Ich lag in meinem Bett, meine Augen waren zu, aber ich schlief nicht. Mein Name ist Frida Carrels. Meine Eltern sind tot und ich lebte bei meiner Tante. Sie war das ganze Jahr über auf Reisen. Nur zu Weihnachten kam sie nach Hause. Aber dann kümmerte sie sich nicht um mich, sondern ging mit ihrem Freund Mike auf ein Fest oder in eine Kneipe. Meine Tante machte sich überhaupt nichts aus mir. Sie hatte mir zwar eine Privatlehrerin bestellt, aber das tat sie auch nur, um sie sich die ganzen Schulkosten zu sparen. Bücher, Hefte, Kunstmaterial, Federmäppchen und so weiter und alles, was man halt für die Schule braucht. Meine Tante war stinkreich und hätte sich das alles leisten können, aber sie war geizig… sehr geizig. Ich sprang von meinem Bett, lief den Flur der großen Villa entlang, zog mir ein Paar brauner Römersandalen an und verließ das Haus. Ich ging die Straßen entlang und schaute hier und da mal in ein Schaufenster. Alles war leer. Keine Menschenseele war zu sehen. Und während ich die Gassen entlangging und die Geschäfte hinter mir ließ, stieß ich plötzlich gegen ein Mädchen von etwa 16 Jahren. Ich viel auf meinen Po. Ich blickte zu dem Mädchen hinauf. Es hatte langes, blondes Haar und war hoch gewachsen. „Oh, Entschuldigung.“ Das Mädchen streckte mir die Hand entgegen. Ich zog mich an ihr hoch und rieb mir meinen schmerzenden Po. „Macht nichts“, sagte ich. „Ich heiße Linda und ich suche die Lindenallee. Weißt du wo die ist?“ Ich verstummte. Sagte dieses Mädchen gerade Lindenallee? Das war ja meine Straße! Ob Linda wohl zu mir wollte… Nein, ganz sicher nicht. Wieso sollte sie auch zu mir wollen? Ich hatte keine Freunde. Ich war ein einsames, kleines Ding, das niemand beachtete. Ich starrte Linda unverwandt an. „Ich zeig dir die Lindenallee“, sagte ich steif und führte Linda ebenso steif zur Lindenallee.
„Wir sind da“, sagte ich, als wir dort angekommen waren. „ Danke für`s Zeigen“, sagte Linda, während sie auf eine Haustür zusteuerte. Hausnummer 18 C. Ja, aber das war ja meine Hausnummer. Wollte sie etwa doch zu mir? Linda klingelte und wartete. Nichts passierte. (Na wie denn auch? Ich war ja nicht im Haus.) Wieder klingelte sie. Wieder passierte nichts. „Mist, niemand da. Hey, du“ Linda wandte sich mir zu, „weißt du, wann die Hausherren zurückkommen?“ „Ähm, also, ich wohne da“, sagte ich. „Bist du etwa Frida Carrels, 12 Jahre?“, fragte Linda. Ich nickte. Sie setzte sich auf eine Bank, die vor einer Straßenlaterne stand. Ich setzte mich neben sie. „Frida, du bist ein Engel“, meinte Linda. „Ach, so toll bin ich doch gar nicht“, wiedersprach ich. „ Nein, so meine ich das gar nicht. Du bist ein Engel, Frida“, wiederholte sie. „Ein Engel?“, fragte ich. „Ich dachte, es gibt keine Engel.“ „Doch, gibt es. Ich soll dich mitnehmen zu einer Schule. Dort sollst du als Engel ausgebildet werden. Du wirst dort mit anderen Kindern unterrichtet. Du lernst, wie du mit deinen Flügeln fliegst, wie du deine Kräfte einsetzt und noch andere Sachen. Möchtest du mitkommen?“ Linda sah mich mit ihren großen Augen an. Ich überlegte. Sollte ich mit ihr gehen? Ich könnte Frau Ludmann, meine Privatlehrerin, anrufen und ihr sagen, dass sie nicht mehr kommen müsste und meine Tante sah mich nicht mal an den Tagen an, an denen sie zu Hause war. Ich zögerte kurz, dann teilte ich Linda mit: „Ich gehe auf diese Engelschule.“ „Prima“, freute sie sich. „Lass uns gleich losgehen.“
Linda ging strammes Schrittes die Gassen entlang. Wie ein kleiner Hund trabte ich neben ihr her. Sie bog um eine Ecke. Nur mit Mühe hielt ich mit ihr mit. „Wo gehen wir hin?“, fragte ich nach Atem ringend. „Zum Flughafen… Aber erst müssen wir was essen. Ich hab echt Kohldampf! Gibt es hier irgendwo so eine Art Cafe?“ Linda ging immer noch zügig voran. „Also, da hinten ist Mc Donald’s“, sagte ich. „Prima.“ Linda steuerte auf den Laden zu.
