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Endlich Ferien

 „Endlich, das letzte Zeugnis“, rief Marguerita und umarmte übermütig ihre Freundin Juanita.

„Ja“, lachte das Mädchen, „wir haben es geschafft. Jetzt beginnt das Leben.“

„Noch nicht ganz“, dämpfte Marguerita ihre Freundin. „Erst kommen noch die zwei Jahre an der UNI.“

„Ach, das packen wir doch mit links. Erst mal Ferien. Wann fahren wir zur UNI? Jetzt wäre die beste Zeit, um auf dem Campus noch ein Zimmer zu ergattern.“

„Weißt du was“, rief Marguerita, „fahren wir doch gleich morgen zum Festland. Ich brauche noch ein paar neue Klamotten.“

„Das ist eine gute Idee. Hast du schon mit Raven telefoniert?“

„Nein, ich konnte ihn auf dem Handy nicht erreichen.“

„Er hat sicher viel um die Ohren“, tröstete Juanita ihre Freundin. Sie wusste dass ihr Bruder nicht nur mit Lernen beschäftigt war. Raven war ein sehr gutaussehender junger Mann, dem die Mädchen scharenweise nachliefen. Seinen fast schwarz wirkenden, glutvollen Augen konnte keine widerstehen. Marguerita hatte als elfjährige schon für den Bruder ihrer besten Freundin geschwärmt. Von Jahr zu Jahr war ihre Schwärmerei größer geworden und als Raven vor eineinhalb Jahren sein Leben eingesetzt hatte, um sie vor einer Vergewaltigung zu retten, liebte sie Raven von ganzem Herzen. Er war es, der sie als erster Mann geküsst hund ihr gesagt hatte, dass sie ihm gehöre. Marguerita freute sich, dass sie in ein paar Wochen auf dem Festland in der Nähe ihres Angebeteten wohnen würde. Sie malte sich in ihren Träumen aus, wie er sie umarmen, küssen und noch vieles mehr mit ihr machen würde. Dinge von denen sie noch keine Ahnung hatte.

„He Marguerita, Mond an Erde, hörst du mich“?, lachte Juanita und stupste ihre Freundin in die Seite.

„Ja…, wie…, was?“

„Du meine Güte, du bist ja völlig durch den Wind. Was ist los?“

„Nichts, ich war nur in Gedanken“, lächelte das Mädchen mit hochroten Wangen.

„Marguerita, du solltest dich nicht so fest an Ravens Sympathie klammern. Wir werden auf der UNI viele nette Jungs kennen lernen.“

„Wie meinst du das?“

„Na ja, mein Bruder ist sehr beliebt und er ist kein Kostverächter.“

„Juanita, warum sagst so etwas.“

„Weil ich nicht will, dass du verletzt wirst.“

„Er wird mich nicht verletzen. Er hat gesagt, dass wir zusammen gehören.“

Juanita schlug sich die Hand an die Stirn, „Mensch Marguerita, sei doch nicht so blauäugig und blind. Raven genießt sein Leben in vollen Zügen. Er ist gerade mal einundzwanzig und du bist siebzehn.“

„Ja und? Außerdem bin ich fast achtzehn.“

Juanita verdrehte die Augen, „ich weiß das, ich bin ja genauso alt wie du. Dir ist wirklich nicht zu helfen. Sage aber später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Also wann treffen wir uns morgen? Ich finde wir sollten gleich in der Frühe los.“

„Ja finde ich auch. Treffen wir uns um halb acht an der Fähre?“

„Gut, dann bis morgen.“ In Gedanken versunken trat Juanita den Heimweg an. Margueritas Schwärmerei für ihren Bruder hatte sie in den letzten Jahren immer mit Humor gesehen. Doch seit der Entführung von Ravens ehemaligen Freunden, Raul, Lucio und Pepe, die Marguerita in ihre Gewalt gebracht hatten, um sie zu vergewaltigen, hatte sich ihre Schwärmerei in Liebe gewandelt. „Wenn das nur gut geht“, seufzte sie und schloss die Haustüre hinter sich.

