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Sosento, der Krieger von Sikstoor


Hauptpersonen



Agor, der Herrscher von Sikstoor
Prinzessin Jaronie seine Tochter
Sosento der Krieger
Orsock sein Freund
Das Troksal, die Gerichtsbarkeit, das Tribunal
Aboras, Freundin von Jaronie
Valderies ein Krieger
Lilly das Menschenkind


Prolog




Jaronie ließ sich auf einen Felsen nieder und schaute auf die leise plätschernden Wellen zu ihren Füssen. Ihre Gedanken weilten bei Sosento, einem Krieger ihres Volkes.
Unwillig kniff sie die Augen zu. Wie konnte er es nur wagen, sie zur Liebe zwingen zu wollen?
"Er muss den Verstand verloren haben," murmelte sie und klatschte mit einem Fuß in das seichte Wasser.
Nicht dass sie den stolzen Krieger abstoßend fand, oh nein, ganz im Gegenteil. Bei jeder Begegnung schlug ihr Herz unvernünftig schnell. Trotzdem ließ sie sich von niemandem einen Willen aufzwingen. Sie war die Tochter des Herrschers von Sikstoor und unantastbar. Sosento wusste sehr wohl, wem er seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
Als ihm das junge und sehr schöne Mädchen das erste Mal begegnete, blieb er vor Überraschung so abrupt stehen, dass sein Freund, der hinter ihm ging, gegen seinen Rücken prallte.
"Was für eine Frau," rief Sosento enthusiastisch aus und ergriff sie an den Armen. "Welche Liebesgöttin hat dich zu mir geführt? Du musst mit mir kommen und mein Lager teilen, du Inbegriff der Schönheit."
Jaronie riss sich wütend los:
"Was hat mein Vater nur für Tölpel unter seinen Leuten!"
Sosento lachte schallend:
"Ich bin kein Tölpel, ich bin ein Krieger und du wirst meine Liebesdienerin sein, so wie es bei uns Brauch ist."
"Ich werde gar nichts. Den Mann, den ich liebe, den suche ich mir selber aus. Geh mir endlich aus dem Weg!"
Sosento fixierte die aufgebrachte Frau und seine Stimme verlor den fröhlichen Klang. Sein Ton wurde ärgerlich, ja fast bedrohlich:
"Was für ein freches kleines Ding du doch bist. Willst du dich mir verweigern? Mir dem großen Krieger? Das wird dir nicht viel nützen. Ich will dich und zwar jetzt sofort! Also los komm, ehe ich ernstlich böse werde."
Jaronie blickte erst erstaunt, dann immer wütender zu dem Mann auf und versuchte dann ohne noch ein weiteres Wort an ihn zu richten, an ihm vorbeizugehen.
Sosento griff blitzschnell zu und ehe sich das Mädchen versah, lag sie an seiner breiten Brust. Mit einem Arm drückte e sie fest an sich, während er mit der freien Hand geschickt die Schnalle öffnete, die das Kleid zusammenhielt.


Mit einem Schrei sprang Orsock, sein Freund, dazwischen:
"Bist du total übergeschnappt? Lass diese Frau los! Sosento lass sie los"
"Warum sollte ich? Sie gefällt mir und ich will sie haben, jetzt gleich. Wenn du sie auch willst, musst du dich gedulden mein Freund. Ich habe sie zuerst gesehen." lachte er, beugte den Kopf und küsste die zappelnde Gestalt in seinen Armen.
Obwohl Jaronie mit ihren 1,98 m, eine der größten Frauen von Sikstoor war, reichte sie dem Krieger nur bis knapp an die Schulter.
Orsock wusste sich keinen anderen Rat mehr, als dem Freund die Faust ins Genick zu schlagen. Ächzend ließ Sosento das Mädchen los und drehte sich, ein bisschen von dem Schlag benommen, nach dem vermeintlichen Feind um. Jeden Anderen hätte Orsocks Faust für eine Weile ins Land der Träume geschickt, nicht aber Sosento. Er vertrug eine ganze Menge.
