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Unlikely superhero:
Salati und die dunkle Armee des Grauens



Verlassene Fabrik, 20km nördlich von Tomato-City


Steffi das Stinktier wanderte mit langen Schritten neben einem Fließband her. Zufrieden begutachtete sie, wie unterschiedlich große Maschinenarme durcheinander wirbelten und verschiedene Metallstücke aneinander setzten. Weitere Teile wurden zusammen geschraubt und verschweißt. Stück für Stück formte sich ein neuer Krieger ihrer Armee des Grauens. Selbstgefällig vor sich hingrinsend verfolgte sie den weiteren Weg des stählernen Roboters.
Voller Vorfreude rieb sich Steffi die Pfoten. Ja, das sah wahrlich gut aus. Wenn die Produktion so weiterlief und keine Komplikationen auftraten, würde es bereits in wenigen Stunden soweit sein. Das Stinktier konnte ein gehässiges Kichern nicht unterdrücken.
Die Bürger von Tomato-City würden alle für ihre Ignoranz bezahlen! Alle!
»Kettensägen-Weißwurscht!«, plärrte Steffi durch die Produktionshalle »Wie ist das Wetter?«
Am anderen Ende des Raumes konnte man eine hübsche Weißwurst-Dame im Tüllröckchen erkennen, die hektisch an eines der hohen Fenster hechtete.
»Stark bewölkt!«, rief sie zurück, kaum hatte sie einen Blick hinaus geworfen »Wenn wir Glück haben, wird es heute Abend ein großes Gewitter mit heftigen Entladungen geben!«
Steffi das Stinktier nickte zufrieden. Es lief alles nach Plan, das Schicksal schien es einmal gut mit ihnen zu meinen.
Das Stinktier machte kehrt und schritt aus dem Raum. Solange sich ein Teil der Armee noch in der Produktion befand, konnte es seine Zeit besser nutzen. Kettensägen-Weißwurscht (auch Heidi genannt) würde schon aufpassen, dass alles am Laufen blieb und Steffi notfalls rufen, sollte es Probleme geben.
Steffi begab sich ins Labor und streifte einen langen weißen Mantel über. Sie kontrollierte die vor sich hinblubbernden Flüssigkeiten, die später ein Teil der Waffen werden würden.
Sie vertiefte sich immer weiter in die chemischen Mixturen, sodass sie kaum wahrnahm, wie der Himmel sich immer dunkler färbte, schwarze Wolken aufzogen und Blitze über das Himmelszelt jagten.
Lautlos öffnete sich die Tür und die Kettensägen-Weißwurscht trat ein. Sie verbeugte sich und verkündete Steffi mit unverkennbaren Stolz: »Darf ich mitteilen, dass unsere Armee nun soweit ist? Alle warten nur noch auf Euren entscheidenden Zug!«
»Großartig!«, murmelte das böse Stinktier vor sich hin und tröpfelte noch kurz konzentriert mit einer Pipette ein paar Tröpfchen in eine merkwürdige Tinktur. Dann packte sie alles zusammen, strich sich den Laborkittel glatt und begab sich anschließend zusammen mit Heidi in den Kontrollraum.
Dort trat Steffi an das große Panoramafenster und besah sich die Legion, mit der sie den Feldzug gegen all die schlechten Bürger von Tomato-City führen wollte: Soweit das Auge reichte war der Platz vor dem Fenster mit abertausenden von Roboter-Radieschen gefüllt.
Über der Armee hing eine riesige Blitzkugel. Der Himmel darüber war dunkel und gelegentlich konnte man einige Blitze in der Ferne leuchten sehen.
»Kettensägen-Weißwurscht!«, bellte das Stinktier befehlend »Mach alles bereit!«
»Aye!«, rief Heidi und wuselte sogleich zu einer Maschine, die im hinteren Bereich des Kontrollraumes stand. Mit geübten Griffen schaltete Heidi diese ein und drückte mehrere Knöpfe. Dann trat sie beiseite.
»Die Maschine ist nun soweit.«, erklärte sie.
Steffi warf noch einen letzten Blick auf ihre heiß geliebte Armee des Grauens, dann schritt sie zum Kontrollpult und legte ihre Pfote auf einen Hebel mit rotem Knauf.
»Eine neue Macht erhebt sich!«, verkündete sie mit dröhnender Stimme und lachte wie von Sinnen, als sie den Hebel umlegte. Funken stoben über die Armaturen, als die Maschine in Bewegung gebracht wurde.
Der Himmel über dem großen Laboratorium verwandelte sich in einen einzigen dunklen Strudel, der alles Licht zu verschlingen schien. Für den Bruchteil eines Moments wurde es totenstill. Dann ertönte ein ohrenbetäubendes Grollen und ein gewaltiger Blitz zuckte aus dem Himmelszelt herab, schlug in die Blitzkugel ein und erleuchtete den Platz bis zum Horizont.
Steffi stellte sich erwartungsvoll an das Panoramafenster. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und schon bald spaltete das Grinsen eines wahnsinnigen Genies das Gesicht des Stinktiers. Die Kettensägen-Weißwurscht eilte herbei und konnte gerade noch den Triumph erleben, wie die ersten Radieschen-Roboter unter den Blitzen anfingen zu zucken und sich langsam in Bewegung setzten.

