„Ich, der Hüter meiner Schmerzen,
bin der Verstand
und komme nicht vom Herzen,
denn von dort kommt schon Schmerz, kommt Gefühl
und das ist mir zuwider,
ist mir zu viel.“
„Was schwatzt der Verstand mich voll?
Ich bin das Leben, das Gefühl,
und er will mir befehlen, was ich fühlen soll?
Ich bin das All, der Geist, das ewige Kind,
egal, was der Verstand behauptet,
ich bin wie alle, was wir alle sind.“
„Ich bin ich“,
sagt das Gefühl, das Herz, das nicht denken will.
„Ich bin ich“,
sagt der Verstand, die Maske, die kein Gefühl schenken will.
„Ich bin ich“,
sagt der Verstand, sagt das Gefühl, im Kampf, doch still.
„Ich bin ich“,
sagt die Objektivität, das höhere Bewusstsein, das lenken will.
Gegangen, sie ist gegangen, leider gegangen.
Ich sehe noch ganz deutlich ihr Gesicht vor mir,
ihre Augen, ihre Lippen, ihre Wangen.
Ich war gehemmt, verklemmt und fürchtete mich vor ihr.
Angst, Angst, unsicher zu werden und Angst vor Gefühlen,
Angst, etwas Falsches zu sagen, Angst, mich unglücklich zu verlieben.
Jetzt sitze ich schon wieder zwischen leeren Stühlen
und werde alliiert attackiert, wütend von des Wunsches bösen Hieben.
Selbsthass, tobende Enttäuschung von mir selbst und still in der Sprache der Gefühle schreiende Sehnsucht
werden vielleicht irgendwann mein sicherer Tod sein. Wieder bekam ich meinen Mund nicht auf.
Zurückhaltung und Korrektheit, wie ein Fluch, verflucht, wie eine Flucht.
Schicksal, bitte, bitte gebe der Zukunft einen besseren Lauf, denn mein inneres Kind nimmt den Tod mit in Kauf.
Bei der Trauerfeier: ein fallendes Parfumflakon,
Scherben auf Waschbeton,
Geruch, der sich verteilt.
Ein Freund ist es, der nicht mehr unter uns verweilt,
verzogen, verzogen, verzogen, verduftet.
Der Parfumgeruch verflüchtigt sich, man nimmt ihn nicht mehr wahr,
verzogen, verduftet.
Doch die Essenzen, wie auch die Seele, sind noch da.
Ich flirte mit dem Tod.
Sein Kuss ist zwar bitter, aber voll von Lust.
Er zieht mich magisch in seinen Bann.
Ich ringe mit der Atemnot,
als hätte ich ein Gewicht auf der Brust.
Ich glaube nicht, dass es ich noch lange aushalten kann.
Ich verachte die lauwarme Grauzone,
dieses fade wohltemperierte Spießbürgertum,
welches selbstgefällig im Takt der Gefängnisuhren
unter dem Dogma ihrer Erziehung Befehle befolgen,
Quadratköpfe, vom Geld gefickte Jasager,
sich an der Werbung orientierend, das Andersartige verneinend,
mäßige, verbohrte Kreaturen im Siechtum ihrer eigenen Angst,
wenn sie ihre Regelmäßigkeit mal verlassen.
Aus Angst werden sie zu dilettantischen Delinquenten, zu Heuchlern, zu Lügnern,
zu Neurotikern, die in ihrer Angst sich verrücken, ihren Fixierpunkt verlieren und ihr objektives Bewusstsein.
Sie können ihr Verrücktsein nicht mehr kontrollieren, können ihren Fixierpunkt nicht selbst verrücken
und sind in ihrer Wahrnehmung desorientiert.
Sie können beizeiten Gefühle nicht abschalten und auch nicht den Verstand, denn sie sind ja nur gute Bürger,
Opfer des Bürgertums, unterentwickelte Geister ohne Intellekt, objektive Wahrnehmung und Kreativität,
Kopfkastrierte mit stumpfen, beschränkten, behinderten oder schwachen Sinnen.
