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Law and Love



Nach längerer Zeit im Ausland kehrte ich in meine Heimatstadt zurück und fand auch gleich einen Job in einer Anwaltskanzlei. Sie bestand aus mehreren Anwälten und Anwältinnen, die in mehreren Büros in ganz Deutschland verteilt waren. Meine neue Kanzlei befand sich in einer alten Villa, die sehr modernisiert wurde.

Als ich mich bewarb, war ich mir nicht sicher, ob ich geeignet war, dort zu arbeiten, denn die Kanzlei hatte einen sehr guten Ruf und war für meine Verhältnisse riesig. Vorher hatte ich einige Jahre im Ausland gelebt und mich künstlerisch betätigt. Auch einige Liebschaften hatte ich gefunden und wieder beendet. Da meine Sehnsucht nach meiner Familie und der alten Heimat immer größer wurde, kehrte ich nun zurück. Ich fand eine schöne Maisonettenwohnung und richtete mich gemütlich ein.

Einige Tage nach meinem Einzug in die Wohnung war mein erster Arbeitstag und die erste Bekanntschaft mit meiner neuen Chefin, so dass ich etwas aufgeregt war. Dann war es soweit, mein erster Arbeitstag. Bei Zeiten stand ich auf, erledigte meine Morgentoilette und zog meinen besten Anzug an, während die Kaffeemaschine ihre Aufgabe erledigte. Als der Kaffee durch war, trank ich eine Tasse, wobei ich den Rest in eine Thermokanne goss und verließ die Wohnung. Vorm Haus wartete mein alter Ford Mustang auf mich, den ich aus den USA einfliegen lassen hatte. Als ich drin saß, beruhigte ich mich etwas, denn dieses Auto erinnerte mich an die schönen Ausflüge quer durch die Staaten. Aber das war Vergangenheit und jetzt war die Gegenwart, so dass ich losfuhr und pünktlich um acht Uhr im Büro stand. Eine etwas ältere Frau begrüßte mich: „Guten Morgen, Sie müssen Jaqueline Michaels sein. Ich bin Dorothea Schneider, die Buchhalterin des hiesigen Büros. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren Schreibtisch. Frau Jacob wird Sie später begrüßen. Sie ist bereits bei einer Verhandlung.“ Ich folgte Frau Schneider in ein kleines Zimmer, wo sie mir erklärte, das dies ab heute mein Büro sei und ich es einrichten könne, wie ich wollte. Sie zeigte mir auch die schöne Aussicht, als wir durch die Balkontür meines Büros traten. Ich fragte sie, wessen Büro neben meinem war, worauf sie erklärte, dass es das Zimmer von Frau Jacob sei, für die ich ab heute zuständig sei. Also hatte ich hier eine eigene Chefin, für die ich allein zuständig war, während die anderen Kollegen, die sich nach und nach vorstellten, für andere Anwälte der Kanzlei arbeiteten.
Gegen Mittag hörte ich Schritte den Flur entlang gehen und sah nur einen Schatten an meinem Büro vorbei huschen. Da hier am Ende des Flures und neben meinem Büro nur das Zimmer von Frau Jacob war, konnte auch nur sie es sein, die nach der Verhandlung in die Kanzlei gekommen war. Ich hörte sie schnaufen und überlegte, zu ihr rüber zu gehen, um sie zu fragen, ob ich etwas für sie tun konnte, denn die Diktate, welche heute Morgen schon auf meinem Schreibtisch lagen, waren fertig und ich hatte gerade etwas Luft. „Mensch, Jack, du bist doch sonst nicht so schüchtern!“, rief mir mein Gewissen, so dass ich aufstand und an Frau Jacob Zimmertür klopfte. Nach einem „Herein!“ betrat ich dieses und stellte mich vor: „Gestatten, Frau Jacob. Mein Name ist Jaqueline Michaels und wollte Sie fragen, ob Sie etwas zu trinken möchten.“ Frau Jacob sah mich mit großen Augen an und musterte mich von oben bis unten, ehe sie antwortete: „Sie sind ab heute für mich zuständig, oder?“, worauf ich nickte und sie weitersprach: „Bringen Sie mir doch bitte einen Kaffee, damit ich Ihnen den Ablauf hier im Büro erklären kann.“ Ich verbeugte mich kurz und verließ ihr Zimmer, um kurz darauf in der Küche zu stehen und eine Tasse Kaffee fertig zu machen. Dorothea, die auch gerade in der Küche war, staunte, als ich Milch und Zucker auf das Tablett zum Kaffee stellte, worauf ich ihr erklärte: „Ich glaub, dass Frau Jacob ihren Kaffee mit Milch und viel Zucker trinkt. Oder?“ Dorothea nickte nur und ich verließ die Küche, um wenig später wieder bei Frau Jacob im Zimmer zu sitzen. Während diese sich wunderte, dass ich Milch und Zucker mitgebracht hatte, betrachtete ich sie mir heimlich von oben bis unten. Sie hatte etwa meine Größe, grüne Augen und dunkles langes Haar, wobei sie dieses hochgesteckt trug. Ein anthrazitfarbener Rock verdeckte ihre langen Beine und die Bluse verdeckte ihren wohl üppigen Busen, denn ich bemerkte, dass die Bluse etwas spannte.