Stadthalle, Tomato-City


»Und nun darf ich noch einmal unsere Finalistinnen auf die Bühne bitten!«, verkündete der Moderator der diesjährigen Wahl zur ›Miss Hawaii-Toast‹ und sprang von der Bühne um Platz für die Schönheiten zu schaffen.
Die braungebrannten Toastbrote stolzierten hinauf und präsentierten sich mit einem strahlenden Lächeln dem tosenden Publikum. Mit ihren blonden Reibkäse-Schöpfen, den eng geschnallten, die Taille betonenden Ananas-Gürteln und den fein geschnittenen Schinken- Röckchen, konnten sie sich wahrlich blicken lassen. Die Kameramänner verfolgten jeden einzelnen ihrer galanten Schritte.
Doch ein plötzliches Rumpeln erschütterte die Stadthalle bis in die Grundmauern. Sofort verstummte die johlenden Zuschauer und horchten irritiert auf. Stille breitete sich in dem großen Raum aus und alle lauschten dem rhythmischen Stampfen, das sich ihnen bedrohlich näherte.
Plötzlich barst die große Eichentür, und als die Zuschauer erkannten, was hinter der Wolke aus Holzsplittern auf sie zukam, erstarrten sie vor Schreck.
Steffi das Stinktier und die Kettensägen-Weißwurscht thronten auf einem besonders großen Exemplar der Killermaschinen-Radieschen und sahen abfällig auf die Gemeinde herab.
Steffi räusperte sich und kramte hinter ihrem Rücken ein Megaphon hervor.
»Achtung, Achtung, Bürger von Tomato-City«, sprach sie hinein und beobachtete mit tiefer Zufriedenheit, wie die Kameras in ihre Richtung schwenkten, um ihren Auftritt anscheinend live im Fernsehen zu übertragen »Mein Name ist Steffi das Stinktier, und ich und meine wahnsinnig böse Komplizin, die Kettensägen-Weißwurscht sind ab heute eure gefürchteten Herrscher! Wir haben nun die Macht in Tomato-City an uns gerissen und jeder der sich uns entgegen stellt, wird eines qualvollen Todes sterben!!« Steffi warf nach der kurzen Ansprache mit einem schallenden Lachen den Kopf in den Nacken. Heidi betrachtete stattdessen lieber interessiert, wie die Masse heillos in Panik verfiel und vollkommen kopflos versuchte aus dem Saal zu flüchten.