Stumpfsinnige, Behinderte, Schwachsinnige und Beschränkte
sind, glaube ich, die passenden Begriffe für diese Geistigzurückgebliebenen, für die Bürger.
In meinem Herz
hat die Liebe
sich erhängt.
In meinem Kopf
sucht die Hoffnung
brennend einen Weg,
doch es scheint
nur einen zu geben,
den Freitod.
Sich vom Mondlicht
absetzende, schimmernde
Zinnen und Türme,
Nadeln und Spitzen,
Spritzen der Kathedrale
der letzten Gnade.
Durch einen Druck
verschwindet auch
jeglicher Druck.
Offen ist die Tür,
um nach Leid
Leben zu erhalten.
Tod, du bist
nur ein Augenzwinkern,
ein kurzer Moment
im ewigen Leben.
Wie viele Jahre sind gewichen?
Wie viele Freunde sind verblichen?
Weitere Fragen: gestrichen.
Fragen sind keine Antworten,
Antworten kein Ersatz,
kein Ersatz für den Moment, in dem man sich eben fragt
und die Vergangenheit wieder und wieder durchläuft.
Man verliert noch mehr Zeit.
Man verliert den Moment, der sich der Vergangenheit anschließt.
Und so wird die Zukunft auch zur Frage.
Oh, wie du strahlst,
du gute, alte Freundin.
Ich bin erleuchtet
von deiner Ausstrahlung.
Ich bin von deiner Schönheit geblendet
und muss mich abwenden,
um nicht zu erblinden,
mich abwenden von deiner Wärme,
die du mir entgegenbringst,
mich abwenden von deiner inneren Hitze,
die, nach außen gekehrt, mich wärmt,
und doch wirst du mir verzeihen,
nicht nur, weil ich dich liebe,
du gute, alte Freundin,
du liebe, liebe Sonne.
In Liebe bin ich doch immer,
mal zum Leben,
mal zum Tod,
in Liebe
zum Leibe,
in Liebe
zum Morgenrot,
in Liebe
zur Liebe,
in Liebe
zum Abendrot,
in Liebe
zum Leben,
in Liebe
zum Tod.
Komm, gib mir deine Hand,
wir fliegen in ein anderes Land,
in ein fernes Land in einer anderen Welt.
Dort gibt es keinen Egoismus und kein Geld.
Komm, flieg mit mir dorthin,
wo ich schon lange nicht mehr gewesen bin.
Dort regieren Liebe und Harmonie.
Flieg mit mir in das Land der Philosophie.
Frauen können doch nur
ihr Maul
und ihre Beine
aufreißen,
ihre Titten,
ihre Fotzen
und ihre Freier
hinhalten.
Ich bin schon hin
und gebe mir keine Mühe,
noch mehr Leid zu ertragen.
Sehnsucht, Angst und Enttäuschung,
bittersüßer Gefühlscocktail.
Ich versuche, so viel zu malen,
zu skulpturieren,
zu schreiben,
Musik zu machen
und hoffe,
mir bleibt keine Zeit für Leid,
doch viel Zeit für die Kunst.
Unterordnen können wir uns nicht.
Wir folgen nicht euren auferlegten Regeln.
Unsere Regeln bestimmen Natur, Dunkelheit und Licht.
Wir wollen mit dem Wind segeln.
In der Einsamkeit suchen nach dem Sinn,
die Realität ist zur Lüge geworden.
Ausgebrochen vom Reservat Real zum Traumland hin,
wir haben keinen Stamm, keine Religion und keinen Orden.
Auf alles schon mal unterwegs gewesen,
wir sind auf der Straße ohne Wiederkehr,
alles schon mal erlebt, gefühlt, gedacht und gelesen.
Durch Gedanken hin- und hergerissen, ich kann nicht mehr.
Ins Leben gepresst,
mit einem Schrei aus dem Mutterleib herausgerissen,
in Erziehung, Regeln und Ordnung gepresst,
wie die Geburt,
so das Leben.