„Na mein Engel, so traurig? Ist das Zeugnis nicht gut ausgefallen?“

„Doch Mama, ich bin sehr zufrieden.“

„Was liegt dir dann auf der Seele?“

„Ich habe gerade mit Marguerita über meinen Bruder geredet. Sie ist völlig überzeugt, dass Raven nur an sie denkt. Dabei wissen wir doch alle, dass Raven es mit der Treue nicht so genau nimmt.“

„So kannst du das nicht sagen Juanita. Raven ist ein junger Mann, der sich erst noch die Hörner abstoßen muss. Ihr beide seid noch sehr jung. Ihr solltet euch lieber auf die UNI konzentrieren und nicht auf Jungs.“

„Aber Mama das mache ich doch nicht. Nur Marguerita ist von Ravens Treue überzeugt. Außerdem finde ich es gemein. Männer dürfen das Leben genießen, da heißt es, er muss sich die Hörner abstoßen. Wenn ein Mädchen das Gleiche macht, ist sie sofort als Puta und Schlampe verschrien. Wo bleibt da die Gleichberechtigung?“

Josefina lachte und drückte ihrer Tochter die Teller in die Hand. „So ist das nun mal. Decke lieber den Tisch, Papa kommt gleich nach Hause, dann können wir essen.“

Zimmersuche auf dem Campus

„Bin ich müde“, stöhnte Juanita und ließ ihre Tasche fallen. „So schnell gehe ich nicht mehr shoppen.“

„Ach komm, das war doch nicht so schlimm“, lachte Marguerita und schaute sich um. „Viel schlimmer finde ich, dass wir bis jetzt noch kein Zimmer gefunden haben. Ich habe noch zwei Adressen, wenn wir da nicht fündig werden, bin ich mit meinem Latein am Ende.“

„Dann bleibt uns immer noch die Wohnung meines Bruders.“

„Hast du ihn schon gefragt?“

„Nein und das bleibt auch so. Nur wenn wir wirklich nichts finden.“

„Warum denn, du hast doch gesagt, dass er eine größere Wohnung hat.“

„Weil er mich schon indirekt wissen ließ, dass er nicht gerade erpicht darauf ist, seine Räume mit uns zu teilen.“

Marguerita schaute ihre Freundin erstaunt an. „Ich dachte er freut sich, wenn er uns sieht?“

„Ja, das schon aber nur so lange, bis wir ihm nicht auf die Pelle rücken.“

„Ach und warum?“

„Mensch Marguerita, kapierst du das immer noch nicht? Wenn wir bei ihm wohnen, hat er keine freie Fahrt, um seine jeweiligen Freundinnen zu empfangen.“

„Das würde Raven niemals tun“, rief Marguerita empört aus.

Juanita verdrehte in komischer Verzweiflung die Augen, „lasse uns die beiden Zimmer in Augenschein nehmen, bevor die uns auch noch vor der Nase weggeschnappt werden.“

Die nächste Unterkunft entpuppte sich als ein Raum von neun qm.

„Eine Frechheit das als Doppelzimmer anzupreisen“, konnte sich Juanita nicht enthalten zu sagen.

„Niemand nötigt euch das Zimmer zu nehmen“, meinte Saul der Verwalter. Seht euch das andere Zimmer an, vielleicht sagt das den Damen mehr zu. Das Gebäude hat im Erdgeschoss und im ersten Stock je fünf Räume, die alle gleich geräumig sind. Jede Etage verfügt über eine Dusche und eine große Wohnküche. Der Besitzer des Haues, hat letztes Jahr das ganze Gebäude saniert.“

„ Aha, dann ist das sowas wie eine WG“, wollte Marguerita wissen.

„Ja, diese Zimmer sind sehr begehrt. Wenn es euch zusagt, könnt ihr sofort einziehen, allerdings sind dann drei Monatsmieten im Voraus zu bezahlen. Solltet ihr euch das anders überlegen, bekommt ihr nach einem kleinen Abzug, das Geld wieder zurück.“

„Na gut, sehen wir uns das WG Zimmer an. Wir können immer noch nein sagen.“

Saul nickte und hielt den Mädchen mürrisch die Türe auf. „Kommt endlich, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“

Schweigend folgten sie dem großen Mann, der mit weitausholenden Schritten auf ein langgestrecktes Haus zuging.