"Was soll das? Willst du dich mit mir um die Kleine prügeln?"
"Nein, verdammt noch mal. Lass das Mädchen in Ruhe oder willst du, dass man dich vor das Troksal zitiert?"
Das Troksal, war die Gerichtsbarkeit des Planeten Sikstoor und wer schwerer Vergehen beschuldigt wurde, musste sich vor dem Tribunal verantworten.
Sosento schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können. Die Faust seines Freundes hatte ihm doch einigermaßen zugesetzt. Seine Finger nestelten an der Schnalle und der zierliche Verschluss von Jaronies Kleid schnappte auf und entblößte die wohlgeformte Schulter und eine wunderschöne Brust. Der Krieger stöhnte vor Entzücken und seine Hand umschloss mit festem Griff die Brust des Mädchens.
"Jetzt gehörst du mir und nur mir. Komm mit, ich will mit dir schlafen."
"Aber ich will nicht," schrie Jaronie und wehrte sich verzweifelt.
"Du bist eine Liebesdienerin und hast zu gehorchen," gab er ebenso laut zur Antwort und schob sie vor sich her.
"Ich bin keine Liebesdienerin. Ich bin Agors Tochter. Lass mich auf der Stelle los!"
"Das sagst du nur so, um mir zu entkommen. Du hast meine Sinne verwirrt. Ich muss dich einfach haben. Zier dich nicht länger, du wirst die Liebe mit mir genießen."
"Der hat den Verstand verloren," brummte Orsock, holte aus und schlug seinen Freund ein zweites Mal mit aller Kraft in den Nacken. Lautlos ging der große Krieger in die Knie.
Jaronie schloss erleichtert ihr Kleid und mit einem Blick auf den bewusstlosen Mann zu ihren Füssen, nickte sie Orsock zu:
"Ich danke dir. Hättest du diesen Idioten nicht abgehalten, würde er bald vor dem Troksal stehen."
Orsock senkte die Augen:
"Dann wirst du deinem Vater keine Meldung machen?"
Ärgerlich schüttelte sie den Kopf:
"Was hätte ich davon, wenn ich diesen arroganten und überheblichen Kerl dem Tribunal ausliefern würde?"
Erleichtert dankte der junge Krieger der Prinzessin. Sie wehrte ab und meinte ungeduldig:
"Schaff den Kerl hier weg. Wenn jemand diese Szene beobachtet hat, könnte er doch noch Ärger bekommen.
Er nickte, stemmte den schweren Körper des Bewusstlosen fast mühelos hoch, warf ihn sich über die Schulter und stapfte davon.
Aboras, Jaronies beste Freundin hatte den Vorfall aus einiger Entfernung beobachtet.
Die Prinzessin seufzte wieder und dachte, ja er ist ein verdammter Idiot, allerdings ein sehr gut aussehender. Zum Glück hat kein anderer den Vorfall bemerkt und dem Herrscher von Sikstoor Meldung gemacht. Andererseits liegt die Geschichte schon drei Tage zurück und nichts ist geschehen.
"Sosento, du kannst von Glück sagen, dass du aus dieser Sache so glimpflich davongekommen bist," murmelte sie und schaute versonnen auf das Meer hinaus.
"Jaronie, Jaronie wo bist du?"
Die Stimme ihrer Freundin brachte sie in die Wirklichkeit zurück.
"Was ist los, warum schreist du so?"
"Komm schnell. Dein Vater will dich sehen. Er ist furchtbar wütend."
"Aber warum denn? Ich habe nichts verbrochen oder?"
Sie erhob sich und schaute Aboras an, die schuldbewusst den Kopf senkte:
"Aboras, was ist geschehen?"
"Komm endlich, dein Vater wartet," gab das Mädchen verstört zur Antwort, drehte sich um und lief eilig den Weg zurück, den es eben gekommen war.
Kopfschüttelnd folgte die Prinzessin ihrer Freundin.
