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Hinter mir hörte ich ein dumpfes Brüllen. Ich musste Grinsen. „Du kommst da nicht raus, solange ich deine Wächterin bin!“ Sagte ich mehr zu mir selbst, als zu dem Meeresungeheuer, welches in einer Tiefen Höhle hinter mir gefangen war.
Es war nicht irgendein Meeresungeheuer, sondern das Meeresungeheuer. Genau genommen war es ein Titan. Er war vor vielen Jahren als Krieg zwischen Göttern und Titanen herrschte von Poseidon selbst hier in diese Höhle gesperrt worden.
Seither gab es Wächter. Sie bewachten die Höhle und sorgten dafür das niemand den Titan befreien konnte.

Verwunderlich das es immer noch Meerjungfrauen gibt die glauben Titanen sollen wieder frei sein?! Sie sagen, dass Titanen besser herrschen als Götter.
Ich finde, Poseidon ist der beste Meeresgott, den es gibt. Okay er ist der einzige aber keiner wäre besser.
Ich machte mir oft Gedanken über Poseidon.
Als ich noch ein Kind war starben meine Eltern und Poseidon selbst, der Herrscher über alle sieben Weltmeere nahm mich, ein verwaistes Kind mit in seinen Palast.
Ich war wie sein eigenes Kind, er führte mich in die Welt der Erwachsenen ein und ermöglichte mir, die Ausbildung zur Wächterin.
Heute bin ich volle neunzehn Jahre. Hätte Poseidon mich nicht aufgenommen so wäre ich eine Nixe oder Sirene geworden. Doch so war ich eine Wächterin und eine erfolgreiche noch dazu.
Das Wasser um mich herum änderte langsam seine helle leuchtende Farbe in einen dunkleren Ton. Es wurde von Türkis zu dunkel Blau.
An der Oberfläche brach die Nacht herein.
Ich saß auf einem Felsen direkt am Eingang zur Höhle. Der Eingang war sehr schmal, dahinter befand sich ein riesiges Labyrinth.
Neben dem Felsen auf dem ich saß war eine große Wiese. Seegras wuchs dort sehr hoch.

„Na wer bin ich?“ Ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir und im selben Augenblick legten sich zwei Hände auf meine Augen.
Ein kleines lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Toni, du sollst dich nicht immer an mich anschleichen, sonst Greif ich dich irgendwann noch mal an!“ Schimpfte ich. Er nahm seine Hände von meinen Augen und schwamm um den Felsen herum, um sich neben mich zu setzten.

Ich betrachtete meine Schwanzflosse, mit der Strömung bewegte sie sich leicht auf und ab. Toni folgte meinem Blick und meinte: „Ach, Linai bist du etwa immer noch nicht mit der Farbe deiner Schwanzflosse zufrieden?“ Ich blickte auf. Dann sah ich auf seine Schwanzflosse.
Sie war von einem leuchtenden Violett und passte wundervoll zu seinen Braunen Augen und Haaren. Die Maserung seiner Schwanzflosse trat deutlich hervor und man sah auch das er viel schwamm, denn unter den schimmernden Schuppen zeigten sich viele Muskeln.
Ich seufzte: „Ja, ich mein guck doch mal meine Schwanzflosse im Vergleich zu deiner an. Meine ist voll hässlich, wer hat schon eine dunkelrote Schwanzflosse? Und dazu grüne Haare?“ Meine Stimme hörte sich weinerlich an. Und ich kam mir vor wie zehn. Als Erwachsene beklagt man sich nicht mehr über so was!
„Linai, ich finde, die beiden Farben passen toll zusammen und nur weil sehr wenige Meerjungfrauen und Wassermänner dunkelrote Schwanzflossen haben, heißt das nicht, dass es hässlich ist.“ Erwiderte er.
Innerlich explodierten meine Gedanken als er das sagte.
Hatte er grade echt irgendwie gesagt das er mich hübsch findet? Egal! Ermahnte ich mich selbst.
„Ja gut, du hast recht, es sollte mir egal sein, wie ich aussehe. Ich bin immerhin eine Wächterin. Apropos was machst du eigentlich hier?“ Fragte ich. Er schmunzelte.
Ich liebe es, wenn er schmunzelt, innerlich krabbelt das dann immer bei mir im Bauch und ich fühl mich einfach toll, wenn er lacht oder schmunzelt.
Sein Blick wanderte von meiner Schwanzflosse zu meinen Augen. „Ich bin hier, weil Poseidon von einem Spion gehört hat, dass ein paar Sirenen versuchen wollen, den Titan zu befreien.“ Erklärte er.
In meinem Gesicht gefror alles. Einen echten Angriff? Ich war zwar darauf vorbereitet worden, dass so etwas mal passieren kann und das ich es dann verhindere aber nun bekam ich Angst.
Um meine Angst zu verbergen erwiderte ich: „Und was machst du dann noch hier?“
Er runzelte die Stirn und sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Ich habe mich gemeldet als einer, von drei Wassermännern um das zu verhindern.“ Fragend blickte er mich an.
Hieß das er wollte an meiner Seite sein, wenn ich die Sirenen vertreiben sollte?
Nein! Er wollte mir helfen.
Hitze breitete sich in meinem Rücken aus und kroch von den Schultern bis zu den Hüften.

