Ich bin,
sage ich mal
ganz spärlich
und ganz ehrlich,
fast ganz ehrlich
und ungefähr
ungefährlich.
Ich gebe es auf,
mich aufzugeben,
will wieder rauf
zum regen Leben.
Ich gehe fort,
wohin, weiß ich nicht,
getrieben von der Sehnsucht,
getrieben vom Schmerz.
Ohne mich gehen zu lassen,
lasse ich mich gehen,
lasse ich mich treiben,
ziellos wandernd,
trunken vom Leben,
übersättigt, übergeben,
die bittere Leere
süchtig wieder zu füllen,
doch ist die Fülle nur scheinbar.
Meine Seele schreit nach mehr,
nie zufrieden, ständig auf der Suche
nach dem, was ich nicht zu finden vermag.
Das Glück und die Zufriedenheit
sind verstaubte Marmorstatuen
der Vergangenheit,
Erinnerungen, die nicht beglücken,
sondern nur Schmerz offenbaren,
die den Moment unerträglich demütigen,
kalte Grabsteine
der vergangenen Vergänglichkeit.
Was bleibt, ist Hoffnung,
naiv, kindlich, aber ehrlich.
Was bleibt, ist Sehnsucht,
die ständig schreit,
Leidenschaft, die leider Leiden schafft.
Was bleibt, ist die Gabe,
das Innere nach außen zu kehren,
zu Papier
oder auf Leinwand
zu bringen,
begreifbar
und
begreifbar
zu formen,
zu Musik zu machen,
oder alles zu zerstören.
Was bleibt, ist ein Wesen,
das zwar hofft,
aber sich und die Zukunft
in schwarze Farben färbt,
umgeben von liebenswerten Menschen
und doch allein.
Was bleibt, ist Warten,
Warten auf nichts.
Das Wesen geht.
Was bleibt, ist das Nichts,
auf das gewartet wurde.
Ich bin auf der Flucht
vor meiner Sehnsucht,
denn weißt du, wie Wehmut
brennend schmerzen tut,
wenn sie im Herzen ruht?
Ich habe Scheu vor dem Feuer,
denn der Schmerz ist sehr teuer.
Er kostet das Zufriedensein.
Nur die Einsamkeit bleibt mein.
Nur mit ihr bin ich ganz allein.
Von meiner Vergangenheit gebrandmarkt,
bin ich es, der immer wieder klagt.
Langsam kotzt mich das alles an,
zu wünschen, es werde besser irgendwann
Ist das alles, was ich kann?
Ich könnte die schönsten Bilder malen.
Ich könnte die schönsten Zeichnungen schaffen.
Ich könnte die schönsten Skulpturen formen.
Ich könnte interessante Romane oder die schönsten Gedichte und Texte schreiben.
Ich könnte neue Musik schaffen und mit Texten vereinen.
Ich könnte.
‚Ich könnte‘ stellt in Frage oder tut verneinen.
‚Ich könnte‘ ist keine Befriedigung.
‚Ich könnte‘ ist abgestandene Luft.
‚Ich könnte‘ ist Selbsterniedrigung.
‚Ich könnte‘ ist eine Gruft.
Ich krakele.
Oh, wo ist die weibliche verwandte Seele,
meine Parallele,
der ich alles erzähle,
die nicht möchte, dass ich mich empfehle
und mich aus dem Leben stehle?
Wobei ich nicht verhehle,
gehe ich dem Schicksal an die Kehle
und ich wähle
die fidele
Parallele,
auf die ich zähle,
für die ich mich aus meinen Klamotten schäle,
die ich für immer liebe und mit der ich mich vielleicht auch vermähle,
ist es mein Tod, den ich vorerst verfehle.
Tut mir leid,
dass ich nicht zu sprechen vermochte,
als ich ging.
Mein Mund war wie zugenäht
vor Trauer,
Schmerz
und Verzweiflung,
mein Hals,
zugeschnürt
vor Angst,
meine Stimmbänder,
flüssig,
überflüssig.
Meine Augen
kämpften gegen die Tränen an
und verbargen meine Gefühle,
wie der lächelnde,
erstarrte
Mund,
der verbitterte Mund
mit dem kaum merklich
verlegenen
Akzent
in der freundlich wirkenden Maske.
