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Schachmatt

Schachmatt.

Es gibt kein Sieg.

Es gibt kein Patt.

 

Dame schlägt Bauern,

dann fällt der König.

Es nützt kein Trauern.

 

Ja ja, Blamage,

wieder verloren,

wieder am Arsch.

 

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Kein Glück mit den Damen.

Der Anfang ist das Ende der Leiter.

 

In mir Tränenströme und tobend wütet ein Brand.

Ich brauch einen Feuerlöscher,

mein Leben gleitet mir sonst aus der Hand.

Trauernder Mensch

Trauernder Mensch,

du bist voll von schwerer Glut.

In deinem Körper

kocht still dein Blut.

 

Es starb ganz plötzlich ein Traum.

Ein geliebter Mensch ist nicht mehr da.

Sehnlichst wünscht man ihn zurück.

Doch was nicht mehr ist, das war.

 

Tränen können sie nicht stoppen,

diese heiße, aber stille, ohnmächtige Wut.

Nur die Hoffnung in dir kämpft gegen an

und meint, alles werde gut.

Stolz

Stolz. ... Stolz schnitt mir tiefe Wunden

              in das wildschlagende Gefäß der Liebe,

             das man Herz nennt.

 

Stolz. ... Stolz versiegelte mir

              die zitternden, bebenden Lippen

              des enttäuschten Mundes.

 

Stolz. ... Stolz führte mich zum wartenden Schafott

              der Selbstenttäuschung

              und Erlösung vor mir selbst.

 

Stolz. ... Stolz führte den Kampf 

             um das erbärmliche, fast verwirkte Leben,

             das eine Tränenflut unterdrückte.

 

Stolz. ... Stolz zog mich in die Einsamkeit,

              um mein verpfuschtes Leben neu zu gestalten,

              um es mit Stolz zu behalten.

Traum

Du siehst aus dem Fenster,

starrst auf einen Baum.

Doch du siehst weiter,

durch den Baum hindurch,

denn der Baum verschwimmt.

Du siehst ihn nicht mehr.

Er ist mit dem Gesamtbild verschmolzen,

der wie ein grauer Schleier wirkt.

Der Schleier tropft jetzt zähflüssig

aus dem sich dahinter befindlichen Bild

und auf einem Male öffnen sich neue Horizonte.

Du nimmst eine andere Wirklichkeit war,

die Wirklichkeit des Traumes,

den du gerade geboren hast.

Unendlich und endlich

Spinne ich?

Sinne ich?

Warum sinn ich?

Sie ist so sinnlich,

die Schöne und Liebe.

Endlich bin ich,

meint ein Gefühl der Liebe

und endlich bin ich,

meint dieses wärmste Gefühl der Triebe,

unendlich endlich.

Endlich unendlich?

Endlich endlich?

Endlich unendlich endlich?

Und endlich unendlich

unendlich und endlich.

Stimmen der Zeit

Stimmen der Zeit,

sehr nah und doch weit.

Zeitgeist, ich bin bereit,

mit und ohne Kleid,

zu zweit

oder allein, mit und ohne Leid.

Ich bin ruhig, doch meine Seele schreit.

Und doch habe ich den Schneid,

Mensch zu sein ohne Neid.

Im Moment zwischen Zukunft und Vergangenheit,

vergänglich und doch Teil der Ewigkeit,

brennend im Feuer oder in der Kälte eingeschneit,

bin ich doch nur das, was ihr auch seid,

ein Lichtreflex von Milliarden im Spiegel der Menschheit,

eine Interpretation der Vergänglichkeit,

eine Stimme der Zeit.

Schreiende Seelen

Schreiende Seelen,

doch still, lautlos,

sich widerspiegelnd,

auf Papier und Leinwand

gebannt

oder zu Gips erstarrt.

Es sind Worte,

es sind Formen, Farben und Symbole,

es sind bizarre Skulpturen,

die die Schreie wiedergeben,

sie halten

und für den Betrachter

sichtbar offenbaren,

den Moment des gezeigten Schmerzes

künstlich verlängern,

um ihn für die Nachwelt

zu erhalten,

wenn die Schreie selbst

schon in der Unendlichkeit verklungen, längst verhallt sind,

die gequälten Seelen aus dem Körper geflohen, befreit,

und in ein neues Leben übergegangen sind.

Träumer

Ästhetische Frauen in einer sauberen Welt,

ein roter Sportwagen und eine Villa voll Geld.

