf die Schultern tippte. Ruckartig drehte ich mich um und erblickte Mr. Bennett, der mich fragte: „Chris, was suchen Sie denn noch hier? Sie haben doch schon längst Feierabend und außerdem sollten Sie sich noch etwas schonen.“ Ich sah ihn an und erklärte: „Aber Sir, ich habe diesen Fehler im Server noch nicht gefunden und möchte diesen noch finden, bevor ich heim gehe!“ Mr. Bennett schüttelte mit dem Kopf und verließ das Bürogebäude. Die ganze Nacht suchte ich diesen verflixten Fehler.

 

Gegen Morgen hatte ich ihn endlich gefunden und behoben, so dass ich vor Erschöpfung im Büro unter dem Schreibtisch einschlief. Einige Stunden später, ich schlief noch immer tief und fest, fand mich Maria, die an diesem Tisch arbeitete und Rachel herbei rief, die mich vorsichtig weckte: „Miss McKenzie wachen Sie auf.“ „Nur noch ein paar Minuten, Yumi.“, sagte ich verschlafen und drehte mich um. Rachel versuchte alles, um mich zu wecken und ließ Harry kommen, der mich in Rachels Büro trug und auf die Couch legte. Dass ich im Büro übernachtet hatte, wusste innerhalb weniger Minuten die ganze Firma und somit auch Mr. Bennett. Dieser betrat wenig später Rachels Büro und lächelte plötzlich, als er mich so friedlich schlafen sah. „Warum hast du Chris nicht geweckt?“, fragte er, worauf Rachel ihm erklärte, dass sie alles versucht hatte, mich aber nicht wach bekam. „Ich zeige dir jetzt einen Trick, der bei deiner Mutter immer funktioniert hatte. Besorg mir doch bitte eine Tasse frischen Kaffee.“, sagte er zu Rachel, die ein paar Minuten später mit einer dampfenden Tasse Kaffee zurückkam. Mr. Bennett wedelte mir den Dampf zu und ich setzte mich mit noch geschlossenen Augen auf um den Duft zu genießen. „Mmh...Kaffee.“, sagte ich und öffnete langsam die Augen, als ich auch schon Rachel und ihren Vater erblickte und mir beide im Chor mit „Guten Morgen, Schlafmütze!“ begrüßten. Sofort errötete ich und versuchte alles zu erklären, doch außer einem Gestotter kam nichts heraus. Ich stand auf, schnappte mir meine Krücken und verließ mit hochrotem Kopf Rachels Büro. Doch als ich aus diesem trat, blickten mich sämtliche Mitarbeiter der Firma mit einem Grinsen an. „Was wollt ihr denn? Wenigstens gehen eure Rechner wieder!“, antwortete ich laut und verschwand wieder im Lager, wo mich niemand blöd anmachte. Dieses Mal fand mich Mr. Bennett persönlich und erklärte: „Also Chris, es wäre nicht nötig gewesen bis in die Nacht nach dem Fehler zu suchen. Trotzdem vielen Dank für Ihre Arbeit. So und jetzt fahren Sie nach Hause und ruhen sich aus. Ich gebe Ihnen heute frei.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und fuhr nach Hause, wo ich den Rest des Tages im Bett verbrachte und nur aufstand, um ins Badezimmer oder in die Küche zu gehen. Als Yumiko nach Hause kam, fragte sie, ob das, was in der Firma erzählt werde, wahr sei, worauf ich mit dem Kopf nickte und ihr alles genau erzählte. Später am Abend legte ich mich wieder hin und ging am nächsten Morgen nach dem Aufstehen gleich zu Rachels Büro. Vorsichtig klopfte ich an und entschuldigte mich: „Rachel, es tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten gemacht habe. Es kommt auch nicht wieder vor.“ Ich sah ein Lächeln über ihr Gesicht huschen, bevor sie mir eine Standpauke hielt und ich mich wenig später wieder an die Arbeit machte.

 

So vergingen ein paar Wochen und Mr. Bennett gab bekannt, dass er einen Wohltätigkeitsball mit Versteigerung veranstalten würde. Kurz nachdem er diese Bekanntmachung gegeben hatte, setzte Stella meinen und Yumiko’s Namen auf die Versteigerungsliste. Mittlerweile konnte ich wieder ohne Krücken gehen und rannte zu Stella, um sie zur Rede zu stellen. Sie erklärte mir, dass ich viele Bewunderer hätte und man es nicht mehr rückgängig machen konnte.