Entschuldigung,
dass ich keine bessere Lösung fand,
dass ich es nicht besser wusste.
Verzeihung,
dass ich euch so früh verließ.
Ich suchte Erlösung
vor Schmerz
und Pein.
Ich suchte Frieden,
suchte Ruhe.
Ich war schwach,
war müde,
entsetzlich müde,
des Lebens müde.
Ich wollte schlafen,
endlich schlafen,
endlich endlos schlafen,
schlafen.
Ich bitte um Vergebung
für meinen Selbstmord
und
für mich.
Dies ist ein Brief, den es aus zwei Gründen nicht geben würde,
weil ich, aus meiner Erfahrung heraus, vermutlich heimlich gehen würde,
ohne eine Nachricht zu hinterlassen,
und weil mein Überlebenswillen, alliiert mit Trotz,
in den wiederholten, ähnlichen, letzten Momenten in der Vergangenheit
erfolgreich gegen die negativ suggerierten
und gegebenen, ätzenden, penetranten, äußeren Einflüsse ankämpfte
und erfolgreich das Licht der Hoffnung entfachte,
und die Dunkelheit in mir besiegte.
Bis jetzt kam ich immer wieder zurück, wenn auch mit anteiligen Widerwillen.
Ich, der Heide
aus der Heide,
ich entscheide,
ich scheide
von der Scheide
mit der Haut wie Seide.
Sie ist zwar keine Augenweide,
doch ich leide,
spreche zu ihr, wie mit verschluckter Kreide.
Sie ist es, die ich zu meinem Schutz meide
und mich in Verbannung hülle, in Schweigen kleide,
denn es ist das letzte Mal, dass ich wegen einer Fotze
motze
und abkotze,
eine Fotze,
weniger wert als meine Rotze,
die ich auskotze.
Ich habe vergessen, zu sterben.
Meine Seele ist voller Narben und Kerben.
Meine Träume sind vorbei,
meine Hoffnungen entzwei.
Ich muss eure Wege gehen,
kastriert, nie mehr einen stehen.
Ein Tritt in den Arsch,
auf zum letzten Marsch,
auf zum Schafott,
auf zum ‚lieben Gott‘.
Wieder da, kastriert,
denunziert,
von den Sitten
beschnitten,
tausend Tode gelitten,
vom Teufel geritten,
in mir selbst zerstritten.
Nein, ich werde nicht bitten,
nach Tod oder Liebe, nach Wärme oder Titten.
Siehst du das ‚Mädchen‘ am Tisch, im Licht?
Die Lampe darüber erhellt ihr Gesicht.
Hilflos blicken ihre Augen hin und her.
Ich habe mich verliebt, ich kann nicht mehr.
Starr bin ich, fast wie hypnotisiert.
Ihr wunderschöner Anblick ist es, der mich fasziniert.
Ihr Kopf dreht sich und sieht zu mir herüber.
Ich halte es nicht mehr aus, ich bin hinüber.
Ich muss schlucken, ich weiß nicht, was ich tun soll.
Was mache ich denn jetzt? Sie ist einfach toll.
Ich grübele nach, wie man sie ansprechen kann,
aber vielleicht hat sie ja schon einen Mann.
Ich hasse mich, denn mir fällt nichts ein.
Oh Mann, das kann doch nicht so schwer sein.
Wieder sieht sie her, ein Lächeln begleitet ihren Blick.
Mir ist heiß und kalt, krampfhaft lächele ich zurück.
Sie scheint mich jetzt zu mustern, mit ihren schönen Augen.
Was tue ich? Ihr einen ausgeben, kann ich mir nicht erlauben.
Ich habe kein Geld und schön kann man mich nicht nennen.
Oh, sie steht auf. Ich möchte zu ihr hinrennen,
doch ich tue nichts und blicke blöde hinterher.
Mann, Scheiße, wie bewege ich sie zur Umkehr?
Vielleicht habe ich Glück und sie dreht sich noch einmal um.
Sie tut es nicht und verschwindet. Mann, bin ich dumm.
Nun bleibe ich wieder sitzen und ärgere mich.
Nein, ein Aufreißer bin ich nun wirklich nicht.
Ich bin doch ein Idiot, es ist zum Haare raufen.