 

Du träumst von schnellem Reichtum und Glück.

Oft denkst du an vergangene Zeiten zurück.

 

Die Sehnsucht nach Besserem macht dich krank.

Am Rande des Geschehens sitzt du still auf einer Bank.

 

Du hasst das Leben und die Menschen, die du betrachtest.

Nur die anderen leben, denn du wünschst und beobachtest.

 

Ohne etwas zu sagen und ohne etwas zu tun.

Deine Energien, Beine und Arme, sie ruhn.

 

Jemand spricht mit dir, doch du grinst ihn nur an.

Du weißt, du bist etwas Besseres und hoffst, du kommst raus irgendwann.

 

Deine Gefühle hast du noch, aber das ist alles, was dir geblieben ist.

Der Hass ist es, der in dir unaufhaltsam nagt und frisst.

 

Voller Wut schreist du lautlos mit geöffnetem Mund.

Du kannst nur weinen, denn deine Stimmbänder sind wund.

 

Mit dem Fuß an der Bank gekettet, gehst du hin und her.

Jemand hat dir wieder eine Zwangsjacke angelegt, aber wer?

 

Du weinst, lachst, schreist, flüsterst, denkst und redest, tust alles zu einem vereinen.

Es ist Gemurmel, das keiner verstehen kann. Dir bleibt nur das Weinen.

 

Sie spritzen dir Psychopharmaka. Du rutschst auf die Holzbank.

Apathisch sitzt du zusammengekauert. Für sie bist du manisch und krank.

 

Du willst hier raus, nur du weißt nicht wie,

hier aus dem Korridor der Langzeitpsychiatrie.

Stille Meditation eines Lebenden

Mit Resignation gefüllte Einsamkeit,

erstickendes Vakuum der Isolation,

metallischschmeckender Äther

in einer trostlosen Eiszeit,

tödlichpenetrierende Eiseskälte

in lauwarmer Monotonie, für die Ewigkeit? 

Alles Lebende wird zur Eisskulptur.

Urtrieb

Ich habe keinen Bock mehr, dumme Gedichte zu schreiben.

Mich kotzt es an, im Dämmerzustand zu bleiben.

Ich möchte im Chaos der Gefühle eintauchen und untergehn,

mich endlich wieder losreißen und nicht mehr auf der Stelle stehn.

 

Überall sehe ich Schenkel, Ärsche und wohlgeformte Brüste.

Ich bin in einem Strudel der Triebe und der Lüste.

Mein Ich schreit nach Alkohol, Drogen, Exzess und Rausch.

Ich biete Regel und Gewohnheit für Chaos und Traum im Tausch.

 

Vorbei ist die Biedermeierzeit, mich lockt auch jetzt nicht die Romantik.

Das, was ich im Moment will, ist purer Sex und der lange Megafick.

Ich sehne mich nach warmer Weiblichkeit von allen Seiten.

Von ihr nehmen und ihr geben in der Phantasie endloser Weiten.

Schwachsinnig, stumpfsinnig, behindert und beschränkt

Die Leute, die ihre Sinne benutzen

und diese weiter schärfen,

sie, ihren Geist und ihr Denken

nicht beschränken,

offen sind für das momentan Unerklärliche

und dies auch nutzen,

wachsinnig sind, kreativ und beispielhaft,

werden oftmals von den normalen Bürgern als

schwachsinnig, stumpfsinnig, behindert und beschränkt

bezeichnet,

dabei sind sie es doch, die

schwachsinnig, stumpfsinnig, behindert und beschränkt sind,

wenn man vergleicht und überlegt.

Auch im Überlegen

bin ich den anderen überlegen.

Ich bin umgeben von niederen

Schwachsinnigen, Stumpfsinnigen, Behinderten und Beschränkten.

Macht aber nichts,

solange sie keine Macht haben,

denn Macht macht‘s.

Traumfrau

Ich brauch ein Mädchen,

von dem ich träumen kann.

Ich brauch ein Ziel, ‘nen Glauben,

‘ne Hoffnung, Mann.

 

Die Zeit zeigte mir,

dass nichts ewig ist.

Ich lebte im Chaos

und hielt die Liebe für großen Mist.

 

Und doch bin ich

schon immer hinter ihr hergerannt.

Nur weil ich suchte,

hab ich die Traumfrau nicht erkannt.

Sternklare Nacht

Sternklare Nacht,

hast eiskalt den Tag umgebracht,

an deiner Mondsichel erhängt,

oder im Meer ertränkt.

