Susi freute sich, ihre Freundin Gabriella wiederzusehen. Aufatmend ließ sie sich in den Sitz am Fenster nieder. Es war schon einige Zeit her, dass sie in einem Flugzeug gesessen hatte, und jetzt hatte sie auch noch einen Fensterplatz, wenn nicht jemand kam und sie verdrängte.
„Ich glaube, Sie sitzen auf meinem Platz“, ertönte eine belustigte Stimme.
Erschrocken blickte sie auf. Wow, was für Augen, dachte sich die junge Frau und errötete.
„Hm, ja ich habe eigentlich den mittleren Sitz. Ich mache Ihnen sofort Patz.“
„Nein, nein, bleiben Sie. Ich bin nicht so scharf darauf, am Fenster zu sitzen.“ Während er sich auf dem mittleren Sitz niederließ und den Sicherheitsgurt anlegte, überlegte er, wie er mit seiner überaus reizenden Sitznachbarin ein unverfängliches Gespräch beginnen konnte. Sie gefiel ihm, ihr herzförmiges Gesicht mit den wunderschönen rehbraunen Augen hatte es ihm angetan. Ihr keckes Stupsnäschen einfach niedlich und dann diese wunderschönen vollen Lippen, die jeden Mann einluden, sie zu küssen. Sein Blick fiel auf die dunklen schulterlangen Haare, die wie gesponnene Seide glänzten.
Susi wandte sich dem Mann an ihrer Seite zu. Sein durchdringender Blick ließ sie wieder erröten. Was ist denn mit mir los, dachte sie verärgert. Warum bringen mich diese grünblauen Augen so aus der Ruhe. Ihr Herz schlug einige Takte schneller und die Frage die ihr auf den Lippen lag, vergaß sie prompt.
Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Sie fliegen sicher in Urlaub?“
„Nein, ich bin zu einer Hochzeit eingeladen“, gab sie ein wenig unwillig zur Antwort.
„Das ist ja ein Zufall. Ich bin ebenfalls zu einer Hochzeit eingeladen. Ich fliege nach Marines, das heißt die letzte Etappe geht es per Schiff weiter. Ich heiße übrigens Walter Sperber und bin…“
„Und Sie sind Oberleutnant und waren mit der Bundeswehr auf der Insel“, unterbrach ihn Susi und lachte.
„Woher wissen Sie das? Lassen Sie mich nachdenken. Auf Marines habe ich Sie nicht gesehen. Sie wären mir sicher aufgefallen. So ein hübsches Mädchen übersieht kein Mann. Moment, Sie sind Gabriellas Freundin Susi!“
„Ja“, lachte sie,“ Susanne Kramer.“
Walter ergriff ihre Hand und schüttelte sie leicht. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück. Sie hatte das Gefühl, einen Stromschlag erhalten zu haben. Walter schien es ähnlich zu gehen, denn er schaute sie verblüfft und erstaunt an.
Walter erzählte, wie er Gabriella kennen gelernt hatte. Er stellte Susi eine Menge Fragen. Allerdings wollte er weniger von Gabriella, sondern viel mehr aus ihrem Leben erfahren. Die Reise verlief im wahrsten Sinne des Wortes, wie im Flug.
Gabriellas und Ramons Hochzeit war sehr schön. Susi bekam von dem ganzen Trubel nicht viel mit. Walter wich den ganzen Tag nicht von ihrer Seite. Kaum näherte sich ein Mann, der Susi zum Tanzen auffordern wollte, zog er sie auf die Tanzfläche. Sie bemerkte die enttäuschten Gesichter und schob seine Arme wütend weg. „Was soll das denn. Ich möchte auch einmal mit anderen Männern tanzen. Du tust ja gerade so, als wäre ich dein Eigentum.“
Walter zog sie grinsend zurück in seine Arme, senkte den Kopf und küsste sie zärtlich.
„Erstens, wollte ich das schon im Flugzeug tun und zweitens gehörst du mir.“
Susi schaute ihn empört an, „das ist nicht dein ernst. Ich gehöre nur mir und sonst niemandem.“
„Irrtum, seit ich dir meinen Platz anbot, habe ich beschlossen, dass du die Frau bist, die ich ein Leben lang an meiner Seite haben will.“
„Ach nein, hast du mich gefragt ob ich genauso denke?“
"Hm..., Susi Kramer, willst du meine Frau werden?“
Sprachlos starrte sie ihn an, dann schüttelte sie den Kopf, dass ihre dunklen Haare flogen, „mit so ernsten Dingen treibt man keinen Schabernack Herr Sperber.“
„Susi, mir war noch nie etwas so ernst. Wenn wir zurück in Deutschland sind, rufe ich dich an und gebe dir unseren Trauungstermin bekannt. Noch Fragen?“
„Walter, du bist total übergeschnappt. Warum willst du mich heiraten?“
"Hast du schon einmal daran gedacht, dass ich mich in dich verliebt haben könnte?“
„Ach, das ist mir neu. Das wusste ich bis jetzt noch gar nicht“, gab sie sarkastisch zur Antwort.