Polizeistation, Tomato-City


»Chef!« Eine kleine, dickliche Dattel mit Schnurrbart und Sombrero hetzte durch die Gänge »Chef!«, plärrte er ein weiteres Mal, als er in das Zimmer seines Vorgesetzten stürmte und fast die Tür aus den Angeln riss.
»Was ist, Dattel-Heinz?« Mr. Pickles, eine normalerweise saure, nun aber auch ziemlich genervte Gurke, ließ die Zeitung sinken und musterte seinen tollpatschigen Schützling.
»Das müssen sie sich unbedingt ansehen, Chef!« Dattel-Heinz war sogleich zum Fernsehapparat geeilt und hatte diesen auf dem Früchtchen-Channel gestellt. Gerade noch rechtzeitig, um die letzten Worte von der Verkündung von Steffi dem Stinktier mitzubekommen.
Mr. Pickles’ Kinnlade stürzte hinab, als er die scheinbar endlosen Massen der Roboter-Radieschen sah.
»Das kann nicht wahr sein!«, brachte er stotternd hervor »Das ist unmöglich!«
»Was sollen wir denn jetzt tun, Chef?«, erkundigte sich Dattel-Heinz, der die Flucht der Schönheitsköniginnen mit größter Besorgnis verfolgte.
»Ich werde sofort unseren Helden Salati benachrichtigen! Anschließend werde ich eine Versammlung einberufen und eine Krisensitzung veranstalten. Das ist wirklich schlecht, sehr schlecht…«, murmelte er vor sich hin.
»Und was soll ich tun, Chef?«, erkundigte sich Dattel-Heinz vorsichtig. Mr. Pickles blickte überrascht auf. Er überlegte kurz.
»… Du wirst die nächsten zwei Wochen für alle im Revier Kaffee kochen.«
»Ähm… Mit Verlaub, wenn ich nachfragen darf, Chef… Wieso das?« Dattel-Heinz pflückte verwirrt seinen Sombrero vom Kopf und drehte ihn nervös in den Händen.
»Du hast während des Dienstes die Wahl zur Miss Hawaii-Toast angeschaut.«, erwiderte Mr. Pickles lässig, nahm den Telefonhörer in die Hand, betätigte die Wählscheibe und beachtete Dattel-Heinz gar nicht weiter, der da stand wie ein begossener Pudel – pardon, natürlich wie eine begossene Dattel.

Nähe Stadthalle, Tomato-City


Fröhlich stand Steffi auf einem karottenförmigen Hochhaus und erprobte, eine gehässige Melodie vor sich hinsummend, mit ihrer Fernbedienung einige neue Funktionen der Roboter, die sie bisher noch nicht getestet hatte. Alles funktionierte zu ihrer Zufriedenheit. Gerade wollte sie aus Spaß ausprobieren, wie es wäre, ein Granaten-Samenkorn auf das benachbarte Gebäude zu schleudern, als der Roboter, den sie steuerte, mit einem lauten Scheppern in zwei Hälften auseinander brach. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sich der aufgewirbelte Staub wieder legte und Steffi erkannte, wer für den verursachten Schaden verantwortlich war.
Ein muskulöser Chinakohl erhob sich aus den Überresten ihres Kriegers und sah mit herausforderndem Blick zu ihr hinauf. Um seine Stirn schlang sich ein Band, an dessen Vorderseite sich zwei S ineinander verhakten– das Abzeichen des Superhelden von Tomato-City. Das Zeichen von Super Salati.
»Du wagst es?«, kreischte Steffi, empört über die Vernichtung eines ihrer Krieger »Hast du nicht in den Nachrichten gesehen, dass jeder, der es wagt sich mir in den Weg zu stellen einen furchtbaren Tod erleiden wird?«
»Nicht ich werde eines schrecklichen Todes sterben, sondern du wirst es, Unholdin!«, dröhnte Salati und hob seinen rot flirrenden Laser-Löffel, mit dem er zuvor schon das Roboter-Radieschen ins Jenseits geschickt hatte.
»Du!«, zischte Steffi das Stinktier »Du wirst mir nicht in die Quere kommen!« Mit diesen Worten griff sie mit ihrer Fernbedienung auf fünf ihrer Roboter gleichzeitig zu und ließ sie alle auf den mutigen Superhelden zustürzen.

