I
Die Straßen sind leer und doch nicht leer genug. Es gibt immer noch einzelne verzerrte Fratzen, die an mir vorbeischlurfen, ein Leben als Gepäck tragend, das nicht zu ihnen passt. Sie haben es irgendwo gefunden und hoffen nun, dass sie selbst früher oder später in ihrem eignen Sack sitzen, wie ein Titan, der zu einem Sinnbild seiner selbst würde. Es ödet mich an, diese Blindheit.
Ich bin anders. Oder auch nicht. Kain, Abel und Set in einer Brust. Ein Triumvirat, dass nur
Schmerzen in sich selbst sät. Es gibt kein vor oder zurück, denn es wartet nur die Leere auf mich.
Ich bin Legion, denn wir sind viele und so werde auch ich meinen Körper opfern müssen. Es ist nur ein Sprung, nicht viel, doch die Ahnen werden Rechenschaft fordern. Nur ein Sprung ins Ungewisse.
II
Um mich schließt sich das Wasser. Es ist vollbracht. Doch mit der Dunkelheit kommt nicht die Genugtuung, es kommt die Angst. Die knöcherne Kälte ergreift mich und hinterlässt mich in einem schwarzen Nichts. Man atmet nur noch den Quell des Lebens, der den Tod bedeutet. Es ist wie früher, wie vor tausenden von Jahren. Ich fühle es. Es ergibt alles einen Sinn und endet doch im Chaos.
III
Ich denke und das darf nicht sein. Ich will keinen Himmel. Die Ewigkeit ist nicht geschaffen für uns Menschen. Was bringt mir ein Schwert gegen mich, dass zur Unendlichkeit führt. Begrüßt ein Alb den Tod? Ein Königreich für einen Sterbenden? Es quält mich nur. Wenn Gott über uns Menschen herrscht, so lasse er meine Fäden fallen. Ich bin nur ein verdorrtes Stück Holz, ein Stück der Arche wohl, doch wende dich ab von der Geschichte. Es ist nichts mehr golden an deiner Brut.
Was sollen bunte Farben die Blindheit verdecken. Deine Wege sind unergründlich und doch führen meine nur in Sackgassen. Warum hast du mich verlassen. Lass mich kein Hiob sein. Nur ein Stein. Ein Kieselstein in deiner Geschichte.
IV
Es soll keiner wissen, dass ich gekämpft habe. Ich will nur meine Ruhe. So lass mich doch ein Teil des Nichts sein. Einer unter so vielen. Gibt es denn jemand, der später nach uns fragt? Am Ende?
Und wenn, sind wir doch nur verzerrte Figuren in einem Traum. Schatten unserer selbst und dazu verdammt etwas darzustellen, das wir nicht sind. Strandgut dessen Finder unweigerlich dem Ende zu laufen. Ich habe gesehen, dass der Sand von allen Händen rieselt. Er rieselt zwar nur, doch schlägt er ein in den Tälern unter uns. Aus Eigennutz entstehen Gräben, die es nie gegeben hat, und alte Gräber brechen auf. Ob Gott oder Mensch wendet euch ab. Schielt auf das Geschehen der Welt ihr neugieriges Pack, wenn ihr es müsst, doch lasst Justitia und Fortuna ihrer Ämter walten.
V
Und lasst mich enden, wie ein Tier, das an den Himmel glaubt. Ehrfürchtig und doch verloren.
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2009
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