Das Erdgeschoss Zimmer war geräumig und verfügte über zwei Betten mit Nachtkästchen, eine Couch, ein Tisch mit zwei Stühlen und zwei große Schränke.

„Wollt ihr das Zimmer?“

Seufzend legten die Mädchen dem Mann das verlangte Geld auf den Tisch.

„Hoffentlich war das kein Fehler“, murmelte Marguerita und schaute dem Verwalter nach, der die Türe mit lautem Rums hinter sich zu fallen ließ.

„Ach was, du siehst immer alles so schwarz. Komme lass uns auspacken.“

„Juanita, findest du nicht, dass der Preis auffallend niedrig ist?“

„Ja schon, kann aber auch sein, da es eine WG ist, das mag nicht Jeder.“

Warum die Miete so günstig war, das sollten sie noch am gleichen Abend in Erfahrung bringen.

Eine Stunde später verstauten sie ihre leeren Reisetaschen im Schrank.

„So alles eingeräumt“, murmelte Marguerita. „Was machen wir jetzt? Ich habe richtig Hunger, wie steht es mit dir?“

„Dito! Ich habe heute eine kleine Frittenbude entdeckt. Die suchen wir uns.“

Plötzlich wurde die Türe aufgerissen und vier Jungs stürmten in den Raum. „He, ihr seid neu. Kommt mit rüber, wir haben eine tolle Party laufen.“

Juanita stemmte die Hände in die Seite und rief erbost, „habt ihr schon mal was von anklopfen gehört?“

Ein Blondschopf mit unsagbar blauen Augen, grinste Juanita überheblich an. „Mache nicht so ein Theater. In diesen Zimmern wird nie angeklopft. Wir sind hier so etwas wie eine große Familie. Ihr werdet euch daran gewöhnen, schließlich habt ihr das Zimmer FL 17 gemietet.“

„FL 17 was heißt das?“, fragte Marguerita erstaunt.

Der große Blonde, lachte, als hätte sie eben einen Witz erzählt. „Mädels das wissen alle auf dem Campus. FL 17 heißt so viel wie freie Liebe. Wer das Zimmer mietet, erwartet von uns Jungs, dass wir euch so oft wie möglich besuchen und… na ihr wisst schon. Ich bin übrigens Jens. Meine Mutter ist Schwedin, daher die blonden Haare. Meinem Vater gehören alle Zimmer auf dem Campus. Ihr solltet euch also gut mit mir stellen, denn ich habe hier das Sagen. Der Rotschopf hier heißt übrigens Tim, sein Vater ist Ire, Sancho und Luca sind Spanier und unsere Verbindung, deren Anführer ich bin, heißt „die Falken“. Ach ja, zu eurer Information, ich bin der Erste, der euch heute Nacht besucht. Abschließen erübrigt sich, da ich den Generalschlüssel der vermieteten Räume besitze.“

„Weißt du was du Großmaul? Du kannst uns mal. Wenn du es wagen solltest heute Nacht diese Schwelle zu übertreten, erlebst du eine sehr unliebsame Überraschung“, rief Juanita erbost aus.

Jens grinste, „also bis heute Nacht. Ich freue mich schon auf dich du kleine Kratzbürste.“

Marguerita ließ sich auf das harte Bett fallen, „was war das eben. Sind wir im falschen Film?“
„Nein“, meinte Juanita trocken, „willkommen in der Realität. Jetzt wissen wir auch, warum der Mietpreis so niedrig ist.“

„Du lieber Himmel, was machen wir jetzt“, rief Marguerita verzweifelt aus.

„Ich versuche meinen Bruder zu erreichen. Vielleicht hat der eine Lösung parat.“ Endlich wurde der Hörer abgenommen. „Ola Bruderherz, wie geht es dir?“

„Das möchte ich von dir hören. Wo seid ihr?“

„Auf dem Campus. Wir haben soeben unser Zimmer bezogen und…“

„Auf dem Campus? Wie ist die Adresse?“

„Straße weiß ich nicht auswendig, nur dass die Zimmernummer FL 17 heißt.“

Ein paar Sekunden schwieg Raven, dann fluchte er so laut, dass es Marguerita, die zwei Meter entfernt auf dem Bett saß, noch hören konnte.

