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Die Trauernde

Sie hatte keine Tränen mehr

und weinte Blut,

weinte blutig fast ihre schmerzgequälte Seele,

ihren Lebenswillen aus.

Um ihr starben ihre Freunde.

Wer davon kam,

flüchtete in die Sklaverei seines Lebenspartners

und ertränkte den Frust in legalen Drogen,

um nicht zuzugeben zu müssen,

einstige Träume selbst getötet zu haben

mit Ignoranz und Sucht,

in einer mit Alkohol genährten Realität,

im Dämmerlicht,

im Schatten

seiner maskierten Selbstaufgabe.

Ein Traum der Liebe

Wundervolle Braut

aus edelster Brut,

von feurigster Glut,

in zart duftender Haut.

 

Von einem Hauch weicher Seide

umhüllte Leidenschaft,

von venushafter Kraft.

Sie geht. Oh, wie ich leide.

 

Ein Traum der Liebe

ging viel zu schnell vorbei.

Ein Luftschloss bricht entzwei.

Ach, wenn sie doch nur bliebe.

Die Wahrheit

Meine Zunge schreibt ein Gedicht auf ihrer Haut.

Meine Hände formen ihre Gefühle.

Die Wahrheit:

schwarze Tinte tränender Trauer auf kaltem, weißen Papier.

Die blassen, bläulichen, zitternden, ja fast bebenden Lippen bleiben ungeküsst.

Der Wunsch versiegt, versickert im Staub.

Die Scheinheiligkeit

Die Scheinheiligkeit

ist keine Tugend.

Sie ist die Angst

der Lüge,

entdeckt zu werden.

Die Zeit steht fast still

Die Zeit steht fast still.

Sterbend flackert das Kerzenlicht.

Weißt du, was ich will?

Nein, ich glaube nicht.

Auch mein Schatten stirbt,

wird verschmelzen mit der Schwärze.

Multizellulares Leben verdirbt,

wie auch die tote Kerze.

Nur ihr Licht scheint noch zu leben,

doch auch das wird bald vergehen,

und Dunkelheit wird sich erheben.

Sitzen, warten und Licht sterben sehen,

oder an dem Licht ein neues Licht entzünden?

Um wieder Leben und sein Schatten zu sehen?

Dann wieder neue alte Philosophien zu verkünden?

Alles wird sich wie immer im Kreise drehen.

Die Wiedergeburt

Schemenhaft, aber doch erkennbar,

habe ich den Feuervogel gesehen,

wie einen hellleuchtenden Paradiesvogel.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen,

nicht sprechen und nicht mehr stehen.

Phönix, auffliegend aus der Asche gen Himmel,

zeig mir den Weg aus dem Labyrinth

der Angst und der Gedanken.

Die Suche

Was mich hier hält,

kann ich nicht sehen.

Ich pendle

zwischen zwei Spiegelwelten,

ruhelos hin und her.

Ich kann nicht mehr stehen.

Mit mir zufrieden bin ich selten.

Die Wahrheit findet selten Freunde

Ist es nicht wünschenswert unerhört?

Ich saß auf dem Boden, depressiv und völlig verstört.

Da kam eine schöne Frau vorbei und blieb stehen.

Sie zog ihren Rock hoch. Man konnte ihr Haus der Liebe sehen.

„Ich habe für dein allerbestes Teil ein warmes, feuchtes Versteck,

meine Lustgrotte“, sagte sie keck,

„also freue dich, schau nicht so traurig und leck.“

 

Wunschvorstellung, endlich mal ein schöner Traum,

doch die Realität hält mich kalt und grausam im Zaum. 

Nur die Sehnsucht nach diesem wärmenden Tagtraum

bleibt stehen, bleibt als langer Seufzer zurück unter dem Baum,

unter dem ich sitze im endlosen Raum.

Einsame Jahre

Einsame Jahre

dunkelster Gefühle,

dunkelster Gedanken,

Schmerz und Sehnsucht,

auf der Straße des Leidens.

