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In den Fängen des Wesirs

Eine Stunde. Das war alles, was Jaffar, der böse Wesir, der Tochter des Sultans an Bedenkzeit gewährt hatte. Nach Ablauf dieser Frist musste sie entweder einwilligen, seine Frau zu werden, oder eines grauenvollen Todes sterben. Wobei sie den Tod als das kleinere Übel ansah. Denn sollte sie diesen Verräter heiraten, würde das für sie ein Leben in ewiger Schande bedeuten. Nein, das war ausgeschlossen! Die Ehre einer Prinzessin ließ das nicht zu.
Der Wesir hatte die Gunst der Stunde für einen Staatsstreich genutzt und den Sultan, der gerade im Ausland Krieg führte, hintergangen. Durch die Hochzeit mit dessen Tochter wollte er seinen Anspruch auf die Herrschaft legitimieren. Da er aber wusste, dass die Prinzessin einen armen Burschen namens Dastan liebte und nicht ihn, ließ er den jungen Mann vorsichtshalber in das tiefste Verlies werfen, das zu finden war. Seine Angebetete jedoch sperrte er für die Dauer der Bedenkzeit im Turmzimmer des Palastes ein – damit es ihr unmöglich war, zu fliehen.
Jaffar hatte aber nicht mit der Beharrlichkeit von Dastan gerechnet. Wieselflink und geschickt stahl er sich zuerst aus dem Verlies davon, um sich dann, von rasender Liebe getrieben, auf der Suche nach der Prinzessin wie ein Löwe durch den prunkvollen Palast zu kämpfen. Ein Wächter nach dem anderen fiel seiner tödlichen Klinge zum Opfer, bis Dastan schließlich knapp vor Ablauf der Frist dem Wesir gegenüberstand. Der Kampf verlief kurz, heftig und überaus blutig. Der junge Mann ließ seinem Kontrahenten keine Chance. Nicht einmal eine der gefürchteten Zauberformeln konnte er aussprechen. Nein! Eine rasche Finte, ein schneller Stich in die Brust – dann stürzte der Verräter über die Brüstung hinab in die Tiefe.
Endlich stand der Bursche vor seiner Angebeteten, die ihm sofort, als sie ihn erblickte, um den Hals fiel. Sie küsste ihn und schwor ihm ewige Liebe und Treue, ihm, der sich fortan Prinz von Persien nennen durfte.
Dastan berichtete der Prinzessin von den mannigfaltigen Hindernissen, denen er sich auf dem Weg zu ihr hatte stellen müssen, und davon, wie der Wesir letztendlich seiner Stärke zum Opfer gefallen war. Doch während er in aller Farbenpracht von den wundersamsten Dingen erzählte, bemerkte er plötzlich, wie sich hinter ihm etwas regte. Blitzschnell fuhr er herum: Es war der Jaffar! Er lebte! Und seine tödliche Verletzung war auf bizarre Weise verschwunden! Aber wie konnte das sein?!
»Hähä!«, lachte der Verräter höhnisch. »Den wichtigsten Teil habt Ihr bei Eurer Erzählung leider vergessen, mein Prinz …«
Er fischte einen grünlich leuchtenden Talisman hervor.
»Das Amulett der Macht!«, entfuhr es der Prinzessin. »Es verleiht seinem Träger beinahe gottgleiche Kräfte! … Wie kamt Ihr bloß in seinen Besitz?! Ein Sanddrache bewacht das Versteck!«
»Magie, mein liebes Kind, Magie …«, feixte er. »Und jetzt: KNIET!! Haha!«
Eine entsetzliche Gewalt zwang Dastan und die Prinzessin zu Boden.
Der Wesir zog seinen Krummsäbel, ganz langsam und bedächtig. Er wollte diesen Moment bis zur letzten Sekunde auskosten, wollte mit Dastans Blut den edlen Teppich tränken. Weil der Bursche es gewagt hatte, ihn herauszufordern. Und weil er nicht in der Lage gewesen war, den Jungen auf ehrliche Weise zu besiegen, was für ihn eine enorme Schmach bedeutete.
Da hörte er plötzlich, wie die Truppen des Sultans den Palast stürmten. Das Spiel war vorbei.
»Ihr könnt sie nicht alle ermorden, Jaffar!«, rief der Prinz. »Gebt auf! Das ist Eure letzte Chance!«
»Nein … Das ist sie nicht!«, brüllte der Verräter fuchsteufelswild. »Wenn ich diese Welt nicht zu regieren vermag, bei Gott, dann eben eine andere!«
Er ergriff das Amulett mit beiden Händen und murmelte eine Zauberformel. Eine ungeheure Energieentladung erzeugte ein magisches Portal, welches allem Anschein nach in eine andere Dimension führte. Es sandte ein vibrierendes, nahezu überirdisches Licht aus, die Luft flirrte.
Wenige Sekunden später traten die Soldaten die Tür zum Turmzimmer ein.
»Schnappt den Verräter!«, riefen sie laut. Doch es war bereits zu spät. Der Wesir hatte das Portal durchquert, es begann sich hinter ihm zu schließen.
»Oh nein, so nicht!«, schrie Dastan zornig und hastete ihm hinterher. Gerade noch rechtzeitig. Denn gleich darauf war die Öffnung verschwunden, und mit ihr der Prinz. Zurück blieben eine besorgte Prinzessin und mehrere verdutzte Soldaten.

