1853: Thomas lag im Bett und konnte einfach nicht schlafen. Heute hatte sein Vater ihm Bunte Bilder eines Märchens mit der Laterna magica gezeigt. Unbedingt wollte er das bunte flimmern erneut sehen. Mit einem leisen knarren öffnete er die Tür und schlich durch den kalten, dunklen Flur zur Treppe. Flackernd leuchtet ihm die Kerze seinen Weg zur Stube und lies die Schatten gruselig tanzen. Er öffnete die schwere Eichenholztür zur Stube und ein kalter Windzug ließ ihn frösteln, die Kerze erlosch und Rauch stieg auf. Thomas hasste den Geruch von Kerzenrauch, immer hatte er das Gefühl als würde der Rauch sich wie ein klebriger Belag in seinem Rachen festsetzten. Obwohl die Kerze erloschen war, wurde es nicht dunkel, erwartungsvoll stieß er die Tür vollends auf und erblickte, das schwache Leuchten der Laterna magica. Seltsam, er hatte gesehen, wie sein Vater das Wunderding in den Schrank geräumt hatte, dennoch stand sie nun auf dem Tisch. Ein magisches Leuchten ging von ihr aus, das ihn ganz in seinen Bann zog, Schritt für Schritt näherte er sich dem Tisch. Behutsam betätigte er den Haltebolzen, um das Bild herauszunehmen, welches noch im sanften Schein leuchtete. Suchend wanderte sein Blick zu der Schachtel mit den anderen Bildern, eines fiel ihm sofort auf: Es hatte einen golden schimmernden Rahmen und wirkte bunter als die anderen.
Mit einem leisen klacken rastete es in der Halterung ein und augenblicklich tanzten kleine Fünkchen um ihn herum. Er begann zu schrumpfen und spürte einen leichten Zug als er durch den Nebel in die Laterna magica gezogen wurde. Als Thomas die Augen öffnete war es dunkel. Die einzige Lichtquelle rührte von einem kleinen Männchen her, welches nicht weit vor ihm auf einem Stein saß. Erstaunt fragte der Junge das Männchen wer es den sei. „Ich bin,“ antwortet das Männchen schnarrend: „Der Kobold ljósapera und du?“ „Meine Eltern haben mich Thomas genannt.“ Der Kobold sprang auf und meinte: „Schnick schnack viel zu lang, du bist jetzt Tom. Komm ich möchte dir was zeigen.“ Und damit war er verschwunden. „Wo bist du? Ich kann doch nichts sehen!“ rief Tom in die Dunkelheit. „Ach schnick schnack, wenn genug Licht im Kopf ist, ist es hell genug.“ Sagte ljósapera und strengte sich an, sodass sein Kopf rot zu leuchten begann.“ „Jetzt ist es hell genug, also komm.“ Meinte das Männlein auffordernd und schritt durch den Höhlenartigen Gang. Tom beeilte sich ihm zu folgen.
Als sie den Höhleneingang erreichten, sah Thomas, dass sie einen wundervollen Blick auf seine Heimatstadt Milan hatten. Vereinzelt konnte er hinter den Fenstern, das Licht von Kerzen und Gaslaternen erblicken. Suchend wanderte Toms Blick durch die Gassen und schließlich seufzte er enttäuscht: „Bei dem wenigen Licht, sehe ich nicht mal unser Haus.“ „Ach schnick schnack, wenn genug Licht im Kopf ist, ist es hell genug.“ Der Kobold machte eine ausgreifende Handbewegung und das Bild der Stadt veränderte sich.
Überall konnte Thomas Lichter sehen. Die Straßen waren hell beleuchtet, aus allen Fenstern drang Licht und auf den Plätzen konnte er bunt leuchtende Schilder erkennen. Am meisten faszinierte ihn ein riesiges gelb leuchtendes M. Das bunt schillernde Licht war selbst in den kleinsten Gassen auszumachen. „Wow.“ Stieß Tom ungläubig hervor. „Wie hast du das gemacht?“ „Schnick schnack, helle Köpfchen werden die Welt verändern.“ Mit diesem Satz löste sich alles in einen grauen Dunstschleier auf und erneut tanzen bunte Lichtpunkte um Tomas herum.
Tom schloss die Augen und als er sie wieder öffnete lag er verschwitzt in seinem Bett. Hoffnungsvoll sprang er auf und Stürmte zum Fenster: Enttäuscht sah er seine Heimatstadt Milan, nur vom fahlen Licht des Mondes beschienen. „Ich werde Licht in die Welt bringen, das verspreche ich dir ljósapera.“
–Und Thomas sollte Recht behalten, den er Erfand die erste funktionierende Glühlampe.
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2012
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