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Kapitel 1 - Der Wunsch

Samira saß gelangweilt auf einer weißen Sommerwolke und ließ die Beine in den blauen Himmel baumeln. Sie schaute hinab zur Erde und seufzte tief. Oft, wenn sie traurig war, schaute sie durch die Wolkenlücken und beobachtete die Kinder auf der Erde. Wie viel Spaß sie miteinander hatten. Das war schön. Samira wünschte sich manchmal, dass es im Himmel auch andere Kinder zum Spielen und zum Toben gegeben hätte. Doch sie war allein. Der Himmel war leer. Na ja, nicht wirklich ganz leer. Hier gab es die Wolken, das Himmelblau, die Morgen- und die Abendröte, Donner und Blitz, den Regen, die Schneeflocken und natürlich nicht zu vergessen die vielen, vielen Sterne. Aber andere Kinder gab es hier nicht.
Tagsüber erhellte Samiras Vater, der Sonnenkönig, die Erde und den Himmel mit seinen warmen Sonnenstrahlen. Und nachts, wenn die meisten Menschen auf der Erde schliefen, stand Samiras Mutter, die Mondkönigin, am Himmel und erleuchtete alles mit ihrem sanften blassblau-silbernen Schimmer. Samira liebte die Wolken, die Sterne und ihre Eltern. Doch fühlte sie sich auch manchmal ein bisschen allein. Schließlich war sie hier die einzige Siebenjährige.
Als Samira noch kleiner war, hatte sie ihren Vater einmal gefragt, warum sie eigentlich keine Geschwister hatte. Viele Kinder auf der Erde hatten Geschwister und Samira hoffte, dass es mit einem Bruder oder einer Schwester lustiger im Himmel werden würde. Doch der Vater hatte ihr erklären müssen, dass die Mondkönigin und der Sonnenkönig nur in ganz seltenen und besonderen Augenblicken zusammen kommen konnten. Und diese Augenblicke lagen viele, viele Jahre auseinander. Dies geschah nicht so, weil der Sonnenkönig und seine Frau es wollten, sondern weil es ihnen so vorbestimmt war. Schließlich hatten beiden ihre feste Bahn am Himmel und konnten sie nicht einfach verlassen. Sie mussten Tag für Tag den gelichen Weg beschreiten. Täten sie dies nicht, würde das Gleichgewicht der Welt gestört und die Erde und der Himmel würden aus den Fugen geraten.
Samira war bestürzt gewesen. Einmal nur in vielen, vielen Jahren? Sie vergaß ganz die Frage nach ihrem Geschwisterchen, so bestürzt war sie gewesen. "Ist das nicht traurig?" hatte sie den Vater gefragt. Der Sonnenkönig lächelte, bezeugte die Bestürzung seiner Tochter doch, dass sie ein wahrhaft gutes und liebevolles Wesen besaß. Er strich ihr sanft übers Haar und erklärte, dass sie nicht traurig sein brauche, denn er und seine Frau liebten sich, egal ob sie getrennt waren oder nicht. IM Gegenteil. Durch ihre ungewöhnliche Art der Trennung war im Laufe all der vielen Jahre ihre Liebe nur noch stärker geworden, so dass sie im ganzen Himmel zu spüren war.
Samira hatte nachgedacht. Es stimmte. Alle Sterne und auch Wolken wussten, dass der Sonnenkönig und die Mondkönigin füreinander bestimmt waren und sich liebte. Und auf unerklärliche Weise war das wirklich überall im Himmel spürbar. Vielleicht war Samira deshalb auch noch nie besonders aufgefallen, dass sie ihre Eltern nie gemeinsam antreften konnte.