Wir gingen zur Theke, wo ein dicker, träger Mann uns bediente. Erst Mals regte Linda sich auf, weil es keine Engelflocken gab. Dann gab sie sich mit einer Portion Pommes und einem Burger zufrieden. Ich nahm das Selbe. Nachdem wir aufgegessen hatten, marschierten wir weiter. Wir liefen an einer Bank, an einem Kino und einer Eisdiele vorbei, bis wir vor einer hohen Hecke stoppten. Linda ging 2 Schritte nach vorn, als ob sie durch die Hecke hindurch gehen wollte. „Was machst du da?“, rief ich. „Du kannst doch nicht durch die Hecke durchgehen!“ „Wieso gehen, wenn man fliegen kann?“ Linda grinste und streckte mir ihre Hand entgegen, so wie sie es getan hatte, als sie mich umgestoßen hatte und mir wieder hoch helfen wollte. Ich griff nach ihrer Hand. Ich machte einen Schritt zurück, als sich 2 riesige, weiße, gefiederte Flügel aus ihrem Rücken ausfuhren und der eine fast mein Gesicht streifte. Aber Lindas Hand ließ ich nicht los. Im nächsten Moment erhob diese sich samt mir in die Lüfte. „Wow!“, hauchte ich, als wir auf der anderen Seite der Hecke landeten. Ein Flughafen lag vor mir. Dort befanden sich Leute mit Flügeln und ohne Flügel, Leute die älter als ich waren und Leute, die genauso alt waren wie ich. „Dein Flugzeug kommt in 2 Minuten. Ich steig nicht in dasselbe wie du ein. Dort steigen nur die ein, die so alt sind wie du – also die neuen Erstklässler. Hier, das ist für den Flug.“ Linda reichte mir eine große Tüte Gummibärchen. Ich nahm die Tüte an mich. „Brauch ich kein Geld und keine Klamotten?“, fragte ich. „Alles, was du brauchst, wird dir kostenlos von der Schule zugestellt“, sagte sie.
Es dauerte nicht lang, da waren auch schon 2 Minuten um und ein Flugzeug landete. Es machte so einen Lärm, dass ich mir die Ohren zu halten musste, und obwohl ich einen großen Abstand von der Landebahn gehalten hatte, trat ich noch einen Schritt zurück. Einen Moment lang blieb ich wie angewurzelt stehen und betrachtete die vielen Kinder meines Alters, die nach und nach in das Flugzeug einstiegen. „Geh schon.“ Linda stieß mich von hinten an. Ich gehorchte ihr und ging hinter den anderen Kindern her, die in das Flugzeug schlenderten. Kaum hatte ich es betreten, ging es auch schon los. Es kribbelte in meinem Bauch und ein Druck entstand auf meinen Ohren, als das Flugzeug in die Lüfte stieg. Ich ging den Gang entlang. Bisher war jeder Sitzplatz besetzt gewesen. Ich marschierte immer weiter. Während ich an den anderen neuen Schülern vorbei lief, schauten mich ein paar von ihnen neugierig an. Am Ende des Flugzeugs entdeckte ich einen freien Sitzplatz am Fenster. Auf dem Platz daneben saß ein Junge mit dunkelbraunem Haar und kristallblauen Augen. „Ist da noch frei?“ Ich deutete auf den freien Platz. Der Junge lächelte und nickte. Ich ließ mich auf den Sitz fallen. Einen Moment lang schwiegen wir. Der Junge brach es. „Ich bin Mike – Mike Parker“, stellte er sich vor. „Du heißt mit Nachnamen so wie das Mädchen, das mich zum Flughafen gebracht hat“, sagte ich. „Meinst du etwa Linda Parker?“, fragte er. Ich nickte. „Dann bist du Frida Carrels, stimmt’s?“, sagte Mike. Ich nickte wieder. „Linda hat die ganze Zeit davon geredet, dass ihr die Ehre zugeteilt wurde, dich abzuholen und dass sie sich so geehrt fühlt und blablabla. Mich hat meine Mum hergebracht. Das war so peinlich! Ich wünschte, Dad hätte mich zum Flughafen begleitet. Mum hat mir direkt vor ein paar älteren Schülern, das waren Freunde von Linda, einen dicken Kuss gegeben und mich mit Umarmungen nur so übersäht! Und als ich ins Flugzeug gestiegen bin, hat sie mir Pass gut auf dich auf, Spätzchen. Ich denk die ganze Zeit an dich! zugerufen und Lindas Freunde haben laut losgelacht. Das war so megamegamegapeinlich!“ Mike vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ich grinste kurz, dann sagte ich seufzend: „Ich hab keine Eltern. Sie sind vor 10 Jahren gestorben.“ „Das tut mir leid“, sagte er. „Hast du Hunger?“, fragte ich um das Thema zu wechseln. Ich wollte nicht von meinen Eltern reden. „Ich hab Gummibärchen dabei.“ „Nur her damit!“, grinste Mike. Schmatzend vertilgten wir die Gummibärchen. Es dauerte nicht lang, da setzte das Flugzeug zur Landung an. Als es auf dem Boden aufkam, stiegen Mike und ich mit den anderen neuen Schülern aus.
