„Ich bin ich,
Ihr seid Ihr“,
sagt der Spiegel
unaufhaltsam zu mir.
„Schaut Euch an,
in Euch hinein.
Ich bin nur Reflex.
Ihr seid der Schein.“
Mein Herz ist schwer.
Mein Kopf schmerzt mir so sehr.
Sehnsucht beschwert meine Brust.
Ich hab zu nichts mehr Lust,
keine Kraft mehr in den Beinen.
Ich möchte schreien, ich möchte weinen.
Es tut so weh, zu leben.
Es tut so weh, zu lieben.
Ich glaube, ich bekomme einen Nervenzusammenbruch.
Die Hoffnung liegt tot in den Scherben meines Spiegelbildes.
Verbrannt, der Vorhang der Wunschvorstellungen,
Asche, die der Wind in die Wüste trägt.
Verschwunden mit einer Lüge,
um nicht mehr verstümmelte Worte
der säurehaltigen Enttäuschung,
die mich innerlich zerfrisst,
zu entblößen.
Ich möchte sterben.
So wende ich mich ab
von der Realität,
vom Weltlichen,
ziehe mich zurück
und bitte um Vergebung,
für immer.
Langes Warten,
Sehnsucht,
Entzugserscheinungen,
Junker,
turkey,
schmachten.
Dann du,
wie eine Spritze
ohne Turn,
ohne Kick,
bis du wieder gingst
und ich warte.
Langes Warten,
Sehnsucht,
Entzugserscheinungen,
Junker,
turkey,
schmachten.
Eine Träne fällt zu Boden,
nachdem sie, aufgelöst im Schmerz,
die Kerze ansteckte
und als erste
sich von dem,
auf den mit Blumen und Kränzen geschmückten Katafalk,
aufgebahrten Toten
zum letzten Mal abwendete
und gebrochen vor Trauer,
die folgenden Tränen
nicht mehr aufhalten könnend,
die Kirche verlässt.
Anfang vom Ende des Requiems.
Wie viele Worte,
wie viele Gefühle,
die Worte nicht zu fassen vermochten,
spricht doch diese eine einzige,
vom Schmerz geschwängerte, Träne.
Die anderen Trauergäste folgen ihrem Beispiel
und stecken nach und nach jeder eine Kerze an,
wenden sich von dem Toten ab und verlassen die Totenmesse, verlassen die Kirche.
Jedes Kerzenlicht, das entfacht und hingestellt wird,
spiegelt sich in den großen, silbernen Kerzenständer
und gleitet daran hinab,
feurig wie die Träne
des scheinbar unabwendbaren, endlosen Trauerschmerzes,
Licht für Licht,
Tropfen für Tropfen,
Träne für Träne,
wie Sonnenuntergänge im Zeitraffer,
einer nach dem anderen,
schnell und still.
Er schämte sich seiner Tränen,
obwohl sie doch reinen Ursprungs entsprangen.
Es waren Rinnsale göttlicher Quelle,
aus den Rissen der Mauer sich befreiend,
sich der jahrelangen Gefangenschaft zu entledigen.
Die Revolution der Gefühle hatte begonnen.
Ein stummer Schrei verhallt in der Ewigkeit.
Ich wollte nicht leben und nicht sterben.
Ein Staubkorn, verloren in der Unendlichkeit.
Ich wollte nicht geben und nicht werben.
Ich sehnte mich nicht in diese Welt.
Ein Irrtum, begangen zu einer falschen Zeit.
Ich bin kein Feigling und auch kein Held,
ein Weh, jammernd in einer Welt voll Leid.
Ich bin ein Buchstabe im Buch der großen Lüge,
eine Träne im Ozean des falschen Lebens.
Ich wollte kein Teil sein vom großen Gefüge.
Nun muss ich leben. Klagen tu ich vergebens.
Ich warte auf den Untergang der Sonne,
um mich selbstgequält hinauszuschleichen.
Wieder mag ich keinen Menschen sehen,
keine Ausdünstungen des Tages,
geschwängert im Feiertagsrausch,
im selbstgefälligen Licht der Sonne.
Schmecken, um davon vergiftet zu werden.
Wie verächtlich und niedrig ist Begierde der Realität?
Es beginnt die Vermarktung schäbiger Interpretationen
eurer Götter, die nie geboren wurden.
Hast du es gewusst?
Das Alter ist ein ständiger Verlust
und doch wartet man auf Gewinn.
Man sucht für sein Leben, seine Taten einen Sinn.
Man verliert das, was man liebt.
Ständig wird vom Schicksal ausgesiebt.
Freunde sterben, Freunde verwesen.
Grabinschriften kann man bald nicht mehr lesen,
denn auch der Stein verwittert.
Ach, warum bin ich nur so verbittert?
Warum lebe ich nicht den Moment?
Denn auch meine Zeit rennt.
Der Narr sitzt am Pfuhl,
gefesselt auf dem Stuhl
und wartet auf die Ewigkeit,
doch sie ist bei ihm zu jeder Zeit.
Jetzt braucht er nur in den Pfuhl zu sehen,
dann kann er zumindest in Gedanken fliegen, wenn schon nicht gehen.