Doch ich bewahre die Freiheit,
die ich mir erkämpft habe.
Ich lass mich nicht mehr in Regeln pressen, die mir meine Phantasie rauben,
und falls man es doch versucht, wird der Tod mich befreien.
Der Tod ist ein Freund.
Der Mensch ist immer allein,
umgeben von den hohen Mauern
des inneren Dialoges,
den man Hemmschwellen nennt.
Und wenn man tot ist?
Dann wird der Dialog abgestellt
und man ist endlich frei.
Öde, graue Montagsgesichter,
dumpfgelbe, ermüdende Lichter,
trockene, warme, verbrauchte, staubige Luft,
abgestanden und übelriechend wie in einer Gruft,
die Scheiben sind verkratzt, beschmiert, verschmiert, verdreckt,
die Gesichter, hinter Zeitungen versteckt.
Gezeter aufgeregter Klatschweiber,
nach Schweiß und Seife stinkende Leiber,
atemberaubend, atemraubend, dieser Gestank,
er und die Leute machen mich ganz krank.
Ich steige gleich aus, denn ich erleide Atemnot,
egal wo, denn mir droht der Erstickungstod.
In der Asche vergangener Zeit
flackert wild ein kleines Licht,
unterdrückt von Sehnsucht und Leid,
doch erlöschen tut es noch nicht.
Hin- und hergerissen von Realität und Traum,
ich habe Angst, dass das Licht erlischt,
Sucht als Ersatzbefriedigung rettet es kaum.
Das Flämmchen wird wohl erlöschen, denn lieben kann ich nicht.
Mein Leben ist einst wie ein Rausch gewesen,
voll von Liebe, Spaß und Zärtlichkeit.
Jetzt ist es nur noch ein altes Buch. Die Schrift kann man kaum noch lesen.
Das Licht flackert wieder, geht fast aus. Es dauert keine Ewigkeit.
Das fehlt mir im Leben,
eine aufrichtige Frau zum Lieben,
denn ich will nicht mehr nach Vergangenem streben,
auf der Suche nach falschen Idealen oder falschen Trieben.
Kann ich die Liebe nicht finden
und mit meinem Denken und Fühlen fertig werden,
wird mein Licht ausgeblasen von eiskalten Winden,
vom Winde verweht, ohne Frieden gefunden zu haben auf Erden.
Ciao, ciao, auf Wiedersehen,
ich glaube, ich werde bald gehen.
Fast immer muss ich sie tragen.
Wenn ich schlafe, liegt sie neben mir.
Wäre sie weg, würde ich klagen.
Deswegen hoffe ich, dass ich sie nie verlier
Zusammenbleiben ist unser beider Schicksal.
Und so ist auch dann mein letzter Wille.
Bis der Tod uns scheidet zum letzten Mal,
begrabt mich zusammen mit meiner lieben, lieben Brille.
Zwei lange, schlanke Beine erregen meine Aufmerksamkeit.
Ihr malerischer Anblick brennt sich in mein Bewusstsein. Es ist so weit.
Mein Blick wandert höher und streift ihre wohlgeformten Brüste.
Ich sehe ihr Gesicht und erschrecke. In mir stirbt jedes Gefühl der Lüste.
Die Bahn hält. Ich drehe mich um und gehe. Tschüs, mein Mädel.
Laufe ich nach Haus oder haue ich mir noch irgendetwas in den Schädel?
Kinderschreie, Hundegebell, lautlärmende Nachbarschaft,
schleimige Musik, balzend, und Behämmerte hämmern meine Ruhe nieder,
von oben, Standardlärm dummer Nichtssagender. Sie rauben mir meine letzte Kraft.
Um endlich Ruhe zu haben, komme ich erst spät in der Nacht wieder.
Ich wollte kreativ sein, doch Worte regnen auf mich herab.
Wortähnliche Fetzen, leer und hohl wie Seifenblasen,
blass, farblos, dehnbar und schlapp
zerplatzen sie aussagelos auf dem Rasen.