Diesen Tag sehe ich nie wieder,

nur die Erinnerung daran streckt mich nieder,

und doch wird er irgendwann vergessen,

denn jeder Tag bringt neue Interessen.

Immer wieder stirbt ein Tag und wird ein Tag geboren,

so auch die Nächte, selbst Erinnerungen gehen irgendwann verloren.

Unbekannt verzogen

Ich sehe einen Topf voll von schwarzen, rußgefärbten Löffeln,

Ruß ihrer verbrannten Selbstachtung und ihrer Hoffnungen,

die sie im Delirium nur ertragen konnte, ertragen wollte.

Ihr Gesicht ging verloren im Schatten der Zeit,

versank im Sumpf der Vergessenheit,

in den fäkalienhaltigen Analen der Vergangenheit.

Unbekannt verzogen.

Statt Mahl, mal mal

Es fiel aus, das Gericht, das Abendmahl.

Lügenmädchen, du kannst mich mal.

Allein folgte im Chaos der Gefühle das jüngste Gericht,

ein harter Kampf, doch sterben wollte ich doch noch nicht.

Gott sei Dank hatte ich die Wahl,

und an der Stelle von dem Mahl,

malte ich im ekstatischen Rekord

meinen Selbstmord,

der dort

am Ort

nicht stattfand, denn ich war fort.

Tod

Tod, du nimmst das, was man liebt,

nimmst das, was man hasst,

nimmst das, was man bekommt, hat oder gibt,

nimmst das, was man nicht hat und das, was man verpasst.

Sehnsucht

Sehnsucht, meine Seele schreit,

doch verhallt der Schrei in der Ewigkeit,

denn der Weg ist das Ziel,

alles Klagen und Suchen danach ist zu viel.

Oje

Oje,

ein Mädel mit ‘ner Haut, weiß wie Schnee.

Aber ich glaub, sie stinkt noch nach Frottee.

Ich glaub, auch ein Fick tut ihr weh.

Zuviel wäre ihr wahrscheinlich selbst ein kleiner Zeh.

Moral, ich sag Nee.

Moral, ich glaub, ich geh.

Trennung ist Schmerz

Trennung ist Schmerz,

ein trauerndes, ein sehnendes Herz,

Lodern und Brennen in der Brust.

Ich habe zu nichts, zu gar nichts mehr Lust.

Die Seele schreit still, die Seele weint.

Wann sind wir endlich, endlich wieder vereint,

endlich unendlich vereint bis in alle Ewigkeit?

Ich komme gleich, ich komme, denn die Liebe, die Trauer, die Sehnsucht,

der Tod beendet hier meine Lebenszeit.

Überall, wo ich verkehrte

Überall, wo ich verkehrte,

traf ich immer nur die Verkehrte,

die sich abwendete, sich abkehrte,

dumm und eingebildet,

statt gebildet,

kalt, voller Härte, 

ohne innere Werte.

Immer war ich allein,

ohne Gefährte

auf der Fährte.

Wenn sich der Dunst aufklärte,

war es nur die Sehnsucht, die sich mehrte,

gegen die ich mich nicht wehrte,

weil sie mich nährte,

weil ich sie schließlich liebend in der Poesie, Musik und Malerei ehrte,

sie, die einzige der Gefühle, die ich so sehr verehrte.

Trotzigaufbäumendes Licht

Trotzigaufbäumendes Licht im Dunkel,

Herz in der Finsternis,

brennend und blutend

im Meer der ungeweinten Tränen,

 

pulsierender, schwimmender Schmerz,

den nur die Demut erträgt,

trauernd und leider leidend,

lange bange hoffend auf die Hoffnung,

 

Hoffnung, die als Phönix aufsteigt

aus der Asche der Dunkelheit,

euphorisch und leuchtend,

im momentanen Sein erhaben.

Überflogen

Hast du erwogen?

Die Wogen

wurden nie gewogen.

Das wurde ungelogen

gepflogen

überflogen.

Sehnsucht ist auch eine Flucht

Sehnsucht

ist auch eine Flucht,

eine Gier.

Sie ist auch in mir.

Sie lässt mir keine Ruh,

hab ich auch die Augen zu.

Teure Freundin

Dunkelheit,

teure Freundin,

in dir, nur in dir tauche ich ein

und kann endlich, endlich ich selbst sein.