Eine andere Welt

Lautes Hupen ließ den erschrockenen Prinzen zur Seite springen. Er blickte sich hektisch um: Der Himmel zeigte sich blitzblau, die Sonne brannte erbarmungslos herunter und dort vorne standen sogar einige Palmen – so weit war ihm also alles vertraut. Aber was waren das für merkwürdige Gefährte? Sie fuhren so schnell wie der Wind, dröhnten lauter als Gewitterdonner und ihre Ausdünstungen rochen strenger als frischer Pferdemist. Das grenzte an Zauberei!
Am Wegesrand standen zahlreiche seltsam gekleidete Menschen, die blitzende Kästchen auf ihn richteten und mit dem Finger auf ihn zeigten. Hatte sich sein ruhmreicher Kampf gegen den bösen Wesir etwa schon bis hierher herumgesprochen?
Plötzlich kam einer der Fremden auf den Prinzen zu, stellte sich neben ihn und fragte ihn etwas. Aber Dastan konnte nicht verstehen, was er sagte. Irgendetwas mit »Selfie« … Diese Sprache hatte er in ganz Persien noch nicht vernommen. Er musste wahrlich sehr weit gereist sein!
Der Fremde richtete eines der komischen Kästchen auf ihn und drückte darauf herum. Auf einmal blitzte es gewaltig, und Dastan sah lauter helle Sterne. Ganz klar: Der Mann wollte ihn blenden! Möglicherweise steckte er ja mit Jaffar unter einer Decke!
Er stieß ihn beiseite und zog seine Klinge. Doch der Fremde fand das offenbar lustig, denn nun winkte er seine Freunde herbei, die auch alle solche Kästchen in den Händen hielten.
Dastan reichte es! Er steckte das Schwert weg und begann zu laufen. Hatte Jaffar etwa bereits die Herrschaft über diese Welt erlangt? Eine Welt voller Magie?
Der Prinz lief, so schnell er nur konnte. Er musste unbedingt herausfinden, wo sich der Wesir aufhielt. Plötzlich entdeckte er eine Art Wegweiser auf dem »Willkommen in Kalifornien« geschrieben stand. Zwar hatte er keine Ahnung, was das bedeutete, aber womöglich war das ja der Name der Provinz.
Kalifornien … Vermutlich befindet sich dieser Landstrich unter der Herrschaft eines Kalifen, dachte er. Und wenn dem so war, dann wollte Jaffar diesen mit Sicherheit stürzen. Dastan musste den Herrscher so schnell wie möglich finden, um ihn vor dem drohenden Unheil zu warnen.
Aber das sollte sich als leichter erweisen, als er zunächst gedacht hatte! Denn keine hundert Schritte von seiner Position entfernt, erblickte er auf einmal ein weiteres Schild. Darauf stand: »Der Kalif von Bagdad – heute in Ihrem Lichtspielhaus am Hollywood Boulevard!«
Nun war sich Dastan sicher: Er befand sich in Bagdad, jenem geheimnisumwobenen Ort, der unweit von Babylon lag. Wie viele Geschichten hatte er doch als Kind über diese Stadt mit seinen verwinkelten Gassen gehört ... Bald schon würde eine weitere Erzählung hinzukommen, aber zuvor musste er noch Jaffar, seinen Widersacher, besiegen.
Ein Pfeil unterhalb des Schildes wies Dastan die Richtung. Er stürmte los, fest entschlossen, den Kalifen zu retten. Wenn alles gut ging, würde er mit Ehren beladen zu seiner Prinzessin zurückkehren. Da! Ein vertrautes Zeichen: Hollywood Boulevard! Der Herrscher musste also ganz in der Nähe sein!
Plötzlich hörte Dastan laute Freudenschreie. Menschen lachten und klatschten in die Hände. Der Prinz nahm eine ihm bekannte Stimme wahr: »Zurück mit euch! Oder ich verwandle euch alle in Würmer!«
Es war Jaffar – keine zweihundert Schritte von ihm entfernt! Er hatte ihn gefunden!
Dem bösen Wesir erging es allem Anschein nach aber nicht besser als ihm selbst. Denn auch auf ihn wurden die vielen kleinen blitzenden Kästchen gerichtet. Der Mann, den er vorhin mit seinem Schwert bedroht hatte, war also gar nicht mit ihm im Bunde gewesen. Vielleicht hatte er ja zu den Häschern des Kalifen gehört …?