„Bleibt wo ihr seid, ich bin sofort bei euch.“

Es dauerte keine zehn Minuten, da wurde die Zimmertüre mit Schwung aufgestoßen und ein wütender Raven stürmte in den Raum, dicht gefolgt von seinem Kommilitonen Lucas.

„Wie könnt ihr so dumm sein und in diese WG einziehen!“

Juanita baute sich angriffslustig vor ihrem Bruder auf. „Erstens war das das letzte freie Zimmer und zweitens wussten wir nicht, um was für eine Art von WG es sich dabei handelt. Erst als vor einer viertel Stunde ein Großmaul namens Jens bei uns auftauchte, wurden wir darüber aufgeklärt.“

Ravens Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, „Jens war bereits da?“

Marguerita schaute ihn furchtsam an. „Ja und nur, um uns wissen zu lassen, dass er uns heute Nacht einen Besuch abstatten will. Abschließen sei umsonst, da er den Generalschlüssel des Hauses hat.“

„Ich fasse es nicht. Dass die Falken hinter jedem Mädchen her waren, wussten wir, aber nicht mit welch krimineller Energie sie dabei vorgehen. Packt eure Sachen, ihr kommt mit mir. Lucas wird euch tragen helfen.“

„Raven“, rief Juanita, „Saul der Verwalter hat uns drei Monatsmieten abgeknöpft. Wir können kein weiteres Zimmer bezahlen.“

„Das Geld hole ich zurück. Ich kenne Saul und er kennt mich. Lucas du weichst den Mädchen nicht von der Seite. Wir treffen uns am Auto.“

„Klaro Chef“, meinte sein Freund mit einem breiten Grinsen.

Seufzend machten sich Juanita und Marguerita wieder ans einpacken. „Das hätte mein Bruder uns auch vorher sagen können.“

Lucas lachte, „leider hatte er mit seiner Ex- Flamme alle Hände voll zu tun. Darum konnte er sich nicht um euch kümmern. Er rechnete auch nicht damit, dass ihr schon heute anreisen würdet. Raven hat euch erst in zwei Tagen erwartet.“
„Ex-Flamme“?, wollte Marguerita wissen, „was meinst du damit?“

„Na ja, eine seiner unzähligen Freundinnen eben. Belinda meint, Raven sei ihr fester Freund. Sie klebt wie Kaugummi an ihm, obwohl er von ihr nichts wissen will. Sie war eine seiner One nigth stands und nun denkt sie, Raven sei ihr Besitz. Lange lässt er sich das sicher nicht mehr bieten. Sind ja jede Menge süßer Mädchen an der UNI und jede Zweite würde nur zu gerne in Ravens Bett landen. Na, ihr werdet es noch erleben. Ihr zwei seid auch über den Durchschnitt hübsch. Wenn ihr euch vor Einladungen nicht mehr retten könnt, ruft mich. Ich bin sehr gerne euer Bodyguard.“

„Was für ein Angeber“!, flüsterte Juanita spöttisch und drückte ihm ihre Reisetasche in die Hand.

„Ich habe alles“, murmelte Marguerita und schaute sich noch einmal im Raum um.

„Gut dann nichts wie weg“, Lucas drehte sich zur Türe um, als sie aufging und Jens auf der Schwelle stand.

„Wer hat sich denn da verirrt? Was willst du mit der Reisetasche? Möchtest du etwa in unsere WG einziehen?“

Lucas stellte Juanitas Tasche ab und ging auf Jens zu. „Diese Mädchen gehören euch nicht oder willst du dich mit Raven anlegen?“

„Wenn es sein muss, dann ja.“

„Du willst dich mit mir messen“?, ertönte ein Stimme hinter dem Blonden. Jens zuckte zusammen und drehte sich zu dem Sprecher um. „Raven was willst du hier, das ist unser Gebiet. Die beiden Mädchen sind hier eingezogen, ergo gehören sie zu uns.“

„Irrtum du…, wie hat meine Schwester dich genannt? Ach richtig, Großmaul und das bist du. Seid ihr fertig, dann lasst uns gehen. Mir wird übel, wenn ich den Kerl noch länger anschauen muss.“

Raven gab Jens einen Stoß vor die Brust, dass er ein paar Schritte nach hinten gehen musste. Er stolperte über die Schwelle und landete ziemlich unsanft auf seinem Hintern.