Der Sonnenkönig rückte ein Stück weiter auf seiner Bahn und schloss sine Tochter in die Arme. Er dachte an seine Frau, die wunderwunderschöne Mondkönigin, mit ihrem langen, glatten und silbern glänzendem Haar. Sie hatte wunderbare blassblaue Augen und er liebte sie sehr. Dann erklärte er seiner Tochter, dass Sonne und Mond eben nur zu bestimmten Zeiten aufeinander trafen. Eben dann, wenn sich ihre vorgeschriebenen Bahnen kreuzten. Und vor Zehn Jahren war so ein Augenblick gewesen. Auf der Erde nannte man diesen Moment Sonnenfinsternis, weil die Menschen am Himmel beobachten konnten, wie der Mond sich vor die Sonne schob. So sah es zumindest aus Menschenperspektive aus. Für Samiras Eltern hingegen, war es jedoch ein lang ersehnter Zeitpunkt der Zusammenkunft, ein Moment, in dem sie all ihre Liebe austauchen konnten. Und was für die Menschen nur Minutenbruchteile dauerte, war für die Mondkönigin und den Sonnenkönig ein unendlich schöner Moment. Und in eben dem Moment vor zehn Jahren war Samira entstanden. Zuerst hatte die Mondkönigin gar nicht bemerkt, dass sie bald Mutter werden würde. Ihr ging es nicht anders als sonst auch. Sie fühlte sich gut und vielleicht war sie ein bisschen fröhlicher als sonst. Doch das war nicht ungewöhnlich. Schließlich hatte sie eben erst ihren Mann in die Arme schließen dürfen. Der stattliche Sonnenkönig mit seinen dunkelbraunen Augen und seinen kurzen blonden Locken. Sie liebte ihn sehr und da konnte man schon mal ein bisschen fröhlicher sein als sonst. Doch eines Nachts, ein paar Monate später, kicherten einige Sterne verhalten und die Mondkönigin merkte, dass ihr Bauch sich nach und nach zu wölben begann und ihre Haare einen blassgoldenen Schimmer annahmen. Da wusste sie, dass sie schwanger war und sie freute sich. Gleich schickte sie einen Stern mit der frohen Botschaft zum Sonnenkönig und der strahlte vor Glück so sehr, dass es mitten in der Nacht hellerlichter Tag wurde, so dass die wenigen Menschen, die auf der Erde noch wach waren, ihren Augen nicht trauten. Einige Zeit später wurde das Himmelspaar zu Eltern. Genau drei Jahre nach dem Zusammentreffen kam Samira zur Welt. Sie war ein niedliches Baby mit bronzefarbener Haut und blassblauen Augen. In der Nacht als sie geboren wurde, regneten tausende von Sternschnuppen zur Erde. Nur ein kleiner, ganz besonderer Stern regnete nicht hinab, sondern legte sich an ihre Seite. Er hieß Twinkle und wurde fortan ihr treuer Begleiter und bester Freund. Samira wuchs schnell und jeder mochte sie. Das Mädchen mit den blonden Locken und dem frohen Gemüt. Sie spielte mit den Sternen und tanzte auf den Wolken, sie befolgte, was ihre Eltern ihr aufgaben und lernte schnell. Sie war ein wirklicher kleiner Sonnenschein und dennoch so schön wie die Nacht mit ihren tausend Sternen. Sie vereinte all das Positive des Himmels. Doch nicht nur der Himmel war ihr zu Haus. Die Menschen auf der Erde faszinierten sie und sie begann sie zu beobachten. Doch je länger sie das tat, desto wehmütiger wurde sie. Nun saß sie also auf der Wolke und ließ die Beine baumeln. Gerade hatte sie beobachtet, wie ein Junge mit seiner kleinen Schwester durch die Felder gestreift war. Sie hatten zwei Rehe beobachtet und sich später Stöcke gesucht und bunte Blätter daran aufgepiekst. Zum Schluss hatte das kleine Mädchen einen Blumenstrauß gepflückt und nun waren sie wieder auf dem Heimweg. Samira fragte sich, wie es wohl war