Vor uns lag ein riesiges Schloss. Es war mit eleganten Mustern verziert. Die beiden Türme links und rechts waren höher als der in der Mitte. Sie besaßen lange Fenster in der Form eines Bleistiftes. „Wow“, staunte ich. „Hi, Mike. Deine Mum hat dich echt lieb, was man heute am Flughafen ja gemerkt hat“, sagte ein Mädchen, das dieselbe Haarfarbe und kristallblaue Augen wie Mike hatte. „Pass gut auf dich auf Spätzchen!“, rief sie mit schriller Stimme. „Echt peinlich.“ „Wer hat dich denn zum Flughafen gebracht?“, fragte Mike. „Niemand. Ich bin allein gekommen“, sagte das Mädchen, als ob sie stolz darauf war. „Dich wollte niemand hinbringen, was? Kann ich verstehen. Ich würde dich auch nicht irgendwohin begleiten“, trotzte er. Das Mädchen warf Mike einen bösen Blick zu, dann ging sie zu einer Gruppe anderer Mädchen. „Wer war das?“, fragte ich neugierig. „Meine Cousine Kiara. Sie ist eine Zicke, nervig und hält sich für was Besseres“, antwortete Mike. Da viel mir etwas ein. Ich musste Frau Ludmann noch sagen, dass sie nicht mehr kommen brauchte. Ich tastete meine Hosentaschen ab. Aus der rechten holte ich mein Handy. Ich schrieb meiner Privatlehrerin, dass ich jetzt auf eine Schule ging und sie nicht mehr benötigte. In dem Moment, in dem ich mein Handy in meine Hosentasche zurückstopfte, trat eine Frau aus dem Schloss und sagte mit lauter Stimme: „Ich bin Lissi Staatmann, die Direktorin. Ich werde euch nun in das Schloss führen und euch sagen, in welche Klasse ihr kommt. Es gibt für jede Klasse einen Raum, in dem ihr Frühstück, Mittag- und Abendessen bekommt. Also, folgt mir.“ Frau Staatmann hatte junge, vor Freude strahlende Augen, eine Knubbel-nase, volle Lippen und lange, schwarze Haare. Ihr Gesicht war übersäht mit Falten und Sommersprossen und sie besaß riesige Segelohren. Es war sehr schwer zu schätzen, wie alt sie war. Nun ging sie mit großen Schritten in das Schloss hinein. Wir, die neuen Erstklässler, folgten ihr. Im Schloss las die Direktorin vor, wer in welche Klasse kam. „Kiara Parker, 5d. Erika Mack, 5a. Mike Parker, 5c…“ Gespannt wartete ich darauf, dass mein Name aufgerufen wurde. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus. Endlich war es so weit. „Frida Carrels“, verkündete Frau Staatmann, „5c.“ „Hey, wir sind in einer Klasse.“ Mike klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken. Ich lächelte. Nachdem Frau Staatmann die restlichen Namen vorgelesen hatte, führten die Klassenlehrer ihre Klassen in die Speiseräume. Mein Klassenlehrer hieß Herr Brandon. Er war ein rundlicher Mann mit rosigem Gesicht und schwarzem Haar. Als wir in dem Speiseraum angekommen waren schnipste Herr Brandon mit den Fingern und eine Liste kam herbei geflogen und landete in seinen Händen. Er zog eine Lesebrille aus seiner Hosentasche, setzte sie auf seine Nase und begann zu lesen. „Also, ihr werdet euch um 7:45 Uhr hier versammeln um zu frühstücken, um 8:10 Uhr beginnt der Unterricht. Dann um 13:30 Uhr gibt es Mittagessen und um 14:00 geht der Unterricht weiter, um 15:30 ist er beendet. Und um 18:00 Uhr gibt es Abendessen. Um 22:00 Uhr ist Schlafenzeit“, verkündete er. „Die zweite Hälfte der Sommerferien und die Winterferien über werdet ihr bei euch zu Hause verbringen. Mit der schriftlichen Erlaubnis eines Lehrers dürft ihr Ausflüge in die Stadt machen… und natürlich dürft ihr euch dort auch was holen…“ „Aber ich hab gar kein Geld dabei! Mir wurde gesagt, dass ich keins brauche“, unterbrach ein Mädchen mit dunkelblonden Haaren und einem runden rosigen Gesicht Herr Brandon. „Natürlich brauch man für manche Dinge Geld, aber ihr werdet dort auch viele Sachen finden, die überhaupt nichts kosten“, antwortete er lächelnd. „Noch irgendwelche fragen?“ Niemand meldete sich. „Gut“, sagte Herr Brandon und fuhr fort. „Ich werde euch nun auf eure Zimmer einteilen. Angelina Hinks, Rosetta Blue, Carlotta Wedel und Frida Carrels, ihr habt das Zimmer Nummer 112… ihr vier dürft schon mal gehen.