Feuchtkalte, nachtschwarze Dunkelheit,
und doch sehen seine aufgerissenen Augen,
starren seine bis aufs Äußerste geweiteten Pupillen
in blitzende Bilderwelten
mit rotglühenden Fratzen, penetranten, ätzenden Dämonen,
quälende, bizarre Geisterlandschaften,
die um ihn, über ihn, in ihm und durch ihn hindurch jagen.
Zahllose Geräusche, Stimmen und Schreie peinigen, martern und steinigen.
Von eiskalter und zugleich heißer Angst getreten, geritten,
von tosender, tobender Panik gepeitscht
zuckt zitternd, zügellos der geschwächte, kaltschwitzende Körper,
eher Kadaver als Leib,
in schmerzverkrampfter, zusammengekrümmter Embryonalhaltung,
ungeschützt und entsetzlich frierend im Bett,
das eine hinterhältige Falle des Bösen zu sein scheint.
Nur ein Gedanke befreit sich
aus dem wütenden, angstdurchtränkten, zersetzenden Gedankenorkan
der freigelegten Nerven im scheinbar immerkleinerwerdenden Schädel,
der wie ein quadratischer Schraubstock
das Hirn klaustrophobisch zu zerquetschen droht,
noch mehr Schmerzen, entsetzlich drückende Schmerzen
in dem Schlachthof des Grauens freisetzt
und der Anfang einer bestialischen Umwandlung zu einem Monster,
zu einer Mutation zu sein scheint.
Kein Wimmern, kein Bitten, kein Tränenstrom gibt den verbitterten Verzweifelten
Gnade oder vermag zu helfen.
Nur der Gedanke verschafft ein Quäntchen Linderung
und mutiert zu einem Hoffnungsschimmer,
der aus der letzten Tür, die immer offen war, immer da war,
doch vorher unbeachtet und verdrängt blieb, hereinschimmerte
und zu einem vielversprechenden Leuchten changierte.
Nun verspricht diese offene Tür Wärme, Licht und Erlösung,
Loslösung von der Pein,
die Tür, der Notausgang zur Stille, zum Frieden und zur Freiheit.
Wie schön ist, wie hoffnungsvoll und glückselig macht der schwangere Gedanke,
dass all das Leid, die Qual, die Angst und der Schmerz
mit dem Gang durch diese Tür sofort beendet ist,
die Tür mit dem Namen Tod,
das Tor zum Jenseits,
die Pforte ins Nirwana,
das Ende oder der Anfang von etwas Neuem, von etwas Schönem
in einer anderen Ebene
und doch eins mit dieser Welt.
Die Freude,
die die Hoffnung säugt,
ein Lächeln,
das mein Lächeln erzeugt,
der Tod.
Euphorische Gedanken,
erhoben, erhaben
in erhabener Glückseligkeit,
geheiligt
im heiligen Moment,
endlich in den Tod gehen zu dürfen.
Ich gehe in reinem Licht,
das mir entgegen strahlt.
Das Leiden hinter mir gelassen,
scheint es nie existiert zu haben.
Meine Liebe siecht, kriecht dahin,
auf dem Boden, auf dem ich gerade bin,
um sich mit mir vor dem Leben zu verstecken.
Ach, würde ich doch endlich verrecken.
Offene Arme, offene Adern ersehne ich mir
und wünsche, ich wäre nicht mehr hier.
Doch die Klingen sind mir viel zu stumpf.
Ich kämpfe, ich ertrinke in einem Gefühlssumpf.
Selbsthass, Wut, Trauer, Verzweiflung und Todessehnsucht,
Tränen und Hysterie sind ebenfalls Reiter meiner Tobsucht.
Statt meines Blutes spritzt Farbe auf die Leinwand,
bearbeitet von wütender Hand.
Ein Tag später, die Tobsucht ist raus,
sieht die Wohnung jetzt anders aus,
auch die neue Hose, farbbeschmiert wie der Rest der Kleidung.
Einen ganzen Tag brauche ich für die Wohnungsreinigung.
Auch die alte Liebe ist damit für mich gestorben.
Seitdem habe ich um kein Frauenherz mehr geworben.
Und wieder sehne ich mich nach offenen Armen,
aber nicht die meiner Todessehnsucht, sondern die von liebenden Damen.
Er fiel mal besoffen vor die Bahn,
konnte es aber lebend überstehen.
Nüchternes Leben konnte er beim Tod nicht ausstehen.
Nun tut er dem Leben ausstehen,
weil sein Herz aussetzte,
nachdem er sich im Bus hinsetzte.
Friedlich im Sitzen auf einem von den Sitzen
starb er nicht nüchtern,
er hatte einen sitzen.