Doch darf er sich nicht zu weit vor beugen, sonst wird er in den Wolken versinken
und jämmerlich ertrinken.
Ich lebe in einer Traumwelt
und in der kannst du mir nicht folgen,
denn dein Denken ist mir viel zu real.
Du willst das Weltliche und das ist mir egal.
Ich wollte in die Fremde,
doch da kam eine Fremde
und ich ging fremd,
drang ein in die Fremde,
bis die Fremde kam.
I ch vermied es lange, mich zu binden.
C iao, ciao. Ich wollte niemanden finden.
H eute weiß ich, dass es dich gibt.
L eichter ist das Leben, wenn man liebt
I n deinem Licht geht mein Frust unter.
E s holt mich vom stärksten Horrortrip herunter.
B ei dir fühle ich mich erwärmt und geborgen.
E s gibt nach einer kalten Nacht immer einen warmen Morgen.
D eutlich sehe ich in der Nacht dein Gesicht.
I ch weiß, verlieren möchte ich dich nicht.
C ‘est la vies. So ist das Leben.
H erz, ich fühle dein Beben.
Ich hab die Liebe nicht gefunden.
Hab schon so lange gesucht.
In Schmerzen und Albträumen gewunden,
habe ich zu leben versucht.
Mir ist die Lust vergangen.
Ich frag mich, was ich hier noch soll.
Meine Hoffnung ist verhangen,
mein Hirn mit Schwermut übervoll.
Vom Schicksal schwer geschunden.
Wie oft habe ich mein Leben verflucht?
Noch am kranken alten Körper gebunden,
hab ich den Tod als Freund gebucht.
Einstige Lieder in Dur verklangen.
Ein sanfter Tod wäre toll.
In mir stirbt fast jegliches Verlangen.
Die letzte Melodie ist in Moll.
Dornen gestalten meine Gedanken,
zerreißen meine Haut, zerreißen meine Schranken.
Tränen zerbrechen den gestauten Damm.
Meine sandige Einöde saugt wie ein Schwamm.
Blutige Flutwellen überschwemmen mein Land.
Darin ertrinkend strecke ich meine Hand.
Doch greift sie in die Leere, findet keinen Halt.
Ich ertrinke, sinke ins Dunkel. Mir ist so kalt.
Ein Strudel zieht mich hinunter.
Ich tauche immer weiter unter.
Ein erstickter Schrei wird zähflüssig vom Nass gefüllt.
Ein Körper wird von kaltem Schwarz umhüllt.
Wem ich vertraue,
Freunden oder dem Tod?
Freund Tod.
Andere Freunde habe ich nicht,
denn nur
auf den Tod
kann man sich verlassen
und
mit dem Tod
kann man sich verlassen,
seinen Körper verlassen.
Einer für alle.
Alle für einen.
Ist einer alle,
nützt auch kein Weinen.
So viele wundervolle, weibliche Geschöpfe.
So viel Liebe, so viel Sehnsucht.
Mein Herz zerfließt zu unzählbaren Tränen,
auf denen sich das euphorisierendwirkende Sonnenlicht
glitzernd reflektierte.
Doch mit dem Untergang der Sonne
verschwand das Licht,
verschwand die Euphorie,
erschien der honigfarbene Vollmond,
erschien die Melancholie,
die, von der Sehnsucht genährt,
eine Symphonie brennender Gefühle
unerfüllter Liebe entfachte.
Kleider machen Leute,
innere Werte machen Menschen,
und so bleibe ich Mensch
und lass die Leute Leute sein.
Starr starrt am Start der Star in abnehmender Erstarrung.
Warten in Erwartung.
Mut trotz Wehmut,
trotz schweigender Demut,
stillt still das ängstliche Ritual der Stille.
Willentlich unterdrückter Wille
im Prozess dieser Prozession.
Variation der Kreation.
Begattung oder Bestattung
des Letzten,
des letzten der Letzten,
des letzten der Letzten, der letzten Gattung,
des letzten der Letzten, der letzten letzten Gattung?
Droht Not?
Droht Tod?
Was hält der Held von der Liebe, die Glück enthält und wärmend erhellt?
Was hält der Held von der Liebe, die Glück enthält und wärmend erhält?
Was behält der Held von der Liebe, die Glück enthält und wärmend erhellt?
Was behält der Held von der Liebe, die Glück enthält und wärmend erhält?
Verspricht die Liebe
oder verspricht sich die Liebe,
die schönste aller Triebe?
Als er enttäuscht
sein Gefühlsverlies verließ,
die Gefühle entließ,
sie verstieß,
kam eine Regung,
kam eine Erregung,
Stimmungsvolle Unstimmigkeiten.
Er bedrang den Drang.
Er bezwang den Zwang.
Keine Lust auf Lust.
Er hat sie ausgelassen ausgelassen.
Dem Überdruss überdrüssig,
blieb sie im Überschuss überschüssig,
im Überfluss überflüssig,
blieb sie
unbegehrt,
unbekehrt,
unbelehrt,
unversehrt,
unverzehrt,
unverzerrt,
unbetört,
unverstört,
unzerstört.