Was war geschehen? Ihr Vater war ein gütiger, gerechter und weiser Mann. Wütend? Das konnte sie sich gar nicht vorstellen.
Als sie die Halle des Palastes betrat, konnte sie die zornige Stimme ihres Vaters hören. Mit eiligen Schritten ging sie auf zwei Männer zu, die vor einer Türe Wache standen. Respektvoll gaben sie den Weg frei, als sie Jaronie erkannten.
Mit gemischten Gefühlen betrat sie die Bibliothek.
Der Herrscher von Sikstoor unterbrach seine wütende Rede, als er seine Tochter erblickte.
"Papa was schreist du so? Wer oder was hat deinen Zorn erregt?"
"Das fragst du noch?"
"Natürlich frage ich dich. Ich weiß ja nicht worum es geht."
Agors Augen funkelten vor unterdrückter Wut:
"Du hast also keine Ahnung, wie? Dann werde ich dich aufklären und deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Du hieltest es nicht für nötig, mich über einen unvorstellbaren Vorfall zu unterrichten. Was ist vor drei Tagen geschehen?"
Jaronie erschrak. Wer hatte bei ihrem Vater gepetzt?
"Nun? Ich warte mein Kind!" drang die drohende Stimme in ihre Gedanken.
"Ich... ich weiß nicht was du meinst," gab sie ausweichend zur Antwort.
"Herr, es ist nicht so..."
"Schweig Orsock! Von dir habe ich mehr Ehrlichkeit erwartet!"
Jetzt erst bemerkte die Prinzessin den Krieger und Aboras, die ein wenig Abseits stand. Bevor sie sich von dieser Überraschung erholen konnte, schrie ihr Vater:
"Warum hast du diesen Vorfall nicht gemeldet?"
"Weil ich es nicht für Wichtig hielt," gab sie ärgerlich zur Antwort. Ihr Vater schlug mit der Faust auf den Tisch dass es krachte und die Mädchen zusammenzuckten:
"Du hieltest es nicht für wichtig, dass dich ein Krieger für eine Liebesdienerin hielt und dich halb entkleidete? Dich, die Prinzessin von Sikstoor?"
"Er wusste doch nicht, wer ich war."
"Aboras hat mir da etwas anderes berichtet."
Empört wandte sich Jaronie zu dem Mädchen um und blitzte sie wütend an:
"Dann habe ich also dir diesen Schlamassel zu verdanken? Warum hast du das getan? Ich dachte du bist meine beste Freundin?"
"Ich wollte dich nur schützen," verteidigte sie sich.
"Haltet den Mund. Morgen wird sich der Krieger vor dem Tribunal zu verantworten haben. Jaronie, du verlässt bis auf weiteres den Palast nicht. Aboras du erhältst eine Belobigung für deine Treue und du Orsock.., wirst nur deshalb nicht bestraft, da du Sosento daran gehindert hast, meine Tochter zu vergewaltigen. Nun geht und lasst mich meine Arbeit erledigen.
Kaum hatte sich die Türe hinter ihnen geschlossen, drehte sich die Prinzessin zu ihrer vermeintlichen Freundin um und schaute in die triumphierenden wasserblauen Augen. Sie konnte nicht fassen was sie sah:
"So ist das also. Du hast mich mit voller Absicht bei meinem Vater in Misskredit gebracht? Warum Aboras, warum? Was habe ich dir getan?"
"Ja, ich habe es mit Absicht getan und jetzt werde ich von ihm belohnt. Ich weiß auch schon was ich mir wünsche."
Jaronie ballte die Hände hinter ihrem Rücken zu Fäusten. Am liebsten hätte sie in das überheblich lächelnde Gesicht geschlagen, doch sie beherrschte sich und fragte statt dessen:
"Ist dir das Leben eines Kriegers so gleichgültig? Du bist dir doch im klaren, dass Sosento zum Tode verurteilt wird?"