Mit einer Hand fuhr er sich durch seine braunen Haare und seufzte übertrieben, „Mädchen, mache es dir und mir nicht so schwer. Ich will dich, ich bekomme dich und ich behalte dich. So einfach ist das.“
„Aha, so einfach ist das“, murmelte sie erschlagen. Walter legte seine Hände um ihr Gesicht und schaute sie durchdringend an, „du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet. Wirst du mich heiraten?“
Sie versank in seinen Augen und ohne es zu wollen flüsterte sie, „wenn du unbedingt heiraten willst, dann heirate mich eben.“
Wieder küsste er sie zärtlich und Susi dachte, wenn er sich auch einen Spaß mit mir macht, an seine Küsse könnte ich mich gewöhnen.
Auf dem Rückflug saßen sie wieder nebeneinander. Walter hatte den Arm um sie gelegt und drückte ihren Kopf an seine Schulter, „Kleines schlafe ein bisschen, du siehst müde aus.“
Susi kuschelte sich an ihn und schloss zufrieden die Augen. In München angekommen, mussten sie sich nicht am Gepäckband anstellen, da sie beide nur eine kleinere Tasche bei sich hatten.
„Susi, ich lade dich zum Essen ein. Lassen wir den Tag schön auskling…“
„Walter endlich, ich dachte du kommst überhaupt nicht mehr“, rief ein etwa dreißigjähriger Mann in Uniform.
„Martin, was machst du denn hier. Ich habe noch zwei Tage Urlaub.“
„Gestrichen mein Freund. Du solltest schon seit gestern in der Dienststelle sein, leider konnte dich niemand erreichen, da dein Handy aus ist.“
„Was ist los? Ach, darf ich dir meine Verlobte Susanne Kramer vorstellen?“
Martin riss die Augen auf und starrte erst seinen Freund, dann die junge Frau an seiner Seite, dann wieder Walter an.
„Deine was?“
„Meine Verlobte. Spreche ich so undeutlich?“
Martin stöhnte, „lass uns das später besprechen. Erst musst du zum Chef.“
Walter wandte sich mit enttäuschtem Gesichtsausdruck an Susi, „Kleines tut mir leid. Aber wenn der Chef ruft, muss ich gehorchen. Ich rufe dich heute Abend an.“
Das war das letzte Mal, dass sie mit Walter sprach. Er rief sie weder am Abend, noch in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten an. Zweieinhalb Jahre wartete sie insgeheim darauf, dass er sich melden würde. Doch nichts geschah.
„Ich wusste, dass er mich nur verarscht hat, trotzdem tut es immer noch weh“, murmelte sie und setzte mit lauter Stimme hinzu, „aber eines sage ich dir Oberleutnant Sperber, wenn ich dich erwische, reiß ich dir den Kopf ab, du elendiger Mistkerl.“
Susi verließ verärgert den Unterrichtsraum, als sie mit einem Mann zusammen stieß.
„He, können Sie nicht aufpassen?“
„Kleines Fräulein, das ist nicht meine Schuld. Sie sind zu temperamentvoll“, lachte ein blonder Mann mit unsagbar grünen Augen. Reflexartig hatte er sie an den Armen gepackt und hielt sie nun immer noch grinsend fest.
„Ich bin kein kleines Fräulein. Lassen Sie mich endlich los, oder wollen Sie bis morgen hier stehen bleiben.“
„Wenn Sie mir Gesellschaft leisten, dann gerne“, gab er zur Antwort und zog seine Hände zurück. Susi nickte und wandte sich zum Gehen.
„Ach bitte, kommen Sie doch mit. Ich möchte Ihren Fehler wieder gutmachen und lade Sie zu einer Tasse Kaffee ein.“
„Meinen Fehler? Ich glaube Sie spinnen. Sie haben sich doch vor der Türe so blöd…“
„Ist ja gut. Jetzt kommen Sie endlich. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit“, unterbrach der Mann sie, ergriff ihren Arm und zog sie mit sich.