Geschmackloser Wortsalat, den keiner verstehen kann,
Gemurmel als dunstiger Schleier, den keiner verstehen will,
sehnsüchtig hoffe ich, es hört endlich auf irgendwann.
Ich wünschte, die leeren Worte sterben und es wäre still.
Hundesprünge von oben, Geräusche, Getänzel und Getrampel,
stören tut immer irgendetwas oder irgendjemand,
immer wieder nervt irgendeine stumpfsinnige Kuh oder ein hohlköpfiger Trampel,
ständiges Wasserrauschen, krankhaft, von sich schmutzigfühlender, manischer Hand.
Ich wünschte, mein Geist wäre allein, ohne diese penetranten Nichtdenker,
allein mit meiner Kreativität und die Liebe der Musen,
ohne diese Lügner, die sich über mich beschweren bei blinden Richthenkern.
Es wird still, die Kreativität liebend, nährt mein Ich sich an ihrem Busen.
Es schien die Sonne
und wie ein Zeichen
hing ein Schal
in der noch blattlosen Hecke.
Es war warm,
die Kälte vertrieben.
Ein Hauch von Euphorie
entlud sich in meinem Hirn
und pflanzte sich fort,
um schließlich wohltuend
meinen Körper
zu durchfließen,
meinen Körper
zu durchströmen.
Es ist still,
er ist still.
Man hält ihn für verrückt,
ja,
man hält ihn für nicht normal,
doch das ist ihm egal,
weil er weiß,
er ist genial,
darum ist er froh,
er ist nicht normal.
Nur weil er seinen Fixierpunkt,
seine Bewusstseinsperspektive
ständig selbst verrückt,
ist er noch viel, viel verrückter,
wenn, wann, wo und wie er will.
In der heutigen Gesellschaft
ist Denken nicht mehr so wichtig,
denn das übernimmt das Fernsehen.
Die Fernsehanstalten entscheiden,
wie man zu riechen hat,
was man anzieht,
was man frisst
und was man fickt,
nämlich sich selbst
Geliebte, Ausgeliebte;
Geliebte, von anderen geliebte;
Geliebte, von sich selbst geliebte
im Schatten der Vanitas, statt Traum, des Mannes Traumata,
personifizierte Eitelkeit, die sich eingebildet einbildet, schön zu sein.
Ich verneige mich vor eurer Hässlichkeit und danke für die seelischen Stigmata,
durch meine Sehnsucht geboren, herausgepresst in meinem weltlichen Sein.
Ich bitte meine Umgebung
um Vergebung
für meine Schreie, die keiner hört,
für meine Tränen, an die sich niemand stört,
nicht hörbar, nicht sichtbar wie meine Emotionen,
unauffällig. Unauffällig sein, wird vielleicht auch mein Tod,
unauffällig wie meine momentanen Lebenssituationen.
Ich gehe in Freiheit ohne Reue mit oder ohne Not.
Herzliche, herbstliche Impressionen,
Sonnenuntergang im brennenden, blutenden Abendrot.
Frühlingsgefühle im Herbst,
lerne lieben, lerne leben,
bevor du verdirbst.
Sieh in die Sonne,
verkrieche dich nicht
in deiner Mülltonne.
Sie quillt fast über.
Lerne lieben, lerne leben,
denn irgendwann bist du hinüber.
In einer Sekunde,
in einem Augenblick
vergeht
eine Sekunde,
eine Minute,
eine Stunde,
ein Tag,
ein Monat,
ein Jahr,
ein Jahrzehnt,
ein Jahrhundert,
ein Jahrtausend,
ein Millennium
und doch
vergeht
nur eine Sekunde,
nur ein Augenblick.
Flashback,
plötzlich da,
dann wieder weg.
Draußen scheint die Sonne in Strömen,
daran muss man sich erst mal gewöhnen
und Phantasie und Realität versöhnen.
Die großen Fehler in dieser Welt
muss man in den Gehirnen
eines jeden Einzelnen suchen.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2009
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