Am liebsten würde ich mich jetzt nur noch besaufen,
aber ich werde wieder alleine nach Hause gehen und fluchen wie nie.
Ich Arsch, warum tat ich nichts? Ich liebe sie.
Es gibt Milliarden interessante Frauen,
und ich zermartere mir den Kopf wegen einer.
Am besten ich vergesse sie und ihre Augen, die blauen.
Ich mag sie, wie auch die anderen. Nachweinen tue ich keiner.
Ich wartete
im Geheimen
auf die Schönheit,
die sich irgendwo verbarg,
in einer Welt,
düster und wild,
lieblos und karg.
Nur genährt
von der Sehnsucht,
spendet die Hoffnung Trost,
im Wunsch lebend,
dass die Schönheit
zumindest von Weiten
mit Gesten
oder in Gedanken
mich liebkost.
Doch nicht die Schönheit kam,
die Schönheit
kam nicht.
Ich weiß nicht, was ich brauche.
Ich weiß nicht, was ich will.
Unbefriedigt denke ich und rauche.
Unbefriedigt denke ich und bin still.
Zügellose Sehnsucht brennt in mir.
Drängende Tränen kann ich noch halten,
doch ohne Ziel bleibe ich wieder hier,
mit dem Ziel, neue alte Welten zu gestalten.
Ich möchte einen Engel umarmen,
doch ich kann nicht fliegen.
Ich möchte die Sonne küssen,
aber ich möchte mich nicht verbrennen.
Ich möchte eine Freundin haben,
nur habe ich kein Geld.
Und so nutze ich die Phantasie,
fange an, zu fliegen,
um ein Engel zu umarmen,
und um die Sonne zu küssen.
Doch bei der Vorstellung,
eine Freundin zu haben,
tut sich meine Phantasie schwer,
denn sollte ich eine Freundin bekommen,
sagt sie dann, ich solle arbeiten für Geld,
damit ich ihre Wünsche bezahlen kann,
und habe keine Zeit mehr für meine Wünsche,
für die Phantasie, für die ich sogar Entbehrungen
und meinen Tod im Kauf nehme.
Wenn man arbeitet, hat man gar keine Zeit
mehr, Geld zu verdienen,
Geld zu verdienen mit meiner Phantasie
im Namen der bildenden Künste,
dem geschriebenen Wort,
der Musik
und das, was mir noch so einfallen sollte.
Es ist mein Wunsch, zu zeigen,
dass ich mehr kann, als nur arbeiten,
was ich jahrelang in den unterschiedlichsten
Berufen für nichts Bleibendes gemacht habe.
Ich kann mehr und besitze mehr,
was andere nicht haben, nämlich Geist.
Beruf kommt von Berufung,
Erschaffung von Schaffen,
Schöpfung von Schöpfen,
und so fühle ich mich berufen,
zu schaffen, zu erschaffen,
bis zur Erschöpfung meine Schöpfungen zu schöpfen,
im Namen der Musen und meiner Wenigkeit.
Ich habe
keine Angst mehr
vor dem Tod.
Der Tod
ist mir
ein Freund
geworden,
der einzige
Freund,
den ich habe.
Auf ihn
kann ich
mich
verlassen,
und mit ihm
kann ich
mich
verlassen,
meinen Körper
verlassen.
Der Tod
wird mir
irgendwann
mein neues Leben
zeigen.
Ich schwimme im Spiegelbild auf der Träne,
die sich vervielfacht und als Bach im See mündet.
Zeitlos gleiten über den See an Seerosen vorbei zwei Schwäne,
erhaben in der Abendsonne, die das Ende verkündet.
Ich warte nicht mehr auf, auf, auf was?
Auf alles habe ich gewartet und mich verzehrt.
Alles fließt, und so werde ich auch fließendes Nass.
Nur mein Geist wird das, was ich einst begehrt‘.
Oh, ihr Götter namenloser Ebenen,
oh, ihr Götter des Nichts, des Alles, des Alls,
ich bin euer Lakai, euer Erbe, wie alle sterbenden Lebenden.
Ich bin am Ende meines doch nicht so endlosen Falls.
Ich stinke, doch das ist mir gleich.
Draußen ist die Welt regnerisch verhangen.