“ Ich folgte 3 anderen Mädchen aus dem Raum. Schweigend liefen wir einen langen Flur entlang und tauschten ab und zu schüchterne Blicke aus. „Ich bin Carlotta“, brach eines der Mädchen das Schweigen. „Meine Eltern sind auch Engel und waren früher auch auf der A-f-E.“ „A-f-E?“, fragte ich verdutzt. „Das steht für Akademie für Engel“, erklärte Carlotta. Sie hatte blonde, kurze, zerzauste Haare, große hellblaue Augen und ihr Gesicht war mit Sommersprossen übersäht. „I-ich heiße Ro-rosetta“, sagte das zweite Mädchen. Ich stellte fest, dass sie das Mädchen gewesen war, das Herr Brandon unterbrochen hatte. „M-meine Eltern sind k-keine Engel… Aber sie h-haben sich total g-gefreut, als ein älteres M-mädchen von der Akademie uns besucht h-hat und uns gesagt hat, d-dass ich ein Engel bin“, sagte Rosetta unsicher und stotternd. Ich schenkte ihr ein gekünsteltes Lächeln. Ich konnte nur hoffen, dass ich dabei wenigstens etwas vertrauenswürdig aussah. Carlotta sah Angelina neugierig und erwartungsvoll an. „ Ich bin Angelina. Meine Eltern sind auch Engel“, sagte sie knapp. „Und weiter?“, drängte Carlotta. Angelina zögerte kurz, dann seufzte sie auf und erzählte weiter. „Meine Eltern sind nicht auf diese Akademie gegangen, sondern nach Candles… Das ist eine Schule für hochbegabte Engel. Ich wär auch eigentlich dorthin gekommen aber die Schule hat vor einem Jahr dichtgemacht… Hab ich noch was vergessen…? Ach ja, wir sind stinkreich“, sagte sie mit einem arroganten Blick im Gesicht. „W-wie sieht’s mit dir aus F-Frida?“, fragte Rosetta und schaute mich vorsichtig an. „Mit mir?“, fragte ich. Was sollte ich schon großartig von mir erzählen? „Also, äh, meine Eltern sind… Sie leben nicht mehr.“ Ich brachte das Wort „tot“ einfach nicht über die Lippen. „Ähm, ich wohne bei meiner Tante und… das war’s eigentlich schon.“ „D-das tut m-mir Leid mit deinen E-eltern“, sagte Rosetta mitleidsvoll. „Jaah… Ich lebe halt bei meiner Tante und die seh ich allerdings kaum, sie ist immer auf Reisen und kommt nur zu Weihnachten nach Hause“, erzählte ich. „Sag mal, wie sind deine Eltern denn gestorben?“, fragte Carlotta neugierig. Ichzuckte die Achseln. „Ich hab meine Tante einmal gefragt, aber sie hat nur die Lippen zusammengepresst und nichts gesagt“, meinte ich. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich meine Tante einst auf den Tod meiner Eltern angesprochen hatte. Erst hatte sie keinen Laut von sich gegeben und dann hatte sie mich angebrüllt, dass mich das nichts anginge und dass ich ja nie wieder fragen sollte. „Wir sind da“, summte Carlotta. „Zimmer Nummer 112.“ Sie stieß die Tür auf und wir dackelten ins Zimmer hinein. Dort befanden sich zwei Hochbetten mit wunderschönem Muster auf dem Bettbezug: Es war mit einer großen Rose in der Mitte bestickt. „Die Rose“, sagte Carlotta langsam. „Die ist das Wappen der Akademie. Hübsch nicht?“ Rosetta und ich nickten eifrig. Angelina zuckte die Achseln. Rosetta zog die Vorhänge des großen Fensters auf und öffnete es. Draußen war es düster. „Wenn ihr wollt, könnt ihr mich Lotta nennen“, sagte Carlotta und warf einen Blick auf ihre blaue Armbanduhr. „Hey, Leute, es ist 18:00 Uhr! Abendessen!“ Wir trotteten aus dem Zimmer zurück in den Speiseraum. Auf den Tischen standen weiße Teller und große Gläser. Ich setzte mich zu Mike und fragte hungrig: „Was gibt’s denn?“ „Ich glaube, Engeleintopf“, antwortete Mike. Engeleintopf? Was zum Teufel sollte das denn sein? Eine rundliche frau, die die Köchin sein musste, ging mit einem riesigen Topf um die Tische und tischte jedem eine grüne, dampfende Flüssigkeit auf. „Guten Appetit“, rief sie. Mike griff nach seinem Löffel und schlürfte die grüne Pampe. „Widerliches zeug“, würgte er hervor. „Schmeckt das Essen immer so?“, fragte ich, nachdem ich die Flüssigkeit auch probiert hatte. „Ich weiß nur, dass Mums Engeleintopf besser schmeckt“, brummte Mike. Doch unsere Laune besserte sich sofort, als die Köchin den Nachtisch brachte. Es war Götterspeise. Da trat Herr Brandon in den Raum und lächelte in die Runde. „Hallo, ihr lieben! Ich hab hier eure Stundenpläne!!!“ Er wedelte mit einem Papierstapel in der Luft herum und teilte die Stundenpläne aus.