Es war mal heller,
doch es ging in den Keller.
Isabella,
der Tod war schneller.
Viel zu jung und schön um zu sterben.
Viel erlebt, viel zu viele Kerben, Scherben,
des Schicksals schmerzende Erben.
Nur der Tod tat mit der Sehnsucht werben.
So ein Künstlerleben ist gar nicht so leicht,
weil meistens das Geld nicht reicht.
Die Mikrowelle ist schon im Pfandleihhaus
und der Kühlschrank geht morgen raus.
Bald gibt es nichts mehr, was in der Küche steht,
auch Heizung und Strom werden bald abgedreht.
In einem Monat wechsel ich Wohnung gegen billige Unterkunft,
tausche Studium gegen Arbeit, Sicherheit und Vernunft.
An dem Tage, als die Sonne unterging
und mein Traumschloss Feuer fing,
flammten auch meine Gefühle im Feuer auf.
Lodernde Flammen fraßen sich zum Himmel hinauf.
Schon von Weitem konnte man das Feuer sehen.
Es brannte lange und ließ nichts mehr stehen.
Auf meinem Berg waren nur noch Asche und Schutt.
Ein stummer Schrei, denn alles, wirklich alles war kaputt.
Auf mich und auf dem Berg legte sich langsam der Staub.
Alles war dunkel und grau nach des Schicksals Farbenraub.
Jedes Licht war schon lange fort und mit den Farben weit weg.
Alles lag tief vergraben unter Asche, Staub und Dreck.
Ich, leider, bin nicht mit verbrannt,
doch bin ich von mir selbst verbannt.
Resigniert lasse ich dunkle Gedanken walten
und tiefste Gefühle sich frei entfalten.
Mein Inneres bäumt sich nach außen auf.
Ein Beben vibriert stark den Berg hinauf.
Die Erde bricht auf, der Phönix erwacht.
Hell erstrahlt sein Gefieder in der Nacht.
Kräftig streckt er seine großen Schwingen,
hält sie in den Wind ,sodass sie singen, sodass sie klingen.
Er hebt ab, ich weiß nicht wohin.
Fliegen nach dem Erwachen ist sein Sinn,
um neu anzufangen, um zu streben, um zu sein
und dann, wenn alles gut ist, schläft er wieder ein,
um wieder zu erwachen, voranzutreiben das Werden.
Er wird ewig so sein, ewig so leben auf Erden.
Manchmal möchte ich weinen,
weshalb, weiß ich nicht so recht,
doch treibt mich ein süßes Weh,
mich mit dem unbekannten Ziel zu vereinen.
Ich fliege durch die Dunkelheit
wie ein Nachtfalter auf der Suche
nach wärmendem Licht.
Mich friert es, doch ich hoffe,
sollte ich das Licht finden,
ich verbrenne nicht.
Es ist wie die Suche
nach dem Ende eines Ringes,
scheinbar endlos ist die Suche.
Meine Hoffnung ist vom Schmerz fast verschlungen,
denn Tränen, Enttäuschung und Trauer sind meine Begleiter,
wenn auch ich nur leise fluche.
Er wollte sich Liebe geben,
Liebe, die ihn fehlte im Leben,
so nahm er sich die Freiheit und kaufte sich Liebe,
um zu fliehen aus dem scheiß Leben, anstatt darin zu kleben.
Er wollte doch nur frei sein,
dachte, da kann doch nichts dabei sein,
mal abschalten und ein bisschen high sein.
Doch die Highs starben und geboren wurde in ihm das Muss,
sich selbst vergessend auf der Jagd nach den nächsten Schuss,
bis er erlöst wurde von bitterem Todeskuss.
Tod, die totale Freiheit, jetzt ist er frei, welch eine Ironie,
abschalten, high, frei, so frei war er seit seiner Geburt noch nie.
Die Liebe, die er einst brauchte, ist jetzt Trauer, begleitet vom Wissen, genährt von der Erinnerung,
Trauer, die treibend versucht ihn zu erreichen, alliiert und umhüllt mit der Ahnung und der Phantasie.
Entkräftet sinkt das verletzte Wesen
zu Boden, möchte am liebsten hier sterben und verwesen.
Trauer und Schmerz trieben ihn ruhelos bis hier her.
Des Lebens müde schließt er die Augen und will nicht mehr.
Die Sonne wärmt die kalte blasse Haut,
trocknet Tränen, löst den Schmerz, der sich innen staut.
Ewig scheint der Moment, dieses warme Gefühl,
und die Windsbraut streichelt ihn sanft und kühl.
Doch vermag niemand diese Stille zu halten.
Die lärmende Realität beginnt brutal zu walten,
biedere Nichtssagende in ihrer egozentrischen Szenerie.
