Er wartet.
Wasser wartet.
Was, er wartet?
Was erwartet
er,
wenn er am
Wasser wartet,
wenn das
Wasser wartet?
Nichts mehr,
wenn er in das
Wasser watet.
Was sah
er?
Wasser.
Wasser wartet.
Sanfter, heller,
zauberhafter Schimmer,
der zart
und sphärisch
den fast vollen Mond
in betörender Schönheit
umhüllt,
umgeben
von langsam dunkler werdenden,
tiefen,
satten
Kobaltblau.
Weicher Schein,
du scheinst
scheinbar
das einzige Licht
mit dem Mond
als reflektierenden Ursprung,
wenn da nicht die unzählbaren,
funkelnden
Sterne wären,
welche die Unendlichkeit des Alls
erahnen lassen
und einen durch die Augen
des inneren Kindes
ins Staunen versetzen.
Wie klein
und unwichtig
man selbst
doch ist.
Ist man denn nicht selbst
nur ein kleiner Punkt,
den man schnell aus den Augen verlieren kann?
Wenn man nicht mehr ist,
sind die Sterne noch da
und du, mein Mond,
du letzter Freund,
dessen tröstender Schein
mich durch die Nacht begleitet,
während ich in deinem Licht
die dunklen, bizarren Wesen und Gestalten,
die mein Unterbewusstsein
aus den Baumwipfeln
und den Schattenspielen formt,
beseelt
betrachte.
Ich staune
andächtig
und fühle,
dass ich lebe.
Interpretierend
und sinnend
und doch
offen
schaue ich mir den imaginären Film an,
den mein Ich
dreht.
Gefallendes, gefallenes Laub,
bunter Laubraub,
noch keine Erde,
noch kein Staub,
spielerisch tanzend im Kreise,
geht dieser leise
auf langer Reise,
raschelnd vom Herbstwind bewegt,
der auch mal stürmisch fegt,
dann sich mit dem Laub wieder legt.
Bereits bereit,
ein Hauch von Vergänglichkeit
macht sich breit,
wie auch eine Ahnung der Ewigkeit.
Frau oder nicht Frau,
ein Loch
bekommt man
am Ende doch.
Jedoch
recht dreckig
und
rechteckig,
dennoch
ein Loch.
Po
poetisch
ästhetisch
ethisch
Po
poethisch
Modell zwischen Schein und Wirklichkeit,
Künstlichkeit und Leben,
Puppe und Mensch,
Frau und Schneiderpuppe,
Schaufensterpuppe und Model.
Vorgeführte, vorführende Vorführdame,
Mannequin,
lebst du?
Ungeweinte Tränen,
die das innere Brennen nähren,
wurden zurückgehalten und gestaut
zu einem Feuer,
das ihn innerlich aufzufressen schien.
Nur wenige Tränen entkamen der eiskalten Maske,
die ab und zu lächelte,
wenn jemand anwesend war
und danach,
endlich allein,
wieder im Weltschmerz versank,
vergiftet vom Leben,
Trauertränen,
die sie nicht zu halten vermochte
und die die von der Realität
geschundenen Augen fluteten.
Doch nur kurz
rannen sie über die Maske,
die auch allein
sonst nie Gefühle zeigte,
denn sie wurden schnell
wieder beseitigt.
Die Maske erstarrte,
erkaltete wieder.
Zurück blieben
ungeweinte Tränen.
Zu zweit
ein Leben weit,
meine Melancholie,
meine Melodie,
du wirst immer in mir sein.
Du, du lässt mich niemals allein.
Wo ich auch hingehen werde,
egal welcher Flecken auf dieser Erde,
du bist meine scheinbar ewige Wegbereiterin.
Du, nur du bist meine ständige Wegbegleiterin.
Zu zweit
ein Leben weit,
meine Melancholie,
meine Melodie.
Es brennt in meiner Brust ein leises Feuer,
klein, aber doch bedrückend heiß und schwer.
Auf meiner Brust drückt das Gewicht der Sehnsucht
Lachen, sprechen oder schlucken kann ich nun nicht mehr.
Abschiedsstimmung wird in mir wach. Ich möchte weinen.
Leises Feuer, bittersüße Melancholie, du schmerzt mir so sehr.
Ob himmelhoch jauchzend
oder zu Tode betrübt,
hab ich doch das Leben
oder den Tod geliebt.
