Ich habe Morgengrauen
vor dem Morgengrauen,
denn mit dem Morgengrauen
beginnt am Morgen Grauen,
die graue Realität,
graues Grauen,
deshalb erwache ich spät
und liebe lieber die liebe,
nächtliche, kreative
Intensität.
Darum verehre ich auch
den Abendhauch,
den ich brauch,
um allein
zu sein
in meinem geistigen Eigenheim.
Meine Sehnsucht schreit
im brennenden Kleid,
schon fast eine Ewigkeit
in Leid
und Einsamkeit.
Wann ist es endlich so weit?
Ich bin schon lange bereit,
für eine neue Zeit
gefeit
ohne Neid
und Selbstmitleid.
Nüchtern und nicht breit
suche ich eine Maid,
seit
Ihr, die letzte, weg seid,
weit weg, weit, weit, weit, so weit,
bis ich wieder das Gegenteil denke, bei nächster Gelegenheit.
Ich sehe die Birken im Wind.
Sie beugen sich im Sturm,
um nicht zu brechen.
Doch sie bleiben, wie sie sind,
behalten letztendlich ihre Form.
Stehenbleiben ist kein Verbrechen.
Schau, wie sich das Abendlicht
in unzählbaren Scherben bricht,
einer funkelnden Straße gleich,
hell und farbenreich.
Spüre den Atem des Windes,
wie die Ungestümtheit eines Kindes,
der das bunte Laub zum Tanzen bringt,
bis es wieder raschelnd zu Boden sinkt.
Es wird kühler und langsam feucht.
Es ist die Nacht, die den Tag verscheucht,
dunkel, ihre Schwingen ausbreitend,
mich auf meinem Weg begleitend.
Oh, diese Tiefe,
als ob alles friedlich schliefe.
Dankbar für diesen Ort der Stille,
ist hier zu sterben mein Wille.
Im Einklang mit diesem Reich
wähnt sich mein Herz und wird weich.
Endlich gelöst von Verstand und Schmerz,
ist die Ewigkeit nun mein Herz.
Meine Atome gleiten im Lichte des Alls,
das Ende meines irdischen Falls,
Ende und Anfang von etwas neuem Alten,
sich ständig verwandelnd zu bizarren Formen und Gestalten.
Schmerzende Sehnsucht,
peitschende, schnelle Tode,
für mich gibt es keine Flucht.
Tod, für dich ist diese Ode,
auch für dich, geliebtes Leben.
Ich hoffe, ich trete nicht daneben,
beim Balanceakt auf Messers Schneide.
Ich liebe euch beide in Liebe und im Leide.
Ich liebe und leide, liebe und leide.
Das rosigduftende Leichentuch,
seidig im Kerzenlicht schimmernd,
senkt sich sanft, verhüllend
auf den geschundenen Leibe.
Das Glück gab ihm keinen Versuch, Fluch.
Er starb still, nicht mal wimmernd,
doch verzweifelt, innerlich brüllend,
galt sein letzter Gedanke einem Weibe.
Weit in der Ferne höre ich leise die Straße klagen,
benutzt, beschmutzt,
vernehme ihr stilles, wehleidiges Klagelied, vom Wind sanft getragen,
eine Symphonie aus ruhigen, unnatürlichen Geräuschen,
die sich mit den gedämpften Klängen einer zweiten Symphonie
aufheulender, düsender Laute dumpfklingender Flugzeugtriebwerke
vermischt, vereinigt
zu einem verhalten klingenden, breiigen, sanften Ganzen,
zu einer futuristischen, sphärischen Hintergrundmusik.
Seid Ihr allein?
Ich bin es auch.
Denn sind wir zwei allein
und einsam,
gemeinsam einsam.
Doch jetzt sind wir zwei zwei,
also doch nicht allein,
sondern zweisam,
gemeinsam zweisam.
Regen, der graue Freund,
leert mir die Straßen,
befreit die Natur,
lässt mich alleine sein.
Seine Tränen nässen meine Haut.
Ich spüre seine kühle Frische.
Ich schmecke und lausche,
lausche der Melodie der Tränen.
