Mir ist nicht gut.
Bin voll von Wehmut,
in mir stärker werdende Glut, leises Brennen.
Tränen drohen sich von den Augen zu trennen.
Ich möchte rennen, möchte fliehen,
in die Ferne ziehen,
entfliehen, doch ich weiß nicht, wohin.
Kein Ziel hat einen Sinn.
So bleibe ich, wo ich bin, bleibe hier
und die Wehmut bei mir.
Ich ertrage sie schier, die Wehmut,
liebe sie in Demut.
Wehmutsflut, du machst mich demütig
wehmütig.
In Schwarz gehülltes Schweigen,
feucht, kalt und vergrämt.
Wiegend tanzend im betäubten Reigen
ist der Geist wie gelähmt.
Die Sonne im Grau ertrunken.
Zähflüssig mutiert die Luft.
In depressiven Gedanken versunken
wird demütig mein Haupt zur Gruft.
Weiß wie Schnee die kalte Haut.
Sehnend friert allein das Ich.
Mein Eispalast wird gebaut.
Blutend verkrieche ich mich.
Ich will nicht weiter gehn.
Die Stille ist mein Zuhaus.
Nur in Einsamkeit vermag ich in Ruhe zu sehn.
Die Realität schließe ich aus.
Freunde, ich schaffe es nicht mehr.
Eine Faust umklammert mein Herz.
Sie ist kälter als jedes Eis.
Ich kämpfe und setze mich zur Wehr.
Sieger bleibt ein kalter, doch flammender Schmerz.
Ich denke ich gehe und bezahl den Preis.
Ich habe es verstanden, warum ihr gegangen seid.
Ihr konntet eure Sehnsucht nicht mehr stillen.
Ein neuer Anfang war auch immer ein neues Ende.
Und so fließen auch meine Tränen in die Ewigkeit.
Immer wieder bricht das Schicksal meinen schwachen Willen.
Ich möchte nicht mehr, doch noch sind es meine Tränen, die ich euch sende.
Tränen der Trauer sind sehr teuer,
vom Tod bezahlt, der die Augen flutet.
Trauer dieses infernale Feuer,
der Liebe, die unerfüllt blutet.
Feuer, das von innen her verbrennt,
doch niemals Wärme spendet.
Es dauert lange, bis man sich von der Trauer trennt,
Hoffnung aufkeimt und das Schicksal sich wendet.
In den zunehmend transparenten, zärtlichen, aber nicht spürbaren Armen
einer allesversprechenden Liebe, die sich enttäuschend als Lüge demaskierte
und in der Kanalisation des Lebens verschwand, ...
in den im Sand versickernden Tränen, die das Brennen der Trauer
nicht zu löschen vermochten, die auf den Gräbern meiner Freunde herabfielen,
als meine innere Mauer zerbrach, ...
in den sich ausbreitenden Wellen um den monoton plätschernden Regentropfen,
die sich mit dem Wasser eines Sees vereinigten,
um melancholisch wiegend zu tanzen, ...
fand ich tief in meiner Seele
die Sehnsucht zu gehen,
in Form eines ewigen Schreies
der unerträglichen Gefühle,
die sich gänzlich in ihr ausbreiteten,
die beenden und neu anfangen wollten
in der Metamorphose des Lebens,
der dann momentan scheinbar
unaushaltbaren Ewigkeit.
„Lass mich allein!“,
krächzte flüsternd die zitternde,
von Bitterkeit geformte,
blasse, blutleere Stimme
mit melancholischem Akzent.
Entkräftigt, ermüdet,
von allen nichtssagenden Dialogen längst angewidert
sehnt sie sich ausgezehrt und durchsichtig
nach ewiger Ruhe
und versinkt im metallisch, bitter schmeckenden Speichel
der ohnmächtigen zähflüssigen Stille.
Der Schatten eines verzweifelten, verbissenen Lächelns,
aber nur ein Hauch, eine Ahnung geblieben,
verdunkelt sich und wird zur
emotionslosen, erstarrten Maske.
Mein Herz bleibt rein,
denn ich will es nicht
mit Liebe besudeln.
Ich sah schwarz,
um nicht rot zu sehen,
denn es war alles
wieder dasselbe,
nur in grün.
Grauer Alltag,
ich mach heute blau.
Hab das Essen
vergessen.
Ich litt,
verspürte Schmerzen,
deftig,
heftig,
weinte tränenlos,
schrie lautlos
unter anderem
unter anderen.
Tote Liebe.
Liebe Tote.
Liebe tote Liebe.
Ich spürte Liebe zum Tod.
Ich suchte Tod zum Lieben.
Die Sonne hält sich bedeckt,
hat sich versteckt,
will niemanden sehn.
Ich kann sie verstehn.
Ich sah ihn lange an,
als er sich vom Flug ausruhte.
Doch er wollte weiter hinauf,
empor, dem Lichte entgegen.
Ich blickte ihm nach und sann.
Nachtfalter, der nach Erleuchtung strebte.
Erleuchteter stinkender Rauch stieg auf,
empor, der Dunkelheit entgegen.
„Wo wollen wir hin?
Zurück?“
„Hat keinen Sinn.
Kein Glück.“
„Wieder nach oben?
