Allein lebe ich, enthalten,
denn in meinem Denken ist sehr viel Geist enthalten.
Gelöst von den biederen, faden Alten
tut sich mein Geist frei entfalten.
Alles Störende versuche ich abzuschalten.
So ist mein Geist ganz oben,
in Sphären, wo die edlen Geister toben,
ohne Kritik, Lästern oder Loben,
in anderen Ebenen gehoben,
frei oder gelegentlich verwoben.
Dort in den metaphysischen Zonen,
wo Phantasie und Träume wohnen,
wo universell viele Realitäten thronen,
wo Variationen,
Impressionen,
vieler Dimensionen
mich mit himmlischen Inspirationen,
mit göttlichen Kreationen
belohnen.
Ich werde nie bekocht,
nie bekehrt,
und nie bescheuert.
Und so bleibe ich lediglich ledig.
Lieber ledig,
statt erledigt.
Was kann daran verkehrt sein?
Ich lebe mein Leben allein.
Glücklich bin ich selten.
Ich reise in meinen Phantasiewelten.
Wieder das alte Spiel.
Ich tue nicht sehr viel.
Wünsche malen ein Bild.
Sehnsüchte bleiben ungestillt.
Ich glaube, ich mach nicht mehr lange,
enttäuscht, aber nicht bange.
Nein, einfach zu müde für das alte Spiel.
Ich, ... ich erwarte nicht mehr viel.
Man fand eine Leiche im Stahlbetonwald.
Elendig verreckt. Sie war schon lange kalt.
Entkleidet und ausgeraubt hing sie tot über einem Zaun.
Niemand blieb stehen, denn man kannte sie kaum.
Sie hat geliebt und sich für andere eingesetzt.
Man hat sie dafür verspottet und totgehetzt.
Anderen hatte sie gegeben. Sie wurden satt.
Egoismus hat sie getötet. Eine Trauerfeier findet nicht statt.
Ein lautloser Schrei formt ihre weit offenen kalten Lippen.
Aufgerissene Augen und ein Messer zwischen den Rippen.
Sie ist gestorben im Chaos der Gier und Egotriebe.
Was soll ich noch sagen? Ihr Name war Nächstenliebe.
Links, ein Regenbogen
in all seinen Spektralfarben,
noch trotzend,
doch zunehmend
transparenter werdend
im satten dunklem Lila,
das sich in Nacht verwandelt.
Rechts, der Sonnenuntergang
im aufbäumenden Orange,
das sich mit dem Blau
des Horizontes vereinigt,
um letztendlich geschluckt zu werden,
wie die langsam sterbende Sonne,
die im Wasser des Meeres ertrinkt,
still ihr Schicksal ertragend.
In der Mitte, kalter Regen,
der meine Kleidung durchnässt
bis auf die kalte Haut
und mich frierend schaudern lässt.
Oh, Ahnung.
Oh, Ahnung der Vergänglichkeit.
Ist es nicht beschissen,
zu wissen,
dass niemand weiß,
wer wen bescheißt,
aber alle doch wissen,
sie werden beschissen?
Sie penetrieren mich rund um die Uhr.
Mal wichsen sie Techno und mal ficken sie nur.
Zu Akustik morphosierte Geilheit regnet von der Decke.
Angewidert, voll von Ekel, flüchte ich aus meiner Schreibecke.
Sie scheint nach fremden Sperma zu stinken.
Mir ist zum Kotzen zumute. Ich will darin nicht ertrinken.
Das Gedicht muss warten, die Bilder müssen warten, ich muss warten.
Wieder zurück, muss ich mit Ekel, Hass und Wut wieder starten.
Die Ruhe, der Frieden, meine Welt, mein Hirn, vergewaltigt, die Schreiblaune verdarb.
Ich beende schnell das verkürzte Gedicht, ein Teil davon verstarb.
Wärmende Strahlen, Abendsonne,
blinzelnd betrachte ich sie mit begehrender Wonne.
Sie kündigt den nahenden Sommer an.
Ich hoffe, er kommt noch irgendwann.
Nur der Sommer befreit von der Dunkelheit,
von Kälte, Depression und Einsamkeit.
Was für die Frau
die Last ist,
ist für den Mann
die Lust.
Ich sehe in das wunderschöne Frauengesicht
auf dem Gemälde vor mir.
Es schweigt.
Dieses Schweigen
erscheint mir intelligenter
als der ganze Mist,
den ich heute
zu hören
bekommen habe.
„Ey, du Zecke“, sagt ein Nazi zu mir.
Er ist voll Alk und stinkt nach Bier.
Seine Glatze, die trägt er furchtbar gern.
Ja , er hat mehr Haare als Gehirn.
Abends ist er wiedermal blau.
Gefrustet schlägt er dann seine Frau.
Er denkt, die Braunen, die Nazis seiner Rasse sind die Eliteklasse,
und doch sind sie nur krasse, braune Masse.
Wo beginnt die Nacht?
Wo endet sie?