Als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, erläuterte sie mir den Tagesablauf und fragte nach den Diktaten, worauf ich antwortete: „Frau Jacob, die Diktate liegen bereits in Ihrer Unterschriftenmappe. Die Akten für die morgige Verhandlung habe ich bereits in Ihr Fach gelegt.“ Frau Jacob sah mich nun mit großen Augen an und wollte etwas sagen, doch sie ließ es. Nachdem alles besprochen war, durfte ich das Zimmer verlassen, wobei ich sie fragte: „Frau Jacob, wenn Sie möchten, nennen Sie mich einfach nur Jack, wie alle, die mich kennen.“, und zwinkerte ihr zu, was sie etwas erröten ließ.
Wieder in meinem Zimmer sah ich mir den Kalender an und bemerkte, dass bald Weihnachten war und ich noch kein einziges Geschenk besorgt hatte. „Wie immer auf den letzten Drücker!“, hörte ich meine Schwester schon sagen, wobei ich vor mich hin lächelte. Gerade in dem Augenblick kam Frau Jacob und fragte, ob ich noch ein Eildiktat schreiben könnte. „Ja, natürlich, kein Problem, Frau Jacob.“, antwortete ich und machte mich an die Arbeit. Einige Zeit später war ich fertig und wollte es gerade zum Unterschreiben bringen, als ich hörte, wie Frau Jacob sehr laut und aufgeregt telefonierte, so dass ich nicht weiter stören wollte und mich noch mit Kleinigkeiten beschäftigte. Plötzlich war alles ruhig im Nachbarzimmer, so dass ich mir die Mappe schnappte und an die Tür klopfte. Doch niemand antwortete, worauf ich das Zimmer betrat und Frau Jacob auf dem Balkon stehen sah. Vorsichtig ging ich zu ihr, um sie nicht zu erschrecken, als ich bemerkte, dass ihr Tränen das Gesicht herunter liefen. Ich hielt ihr ein Taschentuch hin, wobei sie mich erst jetzt bemerkte und es ihr wohl etwas unangenehm war, dass ich sie weinen sah. „Kann ich etwas für Sie tun, Frau Jacob?“, fragte ich sie, wobei ich vorsichtig ihre Hand berührte und sie mir sehr lange in die Augen sah. Ich glaube, dass sie darin gesucht hatte, ob sie mir vertrauen konnte oder nicht, aber sie sagte nichts, sondern schüttelte nur mit dem Kopf und entzog sich meiner Berührung. „Ich habe soweit für heute alles erledigt. Wenn Sie mich noch brauchen, bleib ich gern etwas länger, Frau Jacob. Ansonsten würde ich jetzt Feierabend machen.“, erklärte ich, worauf sie die Post schweigend unterschrieb und mich mit einem Wink nach Hause schickte. Ich brachte auf dem Heimweg die Post noch zum Briefkasten und fuhr nach Hause.
Dort zog ich mir meine Joggingsachen an und joggte im nahegelegenen Park, während mir die traurigen Augen meiner Chefin nicht aus dem Kopf gingen. Da ich in den Staaten auch Musik gemacht hatte, nahm ich mir vor, meiner Chefin einige Songs zu Weihnachten zu schenken, die sie wieder lächeln lassen sollte. An diesem Abend setzte ich mich an mein Keyboard, komponierte und schrieb einen neuen Song. Ich saß fast die ganze Nacht an dem Song, wobei ich nebenbei etwas aß und irgendwann doch etwas schlief.