„Raven, das wirst du mir büßen. Wenn das tatsächlich deine Schwester ist, landet sie früher oder später in meinem Bett, das verspreche ich dir!“

Raven beugte sich zu dem immer noch am Boden sitzenden Blonden und zischte: „Wenn du meine Schwester oder ihre Freundin auch nur berührst, bist du ein toter Mann, hast du das verstanden? Juanita und Marguerita sind für dich und deine lächerliche Falken-Verbindung „tabu.“ Wütend drehte Raven sich um und ging. Kopfschüttelnd folgte Juanita mit Marguerita im Schlepptau. Lucas schulterte Juanitas schwere Reisetasche und verließ ebenfalls die WG.

„Raven, geh‘ nicht so schnell. Verdammt noch mal, wir können doch nicht fliegen!“, rief ihm seine Schwester nach.

Endlich blieb er vor einem kleinen Flitzer stehen und drehte sich zu den beiden Mädchen um. „Wie könnt ihr nur so dämlich sein und ein Zimmer in einer WG mieten.“

„Hallo…, wie bist du denn drauf. Wir sind erst angekommen und haben keine Ahnung, was es mit dieser Falken-Verbindung auf sich hat.“

„Kleine, an dieser UNI gibt es zwei Verbindungen, einmal die Falken, deren Anführer Jens ist und die „ Adler- Verbindung“, deren Oberhaupt ich bin.“

„Aha? Und was bedeutet das?“

„Du hast doch gesehen, wie diese Burschen drauf sind. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, jedes Mädchen an der UNI ins Bett zu bekommen. Tja und wir, die Adler, versuchen meist mit Erfolg, das zu verhindern.“

Juanita grinste ihren Bruder an, „dann seid ihr so etwas wie die Retter der Jungfrauen.“

„Spare dir deinen Spott. Ihr werdet noch sehr schnell merken, wie diese Burschen drauf sind“, entgegnete er verärgert. Mittlerweile hatte er das Gepäck der Mädchen im Wagen verstaut. „Wieso seid ihr jetzt schon hier“?, wollte er wissen.

„Juanita und ich dachten, dass es vielleicht besser wäre, wenn wir uns gleich um ein Zimmer bemühen, dann können wir zu Hause  noch den Rest unserer Ferien genießen.“

Raven schaute Marguerita im Spiegel an, „warum betonst du das zu Hause?“

„Wir wollen nicht, dass du denkst, wir sind wegen dir früher gekommen.“

Er zog eine Augenbraue spöttisch nach oben, „seid ihr nicht?“

Juanita lachte, „sind wir nicht Bruderherz. Wir wollten uns wirklich nur um eine Unterkunft bemühen. Dann dich kurz besuchen und anschließend wieder zurück nach Marines fahren.“

„Tja, mit einem Zimmer wird es heute wohl nichts. Ihr könnt eine Nacht bei mir schlafen und morgen…“

„Nein“, wehrte Marguerita vehement ab. „Wegen uns musst du deine Freundin Belinda nicht ausquartieren. Wir suchen uns eine billige Pension. Für eine Nacht geht das schon.“

Raven zog den Schlüssel ab und murrte, „aussteigen, wir sind da. Woher weißt du von Belinda?“

Marguerita zog sich das Herz schmerzhaft in der Brust zusammen, doch ihre Miene blieb ausdruckslos als sie entgegnete: „Wir mögen ja wie dumme Landpomeranzen aussehen aber ganz so blöd sind wir auch nicht.“

„Stimmt“!, mischte sich Juanita lachend ein. „Dein Ruf als Casanova hat uns schon am Hafen erreicht.“

Lucas nickte grinsend und schleppte Juanitas Gepäck zum Haus.