Eine Sehnsucht lässt mich träumen vom Totenreich.
Viele vor mir sind schon freiwillig gegangen.
Was zieht mich eigentlich dorthin,
etwas Licht und Wärme der Ewigkeit?
Ist es die erfolglose Suche nach dem Lebenssinn
oder die Melancholie des Denkens an die Vergangenheit?
Doch noch werde ich nicht auf das Licht zueilen.
Ich werde weitersuchen und versuchen, das Lieben zu lernen.
In der Hoffnung, dass noch etwas kommt, werde ich hier verweilen,
denn die Dunkelheit wird durchbrochen von der Sonne, dem Mond und den Sternen.
Ich fühle mich krank und dreckig, genauso wie meine Küche aussieht.
Ich sehe eine halluzinierte, vaginale Frucht an einem Baum,
dann eine Frau, die sich nicht, aber mit dem Fahrrad auszieht.
Auch sehe ich Bilder im Dreck des Marmortisches im Raum,
erst nur Unterleib, dann eine nackte, weiche, pummelige Frau mit Bauchfalte, auch sehr vaginal.
Sie sitzt auf einem imaginären Teller auf dem Tisch.
Alles andere wird mir egal, total egal,
dann sehe ich einen weinenden Fisch.
Mir ist nicht gut, bin voll von Wehmut.
Wehmutsflut, du treibst mir die Tränen in die Augen,
warme Tränen, einziges emotionelles Gut.
Später im Treppenhaus dann eine Frau, ach, würde sie mich doch auslaugen, mich aussaugen.
Ich trinke, ich weiß nicht, warum.
Ich trinke auf die Verflossene und auf die Selbstachtung. Gluck, gluck, weg sind sie, ist nicht schade drum.
Ja, ich trinke gleich ein paar Flaschen Rum,
bin dann im Delirium.
Vielleicht bringt mich der Rum auch um,
zu dumm. Zu dumm?
Nein, dann treibe ich mich eben im Nirwana rum.
Ich warte auf dem Bus,
da kommt mir der Erguss.
Ich lass ab von dem Gedankenschweiß.
Das Papier ist nicht mehr weiß.
Schreiben und Malen ist für mich ein Muss.
Quillt die Seite über, ist Ende, ist Schluss.
Mir wird kalt und gleichzeitig heiß,
also steigere ich meinen Papierverschleiß.
Ich träume von dir,
spüre deinen Atem auf meiner Haut.
Gletscher schmelzen in mir,
besiegt vom Geysir, der mich taut.
Heiße Lava durchströmt meine Welt,
erhitzt meine eiskalten Glieder.
Dunkelheit, die plötzlich erhellt,
Blitze zucken auf mich hernieder.
Deine rhythmischen Bewegungen,
eine metamorphische Melodie,
sie wecken in mir ungeahnte Regungen,
gebären und gestalten meine Phantasie.
Verschlingende Blicke, die eine Brücke bauen,
vom Wunsch und Traum hin zum Leben.
Du, die vereinigte Weiblichkeit aller Frauen,
ich kann mich dir nur noch ergeben.
Augen, so grün und undurchsichtig wie der Wald,
trotzdem verknallt, unglücklich verknallt.
Zu kalt,
abgeprallt.
Bis bald.
Dann geht ihre Lügengestalt.
Ihr Schritt verhallt.
Durchgeknallt,
kein Sinngehalt.
Selbstmord, kein Schrei hallt,
nein, doch wieder ans Leben gekrallt.
Kein Überdosisgenuss, kein Ertrinken, kein Blut spritz oder wallt,
geschnallt,
ich werde alleine alt.
Mannomann,
satt und reich
kotze ich gleich
mich selbst wieder an.
Ich kotze mich selbst wieder aus,
des Überdrusses überdrüssig,
im Überfluss überflüssig,
im Niemandsland zu Haus.
Ich, der sich selbst vermisst,
anpisst,
bin mir selbst bewusst
und doch nicht selbstbewusst
in dem Zuhause, das kein Zuhause ist.
Ich weiß nicht, was Liebe ist,
aber mit Süchtigen kenne ich mich aus
und ich will verdammt sein,
wenn Liebe keine Sucht ist.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 05.03.2009
Alle Rechte vorbehalten