Gibt es nur Richter und Henker
im Land der Dichter und Denker?
Wo sind die Lichter und Lenker?
Lügen,
um zu lügen,
um über Geringfügiges
zu verfügen,
lügen,
um zu trügen.
Lügner tun sich nur selbst betrügen.
Ich will nicht rügen,
denn das ist kein Vergnügen.
Ich will nicht Lügen
durchpflügen,
muss mich dieser Seuche vorerst fügen,
getäuscht,
mich enttäuscht
und müde mit dieser lächerlichen,
verächtlichen Realität begnügen
und werde nichts mehr hinzufügen.
Kann denn nicht die Wahrheit genügen?
Wenn ich das Meer seh,
seh ich den See nicht mehr,
denn der See wurde zu der See,
wurde die See,
die ich seh,
wurde mehr,
wurde Meer,
wurde mehr Meer.
Man muss sich mehr regen am Meer,
beim regen Regen am Meer,
aber nicht aufregen,
denn irgendwann wird der Regen mehr
und Regen folgt auf Regen.
Der Regen wird mehr.
Der Regen wird Meer.
Das Meer wird mehr.
Mehr Meer
durch den Regen,
mehr Meer
durch den regen Regen,
doch wird das Meer
zu Regen immer mehr,
verdunstet es sehr
und ist dann irgendwann kein Meer mehr,
ist dann irgendwann kein See mehr.
Dann seh ich kein Meer mehr
und seh kein See mehr.
Der letzte Kuss bleibt mir verwehrt,
Sehnsucht,
wie auch der erste, leidenschaftliche Kuss
mir nicht erlaubt, mir nicht vergönnt,
bleibt eine Ahnung, bleibt eine Hoffnung,
bleibt
Sehnsucht.
Und dazwischen
Sehnsucht,
schmerzende Sehnsucht,
transparente Leidenschaft zum Traum transpirierend,
metaphysischer Nektar, sich selbst befruchtend,
sich als Gelee Royal selbst nährend,
voller Zauber und mystischer Demut
und doch hungernde Tränen der Endzeit,
der entzauberten Realität bleibend,
die nackt und alleingeblieben blutet und als hochschwangerer Wunsch
mit der rotglühenden, untergehenden Abendsonne
entsetzlich langsam und unter schmerzenden, brennenden Qualen
mit stillem, ersticktem Schrei
blubbernd in dem Meer dieser Tränen ertrinkt, tosend, dampfend, brodelnd erlischt.
Trotz weitaufgerissenen Mundes, bleiben die letzten Worte stumm,
nicht hörbar.
Hilfesuchend, vom Überlebenswillen gelenkt,
schießt eine verkrampfte Hand noch einmal in die Höhe,
doch greifen die dürren Finger ohne festen Halt ins Leere.
Langsam entkrampfend geben sie auf und tauchen wieder unter,
ihrem Körper folgend.
Es ist vorbei.
Das tiefblaue Wasser glättet sich,
wird zum Spiegel der sich ankündigenden Nacht.
Es wird kalt, es wird dunkel, es wird Winter.
Einsam fliegt eine weiße Möwe über das erstarrte, erkaltete Eis dieser Erinnerung.
Eine gefrorene Träne, einer kristallenen Perle gleich,
fällt und verschwindet im kalten Weiß,
wie auch die Möwe, die diese, ihre letzte Träne, verlor,
bald als kleiner weißer Punkt am hellen Horizont nicht mehr sichtbar,
für den Betrachter, nicht mehr wahrnehmbar ist.
Was bleibt, ist die bizarre Eislandschaft,
Eisberge, erfrorener Wesen gleich,
und der eiskalte Atem, der alles erfrieren lässt,
der tote Odem der Liebe,
die Wunsch geblieben, nie geboren wurde.
Alles in den Wind,
in den eiskalten Wind.
Was bleibt, ist das ewige Eis,
unter dem der tiefgefrorene,
verendete, skelettierte Kadaver des Wunsches
für die Nachwelt erhalten bleibt.
Sollte man nach einer kontinentalen Erwärmung,
nach einer Eisschmelze
ihn finden und zum Leben erwecken,
werden seine letzten unausgesprochenen Worte seine ersten sein
und mit dem Freiheitsschrei der wiederkehrenden Möwe
gleichzeitig herausgepresst,
ja, vielleicht sogar herausgeschrien werden.
