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Vier Jahreszeiten

 

Ich heiße Winter und bin hier der Herr!

Jetzt gibt es keinen Herbst und keinen Frühling mehr.

Ich bläh` meine Backen, blase euch ins Gesicht,

hab kein Herz und auch Gefühle nicht.

 

Er legt ein weißes Tuch über das Land,

es ist der Natur ihr Todesgewand.

Monat für Monat triumphiert er und lacht,

bis eines Tages ein warmer Sonnenstrahl erwacht.

 

Ein Knabe betritt das kalte Reich,

Locken umspielen sein Gesicht so weich.

He! ruft er, du griesgrämiger alter Bär,

unter deiner Kälte leiden alle so sehr.

 

Deine Herrschaft ist zu Ende,

endlich kommt wieder eine Wende.

Ich bin der Frühling, hör mir gut zu,

ich hole Blumen und Bäume aus der erzwungenen Ruh.

 

Ein schauriges Lachen ertönt,

mit eisigem Hauch er den Frühling verhöhnt.

Der  Jüngling schüttelt sich und schickt einen warmen Strahl.

Da muss  er weichen, ihm bleibt keine andere Wahl.

 

 

Er schwingt das Zepter, breitet die Arme aus,

ihr Gräser, Blüten und Blätter, kommt... kommt heraus.

Im ganzen Land ein Wunder geschieht,

gelbe, weiße und rote Blumen ihr seht.

 

Verschwenderisch der Frühling seinen Einzug hält,

zärtlich und liebkosend verzaubert er die Welt.

Doch nur Wochen hält sich die Pracht,

dann wird es Sommer, fast über Nacht.

 

Der Sommer strotzt vor Gesundheit und Macht,

schiebt ab den Jüngling mit aller Kraft.

Er ruft den Wind, Blitz, Donner und Regen,

er kann nicht still sein, muss  immer sich regen.

 

Kommt zur Ernte, ruft er,

der Weizen verträgt keine Sonne mehr.

Bringt das Heu in den Stadl,

dann geht es zum Tanz mit einem liebreizenden Madl.

 

Die warme Sommernacht zu Ende geht.

Vor der Tür wartend der Herbst schon steht.

Aus buntem Laub ist sein Gewand,

mit Pinsel und Palette zieht er durch das Land.

 

Bringt alles in den Bunker, der Winter bringt große Not.

Reife Trauben, Äpfel mit Bäckchen so rot,

Kartoffel im Keller, Mais, Rüben und Kraut,

zufrieden in jeden Winkel der Herbst nun schaut.

 

 

Schnell noch färbt er bunt die letzten Blätter,

schon durchdringt das Land, nasses, herbstliches Wetter.

Nach getaner Arbeit setzt er sich müde zur Ruh

und schaut sinnend den wütenden Winden zu.

 

Es ist vollbracht, der Kreislauf sich schließt,

der Herbst noch kurz seine Ruhe genießt.

Er weiß, er wird lange nicht mehr regieren

und die Welt mit bunten Farben zieren.

 

Mit überlautem Pochen,

steht nach diesen wunderschönen Wochen,

ergrimmt ein alter grauer Geselle,

furchterregend auf der Wetterschwelle.

 

Ein kalter Hauch, die Erde erstarrt,

was ist`s, das unsere Sinne narrt?

Ich heiße Winter und bin jetzt wieder der Herr,

für lange Zeit, gibt es keinen von den drei Anderen mehr.

 

 

 

Impressum

Texte: Lissa Seebauer
Bildmaterialien: Lissa Seebauer
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2018

Alle Rechte vorbehalten

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