„Ich liebe dich.“
Wie lieblich fließen diese Worte
von den zarten Lippen,
wie die stummen Tränen
aus den genässten Augen,
in denen sich das Mondlicht widerspiegelt,
salzige Rinnsale bitterer Enttäuschung,
die zitternden Lippen befeuchtend.
Das weitere Leben geht weiter
unter Ausschluss der Liebe.
Ich, der Liebe Ausschuss.
Liebe? Aus, Schluss.
Schmutziger Strand,
eine saubere Hand,
sie schreibt: Pause.
Gehe ich nach Hause?
Das ist aber immer dasselbe,
deshalb sind wir an der Elbe.
Jetzt sitzen wir im Bus,
ich bekomme nicht mal einen Kuss.
Sie hat jetzt keine Zeit.
Ade, du schöne Maid.
Lass langsames Leiden,
lerne lächeln, lieben, leben.
Und sie gucken breit, müde und k.o.
‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo‘
auf DVD oder Video
und irgendwo
stirbt ein Junkie auf dem Klo,
Futter für Zeitungen, Fernsehen und Radio.
Das klingt so
roh,
aber das ist nun einmal leider so.
Und wann waren Sie das letzte Mal so richtig froh?
Im kalten Schnee schreit er ihren Namen,
doch verhallt der Schrei in der eisigen Totenstille.
Eine weiße Ewigkeit bedeckt jedes Leben, jeden Samen.
Eingefroren in dieser Unendlichkeit ist auch jeder weitere Wille.
Ich komme aus einer anderen Zeit,
komme von einem anderen Ort.
Mein Weg ist noch weit,
muss wieder fort.
Narrenumzug,
ein blinder Flug,
weiß nicht wohin.
Alles keinen Sinn,
wieder ziehe ich hinaus.
Wo ist mein Zuhaus?
Keine Tränen,
kein Sehnen,
kein Warten.
alleine starten.
Rennen, den Zug noch kriegen,
über die Schienen fliegen,
umsteigen in einen andern,
Endstation aussteigen und wandern.
Ist das Ziel dann erreicht,
ist es nicht sehr leicht,
denn es treibt mich weiter,
immer wieder der einsame Reiter.
Helle Lichter in der Dunkelheit
sind Zeugen meiner ewigen Einsamkeit.
Wird es noch irgendwann Ruhe geben?
Nein, ich glaube nicht, nicht in diesem Leben.
Ich verschwinde wieder in die Nacht,
pilgern, bis der letzte Tag erwacht.
Ruhelos suchend sehe ich viel.
Nur die Sehnsucht bestimmt das Ziel.
Die Konfitüre,
deren Konfiguration,
deren Konstitution
in der Konfinität
über den Konflikt
zur Konfrontation
zum konfusen Kontrahenten,
dem Konfekt
in der Konditorei führt,
verändert konstruktiv ihre Konsistenz
und wird zum Konspiranten.
Während das Konfekt
dem Konsum
der nicht konstanten
Konkubine zum Opfer fällt
und diese an einer Konstipation stirbt,
wird die Konfitüre
konserviert
und in die Konserve eingedost.
Der getragenen, eingesargten Konkubine folgt
konkludierend
der Kondukt,
der letztendlich den Konspekt behält
und dabei Konspikuität erlangt.
Der Beisetzung unter den Koniferen
folgt Konnivenz,
Kondolenz
und die konfessionslose,
beziehungsweise eine eigene Konfession habende,
Konchifere,
deren Kondenswasser aus Tränendrüsen
über den Kondensoren fließt,
wegen der erfolglosen Kondiktion.
Sie geht dann zum nächsten Grab,
zur nächsten Beerdigung
und zur nächsten
und zur nächsten
und zur nächsten
und so weiter und so weiter,
und wenn sie nicht gestorben ist, ist sie eins mit ihrer Perle
in emotioneller Kongruenz.
Meine Phantasie, auf Lebenszeit geliehenes, metaphysisches Gut,
sie nutze, benutze ich gut,
die Tür zu allen Ebenen
von den ewig Lebenden,
von den verschiedenen Realitäten und von Traum zu Traum,
von dem endlosen All, um nicht zu sagen Weltraum,
Mikrokosmos und Kosmos, alles ist eins,
Zeit und Zeitlosigkeit. Ich bin nur ein Teil, nichts ist meins.