„Liebe mich!“
„Du machst mich real“,
sagte die Sehnsucht
zur Liebe.
Ich sehe Elend und Sucht,
fehlende Liebe und die Flucht,
Junkies, die wie Zombies taumeln,
Selbstmörder, die an Heizungsrohren baumeln,
Stinkende, verdreckte Wunden, die eitern,
Wiederbelebungsversuchte, die scheitern.
Suchende erfrieren in ihrem Urin.
Alkohol ist Freund und Ruin.
Ich höre in mir einen ewigen Schrei
und wünschte er geht endlich vorbei.
Doch er liegt in des Schicksals Händen
und wird wohl erst mit meinem Tode enden.
Nur die Moral
macht aus Gedanken
schmutzige Gedanken.
Gleichgültigkeit, die mir gleichgültig ist.
Endgültig verendete Endgültigkeit?
Sicher ist, dass nichts sicher ist.
Scheinbar ewig ist scheinbar nur die Ewigkeit.
Alles andere ist Metamorphose des Seins.
Keine ständige beständige Beständigkeit
in der Ewigkeit ihren ständigen Wandel. Alles ist eins.
Lebe, lebe den Moment, lebe die Gelegenheit.
Der Nebel macht mir bewusst,
der Himmel fängt gleich über dem Boden an,
und so schreite ich durch die sanften Wolken,
anstatt zu schweben.
Die Wärme der Sonne durchflutet erhitzend meine Leiblichkeit
und macht mich müde, macht mich schläfrig, macht mich breit.
Zärtlich berührt der kühle Wind meinen schweißbildenden erhitzten Körper.
Wellenförmige angenehm kühlende Liebkosungen eines anorganischen Wesens,
die den Leib zart rauf und runter streichen, zart rauf und runter streicheln,
wie der Atem aller liebenden Frauen.
Sanft werde ich vom Boden gehoben
und auf weichen Wellen behutsam durch die ätherische Luft des Traumes getragen,
der gerade zärtlich und liebevoll geweckt wurde.
Ich war geknickt.
Sie wollten, dass ich mich beuge,
wollten mich biegen,
mich verbiegen,
Sie wollten mich brechen,
auf Biegen und Brechen.
Doch auch wenn ich mich mal verneige,
aus Hohn mich verbeuge,
ich behalte meine Neigungen,
bleibe kreativ und beuge vor.
Ein seidener Schleier
verhüllt sanft den Himmel
zu einem hingehauchten, samtweichen Dunkel,
der zerbrechlichen Stille.
Es ist sie,
die Nacht,
die meine Seele,
meine Sinne zart berührt
und streichelt.
Ich bin allein
und doch nicht allein,
denn ich bin eins
mit ihr,
eins mit der Nacht,
in der ich langsam eintauche.
Die Nacht
ist meine Freundin,
mit der ich scheinbar endlos
vereint bin,
bis der Tod uns trennt.
Ich weiß nicht,
ob es der Tod ist,
den der Tag
meiner Freundin bringt
oder der Tod,
der mich den Tag
nicht mehr sehen lässt.
Halbmond,
der hell betont,
unbewohnt,
über uns throhnt,
uns mit seinem Anblick belohnt,
noch nicht verhohnt,
noch nicht geklont,
echt ungewohnt,
der Mond.
Rein
mein
Sein
lässt mein
Bewusstsein
und mein
Unterbewusstsein
mein
Bewusstsein
und mein
Unterbewusstsein
sein,
mein
Bewusstsein
und mein
Unterbewusstsein,
mein
Sein
und das Sein,
sich mein
Bewusstsein
und mein Unterbewusstsein
bewusst sein,
sollte es nicht nur unbewusst sein
oder unterbewusst sein,
sonst wäre es nur mein
Unbewusstsein
oder mein
Bewusstlossein.
„Tod oder Leben?
Das muss ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen“,
sagte er
und drückte
den Abzug der Waffe ab,
deren kalter Lauf,
von den Lippen berührt,
im Mund steckte.
So schnell hatte er
noch nie ein Bild fertig.
Ein bisschen viel Rot.
Ein bisschen viel Tod.
Dann erwachte er und
lernte das Malen.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2009
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