 

Ich lasse mich von deiner Schwärze liebkosen,

werde eins mit dir,

fühl ich mich auch klein

und entsetzlich allein.

 

Dir verdanke ich meine Unsichtbarkeit,

erlöst von den verzehrenden Blicken des Tages.

Und sei es auch nur für eine Nacht, du bist mein,

eine Stunde oder eine Sekunde. Ich danke dir, du sagst nicht Nein.

Tausend Tode

Wenn du mich anlügst, schmerzt es mich sehr.

Und solltest du mich betrügen,

habe ich für dich kein Herz mehr

oder Millionen von Lügen,

keine Nadel in den Adern, kein Überdosisgenuss,

keine blutigen Arme oder Hände.

Bevor du mich tötest, mache ich Schluss.

Selbstmord ist für mich kein Ende.

Wirst du ein Schwein, werde ich tausend sein.

Lachend werde ich dich verlassen,

denn ich habe lieben gelernt, ich bin mein

und werde die anderen Frauen nicht verpassen.

Würden mich auch Schmerz und Wahnsinn peinigen,

werde ich eben wieder durch die Hölle gehn.

Beherrschen wird mich niemand, sollte auch der Tod tausendfach mich steinigen.

Ich hoffe, ich werde dich dann nie, nie mehr wiedersehn.

Tief in mir

Tief in mir ist etwas kaltes Dunkles drin,

irgendetwas, das ich nicht selber bin.

Es bereitet mir einen stechenden Schmerz.

Es bohrt sich tiefer und tiefer in mein Herz.

 

Ich kann nicht sagen, was es ist.

Es ist in mir und es frisst und frisst.

Fressen und Stechen sind eine Qual.

Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Wahl.

 

Mord und Tod geben mir eine unvorstellbare Kraft.

Sie geben mir das Lebenselixier, das Blut, den berauschenden Saft.

Es befriedigt das nimmersatte Etwas, das gierige Tier.

Es sticht und beißt, bis es ihn bekommt, den Saft von ihr.

 

Ich trinke das Blut, das so rot ist wie Wein.

Das Tier ist besänftigt. Ich kann wieder ich selbst sein.

Es schlummert, es schläft das Tier in aller Stille.

In der Hand halte ich eine zerbrochene Damenbrille.

 

Sie gehörte ihr, der Geliebten. Sie hat mich ausgelacht.

Es ging alles furchtbar schnell. Ich habe sie umgebracht.

Sie hat geschrien, laut wie am Spieß,

bis ich ihr das Messer in die Lunge stieß.

 

Sie lacht nun nicht mehr, weil sie es nicht kann.

Vielleicht suche ich mir eine neue Frau irgendwann.

Ich will nicht mehr töten und morden,

es ist zu einer Sucht geworden.

 

Immer dann, wenn das Tier erwacht,

schleiche ich lautlos durch die Nacht.

Auf nassem Kopfsteinpflaster höre ich Stöckelschuhe.

Klick, klack, klick, klack, ein lauter Schrei, dann ist Ruhe.

 

Ganz still liegt sie nun da. Ich muss ihr Blut trinken,

noch ehe es kalt wird, dann lass ich sie in den Fluss sinken.

Das Tier ist besänftigt. Ich gehe in meine Wohnung hinauf.

Ich schlafe, werde wach, kaufe eine Zeitung und schlage sie auf.

 

Schon wieder eine Tote im Londoner Nebel! Dieses Schwein!

Wer ist es? Wieso macht er das? Wer kann Jack the Ripper sein?

Susie P., deine Bartstoppeln tun mir weh

Ich kannte mal ‘ne alte Mutter.

Zwischen ihren Beinen hatte sie schimmlige Butter.

Sie stank wie ‘ne Scheißhaustür vom Fischkutter.

 

Doch ich war nicht feige,

denn die Frauen gingen zur Neige.

Is‘ egal auf welcher ich steige.

 

Ein Ritt nur und dann flieh.

Ihr Titt hing schlabbernd bis zum Knie.

Doch besoffen sieht man alle Frauen schön wie nie.

 

Nur küssen wollt ich sie nicht,

wegen den Bartstoppeln im Gesicht.

Auch hatte ich Angst, dass sie dabei erbricht.

 

Als ich sie morgens nüchtern sah, hab ich fast geschrien.

Nee, kein Frühstück. Um nicht zu kotzen, musste ich fliehn.

Das hat sie mir dann nie verziehn.

Impressum

Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 24.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

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