Am nächsten Morgen war ich wieder pünktlich im Büro und erledigte meine Arbeiten, wobei Frau Jacob ab und zu mal rein sah und wieder in ihr Büro ging. Während meiner Arbeit summte ich einen der Songs für Diane, so hieß meine Chefin mit Vornamen, vor mich hin, was auch Dorothea, die ich Thea nennen durfte, auffiel und fragte, was das für eine schöne Melodie sei. „Ach, das ist nur so ein Lied, das mir nicht aus dem Kopf geht.“, erklärte ich nur grinsend. Thea ließ mich wieder allein, wobei ich weiterhin den Song summte. Auch Diane Jacob bekam mit, dass ich vor mich hin summte und ermahnte mich kurz, dass ich lieber arbeiten solle, anstatt vor mich hin zu summen. Das tat ich dann auch, da ich Diane nicht weiter erbosen wollte. Nach Feierabend fuhr ich heim und nahm die Songs, die mittlerweile fertig waren, auf und bearbeitete noch die Feinheiten an meinem Computer, der ein Musikprogramm enthielt, wo man Songs aufnehmen und bearbeiten konnte. So war dann gegen Mitternacht die CD mit dem Song für Diane fertig und ich ging ins Bett. Die Renovierungsarbeiten an meiner Wohnung waren jedoch aufgrund des Songs etwas liegen geblieben, so dass ich mir vornahm, das Wochenende zum Renovieren zu nutzen.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, so dass das Wochenende bevorstand und ich meine Wände strich, wobei ich als es an meiner Tür klingelte, ausrutschte und in der Farbe landete, so dass ich nun voller Farbe war. Farbverschmiert öffnete ich die Tür und war sprachlos, denn vor dieser stand Dorothea. „Hallo Thea, mit dir habe ich gar nicht gerechnet. Komm doch rein. Sorry für das Durcheinander.“ Thea lachte lauthals, als sie mich ansah und betrat meine Wohnung. „Ich war gerade um die Ecke bei Bekannten, als ich dachte, ich schau mal kurz rein. Deine Wohnung sieht toll aus und du auch.“, erklärte sie. Ich bot ihr etwas zu trinken an und zeigte ihr meine Wohnung, wobei sie sehr von meinen Malereien an den Wänden begeistert war und fragte, ob ich dies gezeichnet hätte, was ich bejahte. Ich erzählte ihr von meinem Aufenthalt in den USA, wo ich mir einen Ruf als Künstlerin und Musikerin gemacht hatte. „War die schöne Melodie, die du gesummt hast, von dir?“, fragte Thea, worauf ich nur nickte und ihr erklärte, dass ich mein Herz an Diane Jacob verloren hatte und ihr diese Songs geschrieben hätte, aber nicht wüsste, wie ich ihr die CD geben könnte. Thea überlegte kurz und dann sagte sie plötzlich: „Ja, natürlich. Die Weihnachtsfeier der Kanzlei. Da werden an die Büroangestellten kleine Geschenke übergeben. Oder, du könntest ihr das Geschenk auf ihren Schreibtisch legen, bevor sie ins Büro kommt.“ Darauf war ich noch nicht gekommen, aber jetzt zu Weihnachten fällt es wenigstens nicht auf, wenn Diane ein Päckchen auf dem Schreibtisch fand. Ich fragte Thea, ob ich sie auf eine Pizza einladen könne, als Danke schön für die Infos, wozu sie nicht nein sagte. Also rief ich beim Pizza-Lieferanten an und einige Minuten später wurden die Pizzen gebracht. Am späten Abend verabschiedete sich Thea bei mir und fuhr nach Hause, während ich alles aufräumte und zeichnete in meinem Arbeitsstudio ein weiteres Wandbild, welches eine tanzende Diane darstellte, an die freie Wand. Spät in der Nacht schlief ich auf der Plane ein und wachte erst gegen Mittag auf, wobei mir sämtliche Knochen schmerzten. Ich kochte mir eine Kleinigkeit und räumte meine Malersachen weg, um danach meine Werke zu bestaunen. Zufrieden