Wie auch immer! Dastan musste den verräterischen Wesir zur Strecke bringen! Und die Gelegenheit war günstig! Er lief auf ihn zu.
»Halt, Ruchloser! Ergebt Euch!«, rief er laut.
Sofort wandte Jaffar seinen Kopf.
»Dastan! Ihr hier …?!«
Er zog den Säbel, der Prinz das Schwert – ein wilder Kampf entbrannte.
Die Menschen, die ringsum standen, applaudierten, johlten und feuerten die beiden begeistert an.
»Schau mal, Mama! Der lustige Mann da sieht aus wie Ben Kingsley mit Haaren«, rief ein Kind und lachte herzlich.
»Wir zeigen nicht mit den Fingern auf andere!«, ermahnte die Mutter den Knaben sofort. »Da wird wahrscheinlich ein Film gedreht. Komm, wir holen uns jetzt ein Eis!«
Dastan hatte kein Wort von dem, was da gesprochen worden war, verstanden. Aber er hatte den Eindruck, dass die Leute offenbar den Ernst der Lage verkannten.
Auf einmal näherten sich ihnen zwei Männer, die identische Kleidung trugen, vermutlich eine Art Palastwache.
»Halt … Sofort aufhören!«, rief einer der beiden. »Wo ist Ihre Drehgenehmigung?«
Jaffar und der Prinz blickten einander verwirrt an.
»Was wollen Sie von uns?«, meinte Dastan schließlich zu ihnen.
Doch die Männer schüttelten bloß den Kopf.
»Weißt du, was das für eine Sprache ist?«, fragte der eine den anderen.
»Nein, keine Ahnung«, erwiderte dieser. »… Immer diese verrückten Ausländer … Genehmigung! … Papiere! … Du verstehen?!«
»Ge … nehm … igung?«, wiederholte Jaffar unschlüssig.
»Ja! Genehmigung! … Du haben?«
Der Wesir schüttelte den Kopf.
»Aha! Nix Genehmigung?«
Dastan und Jaffar grinsten.
»Das reicht jetzt! Los, mitkommen!«
Einer der Männer packte den Prinzen am Arm. Doch dieser riss sich reflexartig los und bedrohte seinen Angreifer mit dem Schwert.
»Okay, Freundchen, das langt fürs Gefängnis!«, rief der andere. »Behinderung des Verkehrs, Herumlaufen in Frauenkleidern und Bedrohung eines Officers …«
Der Prinz war verzweifelt. Erkannte denn niemand die große Gefahr, in der sie alle schwebten? Er bemerkte, dass einer der Wachmänner eiserne Fesseln hervorholte. Vermutlich wollte er sie ihm anlegen.
»Zurück!«, rief er immer wieder und fuchtelte mit dem Schwert herum.
Aber der Mann ließ sich nicht beirren. Schritt für Schritt kam er näher, wobei er beschwichtigende Gesten machte, als würde er eine Schlange beschwören.
Der Wesir erkannte als Erster die günstige Gelegenheit. Blitzschnell steckte er den Säbel weg und lief davon.
Auch das noch!, dachte Dastan aufgeregt. Er saß hier fest, während sein Kontrahent in Kürze außer Sichtweite sein würde. Sollte er den Kalifen vor ihm erreichen, könnte das Schicksal dieser Welt besiegelt sein! Aber ein Kampf mit den beiden Männern kostete ihn zu viel Zeit. Er hatte keine andere Wahl, als eine List anzuwenden.
Rasch richtete er den Zeigefinger nach oben in den Himmel.
»Seht doch! Ein Falke!«, rief er laut.
Die Wachmänner blickten nach oben. Sie sahen jedoch bloß eines der vielen Flugzeuge über der Stadt.
Diese Ablenkung nützte der Prinz für einen Fluchtversuch. Er steckte sein Schwert weg und rannte dem verräterischen Wesir in Windeseile hinterher, die beiden Wachen in seinem Schlepptau.
»Halt, stehenbleiben!«, riefen sie laut.
Doch Dastan ließ sich von ihrem Geschrei nicht irritieren. Er wusste, dass ihm der Herrscher sehr dankbar sein würde, sobald sich alles aufgeklärt hatte.
Plötzlich lenkte der Wesir seine Schritte in eines der seltsamen Bauwerke hinein, die entlang des steinernen Weges aufgereiht standen. Wenige Sekunden später erkannte der Prinz auch, weshalb: »Der Kalif von Bagdad«, leuchtete es in großen, weißen Lettern von einer schwarzen Tafel herab. Dies musste der Amtssitz des Herrschers sein.