Susi war so perplex, dass sie tatsächlich, das Schulgebäude an der Seite des Mannes verließ. Erst in einem nahe gelegenen Café, wurde sie sich der unmöglichen Situation bewusst. Doch bevor sie ein Wort über die Lippen brachte, drückte er sie auf einen Stuhl und winkte der Bedienung. Dann setzte er sich ihr gegenüber und lachte sie fröhlich an.
„Es freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Ich heiße Max Felder.“
„Ich bin Susanne Kramer, meine Freunde sagen alle Susi zu mir. Ihrer Einladung bin ich ja nicht ganz freiwillig gefolgt.“
„Egal, wie auch immer, jetzt sind wir hier. Ich hoffe, Sie zählen mich zu ihren Freunden… Susi.“
Sie musste lachen, „Sie sind so von sich eingenommen, dass Sie ein „Nein“ nicht mal in betracht gezogen haben.“
„Stimmt“, gab er fröhlich zur Antwort. „Nur so kommt man bei so hübschen Frauen zum Zuge.“
„Ich denke, Sie machen sich was vor. Bei mir kommen Sie nicht..., wie sagen Sie..., zum Zuge.“
Max schaute sie intensiv an. Der Jäger in ihm war erwacht. Ich werde dich bekommen und das sehr bald, dachte er und prostete ihr mit einem Glas Prosecco zu, das er bestellt hatte.
„Trinken wir auf kommende schöne Tage und noch schönere Nächte.“
Nach dem dritten Glas Sekt wußte Max alles was er wissen wollte. Susi war Single, lebte alleine und was für Max besonders wichtig war, sie war nicht verliebt.
„Susi, was wolltest du heute in der Schule? Ich denke, aus dem schulpflichtigen alter bist du doch sicher schon raus.“
„Ich war im Spanischkurs.“
„Aha und warum warst du dann so sauer?“
„Weil ich eine Prüfung vergeigt habe“, gab sie verärgert zur Antwort. „Und was hast du da verloren?“
„Ich wollte gerade in den nächsten Kurs gehen. Spanisch für Anfänger.“
„Den hast du versäumt“, lachte Susi, trank ihr Glas aus und erhob sich. „Ich muss nach Hause. Morgen wartet wieder eine Menge Arbeit auf mich.“
„Warte, ich fahre dich.“
Vor ihrer Haustüre, zog Max sie in seine Arme und küsste sie zärtlich. „Ich habe ein wenig zu viel getrunken, könntest du mich noch auf einen Kaffee einladen?“
Susi lud ihn ein und er blieb.
Die erste Nacht mit einem Mann, hatte sie sich anders vorgestellt. Liebevoll, romantisch und vor allem, guten Sex. Nichts von allem hatte sie bekommen. Max hatte sie in ihr kleines Schlafzimmer gedrängt und voller Begierde geküsst und in ihr Ohr geflüstert, „zieh dich aus Schönheit, ich will dich nackt sehen.“
Susi schluckte und drehte sich verschämt von ihm weg. Sie hatte erwartet, dass er sie streicheln und dann voller Zärtlichkeit ausziehen würde. Als sie zu ihm schaute, ging er, bereits nackt ausgezogen, zum Lichtschalter und drehte den Dimmer hoch.
„Mache doch das Licht dunkler und nicht noch heller!“
„Nein, ich will dich sehen und jetzt ziehe dich endlich aus. Ich will dich unter mir spüren, na komm schon. Du zierst dich, als wärst du eine Jungfrau“, lachte er spöttisch. Susi wollte schon sagen, dass sie noch nie mit einem Mann geschlafen hatte, als sie allerdings den Spott in seinen Augen sah, schwieg sie. Ich will es endlich hinter mich bringen, dachte sie und schlüpfte aus ihrem engen Rock. Max beobachtete sie mit gierigen Augen. Als sie ihr Top über den Kopf zog, griff er nach ihrem Schlüpfer und zog ihn mit einem Ruck nach unten.
„Ich wusste, dass du unten rum gut gebaut bist. Du hast alles, was ich mir bei einer Frau wünsche.“
Grob griff er nach den krausen Haaren und wühlte mit seinen Fingern darin. „Komm in meine Arme du super Mädchen. Lass deinen BH ruhig an. Mit Brüsten hab ich es nicht so. Wenn, dann müssen sie riesig sein. Deine sind ja ein wenig mickrig.