„Montag: erste Stunde: Magische Wesen zweite Stunde: Verzaubern, verfluchen und beschwören dritte und vierte Stunde: Zaubertricks fünfte Stunde: Engelkunde sechste Stunde: Normalsport siebte Stunde: Engelsport“, las ich vor. „Sag mal, Mike, wo ist der Unterschied zwischen Normal- und Engelsport?“ „Normalsport ist der Selbe, den Nicht-Engel auch machen und Engelsport betreibt man mit Flügeln“, antwortete Mike und nahm einen weiteren Löffel Götterspeise. Bis 21:45 Uhr stellte ich Mike Fragen zu den einzelnen Fächern (Und es gab noch mehr, als ich gerade vorgelesen hatte), dann putzten Angelina, Carlotta, Rosetta und ich uns im Mädchenwaschraum die Zähne und gingen zu Bett.
„Aufwachen!!!“, rief Carlotta. „Gleich gibt’s Frühstück!“ Rosetta stöhnte auf, drehte sich um und landete mit einem lauten „Plumps“ auf dem Boden. Mühevoll hievten Carlotta und ich sie wieder ins Bett. Angelina schlief noch tief und fest. „Angelina, aufwa…“, begann ich, wurde aber von Carlotta unterbrochen. „Ich will sie wecken“, wisperte sie und schlich sich zu Angelinas Bett. Angelina kreischte auf als Carlotta sie in die Hüfte zwickte und ihr ins Ohr gackerte. Schmollend rauschte sie aus dem Raum. Carlotta schmunzelte.
Ich setzte mich neben Mike an den Tisch. „Welches Fach haben wir jetzt?“, fragte ich. „Ähhh, Moment… Lass mich kurz überlegen, ach ja… Magische Wesen“, antwortete Mike. Meine Fingerspitzen zitterten. Ich war so nervös. Es war der erste Unterrichtstag an der A-f-E und ich hatte keine Ahnung von den Unterrichtsstoff, den wir durchnehmen würden. Was war, wenn der Lehrer mich drannehmen würde und ich ihm nicht antworten könnte? Ich würde mich bei keiner einzigen Frage des Lehrers melden können, denn ich hatte keine Ahnung von Magie. Vielleicht sollte ich Mike noch ein paar Fragen zu dem Fach Magische Wesen stellen. Oh nein, zu spät! Ein scheinbar älterer Herr trat in das Klassenzimmer ein. Er hatte graue Haare, eine Hakennase, dunkle Augen und einen langen Hals. Er sah irgendwie ein wenig unheimlich aus. Doch als er sich vorne auf das Pult setzte und lächelte, wirkte er gar nicht mehr unheimlich, sondern sehr liebenswürdig. „Guten Morgen, Klasse. Ich bin Herr Matzke. Ich lehre euch im Fach Magische Wesen und wir wollen auch sofort loslegen. Bei dem schönen Wetter, da gehen wir lieber raus. Na los, ab auf den Schulhof!“, sagte der ältere Herr und scheuchte uns nach draußen. Auf dem Schulhof stand eine große hölzerne Truhe. Herr Matzke öffnete sie und ein dutzend gelber, glibriger, klebriger Quadrate hüpften über den Boden. „Die sehen ja aus wie laufende Stinkekäse!“, quiekte ein schmaler blondhaariger Junge. „Die riechen auch so!“, sagte Mike und rümpfte die Nase. „Das sin Jillas“, erklärte Herr Matzke. „Und ich möchte, dass sich jeder von euch zwei von ihnen nimmt!“ Ich griff nach einen von diesen hüpfenden Käsen und dann auch noch nach einen zweiten. Nur mit Mühe hielt ich sie davon ab, aufeinander zuzuspringen. „Wie ihr merkt, versuchen die Jillas zueinander zu gelangen“, rief Herr Matzke. „Um sie davon abzuhalten, müsst ihr ihnen etwas vorsingen. Dann werden sie ganz still und werden zu süßen kleinen Häschen… Na los, singt!“ Erst traute sich niemand so recht zu singen, dann, als die Jillas immer heftiger anfingen zu zittern, fingen nach und nach alle an Lieder zu trällern. Manche sangen „alle meine Entchen“, „Suse liebe Suse“ und manche einfach nur „la la la la“. Bei einigen Schülern (darunter war auch ich) klappte es ganz gut, aber manche hatten auch richtige Probleme. Mike zum Beispiel hatte so eine tiefe und heisere Stimme, dass seine Jillas verwirrt anfingen zu vibrieren, aufeinander zusprangen und als große gelb-grüne Pfütze am Boden zerplatzten. „Schau mal“, sagte eine Stimme. Es war Carlotta. Sie hielt 2 putzige weiße Häschen in der Hand. Ich hatte es zwar auch schon geschafft meine Käse in Häschen zu verwandeln, aber die waren bei weitem nicht so süß wie die von Carlotta. „Cool“, sagte ich. „Ja, nicht? Aber schau dir mal die arme Rosetta an!