mit mir lümmelte ich den restlichen Tag auf meiner Couch und schlief auf dieser ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und zog mich um, als ich Dianes CD in Geschenkpapier einpackte und in meine Tasche steckte. Im Büro angekommen, war Diane noch nicht im Haus, so dass ich ihr die CD auf den Schreibtisch legte und mich an die Arbeit machte. Sie kam erst gegen Nachmittag ins Büro und wunderte sich über das Geschenk, wobei sie sich im ganzen Büro erkundigte, wer sie ihr hingelegt hatte. Thea und ich grinsten uns einen ab, aber in Dianes Gegenwart machten wir ein Pokerface und taten unschuldig. Diane war neugierig und legte die CD gleich in ihre kleine Anlage im Büro. Sie hörte sich alles an, als ich gerade ihr Zimmer betrat und bemerkte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. „Alles in Ordnung?“, fragte ich, worauf sie antwortete: „Ja. Ich habe nur noch nie so etwas Schönes gehört. Sie können heim gehen, wenn Sie möchten.“ Ich verließ ihr Zimmer und sang leise den Song mit, als sie mich hörte und aufhielt. „Frau Michaels, haben Sie sich die CD angehört? Weil Sie die Songs mitsingen.“ „Ähm…. Nein, Frau Jacob. Ich präge mir nur schnell schöne Songs ein.“, erklärte ich hastig und verschwand. Diane nahm mir meine Ausrede ab und fragte auch nicht mehr nach. Sie las nochmals den Zettel, der auf der CD gelegen hatte: „Ich möchte Sie lächeln sehen! J.“ Diane nannte mich nie Jack, sondern immer nur beim Nachnamen, daher dachte ich, dass sie sich meinen Vornamen nicht gemerkt hatte. Sie sprach nicht mehr über die CD, sondern hörte sie fortan, wenn sie von einem stressigen Termin kam. So vergingen die Tage und die Weihnachtsfeier des Büros stand vor der Tür. Es wurde ein Buffet aufgebaut und kleine Geschenke verteilt. Von Diane bekam ich einen kleinen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Tiger. Ich bedankte mich bei ihr und gesellte mich zu den Kolleginnen, als plötzlich Thea, die schon etwas mehr getrunken hatte, sagte: „Jack, sing uns ein Lied.“ Jeder sah mich an und auf einmal riefen es alle meine Kolleginnen, wobei ich mir die Gitarre, die ich vor einigen Wochen in der Abstellkammer gefunden hatte, holte und einen von den Songs für Diane sang, während ich auf der Gitarre spielte. Alle Blicke lagen auf mir und mir war es etwas unangenehm, aber ich blendete alle außer Diane aus, der ich während des Singens tief in die Augen blickte. Diane konnte es nicht fassen, dass ich dieselbe Stimme hatte wie die Sängerin auf der CD, die sie geschenkte bekommen hatte. Als ich den Song beendet hatte, legte ich die Gitarre beiseite und bedankte mich. Diane hatte den Raum verlassen und stand auf dem Balkon ihres Zimmers. Als ich sie fand, zitterte sie am ganzen Körper, so dass ich ihr einen Mantel umlegte. „Haben Sie mir die CD geschenkt, Frau Michaels?“, fragte sie leise. „Ja, das habe ich. Und wenn Sie sich fragen warum, dann möchte ich Ihnen sagen, dass ich Sie einfach gern lächeln sehe. Und nun möchten Sie mich bitte entschuldigen.“, erklärte ich leise und verschwand aus dem Büro. Das Büro hatte über Weihnachten und dem Jahreswechsel Betriebsurlaub, so dass ich erst im nächsten Jahr wieder ins Büro musste, was gut war, denn ich wusste nicht, was ich denken und tun sollte, nach so einem Auftritt.

Die nächsten Tage besorgte ich noch schnell Geschenke für meine Familie und hatte dadurch sehr viel Stress, aber es lenkte mich von Diane ab und meinen Gefühlen für sie.