 

Wenige Tage später war der große Ball. Zu diesem Anlass hatte ich mir extra einen neuen Smoking besorgt und erschien pünktlich. Mr. Bennett, seine Frau und Rachel waren schon anwesend. Unbewusst starrte ich Rachel von oben bis unten, Zentimeter für Zentimeter an. Sie hatte ein am Rücken tief ausgeschnittenes blaues Abendkleid an. Als mir jedoch bewusst wurde, dass ich sie anstarrte, blickte ich schnell weg und unterhielt mich mit einigen Kollegen.

 

Dann war es soweit. Mr. Bennett betrat die kleine Bühne und nannte plötzlich meinen Namen. Ich erschrak etwas, aber betrat wenig später gelassen die Bühne. „So Chris McKenzie, unsere EDV-Expertin, kennt sicher jeder von Ihnen. Also bieten Sie für Chris. Sie wird Ihnen für einen Tag alles erledigen, was Sie ihr aufgeben. Unser Eröffnungsgebot beträgt 10 Dollar.“, erklärte er, worauf ich ihn fragend ansah, er aber nur lächelte. Plötzlich kamen von allen Seiten Gebote, so dass ich zum Publikum blickte und mich von meiner besten Seite zeigte. Ich hörte jemanden sogar „200 Dollar“ schreien. Mr. Bennett sagte: „200 Dollar zum Ersten, 200 Dollar zum Zweiten...“ Plötzlich wurde er unterbrochen, da jemand „Ich biete 1.500 Dollar.“  sagte. Alle Augen blickten in die Richtung, aus der das Gebot kam, der Scheinwerfer wurde auf Rachel Bennett höchstpersönlich gerichtet. Jetzt war ich echt sprachlos. Währenddessen zählte Mr. Bennett wieder aus: „1.500 Dollar zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Verkauft an Rachel Bennett. Chris, Sie müssen jetzt mit Rachel mitgehen.“, sagte er, worauf ich fragte: „Sir, kann ich noch etwas sagen?“ Er nickte und ich erklärte ins Mikrofon: „Ladies and Gentlemen, vor vier Jahren rettete ich einer Frau, die fast von einem Auto überfahren wurde, das Leben. An diesem Tag schwor ich mir, dass ich diese Frau mit meinem Leben beschützen und immer für sie da sein würde. Doch dann hatte diese Person mir sehr weh getan, so dass ich mich in eine andere Niederlassung versetzen lassen hatte, um sie zu vergessen. Mein Herz jedoch konnte sie nicht vergessen. Ich habe ihr noch nie ins Gesicht gesagt, was ich für sie empfinde und das möchte ich heute vor euch als Zeugen tun. Rachel Bennett, ich liebe dich und möchte dir eine Frage stellen. Möchtest du den Rest deines Lebens an meiner Seite verweilen?“ Im Saal wurde es mäuschenstill, weil alle auf die Antwort warteten und jubelten los, als Rachel antwortete: „Ja, Chris, ich will. Ich liebe dich auch.“ Ich ging von der Bühne, als Rachel mir in die Arme rannte und ich sie so fest hielt wie ich nur konnte. An diesem Abend floss der Champagner in Hülle und Fülle, weil wir beide gefeiert wurden. Mr. Bennett gratulierte uns und sagte: „Chris, endlich hast du deinen Mund aufgemacht. Denn ich habe schon lange mitbekommen, dass du meine Tochter liebst. Werdet glücklich ihr beiden!“

 

Auch Yumiko wurde an diesem Abend noch versteigert und zwar für 100 Dollar von Stella, die ihr gestand, dass sie sich in sie verliebt habe. Stella und Yumiko sind genauso wie Rachel und ich ein glückliches Paar.

 

Heute arbeite ich noch immer bei Rachel und ihrem Vater ebenso wie Stella und Yumiko, die die Staatsbürgerschaft erhalten hatte.

 

Ende

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Tag der Veröffentlichung: 14.01.2017

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