Susi machte sich protestierend von ihm los. „Jetzt reicht es mir. Mir ist die Lust auf dich vergangen. Verschwinde!“
Max griff lachend nach ihr und ehe sie sich versah, lag sie auf dem Bett. Während er sie küsste, schob er sich über sie, spreizte mit seinen Füßen ihre Beine und drang mit einem schnellen Stoß in sie ein. Susi schrie vor Schmerz auf, was Max für einen Lustschrei hielt und noch fester und schneller in sie eindrang.
„Ah, ich wusste es, du bist für mich wie geschaffen“, stöhnte er und stieß erneut zu. „Du bist so eng, so wunderbar eng. Ich liebe dich mein Engel. Noch nie bin ich bei einer Frau so schnell gekommen wie bei dir.“
Mit einem letzten festen Stoß drang er in sie ein, dann ließ er sich laut stöhnend auf sie fallen. Susi kämpfte gegen ihre Tränen. Das sollte Sex sein? Nein, das war alles nur nicht das, was sie sich erträumt hatte. Max rollte sich von ihr herunter, drehte sich auf die Seite und schlief sofort ein. Leise schlich sie sich ins Bad. Vielleicht half eine heiße Dusche, diese Schmach von sich zu waschen. Ja, sie empfand es als eine Schmach, eine Erniedrigung.
„Der Kerl kommt mir nicht mehr in die Wohnung. Von dem bin ich geheilt“, murmelte sie. Sie trat ans Bett und schüttelte ihn, „los steh auf, verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen.“
„Liebling, komm endlich ins Bett. Ich vermisse dich“, hörte sie seine leise Stimme, dann griff er nach ihr und schon lag sie auf ihm.
„Du willst mich schon wieder spüren? Sei nicht so gierig. Ich brauche ein paar Stunden Schlaf, dann nehme ich dich wieder mein kleiner Liebling.“
Susi erstarrte förmlich in seinen Armen. Das war doch nicht sein ernst. Max drehte sich mit ihr auf die Seite. Sein Arm hielt sie fest umklammert. Als er leise schnarchte, versuchte sie sich von seinem Arm zu befreien, doch er verstärkte seinen Griff und sie lag mit dem Rücken eng an seine Brust gepresst. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, ebenfalls zu schlafen.
Als der Wecker läutete, fuhr Susi wie aus einem Alptraum in die Höhe, doch weit kam sie nicht. Ein Arm hielt sie fest. Es war kein Alptraum, es war wirklich passiert.
Max war von dem Gebimmel ebenfalls wach geworden. Mit einem Ruck zog er ihr den Schlüpfer aus, schob sich mit einem eleganten Dreh über sie und schon spürte sie sein hartes Glied in sich eindringen.
„Liebling, bei mir musst du kein Höschen tragen. Wenn ich bei dir bin, brauchst du keines.“
„Ich will, dass du sofort aufhörst. Verschwinde, ich will dich nie mehr sehen.“
Max hielt still und schaute erschrocken in ihr ängstliches und aufgewühltes Gesicht. „Mein Gott Susi, war ich etwa gestern zu stürmisch? Bitte sei mir nicht böse, ich habe mich in dich mit Haut und Haaren verliebt. Ich konnte mich einfach nicht mehr bremsen. Ich werde alles tun, damit du mir verzeihst.“
Langsam bewegte er sich wieder in ihr.
Es tut wenigstens nicht mehr weh, dachte sie und ließ es über sich ergehen.
Max glaubte im Himmel zu sein. Diese Frau würde er so schnell nicht mehr gehen lassen. Er zögerte seinen Höhepunkt so lange hinaus, wie es ihm möglich war. Dann wurde er plötzlich schneller und schneller, und kam mit einem lauten Schrei. Schwer atmend blieb er eine Weile auf Susi liegen.
„Liebling, darf ich deine Dusche benutzen?“
Erschöpft nickte sie nur. Was um Himmels Willen, sollte sie mit diesem Kerl machen. Das Schlimmste war, dass sie glaubte, sich in diesen Mann verliebt zu haben.
Max kam nun jeden Abend zu Susi nach Hause. Er überhäufte sie mit Geschenken und Blumen und beteuerte seine große Liebe zu ihr.
Sie verzieh ihm seine grobe Art und hatte immer wieder Ausreden parat. Vielleicht bin ich daran schuld, dass ich nicht so wie er beim Sex empfinde, oder ich habe eben noch keine Erfahrung.
Es läutete und wie immer um diese Zeit, stand Max vor der Türe.