Ich saß
und sah’s.
Das war’s.
Introvertierte Introspektion,
gelegentliche Introjektion,
um auf die Introversion
zurückzukehren.
Der Intuition folgend,
folgt die Introduktion
der Kreativität als Inspiration
mit der Intension
einer Intrusion.
Eine scheinbare Invention,
die keine Invention ist,
sondern eine Injektion
der Zukunft,
eine Investition
der Zukunft,
eine Investition
für die Zukunft.
Ich lausche den Naturgeräuschen,
in Form von ekstatischen, weiblichen, lauten Atmen,
das zu einem rhythmischen Melodiegewitter
aus Wortfetzen, Stöhnen und Schreien
im Orgasmus des horizontalen Liebesreigen
explodierte.
Doch diese Wunschvorstellung
zerschmilzt zur bittersüßen Sehnsucht.
Sehnsucht mit kindlicher Angst der Unschuld gepaart
stammelt Worte, die sich zitternd zu Fragen formen.
„Wo ist meine Liebeslehrerin?
Wer gibt mir weichen festen Halt?“
Dir ging es in letzter Zeit nicht gut,
warst irgendwie durch den Wind,
doch heute hattest du Mut.
Dein Schicksal änderte sich und dich geschwind.
Vorbei ist nun Trauer, Schmerz und Wehmutflut.
Du wartest im Wind.
Du wartest im Wind, dass jemand seine Schritte in deine Richtung lenkt
und dich endlich, endlich vom Strick abhängt.
Doch du wartest in den Wind, alles in den Wind.
Doch du wartest in dem Wind, du wartest im Wind.
Genug zu Essen,
Essen satt.
Doch mir ist der Appetit vergangen.
Ich habe das Essen satt.
Also kein Sattessen,
stattdessen frisst das Klo mein Essen.
Es ist viel schneller als ich.
Es verschlingt es
und scheint immer noch nicht satt.
Es ist viel schneller als ich.
Es isst viel schneller als ich.
Es isst viel.
Es isst viel schneller.
Es trinkt viel schneller.
Es trinkt viel.
Nebelartiger Atem der Zeit
zwischen Nacht und Tag,
idyllisch friedlich und märchenhaft
und doch
geheimnisvoll.
Jungfräuliche Aura der Zwischenzeit,
unbefleckter Traum,
beginnend sich aufzulösen,
um zaghaft
die hellen blauen Augen der Hoffnung
wie Knospen aufblühen zu lassen.
Den gemächlich schwindenden, stillen Schleier erblickend,
folgt dieser Blick ihn neugierig
und beobachtet seinen Untergang.
Sanft dringen seine Reste in den Boden
und nässen die Erde, um sie zu wecken,
um sie wachzuküssen.
Dann, zur Erinnerung geworden,
nähren sie die Knospen des neuen Erwachens.
Erste, noch schwache Sonnenstrahlen
färben gleitend die Idylle in weiche Pastellfarben,
die zunehmend kräftiger werdend,
den nahenden Frühling erahnen lassen.
Unendlich in der Zahl glitzernde Tautropfen
im morgendlichen Licht,
jetzt gleißend, einen weißglühenden Tränenmeer gleich,
ohne Horizont.
Sind es nun Tränen der Trauer,
des Abschieds von der Nacht
oder sind es Freudentränen der Erwartung, der Hoffnung
auf die glückliche Empfängnis des neuen Tages?
Mutter Erde erwacht
und begrüßt das Kommende
mit einem Lächeln der Unschuld,
leicht und zart, wie ein schwebendes Blütenblatt,
wie eine gleitende Feder im luftleeren All.
Hell erstrahlt das Lächeln
im Licht der aufgehenden Sonne,
die sich geruht, zunehmend
das beginnende, aufblühende Treiben von oben herab zu betrachten.
Distanziert, erhaben und doch scheinbar überall anwesend und integriert
treibt sie das Werden voran,
hat regen Anteil am Leben,
ist die wärmende Quelle, die durchdringende, gutgelaunte,
spendierfreudige Freundin.
Durch sie erst wird dem Leben es ermöglicht zu existieren,
um zu wachsen, um sich ständig neu zu verändern,
sich selbst zu gestalten
oder
sich selbst zu zerstören.
Die Zeit kommt.
Die Zeit geht.
Die Zeit rennt.
Die Zeit steht.
Was ist diese Götze,
genannt Zeit,
im Angesicht
der Ewigkeit?
„Hallo,
wie geht‘s denn so?“,
fragt traurig der Po
das Klo.
Dieses entgegnet gar nicht froh:
„Beschissen. Wieso?“
Die Antwort erscheint wie ein Echo.
„Oh,
nur so.
Ach iwo.
Ich weiß nicht, warum, aber mir juckt das so.“
Nun kommt es roh
vom Klo:
„Ich fühl mich beschissen und von dir beschmutzt, Po.
Du Arsch! Du kannst deine Scheiße woanders ablassen. So!
Du hast mich beschissen, angeschissen, und jetzt hast du einen Floh.“
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2009
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