Polizeistation, Tomato-City

»Die Situation, in der wir uns befinden ist wirklich ernst.«, eröffnete Mr. Pickles die Krisensitzung. »Ich habe Salati bereits verständigt und um Hilfe gebeten. Er wollte sofort gegen diese Schurken vorgehen.«
Ein Raunen lief durch die Runde der Polizisten, die sich in dem Saal versammelt hatten. Mr. Pickles wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, dann sprach er weiter: »Wir müssen uns genauestens überlegen, wie wir nun zu handeln haben, ansonsten könnte es sein, dass wir ganz Tomato-City ins Verderben stürzen. Steffi das Stinktier und die böse Kettensägen-Weißwurst…«
»Weißwurscht!«, verbesserte ein etwas übereifriger Jungspund aus der hintersten Ecke (Mr. Pickles konnte es nicht richtig erkennen, doch er nahm stark an, dass es sich dabei um Dattel-Heinz handelte).
»Weißwurscht…«, berichtige Mr. Pickles seinen Fehler zähneknirschend »Wie auch immer. Sie haben uns jedenfalls mehr als deutlich genug mitgeteilt, dass sie es nicht dulden werden, wenn wir uns ihnen in den Weg stellen…« Er ließ seinen Blick ausgiebig über die Menge schweifen, bevor er fortfuhr: »Wir müssen sehr vorsichtig vorgehen. Unsere Aufgabe ist es zwar, Tomato-City zu schützen, doch können wir uns keine leichtfertigen Verluste erlauben. Hat jemand Fragen?«
Ein zierliches Erdbeer-Fräulein aus der ersten Reihe meldete sich.
»Ja bitte, Miss Apple?«, rief Mr. Pickles sie auf.
»Mr. Pickles, es mag ja sein, dass wir bedacht vorgehen müssen, doch sollten wir nicht Salati auf alle Fälle unsere Unterstützung zusichern? Er kann unmöglich alleine gegen diese riesige Armee aus Killer-Maschinen antreten!«, sprach sie ihre Besorgnis aus. Einige nickten zustimmend.
»Nun, ich muss Ihnen Recht geben, Miss Apple.«, gestand Mr. Pickles »Haben Sie einen Vorschlag zu machen?«
Miss Apple überlegte kurz. »Ich denke, wir sollten uns so schnell wie möglich um die Radieschen kümmern, um Salati den Rücken frei zu halten, damit er sich Steffi und die Kettensägenweißwurst vorknöpfen kann.«
»Weißwurscht!«, plärrte es erneut von hinten und diesmal war sich Mr. Pickles hundertprozentig sicher, dass es Dattel-Heinz war.
Miss Apple verdrehte genervt die Augen.
Erneut erhob sich Gemurmel im Raum um Miss Apples Vorschlag zu diskutieren. Nach einer kurzen Zeit räusperte sich Mr. Pickles, um den immer lauter werdenden Gesprächen Einhalt zu gebieten.
»Also ich bin von Miss Apples Idee äußerst angetan.«, erklärte er »Ich würde vorschlagen, wenn jemand noch einen anderen Gedanken vorbringen möchte, darf er dies gerne tun. Ansonsten würde ich über diesen Vorschlag abstimmen lassen.« Die Runde schwieg, weshalb Mr. Pickles sich entschied, gleich die Abstimmung zu halten; Mit dem Ergebnis, dass fast alle im Raum Miss Apples Antrag befürworteten.
Mr. Pickles nickte zufrieden. Dann sollte es so sein.
Wenige Minuten später rückte das gesamte Lager der Polizei von Tomato-City aus und begab sich an den kritischen Einsatzort.