Wie groß ist sie?
Der Tag
ist nur Schein
in der vermutlich
ewigen und endlosen
Nacht des Alls,
des Kosmos oder
des Universums,
der Schein
eines Sternes,
den man hier
über, auf und in dem
Planeten Erde
Sonne nennt
unter scheinbar
zahllosen Sternen,
die die Dunkelheit
nur kontrastieren.
Dumpf klappt die Autotür zu.
Dann wird unwiderruflich der Motor gestartet.
Sie fährt los, macht ‘nen Schuh.
Ich bin der, der ihr nachsieht und auf nichts wartet.
In der nassen Straße spiegeln sich die entfernenden Rücklichter.
Doch bald von der Dunkelheit versiegelt,
verschwinden orangestrahlendes Licht und blasse Gesichter.
Nur noch der Wind ist es, der den Regen aufwiegelt.
Nun stehe ich allein im Regen,
nur vom Wind und nassen Schauer kalt berührt.
Sinnend frage ich mich, weswegen
werde ich nur von Sehnsucht und Einsamkeit verführt.
Aufgedunsene,
fettig glänzende,
vom Alkohol
entstellte Gesichter
von bürgerlichen
Langzeitalkoholikern
sehen mich entsetzt an
mit ihren trüben
desillusionierten
gelben Augen
und fragen mich lallend:
„Du nimmst doch nicht etwa Drogen?“
Mich meinem Schicksal ergebend,
blicke ich auf die Reste meines Ichs,
bisher nur im Wunschtraum lebend,
sehnend wartend auf nichts.
Lautlos zerfällt das Maskengesicht.
Der Überlebenswillen ist auf und davon.
Ein Kokon, das in tausende Scherben zerbricht.
Seiner Farben beraubt, verblutet das negativ geladene Chamäleon.
Es verdampft zu positiven Ionen,
beginnend sich neu zu formen, neu zu bilden,
universelle Kräfte zu wecken die innewohnen,
Phönix, aufsteigend aus der Asche in neuen Gefilden.
Richtig aufrichtig
ist hier niemand.
Das einzige, was hier aufgerichtet wird,
sind die fetten, fleischigen, krampfaderndurchzogenen, rötlichen Schwänze
vor starrer Geilheit masturbierender, kranker, süchtiger Egomanen
in den Ausdünstungen ihrer selbsterstickenden,
alles andersartigeverneinenden Blindheit.
Aufrichtigkeit ist hier nichtig.
Niemand ist hier aufrichtig.
Niemand ist hier richtig.
Niemand ist hier wichtig.
Niemand.
Das Herz ist so schwer,
wenn man ein goldenes Herz hat,
und alle wollen sie es haben,
hängen daran,
man selbst auch,
das macht es noch schwerer,
noch viel schwerer.
Die, die alles haben,
brauchen am meisten.
Ich bin gesund
und kann mir nichts leisten.
Aber mir geht es gut,
deshalb bekomme ich nichts, keines Falles.
Ihnen geht es ja ‘so schlecht’.
Sie bekommen alles.
Das Leben ist schwer,
alles ist schwer,
alles hat Gewicht
und doch
schwebt
schwerelos
die Erde im All,
angestrahlt vom Sonnenlicht.
Aus einem Grab
werden drei Gräber,
drei werden zu fünf,
fünf zu zehn,
bis unzählige Grabsteine stehn
und Spuren langsam verwehn.
Zeit zu gehn?
Mal hoch,
mal runter,
mal müde,
mal munter,
in dem Rhythmus,
mit dem ich immer mit muss,
im Zwiespalt zwischen Himmel und Mutter Erde,
zwischen Alleinsein und Einordnung in die Herde.
In der Hoffnung, dass die Suche endet, die Sache sich wendet
und das Reißen des Seiles den Zwiespalt beendet,
denn auch in der Liebe gleicht es einem Gewühle,
ein emotionales Wechselbad der Gefühle.
„Ave, Eva“,
sagte Adam nur,
als ihm eine Rippe fehlte,
die Eva nun besaß.
Gott hätte sie geklaut, wurde behauptet.
Es klang sehr unglaubwürdig, als Eva sich verteidigend behauptete.
Als sie sich dann noch von einer phallischen Schlange verführen ließ
und einen Apfel stahl und auch noch Adam verführte,
wurden Adam und Eva aus dem Paradies hinausgeschmissen
und waren deshalb die ersten Obdachlosen.
Alles letztendlich nur wegen Eva,
der Schlampe, der Diebin, der Pennerin.
Dann wurde Adam von Eva evakuiert
und Adam war endlich von Eva kuriert.
Die Evolution hatte begonnen.
Ave, Eva.
Und wenn sie nicht gestorben sein sollte,
lebt sie wohl noch heute,
wohl wohl oder sonst wohl unwohl,
vielleicht teuer oder sogar sonst umsonst,
irgendwo,
wahrscheinlich mit falschem Namen.
Ave, Eva.
Ave.