In dem Moment kamen zwei Wassermänner durch das Seegras geschwommen. Sie trugen beide schimmernde Brustpanzer und Lanzen. Ihre Flossen bewegten sich geschmeidig und lautlos durch das Seegras. Einer von ihnen trug einen weiteren Brustpanzer.

Toni blickte nun auch auf. „Oh, das sind die anderen beiden.“
Er stieß sich vom Felsen ab und ließ sich langsam in Richtung der beiden Wassermänner treiben.
Ich sah ihm nach, hielt es aber nicht für nötig ebenfalls aufzustehen.
Als die beiden Toni erreicht hatten unterhielten sie sich kurz, dabei zeigte Toni auf mich. Schließlich kamen sie alle zusammen zu dem Felsen, auf dem ich mich befand.
Beide Wassermänner verneigten sich knapp vor mir und sahen dann zu Toni.
Seine braunen Augen richteten sich auf mich. Wobei sie in dem immer dunkler werdenden Wasser, mittlerweile schwarz wirkten.
„Sie sagen laut den neuesten Informationen wird der Angriff der Sirenen in der Mitte der Nacht stattfinden. Wir haben also noch Zeit.“ Er lächelte herzlich. Dann stellte er die beiden Wassermänner vor: Miralf und Daloon.

Wie ich später erfuhr, waren sie Brüder und beide Krieger im Palast.
Toni entschuldigte sich kurz um sich den Brustpanzer überzustreifen und in der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit Daloon. Miralf war sehr Wortkarg.

„Wie alt bist du?“ Fragte Daloon mich grade als Toni zurück kam. Ich lächelte Toni zu und wand mich dann wieder an Daloon: „Ich bin neunzehn Jahre alt, wieso?“ Die Frage kam mir merkwürdig vor. Normaler weise galt es als unhöflich jemanden, ob Mann, Frau, Fisch oder Schnecke, nach seinem Alter zu fragen.
Er strahlte: „Weil ich grade die Farbe deiner Schwanzflosse bewundert habe. So eine Farbe ist sehr selten und deshalb wollte ich wissen ob du schon über sechzehn bist und sie sich noch ändert.“

Bei Meerjungfrauen und Wassermännern ist es nämlich so, dass sich die Schwanzflosse mit sechzehn Jahre bei jedem ändert. Sozusagen als sichtbarer Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Wenn das geschehen ist zählt man offiziell zu den Erwachsenen.

„Nein, leider ändert sich die Farbe nicht mehr.“ Antwortete ich mit einem Hauch Traurigkeit.
Schon wieder meine Schwanzflosse als Thema. Egal wo ich hingehe ich werde immer auf meine Schwanzflosse angesprochen.
Jetzt sah mich Daloon verdutzt an: „Wieso leider?“
„Weil, also, weil sie hässlich ist.“ Stotterte ich. Mit dieser Frage hatte Daloon mich vollkommen aus dem Konzept gebracht....

In den nächsten zwei Stunden verdunkelte sich das Wasser weiter. Nach drei Stunden hatte die Dunkelheit ihren Höhepunkt erreicht.
Nur mit Mühe konnte ich noch das Seegras sehen, wie es mit der Strömung schwankte.
Ich hatte Hunger und ging in den Höhleneingang.
Dort war eine Tür, ich öffnete sie und kam in das Labyrinth. Da ich hier auch wohnte kannte ich mich aus, ich wusste welcher der verschlungenen Pfade zu dem Titan führten. Natürlich ich wusste auch wo mein kleiner Raum war. Er war nur drei Gänge entfernt. Schnell lief ich hin und holte vier Teller mit Algen.
Als ich wieder bei den Wassermännern ankam bedankten sie sich und fielen schweigend über das Essen her.

Eine weitere Stunde später:
"Seht doch zwei Doktorfische!" rief Daloon. Vermutlich war ihm mein selbst hegestelltes Rami

nicht bekommen. Sein Bruder sah ihn fragend an und Toni lachte sich schlapp.
Oh, oh dachte ich, das kann ja nur schief gehen.