Nähe Stadthalle, Tomato-City

Salati focht unterdessen einen Kampf aus, den zu gewinnen es schier unmöglich schien. Für jedes Radieschen, dass er erschlug, wuchsen gleich drei neue aus dem Boden! Natürlich war er ein Superheld, doch diese Übermacht bereitete selbst ihm Probleme.
Mit einem gekonnten Sprung setzte er über fünf der Roboter hinweg, landete in einer Lücke zwischen den Maschinen und mähte mit seinem Löffel ein paar von ihnen nieder. Sogleich fuhr er herum, parierte einen plump geführten Schlag und hieb kurz darauf den Schädel des Angreifers entzwei. Gerade wollte er einem heran fliegenden Klingenblatt ausweichen, als überraschend von hinten eine Rauchgranate heran schoss und ihm die Sicht raubte.
»Oh nein!«, fluchte der nun deutlich behinderte Superheld und versuchte die Massen der auf ihn herab sausenden Metallarme abzuwehren. Wenn das so weiter ging, sah das ganz und gar nicht gut für ihn aus…
Ein unerwarteter Schlag gegen seine Kniebeuge ließ ihn straucheln. Gerade noch rechtzeitig konnte er einem von unten geführten Hieb ausweichen, doch dadurch verlor er sein Gleichgewicht endgültig und stürzte zu Boden. Der Rauch brannte in seinen Augen und kratzte in seiner Kehle. Würgend begann er zu husten, versuchte sich aufzurappeln, doch ein Tritt warf ihn erneut zu Boden.
Das war’s.
Salati hatte schon immer gewusst, dass das Leben als Superheld schwer war. Einen Bösewicht nach dem anderen bekämpfen, bis irgendwann einer kam, der ihm überlegen war. Anscheinend war es nun soweit.
Er versuchte sich ein weiteres mal aufzustemmen, doch ein Radieschen warf sich auf ihn und begrub seinen Körper unter einem Haufen Stahl.
Das war das Ende.
Aber er konnte doch nicht zulassen, dass sein geliebtes Tomato-City unter der Herrschaft eines verrückten Stinktiers zu Grunde ging!
Mit dieser Erkenntnis jagte ein neuer Kraftimpuls durch seinen Körper. Er konnte Steffi dem Stinktier auf keinem Fall freie Hand lassen! Er spannte alle seine Muskeln und stemmte sich hoch. Mit einem Poltern fiel das Radieschen von ihm herunter, oder besser: Wurde es von ihm herunter gewuchtet.
Überrascht erkannte Salati Mr. Pickles’ besorgte Miene, die sich über ihn beugte.
»Ist alles mit Dir in Ordnung?«, erkundigte sich die Saure Gurke. Um sie herum tobte ungeheurer Schlachtlärm. Salati musste sich nur kurz umsehen, um zu erkennen, dass ihm die Polizei genau im richtigen Moment zur Hilfe geeilt war.
»Alles bestens.«, meinte Salati und rappelte sich schnell auf.
»Dann verweise ich Dich an meine Kollegin« Mr. Pickles deutete auf eine Erdbeere, die neben ihm stand »Sie wird Dich über den aktuellen Stand unterrichten. Ich kümmere mich unterdessen um diese Roboter!« Mit diesen Worten stürzte sich die Gurke mit einem lauten »BONSAI!!!«-Kampfschrei in das Getümmel.
»Wir sind gekommen um dir zu helfen, Salati!«, erklärte die hübsche Erdbeere dem Superhelden eilig. Ein Blick auf ihr Namensschild verriet ihm, dass es sich bei ihr um ›Miss Apple‹ handelte. »Wir werden die Radieschen bekämpfen, sodass Du dich um Steffi das Stinktier und die Kettensägen-Weißwurst kümmern kannst.«, sprach Miss Apple hastig weiter.
»Einverstanden! Vielen Dank für Eure treue Unterstützung!« Salati fuhr sofort herum und zerschlug ein Radieschen, das versucht hatte, sich von hinten heran zu schleichen. Dann begann er, sich zu Steffi dem Stinktier vor zu kämpfen.
»Viel Glück!«, rief ihm Miss Apple noch nach, bevor sie sich selbst in die Schlacht stürzte.
Die Polizisten brachten Steffis Armee des Grauens wahrlich große Verluste bei. Langsam schien sich das Blatt zu wenden.
Fassungslos betrachtete Steffi das Geschehen. Schließlich verlor sie nach kurzer Zeit die Nerven.
»Ihr werdet es noch bereuen, meinen Forderungen nicht Folge geleistet zu haben!«, schrie sie hysterisch. Mit einem Satz war sie behände auf ihren persönlichen Roboter gesprungen. »Kettensägen-Weißwurscht! Komm sofort her!«
Heidi eilte herbei und kletterte ebenfalls auf den Roboter.
Mit einem gewaltigen Schritt stand Steffi mit dem Radieschen neben der kämpfenden Miss Apple und packte die zappelnde Erdbeere an ihrem grünen Schopf.
»Wenn ihr nicht wollt, dass sie stirbt, dann werdet ihr tun was ich sage!«, brüllte das böse Stinktier.
»Miss Apple, haben Sie keine Angst! Ich werde Sie retten!«, rief Salati und wollte sich in blinder Besorgnis auf Steffi stürzen, doch diese war nicht dumm: Sie ließ den Roboter umkehren und rannte mit langen Schritten in Richtung des Zuckerrüben-Waldes davon.
»Ich werde mich darum kümmern! Beschützt die Bürger von Tomato-City weiterhin vor den Killer-Radieschen!«, brüllte Salati Mr. Pickles über die Schulter zu und setzte dann ohne weiter nachzudenken hinterher.