Die Tür geht auf,
ich gehe hinaus.
Die Nacht wirft
lange Schatten,
die mich umarmen,
liebkosend aber kalt.
Nächtlicher Kuss,
unstillbare Sehnsucht,
zelebriert in Schwarz,
des Geistes Durst ist es,
der mich treibt umher,
fordernd aber auch gebend.
Sehnsucht,
einer lieblichen Melodie gleich,
umschmeichelt,
streichelt
mein Gemüt, mein dunkles Herz.
Meine Seele tanzt schwebend
diesen wundervollen, melancholischen
Reigen.
Sanfte Flucht
in ein metaphysisches Reich,
demütig,
gütig
überwinde ich meinen brennenden Schmerz,
im Moment im Traume lebend,
um mir selbst Vergangenheit und Zukunft
zu zeigen.
Oh, ich mag das Menschengeschlecht.
Jedes Individuum ist mir recht,
doch die Frauen ließ ich liegen, links.
Ich habe Angst vor der siegenden Sphinx.
Wie gerne würde ich mich verlieben,
doch, von der Angst beherrscht, siegt der Verstand.
Ich ducke mich vor meinen eigenen Hieben.
Meine Wünsche versickern im trockenen Sand.
Es ist so schwer, meine Gefühle zu verstehen.
Der Verstand vermag nicht, richtig zu sehen.
Meine Gefühle kann ich nicht zentrieren
und so lasse ich das Leben an mir vorbeipassieren.
Himmelblaue Augen funkeln mich an,
sodass ich mich nicht mehr bewegen kann.
Weiche Lippen erhitzen mein Gesicht,
sodass in mir alles Kalte erlischt.
Nur einmal mit dir spazieren gehen,
doch warum kann ich dich am Tage nicht sehen?
Ich möchte immer mit dir zusammen sein,
aber die graue Realität sagt Nein.
Gibt es dich oder existierst du nur in meinen Träumen?
Bist du nur Mitternachtsrauch, ein Mitternachtsrausch in kalten Räumen?
Nein, ich liebe dich, für mich existierst du und bist hier.
Frau in meinen Träumen, du bist tief in mir.
Du bist so nah und doch so weit entfernt.
Nur in meiner Phantasie habe ich dich kennengelernt.
Es tut so weh, weil ich dich nicht berühren kann.
Frau im Mitternachtsrauch, ich werde dich küssen, irgendwann.
Man sagt, ich sei verrückt, doch das ist mir egal,
denn du bist bei mir. Für mich bist du real.
In der Nacht in meinen Träumen, am Tag in meinen Gedanken,
für immer zusammen, Liebe kennt keine Schranken.
Während Träume in der Realität ertrinken
und Wünsche im grauen Vakuum versinken,
während man Personen die Persönlichkeit bricht,
zählt in der Gesellschaft nur Gehorsam und Pflicht.
Pünktlichkeit ist oberstes Gesetz.
Entschuldigungen zählen nur als Geschwätz.
Ja, blinder Gehorsam ist das heilige Gebot.
Ja, Befehle befolgen kann jeder Idiot.
„Respekt
ist der Minderwertigkeitskomplex
des Nichtkönners,
ebenso wie die Ehrfurcht.
Sie ist Furcht,
produziert im Glauben
an seine eigenen
verkümmerten oder fehlenden Fähigkeiten.
Sie ist Furcht
vor der Ehre,
die von ihm
anderen gegeben wird
und ihm gänzlich fehlt“,
meint süffisant eine meiner Facetten.
Zähflüssig und träge wie Kerzenwachs
tropft Träne um Träne das schwarze Blut,
Rinnsale der Schmerzen, der Sehnsucht,
Rinnsale heißer, doch langsam erkaltender Wut,
wie Sand, der durch die verkrampften Finger rinnt,
das versickernde Zeugnis sterbender Leidenschaft.
Begleitet von einem erstickten Schrei senkt sich das müde Leben
wie die Abendsonne, zwar noch einmal aufbäumend, mit letzter Kraft,
versinkt aber dann lautlos im Meer der Ewigkeit.