durch Felder zu streifen und Gras unter den Füßen zu spüren. Bisher kannte sie nur das angenehm weiche Gefühl der Wolken unter ihren Füßen. Samira stellte sich vor, dass das Gras wohl kitzeln musste. Waren es doch so viele kleine Halme. Sie betrachtete ihre Füße und wackelte gerade mit dem großen Zeh, als ein kleiner strahlender Schein neben ihr landete. „Hallo Twinkle“ sagte sie, ohne von ihrem Zeh aufzusehen. Der kleine Stern setzte sich neben Samira auf die Wolke und sie. Samira wackelte immer noch mit ihren Zehen und sah ganz nachdenklich aus. „Stimmt was nicht?“ fragte der kleine Stern nach einer Weile. „Bist du schon Mal durch Gras gelaufen?“ fragte sie und schaute den kleinen Freund an, doch dann musste sie lachen und sagte: „Entschuldige, jetzt hab ich doch ganz vergessen, dass du ja gar nicht laufen kannst.“ Auch der kleine Stern musste lachen. Sterne hatten schließlich keine Beine. Aber sie konnten wunderbar Fliegen, was die Menschen und Samira nun mal nicht konnten. „Möchtest du denn gern mal durch Gras laufen?“ fragte Twinkle und Samira nickte. „Ja. Ich wüsste gern wie sich das anfühlt.“ Twinkle schaute seine Freundin nachdenklich an. Er hatte in den letzten Tagen und Wochen gemerkt, dass sie längst nicht mehr so unbeschwert und fröhlich gewesen war wie früher. Sie war zwar immer noch freundlich und lieb zu allen Himmelbewohnern, doch etwas bedrückte sie. Und so beschloss der kleine Stern etwas zu unternehmen. Als Samira später am Abend in ihrem Wolkenbett schief, schlich sich Twinkle heimlich aus ihrem Zimmer und machte sich auf den Weg zur Mondkönigin. Dort erzählte er ihr von dem Gespräch über das Gras und Samiras Traurigkeit. Die Mondkönigin hörte andächtig zu und nickte dann und wann. Dann schickte sie Twinkle mit einer Botschaft zu ihrem Mann. Auch der Sonnenkönig hörte Twinkle andächtig zu und verzichtete somit auf seinen erholsamen Schlaf, ging es doch um seine Tochter. Nach einer Weile schickte er Twinkle mit einer Nachricht zur Mondkönigin zurück. So verbrachte der kleine Stern die ganze Nacht im Gespräch mit dem könoglichen Himmelspaar und transportierte Botschaften zwischen den beiden bis er am morgen völlig erschöpft in Samiras Bett zurückkehrte. Als er unter die Decke schlüpfte wachte Samira auf. „Wo kommst du denn her?“ fragte sie noch ganz verschlafen und reckte sich. Der kleine Stern setzte sich auf und schaute sie mit festem Blick an. „Ich habe eine Nachricht für dich.“ sagte er mit einem herzhaften Gähnen und hielt sich wacker aufrecht. Samira legte den Kopf ein bisschen schief und schaute Twinkle fragend an. Sie wartete darauf, dass der kleine Stern weiter sprach. „Deine Eltern werden Dich zur Erde schicken.“ sagte dieser und konnte es sich leider auch ein zweites Gähnen nicht verkneifen. Er war so müde von der langen Nacht. Samira hingegen war jetzt hellwach. „Was?“ fragte sie mit freudiger Aufregung in der Stimme und hüpfte vom Bett. „Sie schicken Dich zur Erde.“ wiederholte der Stern obwohl es nicht nötig gewesen wäre, denn Samira hatte ihn wohl verstanden. Und während sich der Stern unter sie Decke kuschelte, hatte sich Samira so schnell wie noch nie angezogen. Twinkle wusste, dass sie sich sofort auf den Weg zu ihrem Vater machen würde und so schlief er erschöpft aber friedlich lächelnd ein. Er merkte gar nicht mehr, dass Samira ihn noch einen kleinen Kuss gab, bevor sie fröhlich wie der Wind aus dem Zimmer wirbelte.


