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Oh ... Wetter

Oh ... Wetter des Trübsales,

des Depressiven ... Males.

Nebel geformt fast wie Lemuren,

wie Geister, die nicht zum Himmel oder zur Hölle fuhren.

Kalte, graue, transparente, transzendente Scharen,

die sich finden, binden, winden und paaren,

sich formen zu einer noch lichten Dichte,

erstrahlt von hellem dichten Lichte,

der Friedhofslaterne am Wege,

unter der ich gerne, ... ich erwäge, ... träge läge,

einatmend die von welkem Laub modrigen herbstlichen Düfte,

atemberaubend und atemraubend. ... Ich schau in die Lüfte.

Auf jedem Blatte, das dann bunt vom Himmel fällt,

schrieb' ich Verse, bis jedes rund ein Gedicht enthält.

Tränen

Dicht an dicht

schmiegen spiegelnd

sich Tränen im Licht,

bleiben getrennt,

verbinden sich nicht.

 

Doch für die Augen

wird alles ein Meer,

alles fließt zusammen

vom Horizont bis hier her,

alles wird zu einer Träne,

und sie schmerzt im Auge so sehr.

Wenn du nach mir siehst ...

Wenn du nach mir siehst,

wirkt dein Blick gefasst,

wissend,

fühlend,

atmende Erhabenheit,

das Ewige spürend,

voll von tröstender Glückseligkeit

und liebend.

Du drehst dich im Kreise,

anmutig

anmutend

mit zart fließendem Gewande.

Der letzte Tanz mit dir,

unsere Seelen berühren sich,

und doch

schimmert ein Hauch

Trauer

in deinen Augen.

Trauernde Gestalten umgeben

deine sanfte Erscheinung,

schwarzgekleideter Schmerz,

wimmernde Masse,

Tränen.

Flüssige Blicke folgen der Rose,

die fällt

und fast lautlos

das Holz berührt.

Ihr folgen weitere Blumen,

schwindende Zeugen des Abschieds,

bunter Kontrast zum Schwarz

im Halbdunkel,

bald von Mutter Erde verschluckt.

Selig sollen sie sein,

die Armseligen,

die jämmerlich das Verpasste in ihrem Leben

beerdigen,

begraben

und nach ein paar Tagen

wieder vergessen haben.

Alle sehen nach unten,

alle,

alle.

Nur du siehst mich an,

denn du schaust nach oben,

zu mir herauf.

Gesunde, wunde Lust

Gesunde, wunde Lust.

Lust, brennende Wunde in meiner Brust.

Just in dieser Sekunde, in dieser Stunde, mir bewusst, 

mir bewusst, wie du mich bewusst beeinflusst.

Frust, gesteigerte Lust durch Verlust.

Kein Lustverlust ist Schmerz, ist gesteigerter Frust,

Sehnsucht nach dem Funde. Oh, gesunde Lust,

ich habe es nicht besser gewusst.

Ich gehe sonst vor die Hunde, gehe dann zugrunde,

versinke in deinem Munde, Frust, versinke in deinem Schlunde.

Lust, du musst.

Lust überrunde meinen Frust.

Lust, werde Liebe, werde robust.

Gesunde, wunde Lust.

Irgendeiner wartet immer ...

Irgendeiner wartet immer,

irgendwo zwischen jetzt und nimmer,

Frauen auf ihren Gefühlsstimmer ,

auf ihren Emotionstrimmer

und Männer auf ein Frauenzimmer,

nüchtern oder mit Alkoholglimmer

 

im Liebesentzugsgewimmer,

wie Junkies süchtig nach ihren Glückseligkeitsflimmer. 

Doch viele verloren ihren letzten Hoffnungsschimmer,

viele der Schmerz- und Leideserklimmer

schalteten ihr Lebenslicht aus, drehten am Dimmer.

Das Sterben wurde schlimmer,

 

immer

schlimmer.

Doch irgendeiner wartet immer,

irgendwo in seinem Zimmer

zwischen jetzt und nimmer.

Sehnsuchtsschwimmer.

 

Und irgendeiner wartet immer.

Alle Lust will Ewigkeit

Ich hatte sie gesehn,

wunderschön und mondän,

sehr weiblich, doch kalt,

trotz jungem Aussehen, war sie alt.

Sie stand da in Melancholie, in Melancholie der Einsamkeit.

Ich hatte für sie sehr viel Zeit, denn alle Lust will Ewigkeit.

Hier am Grab, an dem Ort der ewigen Ruhe,

stand sie, diese wunderschöne Statue.

Das Damals

Das Damals,

verwandelt, metamorphosiert,

versteckt im Schein

der empfundenen Realität

des Gegenwärtigen.

Der Ursprung dieser Metamorphose

löst sich für einen Moment

aus der Verbannung,

aus der Verdrängung vom Jetzt,

um durchzuscheinen

aus dem ständigen Wandel,

der schon mit der Zukunft liebäugelt,

um letztendlich sie selbst zu werden.

Die lebendig gewordene Erinnerung

küsst liebevoll und zart die Seele,

um sich für die Aufmerksamkeit

zu bedanken

und schenkt ihr beschauliche Gefühle,

fühlbare Anblicke des Gestern.

Der Odem der Melancholie,

in der Essenz Sehnsucht geboren,

hüllt die Welt in einer bittersüßen Aura

der Vergänglichkeit

und offenbart,

dass auch zukünftiges Leben einmal

Teil des Damals sein wird.

Gedenkt meiner

„Gedenkt meiner!“,

flüsterte eine Stimme zu mir.

Ich sah mich um,

doch außer mir war niemand hier.

„Gedenkt meiner!“,

klang es aus dem Laub.

„Gedenkt meiner!“,

sprach mit Verlaub der Staub.

„Gedenkt meiner!“,

sprach der Stein.

„Gedenkt meiner!“

‘Nein, es muss das Grab sein.’

„Gedenkt meiner,

sodass ich nicht umsonst gestorben bin.“

„Gedenkt meiner

und gebt durch dieses Denken meinem Leben einen Sinn.“

Gemietetes Land

Gemietetes Land.

Die Spanner,

bekannt,

waren gebannt,

gespannt,

ihm zugewandt,

warteten an der Peripherie,

warteten am Rand

und schenkten zum Schluss

eine Hand

voll Sand,

der gewandt

in der Grube verschwand,

als man Tränen fand.

Frauen sind greifbar

Frauen sind greifbar,

aber meist nicht begreifbar,

anfassbar

und

unfassbar

zugleich.

Melancholische Stimmung

Melancholische Stimmung.

Depressive Verstimmung.

Welche Bestimmung?

Besinnung ohne Gesinnung.

Allein in der geistigen Innung.

Abschied?

Abschied?

Abschied, ohne sich zu verabschieden,

entschied er entschieden,

als er schied

und dachte an Suizid,

er, der dann doch nicht dahinschied,

nicht verschied,

den Suizid vermied,

denn dazu war er innerlich zu zerstritten,

innerlich zu verschieden.

Verschieden ist er nicht verschieden.

Vom Schicksal bescheiden beschieden,

ist er am Leben geblieben,

ist er im Leben geblieben.

Geblieben und doch nicht geblieben.

Impressum

Texte: Raimund J. Höltich
Bildmaterialien: Raimund J. Höltich
Tag der Veröffentlichung: 28.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

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