Am Heiligabend verließ ich gegen Mittag die Wohnung, um zu meinen Eltern zu fahren, da dort das Weihnachtsessen stattfand. Meine Schwester war schon mit ihrem Freund da und fragten, ob es etwas neues gab, worauf ich mit dem Kopf schüttelte, wobei meine Schwester mir nicht glaubte und in einem ruhigen ungestörten Moment fragte, was los sei. Ich erzählte ihr alles und sie lachte lauthals, wobei sie mir sagte: „Du und die Frauen. Warum verliebst du dich immer in solche mit Problemen und an die du nie rankommst? Aber ich drück dir die Daumen.“ Am frühen Abend verabschiedete ich mich bei allen und machte mich auf den Heimweg, als ich mitten auf der Landstraße jemanden mit einer Panne sah. Da ich mich mit Autos auskannte, hielt ich an, stieg aus und fragte: „Brauchen Sie Hilfe?“ Es war eine Frau, die sich, als ich näher kam, als Diane Jacob herausstellte. „Frau Jacob, was suchen Sie denn hier in der Einöde? Kann ich helfen?“, fragte ich. Sie sah mich sehr erstaunt an, wobei sie antwortete, dass der Wagen nicht mehr starten wollte. Ich bat sie, die Motorhaube zu öffnen und sah mit meiner Taschenlampe rein, wobei ich keinen Fehler erkennen konnte bei dem Licht. Ich fragte sie, ob ich sie vielleicht mitnehmen könnte und von mir daheim, wo ich mein Handy hab liegen lassen, einen Abschleppwagen zum Wagen schicken könnte. Diane sah mich skeptisch an, aber sagte dennoch zu, denn es war sehr kalt. Sie holte ihre Tasche und schloss den Wagen ab. Wenig später stieg sie in meinen Wagen und fragte, wo ich dieses tolle Auto her hätte, worauf ich ihr erklärte, dass ich es mir aus den Staaten habe nachschicken lassen. Sie wusste sehr wenig über mich, wie sie feststellen musste. Als wir bei mir ankamen und ich meine Wohnung aufschloss, folgte sie mir und ich gab ihr mein Handy, welches auf der Kommode im Flur lag. Sie rief einen Abschleppdienst an, der jedoch erklärte, dass aufgrund des Feiertages erst am nächsten Morgen jemand den Wagen holen könne. Obwohl es ihr nicht passte, erteilte sie den Auftrag und legte auf. Ich hatte das Gespräch mitbekommen und erklärte: „Frau Jacob, es ist schon sehr spät. Sie können gern heute Nacht hier bleiben und ich fahr Sie morgen früh gleich zu Ihrer Wohnung, damit Sie sich umziehen können. Oder ich fahre Sie auch gern jetzt noch nach Hause, wenn Sie möchten.“ Diane sah mich etwas schüchtern an, aber erklärte: „Ich nehme Ihr Angebot hier zu übernachten gern an. Ich möchte nicht, dass Sie so spät noch durch die Gegend fahren.“ Ich lächelte sie an und zeigte ihr das Schlafzimmer, wo ich ihr etwas zum Anziehen gab und das Badezimmer. „Wo werden Sie schlafen, Jack?“, fragte sie, worauf ich mich erstaunt umdrehte, da sie zum allerersten Mal meinen Namen aussprach. „Ich werde es mir auf der Couch gemütlich machen oder drüben im Arbeitszimmer.“, erklärte ich und zeigte zum Arbeitszimmer. Diane wurde neugierig, denn sie hatte in der Zwischenzeit alle Räume außer diesem gesehen. Während ich mich im Bad umzog, schlich sie ins Arbeitszimmer, schaltete das Licht an und war sprachlos von der Wandmalerei, die ihr sehr ähnlich sah. Gerade als ich aus dem Badezimmer kam, bemerkte ich, dass Diane im Arbeitszimmer war. Sie sah mich an und ich errötete nur. „Haben Sie…. Ich meine, warum mich?“, fragte sie, doch ich gab ihr keine Antwort, sondern ging auf den Balkon, um frische Luft zu schnappen. Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich mich in sie verliebt hatte. Diane folgte mir und fragte mich noch einmal, wobei sie ganz nah vor mir stand und meinen Kopf zwischen ihre Hände nahm, damit ich mich nicht wegdrehen konnte. „Weil ich… weil ich…“, stotterte ich. „Weil Sie was, Jack?“, fragte sie, worauf ich tief Luft holte und antwortete: „Weil ich mich in Sie verliebt habe, Diane.“ Nun war es heraus. Jetzt zählte Diane eins und eins zusammen, denn auch aus diesem Grund hatte ich ihr die CD mit meinen Songs geschenkt. Sie spürte, dass auch sie etwas für mich empfand, aber wusste es nicht zuzuordnen. „Ich mag Sie auch, Jack.“, antwortete sie stattdessen, obwohl es nicht das war, was ihr Herz ihr sagte, aber sie getraute sich nicht ihrem Herzen stattzugegeben. Etwas deprimiert brachte ich sie zum Schlafzimmer, wo sie mich fragte: „Jack, ich möchte nicht, dass Sie auf der Couch schlafen. Ihr Bett ist groß genug für uns beide. Bitte schlafen Sie bei mir.“ Ich gab ihr nach und legte mich ins Bett, als sie wenig später auch unter die Decke krabbelte. Während sie sofort einschlief, lag ich noch lange wach und dachte nach. Diane kuschelte sich während sie schlief eng an mich, so dass ich sie in meine Arme nahm und auch endlich einschlief.