Kapitel 2 – Die Entscheidung



Samira rannte so schnell sie nur konnte über die dichte Wolkendecke. Ihre Gedanken schossen wie wild durcheinander. Ihre Eltern würden sie tatsächlich zur Erde schicken. Das war wunderbar. Wie ein Traum der endlich Wirklichkeit wurde. Sie konnte es kaum erwarten. Wann würde es los gehen? Wie würde sie überhaupt zur Erde gelangen? Und was würde sie dort wohl alles kennen lernen? Als erstes wollte sie barfuss durchs Gras laufen. So viel stand fest!
Schon von weitem sah der Sonnenkönig seine Tochter auf sich zu kommen. Sie strahlte und er wusste, dass Twinkle seine Botschaft überbracht hatte. Die letzte Nacht war anstrengend und Nerven aufreibend gewesen. Es hatte eine Weile gedauert bis die Mondkönigin und er bereit gewesen waren, ihre einzige und über alles geliebte Tochter zur Erde gehen zu lassen. Doch am Ende hatten sie eingesehen, dass dieser Schritt wohl der Beste für Samira sein würde. In ihrem Leben musste etwas geschehen. Sie Sollte auf andere Lebewesen treffen, denn über kurz oder lang würde sie hier, im Himmel, an ihrer Einsamkeit zerbrechen. Außerdem würden die Aufgaben, die so eine Reise mit sich brachte, ihren Charakter über kurz oder lang formen und das konnte für ihr weiteres Leben nur positiv sein.
„Wirklich?“ rief Samira schon von weiten, noch bevor sie ihren Vater auch nur annähernd erreicht hatte. „Stimmt es? Ich darf zur Erde?“ Samiras Stimme überschlug sich fast vor Freude. Ihr Vater lächelte sanft und nickte. Da machte Samiras Herz einen Hüpfer. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass es in all ihrer Freude einen Wehrmutstropfen gab. Wenn sie zur Erde reiste, würde sie ihre Eltern, ihre Sterne und die Wolken verlassen. Abrupt blieb sie stehen. Jetzt wirbelten ihre Gedanken noch schneller durcheinander. Ein Zwiespalt tat sich auf und sie fiel hinein. Was sollte sie bloß tun? Zur Erde gehen und ihre Familie allein lassen? Oder sollte sie bleiben und weiter nur durch die Wolkenlücken schauen? Sie wollte endlich alles von Nahem kennen lernen, was sie schon so lang beobachtet hatte, aber ihre Eltern verlassen war ein großer Schritt. Schließlich war sie doch erst sieben.
Der Sonnenkönig erkannte ihren Konflikt. Mit einem Fingerzeig ließ er den Wolkenfetzen, auf dem sie gerade stehen geblieben war, zu sich heran schweben und nahm seine Tochter in die Arme. „Du brauchst dir keine Sorgen machen.“ sagte er. „Deine Mutter und ich werden auch auf der Erde für dich da sein.“ Samira blickte ihn fragend an. „Wir begleiten die Menschen jeden Tag und jede Nacht. Wir spenden ihnen unser Licht und manchmal geschieht es, dass sie zu uns aufblicken und uns von ihren Sorgen und ihren Wünschen erzählen. Die Menschen vertrauen uns. Besonders deiner Mutter.“ Er lächelte liebevoll, bei dem Gedanken daran.
„Und wenn du auf der Erde bist, werden wir auch für dich da sein, mein Schatz. Wir werden unser Licht zu dir schicken und wir sind bei dir, egal was du auch tust und wo du auch bist.“ In Samiras Innerem wurde es ruhiger. Wenn das so war, fühlte sie sich schon viel besser. „Außerdem wird dich Twinkle doch begleiten.“ Samira machte große Augen.
„Hat er dir das noch nicht gesagt?“
Samira schüttelte mit dem Kopf. „Nein, er ist eingeschlafen.“ sagte sie und musste plötzlich lachen. Auch der Sonnenkönig lächelte und nun stand für Samira unumstößlich fest: sie würde zur Erde gehen. Und sie würde nicht allein sein.