Selten war ich glücklich.

Wenn doch,

dann oft nur einen kurzen Moment

in der glücklichen Erwartung,

endlich in den Tod gehen zu dürfen.

Die Wahl der Sucht

Nur eine Frau vermag, einen Mann

auf die schönste Weise zu zerstören.

Bevor eine Frau mich unterdrückt

für sich,

meine Gefühle unterdrückt,

unterdrücke ich meine Gefühle

für sie,

für sie,

und verdrücke mich,

drücke mich

und drücke,

bis ich mich verdrücke.

Lieber eine überschaubare Sucht,

eine andere Heroin,

das Heroin,

und daran sterben,

als die verlogenste aller Süchte,

die die Menschen zu erbärmlichen,

blinden, dahinvegetierenden Sklaven

dieser Sucht werden lässt,

die Sucht,

die man Liebe nennt,

sage ich,

der alle Drogen,

alle Süchte kennt,

aber lieber einen freien, klaren Kopf vorzieht.

Die Schauspielerin

Ich kannte eine Straßengöre

aus Bielefeld.

Als sie erwachsen war, wollte sie von allen Männern

nur das viele Geld.

Ach so erwachsen bleibt sie doch

eine nichtswissende, dumme Göre.

Ich schwöre,

mit der Gewissheit,

dass sie mich nicht störe,

ich bin froh, dass ich sie nicht mehr höre,

nicht mehr sehe

und ihr nicht gehöre.

Die Vielseitigkeit der Frau

Die Vielseitigkeit der Frau

sah ich vor mir

in einem halluzinatorisch

projizierten Film

im Halbschlaf,

aus dem Unterbewusstsein,

in Form einer Frau,

die um ihren Kopf Lockenwickler,

von einem beigefarbenen Nylonnetz verhüllt,

im Kopf extrem viel Nichts offenbarte,

und die nackend,

nur mit einem großgeblümten Kittel,

siebziger Jahre Stil,

über den Schultern

und abgenutzten weißen oder rosafarbenen Pantoffel an den Füßen

auf allen Vieren

von ihren begattenden Gatten

von hinten genommen wird

und gleichzeitig

in kreisenden Bewegungen

den Küchenboden schrubbt

und dabei  ‚Je t‘aime‘ von Serge Gainsborough und Jane Birkin singt und stöhnt,

während sie gelegentlich die Kinderwiege antippt,

damit das Kind weiterschläft,

und dabei zum Kochtopf schielt,

damit das Essen nicht anbrennt oder überkocht.

 

Je größer die Küche, desto größer der Genuss,

der Fluss, der Erguss mit oder ohne Kuss, ist ja kein Muss.

 

 

 

Idee für Theaterszene, Titel : ‚Satire der Tiere‘ oder ‚Begattende Gatten‘ oder: ‚Forscher Forscher‘

                                                  oder ‚Die Vielseitigkeit der Frau‘ oder ‚Sittenlehre und Sittenleere‘.

 

Anlehnung an Bertold Brecht Theater.

 

Warnung: Nicht in Frauenkneipen aufführen!!!

Die Qual

Das Leiden,

die Qual,

vieler genialer

Künstlergeister

ist ihr Begleiter,

wenn es oder sie

sie nicht vorher tötet,

aber auch Antriebskraft

zum Schaffen

ihrer genialen Werke

in besonderer Qualität,

und Qualität fängt mit Qual an

und Leidenschaft mit Leid.

Meist wird Kunst

aus Leben und Leiden geboren

und mit Blut bezahlt,

in einigen Fällen

auch mit dem Leben

des Künstlers selbst.

Die meisten Frauen

Die meisten Frauen

tragen ihr Gehirn

zwischen den Beinen,

und das ist ein

riesengroßes

Loch.

Eins

Ich sehe alles so deutlich und klar.

Alles ist anders, nichts wie es mal war.

Euphorie durchströmt mein Gehirn.

Ich fühle mich wie ein Funke im Zentralgestirn.