Das Wesen zieht sich zurück, geht, versunken in Melancholie.
Er glaubt nicht, denn er ist ein Atheist, ein Nihilist.
Die Welt hält er für eine Lüge, die sich selbst anpisst.
Er sieht Menschen, die nur sich selbst lieben,
blind folgend ihrer Gier, ihrer Sucht und ihren Trieben.
Schweigend geht er einsam in das Abendrot.
Sein einziges Ziel im Leben ist der Tod.
Für ihn ist es der Sinn und der ist real,
alles andere Lüge, Heuchelei und ihm egal.
Lang hat er gesucht und nichts gefunden.
Alt und des Suchens müde, leckt er seine Wunden.
Zitternd setzt er sich hin und lehnt sich an einem Baum.
Er schließt seine Augen, verlässt Leben, Zeit und Raum.
Die Realität ist eine Bombe, die noch tickt.
Alles ist Sucht. Alles ist Gier. Alles ist verfickt.
Alles stinkt nach Lüge. Alles ist bepisst,
eine Scheinwelt, in der die Kirche Egoismus ist.
Die Götter heißen: Ich, Konsum und Megafick. Euch geht es gut
wie eine drogensüchtige Straßenhure, die für Geld die Beine spreizt und alles dafür tut.
Alles ist eine Suche nach vor Lust tropfender, triefender Fotzen.
Mir ist speiübel. Ich möchte kotzen.
Ich befinde,
nachdem wir zu uns finden,
es für gut, wenn wir uns finden,
dass wir uns hier befinden.
Das steigert mein gutes Befinden,
finde ich.
Melancholiegefärbte Tränen,
die Vergangenheit widerspiegelnd,
Seufzer der Sehnsucht, Erinnerungsfetzen,
die sich nach und nach zusammensetzen,
erst verschwommen, dann immer klarer, die Zeit entriegelnd.
Was nützt all das schmerzvolle Sehnen?
Kann denn nicht auch die Zukunft schön sein?
Auch an sie wird man sich einst bittersüß entsinnen.
Selbst wenn die Gegenwart dir die Tränen in die Augen treibt,
ist es die Hoffnung, die tröstet und bei dir bleibt.
So wie die Vergangenheit, geht auch Gegenwart und Zukunft von hinnen.
Liebe den Moment, denn nur er ist immer bei dir, ist immer dein.
Und aus dem kalten Dunkel
sah ich Augen,
sah ich Blicke,
sah ich Augenblicke,
Augenblicke im Augenblick,
meinen Augenblick erblickend, ertastend,
sanftfeuchtes Leuchten, zartes Gefunkel.
Anziehend verschlingend, ein Sog, ein Saugen
der hungrigen Blicke,
der schmachtenden Augenblicke.
Und doch wieder nur Blicke im Augenblick.
Und wieder distanziert, emotionell fastend.
Und wieder fristen im Tristen.
Nur die Liebe
macht meine Sehnsucht erträglich,
lässt mich zaghaft hoffen,
lässt mich hoffend ängstlich wagen, zu erwarten.
Nur sie vermag den Schmerz zu lindern
und das Grau schreiender Bilder
bunt zu färben.
Nur sie entfacht den Formen- und Farbenrausch.
Nur sie gebärt den weichen Traum
aus Worten,
elegant den tiefen Sinn verkleidend.
Nur sie gibt den schlanken Händen die sanften Bewegungen,
die aus dem Ursprung eines schwangeren Gedanken heraus
ein Gefühl formen, es Gestalt annehmen lassen,
um es dann zu einer Skulptur zu kreieren.
Nur sie gestaltet, komponiert, zaubert eine Melodie
und lässt bezaubernde, verzaubernde Musik erklingen.
Nur sie vermag mit Licht und Schatten zu spielen
und Kälte in Wärme zu verwandeln.
Der Tod tut wieder werben
mit herben,
derben
Verderben.
Wieder hatte er jemanden das Fell zu gerben.
Blutrot ließ er im Kadaver seine Sense färben.
Nur Scherben
bleiben für die Erben,
Erinnerungsfetzen an die Zeit vor dem Sterben.
Der Rest sind im Herzen nur langsam heilende Narben, Wunden und Kerben.
„Hey, gib mir ein Bier“,
sagt der Typ neben mir.
Es ist Sven, mein alter Freund,
und er reicht mir 'nen fetten Joint.
Ich will ihm ein Bier geben,
doch er ist nicht da, ist nicht mehr am Leben.
Ein Freund ist tot.
Asche fällt mir aufs Papier.
Ein Herz leidet Not.
Das Feuer wir gelöscht mit Bier.
Die erste Träne bricht die Unempfindlichkeit,
Gefühle kehren zurück.