Dastan erschien es äußerst merkwürdig, dass ein Regent seinen Palast auf solch eine Weise kennzeichnen würde. Nichtsdestotrotz eilte er Jaffar hinterher.
Das Innere war prachtvoll geschmückt. Kein Vergleich zum Palast des Sultans zwar, aber prachtvoll. Überall hingen bunte Bilder, helle Lichter strahlten von der Decke, obwohl nirgendwo Kerzen oder Fackeln befestigt waren, und auf dem Boden lag ein weicher, roter Teppich. Seltsam war allerdings, dass hier offenbar keine Leibgarde stationiert zu sein schien.
Dastan orientierte sich. Die Wachmänner waren ihm dicht auf den Fersen. Bloß von Jaffar fehlte jede Spur.
Ein Herrscher thront normalerweise ganz oben, um seine Feinde schon von Weitem erspähen zu können, überlegte er. Und tatsächlich! Dort vorne befand sich eine Treppe.
Der Prinz zögerte keine Sekunde und sprintete nach oben. Anscheinend war er auf dem richtigen Weg, denn er konnte den Wesir bereits fluchen hören. Wie es aussah, versperrte ihm eine verschlossene Tür den Zutritt zu den königlichen Gemächern.
Dastan beschleunigte seine Schritte. Er kam gerade oben an, als Jaffar die Tür mit vollem Anlauf eintrat.
Zu seiner großen Verwunderung fand der Wesir aber nicht die prunkvollen Räume vor, mit denen er insgeheim gerechnet hatte, sondern das steinerne Flachdach des Gebäudes. Eine perfekte Täuschung! Dieser Kalif musste ein mächtiger Magier sein! Fast so mächtig wie er selbst.
»Gebt auf! Es ist vorbei!«, hörte er plötzlich den Prinzen hinter sich rufen.
»Nein, das ist es nicht!«, schrie er zornig und holte sein Amulett hervor. »Auch wenn ich den Kalifen verpasst habe, so werde ich doch die Herrschaft über dieses Gebiet an mich reißen! Haha!«
Er hielt den Talisman in die Höhe und sprach eine finstere Formel. Doch nichts geschah. Überrascht und irritiert zugleich versuchte es der Wesir ein weiteres Mal – mit demselben Ergebnis.
»Vermaledeit! Welch unheiliger Zauber nimmt mir meine Macht?!«, rief er verzweifelt.
»Es sieht ganz so aus, als würden Eure kleinen Tricks in dieser Welt nicht funktionieren …«, grinste der Prinz hämisch. »Überlasst mir das Amulett, dann will ich Euer Leben schonen!«
»Uaah!«, brüllte der Verräter und zog den Säbel. »Kommt nicht in Frage! … Gut! Ich habe weder den Kalifen gefunden noch diese Welt erobert … Aber Ihr, Dastan, Ihr werdet nun meine Klinge spüren! Verteidigt Euch!«
Der Prinz griff nach seinem Schwert und parierte den ersten Hieb des Wesirs mit Bravour. Der Kampf entflammte aufs Neue, wurde aber jäh unterbrochen, als auf einmal ein ohrenbetäubender Lärm neben ihnen einsetzte.
»Hier spricht die Polizei!«, schallte es laut und Ehrfurcht gebietend durch die Luft. »Legen Sie die Schwerter weg und verschränken Sie Ihre Hände hinter dem Kopf!«
»Meiner Treu! Fliegende Wächter!«, rief der Wesir völlig verdattert. »Dies ist in der Tat ein magischer Ort!«
Dastan blickte seinen Widersacher triumphierend an.
»Es ist vorbei! …Zum letzten Mal: Gebt mir das Amulett!«
Er streckte die Hand aus.
»Niemals!«, schrie der Wesir. »Lieber versuche ich mein Glück noch einmal daheim!«
Jaffar ergriff den Talisman und murmelte eine weitere Formel. Dieses Mal funktionierte sein Zauber, denn es formte sich wieder ein magisches Portal. Doch erneut hatte er nicht mit Dastan gerechnet.
Der Prinz entwaffnete den Verräter mit einer schnellen Bewegung und stürzte sich auf ihn, ehe er die Öffnung durchschreiten konnte.
Die beiden rangen verbissen, aber schließlich schaffte es der junge Mann, seinem Kontrahenten das Amulett zu entreißen.
Das Portal begann sich zu schließen.
»Nein …!«, schrie der Verräter aus Leibeskräften.
Der Prinz hechtete in letzter Sekunde durch die Öffnung. Dann war sie verschwunden, und mit ihr die Hoffnung des Wesirs, jemals wieder die Heimat zu erblicken. 