Diesmal auf die höchste Reise?“
Da sind sie auch schon abgehoben.
Es wird leise.
Der Vorhang auf der Bühne schließt sich schnell
und lässt ein paar Fragen im fast leeren Raume schweben.
Im Theater wird es hell.
Vor den offenen Flügeln der Tür sieht man Gestalten sich erheben.
Das Neonlicht geht an und beleuchtet die Realität grell.
Nur die Hoffnung bleibt träumend auf ihrem Sitzplatz kleben.
Übelriechende Straßen,
siechendes Gedärm der heuchelnden Stadt,
überfüllt mit kriechendem Gewürm,
mit geiferndem Ungeziefer
des scheinbar heiligen Tages
im scheinheiligen Schein der Sonne,
die vor der Nacht flüchtet
und sich schnell hinter den Häusern,
die wie faule Zähne zum Himmel stinken,
verkriecht,
wie die jämmerlichen Kreaturen,
Kakerlaken, Bakterien, Schmarotzer,
die Seuche der Natur,
das Krebsgeschwür des Lebens,
die Mutter Erdes Gesundheit kosten,
sich in den hohlen Zähnen
vor der Dunkelheit verstecken
und sich die Wahrheit
und andere Lügen des Tages erzählen,
während sie heimlich,
trunken vom Ego,
masturbieren.
Was fraßen die Kakerlaken,
als der Kühlschrank leer war?
Was fraßen die Kakerlaken,
als der von Flöhen angefixte,
ausgesaugte, tote Hund verspeist
und schon lange nicht mehr da war?
Was fraßen die Kakerlaken,
als selbst Dreck und Kot schmatzend verschwand?
Die zusammengekrümmte Leiche,
die sich leicht zu bewegen scheint,
in einer penetrantstinkenden,
trockenen, verkrusteten Urinlache
auf dem Bett
kann nicht antworten.
Sie ist mit Kakerlaken übersät.
Manchmal komme ich mir
‘wie ein Schluck Wasser in der Kurve’ vor,
der nur seine Richtung behält,
immer im Kreis,
weil er ‘im Eimer ist’.
Doch auch wenn sich alles dreht,
drehe ich nicht durch.
Ich stand vor ihr mit weichen Knien.
Mir war etwas mulmig zumute
und der Magen verkrampfte sich etwas.
Die Hitze im Kopf steigerte sich.
War es Angst?
Zaghaft berührte ich sie.
Sanft glitten meine Finger
über ihre samtweiche,
pfirsichartige, weiße Glätte.
Sie fühlt sich gut an.
Ich möchte sie küssen.
Und wieder steigt Angst
und Hitze in mir auf.
Zitternd berühren meine Lippen
sie mit kaum merklichem Druck.
Hat sie sich bewegt?
Sie wirkt so rein und unschuldig,
so jungfräulich.
Wie wird sie sein?
Werde ich sie lieben, hassen
oder Angst vor ihr haben?
Wie lange werden wir zusammen sein
und wie leidenschaftlich wird meine Liebe zu ihr?
Sie, die ich so,
so sehr begehre,
meine Geliebte,
meine neue,
neue, geliebte
Leinwand.
Wie sie, die Schönheit, mich ansieht
mit ihren klaren, tiefen, blauen Augen,
in denen mir meine eigene Sehnsucht winkt.
Ich träume von einem Kuss,
der einen neuen Traum
aus ihren Lippen trinkt .
Eine Liebe wird schmerzlich geboren.
Schönheit, in dir möchte ich sterben,
noch ehe die Sonne rotglühend versinkt.
Du bist so nah
und doch so weit.
Ach, wäre ich doch
mit dir zu zweit.
Meine Gedanken kreisen.
Meine Phantasie webt.
Mein Verstand ist ausgeschaltet.
Meine Traumfrau lebt.
Was nicht ist, ist möglich.
Möglich ist also was nicht ist.
Möglich ist also nicht,
ist also nichts.
Unmöglich soll das Gegenteil sein,
ist aber auch nichts.
Denn was schon da ist, ist nicht mehr möglich, weil es da ist
und unmöglich ist es nach dem Sprachgebrauch auch nicht, weil es da ist.
Also sind diese Wörter paradox, leere Hülsen, die gefüllt werden mit einem falschen Sinn,
gefüllt mit Lügen, die der Logik, der eigentlichen Wortbedeutung widersprechen
und semantisch nicht erklärbar sind.
In diesem Falle macht also die Lüge, diese Kollektivlüge, das Unmögliche möglich.
Dass Wissenschaft gewissenhaft Wissen schafft,
ist wohl wahr,
aber auch Wissen schafft Wissenschaft.
Aber was ist nun wenn
zuviel Wissen die Wissenschaft schafft,
weil man wie in der Eifersucht mit zuviel Eifer sucht?
Dann wird Wissenschaft, die gewissenhaft Wissen schafft,
zur Leidenschaft, die leider Leiden schafft,
weil diese neuen Wissenseinflüsse und Emotionsergüsse
das Wissen des Verstandes verwirrt. Man verirrt.
Nur der, der darüber stand, über Emotionen und das Wissen des Verstandes, verstand es.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2009
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