Weil ich mich so selten unterhalt,
zahl ich auch keinen Unterhalt.
Alle Menschen müssen mal sterben,
die Armen, ja selbst die Reichen,
aus dem diesseitigen Leben ins Jenseits entweichen.
Wie sie sich doch dann alle gleichen,
die bleichen
Leichen.
In der Kälte des Eises
wartete der Eskimo
auf die Eskimöse
und erfror,
der Tor.
Als die Musen mir meine Gaben gaben,
war ich erst am Grabengraben,
tat mich selbst zersplittert auf Tragen tragen,
Splitter, die in verschiedenen Lagen lagen.
Als ich dann am Ausstieg ausstieg,
war ich es, der mit der Kreativität, den Aufstieg, aufstieg.
Es ist hell,
strahlendes Blau.
Die Sonne ist noch nicht sichtbar.
Aber man kann sie erahnen.
Ihre Strahlen künden sie an.
Am Himmel,
symbolträchtige Tiere,
Flugübungen zweier junger Schwalben.
Musik, Kaffee mit viel Zucker, Zigaretten und
Tränen
zum Frühstück.
Grelle Farben verdecken das Leid.
Maskierte Bilder.
Symbole.
Anfang der Metamorphose.
Ein Bild entsteht.
Expressionistische Strukturen,
gezeugt aus Freude und Leid,
Gedanken
vom spürbaren Leben,
vom spürbaren Tod,
teils aus Liebe,
teils aus selbstzerstörerischen Selbsthass,
stumme schreiende Verzweiflung,
um nicht Selbstmord
als Lebensziel zu haben.
Die Hand malt das, was die Augen sehen.
Aus der Abstraktion geborene
wiederauferstandene Kunst.
Paranoisch-kritisches Sehen.
Visionen.
Symbolismus.
Surrealismus.
Vieldeutige Vexierbilder.
Doppeltbilder.
Gefühlte Bilder.
Wer malt so viel Schmerz?
Blonder, wunderschöner, geheimnisvoller Traum,
du scheinst so nah und warst doch scheinbar unnahbar
Perspektivlosigkeit und Angst hielten meine Zunge lähmend im Zaum.
Entwickelte ich Mut, dich anzusprechen, schien ich für dich unsichtbar.
Nur Wunschvorstellungen und Hoffnungen ließen mich hier verharren,
hier am Ort der verstorbenen Träume, umgeben von süchtigen Dramen.
Ich will nicht als trauriges Bild im alkoholisierten Bakterienherd der Dummheit erstarren
und verlasse nun den lähmenden, phantasieeinzwängenden Rahmen.
Das starke Geschlecht.
Mann oder Frau?
Schwanz oder Fotze?
Diese Frage
ist so lächerlich
für die Intelligenz,
für das Intellekt,
denn wer sich von
seinen oder seiner
Schwanz oder Fotze
lenken lässt
oder von
einer oder einen
Fotze oder Schwanz,
ist der Dumme,
ist der Schwache.
Wo entlade ich meinen Hass?
Wo entlade ich meine Zerstörungswut?
Im Proletariat des einengenden Unverständnisses derer, die meinen, zu leben?
Nein, es sind wimmernde Nachgeburten ihrer eigenen naiven Unschuld,
gelbe Galle der Dummheit,
trunkene, selbstgefällige, unterentwickelte Frühgeburten.
Zwar geborene Opfer,
doch zu gering, um Gefühle für sie zu entwickeln.
Keine Liebe,
keinen Hass,
kein Mitleid,
keine Freude.
Die Alternative
für die alternative,
alte Naive,
die keine Alternative ist,
für die militante
Tante,
die zu Frauenbewegungen geht,
Frauenbewegungen mag,
aber keine Frauenbewegungen macht,
für die kranke Schwester,
die keine Krankenschwester ist
und sich eingebildet
einbildet,
gebildet zu sein,
ohne Intellekt,
die Frauen intern leckt,
die Frauenhintern leckt?
Ein Einführungspreis
zum Einführen.
Für die kack Tusse
einen Kaktus.
Wenn der Wind mich weitertreibt
und nichts von dem Gewesenen bleibt,
dann will mein Herz der Gewohnheit entfliehn,
auch wenn’s weh tut, ich muss weiterziehn.
Meine Stimme verstummt. Ich werde leise.
Sehnsucht erfüllt mich. Ich gehe auf die Reise.
Ich, der seinen Weltschmerz vor sich her karrte,
den das Schicksal narrte,
der trübsinnig und lethargisch vor sich her starrte,
der sich selbst aufklärte,
der seine Sicht aufklarte,
ich bin nicht der harte
Behaarte,
auch nicht der weiche Zarte
à la carte.
Man steckt mich in keiner Schublade
oder Sparte.
Ich, der aparte
Smarte,
stehe darüber und warte,
bis ich die Richtige finde
und dann starte,
in Musik, Wort, Bild und Skulptur,
mit den facettenreichen Künsten auf der Karte.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2009
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