Miralf stieß mich an. "Wollen wir reingehen?"
"Und was machen wir mit den beiden?" Fragte ich und deutete mit meiner Schwanzflosse auf die beiden anderen.
"Die werden schon Bescheid geben sollten die Sirenen ihren angriff wagen, weil sooo zu sind sie ja nun auch nicht." Er zog eine Augenbraue hoch und grinste.
"Na gut, dann komm." Sagte ich und öffnete die Tür zum Labyrinth.

Miralf trat ein und sog staunend die Luft ein. "Wow, ich sehe nur Gänge keine einzige Markierung. Weißt du den dann überhaupt den Weg zu dem Titan?" Fragte er immer noch staunend.
"Ja, natürlich weiß ich den weg. Aber ich bin ihn noch nie bis zum Ende gegangen." Erwiderte ich.
Ich bedeutete ihm mir zu folgen und lief in den ersten gang, der zu meinem Raum führte. Grade als wir den zweiten gang erreichten fragte er wissbegierig: "Dann weißt du auch nicht wie er aussieht? Weil ich habe mich immer schon gefragt wie so ein Titan wohl aussehen mag und dann dachte ich das du es mir vielleicht sagen könntest? Aber wenn du noch nie zu seinem Verließ geschwommen bist weißt du es auch nicht, oder?"
Er klang enttäuscht. "Nein, aber Wächterinnen wird in der Lehre beigebracht, dass sie nicht zu nah an die Meeresungeheuer ran sollen. Weil manche von ihnen sollen zaubern können also, warte, wie drücke ich das aus... hmm also manche sind Elementar begabt, das heißt sie können das Wasser und den Boden und so beeinflussen und dann gibt es noch die, die Mental begabt sind. Das sind die Gefährlichsten hab ich gehört. Sie können deinen Geist verhexen und deine Gedanken umdrehen. Sie sind in der Lage Erinerungen zu löschen und neue einzupflanzen. Und ich denke bei einem Titan sollte man besonders vorsichtig sein."
Miralf runzelte die Stirn.

In meinem Raum angekommen setzten wir uns an meinen Tisch und sahen in einem Wächterinnen-Lexikon über verschiedenste Fähigkeiten von Meeresungeheuern nach. Als plötzlich rufe laut wurden.
Ich sah Miralf an. Er starte zurück.
Ohne drüber nachzudenken sprang ich von meinem Platz auf und schwamm los. Der Wassermann folgte mir.
An der letzen Kurve vor der Tür, die den Ausgang des Labyrinthes kennzeichnete, stieß ich mit Toni zusammen.
Panisch löste er sich von mir und schwamm an Miralf und mir vorbei.
Wir liefen um die letzte Kurve. Draußen sahen wir Daloon, in seiner schimmernden Rüstung kämpfte er gegen acht Sirenen. Sie sahen einander alle irgendwie ähnlich.

Die Sirenen trugen alle einen Hauch von Nichts. Sie hatten nur auf ihre Brüste Muscheln festgebunden. Außerdem hatten sie kriegerisch aussehende Helme in Silber auf den Köpfen, die sich auch um die Hälse der Sirenen wanden und über den Herzen von ihnen endeten. Unter den Helmen konnte ich Braune und Schwarze Haare bei ihnen ausmachen.
Das gruseligste war jedoch das sie alle Flammende Schwerter führten. Es waren keine Dolche, sondern sehr lange Schwerter. Die griffe waren auch aus Silber, aber bei den Klingen selbst konnte ich es nicht sagen, denn sie brannten.
Noch nie hatte ich etwas brennen sehen. Ich meine ich bin eine Meerjungfrau und von Berufung Wächterin. Unterwasser gab es eigentlich kein Feuer doch diese Sirenen hatten ihre Schwerter entzündet und führten sie nun mit eisernem Willen.

Ein furchtbarer Schrei ertönte unmittelbar neben meinem Ohr. Miralf hatte seine Lanze durch die Schwanzflosse einer Sirene gebohrt. "Sie wollte dich angreifen." Stieß er hervor, bevor er unter großer Anstrengung die Lanze wieder herauszog. Der wiederhaken blieb jedoch in dem Körper der Sirene stecken.

Ich drehte mich um. Daloon kämpfte und Miralf nun ebenso. Toni war verschwunden. Und ich sah wie zwei Sirenen im Eingang zu dem Labyrinth verschwanden.
Natürlich griff ich mir eine Lanze und betrat das Labyrinth, es sah leer aus doch ich konnte den Duft von Feuer wahrnehmen gleich in dem gang neben mir.