Am nächsten Morgen wachte sie kurz auf und fand sich nicht zurecht, merkte jedoch, dass es ihr gefiel an meiner Seite aufzuwachen. Sie bemerkte, als sie mich genauer ansah, mein Tattoo, welches ich auf meinem Oberarm trug. Es war eine Tigerpranke, wobei man eine X-förmige Narbe drunter erkennen konnte, wenn man genauer hinsah. Sie fragte sich, wie ich zu so einer Narbe kommen konnte, aber wollte nicht weiter drüber nachdenken, sondern kuschelte sich wieder an mich heran und schlief wieder ein.
Einige Zeit später wachte ich auf und bemerkte, dass sie noch schlief, so dass ich mich vorsichtig in die Küche stahl und ein Frühstück bereitete. Gerade als ich Gläser für den Orangensaft aus dem Schrank nahm, tippte sie mir auf die Schultern, wobei ich vor Schreck ein Glas fallen ließ. Sie entschuldigte sich sofort bei mir und half mir die Scherben aufzuheben, als unsere Gesichter sich immer näher kamen. Ich sah ihr tief in die Augen und küsste sie zärtlich, worauf sie den Kuss erwiderte. Nachdem wir uns von einander gelöst hatten, ging sie ins Badezimmer, um sich umzuziehen, während sie weiter ihre Gefühle für mich unterdrückte.
Währenddessen räumte ich weiterhin die Scherben weg, wobei ich mich an der linken Hand verletzte, diese in ein Handtuch wickelte und weiter das Frühstück bereitete. Einige Zeit später ich hatte mich in der Zwischenzeit umgezogen, frühstückten wir zusammen, als sie meine verletzte Hand bemerkte. „Keine Angst, ist nur ein Kratzer.“, erklärte ich ihr, worauf sie mich skeptisch ansah und ihr Brötchen weiter aß.
Nachdem wir gegessen hatten, verließen wir meine Wohnung und fuhren schweigend zu ihrem Häuschen, wo schon ihr abgeschlepptes Auto stand. Ich brachte sie noch zur Tür und verabschiedete mich von ihr. Gerade als ich zu meinem Wagen gehen wollte, sagte sie: „Danke für die Hilfe, Jack. Wir sehen uns dann im neuen Jahr.“ Ich winkte ihr nur zu und stieg in meinen Mustang, wo ich die Anlage laut aufdrehte und mit quietschenden Reifen davonbrauste. Die nächsten Tage bis Silvester verbrachte ich in meiner Wohnung, wo ich an weiteren Songs saß.

Am Silvesterabend ging ich mit meiner Schwester und ihrem Freund auf eine Party und feierte ins neue Jahr hinein, wobei ich auch für die Leute singen sollte. Nachdem mich meine Schwester überredet hatte, sang ich den restlichen Abend für die Meute und trank mir dabei einen über den Durst, so dass meine Schwester und ihr Freund mich heim fuhren. Während er mich auf mein Bett legte, fand meine Schwester in meinem Arbeitszimmer die Wandmalerei und die Notenblätter, die auf meinem Boden zerstreut lagen. Sie wusste nun, dass irgendetwas mit meinem Herzen passiert sein musste und würde mich später fragen. Sie verließen meine Wohnung und fuhren zu sich nach Hause, während ich schlief.
Ich wachte am nächsten Mittag völlig verkatert auf und wusste nicht mehr, wie ich heim gekommen war, so dass ich meine Schwester anrief, die mir die Leviten las und den Kopf zu recht rückte. Am Abend hörte ich im Radio, dass ein Schwerverbrecher namens Rolf Krüger das Silvesterfeuerwerk dazu benutzt hat, um aus der JVA auszubrechen. Mir kam der Name bekannt vor, jedoch konnte ich mich nicht erinnern woher und kümmerte mich nicht weiter darum.