“, sagte Carlotta. Meine Augen suchten Rosetta. Sie hatte einen Jilla in ihrer Hand, den anderen hatte sie unter ihren Arm geklemmt. Erst sang sie „Alle meine Entchen“, dann „Suse, liebe Suse“, dann probierte sie es mit „la-la-la“ und zum Schluss trällerte sie sogar „Hot N cold“. Nichts half. Ihre Jillas zitterten und wackelten und hörten nicht auf damit. „Ich geh ihr mal ein bisschen helfen“, meinte Carlotta und tänzelte zu Rosetta hinüber. „Wie ich sehe, haben es die meisten von geschafft Häschen herbeizuzaubern“, lächelte Herr Matzke. „Die, die es nicht geschafft haben, können sich ein Häschen aus der Kiste holen!“ Mike und Rosetta hasteten auf die hölzerne Truhe zu und griffen hinein. „Du, wie heißt du?“, fragte Herr Matzke auf Rosetta deutend. „I-ich heiße R-rosetta“, stammelte Rosetta. „Gut, ich möchte, dass du dein Häschen an den Ohren packst.“ Rosetta gehorchte und packte so fest zu, dass das Häschen sich wieder in einen Käse verwandelte und danach zerplatzte. Sie lief rot an. „Ähm, versuch’s nochmal“, forderte Herr Matzke sie auf. Rosetta (Ihr Gesicht war immer noch dunkelrot) griff nach den Ohren eines weiteren Häschens (diesmal deutlich sachter). Das Häschen Gefühl angenommen. Dunkelrosa bedeutet…“, Herr Matzke musterte seine Liste, „dass du peinlich berührt bist.“ Rosetta wurde noch röter und kniff ängstlich ihre Augen zusammen. „Also… Probier du es doch mal.“ Herr Matzke deutete mit dem Kinn auf Mike. Mike berührte die Ohren eines Häschens, allerdings nur mit den Zeigefingern (anscheinend hatte er Angst, dass das Häschen explodieren würde, wenn er zu fest zupacken würde). Nichts passierte. Ungeduldig griff er fester zu. Ich zuckte zusammen, als auch sein Häschen zerplatzte. Genervt packte er ein neues Häschen an den Ohren. Es färbte sich braun. Herr Matzke schaute auf seine Liste. „Du bist gerade grimmig, genervt und…“, Herr Matzke zögerte kurz und beendete dann seinen Satz, „ein wenig stinkig…“ Ein paar andere Kinder und ich lachten auf. Mike verteilte böse Blicke an die kichernden Kinder und mich. Dann läutete es. Mike ließ sein Häschen fallen und stürmte ins Gebäude.
Nun hatten wir verzaubern, verfluchen und beschwören. Wie sich herausstellte hatten wir dieses Fach bei unserem Klassenlehrer Herr Brandon. Er legte ein weißes Blatt auf sein Pult, malte mit einem Kugelschreiber einen Vogel auf das Blatt und presste seine Hand auf die Zeichnung. Dann sagte er laut und deutlich „Lukturus“ und ein paar Sekunden später flatterte ein Vogel im Raum herum. Nun sollten wir diesen Zauber ausführen. Aber es war gar nicht so leicht, wie es bei Herr Brandon ausgesehen hatte. Manche Schüler verhaspelten sich und sagten statt „Lukturus“ „Lutrukus“, andere (wie zum Beispiel Rosetta) hatten Probleme allein mit dem Zeichnen. Rosettas Hase sah aus wie ein fetter, kurzbeiniger Esel. Ich hatte einen Schmetterling gemalt. Ich presste meine Hand auf die Zeichnung, sagte „Lukturus“ und eine Sekunde später flatterte eine Fruchtfliege im Raum herum. Das hat wohl nicht ganz geklappt, dachte ich. Ich wandte mich Mike zu und fragte ihn, ob er mir helfen könne. Er sagte kein Wort. Anscheinend war er noch beleidigt, weil ich gelacht hatte als Herr Matzke ihn stinkig genannt hatte. Ich machte ein paar weitere Versuche einen Schmetterling herbeizuzaubern, allerdings gelang es mir nicht und ich musste am Ende der Stunde den Klassenraum mit einer Fliegenklatsche von den Fliegen befreien. Nun hatten wir eine 10 Minutenpause, in der Mike sich wieder mit mir versöhnte und mir etwas über diesen „Lukturus-Zauber“ erzählte. „Du darfst deine Hand auf keinen Fall zu feste auf die Zeichnung drücken und du darfst den Zauber nicht zu hastig aussprechen…“ „Hättest du mir das nicht im Unterricht sagen können?