„Susi, warum gibst du mir keinen Schlüssel, dann müsste ich dich nicht immer stören und wir könnten mit der vertanen Zeit etwas Schöneres anstellen.
Sie schüttelte den Kopf, „nein ich möchte das nicht.“
„Dann komm, ich will dich jetzt sofort.“
Grob schob er sie in Richtung Schlafzimmer.
„Du hast es ja wieder eilig“, begehrte sie auf.
„Warum bist du noch nicht ausgezogen, du weißt doch, dass ich um diese Zeit komme.“
„Na hör mal, ich bin eben von der Arbeit nach Hause gekommen. Du hast vielleicht Nerven.“
Max lachte über ihren Protest und entkleidete sich schnell.
„Susimäuschen, du ahnst gar nicht, wie sehr ich dich liebe und brauche. Heute werde ich dich lange und oft nehmen. Wir sehen uns ja die nächsten zwei Tage nicht.“
„Wo musst du denn morgen hin, es ist doch Samstag?“
„Du weißt doch, an den Wochenenden muss ich die Kunden besuchen, die ich während der Woche nicht erreiche. Mache endlich, ich will dich.“
Samstag in aller Herrgottsfrühe verabschiedete er sich, wie jedes Wochenende. Susi war für die zwei Tage dankbar. Freitag tobte er sich regelrecht an ihr aus. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, wie es all den anderen Frauen ging, die nach solch aufreibenden Nächten noch den Haushalt und Kinder versorgen mussten.
„Ich werde noch eine Runde schlafen, dann sehe ich weiter.“
Fast den ganzen Samstag verschlief Susi. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre sie unter eine Dampfwalze geraten. Immer wieder fragte sie sich, warum sie keine richtigen Gefühle für Max hatte. Weil immer noch Walter Sperbers Gesicht in ihren Gedanken und in ihrem Herzen war, gab sie sich selbst die Antwort.
Traurig schaute sie aus dem Fenster. „Was für ein Sonntag. Genau so trist, wie ich mich fühle“, murmelte sie und trank ihre Tasse aus. „Vielleicht bringt mich ein Spaziergang auf andere Gedanken.“
Stundenlang lief sie durch die Stadt und schaute sich Schaufenster an. Als sie ein kleines einladendes Café entdeckte, beschloss sie spontan, eine kurze Rast einzulegen. Gedankenversunken rührte sie in ihrer Tasse und beobachtete durch die große Fensterscheibe die Menschen, die an dem Café vorüber gingen. Ein älteres Ehepaar, das sich stritt, fünf junge Menschen, die laut über etwas lachten. Für sie war die Welt noch in Ordnung. Ein Paar mit zwei Mädchen betrat in diesem Augenblick den Gastraum. Der Mann steuerte einen Tisch am Fenster an und sagte zu den Mädchen, „sucht euch am Buffet Kuchen aus.“ Dann rückte er einen Stuhl zurecht, „setze dich hier hin Liebes, da hast du einen schönen Ausblick.“
Susi erstarrte, als sie die Stimme des Mannes erkannte, „Max“. Was tat er hier und mit wem? Sie hielt sich eine Illustrierte vor das Gesicht und lauschte mit angehaltenem Atem auf das Gespräch. Zum Glück saß Max mit dem Rücken zu ihr.
„Wo hast du dich denn die ganze Woche wieder rumgetrieben, mein lieber Mann"?, hörte Susi die sarkastische Stimme der Frau.
„Liebling, du weißt doch, dass ich einen neuen Kunden an der Angel habe.“
„Ach, einen neuen Kunden? Ist dieser Kunde blond, brünett oder schwarzhaarig?“
Max gab keine Antwort, da die beiden Mädchen, augenscheinlich Zwillinge, an den Tisch zurückkamen.
Susi legte einen Geldschein auf den Tisch, stand auf und verließ fast fluchtartig das Café.
Max war verheiratet und hatte Kinder. Seltsam war, dass ihr Herz und ihre Gefühle diese Wahrheit fast kalt ließen. Dass er sie drei Monate lang belogen hatte, das konnte sie nicht in Worte fassen. Wie ein Stein lag ihr diese Erkenntnis im Magen. Susi hatte sich immer daran gehalten, niemals mit einem verheirateten Mann eine Beziehung zu beginnen und jetzt war sie blind in eine Falle gelaufen.
„Na warte, du kannst was erleben“, murmelte sie und knallte ihre Wohnungstüre ins Schloss.“
Am Montag, als sie sich an ihrem Schreibtisch im Verlag niederließ, wurde sie zu ihrem Vorgesetzten gerufen.