Einige Tage später kam ich ins Büro und Thea fragte, wie meine Feiertage und der Urlaub waren, worauf ich erzählte, dass ich einen Blackout hatte, so dass diese nur grinste und sich an ihre Arbeit machte. Gerade als ich am Computer meine Arbeit erledigte, erinnerte ich mich plötzlich, wo ich den Namen Rolf Krüger schon einmal gehört hatte. Diane war damals seine Strafverteidigerin und konnte ihm nicht weiterhelfen. Aus dem Verhandlungsprotokoll entnahm ich, dass er ihr Rache geschworen hatte, so dass ich mir nun einen Kopf machte, wie ich Diane beschützen konnte. Ich hatte sie an dem Morgen noch nicht gesehen, doch gerade als ich Mittagspause machen wollte, rauschte sie an mir vorbei und warf ihre Robe auf den Tisch. „Frau Jacob, ist alles in Ordnung?“, fragte ich, so dass sie sich umdrehte und ich etwas erschrak, denn sie sah sehr blass und krank aus. „Geht schon, Jack. Machen Sie Pause und danach möchte ich einige Sachen mit Ihnen besprechen.“, erklärte sie, worauf ich sie allein ließ und mit Thea zum Essen ging. Während des Essens erzählte ich Thea, dass Rolf Krüger ausgebrochen sei, worauf sie vor Schreck die Gabel fallen ließ. Ich sah sie erstaunt an, so dass sie mir alles über den Fall erzählte, was ich noch nicht wusste. Nach meiner Pause war ich wegen des Verbrechers etwas schlauer und klopfte an Dianes Tür, bevor ich ihr Zimmer betrat. Wir gingen einige Sachen durch, wobei sie nebenbei fragte, ob sie mich heute Abend zum Essen einladen dürfe als Danke schön für meine Hilfe, worauf ich zusagte und mit ihr vereinbarte, die Kanzlei zusammen zu verlassen. Nachdem dies geklärt war, machte ich mich wieder an die Arbeit, wobei die Zeit wie im Flug verging und meine Kolleginnen bereits nach Hause gegangen waren. Gerade räumte ich noch einige Sachen auf, als mir war, als ob ein Schatten an meinem Büro vorbeigegangen sei, so dass ich schnell aus dem Büro trat und nur noch einen schweren Herrenschuh in Dianes Zimmer verschwinden sah. Sie hatte keinen Termin mehr an dem Tag, so dass ich bei ihr anklingelte und fragte, ob sie dann soweit wäre, worauf sie antwortete: „Ich brauche Sie heute nicht mehr, Jaqueline. Sie können nach Hause gehen.“ Ich fand es merkwürdig, dass sie meinen vollständigen Namen benutzte und mich heim schickte, obwohl wir verabredet waren, so dass ich aus dem Fenster blickte und zwei Schatten in Dianes Büro entdeckte. Vorsichtig öffnete ich die Balkontür, schlich mich hinaus und sah in Dianes Büro. Ich erblickte eine eingeschüchterte Diane am Schreibtisch und einen bewaffneten Mann, der mit dem Rücken zum Balkon stand. Unentdeckt schlich ich kurz zurück, um die Polizei von meinem Handy anzurufen, wobei ich erklärte: „Bitte schicken Sie einen Wagen ohne Blaulicht und Sirene zur Kanzlei …. Rolf Krüger bedroht gerade meine Chefin Diane Jacob mit einer Waffe. Bitte beeilen Sie sich.“, und legte auf. Da ich nicht länger warten und Diane helfen wollte, schlich ich mich wieder zu ihrem Büro. Dort stand der Verbrecher noch immer mit dem Rücken zum Balkon, so dass ich meinen ganzen Mut zusammen nahm und mit aller Kraft durch die Glastür auf Rolf Krüger sprang. Die Scherben zerschnitten mich im Gesicht und an den Armen, aber der Verbrecher war so überrascht, dass er zusammenzuckte und nun mit mir um die Waffe rang. Plötzlich ein Schuss. Wir standen uns beide gegenüber, wobei er mich nur angrinste, weil ich kurz darauf vor ihm zusammenbrach. Diane hatte die Chance genutzt, um ihm einen Augenblick später eine Vase über den Kopf zu schlagen, so dass er nun auch zusammenbrach. Diane band ihn mit einem Kabel wie ein Cowboy ein Kalb beim Rodeo die Arme und Beine hinterm Rücken zusammen. Danach kam sie zu mir und sah mich mit Tränen in den Augen an, wobei sie sagte: „Jack, bitte bleib bei mir. Sieh mich an, Jack. Ich liebe dich doch, Jack.