Zuckerrüben-Wald


Gehetzt blickte Steffi sich um. Sie war sich sicher, dass Salati ihr folgen würde. Doch hier konnte sie sich verstecken und ihn aus dem Hinterhalt angreifen. Außerdem waren die lästigen Polizisten hier kein Problem, denn mit Sicherheit würden sich diese weiter mit den Robotern beschäftigen.
»Kettensägen-Weißwurscht! Mach dich bereit!«, befahl das Stinktier ihrer Komplizin. Heidi nickte gehorsam und hüpfte leichtfüßig hinunter auf den Boden.
»Wenn Salati auftaucht, wirst du ihn ablenken!«, kommandierte Steffi. Die Kettensägen-Weißwurscht nickte abermals und zückte kampfbereit ihre Kettensäge.
»Und nun zu dir…«, fauchte Steffi und wandte sich zu der lauthals fluchenden Miss Apple. Der Roboterarm packte die sich windende Erdbeere fester. »Noch ein Wort und ich zerquetsche dich!«, drohte Steffi. Sofort hielt Miss Apple den Mund.
Schon bald konnte man Salatis besorgte Rufe durch den Wald schallen hören: »Miss Apple? MISS APPLE?? Wo sind Sie?«, brüllte er unentwegt durch die Reihen der Zuckerrüben und sah sich suchend um.
Plötzlich trat die bösen Kettensägen-Weißwurscht zwischen den Zuckerrüben hervor.
»Wenn du zu ihr willst, musst du erst an mir vorbei!«, stellte sie fest und warf mit einem reißenden Geräusch ihre Kettensäge an.
Salati brachte sich in Kampfposition und konzentrierte sich gerade auf die Weißwurst-Dame, als er etwas Rotes zwischen den Zuckerrüben hervorblitzen sah. Er brauchte keine sonderlich ausgeprägte Kombinationsgabe, um sofort zu wissen, dass es sich dabei um Miss Apple handeln musste.
»Miss Apple! Halten Sie durch!«, rief er der vor Angst erstarrten Erdbeere zu und stürzte sich auf die Kettensägen-Weißwurscht.
Ungeahnte Kräfte durchfluteten ihn, als er gegen Heidi antrat. Er musste nur an das ängstliche Gesicht des Erdbeer-Fräuleins denken und schon durchzuckte ihn ein weiterer ungeahnter Kräfteschub.
Er sauste mit der übernatürlichen Geschwindigkeit eines Superhelden auf Heidi zu, duckte sich unter der kreischenden Kettensäge hindurch und platzierte mit seiner ganzen Kraft einen gezielten Tritt gegen Heidis hohe Stirn. Die Kettensägen-Weißwurscht konnte das Gleichgewicht nicht halten, stürzte nach hinten und schlug dabei hart mit den Kopf auf einem Stein auf. Die Kettensäge glitt ihr aus den Händen und sie sank bewusstlos in sich zusammen.
Doch Salati nahm sich nach diesem Sieg nicht die Zeit den Triumph auszukosten: Sofort sprang er weiter, schwang seinen roten Laser-Löffel und trennte mit einem verheerenden Schlag den Roboterarm ab, der Miss Apple gefangen hielt.
Mit einem lauten Scheppern stürzte der Arm zu Boden. Miss Apple kletterte zwischen den Metallfingern hervor und rannte sofort zu Salati.
»Mein Held! Du hast mich gerettet!«, dankte sie ihm und Tränen standen ihr dabei in den Augen.
»Aber, aber…« Salati wurde rot »Das ist doch meine Aufgabe als Superheld!«, erklärte er hastig. Dann drehte er sich um und fixierte Steffi, die wild auf ihrer Fernbedienung rumhackte.
»Nun zu dir, Bösewichtin!«, donnerte Salati und fasste seinen Laser-Löffel fester »Du sollst deine gerechte Strafe erhalten!« Mit diesen Worten schnellte er hervor und verwickelte das Stinktier mit dem Roboter in einen aufreibenden Kampf.
Besorgt betrachtete Miss Apple das Geschehen: Der Laser-Löffel schnitt surrend durch die Luft und traf Steffis Roboter immer öfter, doch auch das Stinktier ließ nicht nach und machte ihrem Helden das Leben schwer. Für einen Moment sah es so aus, als würde ihre Feindin die Führung übernehmen, doch dann konnte Salati wieder mit einem geschickten Schlag das Steuer herum reißen. Vor Sorge und Anspannung vergaß die hübsche Erdbeere fast das Atmen, doch dann führte Salati einen geschickten Stoß aus; Der Roboter knickte ein, der Oberkörper geriet ins Schwanken. Steffi schrie auf und schleuderte vor Schreck die Fernbedienung von sich um sich selber gerade noch zu fangen.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Miss Apples Polizei-Instinkte befahlen ihr, sich auf die Fernbedienung zu stürzen um somit zu verhindern, dass der Feind wieder an seine Waffe kam. Sie setzte zu einem gewaltigen Hechtsprung an und warf sich mit ihrem gesamten Gewicht auf die Fernbedienung.
Salati wich unterdessen dem fallenden Roboter aus und rettete sich mit einem Sprung auf eine nahe gelegene Zuckerrübe. Mitten in der für eine Sekunde entstandenen Stille ertönte ein leises, aber dennoch gut vernehmliches Knacken. Sofort fuhren Steffi das böse Stinktier und Salati herum. Was sie erblickten ließ den Superhelden lächeln und das Stinktier gequält aufschreien: Miss Apple richtete sich etwas benommen von dem Wurf auf. Unter ihrem Körper kam die nun zerquetschte Fernbedienung zum Vorschein.
»Ergib dich! Du hast diese Schlacht verloren!«, forderte Salati und baute sich vor Steffi auf, die heulend am Boden kniete.
»Meine wundervolle Armee des Grauens!«, wimmerte das Stinktier herzzerreißend.
Apple schlenderte zu den beiden hinüber und ließ ihre Diensthandschellen schnappen. Mit einer geübten Bewegung fesselte sie die Hände des Stinktiers auf dem Rücken und wiederholte dieselbe Prozedur mit ihren Ersatzschellen bei der etwas abseits liegenden Kettensägen-Weißwurscht.
Anschließend gesellte sie sich zu Salati und lächelte ihn an.
»Ich wusste von vornherein, Du würdest es schaffen!«, verriet sie und wurde rot.
»Vielen Dank für Ihr uneingeschränktes Vertrauen!«, bedankte sich Salati »Doch wir sollten Ihre Kollegen nicht länger warten lassen. Ich vermute, durch Ihre wahrlich heldenhafte Zerstörung der Fernbedienung sind nun alle dieser Killer-Roboter außer Gefecht gesetzt worden. Lassen Sie uns diese beiden Unholde abführen.«
Miss Apple nickte und tat, wie ihr geheißen. Zusammen mit ihren beiden Gefangenen machten sie sich auf den Weg, zurück nach Tomato-City.
»Hätten Sie vielleicht noch Lust auf einen Kaffee nach Dienstschluss?«, erkundigte sich Salati wie nebenbei und schenkte Miss Apple sein charmantestes Lächeln.