Zeitlos bleibt rotglühend im Dunkel eine Insel,
ein Vulkan, der stumm, aber blutend klafft,
mal spuckend, tobend, mal friedlich, nur als Gerinnsel.
„Haalllllloooooo?“, blubberte es durch die aufgeklappte Terrassentür. Es war der betrunkene Stecher von dem Dreckschlitz nebenan, die am Tage in einer Salmonellenbude die fettigsten Pommes der Stadt verkaufte und abends im Keller darunter ihre nach Frittenfett, kaltem Sperma und Urin stinkenden Beine aufmacht für eine Flasche Bacardi oder eine Flasche Bier ganz nach ihrer Laune und ihren Alkoholgehalt. Wenn der Freier ihr gefiel, machte sie es ihm auch umsonst.
„Was ist?“, entgegnete ich barsch im ärgerlichen Tonfall, um dem besoffenen Hirn, das mich gerade störte,
zu signalisieren, dass ich überhaupt nicht erfreut bin über diese nächtliche Ruhestörung, in meinem kreativen Arbeitseifer, denn Schwein oder nichts sein, das ist hier die Frage.
„Ich wooooolltee nur telefoniiiieeern“, leierte er, sichtlich damit beschäftigt, seinen alkoholisierten Gleichgewichtsinn, der ihn ständig stark schwanken und seinen Oberkörper kreisen ließ, zu bändigen. Seine Hände suchten hilflos etwas in seinen Taschen. Und dort waren auch seine Gedanken, dem Blick folgend.
„Ich bin doch keine Telefonzelle“, sagte ich, die aufkeimende Wut, gepaart mit Verachtung, unterdrückend.
Ich hatte keine Lust, aufzustehen und wollte weiterschreiben, anstatt mich genervt der elenden Kreatur zu widmen. „Ich haaaaab mein Telefon dabeeiiiiiii“, lallte er und nach ein paar undefinierbaren Lauten, die er
in das Telefon glucksend grunzte und offenbar das Gespräch darstellen sollten, verschwand er wieder.
Sie sehnt sich nach Liebe,
sucht die lang begehrte Erfüllung ihrer Triebe,
voller Hoffnung starrend auf den auserwählten Mann.
Scheu flieht ihr Blick, denn auch er schaut sie an.
Zwei suchende Seelen, die sich näher kommen,
dann der Kuss, alles ist wie verschwommen,
wie in Trance, mit der Ohnmacht ringend,
ihre Küsse, wild und in Ekstase, verschlingend.
Eine explosionsartige Entladung der Gefühle,
Umarmungen und Streicheln gleichen einem Gewühle.
Sie gleitet tiefer und greift ihn zwischen die Beine,
streichelnd und knetend, Skrupel hat sie da keine.
Die Hose geht auf. Zwei behände, zarte Hände, das steife Glied ist nicht mehr allein.
Dann liebkost ihr Mund das harte Teil und führt ihn wollüstig und wild schließlich in den Mund hinein.
Irgendjemand hat plötzlich in der U-Bahn laut gelacht,
da ist sie nuckelnd, mit einer Banane im Mund, aufgewacht.
Sie ragte hervor,
stieg immer weiter empor.
Man wollte sie zwingen
und wieder runterbringen.
Doch sie hatte ihren eigenen Kopf,
spritz, spritz, spritz, tropf, tropf, tropf.
Dann wurde sie weich wie Watte
und fiel dann um, die Morgenlatte.
Sie sagte nichts, aber auch nicht Nein,
dieses wunderschöne Weiblein.
Das Bett, luxuriös und fein,
fast wie ein Heiligenschrein,
sie lag darauf wie ein Stein,
schaute aber verlangend drein.
Ihre Brüste waren viel zu klein,
doch wollte ich nicht kleinlich sein
und drang vorsichtig in ihr ein,
im magischen Dreieck querfeldein
zwischen Bein und Bein.
Sie war schon bläulich, bleich und kalt, aber mein.
Halten Sie mich nicht für ein Schwein.
Ich glaube, es lag allgemein
am Wein.
Morgens war ich allein.
Alles nur Schein.
Alles nur Schein?
Jägerlatein?
Die Sonne schien gnadenlos zum Fenster herein,
ungemein
gemein,
zu meiner Augen Leid und Pein.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 10.03.2009
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