„Frau Kramer, wir haben im Moment wenig zu tun. Es wäre mir recht, wenn Sie Ihren dreiwöchigen Urlaub jetzt nehmen würden. Ich hoffe, Ihnen nicht allzu viele Umstände zu bereiten.“
„Aber nein. Da ich einige Familienprobleme lösen muss, kommt mir der Urlaub gerade jetzt sehr gelegen.“
„Gut, dann fahren Sie heim und wir sehen uns in drei Wochen wieder.“
Dreißig Minuten später betrat sie aufatmend ihr kleines Appartement. Mit dem Handy ließ sie sich auf die Couch fallen und wählte eine Nummer.
„Hey Gabriella, wie geht es euch auf Marines?“
„Den Umständen entsprechend“, erklang die Stimme ihrer Freundin. „Susi, du hörst dich nicht gut an, was ist los?“
„Dir kann man aber auch nichts verheimlichen. Ich habe tatsächlich Probleme. Ich habe dir doch von Max erzählt. Nun, gestern habe ich herausgefunden, dass er verheiratet ist.“
„Kannst du Urlaub nehmen?“
„Mein Chef hat mich heute beurlaubt, da nicht viel los ist im Verlag“.
„Das ist gut. Packe deinen Koffer und komme. Ich erwarte dich.“
„Aber ich kann doch nicht…," aufgelegt. Typisch Gabriella, damit man keine Chance bekommt, um nein zu sagen. Vielleicht hat sie recht. So bekomme ich Abstand von Max und seiner Lügerei.“
Eine Stunde später, Susi war gerade fertig mit dem Packen, läutete das Telefon. In der Annahme, dass es der Rückruf eines Abfertigungsschalters des Flughafens war, nahm sie den Hörer ab.
„Liebling, wo steckst du denn? Ich konnte dich im Verlag nicht erreichen. Ich komme heute etwas später. Ein dringendes Meeting…“
„Max, das hat keine Eile. Vielleicht wäre es gut, du verbringst deine Freizeit mit deiner Ehefrau. Lasse mich gefälligst in Zukunft zufrieden.“
Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie den Hörer auflegte. „So, das war der erste Streich“, murmelte sie und griff nach ihrem Gepäck. Sie verließ ihre Wohnung, fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage und schaute sich suchend um. Erik ihr Nachbar, kam ihr entgegen und nahm ihr den Koffer ab.
„Wo bleibst du so lange. Das Flugzeug wird sicher nicht auf dich warten.“
„Bin ja schon da. Wie kann ich dir für diese Mühe danken.“
Erik grinste, „indem du dich in mich verliebst.“
Susi verdrehte lachend die Augen und schnallte sich an.
„Du bist mein bester Freund Erik aber…“
„Ich weiß, ich weiß. Dein Herz ist vergeben. Kopf runter, dein Kavalier steht mit seinem Wagen direkt vor der Haustüre.“
„Ha, soviel zum Thema dringendes Meeting. So ein Lügner“, brummte sie und duckte sich.
Max war auf den Eingang so fixiert, dass er den vorbeifahrenden Wagen nicht bemerkte. Unbehelligt erreichten sie den Flughafen und Erik wartete so lange, bis Susi den Abfertigungsschalter erreicht hatte. Sie winkte ihm noch einmal zu und verschwand mit einer Gruppe Menschen, die den gleichen Flug gebucht hatten.
Drei Wochen Urlaub waren vorbei und der Alltag hatte Susi wieder voll im Griff. Ein französischer Roman, den sie seit einer Woche versuchte ins Deutsche zu übersetzen, erwies sich als sehr schwierig. Es handelte sich um einen authentischen Roman mit vielen Fachbegriffen, die sie immer wieder in Wörterbüchern nachschlagen musste.
.„Bin ich müde“, murmelte sie und ließ sich auf ihre Couch fallen. „Was für ein beschie…“, das Telefon unterbrach ihre laut geäußerten Worte.
„Kramer“, meldete sie sich, doch am anderen Ende der Leitung hörte sie nur kurzes Atmen, dann wurde aufgelegt.
„Hallo, hallo, was soll das denn“, rief sie. Die Leitung blieb stumm und Susi drückte wütend die rote Taste. „Mann oh Mann, man kann sich doch entschuldigen, wenn man sich verwählt hat.“
Als jemand an der Türe Sturm klingelte, fiel ihre Laune restlos in den Keller. Wütend riss sie die Wohnungstüre auf und schrie, „was soll dieses Gebimmel. Können Sie nicht den Finger von der Klingel nehmen?“
„Aber, aber, begrüßt man so einen lieben Freund?"