“ Ich hörte nur die letzten Worte und verlor mit einem Grinsen im Gesicht das Bewusstsein. Wenig später traf die Polizei und ein Krankenwagen ein, der mich im Beisein von Diane ins nächste Krankenhaus brachten. Während ich im OP war und meine Wunden versorgt wurden, wurde Diane von dem Kommissar vernommen, wobei sie ihm erklärte, dass sie damals die Strafverteidigerin des Verbrechers war und er Rache geschworen hatte. Von dem Überfall hatte auch die Presse erfahren, so dass auf sämtlichen Nachrichtensendern von meiner tapferen Heldentat berichtet wurde. So erfuhr auch meine Familie von meiner Tat und kamen ins Krankenhaus, wo sie sich über meinen Zustand informierten. Im Wartezimmer trafen sie zum ersten Mal auf Diane, die sich ihnen vorstellte und meine Schwester nun begriff, warum ich mich in sie verlieben konnte. Die beiden unterhielten sich, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen. Dann ging das OP-Licht aus und der Oberarzt kam auf sie zu, um zu berichten, dass man mir die Kugel entfernt hatte und mein Zustand stabil sei. „Sie können gern in kleinen Grüppchen zu ihr gehen.“, erklärte er, doch das musste man ihnen nicht zweimal sagen. Meine Schwester ging mit Diane in mein Zimmer, worauf Diane die Tränen in die Augen schossen und sie anfing zu weinen. „Warum musstest du nur die Heldin spielen?“, fragte sie mich, während meine Schwester ihr die Hand auf die Schulter legte und für mich antwortete: „Weil Jack Sie von ganzen Herzen liebt und ihr Leben für Ihres geben würde. Sie kennen das wahrscheinlich nur aus Filmen und Romanen, aber so ist unsere Jack eben mal.“ Diane war froh solche Worte zu hören und fragte den Arzt, ob sie über Nacht bleiben könne, so dass man ihr eine Decke gab und zeigte, wo sie Kaffee holen könne. Sie saß die ganze Nacht bei mir, wobei sie meine Hand hielt und irgendwann auch einschlief.

Am nächsten Morgen spürte Diane eine Bewegung an ihrer Hand und wachte dadurch auf. Sie sah zu mir und blickte mir direkt in die Augen, wobei ich sie angrinste und mit leiser heiserer Stimme sagte: „Hallo schöne Frau.“ Sofort kamen ihr die Tränen in die Augen, so dass ich ihr diese vorsichtig wegwischte und sie meine Hand festhielt. „Jack, meine Jack. Ich liebe dich. Aber mach so etwas nie wieder. Ok?“, sagte sie mit liebevoller Stimme, worauf ich nur antwortete: „Ich verspreche es dir, Liebes.“

Einige Tage später durfte ich das Krankenhaus verlassen, musste aber dem Arzt versprechen, mich zu schonen. Diane brachte mich nach Hause, wo ich sie an der Wohnungstür fragte: „Diane, darf ich dir noch einen Tee anbieten?“ Sie nickte nur und betrat die Wohnung, wo sie in mein Arbeitszimmer ging und ein neues Bild von sich entdeckte. Während ich in der Küche rumhantierte, kam sie zu mir und fragte, wann ich das Bild gezeichnet hatte, so dass ich antwortete, dass es kurz nach Silvester war. Sie schlang mir ihre Arme um den Hals und wir küssten uns. „Diane, ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Als ich dich an so manchem Tag gestresst und etwas traurig gesehen hatte, wollte ich dich glücklich machen. Du bist die Frau, mit der ich mein restliches Leben verbringen möchte, deswegen frag ich dich: Möchtest du die meine werden?“ Diane sah mich sprachlos an, wobei ihr jedoch einige Tränen das Gesicht hinunterliefen und sie antwortete: „Meine Antwort lautet: JA, ich will!“ Ich war die glücklichste Frau, die es zu dem Zeitpunkt auf der Welt gab und hob Diane vor Freude hoch.
Einige Wochen später ließen wir uns ins Lebenspartnerschaftsregister eintragen und trauen. Seit diesem Tag waren und sind wir das glücklichste Paar der Welt.


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Tag der Veröffentlichung: 09.02.2013

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