Des Schreibens längst nicht müde,
des Zeichnens und Malens nicht überdrüssig,
kommt Phantasie, kommt Kreativität,
mal zart und leise, mal laut und rüde.
Nur mit diesen Künsten fühle ich mich nicht überflüssig,
freue mich und ertrage so die Realität.
Das Kribbeln im Bauch
fühle ich auch.
Heute extrem,
denn ich weiß wegen wem.
Ich denke an meiner Kleinen,
ihre Bewegungen, ihren Körper und ihren Beinen.
Falls ich in den
neurotischen Zustand,
den man Liebe nennt,
fallen sollte,
erinnert mich mein
Verstand daran,
dass ich nicht mehr
süchtig werden wollte.
Leben,
das lange Sterben.
Am Ende des langen Sterbens
werde ich sterben
und doch werde ich leben,
weiterleben auf Erden,
im ständigen Wandel des Werdens.
Kann mir jemand sagen,
warum stelle ich Fragen?
Warum tue ich klagen?.
Hat es überhaupt einen Sinn,
dass ich unzufrieden bin?
Warum nehme ich einfach nicht alles hin?
Und schon wieder tue ich jammern,
tue mich an Gedanken klammern
und sitze einsam in kalten Kammern.
Manchmal kotze ich mich selbst an,
ich, mit meiner Hoffnung, es werde besser irgendwann.
Echt schade, dass ich nur mit Arbeiten, Essen, Ficken und Schlafen nicht zufrieden sein kann.
Langsames Sterben,
langsames Verderben,
nicht zu vererben,
leises Dahinvegetieren,
Aussetzen der Nieren,
leeres Vorsichhinstieren,
der Blick ist endlos durchsichtig und leer,
der Atem stößt nur schwer,
ein Zeichen gab er schon lange nicht mehr.
Sag was ist passiert,
dass selbst der Tod dich nicht mehr interessiert,
dass alles von außen sich in deine innere Unendlichkeit verliert?
Dort, wo die Menschen Trauer tragen,
küsste ich zärtlich kühle Lippen,
wunderbar kühle Lippen aus Marmor.
Einst störte mich ein flauer Magen,
bevor ich küsste, die weichen warmen Lippen,
damals im Reiche der Liebe, im Reiche Amor.
Nun denke ich an Tod und werde mich über die Mauer wagen,
um sehnsuchtsvoll zu küssen, die begehrten heißen, kalten Lippen,
die Lippen des Todes, doch wieder sind sie nur aus Marmor.
Lebende, die sich an meinem Blute nähren,
Schmarotzer, die sabbernd ihre Gier befriedigen,
drogensüchtiges Gewürm, Kakerlaken, die an meinen Kräften zehren,
kleine Größenwahnsinnige im egoistischen Wahn, die ihren Rest Verstand erniedrigen.
Wer heuchelt da und benutzt, verschmutzt das Wort Freundschaft?
Der, der sich selbst nicht mal kennt, will mir etwas befehlen?
Schwächste kranker Seelen.
Was tut euch weh? Welche Wunde ist es, die in euch klafft?
Ihr tut mir nicht mehr leid. Lächelnd werde ich mich empfehlen.
Ihr, ihr werdet mir nicht fehlen.
Kein Schnee, der Regen weilt schon ziemlich lange.
Der Weihnachtsmann kauft billige Kleidung von der Stange.
Ein Engel trägt eine Spange,
hält sich ein Handy an die Wange
und lauscht dem Klange.
Der Weihnachtsbaum ist aus Plastik, mir wird angst und bange.
Ein Junkie spritzt sich still in der Stille die Stille, die stille, die heilige Nacht
und lauscht dem Weihnachtsgesange.
Über mir, nichts, unter mir, nichts, das Nichts. Ich steh am Hange.
Nicht richtig nichtig, das Nichts, weil ich da bin, weil ich hineinlange.
In mir gellt ein Schrei.
Er hört nicht auf. Er geht nicht vorbei.
Mein Mund ist wie zugeschweißt,
die Stimmbänder wie vereist.
Kein Ton kommt an das Licht.
Laut schreien kann ich nicht.
Meine Verzweiflung drückt auf das Gemüt.
In meiner Brust schmerzt es, es glüht.
Manchmal möchte ich weinen,
doch meine Gefühle sehen lassen, tue ich keinen.
Ich sehe, mache aber nichts und fühle mich allein.