Gedanken strömen in die Vergangenheit,
Erinnerungen kommen Stück um Stück.
Süßer Rauch steigt auf,
wie auch das, was man Seele nennt.
Eine andere Frequenz, eine andere Dimension, die vermutlich bewusst kein Lebender kennt,
Wellenlauf, Schwingungen, andere Ebenen oder parallele Daseinsformen. Nichts geht verloren.
Wird man wiedergeboren?
Eine Liebe der lieben Lieben,
der lieben Lesbe,
der Lieben, die anstatt eines Lieben,
lieber eine Liebe lieblich liebte,
ging lieblos entzwei.
Erst eins, dann zwei.
Zwei entzwei.
Jetzt sind am Ende zwei am Ende.
Der Wert eines Menschen
wird mit Geld gemessen.
Deswegen sind so viele
auch so darauf versessen.
Hat man keines,
wird man schnell vergessen.
Man ist nichts
und wird gefressen.
Ihre Brüste leuchten hell
in der Flut der Sonnenstrahlen,
dem Himmel emporgestreckt,
stolz und majestätisch,
als komme das Licht aus ihnen direkt,
diese Gefäße göttlichen Nektars,
diese begehrten Früchte
kindlicher und männlicher Neigung, offen oder versteckt.
Wenn ich die Frauen besinge,
die Damen, die Femme fatale,
und ich dann traurig klinge
zum x-ten Male,
dann macht sich die Sehnsucht breit,
Sehnsucht nach dem Mysterium
in einem Windhauch von einem Kleid
im phantastisch romantischen Imperium.
Oh, ihr Göttinnen meiner Leidenschaft,
unnahbar selbst in meinen Träumen,
mich verzaubert eure magische Anziehungskraft,
doch meine Angst lässt alles Erdenkliche versäumen.
Angst der Künstler,
Angst der Romantiker,
Ehrfurcht vor den Damen.
Furcht vor der Furche,
Schluchzen vor der Schlucht.
Ist nicht Ehrfurcht auch eine Furcht?
Angst?
In diesem Falle
Angst vor der Falle,
Angst, dass ich falle,
Angst, dass ich aus dem Himmel der Freiheit falle,
Angst, dass ich auf sie reinfalle,
Kastrationsangst,
Angst, dass sie einen nicht nur bescheiden beschneiden.
Ich erwähne,
vielleicht haben einige Frauen unten doch Zähne.
Zähne statt der Szene, statt der Kunstszene.
Oder es ist ihr Wille
und sie vergessen die Antibabypille.
Kunstlaufbahn geplatzt wie Präservative,
denn die Alternative
war eine alte Naive.
Jahrelange Gewohnheit,
die Luft ist raus,
trotz Zweisamkeit,
allein im Haus.
Sie haben sich entfremdet,
starren ins Abendrot,
voneinander abgewendet,
wartend auf den Tod.
Lebendig begraben
im Schweigen, in ihrer Lethargie,
wie die Liebe, die sie aufgaben,
langsames Sterben ist ihre Philosophie.
Euphorisch berauscht von den warmen Strahlen der Frühlingssonne
flatterte balzend ein junges Vogelpärchen im Liebesflug.
Die Realität für eine andere Wirklichkeit haltend,
wurde aus dem Flug der Liebenden ins Glück ein Flug ins Unglück,
denn sie flogen mit einem Knall gegen die viel zu saubere Fensterscheibe,
in der sich die Wirklichkeit nur widerspiegelte.
Noch im Schock der harten Realität rappelte sich ein Vogel wieder auf
und flog aufgeregt zurück in dieser Wirklichkeit, zurück ins Leben auf einem Baum, doch allein. Aufgeregtes fragendes Zwitschern und sehnendes Warten nützte nichts, er blieb allein.
Sich dem Schicksal widerwillig ergebend,
nach fünf Minuten Todesangst,
Minuten können spürbar sehr, sehr lang sein,
nach fünf Minuten Todesangst, die nicht nur in seinen Augen erkennbar war,
und dem harten Überlebenskampf mit gebrochenen Flügeln, der zum Todeskampf ausartete,
starb der andere Vogel
ohne Tierarzt oder meiner Sterbehilfe.
Ende der Agonie.
Ende.
Ende?
Stille.
Stille.
Totenstille.
Für ihn folgte nun eine andere,
eine ganz andere Wirklichkeit,
eine andere Ebene im Fluss der ewigen Metamorphose.
Nachdem ich seinen kleinen Körper aus Trauer und Ehrfurcht in Demut zeichnete
und für die Nachwelt visuell festhielt,
wurde er spätabends in der Dunkelheit der Erde übergeben,
um in dieser überzugehen.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2009
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