Als Samira in ihr Zimmer zurück kehrte schlief Twinkle noch tief und fest. Ihr Vater hatte Samira erklärt, dass es noch knapp zwei Wochen dauern würde, bis sie zur Erde reisen konnte. Schließlich mussten die Sterne und Wolken erst eine Art Kutsche für sie bauen, damit sie sicher zur Erde glangte. Die Wolken, auf denen Samira sonst reiste, konnten nur bis zu einer bestimmten Höhe gelangen. Kamen sie der Erdoberfläche zu nah, lösten sie sich in Regen oder Nebel auf und auf Nebel konnte Samira nicht gehen. Ebenso wenig wollte sie, wie ein Regentropfen zur Erde hinabfallen und dort zerplatzen. Eine gruselige Vorstellung.
Also bauten die Wolken und Sterne eine Art Kutsche, eher einen Korb, der Samira zur Erde bringen sollte. Es war ein Geflecht aus Wolkenfäden, Sonnenlicht und Mondstrahlen. Der Kleber zwischen all diesen Komponenten war Sternenstaub. Samira hatte den Erklärungen ihres Vaters aufmerksam aber skeptisch zugehört. Doch ihr Vater war felsenfest davon überzeugt, dass diese Konstruktion hielt und sie sicher zur Erde bringen würde. Jetzt bauten also mehrere fleißige Helfer eifrig an dem Geflecht und Samira blieb nur, abzuwarten und durch die Wolken zu schauen. Schließlich musste sie sich aussuchen an welchen Platz sie gerne landen wollte. Ihr Vater hatte ihr darin freie Wahl gelassen. Sie sollte sich den Platz aussuchen, an dem sie vorstellen konnte zu landen. Schließlich sollte sie sich wohl fühlen. Samira wollte gelich auf Erkundungstour gehen, doch sie hätte Twinkle gern mitgenommen. Schließlich sollte er sie zur Erde begleiten, da hatte er doch ein Mitspracherecht, oder? Aber Twinkle schlief und Samira hätte auch ein schlechtes Gewissen gehabt ihn zu wecken, wo er sich doch die ganze Nacht ihretwegen wach gewesen war. Also zog sie allein los. Sie bat eine große Regenwolke sie ein Stück mitzunehmen und so schwebten beide von Frankreich aus Richtung Westen über den großen Ozean. Nach einer Weile kamen sie in die Region über Amerika. Samira hatte hier schon oft einige Kinder beobachtet, die am Strand spielten und im blauen Wasser badeten. Hier gab es auch so genannte Surfer, sie auf den Wellen dahin glitten. Samira faszinierte das Spektakel, aber nein, hier wollte sie nicht landen. Sie wollte Gras und Felder. Etwas weiter nördlich flogen sie über Kanada. Hier stieg Samira auf eine andere Wolke um, weil die dicke Regenwolke nun genug Wasser aufgenommen hatte und es Zeit war, abzuregnen. Samira bedankte sich höflich bei der Regenwolke und flog dann mit einer kleinen weißen Sommerwolke weiter. Über Kanada zu fliegen war schön. Es gab viel zu sehen. Berge, Flüsse, Täler. Doch hier und da tauchten einige große Tiere auf, die Samira verschreckten. Elche und Bären. Nein, das war wohl auch nicht der ideale Platz zum landen. Samira kehrte fürs erste nach Hause zurück und berichtete Twinkle von ihren Überlegungen. In den nächsten Tagen überflogen beide gemeinsam das Hochland von Tibet (nein, zu karg und zu kalt), Australien (ihhh, hast du die ekligen Spinnen gesehen – ja die Kängurus sind niedlich, das stimmt), Afrika (es muss schwer sein in der Wüste zu überleben), Russland (ein wahnsinnig großes Land aber viele freundliche Menschen), Italien (Wieso schlafen die denn um die Mittagszeit alle?), Österreich und die Schweiz (sind das viele