Ich kann nicht leben und nicht sein.
Hunger, Elend, Not und Jammer,
um das Herz eine eiskalte Klammer.
Nach Frieden gellt ein langer Schrei.
Wann ist das Morden endlich vorbei?
Es riecht nach Tod und verbrannten Leibern.
Tränen, das Los von alleingelassenen Weibern.
Blutgetränkt ist das gefallene Laub.
Die Sonne versinkt in erstickendem Staub.
Ruinen verloren im Trümmermeer,
Blicke ausgezehrter Gestalten, tot und leer,
umherirrende lebende Kadaver ohne Ziel.
Beim Krieg ist jeder Tag viel zu viel.
Sein ganzes Leben hat er immer nur gelitten
und er sehnt sich danach, ohne Leiden zu sterben.
Sterben, vom Tod vom Leben geschnitten.
Bittersüß schmerzend tut die Sehnsucht mit neuem Leben werben.
Leiden, das mit dem Exitus, mit dem Tod endlich erlischt,
wäre eine Lösung, wäre eine Loslösung.
Sterben, wenn man das Leben wie eine Träne aus dem Auge wischt,
ist eine Lösung, ist eine Loslösung, ist Erlösung.
Die Linken
hatten recht,
als sie sagten, die Rechten
seien nicht rechtens,
weil sie recht link sind,
also Linke.
Linke Rechte,
die Andersdenkenden kein Recht
geben.
Die Linken
sind auch recht link
Andersdenkenden gegenüber.
Und so bin ich rechts von Links
und links von Rechts
und dennoch nicht in der Mitte,
denn ich stehe darüber.
Ich war bekannt wie ein bunter Hund.
Erst redete man gut, wie geworben,
dann aber nur noch schlecht,
denn ich lebte im Untergrund.
Doch noch nicht gestorben
sagte ich mir, jetzt erst recht,
jetzt treibe ich es kunterbunt.
Kümmerlich,
nicht umkümmert, allein,
fällt es ihm nicht leicht,
unbekümmert zu sein.
Doch wem kümmert es?
Ist er doch nur Bekümmertes.
Mir ist egal, für was die Leute
mich halten,
denn halten können sie mich nicht.
Mir ist nicht egal, was die Leute von
mir halten,
denn beim Pinkeln bin ich gern allein.
Und wenn die Leute was von mir halten,
wird es gut sein
oder werde ich gut sein.
Und wenn die Leute mich halten wollen,
bin ich nicht mehr zu halten.
Wie man hohle Birnen auf die Palme bringt
Von den Kriechern und ihren überteuerten Huren,
genannt Ehefrauen, die General spielen,
dem Missvolk.
Ihr Misserfolg
macht sie zum Mistvolk.
„Fertig zum Fertigmachen“,
schrien sie, weil sie fertig waren.
Nicht er, er war andersartig,
verteidigte sich
anders und artig,
und so wurde das Tor
von den Toren
ein Eigentor.
Ich bleibe lieber stehen,
um nicht zu schlafen,
denn ich möchte lieber sehen,
wenn ich mich schon nicht öffnen kann.
Und so bin ich still stehend, still sehend,
fühlend, aber verschlossen,
die Hoffnungen, verwehend.
Nur die Phantasie bleibt bei mir.
Doch sendet mir jetzt das Unterbewusstsein dunkle Bilder.
Geschwängert von meiner Unfähigkeit,
genährt von Angst, werden sie immer wilder,
werden zu einem metaphysischen Film.
Meiner Umgebung kann ich nichts geben,
auch wenn sie darauf zu warten scheint.
Beschäftigt mit mir selbst und meinem Leben,
bleibt mir nur die Flucht, um nicht dumm dazustehen.
Nicht alles ist versunken
in der Dunkelheit.
Blinzelnd machen sich, vom trüben Schwarz trunken,
die hungrigen Augen bereit,
sie zu verlassen,
die unsichtbare Dichte,
um das Sichtbare nicht zu verpassen,
hell erstrahlt im Lichte.
Ich sehe Lichtstrahlen, die aus einem Schoß scheinen.
Wie ein hungriges Baby tue ich weinen.
Ich möchte das Licht schmecken.
Ich möchte das Licht lecken.
