SPERRSTUNDE
Es wird Zeit
sagt sie
Ich habe noch etwas
sagt er
Bier
Ja
Trink aus
Ich mache ja
Er will zusperren
Der alte Kellner
Das alte Lokal...
Sie sitzen lange
Er ist zu fett, der Hintern tut ihm weh
zu viel Holzbank
zu wenig Leder - gepolstert
Rausch
Naja
Neben dem Lokal ist ein Stundenhotel
Sie wollen schlafen
aber nicht nur kurz
länger
das Stundenhotel
fällt aus
Gehen wir
sagt sie
Ich komm ja
sagt er
Sie gehen zur Straßenbahnstation
er hat kein Auto
wenn er sie zur Station begleitet
ist es so
als wenn er sie
nach Hause
begleitet...
Sie folgt ihm
Wo bleibst du
Ja...
Hand in Hand
langsam
zur Station
Wir sind zu früh gegangen
ein Bier noch
versäumt
Idiot
Nein das war erst die vorletzte Bahn.......
Setzen, hinsetzen
Die Luft ist so gut
ein Wind weht
die Station bekommt Sinn
schön, dass wir zu früh hier sind
schön, dass es jetzt so ist
der Wirt hätte noch offen
ein Bier
nein, nein lieber hier sitzen
stell Dir vor
alles wird jetzt ruhiger werden
hier
wir müssen nur sitzen bleiben
sie sitzen
Bleiben wir hier!
Auf dieser Bank
Ja
(sie hustet)
Bleiben wir einfach sitzen
warum nicht
ich will hier nicht aufstehen
es ist schön
ruhig
die Bahn kommt
ich steige nicht ein...!..
die Bahn fährt...
sie sitzen
was tun wir jetzt
wir warten noch ein bisschen
sie schläft
er nickt auch ein
sie sind schön anzusehen nebeneinander
schöne Menschen, die schlafen
- bei einer Straßenbahnstation
-- weil sie sich nicht entscheiden wollten
3 Uhr
etwas später eigentlich
sie wachen auf, nein, eigentlich wacht nur er auf. er bewegt sich und sie wacht auch auf, weil sie ihren kopf auf seine schulter gelegt hat, genauer gesagt war er im rauschhaften Schlaf oder in der rauschverseuchten einschlafphase zu ihr hinübergesunken.
bringt aber nix, weil er nie sex mit ihr haben wird
sie ist zu erotisch
beide sind wach
3 uhr - wirklich!!!
Die Gasse ist leer. Keine Menschenseele ist unterwegs. Die sonst so bevölkerte Einkaufsstraße ist verlassen. Er sieht einen Nachtwächter verschlafen von einer Türe, die er zusperrt, zur anderen Türe, die er auf- dann wieder zusperrt gehen. Er ist weg.
Alles ist wieder ruhig.
Beide wach...
spätsommerliche wärme durchflutet gasse, bank wo zwei sitzen, romantisch versonnen und sie schickt ihn zu trinken holen
bleibt alleine sitzen...
ist unbehelligt, warm umsorgt von der sommerlichen Nachtwärme
hellgelbe Laternen
verhaltener wind
ihre schönen haare,
ihre schönheit,
ihr alles
er kommt wieder
war es eine Ewigkeit
wodka ist da
die flasche offen
sie trinken
reden nichts
was
wozu
der wodka sagt alles
stand flasche - 0,7
in beiden gehirnen schreit es
aber der andere hört es nicht
sie trinkt
er trinkt
sie wieder
dann er
stand flasche 0,55
sie verschüttet etwas- kann die hand nicht mehr bewegen
er trinkt großen schluck
er schwindelt und verschläft
erwachen
verschüttet – einiges
stand flasche - naja weniger als 0,2
sie streiten um den rest
sie schlägt ihn
bricht ihm nahezu die Finger obwohl er musiker ist
er wehrt sie ab
klebt ihr eine
sie ist frauenrechtlich emanzipiert erstaunt
klebt ihm eine
er merkt es nicht ist zu betrunken
stellt neuen
- stand flasche
nichts mehr
=leer
sie sitzen nebeneinander
wann kommt die erste???
bald
sagt er
zu hause ist es auch nicht besser
sagt sie
der erste zug kommt
bleiben wir noch sitzen
sagt sie
trinken wir noch einen
dann bleiben wir sitzen
das hat er gesagt
sie sitzen beide auf der bank
der tag beginnt
die luft, die sonne, auch der wind buhlt um ihre aufmerksamkeit
sie sind nicht mehr aufmerksam
frische morgenluft
neuer tag
sie schlafen und geben sich dem Gespött des täglich vorbeiziehenden
Arbeiterpacks hin
wachen aber erst auf und trinken dann ein Bier vom Würtstelstand
als das Arbeiterpack schon seine zweite Vormittagspause hat
naja...
Texte: Andreas Wenhardt
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2013
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