„Max…, was tust du denn hier!“
„Ich habe Sehnsucht nach dir. Darf ich nicht reinkommen?“
„Nein und nochmals nein. Ich habe dir vor ein paar Wochen unmissverständlich klargemacht, dass ich mich nicht zur Zweitfrau eigne. Also, tu mir einen Gefallen und verschwinde. Ich will dich nicht mehr sehen.“
Max grinste, trat einen Schritt auf sie zu und zog sie in seine Arme. „Und ob du mich noch sehen willst. Du kannst es doch kaum mehr erwarten, mich ins Bett zu ziehen. Ich weiß genau was du jetzt brauchst.“
Bevor Susi reagieren konnte, presste er seine Lippen auf ihren Mund. Völlig überrumpelt hielt sie still und der Mann sah sich bereits am Ziel seiner Träume. Mit überheblichem, selbstgefälligem Grinsen gab er sie frei, „na also, wusste ich doch, dass du mir nicht widerstehen kannst. Komm endlich, ich will mit dir ins Bett, meine Frau hat keine Lust auf mich und du kennst mich ja, ich brauche meinen Sex.“
Susi trat einen Schritt zurück, fixierte den Mann, von dem sie glaubte, ihn geliebt zu haben, hob ihre Hand und verabreichte ihm eine schallende Ohrfeige. Mit der anderen Hand, stieß sie ihn mit ihrer ganzen Kraft vor die Brust. Mit dieser Abwehr hatte er nicht gerechnet. Er stolperte rückwärts in den Hausflur und landete prompt auf dem Hintern.
„Sag mal spinnst du? Hast du schlechte Laune oder deine Tage. Ich hätte mich ernstlich verletzen können.“
Susi lachte, „weder das eine noch das andere. Ich kann dich nicht mehr ausstehen und will dich nicht mehr sehen, das ist alles. Verzieh dich, sonst lernst du mich von einer ganz anderen Seite kennen.“
Fluchend stand Max auf und schaute rot vor Zorn, in Susis grinsendes Gesicht.
„Ich werde dich nicht frei geben, du gehörst zu mir, ob dir das passt oder nicht. Du kannst doch ohne meine Liebe und meinen Sex gar nicht mehr leben. Ich kenne dich zu gut.“
Susi verdrehte die Augen und schlug ihm die Türe vor der Nase zu. Max trommelte mit den Fäusten an die Wohnungstüre, „mach sofort auf, du kleines Biest. Ich gehe hier nicht weg, bis du mich rein lässt.“
„Dann eben anders“, murmelte sie und griff nach dem Hörer. Zehn Minuten später, traf eine Polizeistreife ein. Schon im Erdgeschoß hörten sie einen Mann fluchen und an eine Türe trommeln.
„Hören sie mit dem Krach auf, was soll das? Wohnen sie hier?“
Max drehte sich erbost um, als er jedoch die beiden Polizisten sah, verkniff er sich die beleidigenden Worte, die er dem vermeintlichen Nachbar an den Kopf werfen wollte.
„Ja, ich wohne hier. Meine Freundin hat mich ausgesperrt.“
Nach erneutem Klingeln öffnete Susi die Türe und rief mit einem ängstlichen Augenaufschlag, „Gott sei Dank, dass Sie da sind. Dieser Mann verfolgt mich seit Wochen. Ich lebe in ständiger Angst, er könnte mir etwas antun. Bitte, befreien Sie mich von diesem Kerl.“
„Das ist nicht Ihr Freund?“
„Nein, wir waren vor längerer Zeit ein Paar. Als ich erfuhr, dass er Frau und Kinder hat, habe ich die Beziehung sofort abgebrochen. Seit dieser Zeit stalkt mich der Mann.“
„Möchten Sie Anzeige erstatten?“
Susi überlegte kurz, dann nickte sie, „ja, sonst werde ich meines Lebens nicht mehr froh.“
„Das wirst du mir büßen. Das wird dir noch leidtun“, zischte Max und ging auf Susi los. Einer der Polizisten griff nach dem erhobenen Arm des wütenden Mannes, „jetzt reicht es. Sie kommen mit auf die Wache und Sie Frau Kramer ebenfalls. Sie müssen das Protokoll ihrer Anzeige unterschreiben.“
„Geht in Ordnung. Ich fahre mit meinem Wagen.“
Die Polizisten nickten und verließen gemeinsam mit Max das Wohnhaus.