Ich möchte den Lichtkörper umarmen,
diesen kurvenreichen, weichen, warmen,
dieses weibliche Wesen universeller Energie,
erfüllt mit Leben, diese warme, weiche Sie,
küssen, diese liebenden, lebenden, bebenden Lippen im blassen Oval,
küssen, die Brüste, Hüften, Gesicht, alles auf einem Mal,
Angst überkommt mich, wie beim Jüngsten Gericht.
Ich möchte hineinkriechen in das helle, warme Licht.
Hineingleiten, sich fallenlassen und vereinen.
Traum, warum tut die Realität dies nur verneinen?
Enttäuscht tue ich wünschend, tränend, sehnend, wähnend, weiterträumen,
von dem Licht und begehrter, begehrender, bekehrter, bekehrender Weiblichkeit in meinen Räumen.
Er ist immer höflich und nett. Er riskiert nie ein lautes Wort.
Er wohnt in unserer unmittelbaren Nähe, er lebt in diesem Ort.
Sonntags trägt er immer eine Krawatte und ein frisch gebügeltes Hemd.
Wie ein Spiegel glänzen seine Schuhe. Sein Haar ist glatt zurückgekämmt.
Er geht morgens um sechs zur Arbeit, Tag für Tag, das ist wahr,
Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr.
Mütter träumen von ihm, als Mann für ihre Töchter. Das ist nicht gelogen.
Seine Kollegen lieben ihn. Selbst der Chef hat eine Lohnerhöhung erwogen.
Er ist der perfekte Durchschnitt, ohne Ecken, Ösen und Kanten.
Freitag Kino, Samstag Kneipe und Sonntag ist für die Verwandten.
Er hat es leicht, er braucht sich nicht zu entscheiden auf der Arbeit.
Das tun andere für ihn, auch noch viel besser. Sie sind gern dazu bereit.
Er hat nur einen kleinen Fehler. Das ist aber nicht so schlimm. Er säuft.
Er schlägt seine Kinder und seine Frau, sodass sie fast davonläuft.
Das ist aber normal, oder etwa nicht? Er ist glücklich, glaubt er.
Drei Wochen Urlaub im Jahr. Er fährt dann wie immer an das Meer.
Er kommt überhaupt nicht auf den Gedanken, es könne besser sein.
Er hat doch alles, Auto, Fernseher, DVD-Spieler, Pantoffeln und seinen Wein.
Seine Götter heißen Geld, Konsum, Status, Glaube und Blindes Vertrauen.
Er bezahlt seine Kreditraten und spart. Ein Haus will er sich bauen.
Ja, er treibt auch eifrig Sport. Er fährt Fahrrad, fast jeden Tag.
Nach oben buckeln, nach unten treten, dort, wo gerade jemand lag.
Sein Leben ist wie eh und je wohltuend vertraut und ungefährlich.
Veränderung bedeutet auch immer Gefahr, da ist er ganz ehrlich.
So könnte er ewig leben. Er ist so, wie alle sind in dieser Welt.
Alle? Fast alle. Aber er hat auch ein Gehirn, das ihm Fragen stellt.
Fragen, die er selbst nie zu fragen wagen würde. Seine Augen schließt er zu.
Er muss trotzdem sehen, dass seine Welt nur der Schatten einer Scheinwelt ist. Er hat keine Ruh.
Er bekämpft seine Zweifel, tief in seiner Brust, und verliert am Ende doch.
Seine traute Welt bricht über ihm zusammen und er säuft wie ein Loch,
reichlich und viel. Frau und Kinder haben wieder darunter zu leiden.
Nach oben buckeln, nach unten treten. Sie können ihn nicht meiden.
Er hat das Geld, also bleibt die Frau bei ihm, auch der Kinder wegen.
Am nächsten Tag wird er sich wieder entschuldigen. Welch ein Segen.
Wie immer, höflich und nett, riskiert er dann nie ein lautes Wort.
Vielleicht ändert er sich noch. Sie bleibt bei ihm und fährt nicht fort.
Liebe? Wozu? Er hat doch alles, seine Wohnung, seinen Wein und seine ‚Lord‘.
Er wohnt in unserer unmittelbaren Nähe, er lebt in diesem Ort.
Mein Mäuschen, ich schreibe dir diesen letzten Brief,
weil alles, aber auch wirklich alles daneben lief.
Wie geht es dir? Mir geht es gut.
Nur diese Apparate bringen mich in Wut.
Wie hast du allein deine Zeit verbracht?
Und was hast du mit deinem Lohn gemacht?