Einst in der Vergangenheit von allen gesteinigt,

und jetzt, alles ist eins, mit Mutter Erde ewig vereinigt.

Die letzte Träne

Wenn ich die letzte Träne trinke

und ich im Meer wie in einem Schoß versinke,

wenn ich das letzte Gedicht des letzten Dichters höre

und ich das unabwendbare Schicksal heraufbeschwöre,

 

Wellen strecken sich wie Arme mir entgegen,

der letzte Schritt auf unzählbaren Wegen,

mein eigener Film spult sich vor den Augen ab,

dann ist es so weit, mich ruft mein nasses Grab.

Einsamkeit

Die Einsamkeit lieben lernen

heißt lächelnd leiden,

still und heimlich entfernen,

weiteren Kontakt vermeiden,

umgeben von Geist, Mond und den Sternen,

still und stumm an den Musen weiden.

Die Kopfkastrierten

Die kastrierten Köpfe,

dumme Kulturheiden,

wollten mich beschneiden,

aber nicht bescheiden.

Sie taten mich ankreiden.

Ich sollte leiden

wegen ein paar Scheiden,

Fotzen, die sich schlecht kleiden

auf ihren rasierten Weiden,

die sie regelmäßig schneiden.

Ich sollte scheiden,

weil sie meinten, dass sie es entscheiden,

sie, die andere neiden.

Ich werde alle meiden

und mich an den Musen weiden.

Die Gier

Die Gier

ist eine Spinne

im zuckenden Netz,

sich auf das Opfer stürzend,

es einwickelnd,

um es dann auszusaugen

bis auf den letzten Tropfen Leben.

Jetzt, nur noch die leere Hülle übrig,

fällt diese nutzlos zu Boden,

während die lechzende Spinne

sehnsuchtsvoll,

ihre Gier steigernd,

auf ein neues Opfer wartet.

Eine Welt ohne Lächeln

Eine Welt ohne Lächeln kann dich nicht glücklich machen.

Du kannst deine Gefühle nicht mehr zeigen, nicht mehr lieben und nicht mehr lachen.

Dir macht das Leben keinen Spaß mehr, weil alles in dir Chaos ist.

Angst, begangene Fehler noch einmal zu tun, ist das, was in dir frisst.

Gedanken lassen dich nicht mehr los, führen dich in ein Labyrinth der Melancholie.

Sehnsucht treibt dich. Zurückkehren? Zurückkehren wirst du wohl nie.

Die Gegenwart

Die Gegenwart

ist nur ein kurzer Moment

und doch ist sie ewig.

 

Sie ist eine kontinuierlich fortlaufende,

endlose Verkettung von Momenten,

in der nur der augenblicklich anwesende Moment

erfahrbar sich darstellt in der Ordnung

der erfundenen, sich an den Gesetzmäßigkeiten 

des Universums orientierenden und manifestierten und damit

messbaren und errechenbaren Messeinheiten, genannt Zeit.

 

Das, was vor dem gegenwärtigen Moment war, war,

ist Vergangenheit,

und das, was nach dem gegenwärtigen Moment kommt,

ist noch nicht gewesen,

ist Zukunft.

Eiskalte, tote Witterung

Die Witterung aufgenommen,

erstarrte doch der Geruch in der Nase.

Eiskalte, tote Witterung

in eiskalter, toter Witterung,

die den einsamen Wanderer

mit dem Erfrierungstod drohte.

Doch er wollte leben,

nicht wie die Liebe

jämmerlich verrecken,

die zu Eis erstarrte,

erkaltete,

und zu einem bizarren Gebilde

mit messerscharfen Kanten

gefror.

Sein Herz blieb verschont

von den kalten, kristallenen Eissplittern

dieses Gebildes,

dieser toten Skulptur.

Die Flamme der Kerze flackert widerspenstig im eiskalten Wind

Die Flamme der Kerze flackert widerspenstig

im eiskalten Wind,

kämpft verbissen ums nackte Überleben.