Nach kurzer Überlegung, griff sie erneut nach dem Hörer.
„Frau Mering? Hier spricht Susanne Kramer. Ihr Mann sitzt im Augenblick auf der Heiden-Wache 3. Ich würde Sie gerne besuchen und mit Ihnen sprechen.“
Zwanzig Minuten später, stand Susi zum ersten Mal der Ehefrau von Max gegenüber.
„Ah, sind Sie nicht die neue Mitarbeiterin von Max? Ich habe Sie schon des Öfteren in seiner Begleitung gesehen.“
„Ach, als Mitarbeiterin hat er mich betitelt? In Wirklichkeit war ich seine Freundin.“
Frau Mering starrte die Fremde erbost an, „das ist eine Frechheit. Wie können Sie meinen Mann so verleumden.“
Susi schaute die Frau bittend an, „ich will Ihnen nichts Böses. Als ich Sie mit Max und den Kindern gesehen habe, stellte ich ihn sofort zur Rede. Er hat nichts abgestritten, wollte mich aber weiterhin als sogenannte Zweitfrau behalten. Ich habe die Beziehung sofort abgebrochen, das müssen Sie mir glauben. Ich würde mich nie in eine intakte Ehe drängen. Nach diesem Desaster flog ich ein paar Wochen zu meiner Freundin, damit ich nicht erreichbar war. Heute stand er plötzlich vor meiner Türe und wollte da weiter machen, wo wir aufgehört haben. Ich sagte ihm klipp und klar, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte. Ich schlug ihm die Türe vor der Nase zu, da fing er an zu randalieren, na ja, da habe ich die Polizei gerufen. Als er auf mich losging, haben sie ihn mitgenommen. Das ist im Moment alles.“
Frau Mering überlegte einige Sekunden, „kann ich mit Ihnen fahren? Den Wagen hat ja mein Mann und die Kinder sind noch bei meiner Mutter. Wir können sofort los. Ich bin übrigens Eva.“
„Ich heiße Susi. Ich hegte schon die Befürchtung, dass Sie mir den Kopf abreißen.“
Eva lachte humorlos auf, „nein, warum sollte ich das tun. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich mein lieber Max eine Zweitfrau zulegt.“
Susi bremste an einer Kreuzung ab und schaute die Frau neben sich erstaunt an, „warum bleiben Sie dann bei diesem Kerl?“
„Er ist immer wieder reumütig zurückgekommen und hat mir versprochen, dass er ab sofort treu ist. Dieses Mal hat er den Bogen überspannt. Er wird sich niemals ändern.“
„Wir sind da. Kommen Sie Eva, auf in den Kampf.“
„Susi Sie sind eine sehr selbstbewusste junge Frau. Das fehlt mir manchmal. Ich möchte stark sein, bin es aber nicht immer.“
„Eva wir sollten wie Freundinnen zusammen halten, wenn du mich lässt, stehe ich an deiner Seite.“
„Ich danke dir und nehme dein Angebot sehr gerne an.“
Nebeneinander betraten sie die Wachstube. Max saß vor einem Schreibtisch und machte Angaben zur Sache. Er drehte sich um und seine Augen wurden immer größer, als er nicht nur seine ehemalige Freundin, sondern auch seine Frau erblickte.
„Wie kommst du denn hierher“, fragte er und schaute Eva fassungslos an.“
Sie lächelte ihren Mann an, „ich bin mit Susi gekommen. Wollte mich eigenhändig von deiner, ach so tollen Treue überzeugen. Wie ich sehe, hast du dich kein bisschen geändert. Herr Wachtmeister Sie können diesen Menschen ruhig dabehalten. Ich habe keine Verwendung mehr für ihn.“
„Evaschatz, glaube nichts von dem, was dir dieses verlogene Weib erzählt. Es ist alles ganz anders gewesen. Sie hat mich angegriffen und…“
„Max, spare dir deine Geschichten. Ich kenne dich schon zu lange und zu gut, um dir auch nur noch ein Wort zu glauben. Jetzt ist Schluss. Schere dich zum Teufel, aber nicht mehr in mein Haus.“
„Aber Eva, das meinst du doch nicht so. Wir werden zu Hause über alles reden.“
„Irrtum,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Lissa Seebauer
Bildmaterialien: Cover von Horst Hübner
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2014
ISBN: 978-3-7396-0387-2
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