"Ja, das weiß ich. Ich wollte ihn, doch er zog dich mir vor, also soll er sterben."
Entsetzt hörte Orsock wie gefühllos dieses Mädchen von seinem Freund sprach:
"Aboras, das kannst du nicht wirklich so meinen?"
"Selbstverständlich meine ich das. Ich wollte diesen Krieger schon so lange. Immer wieder hat er mich verschmäht. Jetzt soll er dafür büßen und du Prinzessin erhältst ebenfalls eine bittere Lehre. Weis ich doch, dass du diesen Krieger insgeheim genauso willst. Ich habe deine verlangenden Augen gesehen, als er deine nackte Brust streichelte. Du solltest dich dafür schämen."
Aboras blickte voller Hass auf Jaronie. Die Prinzessin war die schönere, die begehrenswertere und die Thronanwärterin. Sie war nur eine verarmte Verwandte, die für jede Gunst dankbar sein musste. Dass Jaronie sie wie Ihresgleichen behandelt hatte, übersah sie in ihrem Neid völlig.
Jaronie entspannte sich und ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich freundlich, ja fast fröhlich:
"Ich glaube du hast recht Aboras. Du verdienst wirklich etwas ganz besonderes. Ich werde noch heute zu meinem Vater gehen und ihm sagen, er solle dir deinen Herzenswunsch erfüllen. Ich weiß was du möchtest. Ich sorge dafür, dass du es auch bekommst. Orsock, begleite Aboras in ihre Räume. Wie es der Brauch will, soll sie dort so lange bleiben, bis sie von einer Ehreneskorte abgeholt und zur Feier gebracht wird. Mein Vater wird die Zeremonie selbst vornehmen."
Der Krieger schaute die Prinzessin verständnislos an. Aboras dagegen klatschte vor Freude in die Hände:
"Ja, du weißt was ich mir sehnlichst wünsche. Ich bewundere dich. Selbst in der Niederlage bist du königlich. Ich hätte mich sicher nicht so selbstlos verhalten, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre."
"Tja, das unterscheidet uns," gab Jaronie mit einen feinen Lächeln auf den Lippen zur Antwort. Der Krieger war empört:
"Jaronie, du willst dieses falsche Biest auch noch belohnen?"
"Orsock, es ist der Befehl meines Vaters, Aboras als Auszeichnung einen Wunsch zu erfüllen. Mit einer Medaille wäre sie sicher nicht zufrieden gewesen oder irre ich Aboras?"
"Du hast wieder recht. Was soll ich mit einem goldenen Stern anfangen, wenn ich mir etwas viel Wertvolleres wünschen kann. Ich danke dir Jaronie. Wir werden selbstverständlich Freundinnen bleiben. Orsock begleite mich in meine Räume, ich muss mich auf morgen vorbereiten."
"Vergiss nicht dein schönstes Kleid anzuziehen," rief ihr die Prinzessin spöttisch nach.
Aboras nickte gnädig:
"Das musst du mir nicht sagen. Morgen werde ich dich in den Schatten verbannen," dann lief sie lachend davon.
"Muss ich dieser... dieser... Hetäre folgen?" brummte der Krieger. Jaronie winkte lachend ab:
"Nein bleib hier. Sie hat vor lauter Freude bereits vergessen, dass du sie begleiten solltest. Außerdem habe einen anderen Auftrag für dich. Um dieses Biest kümmere ich mich schon. Also pass genau auf..."
Je länger das Mädchen auf den Krieger einredete, desto mehr hellte sich seine düstere Miene auf.
"Jaronie du bist einfach genial. Hätte nicht Sosento schon ein Auge auf dich geworfen, würde ich mich sofort in dich verlieben."
"Vielleicht komme ich eines Tages darauf zurück," lachte sie, "jetzt gehe, ich muss in die Höhle des Löwen. Halte die Daumen, dass alles klappt."
Orsock nickte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Lissa Seebauer
Bildmaterialien: Michaela Seebauer
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2013
ISBN: 978-3-7309-1188-4

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