Berge), Deutschland (im Süden Berge im Norden Küste und in der Mitte ziemlich grün), Holland, Schweden und Norwegen (ziemlich nördlich, das bedeutet ziemlich kühl). Als Twinkle und Samira wieder in ihrem Zimmer angekommen waren, nachdem sie so ziemlich die ganze Welt überflogen hatten (die Pole hatten sie außen vor gelassen, da gab es nur wenig Menschen und viel zu viel Schnee und Eis), grübelten beide getrennt voneinander nach. Die nördlichen Länder hatten sie gleich ausgeschlossen, denn dort wechselten Sonne und Mond sich nicht aller 24 Stunden ab. Es gab Regionen, da war es manchmal wochenlang hell und gar nicht dunkel und etwas später dann nur dunkle und gar nicht mehr hell. Das ging nicht. Samiras Eltern sollten beide zu gleichen Teilen bei ihr sein. Twinkle wollte gern in Italien die Erde bereisen. Ihn störte es nicht, wenn dort um die Mittagszeit Siesta war. Auch Spanien wäre ihm Recht gewesen. Twinkle mochte nun Mal das ruhige und entspannte Leben und das musste man den Italienern und Spaniern lassen. Sie hatten Lebensqualität. Doch Samira war nicht ganz überzeugt. Zwar sprachen noch andere Punkte für Italien, es gab viel Sonne, Meer und auch schönes grünes Gras. Die Menschen schienen freundlich und die Sprache war sehr interessant. Es klang so melodisch aber auch kraftvoll wenn sich zwei Italiener unterhielten. Auch die kleinen verwinkelten Gässchen in manchen Städten schürten Samiras Neugier. Doch es gab noch einen Punkt, an dem sich Samira vorstellen konnte zu landen. Genau in der Mitte von Deutschland. Nicht weit nördlich an der Küste und auch nicht südlich im Gebirge, sondern dort wo es grün war. Denn dort zog es Samira hin. Ins Grüne. Grün bedeute Gras. Und Wald. Und die Tiere die es in der Mitte Deutschlands gab schienen allesamt eher friedlicher Natur. Es gab Hasen, Rehe, Eichhörnchen, Mäuse, Vögel und die paar Wildschweine und Füchse, die Samira gesehen hatte, schreckten sie weniger, denn Samira hatte herausgefunden, dass die eher Angst vor den Menschen hatten und diese mieden. Außerdem hatte sie genau hier, über einer Region mit dem Namen Thüringen, den Jungen mit seiner kleinen Schwester beobachtet und sich zum ersten Mal gefragt, wie sich wohl das Gras unter den Füßen anfühlte. Hier wollte Samira auch zu ersten Mal die betreten. Vom Himmel aus betrachtet war Thüringen ein kleiner grüner Klecks auf der Erde. Total unbedeutend, mitten in der Mitte Deutschlands, umgeben von anderen interessanten und imposanten Gebirgen, Städten und Regionen. Die ganze Welt war schön und interessant. Doch genau da wollte Samira hin. Nach Thüringen. In die Nähe der kleinen Stadt Sommerborn. Twinkle hatte sich nach kurzer Überlegung dazu entschieden ihr zuzustimmen. Immerhin gingen sie zur Erde, damit Samira Neues kennen lernte. Also wollte er sich ihr nicht in den Weg stellen. Und so teilte Samira, zwei Tage bevor es losgehen sollte, ihrer Mutter mit, wie die Entscheidung ausgefallen war. Die Mondkönigin lächelte und nickte. Dann streichelte sie ihrer Tochter liebevoll übers Haar und sang ihr ein Gute-Nacht-Lied. Jetzt hatte Samira ein Ziel und bald würde sie es erreichen.

Kapitel 3 – Endlich Gras

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Tag der Veröffentlichung: 25.07.2009

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