“, fluchte ich. Dann läutete es zur nächsten Stunde: Zaubertricks. Eine Frau trat in das Klassenzimmer. An ihrem schwarzen Kleid, unter dem sie ein weißes Hemd trug, glitzerte ein gelber Anstecker auf den in blauen Lettern FRAU STRICT geschrieben war. Außerdem trug sie noch eine senffarbene Pumphose und an ihrem Arm baumelte eine dunkelgrüne Handtasche und dazu passende dunkelgrüne Klackerschuhe. Sie hatte ein schwarzes Seidentuch um ihren langen dürren Hals geschlungen und ihr graues Haar war hinten zu einem strammen Knoten zusammen gebunden. „Bücher raus!“, rief sie. Niemand rührte sich. Frau Strict schaute uns fragend und ungeduldig an. „Wir… Wir haben noch keine Bücher“, sagte Mike. Frau Strict seufzte und sagte: „Im Schrank“, sie deutete auf einen großen Schrank. Wir, die Schüler, standen auf und steuerten auf den Schrank zu. „Hinsetzen!!!“, rief Frau Strict und die Klasse setzte sich. „EINER teilt die Bücher aus!“, Frau Strict sah uns bedrohlich an, „du da, hol die Bücher.“ Rosetta stand mit puterrotem Gesicht auf, watschelte zum Schrank und zog die Bücher hinaus. Als sie sie verteilen wollte, stolperte sie, fiel auf ihren Bauch und die Bücher rutschten in alle Richtungen über den Boden. Frau Strict, die nun ebenso rot im Gesicht wie Rosetta war, schnippte mit den Fingern und die Bücher verteilten sich von selbst. Dann murmelte sie „Flopps“ und Rosetta flog auf ihren Platz. Klar fand ich unsere Zaubertricks-Lehrerin sehr streng, doch ich freute mich schon auf die Zauber, die sie uns beibringen würde. Doch meine Vorfreude verpuffte sofort, als Frau Strict sagte: „Heute wird nicht gezaubert! Ihr lest euch Seite 14 bis Seite 20 im Buch durch. Dort wird das Leben von Engel und Nicht-Engeln verglichen. Eure Hausaufgabe wird sein, auf Seite 24 den blauen Text auswendig zu lernen.“ Ich schlug Seite 24 auf. Der blaue Text, das ist bestimmt nicht so viel, dachte ich beim Blättern. Aber als ich die Seite aufgeschlagen hatte, sah ich, dass die ganze Seite mit tausenden von blauen, kleinen Buchstaben bedruckt war. Missmutig fing ich an zu lesen. „Pssst“, sagte Mike neben mir. „Was?“, flüsterte ich. Mike neigte seinen Kopf zu mir. „Hast du bock zu lesen?“ „Nee, aber muss ich ja wohl.“ „Man, diese Strict kennt tausende von Zaubersprüchen und wir müssen irgendwas über Engel und NEs lesen.“ „Was sind Nes?“, fragte ich. „Nicht-Engel“, sagte Mike knapp, dann sagte Frau Strict: „Es wird nicht geredet! Du, das Mädchen mit den roten Haaren, setzt dich auf den freien Platz in der ersten Reihe. Ich nahm mein Buch und setzte mich neben einen schwarzhaarigen, dünnen Jungen. Er grinste mich an und stellte sich vor: „Hi, ich bin Sam. Und du?“ „Äh, Frida- Frida Carrels!“ Sam grinste noch breiter und raunte: „Du hast ja grüne Augen. Ich steh auf grüne Augen.” Aus den Augenwinkeln sah ich wie Mike Sam zornfunkelnd anstierte. „Wir sollen lesen und NICHT reden“, fauchte er. Ich wendete mich meinem Buch zu. Nachdem es läutete, stellte sich Mike an meinen Tisch. „Gleich haben wir noch `ne Stunde Zaubertricks und danach gibt es Mittagessen“, meinte Mike. „Wen interessiert’s?“, sagte Sam Achselzuckend. „Hat dich jemand nach deiner Meinung gefragt, du Backpflaume?“, zischte Mike. „Backpflaume? Was Besseres fällt dir wohl nicht ein! Hey, Frida beim Mittagessen könnten wir uns ja nebeneinander setzen…“, schlug Sam vor. Bis es zur Stunde läutete, warfen sich Mike und Sam noch ein paar Beleidigungen an den Kopf und während sie lasen sie sich böse an. Beim Mittagessen setzte ich mich weder neben Sam noch neben Mike. Ich ließ mich auf einen Stuhl neben Carlotta fallen. „Also, bei mir zu Hause essen wir mittags warm und abends Brote“, sagte sie und biss in ein Schinkenbrot. Ich zuckte die Achseln und schüttete mir Wasser in mein Glas. Herr Brandon, der vorne an einem Tisch mit Mike, Rosetta und Angelina gesessen hatte, stand jetzt auf und rief: „Ich geh nur kurz ein paar Tests korrigieren. In der Zeit, in der ich weg bin stellt ihr bitte nichts Dummes an, ja?“ Damit verließ er den Raum. Doch schon kurze Zeit später rüttelte es an der Tür. „Niemand reagiert, da wir alle dachten, ein Lehrer würde jede Sekunde von ALLEINE hereinkommen. Als es nach einer Minute immer noch an der Tür rüttelte, verstummte die Klasse. „Herr Brandon?