Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der schmerz- und angstdurchflutet
und entsetzlich müde,
des Lebens müde,
beabsichtigt das gequälte Leben
der ewigen Ruhe überzugeben,
um endlich
zu schlafen,
endlich
endlos
zu schlafen.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der voll von Hass
und Enttäuschung
den Beschiss
Leben
vernichtend beseitigen will.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der Gott,
der sadistischen Sau,
endlich,
letztendlich
entfliehen kann.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der, durchtränkt von Selbsthass,
dieses verpfuschte Dahinvegetieren
des Versagens
für immer
beenden will.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der angewidert
von diesen jämmerlichen,
penetranten
Kreaturen,
die sich Menschen nennen,
beabsichtigt
mit seinem Freitod
ihnen aus dem Wege zu gehen.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der voller Freude,
gar lachend,
befreit,
erlöst,
gelöst
mit der Gewissheit,
dass all die Trauer,
die Qual,
das Leid,
mit seinem Tod endet
und er endlich,
endlich frei ist.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
der glaubt,
zu einem unkontrollierbaren
Wahnsinnigen zu mutieren,
und aus Angst vor sich selbst,
als Selbsthenker,
sich zwingen will,
Selbstmord zu machen.
Ich bin die Träne im Auge des Selbstmörders,
die ihn als Hoffnung
letztendlich
am Leben hält,
denn ich
bin wie er.
Ich bin Teil von ihm.
Ich bin wie er ...
schuldlos.
Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 30.01.2009
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