Nachdem ich dem Duft des Feuers viele Gänge gefolgt war, befand ich mich vor einer großen schweren Tür. Ich kannte diese Tür!
Noch nie hatte ich sie durchquert, denn dahinter lag im Dunkel des Wassers das Gefängnis des Titans.
Irgendwie kam mir das Wasser nun einige grad kälter vor.
Meine Sinne schienen alles aufzunehmen.
Die Farbe des Wassers hatte hier einen dunklen Unterton, es wirkte fast als könne man die Schwärze berühren. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper.

Mit einem mal war die Versuchung die Tür zu Öffnen so stark das ich schnell bis zum vorletzten gang zurück schwamm.

„Hier irgendwo muss es sein. Wir müssen die kleine Wächterin finden. Nur sie kann die Tür zum Titan öffnen.“ Ertönte nur zwei Gänge von mir entfernt die Stimme einer Sirene.
Ich verbarg mich hinter einem Stein.
„Aber was ist, wenn die Wächterin durch die Tür und sie von innen abgeschlossen hat? Dann können wir unser Vorhaben gleich abbrechen.“ Ertönte eine weitere Stimme, zustimmendes Gemurmel ertönte.

Das war die Idee!
Ich schwamm wieder zu der Tür und legte meine Hand auf das schwere Siegel.Von meinem Hals riss ich den Schlüssel und steckte ihn in das Siegel.

Aus dem Gang,der Sirenen ertönte Kampflärm ich hörte Miralf etwas rufen.
Sollte ich warten?
Oder sollte ich mich einschließen bis alle Gefahr vorüber war und somit endgültig verhindern das der Titan befreit würde?

Ja!

Mit einem leisen klicken sprang das Schloss auf.
Ich drückte meinen Leib gegen die Tür und drückte sie mit aller Kraft einen Spalt auf.
Eiskaltes Wasser strömte mir aus der Öffnung entgegen und schwärze hüllte mich ein.
Meine Augen waren blind und ein fauliger Geruch kam von diesem Ort!

Ich schob mich durch den Spalt und stieß mit dem Rücken an eiskalte Eisenstangen. Mein Rücken fühlte sich augenblicklich taub an und eine merkwürdige Müdigkeit überkam mich.
Ich drehte mich um und sah in strahlend helle Augen. Sie blendeten mich!
Eine Sanfte aber tiefe stimme redete zu mir...
Erst verstand ich nicht,was sie sagte doch dann wurde mir mit einem male klar,die sie mir befahl!
„Glaube mir! Es wird unser Sieg sein!“ Waren die letzten Worte die mein Bewusstsein erfasste. Ich spürte wie sich mein verstand wehrte.
Mein eigener Druck wurde immer schwächer mein Körper streifte die Müdigkeit ab. Von meinen Augen wurde ein Schleier genommen, ich sah alles zehnmal deutlicher, nur mit einem kleinerm Rotem Schein. Ich spürte Wut.
Meine Gedanken wussten das es nicht meine Wut war, sondern die des Titans.
Meine Flosse bewegte sich schneller und einfacher, es wirkte geschmeidig. Und ich hörte das der Kampf beendet war. Mit Erleichterung registrierte ich das Miralf und Daloon gesiegt hatten und mich nun suchten sie waren schon am Eingang des Ganges, der an der Tür endete hinter der ich mich befand.

Ohne es zu wollen stieß ich die Tür auf.
Vorhin hatte ich all meine Kraft gebraucht um das Rostige Metall der Tür zu bewegen, nun stieß ich sie mit einer Leichtigkeit auf die mich erschreckte.

Während die Tür aufschwang, kamen Miralf und Daloon in mein Blickfeld. Sie sahen erleichtert aus und tief in meinem Innern war ich auch erleichtert sie zu sehen.
Doch als meine Augen die ihren erfassten sah ich den schrecken der in ihren Lag. Eine wohlige wärme breitete sich in meinem Bauch aus und eine stimme flüsterte in meinem Kopf das es richtig sei, das die beiden vor mir zurückschraken.
Miralf machte einen kleinen schritt auf mich zu.
Der rote Schleier um meine Augen wurde dichter und mit einem Mal war alles was mich ausgemacht hatte ausgelöscht!
Ich wusste nun wer mein Feind war! Ich griff meine Lanze erneut und machte einen Schritt auf den feindlichen Krieger zu.
„Ich werde euch töten“ flüsterte ich mit einer samtenen Stimme.
Miralf und Daloon traten nebeneinander um sich vor mir zu schützen.
Doch das würde ihnen nichts mehr nützen.
Ich lachte! Ein grausames lachen den ich hatte beschlossen die Seiten zu wechseln!

Ich sah meinen Feind vor mir und ich wusste ich würde siegen, es war alles so einfach mit der Kraft des Titans in meinen Adern!


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.09.2011

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