„Blödsinn“, murmelte Raven und griff nach Margueritas Tasche.

„Lasse das, mein Gepäck trage ich selber.“

„Höre auf hier rum zu zicken, ich wohne im zweiten Stock und einen Aufzug gibt es nicht.“

Marguerita entriss ihm ihre Reisetasche, „den Kavalier kannst du bei deiner Belinda spielen, nicht bei mir. Wenn ich jemanden brauche, suche ich ihn mir an der UNI.“

Lucas und Juanita sahen sich an und brachen in lautes Lachen aus. Was für schöne Augen er hat, dachte Juanita und wandte sich schnell von ihm ab.

Raven lief wütend, zwei Stufen auf einmal nehmend, hoch in den zweiten Stock.

„Marguerita, komme lasse dir helfen.“

„Danke Juanita, es geht schon. Warum habe ich nur so viel eingepackt.“

„Spiele nicht die Starke, das bist du nicht. Trotzdem hat es mich gefreut, dass du meinem Bruder so in die Parade gefahren bist. Er hat sich vor Wut beinahe verschluckt.“

„Das soll er auch“, brummte sie und warf ihrer Freundin einen dankbaren Blick zu, als sie den zweiten Henkel der Tasche ergriff. Gemeinsam schleppten sie das schwere Gepäckstück nach oben in Ravens Wohnung.

Juanita schaute sich erstaunt in seiner Küche um. „Du wohnst ja wirklich schön hier.“

Marguerita nickte, „ja die Wohnung ist sehr schön.“

Raven grinste halbherzig und winkte den Mädchen, ihm zu folgen. „Ihr habt ja noch nicht viel gesehen. Hier ist das Gästezimmer, das ich meistens als Büro benutze, dann das Gäste WC und das da…“, er öffnete eine andere Türe und machte eine einladende Handbewegung, „das ist mein Schlafzimmer mit dazugehörigem Bad.“

„Wow, das ist ja toll“, entfuhr es seiner Schwester. „Nur, im Gästezimmer wird es etwas eng für uns beide werden. Das Bett ist ziemlich schmal.“

Raven überlegte kurz, dann meinte er mit einem Seufzer, „ok! Ihr könnt mein Schlafzimmer haben, ich ziehe so lange ins kleine Zimmer.“

„Nein“, protestierte Marguerita spontan. „Das Gästezimmer reicht für uns.“

„Rede keinen Unsinn. Wenn uns Raven so ein tolles Angebot macht, nehmen wir das sehr gerne an. Danke Bruderherz, du hast etwas gut bei uns.“ Juanita umarmte ihren Bruder und drückte ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Dann schnappte sie sich Margueritas Tasche und schleppte sie in den größeren Raum. Lucas folgte Juanita mit ihrer Reisetasche.

Raven grinste Marguerita an und meinte, „bekomme ich von dir auch einen Kuss als Dankeschön?“

„Den kannst du dir bei deiner Belinda abholen, die küsst du bestimmt lieber.“ Wütend rauschte sie an ihm vorbei und knallte die Zimmertüre vor seiner Nase zu.

„Sieh an, meine Kleine ist ja eifersüchtig.“ Vergnügt pfeifend ging er in die Wohnküche.

 

 

 

Drei Monate wohnten die beiden Mädchen schon bei Raven. Ihre Zimmersuche war bisher erfolglos verlaufen. Raven hatte sich im Gästezimmer, das er auch als Büro benutzte, einigermaßen wohnlich eingerichtet. Wieder einmal klingelte das Telefon. Da ihr Bruder die Wohnung bereits verlassen hatte, hob Juanita den Hörer ab. Neben der UNI, arbeitete Raven in einem Architekturbüro.

„Hier ist der Anschluss von Señor Diego. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Wer sind denn Sie?“

Juanita verdrehte die Augen und fragte zurück,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Lissa Seebauer
Bildmaterialien: Cover von Horst Hübner
Tag der Veröffentlichung: 27.05.2015
ISBN: 978-3-7438-1217-8

Alle Rechte vorbehalten

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