“, fragte Carlotta mit zittriger Stimme. Plötzlich zersplitterte die Tür. Eine riesige Kreatur platzte in den Raum hinein. Sie hatte einen gigantischen Papageienkopf und der Rest des Körpers glich dem einer grünen Eidechse. Der mit stacheln besetzte Schwanz fegte mehrere Tische auf einmal beiseite. Die Kreatur brüllte gefährlich. Die Klassebegann zu kreischen und durch den Raum laufen. „Stopp“, schrie Mike. „Wenn ihr still seid ist er auch still.“ Einen Moment lang bewegte sich niemand. Die Kreatur gab ein zufriedenes Grunzen von sich. Ein Junge begann augenblicklich aufgeregt durch den Raum zu rennen. Die Klasse tat es ihm nach und die Kreatur brüllte gefährlich. Da peitschte der mit Stacheln besetzte, riesige Schwanz gegen meinen Bauch. Ich flog durch die Luft und prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Ich musste ein paarmal Luft holen, bis ich endlich ausgiebig husten konnte. Die Klasse kreischte nun noch lauter. Am liebsten hätte ich auch geschrien, doch aus meinem Mund kam nur ein heiseres, nervöses Fiepen. Ich schaute an mir herab. Ich schrie, als ich ein Rinnsal Blut, das wie ein kleiner Bach an meinen Bauch hinunter floss. Ich sah, wie Carlotta mit einem Stift etwas auf eine Serviette zeichnete. Dann presste sie ihre Hand darauf und murmelte: „Lukturus.“ Kurze Zeit später stand eine genaue Kopie von… Herr Brandon im Zimmer. Er hob seine Hand und rief „Littli“ und das Monster verschwand. Plötzlich betrat der echte Herr Brandon das Zimmer. Einen Moment langerstarrte er, dann sagte er: „Fortino-Farada“ und der gezeichnete Herr Brandon verschwand. Doch der echte wandte sich der Klasse zu und erklärte: „Bitte, zaubert nie wieder einen Doppelgänger. Wenn ihr einen hättet, würde der Doppelgänger abhauen und ihr wärd mega-verwirrt und das würde eure Existenz gefährden. Der Zauber „Double-Away hört sich nicht kompliziert an, aber er ist es. Und er macht wirklich müde.“ Tatsächlich nickte Herr Brandon ein. Er legte den Kopf auf einen Tisch und sein Schnarchen hallte in jeder Ecke wider.
Engelkunde hatten wir bei einer älteren Frau mit grauem Haar, einer großen Lesebrille und einer riesigen Zahnspange: Miss Fatima. Die ganze Stunde lang laberte sie etwas davon wie viele Adern in einem Engelflügel steckten und dass durch einen Engelflügel kein Blut floss. Bald schon verfiel die Klasse in Langeweile. Rosetta schlief und schnarchte leise, Mike gähnte, legte den Kopf auf den Tisch und fuhr dann ruckartig wieder hoch, Carlotta und ich bewarfen Angelina mit Papierkügelchen.
Endlich war die Stunde vorbei und wir hatten Normal-Sport. In dieser Stunde spielten wir Basketball, dann gab die Sportlehrerin Mrs Crawford, sie kam aus England und hatte einen Dialekt, uns fünf Minuten Pause. In der letzten Stunde hatten wir Engelsport. „Hello. Diese Stunde werdet ihr erst mal üben, eure Flügel auszufahren. That is important for every angel-game“, sagte sie. „Ihr müsst euch nur hinstellen und intensiv an eure Flügel denken! Wenn euch das hilft, könnt ihr auch so was wie „kommt raus“ sagen. Okay, let’s go.“ Als erstes beobachtete ich Rosetta… Ihre Flügel regten sich keinen Zentimeter. Auch Carlotta hatte Probleme. Mike hatte schon einen hochroten Kopf. „Kommt raus“, murmelte er. Nichts passierte. „Kommt raus“, nuschelte er wieder. Nichts regte sich. Mike verlor die Beherrschung. „Raus jetzt!“, polterte er. Seine Flügel fuhren sich so schnell und mit einer solchen Wucht aus, dass er rücklinks auf den Boden fiel. Ich lachte. Plötzlich stand Mrs Crawford hinter mir und sagte ungnädig: „Ja, du lachst… But can you it better?“ Ich schluckte. Langsam schloss ich meine Augen und dachte nur an zwei weiße, gefiederte, riesige, wunderschöne Flügel. Und tatsächlich spürte ich, wie sich Flügel aus meinem Rücken ausfuhren. Ich lächelte. „Great!“, rief Mrs Crawford. „Really great!“
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2012
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