Computerfreuden!
Jetzt muss ich euch einmal erzählen, was geschehen kann, wenn man ganz überraschend einen Computer geschenkt bekommt.
Also..., eine junge Frau, in den besten, na ja mittleren Jahren, ...sie war so Ende vierzig, bekam von ihren Söhnen so ein großes blinkendes Ding geschenkt.
"Also Mama," hat der Eine gesagt, "das ist jetzt dein Computer. Hier ist eine Taste, da drückst du drauf und er ist an. Wenn du auf Enter gehst, bist du gleich im Lernprogramm. Das schaust du dir erst einmal ganz genau an und dann..., also erst dann..., kannst du mit dem Schreibprogramm beginnen."
Sie nickt pflichtschuldigst und sagt, "aha!"
Der zweite Sohn klatscht noch einen dicken Wälzer auf den Tisch und setzt hinzu:
"Solltest du dich nicht mehr auskennen, schlag in dem Buch nach, da steht alles drin."
Wieder nickt sie und sagt:
"Aha. Und was mache ich, wenn ich da drinnen die Lösung nicht finde?"
"Dann rufst du diese Nummer an und es wird dir geholfen."
Mutig macht sich der Neuling an die Arbeit. Es dauert allerdings nicht lange und sie ist mit ihrer noch nicht recht weit fortgeschrittenen Computerweisheit am Ende. Verzweifelt blättert sie das Buch durch, doch das was sie sucht, findet sie nicht. Also greift sie zum Telefon.
"Hallo?"
"Hallo..., Hotline..."
"Oh, entschuldigen Sie bitte, ich habe mich verwählt."
Sie knallt den Hörer auf die Gabel und schüttelt den Kopf:
"So ein Blödsinn. Ich wollte doch eine Computerauskunft und keinen Pferdesportverein."
Wieder wählt sie die angegebene Nummer und zum Glück versteht sie diesmal die ganze Ansage.
Sie bringt ihre Bitte vor und der junge Mann am anderen Ende der Leitung sagt:
"Drücken Sie erst einmal Escape."
"Aha und wo finde ich diesen Eskape?"
"Escape junge Frau..., Escape..., oben links."
"Da habe ich nur Esc."
"Genau, diese Taste drücken Sie."
Es war geschafft. Voller Freude klatscht sie in die Hände:
"Ich bin drin. Jawohl ich bin drin!"
"Ja und jetzt klicken Sie mit der Maus ein Menü an."
"Ich klicke was? Was fällt Ihnen denn ein. Ich habe ein sauberes Haus. Bei mir gibt es keine Mäuse und ein Menü setze ich denen bestimmt nicht vor“.
"Liebe gute Frau," stöhnt der Mann, "ich meine doch keine echten Mäuse. Das kleine ovale Ding, das neben der Tastatur liegen sollte..., das heißt Maus."
"Es sollte, es sollte. Sicher liegt es hier. Schließlich herrscht Ordnung auf meinem Tisch."
Der junge Mann hatte eine bemerkenswerte Ausdauer. Nach ungefähr zwanzig Minuten, konnte sie einigermaßen mit der Maus umgehen.
"Es klappt," jubelte sie und ihr Gesprächspartner atmete erleichtert auf:
"Sagen Sie mir, was Sie jetzt aufrufen möchten?"
"Ich will überhaupt niemanden aufrufen. Ich will aufräumen!"
"Aufräumen? Sie meinen Sie möchten etwas löschen?"
"Ja oder so."
"Was um alles in der Welt wollen Sie denn löschen? Es existiert doch noch gar keine Datei?"
"Junger Mann. Sie haben wohl noch nicht viel Ahnung von Computern? Ich will ein leeres Bild haben."
"Aber Sie können den Bildschirm nicht leeren!"
"Ja zum Kuckuck, ich will endlich schreiben! Auf diesem Bildschirm sind so viele Kästchen, Zeichen und Zahlen. Wo bleibt da Platz für mich?"
Erschüttert legte der junge Mann den Hörer auf und schlug stöhnend die Hände vor das Gesicht: "Ich kündige! Noch so eine Kundin und ich nehme mir das Leben."
Wenn er die letzten Sätze der Frau gehört hätte, hätte er sein Vorhaben sicher in die Tat umgesetzt:
"Was sind das doch alles für Neulinge. Keine Ahnung von Computern. Ein Glück, dass ich mich schon so gut auskenne. Jetzt schnappe ich mir die Maus, werfe mich an den Explorer ran, schmeiß den Magellan aus dem Bearbeitungsfenster und leere den Papierkorb über den Dateienpfad. Dann möchte ich mal sehen, ob ich diesen verdammten Bildschirm nicht leer bekomme.
vorläufiges Ende
Texte: Lissa Seebauer
Tag der Veröffentlichung: 20.08.2012
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