Du weißt, du solltest mir doch das Geld geben,
oder hast du vergessen, ich führe ein mieses Leben.
Nur wenn du mir dieses Geld gibst,
weiß ich, dass du mich liebst.
Ich liebe dich und die Apparate, das ist richtig.
Ich muss sie besiegen, denn ich bin süchtig.
Bildlich sehe ich die sechs Sonnen vor meinem Gesicht.
Liebe, liebe Sonne, komm doch bitte. Verdammt, warum kommst du nicht?
Nur einmal gewinnen, wenn die Ausspielung steht,
dann bin ich es, der mit vollen Taschen geht.
Nur dann bin ich geheilt und komme zu dir.
Doch jetzt bekommst du nur eine letzte Bitte von mir.
Mach doch Überstunden und schicke mir dein letztes Geld zu.
Alles leuchtet, die Scheiben drehen sich. Ich habe keine Ruh‘.
Sechsmal die Sonne wäre mein Glück.
Nur dann könnte ich wieder zu dir zurück.
Herr im Himmel,
erhalte mir meinen Pimmel.
Ohne wäre ich eine arme Sau,
wäre dann nur eine Frau.
Lieber ‘ne Nadel im Arm,
als einen Schwanz im Darm.
Lieber ‘ne Todesspritze,
als ein Phallus in der Arschritze.
Ich kannte mal einen armen Warmen,
der bekam Aids von den Damen
(sagte er).
‘Verrückt’ hatte er seinen Gefühlsfehler nicht erfasst,
schwul ist er langsam verblasst.
Er darb bange.
Er starb lange.
Alle Menschen sind irgendwie gleich.
Ich fühle mich anders als die anderen.
Alle fühlen sich anders als die anderen.
Deswegen sind doch alle irgendwie gleich.
Die Heroin war nur eine schöne Lüge, wie auch das Heroin,
mittelmäßiges Mittel mit Mittelmaß.
Mittelmaß.
Ich, jetzt maßlos,
jetzt mittellos,
jetzt maßlos mittellos,
doch nur Mittel zum Zweck?
Zwecklos.
Die Heroin im kokafarbenen Cocktailkleid,
kokettierende Konkubine,
koketter Kokolores im Spinnenkokon,
der meine Gefühle verkokelt, verbrennt, verheizt, verkokst,
Brennstoff, der keine Wärme spendet aber verbrennt,
Trockeneis.
Entrückt, ihrer liebreizenden Anwesenheit beraubt,
zerbricht ein Traum zu unzählbaren Scherben,
wird grausam ein Märchenwald entlaubt,
entflammt die große Lust, zu sterben,
als würde der Boden plötzlich fehlen,
ein Strudel wild mich hinunter ziehen,
als würde man mir meine Zukunft stehlen.
Ich muss malen, um vor den eigenen Tod zu fliehen.
So ist die Leinwand nun mein Ich, mein Spiegelbild.
Verzweiflung, Enttäuschung und Selbstmordgedanken sind der Maler.
Farbe fliegt, die Strukturen entstehen durch Hände, wütend und wild.
Mein Bild wird bunter, mein Herz vereist, meine Welt wird leerer, wird kahler.
Einst im Hirn Sehnsucht gesät,
blüht jetzt der Schmerz sehr spät.
Die blutige Ernte zerrt an den Verstand.
Auf ewig im Blut versunken, mein sterbendes Land.
Die Hoffnung aufgefressen, es stirbt das Licht,
doch auch die Dunkelheit hilft mir nicht.
Die Zeit kriecht, fließt jetzt zähflüssig, der Tod tut winken.
Ich werde mich hinlegen und im großen Schlaf versinken.
Ich komme einfach nicht mehr weg von hier.
Ein Fluch lastet seit Ewigkeiten auf mir.
Ich ergebe mich der Hoffnungslosigkeit.
Gefühle werden vom Wissen erstickt. Ich gehe. Es ist Zeit.
Er? Er wartet
in Erwartung,
denn er wartet
auf die Wartung,
und auf des
Wartens Ende,
und des
Wartens Ende.
So war der
Erwartende,
so ist der
Erwartende.
„Ist die Frau nicht ein bisschen zu jung?“
„Nein, sie ist schon über achtzehn.
Ich hab auf dem Grabstein geguckt.
Schmeckt auch schon ein bisschen verwest und vermodert,
wenn ich sie küsse.“
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2009
Alle Rechte vorbehalten