Epilog

Dastan kehrte durch das Portal nach Hause zurück und überreichte seiner Angebeteten sogleich das Amulett. Die Reise in die andere Welt hatte offenbar bloß wenige Minuten gedauert.
»Gott sei Dank, Ihr seid gesund, mein Liebster!«, freute sich die Prinzessin. »Und der Wesir?«
»Der wird uns nie wieder belästigen!«, antwortete der Prinz zufrieden.
»Ein Glück!«
Sie küssten sich.


 Zwei Monate später heiratete Dastan schließlich die Prinzessin. Ihnen zu Ehren wurde ein großes Fest gefeiert. Leute aus allen Teilen des Sultanats kamen in die Hauptstadt, um dem Brautpaar alles Gute zu wünschen. Das Volk lag dem Prinzen zu Füßen und auch der Sultan, der mittlerweile aus dem Krieg zurückgekehrt war, dankte ihm für seine Loyalität. Ja, mehr noch: Er erklärte ihn sogar zu seinem legitimen Nachfolger.
Das Amulett wurde fortan an einem anderen Ort verborgen, der von den Gelehrten und Zauberern des Sultans gegen jegliche Magieanwendung immunisiert worden war, damit so ein Frevel nie mehr passieren konnte.
Über Jaffar, den verräterischen Wesir, hörte man schon nach wenigen Wochen kein einziges Wort mehr. Er war zwar der gerechten Bestrafung entgangen, sollte dafür aber niemals wieder die Wüsten, Oasen und Städte seiner Heimat sehen. In den Augen vieler Menschen war das Strafe genug.
Manche mögen sich jetzt fragen, was denn wohl aus ihm geworden ist. Nun, darüber gehen die Berichte in den Quellen auseinander. Einige Hellseher meinten, er hätte an einem Ort namens Hollywood sein Glück gefunden. Andere wiederum glaubten zu wissen, dass er wegen mehrfachen Betrugs im Kerker gelandet sein soll – zusammen mit einem Mann, der Tricky Bill gerufen wurde und ein notorischer Falschspieler war, und Sugar Mike, einem Sänger, der gerne Frauenkleider trug.
Doch wie bei allen Legenden werden wir die volle Wahrheit wohl niemals ergründen können. Und ganz ehrlich: Ist das nicht auch besser so? 

Impressum

Texte: W. A. Wolff
Bildmaterialien: Pixabay
Cover: W. A. Wolff
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2018

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