Polizeistation, Tomato-City

Am nächsten Tag betrat Dattel-Heinz das Büro seines Chefs. In seinen Händen balancierte er ein Tablett, auf dem eine Tasse Kaffee stand und die Morgenzeitung mit der Nachricht der wundervollen Rettung von Tomato-City lag. Vorsichtig stellte er es auf dem Schreibtisch ab und wartete auf weitere Befehle.
Mr. Pickles nahm voller Vorfreude seinen Kaffee entgegen, schnappte sich die Zeitung und schlug sie auf. Gemütlich lehnte er sich zurück und trank einen Schluck von dem dunklen Gebräu. Plötzlich begann er unkontrolliert zu husten
»Pfui Teufel, wer hat denn dieses Gesöff verbrochen?«, brachte er mühsam hervor und packte schnell eine Wasserflasche aus, um sich den widerlichen Geschmack aus dem Mund zu spülen.
»Mit Verlaub, das war ich.«, gestand Dattel-Heinz und starrte verlegen auf seine Füße »Sie haben mir aufgetragen, die nächsten zwei Wochen den Kaffee zu kochen.«
Mr. Pickles seufzte. Das hatte er bei der ganzen Aufregung völlig vergessen.
»Vielleicht solltest Du doch besser in den Keller gehen und Akten sortieren.«, beschloss er schließlich nach kurzer Überlegung »Dort kannst Du weniger Schaden anrichten.«

HAPPY END

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.01.2011

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