Sich am Docht noch festklammernd,

an ihrem Lebensfaden festbeißend,

leidet sie nicht allein.

Gemeinsam mit etlichen Flämmchen,

die auch von wilden

und eisigen Luftzügen attackiert werden,

tanzt sie ihren ekstatischen

Todesreigen

im fast rhythmischen Takt. 

Vibrierendes, 

atmendes,

zuckendes Licht,

das von der Dunkelheit umgeben,

ja, scheinbar bedrängt wird.                    

Gegenstände, auf die das Licht fällt,

werfen mal nur schemenhafte,

mal lange, übergroße, bizarre Schatten,

die sich mit der Dunkelheit

vereinigen.

Eine mystische Szenerie,

eine visuelle Symphonie,

eine Symphonie

des Todes.

Die Flammen scheinen alle heftig zu zittern 

vor Kälte 

oder

Angst,

während das Blut

der schrumpfenden,

immer kleiner werdenden Kerzen

wie Tränen herabrinnt,

Tränen der Vergänglichkeit,

Tränen des Sterbens,

Tränen, die langsam

erkalten

und

erstarren.

Die einzige Wärme

Die einzige Wärme, die ich offenbarte, die ich gab,

war mein Samen,

den ich in die Kälte spritzte, in die Leere verbannte,

war meine Galle, war meine Kotze,

ihr blieb ich treu und warte

bis zum Ende, bis zum Grab.

Ein Leben voll von Dramen

im Feuer, das mich nicht verbrannte,

sehnte ich mich zurück in meinem Sarg,

im Schoß der Natur, in Mutter Erdes Fotze.

So setze ich alles auf eine Karte,

weil ich bis jetzt nicht starb,

suche ich eine unter den Damen,

derer, die mein gefrorenes Herz einst verkannte,

sobald ich meine Mauern überwinde,

meinen Ängsten trotze.

Die ersten Sonnenstrahlen

Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch

das Dickicht im Wald.

 

Frühnebel steigt langsam auf,

doch noch ist es kalt.

 

Tautropfen funkeln im Licht,

wie teure Edelsteine,

 

unzählbare, strahlende Perlen,

doch keine ist davon meine.

Einsamer Geist

Einsamer Geist,

verwaist,

vereist,

Mensch, der du dein Geist

den Körper leihst,

beide für ein Leben zusammenschweißt,

also in das Leben als Leben hineinschneist,

und sagst, du seist,

nur du weißt,

wer du bist und wie du heißt,

du, der du lieber prophezeist,

statt schreist.

Die Umgebung ist es, die deine Seele beißt,

sie am liebsten verspeist,

dich erstickend einkreist,

blinde Nichtssagende meist,

niederträchtig und feist,

hinterhältig und dreist.

Sieh zu, dass du dich von ihnen befreist,

auf sie speist,

auf sie scheißt,

bevor du dich durchs Ertragen kasteist,

bevor dein Lebenswille verschleißt,

bevor du entgleist,

bevor du dich selbst verweist,

bevor du dein Leben schmeißt,

bevor dein Lebensfaden abreißt,

bevor du Körper und Seele entzweist,

bevor deine Seele, dein Geist

verreist,

aus dem Körper abreist,

und sich als neues Leben verheißt.

Der Mond und ich

Hoch über mir strahlt der halbe Mond fahl,

schaut heraus aus seinem dunklen Versteck,

mein Hüter der nächtlichen Stille,

befleckt und doch unbefleckt.

 

Bald erstrahlst du voll und kahl,

beleuchtest meinen Weg und siehst nicht weg,

keine Güter, kein verächtlicher Wille,

entdeckt und doch unentdeckt.

 

Jetzt bist du scheinbar verschwunden, hattest keine Wahl,

doch tauchst du wieder auf hinter den Wolken als heller Fleck.

Meine Gemüter wechseln in beträchtlicher Fülle,

versteckt und doch nicht versteckt.

Impressum

Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 04.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

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